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Reaktionen von Familie und Freunden

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Reaktionen von Familie und Freunden
« am: 04 September 2020, 16:11:36 »
Hallo ihr alle!
Ich war bis gestern noch davon überzeugt mich meinen Eltern nicht anvertrauen zu wollen und komme gerade ins grübeln. Es sind doch meine Eltern... Sie sollten es doch irgendwann zu verstehen versuchen oder?
Wie war die Reaktion eurer Freunde und Familien? Meine beste Freundin und mein Partner haben super reagiert. Auch wenn ich das Vertrauen gerade wieder aufbauen muss, haben beide erkannt, dass ich krank bin.
Viele Grüße

*

Wolke

Re: Reaktionen von Familie und Freunden
« Antwort #1 am: 04 September 2020, 16:32:32 »
Hey,

Reaktion meiner Freunde war sehr gut.

Familie und Partner wissen nichts,werde es ihnen auch nicht erzählen, so brauchen sie sich nicht zu sorgen und ich muss mich nicht erklären und es ist auch nicht nötig. Alles ist gut ,wie es ist.

LG Wolke

Re: Reaktionen von Familie und Freunden
« Antwort #2 am: 04 September 2020, 16:59:34 »
Also versuchst du sie damit zu schützen? Ich frage mich was besser ist. Eine Lüge zu leben oder alle schützen zu wollen. Vor allem für die Genesung!

*

Wolke

Re: Reaktionen von Familie und Freunden
« Antwort #3 am: 04 September 2020, 17:43:47 »
Meine Eltern sind alt und sollen ihre Rente genießen und sich keine Sorgen machen müssen.

Mein Partner könnte sowas eher verstehen und damit wahrscheinlich umgehen,allerdings befürchte ich trotzdem ,dass sich unser Verhältnis ändern würde. Ich schütze mich damit natürlich auch selber,denn ich möchte mich nicht rechtfertigen müssen,wenn ich mal meine Ruhe haben möchte,schlecht drauf bin oder mal länger mit Freunden unterwegs bin oder ich mal mehr Geld ausgegeben habe.
Ich spiele seit 3 Jahren nicht,lüge ihn also nicht an,meiner Genesung tut das auch keinen Abbruch,wenn er es nicht weiß,was ich vor 3 Jahren noch gemacht habe.
Was ist ,wenn mal Geld wegkommt,verlegt wird,werde ich dann sofort verdächtigt?

So,ist es für alle besser und mit den 3 Freunden kann ich ja reden.

Re: Reaktionen von Familie und Freunden
« Antwort #4 am: 05 September 2020, 09:50:11 »
Das kann ich verstehen Wolke, ist das Vertrauen erstmal weg lebt es sich deutlich unangenehmer. Ich habe letztens scheinbar irgendwo 10 Euro zu wenig wieder bekommen, was ich nicht gemerkt habe. Mit meinem Partner wird gerade alles abgerechnet und ich konnte ihm nicht erklären, wo die 10 Euro sind. Gespielt habe ich wirklich nicht. Aber ich habe mich so schlecht gefühlt, weil ich sofort dachte, dass er denken könne, dass ich gespielt habe!

Re: Reaktionen von Familie und Freunden
« Antwort #5 am: 05 September 2020, 10:07:25 »
Zitat
Mein Partner könnte sowas eher verstehen und damit wahrscheinlich umgehen, allerdings befürchte ich trotzdem ,dass sich unser Verhältnis ändern würde.

Alles nur reine Spekulation und die Angst davor, dass dein Partner negativ darauf reagieren wird. Du kannst nur hoffen, dass er es ja nicht durch Zufall herausfinden wird, wie schon so oft geschehen und dann hast du womöglich noch ein größere Problem.

Das einzige was dir "zugute" kommt, ist die Tatsache, das du es bisher 3 Jahre lang Geheimhalten konntest dennoch belastet dich dieser Umstand mehr als dir eigentlich klar ist was sich meiner Meinung nach auch in deinen Träumen widerspiegelt.

Gut, es ist deine Entscheidung, du musst damit leben aber mir für mich ist meine Partnerin der wichtigste Mensch in meinem Leben. ist mir gleichgestellt dem man alles anvertrauen sollte egal wie hart dieser Umstand auch sein mag und falsche Rücksicht ist da fehl am Platze - schonungslose Offenheit und Vertrauen und das erwarte ich auch von der anderen Seite - gibt es ein Problem will ich davon wissen und auch nicht geschont werden! Dieser Umgang ist das Fundament auf dem die Beziehung basiert.

Würde ich durch Zufall dahinter kommen dann wäre ich zwar verärgert und geschockt; würde ich die Beziehung auch erst mal in Frage stellen und mich fragen: Warum wurde mir das verschwiegen! Würde Ihr aber nicht den Kopf abbeißen und letztendlich auch damit umgehen können.

Wenn ich etwas im Leben gelernt habe dann ist es die Tatsache das man, egal vor was auch immer, wie hart und übel es auch aussehen mag, auf keinen Fall weglaufen darf und man sich jeder Situation auch stellen muss schon aus Respekt vor dem Gegenüber. Habe ich eine Verfehlung begangen dann muss ich auch dazu stehen, egal welche Konsequenzen dies auch hat denn nur so kann man sich von dem Übel frei machen und ein deutlich besseres Leben führen.

@Carmen86

Kopfkino - die sinnlosteste Zeitverschwendung die es gibt. Sich über mögliche Dinge den Kopf zu zerbrechen welche in der Zukunft liegen und überhaupt nicht eintreten müssen.  Ich zerbreche mir im Vorfeld nicht wirklich den Kopf darüber und mache mich nicht unnötig verrückt und belaste mich nicht mit Eventualitäten..

Dies handhabe ich so mit allem in meinem Leben - ich wäge die Risiken schon im Vorfeld aber - dabei bleibt es aber auch und steigere mich nicht in eine Sache rein. Auch deswegen habe ich mir keine unnötigen Sorgen nach meiner Klage gegen Paypal gemacht die ich letztendlich auch gewonnen habe vor dem LG Ulm - bin dabei völlig Tiefenentspannt und auch jetzt, wo der Termin der Berufung vor dem OLG Stuttgart, immer näher rückt empfinde ich so. Es kommt was kommen wird aber mein Kopfkino bleibt aus!

Warum sollte ich mich Stressen - dafür ist mir meine Zeit zu kostbar als selbige mit Eventualitäten und diversen Spekulationen, selbst unter Druck zu setzen! Bin ja nicht bescheuert^^

Und selbst wenn ich dann negative Resonanz bekomme, in welcher Form auch immer, so brauche ich mir nichts vorzuwerfen denn ich hab die Wahrheit offenbart und es ist nicht mein Problem wenn andere damit nicht umgehen können.

Hab keine Angst oder schäme mich vor was auch immer, was Fremde über mich denken ist mir auch ziemlich egal aber ich stehe zu allem was ich "verbrochen" habe und das ungeachtet der daraus resultierenden Konsequenzen.
« Letzte Änderung: 05 September 2020, 10:21:51 von Born4Nothing »
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*

Wolke

Re: Reaktionen von Familie und Freunden
« Antwort #6 am: 05 September 2020, 13:18:27 »
Hey,

Zitat
Alles nur reine Spekulation und die Angst davor, dass dein Partner negativ darauf reagieren wird. Du kannst nur hoffen, dass er es ja nicht durch Zufall herausfinden wird, wie schon so oft geschehen und dann hast du womöglich noch ein größere Problem.

Ja,dass ist Spekulation,aber gesagtes kann nicht zurückgenommen werden,deswegen habe ich es bisher nicht gemacht.

Er kann es nie rausfinden,denn alle alten Kontoauszüge gibt es nicht mehr,die Sachen der Therapie sind gut versteckt und er wühlt nicht in meinen Sachen und geht auch nicht an mein Handy. Nur meine Freunde könnten es ihm erzählen,aber wir sind zwischen 15 und 30 Jahren befreundet,die werden nichts erzählen,denen vertraue ich zu 200%.

Ich erzähle ihm natürlich von anderen Problemen,da geh ich offen und ehrlich mit ihm um,aber mit der Spielsucht tue ich mich sehr schwer. Dadurch,dass  er es nicht weiß,verbessert oder verschlechtert sich unsere Beziehung jetzt nicht. Ich habe ihn nie angelogen,deswegen habe ich kein schlechtes Gewissen.

Und ja,die Träume sind leider da und werden hoffentlich bald weniger.

LG Wolke



Re: Reaktionen von Familie und Freunden
« Antwort #7 am: 05 September 2020, 13:53:42 »
Zitat
Er kann es nie rausfindenden alle alten Kontoauszüge gibt es nicht mehr, die Sachen der Therapie sind gut versteckt und er wühlt nicht in meinen Sachen und geht auch nicht an mein Handy. Nur meine Freunde könnten es ihm erzählen, aber wir sind zwischen 15 und 30 Jahren befreundet, die werden nichts erzählen, denen vertraue ich zu 200%.

Was glaubst du wie das für eine außenstehende Person wirkt wenn die einen solchen Satz lesen würden?

Für mich: Du betreibst einen derben Aufwand nur um das vor deinem Partner geheim zu halten - versteckst Unterlagen usw...das ist ja schon extrem und sicher nicht normal...

Was glaubst du warum dein Partner nicht in deinen Unterlagen oder deinem Handy schnüffelt? Eben deshalb weil er dir vertraut; du hingegen vertraust Ihm kein Stück denn sonst würdest du sein Vertrauen, was er in dich hat, auch erwidern und da sind auch die nebensächlichen Probleme nur ein vorgeschobener Grund damit du dich besser fühlst; doch auf die kommt es wirklich nicht an. Du stellst deine Freunde gleich mit 200% vor deinen Partner; eigentlich sollte dein Partner an erster Stelle stehen!

Du lebst nun seit 3 Jahren mit diesem Geheimnis was sich auch seelisch, in deinen Träumen manifestiert aber anstelle dagegen, vor allem aktiv, etwas zu unternehmen damit du wieder richtig leben kannst, redest du dir weiter ein, wird schon irgendwann besser werden und machst dir auch noch dabei was vor - letztendlich belügst du dich von vorne bis hinten nach Strich und Faden selbst und merkst nicht mal wie sehr dich dieser Umstand, seit geschlagenen 3 Jahren belastet und noch viele Jahre belasten wird wenn du nichts daran änderst!

Lebensqualität sieht leider komplett anders aus...
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*

Wolke

Re: Reaktionen von Familie und Freunden
« Antwort #8 am: 05 September 2020, 14:22:50 »
Hey ,

ich erwider sein Vertrauen,aber nur in dieser einen Sache nicht. Und ihm vertraue ich auch zu 200% ,allerdings möchte ich unsere Beziehung nicht mit was belasten,was gerade nicht akut ist( ich weiß,bin immer süchtig,aber ich spiele seit 3 Jahren nicht!!) In der Gruppe haben fast alle erzählt,wie das Vertrauen weggegangen ist,wie sich die Beziehung verändert hat,dass möchte ich nicht.

Partner und Familie geht es gut,sie sorgen sich nicht,ich habe Freunde zum Reden ,wenn ich kurz vorm Zocken stehen sollte,habe meine Skills und ja ,so habe ich auch etwas Ruhe und muss mich nicht rechtfertigen,wenn ich mal schlechte Laune haben sollte oder einfach nur müde bin,was aber nichts mehr mit der Sucht zu tun hat.

Alle sind glücklich und das ich die Sucht trotzdem noch im Kopf habe ,ist meine Schuld,aber ich komme damit klar. Mal mehr ,mal weniger,aber es geht immer besser. Ich sehe keinen Grund irgendwas zu verändern.
Wenn ich rückfällig werden sollte,denke ich nochmal neu über alles nach. Aber ein Rückfall tritt hoffentlich nie ein.

LG Wolke
« Letzte Änderung: 08 September 2020, 11:03:52 von Wolke »

Re: Reaktionen von Familie und Freunden
« Antwort #9 am: 05 September 2020, 15:56:37 »
Zitat
...allerdings möchte ich unsere Beziehung nicht mit was belasten, was gerade nicht akut ist...

Leider ist es nach wie vor akut; nicht das Spielen aber die Gedanken, die Träume denn wenn ich mir mal so durchlese was du die letzten Monate hier geschrieben hast, belastet dich das mehr als du dir nun selber eingestehen möchtest...

Zitat
Partner und Familie geht es gut...

Problem dabei ist, dass es nicht um Freunde, Familie oder den Partner geht sondern in erster Linie um DICH, dein Wohl und das, passt hinten und vorne nicht!

Zitat
Alle sind glücklich und das ich die Sucht trotzdem noch im Kopf habe ,ist meine Schuld, aber ich komme damit klar.

Das du wirklich glücklich bist bezweifle ich stark. Die Schuldfrage stellt sich nicht. Nur weil du einen Fehler begangen, die falsche Abzweigung genommen hast bedeutet das nicht zwangsläufig das du an allem Schuld trägt.

Auch ich habe Fehler gemacht, und glaub mir, nicht nur einen und ja, ich bin auch falsch abgebogen aber ich wälze mich nun nicht in Selbstmittleid, quäle und suhle mich nicht in Selbstmittleid deswegen, wenn dann war das nur ein einziges Wocheende aber danach hab ich alles erdenkliche unternommen damit es mir wieder besser geht und hab auch auf andere keine Rücksicht genommen!

Sicherlich ist das alles Kacke ABER --> "Das Leben ist einfach. Du triffst Entscheidungen und blickst nicht zurück."

Nur dafür ist es notwendig mit der Vergangenheit abzuschließen, los zu lassen! Du schleppst das alles aber seit Jahren mit dir umher, viel zu lange um auch einen Abschluss zu finden! Du musst über deinen Schatten springen denn momentan vegetierst du nur vor dich her - willst du das wirklich dein ganze weitere Leben so fortführen oder willst du nicht endlich mal anfangen zu Leben!?

Zitat
In der Gruppe haben fast alle erzählt, wie das Vertrauen weggegangen ist, wie sich die Beziehung verändert hat, dass möchte ich nicht.

Sicherlich gibt es diese mögliche Seite aber auch ich kann dir aus Erfahrung sagen, das viele auch positive Erfahrungen gemacht habe und alles nicht so schlimm war wie angenommen --> schalt das Kopfkino aus!
« Letzte Änderung: 05 September 2020, 16:12:40 von Born4Nothing »
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Wolke

Re: Reaktionen von Familie und Freunden
« Antwort #10 am: 05 September 2020, 17:48:16 »
Mit vielen Dingen hast du sicherlich Recht und ich bin ein Kopfmensch ,der immer Plan A,B und C für andere und die Arbeit parat hat ,deswegen fehlt es was an Kraft für mich persönlich.

Spielfreiheit ist erreicht,mit viel Arbeit,darüber bin ich froh und wenn alle glücklich und zufrieden sind ,bin ich es erstmal auch ,auch wenn wenn für mich immer noch was fehlt.

Manchmal hoffe ich auf die Zeit oder ich muss mich mal,wenn die Therapie bald vorbei ist,auch hier mal zurückziehen. Keine Gruppe,keine Therapie,kein Spielsuchtforum. Kopf ausschalten. 

Ich weiß aber auch,dass ich mir bei manchen Dingen in den Hintern treten muss,die mir gut tun,die blöde Gedanken verschwinden lassen.
Wahrscheinlich ist es wie mit dem Laufen bei dir,der Start ist ein Angang,wenn man dabei ist geht es,langfristig gesehen ,tut es nur gut.

Ich muss mehr aus meiner Komfortzone raus. Das beinhaltet zwar nicht das outen bei Partner und Familie,aber alles andere was das  Leben so betrifft.

Sorry Carmen,ich wollte nicht dein Thema hier sprengen,wie gehst du denn mit deinen Eltern weiter vor?

LG Wolke



*

Offline Olli

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Re: Reaktionen von Familie und Freunden
« Antwort #11 am: 05 September 2020, 18:09:25 »
Hi zusammen!

Ich hatte ja mal versprochen auf das Thema näher einzugehen, habe mich dann aber dagegen entschieden, weil es vielleicht (mißverstanden) zu Verletzungen gekommen wäre.
Wenn ich da erst einmal loslege. dann schlägt da auch schon mal meine offene Agressivität durch ... :)

Jetzt wird das Thema durch Carmen wieder hervorgeholt und das ist auch gut so, da es eigentlich immer aktuell ist.

Ja, ich muss gestehen, ich habe in meiner Familie keine guten Erfahrungen gemacht. So wussten meine Eltern um meine Spielsucht. Eines Tages hörte ich aus meinem Zimmer, wie mein Vater im Flur die Bodeneinschubtreppe zum Speicher öffnete. Er stieg die knarzenden Stufen fast bis oben hoch und ich vernahm, wie Fliesen geschoben wurden.
Das war nicht verwunderlich, mein Vater war selbstständiger Fliesenleger. Zwei Garagen waren zeitweise mit Material vollgestopft. Auf dem Speicher sammelte er Fliesenreste älterer Generationen. Wenn Versicherungen ihn beauftragte nach einem Wasserschaden aufgeschlagene Wände wieder zu schließen und zu fliesen, dann griff er auf diesen Fundus zurück.
Für die Versicherungen war das billiger, als komplette Badezimmer neu zu fliesen.
Auf jeden Fall vernahm ich nun ein Fluchen und meine Mutter wurde herauf gerufen. Sie redeten bewusst leise und ich vernahm nur Fragmente wie "das Geld ist weg".
Erstaunt öffnete ich die Tür und ich wurde sofort angegangen: Du hast das Geld geklaut!
Nein - das hatte ich nicht! Ich wusste gar nicht, dass da oben Geld unter Fliesen versteckt war. Auch habe ich bis heute keine Ahnung, wie es weg gekommen sein sollte.
Dies wurde ich nämlich gefragt - und das nicht nur einmal. Eine Erklärung zu finden war nicht meine Aufgabe! Ich hatte mit der Sache nichts zu tun!
Viele viele Jahre später kam es dann zum Zerwürfnis mit meinen Eltern und mein Vater bestahl mich mit dem Argument, ich hätte ja schließlich ihn beklaut.
Zu dieser Zeit hatte ich monatlich mein Taschengeld auch meiner Mutter übergeben. Wenn ich etwas brauchte, nahm ich es aus ihrer Geldbörse und dokumentierte dies in einer Liste.
Über viele Monate sammelte sich so ein ordentliches Sümmchen an, an dem sich jedoch meine Mutter mit meinem Wissen bedient hatte. Wenn ihr Festgeld wieder frei würde, so versprach sie, bekäme ich es wieder. Nun, das Ende habe ich ja schon voraus genommen ...

Ich kann verstehen, wenn sich jemand nicht outen möchte. Bei meiner Familie würde ich dies nicht mehr tun, wenn es nicht zum Zerwürfnis gekommen wäre.
Sie haben keinerlei Verständnis für das Thema und haben sich auch nie die Mühe gemacht, sich näher zu informieren.
Dann hätte sich mein Vater vielleicht auch die Frage stellen müssen, wieso er selbst hier und da am Automaten spielt. Das passt aber nicht in sein Weltbild sich selbst zu hinterfragen.
Nun gut, genug zu dem Thema.

Im Laufe der letzten 14 Jahre habe ich immer wieder miterlebt, dass andere Familien mit meiner nicht gleichzusetzen sind. Meine Familie bildet da eine riesige Ausnahme.
Im Gegenteil stoßen die Betroffenen sehr sehr häufig auf Unterstützung und sind im Nachhinein heilfroh, dass sie ihre Ängste vor diesem Schritt überwunden haben.

Zitat
Das kann ich verstehen Wolke, ist das Vertrauen erstmal weg lebt es sich deutlich unangenehmer. Ich habe letztens scheinbar irgendwo 10 Euro zu wenig wieder bekommen, was ich nicht gemerkt habe. Mit meinem Partner wird gerade alles abgerechnet und ich konnte ihm nicht erklären, wo die 10 Euro sind. Gespielt habe ich wirklich nicht. Aber ich habe mich so schlecht gefühlt, weil ich sofort dachte, dass er denken könne, dass ich gespielt habe!

Ängste sind das zentrale Thema. Ängste, gerade, wenn es sich um Negative handelt, wachsen! Sie entwickeln ein Eigenleben! Wenn wir ihnen dies gestatten, dann werden auch die "Gründe" das Outing zu unterlassen immer irrationaler. Sie können nicht nur phobiengeich werden, sondern sogar zur Phobie führen.
Wie Carmen, hast Du diese Angst im letzten Satz aufgelöst? Wie bist Du ihr begegnet? Hast Du Deinem Partner erzählt von dieser Angst?

Natürlich kann Mißtrauen im Partner entstehen, wenn er eine solche Geschichte zu hören bekommt, die zwar sicherlich wahr ist, aber sich doch auch ziemlich unwahrscheinlich anhört.
Ich weiß jetzt gerade nicht Deine Vorgeschichte. Doch oftmals geben wir Spieler mit unserem Verhalten ja gerade erst den Anlass dafür - und das jahrelang.
Da wird gelogen und betrogen - es werden sich Geschichten ausgedacht und und und ...
Wir haben dieses Vertrauen zerstört! Dürfen wir uns denn dann beschweren, wenn uns Mißtrauen entgegen gebracht wird?
Es ist unsere Aufgabe in jedweder angeknacksten Beziehung das Vertrauen wieder herzustellen!
Wenn wir uns in die Position des Anderen versetzen, dann wären wir ja selbst mißtrauisch.

Was Ihr nicht vergessen dürft: Ihr werdet nicht über Eure Sucht definiert! Ihr werdet geliebt wegen Eurer kompletten Persönlichkeit!
Zu lügen und zu betrügen gehört zum Krankheitsbild hinzu. So lange wir spielen, schützt uns dies vor Verletzungen und dem Verlust des Glückspiels.
Wenn ihr aber spielfrei werdet, dann kommen auch wieder die ursprünglichen Werte ans Licht. Dazu gehört es nun mal die Wahrheit zu sagen und nichts zu verschleiern (so hoffe ich doch :) )

Ich finde es echt krass, wenn hier gesagt wird, eine Beziehungsperson solle geschützt werden. Das ist ein Hochstaplergedanke, der Seinesgleichen sucht!
Als einzige Aunahme lasse ich hier gelten, wenn tatsächlich die Person physiche und psychische Probleme aufweist.
Denkt Ihr überhaupt darüber nach, was wirklich hinter dieser Aussage steckt? Und könnt Ihr damit tatsächlich beruhigt schlafen?
Ihr sagt aus, dass Ihr die Beziehungsperson bewusst belügt. Dem noch nicht genug, es wird, wie Wolke es hier wieder beschrieben hat, sogar enormer Aufwand betrieben, um die Wahrheit zu verschleiern. Das sogar bewusst - mit voller Absicht! Da kann sich keiner herausreden; "Hoppla, das ist mir einfach passiert ..."
Nein, aus dem Passiv wird nichts - das sind aktive Handlungen! (Da ist sie, meine offene Agressivität ... ;) )

Das, was hier passiert, das dient einzig und alleine dem Selbstschutz. Niemand möchte gerne in den Augen der Liebsten als schwach gelten. Niemand möchte auch nur denken, den Anderen zu enttäuschen. Dieses aktive Lügen und Betrügen dient nur dem Schutz vor Verletzungen - meinen Verletzungen. Oftmals zm Schutz vor der vermeindlichen Bestätigung des eigenen negativen Selbstbildes.
Sicherlich schwebt auch die Angst mit weniger oder gar nicht mehr geliebt zu werden, also auch sich weniger bis gar nicht liebenswert zu fühlen!

Das alles hier sagt einzig und alleine etwas über Euch aus. Es sagt rein gar nichts über die Beziehungsperson aus, der man sich offenbaren sollte!

Auch wenn diese nichts bisher von der Sucht weiss und derren Auswirkungen, so zerstört ihr aktiv das Vertrauen, welches in Euch gesetzt wird.
Mit jeder Lüge hebt ihr eine Grube aus und verseht diese mit angespitzten Holzpfählen, Glassscherben, Selbstschussanlagen, angriffslustigen Skorpionen und Klapperschlangen.
Jede Lüge kommt irgendwann ans Tageslicht. Und wenn die Beziehungsperson ins Loch gefallen ist, dann ist das Geschrei groß und alle Ängste werden zur Wahrheit.
Die Person hat alles Recht der Welt auf Euch sauer zu sein. Für ihn ist es eine Selbstverständlichkeit in der Beziehung zu vertrauen und Vertrauen entgegen gebracht zu bekommen.

Wenn es sich hier um den Lebenspartner oder die direkten Familienangehörigen geht, dann frage ich mich, was Ihr unter Liebe versteht?!
Was ist Liebe ohne Vertrauen? Das gibt es nicht! Das ist keine Liebe!
Ja, das klingt hart, aber ihr reduziert Eure Liebe in der Beziehung zu einer reinen egoistischen Zweckgemeinschaft.
Liebe bedeutet sich auch fallen lassen zu können und selbst zu vertrauen, dass der Andere einen auffängt!
Sie bedeutet aber auch anders herum, dass ich erwarten kann, dass der Andere sich in meine Arme fallen lassen wird, wenn die Zeit dafür reif wird.
Daraus folgert, dass wir der Beziehungsperson gegenüber verpflichtet sind mitzuteilen, was uns belastet.
Wie soll er mich denn auffangen können, wenn ich mich bewusst hinter ihn stelle und dann falle? Schnell wieder aufstehe, damit er es nu ja nicht merkt?

Leiden lassen sich besser geteilt (er)tragen!

@Wolke
Bitte spreche bei Deinem Therapeuten mal "ängstlich vermeidendes Verhalten" an ...
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

*

Wolke

Re: Reaktionen von Familie und Freunden
« Antwort #12 am: 05 September 2020, 19:18:44 »
quote]Ihr sagt aus, dass Ihr die Beziehungsperson bewusst belügt.[/quote]

Ich habe ihn nie belogen,auch wenn ihr euch das schwer vorstellen könnt. Nie beklaut,nie belogen,getrennte Konten ,ich habe immer meine Rechnungen bezahlt,immer meinen Teil zum Haushaltsgeld beigetragen. Als ich noch zocken ging,wohnten wir noch nicht zusammen,also fiel es nie auf.

Wenn ich Sachen verschweige,lüge ich nicht.

Wenn ich vor 3 Jahren Brustkrebs hatte und als geheilt gelte und ich es ihm nicht sage,lüge ich ihn auch nicht an und es belastet auch nicht unsere Beziehung.

Meine Eltern sind alt,krank und ein Elternteil hat eine beginnende Demenz,da stellt sich mir gar nicht die Frage,ob ich es ihnen sage oder nicht. Sie werden es nie erfahren und sollen glücklich weiterleben so lange es noch geht.

Natürlich schütze ich mich auch selber und unsere Beziehung. Denn wenn ich ständig aus Misstrauen oder auch aus Sorge gefragt werden würde ,wo warst du,warum kommst du so spät oder wenn vielleicht mal Geld verlegt wird oder verloren geht,dass ich dann als erstes gefragt und verdächtig werde,wie bei dir geschehen,Olaf,dann würde mich das tierisch auf Dauer ankotzen. Ich könnte es verstehen,aber es würde mich ankotzen,nerven und die Beziehung gefährden,je nach Stärke der Fragerei. Ich glaube nicht,dass er das so tun würde,aber ich möchte es nicht ausprobieren,denn Rückgängig könnte ich es nicht machen.
Und da es ja um mich und mein Wohlbefinden,meine Genesung geht,wie es eben so schön gesagt wurde, komme ich wunderbar damit zurecht und fühle mich damit wohl,dass über meine Spielsucht nur 3 Freunde bescheid wissen. Das hilft mir sehr.

Ich habe mich doch damit geoutet,also ist doch alles gut. Wem ich es gesagt habe,spielt dabei keine Rolle und der Therapeut weiß darüber schon längst bescheid und wir haben darüber geredet.

LG Wolke






Re: Reaktionen von Familie und Freunden
« Antwort #13 am: 05 September 2020, 21:53:12 »
Wenn ich mir deinen Text so durchlese hat es schon einen derben Hauch von emotionaler Abhängigkeit.

Das ganze Leben wird nach dem Partner gerichtet und eigene Interessen werden dabei völlig vernachlässigt und zurückgestellt nur um deinem Partner zu "gefallen" - was mit dir dabei wird scheint dir völlig egal zu sein - hast du wirklich eine solche Angst dein Partner würde dich verlassen?

Du hast Scheiße gebaut - wie wir alle hier - doch willst den wichtigsten Personen davon nichts erzählen weil du die schonen willst? - Gut, bei deinen Eltern hab ich Verständnis dafür aber nicht wenn es um deinen Partner geht und hast bereits 3 Jahre regelrecht verschwendet weil du Angst hast du könntest ihn verlieren oder er stellt zu viele Fragen die dir unangenehm sind!?

Und ja, du hast endlich, wenn du dich offenbaren würdest die 100%ige Gewissheit wie dein Partner dies Auffassen würde dann hättest du deine Antwort - egal ob positiv oder negativ aber glaub mir, es würde dir dahingehend wieder Türen öffnen die du momentan zugenagelt hat und ich bin auch der Überzeugung das es dir egal wie die Reaktion aussehen mag besser geht!

Wolke, 3 Jahre hast du schon verschwendet - ich würde das höchstens 3 Tage so handhaben (wie geschehen!) und dann die Karten auf den Tisch packen, wie ich das bisher immer in meinem Leben gemacht habe - gut ist nich wirklich einfach aber führt am schnellsten zum Ziel - egal welche Konsequenzen auch immer aussehen mögen aber mein Kopfkino möglicher Reaktionen bleibt aus - sehe ja was passiert und soviel Rückgrat und Charakterstärke sollte man schon haben, vor allem in einer Beziehung.

Damit hab ich dazu alles gesagt und ich hoffe inständig du bekommst jetzt die Kurve^^

@Carmen

Zitat
Ich war bis gestern noch davon überzeugt mich meinen Eltern nicht anvertrauen zu wollen und komme gerade ins grübeln. Es sind doch meine Eltern... Sie sollten es doch irgendwann zu verstehen versuchen oder?

Sag es Ihnen und warte auf die Reaktion. Spekulationen helfen dir dabei auch nicht weiter aber selbst meine Familie hatte Verständnis (Papa/Mama) - ok mir war es aber auch egal was die dann von mir denken und meine Parterin weiß auch Bescheid, kann aber absolut kein Verständnis dafür aufbringen und will davon auch nichts weiter wissen. Damit kann ich umgehen aber ich hab es auch ihr gesagt.

Klar bekomm auch ich das ab und an aufs Butterbrot geschmiert aber hey - Eltern eben^^
« Letzte Änderung: 05 September 2020, 22:02:01 von Born4Nothing »
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Re: Reaktionen von Familie und Freunden
« Antwort #14 am: 05 September 2020, 22:20:08 »
Das hast du schön gesagt Olli, aber ich denke, dass es auch sehr viele Suchtkranke gibt, die - wie du schon sagtest- physisch oder psychisch kranke Familienangehörige haben, denen man vielleicht nicht noch eine Bürde auferlegen möchte. Meine Mutter hat mich finanziell immer unterstützt und ich habe ihr Vertrauen mehr missbraucht, als von sonst jemandem, worüber ich sehr traurig bin, weil meine Mama wirklich eine großartige Frau ist. Für eine Spielsüchtige definitiv zu großzügig und bedingungslos. Vor kurzem ist sie erkrankt. Ist es dann ein Selbstschutz oder ein Schutz für sie wenn ich ihr nichts von meinen Problemen erzähle und lieber den Weg alleine durch die Insolvenz gehe?

Es gibt, denke ich so viele unterschiedliche Reaktionen. Deshalb wollte ich das Thema in einem eigenen thread mal ansprechen.

Ich hatte das Thema Vertrauen übrigens gerade schon wieder. Meinem Freund fehlte angeblich Geld. Er hat mich nicht beschuldigt, aber ich habe ihm abgesehen, dass er dachte ich wäre es gewesen. Er hatte sich jedoch nur verzählt. Ich kann verstehen, dass er misstrauisch ist, ich wäre es auch. Aber solche Situationen tun weh. Es schmerzt wenn man im Blicke des Partners, dem Menschen den man liebt, sieht, wie er grübelt, ob man das Vertrauen missbraucht hat. Und ich habe meinem Partner noch nie Geld gestohlen, aber im Zusammenhang mit Spielsucht ist das natürlich naheliegend...

 

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