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Ein Anbieter behauptet 1000€ Limit gibt es nicht

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Offline Ilona

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Re: Ein Anbieter behauptet 1000€ Limit gibt es nicht
« Antwort #30 am: 21 Dezember 2021, 18:02:42 »
@Sepp

na ja, als Erstes könntest du dich bei Glücksspielfrei e.V. engagieren. Das ist eine tolle Truppe, ein bundesweiter Selbsthilfeverband Glücksspielsucht, der Ende November gegründet wurde. Anfang des Jahres müsste zumindest das Gerüst der Homepage stehen, dann erfährst du mehr.

Und ganz konkret sollte natürlich jede/r, der feststellt, dass er nicht korrekt behandelt wurde, sivch bei der Glücksspielaufsicht melden. Aber bitte übersichtliche Aufstellungen der Einzahlungen, der Auszahlungen und der Gewinne, die ausgezahlt wurden, beifügen. Ich habe heute Unterlagen bekommen, aus denen ich nicht schlau werde. Das sollte alles gut aufbereitet und nachvollziehbar sein.

LG Ilona
Juristische Beratung: Kanzlei Kraft, Geil und Kollegen / Bielefeld http://www.kguk.de/
Ansprechpartnerinn: Dr. Iris Ober und Juliane Brauckmann  (Fachanwältinnen für Bankenrecht)  Terminanfragen: 0521-529930
Weitere Infos  hier: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php?topic=3737.0

Re: Ein Anbieter behauptet 1000€ Limit gibt es nicht
« Antwort #31 am: 22 Dezember 2021, 06:52:44 »
Hallo Ilona,

also ich konnte bei einem Anbieter, der in Deutschland konzessioniert ist, seit 1.7.21 in drei aufeinanderfolgenden Monaten jeweils knapp 20.000 Euro einzahlen, ohne dass ich auch nur ein einziges Mal nach meiner Bonität gefragt worden bzw. diese überprüft worden wäre.

Woher hast Du denn die Auslegungen zum GlüStV, die zu den von Dir beschriebenen Anforderungen an das Einsatzlimit führen? Kannst Du mir dazu etwas mitteilen, gerne auch per PN?

Edit: Ich habe den entsprechenden Umlaufbeschluss der Senatskanzleien der Länder gefunden. Ich würde demnach auch davon ausgehen, dass die Regelungslage ab 15.10.2020 galt.
« Letzte Änderung: 23 Dezember 2021, 06:34:56 von HiddenAddiction »

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Offline Sepp

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Re: Ein Anbieter behauptet 1000€ Limit gibt es nicht
« Antwort #32 am: 25 Dezember 2021, 11:23:02 »
@Sepp

na ja, als Erstes könntest du dich bei Glücksspielfrei e.V. engagieren.


Super, vielen Dank für die Info! Sobald ich mein Leben wieder richtig im Griff habe und alles in halbwegs geregelten Bahnen verläuft, wäre ich das machen!

Re: Ein Anbieter behauptet 1000€ Limit gibt es nicht
« Antwort #33 am: 27 Dezember 2021, 20:31:53 »
Liebe Leserinnen und Leser dieses Threads,

wir haben jetzt etwas Klarheit in das Thema mit den Einsatzlimits gebracht. Die Sportwettanbieter können bei der Behörde in Darmstadt einen Antrag auf Erhöhung des Limits stellen. Das haben einige getan und haben auch die Erlaubnis bekommen. Das heißt aber nicht, dass das dann generell für alle Kunden gilt. Es gibt Voraussetzungen für die Erhöhung, die in zwei Stufen erfolgen kann:

1. Voraussetzungn für die Erhöhung bis zu 10.000 € Einsatz im Monat ist, dass
 – für diesen Spieler ein individuelles beziffertes Einsatzlimit gesetzt wird,
 – für diesen Spieler ein zusätzliches individuelles Verlustlimit von maximal 20 % des individuell festgesetzten zusätzlichen Einsatzlimits gesetzt wird,
 – der Spieler gegenüber dem Sportwettenanbieter eine diesen Limits entsprechende wirtschaftliche Leistungsfähigkeit in geeigneter und überprüfbarer Weise nachweist (z. B. durch Einkommenssteuerbescheide oder andere Einkommensnachweise und Bankauszüge; Selbstauskünfte von Spielern sind nicht ausreichend),
 – dieser Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit mindestens jährlich wiederholt wird,
 – der Anbieter für diesen Spieler ein spezielles Monitoring auf auffälliges Spielverhalten durchführt und die – anonymisierten – Ergebnisse des Monitorings der Aufsichtsbehörde halbjährlich übermittelt,

2.  Das Setzen eines Limits von über 10.000 Euro bis 30.000 Euro ist für nicht mehr als 1 % der bei dem jeweiligen Anbieter aktiven Spieler zulässig; maßgeblich ist die durchschnittliche Anzahl der aktiven Spieler bei diesem Anbieter in den jeweils vergangenen drei Monaten. Voraussetzung ist zusätzlich zu den Voraussetzungen gemäß 1., dass
 – der Spieler mindestens 21 Jahre alt ist,
 – ein engmaschigeres Monitoring durch den Anbieter erfolgen muss und die Auswertung dieses Monitorings der Aufsichtsbehörde vierteljährlich übermittelt wird,
 – der Anbieter Spieler, bei denen das Monitoring auf eine Spielsuchtgefährdung oder Spielsucht hinweist, unverzüglich unter Angabe der Hinweise der zuständigen Behörde meldet, damit diese über die zu ergreifenden Maßnahmen (z.B. Ausschluss von der Inanspruchnahme erhöhter Limits oder Spielersperre) entscheiden kann; um ein Limit von über 10.000 Euro setzen zu können, muss der Spieler hierzu ggf. datenschutzrechtlich erforderliche Einwilligungen zuvor erteilen.


Soweit zu den Anforderungen an die Limiterhöhung.
Nun meine Fragen:
1. Wer konnte bei Anbietern, die inzwischen eine Sportwettenerlaubnis haben, mehr als 1.000 € im Monat einsetzen?
2. Wurden die oben aufgeführten Vorgaben dabei erfüllt?

Zum Hintergrund: Uns liegen diverse Berichte von Betroffenen vor, dass das Limit erhöht wurde, ohne dass die Erhöhung vom Spieler / von der Spielerin beantragt wurde und ohne, dass z.B. die Bonität geprüft wurde.

Bitte mal kurz melden.

LG Ilona

Vielen Dank für die konkreten Informationen. Ich kann diese Infos sonst leider nirgends finden - gibt es da einen Gesetzestext oder sowas, auf den man verweisen kann?

Mein erster Beitrag hier im Forum ist leider zu diesem Thema, aber mich treibt die rechtliche Frage, ob meine Verluste so hätten gar nicht geschehen dürfen um. Wenn es solche Gesetze zur Spielsuchtbekämpfung gibt, dann dürfen sich meiner Meinung nach aus keine Anbieter darüber hinwegsetzen. Auch wenn mir klar ist, dass ich der Verantwortliche für meine Verluste bin in erster Linie und nicht der Anbieter. Mich interessiert, ob es dieses Einzahlungslimit tatsächlich verpflichtend für Sportwetten gibt (der Anbieter hat eine deutsche Lizenz) und wie aussichtsreich eine Einklagung der erhöhten Verluste ist. Mir ist klar, dass mein Fokus auf spielfrei sein muss. So einen Geldbetrag, der einem ja dann zusteht fliegen zu lassen wäre allerdings auch unnötig.

Konkret habe ich in den Monaten November und Dezember 2021 mehr als 1.000 EUR eingezahlt (und natürlich verloren). Ich hatte in meinem Account keine abweichenden Limits oder sonstwas festgelegt. Ich habe mir eine Transaktionsliste vom Anbieter heruntergeladen, nachvollziehbar ist alles alles relativ einfach.
Lohnt hier der Weg zum Anwalt? Ansonsten ist die Glücksspielaufsichtsbehörde jeweils bei den Ländern oder? Das wäre für bw wohl diese Adresse hier: https://rp.baden-wuerttemberg.de/rpk/abt8/ref86/


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Offline Ilona

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Re: Ein Anbieter behauptet 1000€ Limit gibt es nicht
« Antwort #35 am: 03 März 2022, 17:55:23 »
Es wurden nach meiner Kenntnis aktuell bereits zwei Klagen mit ähnlichen Fällen eingereicht. Ich bin da ziemlich guter Dinge. Aber du weißt ja: vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand. Vielleicht mal abwarten, was die Klagen bringen. Oder checken, ob Anspruch auf PKH besteht bzw. ob ein Finanzierer einsteigt.
LG Ilona
Juristische Beratung: Kanzlei Kraft, Geil und Kollegen / Bielefeld http://www.kguk.de/
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Weitere Infos  hier: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php?topic=3737.0

Re: Ein Anbieter behauptet 1000€ Limit gibt es nicht
« Antwort #36 am: 03 März 2022, 21:27:32 »
Das mit den Klagen ist ja eigentlich sehr erfreulich. Aber: Während diese Klagen nun ihren langwierigen Gang gehen (mit allen damit verbundenen Belastungen für die Klagenden), machen diese Anbieter erst mal einfach weiter mit ihrem regelwidrigen Verhalten?

Was tut denn die Aufsichtsbehörde (bei der die Verstöße hoffentlich auch angezeigt wurden) dagegen? Gibt ihnen einen Klaps auf die Finger? Oder noch nicht einmal das? Sind die in dem Laden blind, dumm, überfordert oder haben die vielleicht sogar “Vorgaben”, die Dinge einfach laufen zu lassen?

Das ist doch grotesk – es gibt ein neues Gesetz mit mehr als eindeutigen Formulierungen und alles geht offenbar weiter wie vorher.

Ich würde normalerweise diesen speziellen Aspekt (der Probleme mit dem "angeblichen" Einzahlungslimit) nicht kommentieren, bin aber angesichts der anderen aktuellen Ereignisse etwas leichter auf die Palme zu bringen und daher emotional deutlich mehr im “Sanktionsmodus” als sonst.

/rant over

 

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