Unterstützen Sie unsere Arbeit Jetzt spenden!
Hallo Gast
Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
» Mittwochsgruppe    |    » Samstagsgruppe
     

Ich weiß nicht was ich tun soll

  • 3 Antworten
  • 1533 Aufrufe
Ich weiß nicht was ich tun soll
« am: 21 Januar 2021, 18:26:29 »
Hallo Liebe Community,

(Als erstes möchte ich euch sagen das es verdammt viel geschrieben ist. Ihr müsst es nicht lesen wenn ihr wollt)
Ich wende mich das erstemal an so eine Plattform und weiß nicht ob ich es gerade richtig schreibe. Aber ich schätze das nöte/ängste/verwirrung hier dagelegt werden können.

Ich fange mal an. :)

Mein Leben sah bis vor 6 Jahren noch ganz normal aus. 24 jähriger junger mann, guter job usw.
Ich lernte meine damalige ex Freundinn kennen und somit auch ihren bekanntenkreis. Der Bekanntenkreis hatte immer Spaß daran in spielotheken zugehen und sich mit hohen gewinnen an zustacheln. Ich bin immer mitgegangen und habe zu meinem leidwesen jetzt öfters hohe gewinne geholt die mich dazu verleitet haben statt aus einem Spaß eine regelmäßigkeit werden zulassen. Dies ging knapp 2 1/2jahre so. In dieser zeit hatte ich eigentlich alles verloren was ich mir aufgebaut hatte in meinen jungen jahren. Konto leer/kredit aufgenommen/ auto verkauft. Nach einem Nervenzusammenbruch und viel ärger mit meiner damaligen Freundin verließ ich sie. Ich war auch komischerweise sehr zufrieden und habe auch nicht ans spielen gedacht. Ich war zudem Zeitpunkt guter dinge den weg für mich gefunden zuhaben und das spielen hinter mir lassen zukönnen.
Ich habe danach auch relativ schnell eine neue Beziehung angefangen was mir auch sehr gut getan hat. Leider habe ich nach 2 Monaten der Beziehung (ca 3 Monate Spielfrei) das Spielen wieder angefangen. Ich wollte meiner damaligen Freundin einen Traum erfüllen. Eine op im wert von 7000€. Ich hatte mir was angespart und dachte es verdoppeln zu können. Zum Leitfaden meiner nerven. Nach knapp 2 weiteren Monaten hatte ich einen erneuten Nervenzusammenbruch. Ich berichtete es meinen Eltern zum 2ten mal und meiner damaligen Freundin. Leider ging es mir dann so schlecht das ich in eine schwere Depression gefallen bin und ein Nervenklink Aufenthalt von 3 Monaten machen musste. Ich war wie gesagt am Boden zerstört weil ich dieses Gefühl der Hilflosigkeit und Existenz ängste einfach nicht mehr ertragen konnte. Natürlich habe ich mich auch sehr stark gegenüber meinen Eltern geschämt. Man fühlte sich als versager. Was ich jetzt weiß das man es nicht ist.
Ich war ein Dreiviertel Jahr aus meiner arbeitsstätte raus und habe durch reha/ therapien und Beratung es dann geschafft 1 jahr komplett spielfrei zusein. Dann fing alles wieder an. Ich habe mir mein Auto wieder gekauft was ich damals verkaufen musste ( nur gleiches Modell)
Und somit wieder einen kredit aufnehmen müssen (der alte kredit vor dem ersten Nervenzusammenbruch war abgezahlt). Meine ex Freundin wollte dann noch unbedingt in eine neue Wohnung, da sie mit meinen Eltern nicht klar kam. Es kam wohl in der zeit meines klinik Aufenthalts zu streiterein.
Dann noch Urlaub fahren usw. Alles am besten sofort. Ich habe mich innerlich sehr verrückt gemacht da ich ihr das geben wollte was sie gerne gehabt hätte. Nicht denken das sie eine falsche frau ist aber sie wusste auch nichts von meiner finanziellen Lage. Ich habe ihr alles verheimlicht bis letztes jahr Juni. Ich habe mir in dieser zeit 34000€ neue schulden gemacht. Ich habe aber dieses mal auch nicht gesagt ich höre auf, ich habe mich meiner family und damaligen freundin so gegenüber gestellt das ich gesagt habe ich bin ein spieler. Ich wollte es selbst hinbekommen. Ich wollte das die leute mich als das sehen was ich bin und nicht als Lügner.
Ich hatte mir festvorgenommen mit einzahlungs limits zuspielen da ich dann auch mittlerweile schon auf online casinos gespielt habe. Wie es nun mal so ist hält man sich natürlich NICHT daran. Was spielotheken angeht habe ich komischerweise eine Distanz geschaffen. Ich wüsste nicht wann ich das letzte mal mich in so eine halle gesessen habe.
Jetzt bin ich wieder an einem Punkt angelangt wo ich sage so geht es nicht weiter. Ich bin nicht depressiv wie früher oder traurig. Ich möchte einfach langsam anfangen zu verstehen warum ist das so, wieso kann ich nicht einfach sagen ich höre auf? Ich habe viele Menschen um mich herum die mir gut tun und das gibt mir auch kraft nicht wieder in ein tiefes loch zufallen. Trotzdem muss es aufhören. Ich habe auch wieder eine neue Partnerin für die es wich lohnt aufzuhören. Ich bin jetzt 30 jahre alt und habe genug mist mit geld und den dazu seelischen schaden angerichtet. Ich würde mir gerne einfach mal anfangen was aufzubauen.
Ich brauche tipps/erfahrungen/ eventuelle methoden um nicht mehr ans geld ausgeben zu denken für sowas.
Natürlich habe ich in meiner Geschichte viele Menschen belogen / betrogen und auch seelisch stark verletzt, was mir auch wirklich von herzen leid tut. Nur habe ich durch solche Erfahrungen auch gemerkt was es bedeutet ehrlich zusein. Vllt geht es mir auch deswegen den Umständen entsprechend gut weil ich aus meiner sucht kein Geheimnis mache. Nur würde ich wirklich gerne sagen ich hab es geschafft.

Ich musste mir jetzt einfach meine seele mal frei reden da ich gerade das spielen bzw die Sucht wieder bekämpfen möchte.

Ich danke euch fürs zuhören. :)
« Letzte Änderung: 21 Januar 2021, 18:31:58 von JaSon911 »

*

Offline Olli

  • *****
  • 6.810
Re: Ich weiß nicht was ich tun soll
« Antwort #1 am: 22 Januar 2021, 05:49:14 »
Guten Morgen JaSon und herzlich willkommen!

Hmmm ... Du kannst schreiben, so viel Du willst. Reicht die Anzahl der Buchstaben je Beitrag nicht aus, dann schreibe eben zwei oder mehr Beiträge direkt hintereinander.
Ich bin mir sicher, dass Du authentisch schreibst. Wieso machst Du Dir also Gedanken, ob Du das, was Du schreiben möchtest, auch zur Tastatur bringst?
Denkst Du etwa, wir hätten Erwartungen an einen Schreibenden? An die Länge des Beitrages und an die Form?
Was denkst Du selbst über das, was da nun steht? Erfüllt es Deine Erwartungen? Bist Du damit zufrieden?

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sich das Thema durch Deine Vita zieht. Könnte es sein?
Angefangen bei der damaligen Freundin, die Du in die Halle begleitet hattest - anfänglich sogar mit etwas Wiederwillen?
Bis heute, wo Dir nichts wichtiger ist, als ehrlich zu ein? Endlich nicht mehr alle belügen und betrügen zu müssen?

Doch woher kommt das? Möchtest Du Deine Eltern nicht enttäuschen? Deine Liebste ebenso wenig?
Nun, ich bin für die absolute Aufrichtigkeit. Aber nicht nur nach aussen, sondern auch nach innen.
Und wenn Du nun sagst, Du liebst sie und bist deshalb aufrichtig, dann kann das nur wahr sein, wenn Du Dich selbst auch liebst - Dich wertschätzt und sorgsam mit Dir umgehst. Die Liebe zu anderen Menschen beginnt immer mit der Liebe zu Dir selbst.

Gehst Du aber sorgsam mit Dir um, wenn Dich die Gedanken an das Geld quälen? Wenn Du weiter spielst?
Irgendwie ist Dir das alles bewusst nicht wahr? Du möchtest Veränderung in genau diese Richtung.
Du möchtest etwas aufbauen, auf das Du zurück schauen kannst. Auf das Du stolz sein kannst - und damit auf Dich.

Deine Vita zeigt am Besten, was Dir geholfen hat. Heute bist Du allerdings auch reifer geworden, hast Dich entwickelt.
Könnte also nicht das, was Dir damals zu einem Jahr Spielfreiheit verholfen hat, nun dazu führen, dass Du zu Dir selbst findest?

Das sind meine spontanen Gedanken. Sie können total daneben liegen - das ist mir aber egal, weil mir genau das so durch den Kopf ging beim Lesen Deines Beitrages.
Greife es auf, wenn Du etwas davon gebrauchen kannst, wenn nicht, dann lasse es hier im Thread.
« Letzte Änderung: 22 Januar 2021, 05:53:14 von Olli »
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

*

Somewhere87

Re: Ich weiß nicht was ich tun soll
« Antwort #2 am: 22 Januar 2021, 07:38:57 »
Ich wollte meiner damaligen Freundin einen Traum erfüllen. Eine op im wert von 7000€.

Dann noch Urlaub fahren usw. Alles am besten sofort. Ich habe mich innerlich sehr verrückt gemacht da ich ihr das geben wollte was sie gerne gehabt hätte. 

Hi Jason,

ich hoffe es geht dir gut!

Mir sind beim Lesen vor allem diese beiden Punkte in Auge gesprungen.

Woher denkst du kommt dieser "Drang", deinen Freundinnen finanzielle Wünsche erfüllen zu müssen?
Wie stehst du prinzipiell zum Thema Geld besitzen?
Was denkst du würde passieren, wenn du deiner Freundin mal sagen musst: "In meiner aktuellen Situation kann ich mir das nicht leisten?" Wie fühlt sich das an für dich?

Viele Grüße

Re: Ich weiß nicht was ich tun soll
« Antwort #3 am: 22 Januar 2021, 15:00:37 »
Hallo alle wieder miteinander,

Danke für die 2 Antworten auf den Beitrag.

@Olli es war nicht so gemeint von mir ob man Leute nach ihrer Länge des schreibens beurteilt oder eventuelle Erwartungen hier in diesem Forum gestellt werden.:)
Mir ging lediglich die Frage durch den Kopf liest jemand solange Texte?! Was ich zum positiven Feststellen muss.
Meine damalige Freundin war nicht der ausschlaggebende Punkt wieso ich später immer wieder hingegangen bin. Im Gegenteil sie hat es gehasst.
Nur weis ich auch nicht wieso soviele zweifel in mir aufkommen. Natürlich hat man Ängste seine naheliegenden Verwandten zu enttäuschen und natürlich auch meine neue freundin.
Aber sie wissen es ja auch, jeder der mich fragt ob ich ein spieler bin bekommt die antwort ja. Ich mach daraus kein Geheimnis da ich offen über das Thema rede.
Ich halte halt nur mein Privatvermögen von der Familie fern. Warum? Ich habe natürlich schulden durch das spielen in den 6 jahren gemacht. 33000€ die ich in monatlichen raten abzahle und auch mit den anderen Abzügen wie Miete usw. Könnte ich sehr gut leben. Nur leider habe ich auch den drang immer mehr zu besitzen entwickelt. Natürlich seh ich das jetzt mit dem casino spielen so dass es mich in die ganz andere Richtung gebracht hat. Ich habe versucht somit immer wieder kleinere beträge wie 300-500€ zu gewinnen und diese mir dann auszahlen zulassen.
Wo ich jetzt auch die frage von somewhere87 komme.
Ich sehe Geld in meinem Leben seit der Spielsucht als nicht mehr so wichtig an. Ich rechnete vorhandenes Geld in Spiele um. 10€ auf 10cent einsatz macht 100 Spiele da kommt doch mit Sicherheit was rum.
Puste kuchen mittlerweile verstehe ich das es egal ist wieviel man einzahlt. Es wird immer das gleiche prinzip laufen etweder sie geben oder sie geben nichts. 500€ damals auf 1€ haben mir 600Runden auch kein gewinn gebracht im Gegenteil es war weg. Das zeigt mir und rufe ich mir auch immer wieder ins Gedächtnis das es ein abgekatertes Spiel ist.
Natürlich kann ich da jetzt leichter drüber reden weil ich bis auf 20€ nichts mehr zur Verfügung habe. Geld ist wie gesagt, schön und beruhigend wenn man es hat, aber für mich spielt es zur zeit keine große rolle. Daran will ich aber jetzt was ändern. Ich habe bis vor 6 jahren mein geld immer so ausgegeben das ich sehr gut gelebt habe aber am ende des Monats immer noch sehr viel übrig hatte. Nur irgendwann kann der drang nach mehr und das Bedürfnis den alten standart anderen gegenüber noch zu erweitern.
Ja ich weis das viele das wort anderen jetzt sehr genau gelesen haben ;)
Ich weiß nicht woher dieser drang kommt perfekt zusein. Vllt weil ich immer ein gut gesehener freund/Kumpel/bekannter war oder aus einem Elternhaus komme wo meine eltern mich (bis heute) noch in allem unterstützt haben und immer ihr bestes gegeben haben? Ich weiß es auch nicht. Vllt bin ich einfach zu sehr darauf fixiert anderen zu gefallen als mir selber erstmal.

Soviel erstmal dazu :)
Schönes Wochenende euch allen
« Letzte Änderung: 22 Januar 2021, 15:04:33 von JaSon911 »

 

Wir danken dem AOK Bundesverband für die Finanzierung des technischen Updates dieses Forums