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Ich kann nicht aufhören

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Ich kann nicht aufhören
« am: 07 Oktober 2020, 02:40:40 »
Hallo liebe Forenmitglieder,

ich bin 25 Jahre alt und bin seit 8 Jahren spielsüchtig. Ich muss erstmal sagen, dass ich eine sehr intakte Familie habe, die sehr gut zu mir hält und ich auch gut im Beruf stehe und einige wenige gute Freunde habe. Allerdings bin ich seit 6,5 Jahren single und habe insgesamt auch nur sehr wenig Kontakt und Glück mit Frauen. Ich bin nie wirklich kriminell geworden und verberge meine Sucht auch ansonsten sehr "gut" von der Außenwelt. Ich habe mit einige Dokus angesehen und das hat mich zum Nachdenken gebracht. Nicht zum ersten Mal, wie ihr im folgenden erfahren werdet.

Angefangen hat alles 2012 mit Online Poker. Damals habe ich noch ohne echtes Geld gespielt und war froh, wenn ich virtuelle Chips gewonnen habe. Ich muss dazu sagen, dass ich schon von klein auf großes Interesse am Spielen hatte und sehr viel am PC und dem Game Boy gesessen habe.

Als ich dann 18 geworden bin, habe ich das erste Mal richtiges Geld eingezahlt. Zuerst war es nicht viel, mal 20 oder 30 Euro. Ich muss dazu sagen, dass ich zu der Zeit noch kein eigenes Geld verdient habe und so sehr wenig Geld zur Verfügung hatte. Allerdings ging es bei mir dann sehr schnell, dass ich auch höhere Summen verzockt habe.

Ich bin ungefähr zeitgleich mit dem Online Poker auch in die Spielo gegangen. Anfangs habe ich dort auch nicht viel verzockt sondern eher noch aus Spaß. Das hat sich dann geändert, als ich mit 19 meinen ersten Nebenjob, neben dem Studium angefangen habe. Ich habe dann angefangen online im Casino zu spielen. Ich habe auch direkt meinen Dispo von 500 Euro regelmäßig angebrochen und hatte teilweise überhaupt kein Geld, was aber kein Problem war, da meine Eltern mir oft Geld gegeben haben, welches ich dann aber teilweise fürs Spielen verwendet habe. Es ging dann irgendwann so weit, dass meine Bank kurz davor war mir den Dispo zu sperren.

Das ist alles in ungefähr zwei Jahren passiert und ich kann garnicht mehr genau sagen, warum ich angefangen habe. Ich glaube es war Neugier und nach den ersten Gewinnen ist alles von selbst gegangen. Ende 2014 hatte ich bereits 1000 bis 2000 Euro verzockt, obwohl ich eigentlich so gut wie nichts an verdient habe.

Anfang 2015 bin ich dann als Freiwillig Wehrdienstleistender zur Bundeswehr gegangen. Und da hat alles so richtig angefangen. Ich habe das erste Mal monatlich ordentliches Geld verdient (800 bis 1000 netto). Ich hatte zu dem Zeitpunkt noch 0,0 fixe Ausgaben. Dort habe ich nach den drei Monaten Grundausbildung zwei Kameraden kennengelernt, welche ebenfalls oft zocken gingen. Denen habe ich mich dann angeschlossen. Der Tagesablauf war von 7 bis 16 Uhr Dienst, danach essen und meistens von 17 Uhr bis 3 Uhr morgens in die Spielo nebenan. Die Auszahlungsquoten waren da noch im Gegensatz zu heute immens hoch und ich habe des öfteren 500 bis 1000 Euro rausgeholt. Die Gewinne sind jedoch ausnahmslos in den Automaten zurückgeflossen. Ich weiß noch, wie ich zuhause stolz meinen Eltern 2000 Euro hingelegt habe, welche ich in mehreren Etappen gewonnen hatte. Drei mal dürft ihr raten, wo das Geld eine Woche später war. Okay, es ist nicht so das ich mir garnichts gegönnt habe, ich habe z.B. in der Zeit eine PS4 gekauft (ca. 400 Euro). Ich habe in der Zeit meinen Dispo zwischenzeitlich ausgeglichen aber war dann auch innerhalb von einer Woche wieder drin. Zwischendurch haben ich und die zwei Kameraden uns gegenseitig Geld geliehen, welches wir dann zurückgezahlt haben sobald ein Gewinn da war. Wie bereits gesagt, die Automaten hatten sehr hohe Auzahlungsquoten, ich habe nie wieder soviel an Automaten gewonnen, wie zu der Zeit (4 Monate). Gewonnen ist übertrieben, denn das Geld war ja ruck zuck wieder weg.

Ich würde sagen, dass ich zu der Zeit schon sehr spielsüchtig war und quasi mit allem an Geld gespielt habe, was ich zur Verfügung hatte ohne meine Eltern oder jemand anderes zu fragen oder einen Kredit aufzunehmen. Einer von meinen Kameraden hatte bereits Schulden im fünfstelligen Bereich und war jünger als ich. Ich hatte als ich von der Bundeswehr nach 7 Monaten Mitte 2015 weggegangen bin keine Schulden aber ca. 4000 Euro verzockt. Meine Eltern wussten davon, dass ich oft zocken ging, aber sie konnten sich wenig unter dieser Sucht vorstellen, sodass sie dem keine Beachtung schenkten. Sie wussten ja nicht wie oft und wielange ich zockte und wann ich angefangen hatte und wieviel bereits weg war.

Mitte 2015 habe ich dann meine Ausbildung (duales Studium) angefangen und habe wie zuletzt bei der Bundeswehr ca. 1000 Euro netto im Monat ohne fixe Ausgaben gehabt (wohnte zuhause). Das Geld floss auch weiterhin ins Casino, ich habe dann auch wieder mit Online Poker und Casino angefangen. Soweit ich mich erninnere habe ich von den 1000 Euro meistens mindestens die Hälfte verzockt. Ich habe zuhause kein Kostgeld abgeben müssen und mein Vater hat sogar 200 Euro monatlich für mich gespart, damit ich nach der Ausbildung einen guten Betrag gespart hatte. Allerdings habe ich nach wenigen Monaten, ca. Ende 2016 war es, dieses Konto angetastet und ca. 1000 Euro davon verzockt. Das hat dann mein Vater gemerkt und war außer sich vor Wut. Da haben meine Eltern das erste Mal gemerkt, dass ich ein Problem mit Zocken habe. Mein Vater war kurz davor mich aus dem Haus zu werfen, nur durch meine Mutter und meine Beteuerungen aufzuhören, konnten ihn davon abbringen. Mit meiner Mutter bin ich dann zur Caritas gegangen um über das Problem zu sprechen. Die Frau von der Caritas war allerdings völlig überfordert mit dem Thema und hat mit mir und meiner Mutter über das Problem geredet ohne richtige Ahnung vom Thema zu haben. Nach ca. 3 Sitzungen hat meine Mutter das auch gemerkt und wir sind nicht mehr hingegangen. Ich habe zwischenzeitlich meinem bis heute besten Freund meine Kontokarte gegeben und nur Geld was ich brauchte ausgegeben. Ich habe für einige Zeit aufgehört und meine Eltern haben das Thema auch aus den Augen verloren. Ich muss dazu sagen, dass meine Erninnerungen im Zeitraum 2016 bis 2017 sehr schlecht sind. Ich weiß nur, dass ich irgendwann wieder mit dem Zocken angefangen habe und auch sehr oft im Dispo war.

2017 habe ich allerdings meinen Dispo bereits bei fast 3000 Euro gehabt und diesen ausgereizt. Zu diesem Zeitpunkt habe ich beschlossen aufzuhören und das erste Mal einen Kredit in Höhe von 2500 Euro beantragt. Aufgrund meines Gehaltes habe ich ihn auch direkt bekommen. Ich habe mir nie Geld von Familie oder Freunden geliehen, aus Angst das alles auffliegt. Ich habe auch keine kriminellen oder legalen Dinge getan um mir Geld zu beschaffen (außer der Kredit und die Arbeit). Keiner wusste davon, dass ich weiter zockte, mein Vater dachte ich hätte längst aufgehört. Dann lief alles zwei Jahre weiter. Ich zockte weiter online und in Spielos. In Spielos war ich aber nur nach der Schule. Ich habe meine Eltern oft angelogen, dass ich länger hatte oder ein Zug ausgefallen ist und bin nie von zuhause weg um zu spielen sondern habe es immer gemacht während ich legit weg war.

Ende 2017 hatte ich locker über 10.000 Euro verspielt. Die einzigen Schulden waren zu diesem Zeitpunkt die 2500 Euro Kredit. Anfang 2018 habe ich mir dann eine VISA mit 1500 Euro Verfügungrahmen geholt, welcher innerhalb von zwei Wochen ausgereizt war.

Ich habe trotzdem immer weiter gespielt und die VISA Karten Rate immer bezahlt und dann den Rahmen wieder ausgereizt. Mein Gehalt ist fast ausschließlich für die Spielo und das Online Casino draufgegangen. Das Leben drehte sich dann wie schon die Jahre zu vor fast nur um spielen. Trotzdem habe ich meine Familie und Freunde nie vernachlässigt, meine Ausbildung weiter gemacht, nie geschwänzt und das perfekte Doppelleben geführt. Meistens hatte ich noch etwas Geld um ein paar Unternehmungen zu machen oder mir was zu holen, damit keiner was merkte. Oft wurde das dann auch mit Schulden bezahlt. Ich habe allerdings immer alles recht zeitig bezahlt und nie Mahnungen erhalten.

2019 hatte ich dann genug von den teuren Kreditkartenschulden und meinem Kontodispo von dann 1100 Euro, sodass ich wieder einen Kredit von 4000 Euro beantragt und bekommen habe. Knapp 900 Euro war noch vom 2500 Euro Kredit übrig, sodass noch ca. 500 Euro übrig blieben. Dennoch habe ich nicht aufgehört mit zocken und die 500 Euro direkt verzockt. Ich war dann bereits mit der Ausbildung fertig und habe knapp 2000 Euro verdient. Nun gingen im Monat mindestens 1000 Euro in den Automaten.

Anfang 2019 hat mein Vater mir dann nahegelegt ein Haus zu kaufen. Die Kredite waren kein Problem und ich nach 2 Monaten war ich Hausbesitzer. Bis ende 2019 habe ich aber die Vorbesitzer noch gegen Miete in dem Haus leben lassen, da ihre neue Wohnung noch nicht fertig gebaut war. Die Miete war so hoch wie die Kreditrate, sodass ich quasi keine Ausgaben hatte. Ich habe jedoch die Miete aufs Konto gelegt. Da konnte ich auch meine Finger nicht von lassen und habe von den 6000 Euro insgesamt 2000 verzockt. Den Rest habe ich dann Anfang 2020 für Möbel etc. ausgegeben.

Die Finanzierung eines Hauses und meine Spielsucht passten überhaupt nicht zusammen. Die plötzlich hohen Fixkosten haben dazu geführt, dass ich in manchem Monat gar kein Geld hatte. In sehr kurzer Zeit hatte ich dann Kreditkartenschulden von 2500 Euro angehäuft und zusätzlich wieder 1200 Euro Dispo und die nun noch 3500 Euro kredit. Mit noch anderen Schulden von ca. 1200 Euro habe ich dann einen Kredit von 10.000 Euro beantragt und kurze Zeit später bekommen. Dann waren meine sichtbaren Schulden erstmal alle getilgt. Das war im März 2020.

Ich habe jedoch weiterhin gezockt und bis heute immer mehr Geld verzockt als ich eigentlich hatte. Nun bin ich wieder bei 2000 Euro Kreditkarten Schulden und zusätzlich die ca. 9500 Kredit. Den Kredit habe ich in 6,5 Jahren abbezahlt und die Kreditraten sind 200 Euro im Monat. Zusätzlich zu anderen Kosten habe ich derzeit ca. 300 Euro zum leben momentan, was größtenteils und teilweise noch mehr für Glücksspiel drauf geht.

Ich muss dazu sagen, dass ich mir auch zwischendurch mal einen Urlaub für 800 Euro gegönnt habe und auch immer normal einkaufen war und mir ansonsten auch mal gute Sachen gekauft habe.

 Allerdings immer mit Spielo und Online Casino. Ich weiß aber das ich eigentlich garnicht spielen will. Irgendwie hab ich im Kopf, dass ich mein Geld wieder holen möchte, aber andererseits weiß ich genau das das nicht passieren wird. Ich habe keinen der Kredite geholt um zu spielen sondern um die Schulden die ich gemacht habe zu tilgen. Die  Kreditkarten habe ich mir auch nicht zum zocken geholt. Es ist alles quasi passiert ohne das ich es aufhalten konnte. Ich bin beim zocken wie im Drogenrausch. Mittlerweile bin ich bei midenstens 20 Online Casinos gesperrt, weil dachte so dagegen anzukommen. Aber es kommen ja immer wieder neue und ich melde mich in schwachen Momemten immer wieder an.

Die letzten Tage habe ich es dann übertrieben. Ich habe nach und nach 150 Euro online eingezahlt und 1000 Euro rausbekommen. Die habe ich mir dann auszahlen lassen. Dann habe ich wieder 50 Euro eingezahlt und war bei nochmal 2000 Euro zwischendurch. Mit dem Geld hätte ich alle meine derzeitigen Schulden (außer den Kredit) tilgen können. Die 2000 Euro habe ich mit bis zu 15,00 Euro pro Spin verspielt. Soviel habe ich noch nie eingesetzt. Der Kick war aber unglaublich aber irgendwie ärgere ich mich kaum noch über das verlorene Geld. Die 1000 Euro habe ich heute bekommen und davon sind 600 wieder weg. Ich hab zwar jetzt noch 200 plus aber keine Ahnung wie lange die noch da sein werden.

Ich wollte mir das nur mal von der Seele schreiben. Es ist natürlich nicht alles was passiert ist aber das wichtigste ist dabei. Wie gesagt ich habe eine tolle Familie, einen guten Job und ein Haus. Das einzige was fehlt ist eine Frau. Ich weiß nicht ob ich versuche die Leere mit Spielen zu füllen. Außerdem habe ich seit 9 Wochen mit dem Rauchen aufgehört und ich habe derzeit keinen Dispo. Es läuft alles gut, aber ich führe nebenbei noch dieses Leben als Spielsüchtiger. Das einzige was halt in mein normales Leben reinspielt, ist die Geldnot und das ich immer wieder neue Schulden auf Karte aufnehme. Ich denke irgendwann werde ich wieder einen höheren Kredit aufnehmen müssen, aber ob die Bank mir den dann gibt keine Ahnung.

Ich muss mit dem spielen aufhören. Es ist das schlimmste was mir je passiert ist. Ich hab es so oft versucht aber es klappt einfach nicht.

Hoffnungsvolle Grüße

*

Wolke

Re: Ich kann nicht aufhören
« Antwort #1 am: 07 Oktober 2020, 08:04:49 »
Hallo Nightrider,

du schreibst seeeeehr viel von Schulden ,Krediten und Haus und nur 3 Sätze zu Genesungsversuchen.
Warum gehst du nicht nochmal zur Caritas und diesmal vielleicht ohne deine Mutter. Die bieten nämlich auch therapeutisch geführte SHGs an. Die beraten dich auch bei der Schuldenregulierung oder helfen dir bei einer Therapie. Ich würde dir allerdings davon abraten,wieder einen Kredit aufzunehmen. Du bist nicht spielfrei,hast ein Haus,wo ja auch noch Schulden drauf sind,....deine Fixkosten sind irgendwann so hoch,dass du nichts mehr bezahlen kannst und dann wird dein Haus schneller versteigert,als du gucken kannst. Jetzt,wo du es schon einmal hast,versuche es auch zu halten.
Wenn du nicht zur Caritas gehen möchtest,dann zu einer anderen SHG.
Oder mach eine Verhaltenstherapie.
Nur die Geldkarte abgeben,reicht nicht,auch wenn es ein guter Anfang ist.
In der SHG oder beim Therapeuten lernst du viel über Skills und wie du sie anwendest,wenn der Spieldruck kommt. Du brauchst auch Hobbys,um die Leere  zu füllen,die die Sucht hinterlässt.

So,jetzt erstmal herzlich Willkommen hier in diesem Forum.

LG Wolke

*

Offline Olli

  • *****
  • 7.897
Re: Ich kann nicht aufhören
« Antwort #2 am: 07 Oktober 2020, 15:32:14 »
Hi Nightrider!

Huiuiui ... Du steckst ja echt noch mitten drin ... :)

Umso besser, dass Du hier den eigentlich ersten richtigen Schritt mit Deiner Anmeldung gegangen bist.
So ganz glaube ich Dir nämlich die Geschichte mit der Caritas nicht. Da mag vielleicht eine für Spielsucht nicht qualifizierte Person gesessen haben.
Doch wenn Du ernsthaft und zu Dir aufrichtig einen Weg aus der Sucht gesucht hättest, dann hättest Du genau dort nach kompetenten Alternativen gefragt.
Das hast Du aber nicht, sondern bist nach den paar Malen einfach nicht mehr hin gegangen. Du warst einfach noch nicht so weit.
Dazu kam, dass sicher Druck durch die Familie da war und Du eine Alibi vorweisen musstest, um sie zu beruhigen.
Das kenne ich alles - von mir selbst.

Zitat
Ich muss mit dem spielen aufhören. Es ist das schlimmste was mir je passiert ist. Ich hab es so oft versucht aber es klappt einfach nicht.

Fangen wir mit dem zweiten Satz an: Übernehme Verantwortung! Der Passiv ist hier falsch! Du warst in einem sozialen Umfeld, welches mit dem Glückspiel in Kontakt war.
Dadurch galt für Dich das Glückspiel als sozial anerkannt und Du hast Dich ihm angeschlossen - es war Deine Entscheidung! Dann kam die Gewöhnungsphase, die Verlustphase und ob jetzt schon die Verzweiflungsphase eingetreten ist, kannst nur Du Dir beantworten.
Ich rede hier von Verantwortung - nicht von Schuld! Für mich sind das zwei paar Schuhe. Doch wenn Du Verantwortung übernimmst, dann kommst Du ins Handeln. Schuld hingegen blockiert.

Zu Satz 1: Welcher Teil von Dir redet Dir ein, dass Du aufhören musst? Das kann doch nur der Rationale sein - oder? Was hast Du mit ihm bisher gemacht? - Du hast ihn ignoriert.
Was aber, wenn Du das Ganze auf der Gefühlsebene angehst? "Ich möchte mir erlauben spielfrei zu sein!" Hinter diesem Satz steckt das Ziel Dir etwas Gutes zu tun. Die ganze Last der Schulden und des Chasens, von dem fast Dein gesamter Beitrag sprudelt, hinter Dir zu lassen. Einfach mal die Augen zu schließen und entspannt dem Rauschen der Blätter im Herbstwind zu lauschen (hier pfeift es gerade durch alle Ritzen, deshalb komme ich drauf :) )

Möchtest Du das Ganze denn wirklich hinter Dir lassen? Bist Du bereit den nächsten Schritt zu gehen? In eine SHG und/oder eine Suchtberatungsstelle? Bist Du bereit für Veränderungen, die Du für Dich dann initiieren müsstest? So z.B. Deine Eltern erneut zu informieren und mit ihnen zusammen ein für die Zeit der Genesung befristetes Geldmanagement einzuführen?

Jetzt provoziere ich mal leicht, um Dich zu motivieren: Oder möchtest Du weiter rumjammern und Dich auch in Zukunft weiter durch das Glückspiel zerpfleischen?

Zitat
Ich habe auch keine kriminellen oder legalen Dinge getan um mir Geld zu beschaffen
Mehrfach betonst Du das. Wieso so oft? Ich frage mich gerade, ob Du eine Art Absolution bekommen möchtest, dass "bei Dir" alles nicht so schlimm ist?
Ich schocke noch mal: Du lügst und betrügst doch bereits jetzt! Das Betrügen bezieht sich dabei nicht auf eine kriminelle Handlung, sondern auf moralische.
Der Schritt hin zur kriminellen Handlung ist nicht groß. Da muss nur eine einzige innere Hemmschwelle überschritten werden. Und wie viele andere Hemmschwellen hast Du schon überschritten?
Um es mal bildlich zu formulieren: Ein Schritt nach vorne und es ist passiert - das Unsagbare - das Beschämende. Hier heisst es zurück zu gehen zu Deinen Zielen und Deinen Werten, um wieder Abstand zu den Hemmschwellen zu gelangen! Auch hier ist es der lohnendere Weg, Dir helfen zu lassen.

Zitat
Wie gesagt ich habe eine tolle Familie, einen guten Job und ein Haus. Das einzige was fehlt ist eine Frau.
Jetzt habe ich gerade diese blöde alte Fernsehwerbung vor Augen ... ;)
OK, dann lasse uns doch mal schwarz sehen:
Du spielst weiter und die Schulden häufen sich. Wieder werden Kredite aufgenommen und diese werden auch wieder verzockt. Dann werden die Raten fürs Haus nicht mehr bedient und die Bank kündigt den Kredit. Da Du anderweitig durch Schufaeinträge keine Alternative dafür finden wirst, wird das Haus versteigert. Übrig bleiben dann Restschulden für nichts und wieder nichts. Die Versteigerung kommt auch Deinen Eltern zu Ohren und Ihre Enttäuschung wird so tief sein, dass der Vater Dich tatsächlich aus dem Hause wirft. Die tolle Familie ist dann futsch.
An Dir selbst geht das Ganze auch nicht spurlos vorbei. Selbstzweifel, Schuldgefühle und vieles mehr in diese Richtung bestimmt Deinen Tag. Da wird sich dann der AG fragen, wieso Du so viele Fehler machst oder unzuverlässig wirst. Am Ende verlierst Du den Job.
Tja ... und das Thema Frau ... da lege ich Dir mal meine Hand auf die Schulter und schaue Dir tief in die Augen: Mein Freund, wie möchtest Du Verantwortung in einer Beziehung übernehmen, wenn Du das für Dich derzeit selbst nicht kannst?
Du bist jung! Dein Leben als Erwachsener hat gerade erst begonnen! Kümmere Dich jetzt um Deine Genesung - das hat alleroberste Priorität. Und wenn dann wieder alles im Lot ist, dann kümmerst Du Dich um soziale Kontakte. Da wird sich sicher bald der passende Deckel für Deinen Topf finden ... ;)
« Letzte Änderung: 07 Oktober 2020, 15:34:31 von Olli »
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Ich kann nicht aufhören
« Antwort #3 am: 21 Dezember 2020, 11:30:05 »
Wie konntest du so einfach ein Haus finanzieren?
Die Bank verlangt EK Anteil und extrem gute Bonität bevor die 250k+ raushauen

Re: Ich kann nicht aufhören
« Antwort #4 am: 20 Juli 2025, 13:46:50 »
Hallo nach sehr langer Zeit.

Ich habe den Text oben vor 5 Jahren geschrieben und mich dann nie mehr in diesem Forum angemeldet. In diesen 5 Jahren ist sehr viel passiert und leider bin ich immer noch (noch höher) verschuldet und habe regelmäßig Rückfälle. Zwischendurch habe ich die Sucht ganz gut im Griff gehabt, aber dann hat es mich zwischenzeitlich wieder gepackt und ich habe viel verspielt.

Ich bin im Dezember 2023 das letzte mal in die Spielhalle gegangen, vor allem weil die Auszahlungsquote extrem schlecht geworden ist und ich mir als Neujahrsvorsatz 2024 vorgenommen habe, nicht mehr in die Spielhalle zu gehen. Das habe ich bis jetzt durchgehalten.

Allerdings habe ich in 2020 noch mit dem Investieren in Kryptowährung gestartet und in den Jahren mindestens 20.000 Euro durch Meme-Coins verspielt. Zwischendurch lief es gut aber ich muss sagen, dass ich auf einige Rugs reingefallen bin und letztes Jahr mit Solana Meme-Coins spekuliert habe und dadurch mehrere 1000 Euro verzockt habe. Stand jetzt besitze ich keine 100 Euro in Krypto mehr, weil ich dann noch alles in Krypto-Casinos gesteckt habe, das letzte mal im letzten Monat ungefähr 2.500 Euro.

Der absolute Tiefpunkt war als ich vor ein paar Monaten 2000 Euro in mehreren Tranchen einzahlte und zwischenzeitlich auf über 150.000 Euro hochgespielt habe und alles in einer Nacht verspielt habe. Man muss dazu sagen, dass dieses Casino keine bzw. eine fragwürdige Lizenz besitzt und die Auszahlung in auf täglich 500 Euro (3 Auszahlung in der Warteschlange) und monatlich 7.000 Euro begrenzt war, was absolut keine Begründung für das Verspielen ist.
Das war vor ungefähr 4 Monaten und danach habe ich erstmal ca. 2 Monate durchgehalten ohne viel zu verspielen. Dann ging es wieder los.

Mittlerweile bin ich an dem Punkt, dass ich an einem Abend 500-1000 Euro verzocke. Diesen Monat gab es 4 bis 5 solcher Abende.

Zu meiner weiteren Situation: Ich besitze immernoch das Haus und zahle weiterhin brav meine Raten und hatte nie einen Ratenausfall.

Ich hatte zwischenzeitlich für ungefähr ein Jahr eine Freundin, was mich aber nicht vom Spielen abgehalten hat. Sie war 7 Jahre jünger als ich und ich war ihr erster Freund. Sie hat noch bei ihren Eltern gewohnt und stand sehr unter dem Scheffel ihrer Mutter. Ich habe sie schon sehr geliebt, aber wir haben zu wenig Zeit miteinander verbracht und ich war auch teilweise sehr unglücklich damit. Das hat natürlich eine Abkehr vom Spielen nicht gefördert.

Mit meiner Familie verstehe ich mich weiterhin gut, sie wissen aber nichts von meiner finanziellen Situation.

Diese hat sich, wie gesagt, in den letzten 5 Jahren deutlich verschlechtert. Ich habe momentan 3 Kredite am laufen. Den 10k Kredit den ich 2020 aufgenommen habe, habe ich in 1,5 Jahren abbezahlt, er steht momentan noch bei ca. 2500. Des Weiteren habe ich 2022 noch einen 15k Kredit aufgenommen, der erst Ende 2029 abbezahlt ist (momentane Summe: ca. 10-11k übrig), und 2024 einen weiteren 15k Kredit, welcher auch Ende 2029 abbezahlt ist (momentan übrig ca. 13k) Des Weiteren habe ich noch eine Kreditkarte, welche momentan mit ca. 2000 Euro belastet ist. Und meinen Dispokredit habe ich auch mit fast 6000 Euro fast ausgereizt. Insgesamt müssten meine Schulden also momentan bei ca. 35.000 Euro stehen.

Momentan kann ich die Raten noch gut bedienen, weil ich mittlerweile fast 3k Netto verdiene.

Allerdings wird es wohl immer schwerer, wenn ich weiterhin so viel verzocke.

Ich habe heute eine OASIS Selbstsperre online beantragt. Ich weiß, diese wird wenig bringen, wenn ich weiterhin in Casinos ohne deutsche Lizenz spiele.

Allerdings sind diese Online Casinos dann noch die einzige Möglichkeit, in der ich etwas verzocken kann.

Ich weiß, dass ich dringend was tun muss und es so nicht mehr weiter geht. Ich hab immernoch die irrationale Hoffnung, dass der Finanzmarkt bald zusammenbricht und meinr Schulden einfach verpuffen. Aber so einfach ist das nicht, weil ich weiß, dass ich ein tiefergreifendes Problem habe.

Ich habe in den letzten Jahren wirklich viele Versuche unternommen, das Spielen zu unterbinden oder einzuschränken und es hat zeitweise gut funktioniert, bis ich halt wieder richtig eingebrochen bin und mehrere tausend Euro in wenigen Tagen/Wochen verspielt habe und dann wieder mehrere Wochen "clean" war.
Ich bin also kein Typ mehr bei dem sich jeden Tag und alles nur ums zocken dreht - wenn ihr meinen Beitrag von vor 5 Jahren lest, war das mal anders. Ich habe immer wieder kleine Fortschritte gemacht (keine Spielhallen, längere Zeiten ohne), trotzdem hat sich meine finanzielle Situation verschlechtert. Meine sonstige gesundheitliche Situaion ist allgemein ganz okay, körperlich geht es mir gut und psychisch belastet mich halt die finanzielle Situation zunehmend sowie mein langes Single Dasein.

Ich werde dieses Jahr 31 und bin nicht mal in der Nähe einer eigenen Familie, obwohl ich mir das immer gewünscht habe. Ich bin momentan an einem Punkt, wo ich das Gefühl habe, ich stecke fest. Ich erlebe oft schöne Sachen und habe tolle Erlebnisse mit meiner Familie und Freunden im Urlaub oder im Sport. Aber es erfüllt mich nicht vollständig sondern es füllt nur meinen Alltag. Ich habe das Gefühl, da muss doch mehr sein, aber ich schaff es nicht aufzustehen und zu beginnen. Meine finanzielle Situation ist ja auch kein guter Start, wenn ich jetzt eine Freundin hätte und eine Familie gründen wollte. Ich würde mich aber nie selbst umb*ingen, falls das einem hier in den Sinn bei meinen Formulierungen kommt.

Ich brauchte das jetzt, dass ich das hier aufschreiben konnte und weiß nicht mal, ob das noch jemand lesen wird. LG



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Offline andreasg

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Re: Ich kann nicht aufhören
« Antwort #5 am: 20 Juli 2025, 15:09:46 »
Hallo Nightrider,

manchmal weiß ich nicht mehr wie das Spielen funktioniert. Ich habe eben hier erfahren, daß es mitlerweile völlig aus dem Ruder der Gesellschaft läuft.
Ich möchte einmal einen Link einstellen, den ich Gestern via NDR gelesen habe:

https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/osnabrueck_emsland/anlagebetrueger-erbeuten-in-zwei-faellen-ueber-15-millionen-euro,anlagebetrug-100.html

Natürlich ist gelebte und gefühlte Einsamkeit ein Vihekel, dem Spieln nachzukommen. Die Gründe, warum das so ist, ich konnte sie mir lange nicht erklären, und sind für mich auch Heute noch nicht ausdefiniert.
1/2 Jahr vor meinem 30. Geburtstag war ich wegen eines intensiven Knochenbruchs für 7 Wochen im Krankenhaus. Unter Schmerzen habe ich über mein Leben nachgedacht: keine Freundin, keine eigene Familie, keine eigene Wohnung, was habe ich blos aus meinem Leben gemacht? Ich fiel in eine schwere Depression. Zu der Zeit spielte ich in Spielhallen, hatte angefangen, mich von den Saufkumpels und dem Alkohol zu verabschieden, und sobald ich wieder laufen konnte, - ging es schnurstracks in die Spielhalle. Meine exessive Phase begann, mit allen schlimmen Verhaltensmustern. im Sommer 1991, ich war 1 Jahr spielfrei, kam die Depression wieder, mit voller Wucht! Die Hausärztin schickte mich in eine Fachklinik, und so konnte dann mein Leben neu beginnen.
Das schwerste daran, sind nicht die msttände des Spielen - gehens, das Schwerste ist die Einsicht. Ich meine die Einsicht der Krankheit Spielsucht Natürlich bekomme ich Heute noch Trigger, was habe ich mit der blöden Nachricht - online zu tun? Wenn ich nur eine einzige Krypto Münze setzte, bin ich verloren. Der Kopf weiß das. Bis ich schlauer als die Gauner? Das kranke Ego sagt: na klar, du bist ein helles Köpfchen, aber das Resultat ist die tiefe Erwartung der Niederlage. Ich bin nix wert, da beißen keine Mädels an, lachen mich nur aus, haben Angst vor mir, also fängt der ganze Zirkus immer wieder von vorne an?

Das Eingeständnis ist der Schlüssel für die Freiheit, die Genesung von der Spielsucht. Ich stehe nicht mehr alleine im Walde da.

Herzlich Willkommen, zurück

Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline Olli

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Re: Ich kann nicht aufhören
« Antwort #6 am: 20 Juli 2025, 15:34:58 »
Hi und willkommen zurück!

Tja, wieso soll das denn keiner lesen wollen? Bei all den kognitiven Verzerrungen schießen mir doch gleich die eigenen Erinnerungen ins Köpfchen ... :)

Zitat
Ich hatte zwischenzeitlich für ungefähr ein Jahr eine Freundin, was mich aber nicht vom Spielen abgehalten hat. Sie war 7 Jahre jünger als ich und ich war ihr erster Freund. Sie hat noch bei ihren Eltern gewohnt und stand sehr unter dem Scheffel ihrer Mutter. Ich habe sie schon sehr geliebt, aber wir haben zu wenig Zeit miteinander verbracht und ich war auch teilweise sehr unglücklich damit. Das hat natürlich eine Abkehr vom Spielen nicht gefördert.

Ich habe den letzten Satz bewusst mal eingefärbt. Was habe ich Dir damals über Verantwortung übernehmen geschrieben? Du bist für "die Abkehr vom Spielen" verantwortlich! Niemand sonst! Du bürdest hier aber - ob gewollt oder nicht - Deiner Ex diese Bürde auf. Tja ... und wenn sie zumindest einen Teil der Verantwortung trägst, dann ist Dein Päckchen eben kleiner.

Zitat
Ich bin im Dezember 2023 das letzte mal in die Spielhalle gegangen, vor allem weil die Auszahlungsquote extrem schlecht geworden ist und ich mir als Neujahrsvorsatz 2024 vorgenommen habe, nicht mehr in die Spielhalle zu gehen. Das habe ich bis jetzt durchgehalten.
...
Ich habe in den letzten Jahren wirklich viele Versuche unternommen, das Spielen zu unterbinden oder einzuschränken und es hat zeitweise gut funktioniert, bis ich halt wieder richtig eingebrochen bin und mehrere tausend Euro in wenigen Tagen/Wochen verspielt habe und dann wieder mehrere Wochen "clean" war.
Ich bin also kein Typ mehr bei dem sich jeden Tag und alles nur ums zocken dreht - wenn ihr meinen Beitrag von vor 5 Jahren lest, war das mal anders. Ich habe immer wieder kleine Fortschritte gemacht (keine Spielhallen, längere Zeiten ohne), trotzdem hat sich meine finanzielle Situation verschlechtert.

Wann ist ein Alkoholiker ein Alkoholiker? Einst soff er täglich, dann ist er zum Wochenend- und dann zum Quartalssäufer geworden. Erst hat er Schnapps um die Wette in sich rein geschüttet, nun ist es nur noch Bier. Doch das Bier hat er sich anliefern lassen und muss die Ware inkl. Pfand auch noch bezahlen. Aber immerhin, das Bier aus dem vergangenen Jahr ist in drei Monaten abbezahlt.

Siehst Du, was ich Dir zu verstehen geben möchte? Nur weil Du die Frequenzen und die Suchtmittel gewechselt hast, bist Du nicht spielfrei!
Das, was Du hier schilderst, hat leider nichts mit "clean"-sein zu tun. Du machst lediglich Spielpausen. Die Eigenschaft einer Pause ist nicht nur ihr Beginn, sondern auch ihr Ende. Dabei sind Pausen auf dem Zeitstrahl aber immer nur kurze Phasen, im Vergleich zum Rest.

Die Glücksspielsucht ist eine Gewöhnung - die aus dem Ruder gelaufen ist. Wie bekommst Du eine Angewohnheit wieder weg? Indem Du alles meidest,. was damit zu tun hat. Anders geht es nicht. Es braucht weitaus länger, sich das Ganze wieder abzugewöhnen, als das Angewöhnen gebraucht hat.
Zudem ist das Glücksspiel momentan noch positiv belegt bei Dir, sodass trotz all der negativen finanziellen Aspekte, die Du hier schilderst, im Abstinenzfalle das Gefühl von Verlust auftauchen könnte. Das Finanzielle allerdings ist Dir zudem als Süchtiger egal. Du siehst, ja ... Da wird hier ein wenig Kredit aufgenommen ... und da auch noch ... die Kreditkarte und der Dispo werden ausgereizt. Aber Hauptsache, dass Du die Raten fürs Haus noch bezahlen kannst. Du machst Dir hier etwas vor.

Aber herrje, so ist das nun mal in der Realität eines Süchtigen. Wir basteln sie uns so zurecht, dass wir vor uns selbst gerade noch so bestehen können.

Es gibt aber Hoffnung. Sie beruht auf Perspektivwechsel! Gehe in eine Gruppe und rede, rede, rede ... Solch kognitive Verzerrungen oder auch falsche Glaubenssätze haben wir alle. Und sie gehen nur weg, wenn wir sie auf den Prüfstand bringen. Das ist kein Grund für Scham und es ist auch kein Hexenwerk!

Zitat
Aber es erfüllt mich nicht vollständig sondern es füllt nur meinen Alltag. Ich habe das Gefühl, da muss doch mehr sein, aber ich schaff es nicht aufzustehen und zu beginnen. Meine finanzielle Situation ist ja auch kein guter Start, wenn ich jetzt eine Freundin hätte und eine Familie gründen wollte. Ich würde mich aber nie selbst umb*ingen, falls das einem hier in den Sinn bei meinen Formulierungen kommt.

Jetzt flashen wieder zwei Erinnerungen bei mir auf. Es geht dabei um den Strart der Abstinenz ... einmal beim Glücksspiel und einmal beim Nikotin.
Bei Beiden habe ich jahrelang mit mir gehadert, dass ich "doch eigentlich" aufhören sollte. Beim Ersten brauchte es noch das Verspielen eines fast vollen Monatsgehaltes noch vor dem 1. und beim Zweiten bot mir Jörg eine Nichtraucherentwöhnung an.
Beide Ereignisse haben dazu geführt, dass ich mit dem Aufhören begonnen hatte! Es war mir egal, was danach passierte. Meine Ängste suggerierten mir Suchtdruck vom Feinsten. Sie suggerierten mir eine Leere und Verlust. Und was ist eingetreten? Nur ein Bruchteil von allem.
Recht schnell bekam ich Unterstützung von mir selbst, den mein Erfolg motivierte mich weiter zu machen. Er macht mich stolz auf mich.

Psychologisch betrachtet ist es angeraten sich ein Datum zu setzen. Vielleicht eines, mit dem Du schon etwas Schönes verknüpfst?
Beobachte Dich dabei, wie die Zeit bis dahin vergeht. Spreche darüber ...
Und wenn die Zeit gekommen ist, dann springe ins kalte Wasser ...

Samstag ist wieder Onlinemeeting. Lade Dir den kostenlosen Zoom-Client herunter drücke pümktlich um 19 Uhr auf den Link in meiner Signatur.
Voraussetzung für die Gruppe ist lediglich die Bereitschaft das Glücksspiel zu beenden. Wirst Du also den Mut aufbringen Deine erste SHG aufzusuchen?
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline Rubbel

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Re: Ich kann nicht aufhören
« Antwort #7 am: 20 Juli 2025, 17:56:27 »
Hallo Nightrider :)

Da hast Du ja viel Erfahrung angesammelt, was Glücksspiel angeht.
Die Resonanz ist nicht positiv - Du hast ne ganze Menge Schulden jetzt.
Meinst oder hoffst Du, dass sich das in absehbarer Zukunft ändert, Du gewinnst, löst damit die Kredite ab und hast vom Restgewinn ein Guthaben, wovon Andere nur träumen?
Und deshalb und dafür investierst Du jetzt Dein Gehalt, Deine Zeit und Deine psychische Gesundheit?
Hmm.
Isst Du auch gerne Dinge, von denen Du erbrechen musst?
Trinkst Du Wasser, das verunreingt ist, ritzt Dir mit ner Rasierklinge Muster in Deinen Arm und fährst Autos, deren Bremsen nicht funktionieren?
Nö? Warum nicht? Was Du nun schon länger machst, die Zockerei, tut die Dir gut? Hast Du die Erfahrung gemacht, dass Dir das hilft? Und wenn ja --- wobei hilft Dir das? Geht's Dir anschließend besser?
Nein, oder?
Dann ist es wohl schlau, an einer SHG teilzunehmen oder eine Therpie (oder beides) zu machen.

Wenn nicht, bin ich gespannt auf die Gründe, Dich nicht um Dich zu kümmern.

LG Rubbel
« Letzte Änderung: 20 Juli 2025, 18:59:39 von Rubbel »
--Meist ist Geist geil--

Re: Ich kann nicht aufhören
« Antwort #8 am: 20 Juli 2025, 18:01:59 »
Hi Nightrider,

ich glaube, du hast den Punkt noch nicht erreicht, an dem es nicht mehr weiter geht. Ich und viele andere haben den erlebt und in fast jedem Thread liest du davon und kannst daraus lernen. Aber bis dahin erging es mir wie dir. Hier noch paar Geldmittel, da noch paar Geldmittel. Es geht ja schon irgendwie weiter. Hoffentlich verstehst du das vorher und kannst umlenken. Wenn nicht, dann wird dich die Spielsucht schon irgendwann ganz alleine dazu zwingen.

Grüße

Re: Ich kann nicht aufhören
« Antwort #9 am: 20 Juli 2025, 19:55:08 »
Hi Nightrider,

ich habe mir jetzt mal den Ausgangspost und den von heute durchgelesen. Was habe ich festgestellt? Eigentlich ist der größte Unterschied das Geldvolumen. Höher, weiter und schneller. Du solltest hier öfters reinschauen und Dich belesen, denn ich befürchte dass Du in 5 Jahren ansonsten auch kein Haus mehr hast jedoch jede Menge weiterer Schulden. Das geht, glaube mir. Auch habe ich, wie Mr. Nobody, nicht das Gefühl Du wärest schon am Boden angelangt. Insgesamt zwei schöne Auflistungen wie das Chaos seinen Lauf nahm, ein bisschen Schuldverteilung aber keine Ideen oder Fragen wie es zu stoppen geht und was Du gewillt bist zu tun. Alleine die von dir angeführte Oasis Sperre mit dem gleichzeitigen Hinweis auf die illegalen OC's spricht Bände.
Du musst erstmal mit dir klarkommen ob Du wirklich aufhören willst und dann gleichzeitig bereit sein das notwendige dafür zu tun.

Ansonsten gehen halt noch einige Kredite und Schwierigkeiten durchs Land bevor es eventuell bei Dir ankommt.

Gruß Roy
Da ich kein Anwalt bin spiegeln meine Posts lediglich meine eigene Meinung wieder.

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Offline Olli

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Re: Ich kann nicht aufhören
« Antwort #10 am: 20 Juli 2025, 20:21:57 »
Hi!

Im vorletzten Absatz fängst Du an, die richtigen Fragen zu stellen. Ich sah hier kein Gejammer oder gar Ambitionen in Richtung Suizid.
Du möchtest eine Familie gründen? Wieso? Was steckt dahinter? Welche Bedürfnisse wollen befriedigt werden?
Was ist es, was da noch fehlt?


Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
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Re: Ich kann nicht aufhören
« Antwort #11 am: 21 Juli 2025, 21:45:54 »
Guten Abend, da haben mir ja doch einige geantwortet.

Ich habe mir eure Antworten durchgelesen und habe aus denen eigentlich fast ausschließlich Vorwürfe lesen können. Besonders im Kopf bleibt mir aber "Du bist noch nicht am Boden angekommen" und "du hast es wohl noch nicht eingesehen".

Eingesehen habe ich schon, dass ich ein Spielsucht Problem habe und das schon seit einer ganzen Weile. Aber es ist wohl richtig, dass ich noch nicht am Boden angekommen bin.

Ich kann das verstehen, weil viele von euch bereits am Boden waren und teilweise eine deutlich längere "Karriere" aufweisen als ich.

Ich habe mir einige von den Beiträgen hier im Forum durchgelesen und ich habe erschreckende Ähnlichkeiten festgestellt... wir Süchtige haben wohl vieles gemeinsam.

Ich weiß, dass ich was tun muss, aber bisher bin ich immer in die Spiel Pausen gegangen und dachte das wird schon. Bis zum nächsten Rückfall.

Leider ist es in meinem Leben oft so gewesen, dass ich bei vielen Dingen z.B. in der Schule oder im Studium vieles aufgeschoben habe und es auf den letzten Drücker irgendwie schon geschafft habe. Und ich habe es immer geschafft, ich bin bisher nie bei etwas gescheitert, was wirklich Bedeutung für mich bzw. meine weitere Lebensgestaltung hatte. Genau deswegen habe ich es bisher auch nicht geschafft meine Spielsucht wirklich anzugehen.

Ich schreibe aus dem Grund in dieses Forum, weil ich mit niemanden drüber reden kann. Niemand weiß, dass es finanziell so bei mir aussieht und das würde das Vertrauen bei vielen zerstören. Niemand würde mir mehr guten Gewissens Geld anvertrauen, obwohl ich bisher noch nie jemanden um Geld gefragt habe, um damit spielen zu gehen oder mir anvertrautes Geld zum Spielen benutzt habe. Ich habe mein eigenes Geld verspielt.

Nach dem was ich hier gelesen habe, weiß ich das ich was tun muss und das ist die Sucht aktiv anzugehen. Ich werde mich erst nach einer SHG umsehen. Ich werde demnächst mal bei dir Olli reinschauen und gucken, ob das für mich was ist. Muss ich direkt was sagen oder mich vorstellen?

Ich muss das jetzt tun, das muss ich mir mit den Worten die ich jetzt schreibe ins Gewissen Boxen und mich daran festkrallen.

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Offline Olli

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Re: Ich kann nicht aufhören
« Antwort #12 am: 22 Juli 2025, 06:08:23 »
Guten Morgen!

Ja, ich beziehe Dich von Anfang an ein in unser Meeting. Aber davor brauchst Du keine Angst haben. Wir haben doch ein gemeinsames Ziel. Das gehen wir auch gemeinsam an. Jeder berichtet von seinen Erfahrungen und jede davon ist wichtig. Auch Du hast Erfahrungen, an denen wir uns bedienen dürfen, wie Du an denen der anderen in der Gruppe.
Eine Vorstellung findet im Rahmen der Anonymität immer statt, damit jeder den anderen ganz grob einzuschätzen lernt.
Der Rest ergibt sich einfach ...

Kommenden Samstag wollen wir das Thema Rückfall besprechen. Wenn Du oder jemand anderes aber ein akutes Thema haben, ziehen wir das vor.

In den Anfangszeiten der Gruppe fühlte ich mich immer gezwungen, den Leuten etwas zu liefern. Das ist Blödsinn, das braucht es nicht. Wir sind "live on on tape und was passiert, das passiert", wie der Hänssler immer sagt.

Thema scheitern: Aus scheitern lernen wir. Allerdings hat so mancher verhessen, wie das geht. So wird es eine Zeit nach dem Spiel geben, wo das Spiel eben total unwichtig wird. Auch das vorherige Kämpfen ist weg. Das Leben geht weiter ...

Zu den "Vorwürfen" ... das ist auch der Grund, weshalb ich noch einmal geschrieben habe. Ich teilte Deinen Eindruck. Mache Dir da bitte nichts draus. Zumeist gehen diese nämlich direkt an den Schreiber zurück, da er oder sie sich an seine oder ihre aktive Zeit zurückversetzt. Und wenn bei Dir selbst nicht auch schon solche Gedanken existieren würden, würden die Vorwürfe an Dir abprallen.

Ich bin davon überzeigt, dass für jeden einmal die Zeit kommt, dass er das Glücksspiel an den Nagel hängt. Vielleicht ist jetzt Deine Zeit gekommen. Aus meiner Erfahrung heraus wirst Du es irgendwann wissen, wenn es soweit ist. Bis dahin kannst Du schon Erahrungen sammeln, die Dir helfen können dabei.
Gute 24 h
Olaf


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Re: Ich kann nicht aufhören
« Antwort #13 am: 22 Juli 2025, 10:23:19 »
Hi Nightrider,

das Wort Vorwürfe ist definitiv nicht das richtige. Feststellung oder Analyse aus eigener Erfahrung träfe es besser. Ich zB bin gar nicht in der Position dir etwas vorwerfen zu können da ich diesen ganzen Mist ja selbst so durchgezogen habe. Du hast es ja selbst geschrieben dass dir beim lesen anderer Schicksale aufgefallen ist dass sich vieles ähnelt.
Aber ja, ich bin eher der Typ der sehr direkt schreibt und beziehe mich da natürlich auf mich.

Und ganz im Gegenteil, ich versuche durch das direkte schreiben dir einen kleinen Arschtritt zu geben da mir es im Herzen weh tut wenn ich mitbekomme dass sich andere immer weiter in die Scheisse reiten. Und bei deinem geschriebenen sind klare Tendenzen da dass du eventuell ja etwas machen möchtest jedoch auch viele Schlupflöcher offen bleiben sollen.

Etwas wirklich dagegen tun zu wollen ist anfangs brutal schwer und ja es bringt auch Teils erstmal Krach und Ärger mit sich aber es lohnt sich mittelfristig.

LG Roy
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