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Hallo Gast
Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
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Hi!

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Re: Hi!
« Antwort #15 am: 03 August 2021, 22:14:48 »
Hello,

zunächst wiedermal vielen lieben Dank, Olli, für Deinen Beitrag. Ich hatte solche Situationen, wie die gestern beschriebene, natürlich schon häufiger im Laufe der letzten Jahre und sie haben zumeist immer gleich, wie auch von Dir unverkennbar geschrieben, geendet: all die negativen Gefühle, die beim (und besonderes nach) dem Spielen durchlebt werden, werden verdrängt und nur das vermeintlich Gute steht im Raum - allem voran das motivierte Vorhaben, diesmal "anders zu spielen", sich Gewinne auszuzahlen. Natürlich vollkommen absurdes Denken, das letztlich nur das eigene Gewissen stillen soll; diesmal würde man ja nicht wieder alles verspielen, diesmal, ja diesmal, wisse man, wann es aufzuhören gilt. Naja, geplant ist auf jeden Fall, überhaupt nicht in derartige, unkontrollierbare Situationen zu kommen.

Hallo mein Lieber!

Solche Gedanken sind die Überzeugungsarbeit des süchtigen Teils in Dir wieder zu spielen.
Dabei sind es sicherlich nicht die Gedanken alleine, die Du da verspürst, sondern auch positive Gefühle.
Das macht das Ganze noch gefährlicher. Mit der Zeit werden dann die negativen Gefühle und die Auswirkungen verdrängt.

Daher, und das macht Dein rationaler Teil ja schon, verdränge diese Gedanken nicht, sondern stelle ihnen Deine Werte und Ziele gegenüber. Was hast Du jetzt schon erreicht und möchtest Du das wieder verlieren?
Dann wirst Du schnell diese Gedanken à la "Och nur ein einziges Mal!" belächeln - ihnen so noch mehr Kraft rauben.
Eines ist doch klar: Wir sind weitaus mehr als unsere Sucht! Also nutzte dieses Mehr um weiterhin spielfrei zu bleiben!

Zitat
Eines ist doch klar: Wir sind weitaus mehr als unsere Sucht! Also nutzte dieses Mehr um weiterhin spielfrei zu bleiben!

Danke auch für diesen Anstoß. Ist für mich zur Zeit sehr wichtig, mir das immer wieder vor Augen zu führen.

Ansonsten war auch der dritte Tag meines diesmonatigen Vorhabens vorfallsfrei. Ich vermute, das liegt dem zugrunde, dass ich derzeit den Großteil meines Geldes bar zur Verfügung habe und nicht am Konto. Der alleinige Weg zur Bank, um Geld aufs Konto einzuzahlen, hat sich bisher als zu große Hürde erwiesen. Vielleicht nicht unbedingt die wasserdichteste Lösung - vor allem nicht auf lange Sicht - aber es hilft mir jedenfalls, nicht hemmungslos alles nach Lust und Laune zu verpulvern. Ansonsten passiert momentan relativ wenig; ich arbeite natürlich weiterhin, versuche aber indes die Sommerferien halbwegs auszukosten. Etwas verdrießlich stimmt mich, dass ich eigentlich noch ein Händchen voller Deadlines fürs Studium hätte, die ich aber in letzter Zeit immer wieder aufgeschoben habe. Ich kann dabei gar nicht erklären, weshalb ich die Aufgaben nicht einfach mache - mir fehlt scheinbar in den letzten Monaten etwas die Motivation, Dinge voranzubringen; vielleicht auch einfach der bereits angesprochene nötige Tritt in den Hintern.

Jedenfalls geht es für mich nächste Woche in den Urlaub - ich freue mich! -, vielleicht hab' ich bis dahin auch meine überfälligen Deadlines erledigt.

Re: Hi!
« Antwort #16 am: 09 November 2022, 17:33:45 »
Ich weiß gar nicht, wie ich hier am besten beginnen soll, mein letzter Beitrag ist nun doch schon etwas gealtert.  :D

Vielleicht schließe ich einfach dort an, wo ich aufgehört habe: bei meinem hoch angepriesenen Projekt "spielfrei August 2021". Long story short: Hat natürlich nicht funktioniert, sonst hätte ich vermutlich weiter die Seiten des Tagebuchs gefüllt. Es gab auch nach August 2021 keinen spielfreien Monat, ich habe mich in meine (Dis-)Komfortzone zurückgezogen und lieber jedes Monat haufenweise Geld, Zeit und mentale Gesundheit verspielt! Was für eine Freude!

Ich schreibe diesen Beitrag, weil ich mir in den Kopf gesetzt habe, nun wieder öfters Tagebuch zu führen. Ich spare mir diesmal aber Versprechungen, dass ich das nun wieder öfters machen werde, da ich mich nun doch schon etwas kenne und das voraussichtlich ohnehin nicht einhalten werden kann.
Ich schreibe diesen Beitrag auch, weil ich gestern beschlossen habe, meine Spielsucht zumindest finanziell aufzuarbeiten. Also habe ich mir zur Aufgabe gemacht, all meine Kontoauszüge seit 2014 durchzugehen und sämtliche Glücksspieltransaktionen, die ich über mein Bankkonto getätigt habe, niederzuschreiben. Es waren wahrlich zehn freudige Stunden! 8)

Es hatte aber kurioserweise tatsächlich etwas Heilendes an sich, all das nochmal durchzugehen. Natürlich war Brechreiz die erste Reaktion, nachdem ich z.B.: in Erinnerung gerufen bekam, wie krankhaft manche Exzesse waren - ich erinnere mich z.B. an eine "Session", in der ich innerhalb von zwei Stunden €1200 eingezahlt (und selbstverständlich verloren) habe - und wie viel Geld ich dafür verbrannt habe. Was mich aber viel mehr irritiert hat, ist das Verhältnis zwischen Ausgaben, die nichts mit Glücksspiel zu tun haben und jenen, die das schon tun. Ich habe nichts nachgerechnet, aber mein gesamtes Bankkonto besteht zu 90% nur aus Glücksspieltransaktionen. Das stimmt mich insofern traurig, als dass es mich auf die verlorene Lebenszeit erinnert. Ich möchte hier jetzt aber nicht wieder in Selbstmitleid verfallen und komme zum Punkt, der mich am meisten schocktiert. Die schiere Summe an Geld. Ich bin derzeit 24 Jahre alt, studiere und arbeite demnach nicht Vollzeit. Trotzdem habe ich in meiner nun siebenjährigen Spielzeit insgesamt €41000 verspielt.

Dieser Betrag stimmt mich mürrisch. Nicht, weil ich dem Geld nachweine, aber weil er mir schlichtweg vor Augen führt, was ich mir die letzten Jahre insgeheim schon immer gedacht habe: Ich verspiele mir mein Leben.

Ich versuche mich darin, den Betrag als Lehrgeld zu sehen und möchte diesen wirren Beitrag (sorry) damit abschließen, um festzuhalten, dass heute mein erster spielfreier Tag ist - wiedermal. Der hundertste erste Tag also! Möge es der letzte sein.

*

Wirbelwind

Re: Hi!
« Antwort #17 am: 09 November 2022, 18:10:39 »
heute mein erster spielfreier Tag ist - wiedermal. Der hundertste erste Tag also! Möge es der letzte sein.

Das liest sich verwirrend XD  8) ;D ;D

OH MANN, 24 !!!

Komm in die Mittwochsgruppe kriegste die Ohren lang gezogen  ;D ;D ;D ;D

Re: Hi!
« Antwort #18 am: 09 November 2022, 23:54:54 »
Hallo!

Gänsehaut! Danke von Herzen für das Teilen deiner Geschichte. Du bist ein echter Wortakrobat. So bildlich und so emotional, das kannst du echt gut!

Ich wünsche dir achonmal viel Glück auf deiner Reise und hoffe, dass es dir gut ergeht auf deinem Weg!

LG!

*

Offline Olli

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Re: Hi!
« Antwort #19 am: 10 November 2022, 06:45:09 »
Hi!

Ich bekomme auch ne Gänsehaut und schließe mich deshalb Ralf an ... gehe in eine SHG ... gehe in eine Beratungsstelle.
Du brauchst jemanden, der Dir in den Hintern tritt ... bitteschön, erledigt. Von nun an mache das selbst, wenn Du Dir Hilfe organisiert hast.
Was lese ich denn da von Dir? Wenn auch sonst alles verloren ist, meinen Humor habe ich doch noch behalten?
Du prokrastinierst immer noch ... die Planung fürs nächste Spiel springt mir aus Deinen Worten entgegen.

Du musst Dich von der Vergangenheit lösen und in die Zukunft schauen. Was in der Vergangenheit falsch lief, das kannst Du im Jetzt nutzen, um es zu ändern.

Phrasen, Phrasen, Phrasen - aber keine Handlungen kommen da von Dir. Verstecke Dich nicht hinter Deinem jugendlichen Alter. Da habe ich mir auch immer gedacht: Du hast Zeit, bist ja noch jung. Und was war? 20 Jahre später habe ich erst erkannt, dass ich mich selbst zerstöre - dass ich wirklich meine Lebenszeit vergeudet habe. Das, was Du da jetzt in die Richtung äußerst, kommt noch nicht mal nahe an die Realität heran. Wie soll ich es ausdrücken ... Dir ist es rational bewusst, es ist aber noch nicht in den Emotionen angekommen. Daher ist das auch nur eine Phrase von Dir.

Du musst endlich aktiv werden - Punkt!
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline Wolke 7

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Re: Hi!
« Antwort #20 am: 10 November 2022, 12:00:17 »
Zitat
Es waren wahrlich zehn freudige Stunden! 8)

Diese Zeit hättest du schon mal in mehrere Gespräche bei der Suchtberatung investieren können......oder in eine SHG

Ich will mehr Tagebuch schreiben schreiben,aber ich verspreche nichts,ich kenne mich,ich will zumindest finanziell meine Sucht aufarbeiten......haste ja jetzt und nü? Was machst du jetzt ?

LG Wolke

Re: Hi!
« Antwort #21 am: 22 November 2022, 12:15:26 »
Hello!

Vielen Dank für eure Rückmeldungen! Ich bin mir dessen bewusst, dass ich mich vermutlich hinter übertrieben verschnörkelter Sprache verstecke und werde versuchen, meine Beiträge eher aufs Handeln zu konzentrieren, anstelle von unnötigen Ausschweifungen, um nur nicht zur Sache zu kommen (Spoiler: hat heute schonmal nicht funktioniert).

Lieber Olli,
dein Betrag ist gewohnt treffsicher. Ich prokrastiniere nach wie vor in den meisten Bereichen meines Lebens; mache ich hin und wieder winzige Schritte vorwärts, hüpfe ich zugleich noch viel mehr zurück, weil ich mich nicht in der Lage glaube, mich ohne Glücksspiel selbst regulieren zu können. Ich bin mir allen negativen Folgen meiner Spielsucht bewusst - das allerdings, wie du schön geschrieben hast, großteils nur auf einer rationalen Ebene. Mein emotionales Gefühlsleben ist - natürlich vollkommen verständlich, nachdem ich mich jahrelang nicht darum gekümmert habe - in letzter Zeit darauf beschränkt (zumindest bezogen auf meine Sucht), dass ich mich nach Rückfällen - falls man das überhaupt so zu nennen vermag, da ich de facto nie wirklich abstinent war - am Boden zerstört gefühlt habe; ich denke dieses Gefühl kennen alle hier. Die Tage darauf war gewohnt Katerstimmung und ich wollte am liebsten die Welt eigenhändig verändern. Bis zum nächsten Geldeingang zumindest, dann griffen binnen weniger Tage gewohnte Automatismen und ich überging auch alle vermeintlichen Schutzmechanismen, die ich mir zuvor aufgebaut hatte. Und so drehte sich der Kreis aus Selbstmitleid, Prokrastination, Untätigkeit und Verzweiflung weiter.

Ich versuche mich schon seit längerem von meiner Vergangenheit zu lösen - auch hier nicht nur bezugnehmend auf meine Suchtthematik. Zeitweise schaffe ich das auch, mit unter geholfen durch Meditation, aktiver Auseinandersetzung mit meiner Vergangenheit oder Gesprächen im Rahmen einer Therapie (dazu allerdings gleich etwas mehr). Auch das ist allerdings immer nur kurzweilig. Ich kann mir nicht ergründen, ob es meine mangelnde Selbstregulation, schlichtweg meine Faulheit oder einfach fehlender ernsthafter Wille ist, der mich immer wieder in mein selbst gegrabenes Loch zurückfällen lässt. Vermutlich liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte.

Nun zum Thema aktiv werden: Ich war von Juli bis September in Einzeltherapie bei einer Suchtberatung in meiner Nähe. Das hat mir persönlich zu großen Teilen gut getan, wenn ich auch nicht immer von den Therapiepraktiken meiner Therapeutin überzeugt war. Ich hatte in dieser Phase einige, wie ich meine, persönliche Fortschritte erzielt und war dadurch auch längere Zeit (für meine Verhältnisse, selbstverständlich) spielfrei. Ich konnte auch einen damaligen Rückfall mit ihr besprechen, wenngleich ich mir diesen damals nicht verzeihen konnte - "Immerhin arbeite ich nun aktiv an mir, habe wichtige Dinge aufge- und verarbeitet, aber trotzdem habe ich wieder gespielt und kann mir nicht erklären warum." -, woraus ich viel mitgenommen habe. Seit Oktober allerdings ist meine Therapeutin nicht mehr bei jener Suchtberatung, die die Therapiestunden unbezahlt zur Verfügung stellt. Ich wollte - und habe das auch ihr gegenüber so kommuniziert - noch ein bis zwei Monate warten, ehe ich privat zu ihr in die Praxis kommen würde, da ich finanziell zur Zeit nicht dazu in der Lage bin. Nun sind bald jene zwei Monate vergangen und ich habe sie immer noch nicht kontaktiert. Einerseits natürlich, weil ich nach wie vor nicht finanziell in der Lage dazu bin, andererseits weil ich - und hier schließe ich an meine Ausführungen oben an - prokrastiniere und mich in meinem Selbstmitleid suhle und so einfach nicht und nicht ins Tun komme. Hinzu kommt noch ein Gefühl von Scham, dass ich mich bis dato nicht bei ihr gemeldet habe und sie damit quasi enttäuscht hätte - was natürlich vollkommen absurd ist, da ich keinerlei persönliche Bindung zu ihr habe und es ihr demnach gleichgültig sein kann, ob ich weiterhin spiele oder nicht. Aber dem liegen Mitbringsel aus meiner Kindheit zu Grunde, dass ich niemanden mit meinem Tun und Dasein enttäuschen möchte. Dazu aber vielleicht ein andermal.

Ich hatte eigentlich geplant, einen anderen Beitrag zu verfassen, doch dann habe ich eure Nachrichten gesehen und bin nicht darum herumgekommen, nicht zu antworten, da dies dem Sinn und Zweck des Forums nicht gerecht wäre. Mein ursprünglich angedachter Beitrag folgt also jetzt.

Eventuell zur besseren Einordnung: Ich studiere und arbeite nebenbei ~5-10h/Woche als Fahrradkurier. Da mein Nebenjob allerdings einerseits besonders in den Wintermonaten etwas mühsam ist, habe ich mich firmenintern um andere Jobs umgesehen. Dabei stach mir einer ins Auge, der zur 100% aus dem Homeoffice gemacht werden konnte und dem noch dazu meine Qualifikationen gerecht würden. Was sollte schon schief gehen, also habe ich mich beworben. Nach ungefähr einem Monat bekam ich dann eine Einladung zum "Kennenlerngespräch", welches letzte Woche auch online stattgefunden hat. Long story short, da ich euch nicht mit unnötigen Details langweilen möchte: Ich habe heute eine Absage bekommen; einerseits, da sie äußerst viele Bewerbungen bekamen und andererseits, da sie "von anderen überzeugter waren". An sich nicht schlimm, Absagen liegen in der Natur der Sache und gehören wie so vieles schlichtweg zum Leben dazu. Ich aber war innerlich schon seit Wochen felsenfest davon überzeugt, dass ich diesen Job bekommen würde. Damit würde ich mir nicht nur den Rest des Studiums halbwegs sorgenfrei finanzieren können, sondern könnte ich ihn auch problemlos von zu Hause erledigen. Ich war nicht deshalb fest davon überzeugt, weil ich mich als wahnsinnig übertalentiert oder unübertreffbar halte, sondern da meine Qualifikationen (ich habe nunmehr zwei Jahre Praxiserfahrung als Fahrradkurier und bei der Stelle würde mir dies schlichtweg von Vorteil sein) einfach gepasst hätten. Ich wache also heute zu diesem Schreiben auf und bin zunächst entstürzt: "Wie bitte? Sie suchen händeringend Leute für die Stelle [was tatsächlich so ist], nehmen mich aber nicht?". Meine erste Reaktion war Bestürzung, da ich einerseits nicht mit dieser Absage gerechnet hatte und andererseits aufgrund diverser Erfahrungen in meiner Kindheit Probleme damit habe, mit Ablehnung oder damit, nicht genug zu sein, umzugehen.
Warum schreibe ich das alles - wieder nur aus Selbstmitleid, das ich notorisch in die Öffentlichkeit tragen muss? Nein, vielmehr weil ich für mich selbst festhalten möchte, dass eben genau das das Leben ist. Nach meinem anfänglichen Entsetzen über meine vermeintliche persönliche Niederlage war der nächste Gedankengang sofort: "Ich muss etwas ändern! Ich muss mich ändern. Wenn ich im 'Kennenlerngespräch' derart schlecht herübergekommen bin, ist es an der Zeit alles umzukrempeln: Ich würde mich persönlich weiterbilden, in meine 'soft skills' investieren, Sport betreiben, belesener werden" und whatnot. Nach wenigen Minuten sind meine inneren Alarmglocken hochgeschrillt. Genau dieser Gedankengang, mein Leben endlich bei den Hörnern packen zu wollen, ist immer dann eingetreten, nachdem ich ungeplant mein gesamtes Geld verpulvert hatte. Warum also jetzt auch? Ist all das, der vemeintlich unstillbare Drang, mein Leben umzukrempeln, nur eine unbewusste Reaktion meinerseits, mit Enttäuschung umzugehen? Ist das meine gewohnte Reaktion auf persönliche Niederlagen?

Vermutlich übertreibe ich hier maßlos und komme rüber, wie ein verwöhnter kleiner Student, der nun erstmals am Ernst des Lebens gestreift hat und nun weinend ins Elternhaus fliehen wollen würde, weil ja die Welt da draußen so böse sei und ihm nicht alles in die Wiege gelegt würde. Ich würde das auf jeden Fall als Außenstehender so sehen - nicht nur als Außenstehender, ich sehe das persönlich auch so. Es liegt an mir, meinen unzähligen Versprechen Taten folgen zu lassen. Dafür kann ich hier noch so viel herumtippen, noch so viele Vorhaben pompös ankündigen, auf noch so viel Feedback eingehen. Letzten Endes liegt es an mir.

Abschließend möchte ich aber noch festhalten, dass meine Jobabsage doch etwas Positives an sich hatte: Ich habe erstmals seit mehreren Monaten stärkere negative Emotionen erlebt, ohne direkt mein gesamtes Konto leerräumen zu wollen. Ich habe erstmals aktiv negative Emotionen durchlebt, die ich nicht sofort unter den Teppich gekehrt habe. Auch wenn es etwas pathetisch klingen mag, aber: Das gab es bei mir schon länger nicht.

Ich bin nun seit zwei Wochen spielfrei und möchte heute Abend einen weiteren Tag dranhängen können.
Alles Liebe

*

Offline Olli

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Re: Hi!
« Antwort #22 am: 22 November 2022, 13:41:31 »
Zitat
Aber dem liegen Mitbringsel aus meiner Kindheit zu Grunde, dass ich niemanden mit meinem Tun und Dasein enttäuschen möchte.

Ist das Dein Ernst? Du möchtest niemanden mit Deinem Dasein enttäuschen? Was ist das für ein Gebirge an Deinem Bein? Und da wunderst Du Dich, dass Du prokrastinierst?

Wie oft habe ich schon gehört: "Olaf, Du bist nun mal nicht einfach!" ... Hmmm ... na und? Ich spreche Sachen direkt an und nehme dabei auch kein Blatt vor den Mund. Ich bin kein Freund von großen ausschweifenden Reden, in denen ich meinen Gegenüber sanft darauf vorbereite ihm in den Hintern zu treten.
Wer mich angreift, der bekommt auch im Ernstfall sofort sein verbales Fett weg.
Trotzdem liegt es in der Natur der Sache, dass auch ich erst einmal immer gefallen möchte.Soziale Interaktionen benötigen nun mal Beziehungen.
Wie kann ich aber Beziehungen aufbauen, wenn ich mich selbst schon aus der Gleichung herausnehme? Wie komme ich aus einer Prokrastination heraus, wenn nicht nur mein Tun, sondern sogar mein Sein von mir selbst im Wege stehen?

Was denkst Du wohl, wenn ich Dir sage: Egal wo Du herkommst - egal wo Du hin möchtest - egal wie Du aussiehst, riechst, welchen schulischen/beruflichen Background Du hast - egal ob Du gigantischer oder schmächtiger Statur bist ... Du bist genau richtig so, wie Du bist! ...
Was waren Deine ersten Gedanken, als Du den Satz gelesen hast?

Unsere Kindheit hat uns geprägt - kein Zweifel - doch was Hänschen nicht lernte, das lernt Hans nimmer mehr - ist einfach falsch!

Oh mein Gott, was habe ich damals versucht die Erwartungen Anderer zu erfüllen. Ich bin aber nicht die Anderen - ich habe meine eigenen Erwartungen. Die reichen mir, damit habe ich genug zu tun. Ich habe durch eine schmerzhafte Trennung erst einmal einen räumlichen Abstand geschaffen, um dann auch einen emotionalen Abstand zu gewinnen.

Du musst Dich aus dem Rollendenken lösen! Warst Du das "ungeliebte Kind"? Dann fange an Dich selbst zu lieben.
Hast Du fremde Glaubenssätze oder sogar Systeme übernommen, dann löse sie alleine für Dich auf, indem Du sie hinterfragst.

Du bist gut so, wie Du bist ... ich sage es nicht oft zu jemandem, doch wenn, dann bekomme ich erst einen verwunderten Blick zugeworfen und wenn die Leute nicht genau wüssten, dass ich ihnen damit alles Andere als schaden möchte, dann würden sie mir liebend gerne an die Kehle springen.
"Was fällt Dir ein?" schreien ihre Gedanken. "Das stimmt doch überhaupt nicht!"

Doch ...es stimmt ... schaue Dir mal Deinen Beitrag selbst an. Das sind Deine puren Gedanken, ein wenig durchgeknetet, damit sie in die "Form" des Forums passen. Doch sie wurden von Dir erschaffen und beinhalten Deine Lebenserfahrungen, Deine Gedanken und Deine Emotionen.
Und nun sage mir noch mal, dass Dein Sein nur Anlass zu Enttäuschungen geben kann.

Zu der Bewerbung: Manchmal liegt es auch einfach nicht an Dir, wenn da eine Absage kommt. Ich habe damals eine Lehrstelle gesucht und hatte vom Arbeitsamt erfahren, dass ein bekanntes Schreibwarengeschäft in der Nähe des Kölner Neumarktes eine Stelle ausgeschrieben hatte. Also bewarb ich mich und wurde zum Einstellungstest und Vorstellungsgespräch eingeladen.
Ich denke nicht, dass ich mich dämlich angestellt hatte im Gespräch. Mein Deutsch war auch nie schlecht und Mathe sowieso nicht. Den Test musste ich mit links bestanden haben.
Im Gespräch wurde ich aber gefragt, wie viele Bewerbungen ich bisher geschrieben hatte? 26. "Hmmm ... meine Tochter hat schon 200 Absagen ..."
Da wusste ich, dass ich die Lehrstelle nicht erhalten würde. Heute - im Nachgang - Gott sei Dank!

Ja ... auch Du weisst noch nicht, wo die offene Tür für Dich steht, die Deinen Werdegang positiver beeinflusst, als die nun abgesagte Stelle.

Ach je ... jetzt bin ich nur auf einen einzigen Punkt eingegangen ... die MP ist aber rum ....

Vielen Dank fürs Teilen!

Und am Samstag kommst du in das Webmeeting - ich lasse keine Ausreden zu! :)
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

*

Wirbelwind

Re: Hi!
« Antwort #23 am: 22 November 2022, 16:11:09 »
Zitat: Aber dem liegen Mitbringsel aus meiner Kindheit zu Grunde, dass ich niemanden mit meinem Tun und Dasein enttäuschen möchte Zitat Ende

Wirbelwindiger Tsunami Alaaaaaaaarm XD  8) 8) ;D ;D ;D ;D ;D

Therapeutisch Wertvoll; streiche mal das "aber" vor dem Satz, da gibt es KEIN aber denn deiner Problematik liegt ein scheinbar anderes Problem zugrunde und das ist ein FAKT
In dem Moment wo du das aber streichst ist es keine Ablenkung oder Begründung oder AUSWEG - sondern eine Annahme UND akzeptanz deines Problems...

Ich schliesse mich größtenteils Olli an was er geschrieben und würde so ziemlich das gleiche schreiben, allerdings hab ich witzigerweise gerade von HEUTE ein Supertolles Beispiel wie weit der ganze Mist gehen kann...

Ich bin nun 47 und hatte wahrlch kein leichtes Leben ganz zu schweigen von ner "normalen, glücklichen" Kindheit, ganz im gegenteil. Allerdings bin ich seit fast 10 Jahren in Behandlung und hoffe das es DIR etwas bringt dir das hier zu schreiben.

Bei mir auf arbeit läuft es derzeit SEHR gut nachdem ich für sehr sehr viel wirbel gesorgt habe. Heute, gegen 11 uhr hab ich mein Chef gestippelt und hatte SPAß und FREUDE dabei und JA MIR ging es verdammt GUT UND was soll ich sagen....

Ich ging in meine Halle wo ich arbeite (jetzt wo ich dran denke bekomm ich direkt wieder keine Luft^^) FÜHLTE mich ENTSPANNT und WOHL, und was ist ? Mir wurde sowas von schwarz vor der Augen das ich dachte jeden Moment kipp ich um.
Ich fing langsam mit meiner arbeit an und "es ging so" Nachdem ich dann merkte wie langsam die Panik dazu kam bin ich zu unserem Ersthelfer Blutdruck messen und sagte, JETZT, gesagt, getan, alles in Ordnung....

Ich lief noch ne weile verwirrt durch die gegend, setzte mich dann hin, hab mir eine Zigarette angemacht, tief durchgeatmet und zog meine Therapeutin innerlich zu rate und siehe da, ich fand den Auslöser...

Mein chef sagte mal zu mir ich möchte doch bitte die gabeln vom Gabelstapler nicht "immer" so über den Boden ziehen (Was nunmal echt selten vorkommt) und SEITDEM stippel ich Ihn bei JEDER Gelegenheit SOBALD er sich auf den Stapler setzt  ::) 8)

Heute auch, er fuhr an und ich sagte nur "quiiiiietsch" XD und er sagte lachend, freundlich und mit dem Kopf schüttelnd "OH mann, hät ich DIR doch bloß nie was gesagt" ich grinste Ihn an und sagte, TJA, selber schuld....

Er holte das nächste Gestell OHNE quiiiiiietsch und ich sagte "HEY, geht doch" und er erwiederte lieb nett und freundlich, JA natürlich ....

ICH FÜHLTE mich VOLL und GANZ in meiner ART wie ICH BIN AKZEPTIERT und DAS hat mich VOLL von den Socken gehaun....

Genau daran arbeite ich derzeit sehr Mühevoll in meiner Therapie einfach so zu sein wie ich BIN ....

Ich bin doppelt so alt wie du und du vermagst zu denken, "boar die alten,blablabla... und sag nicht nein, das haben wir ALLE gedacht in DEINEM alter  ::) 8) ;D ;D ;

ich kann DIR nur ans Herz legen fang so FRÜH wie möglich damit an deine Kindheit zu verarbeiten und das nicht in einer Suchttherapie oder Shg - DAS ist eine ganz andere Baustelle, du

hast noch Dein GANZES LEBEN vor Dir um so früher du eine -wahrschelich- anständige Verhaltenstherapie machst umso "leichter" ist es für Dich.

Wie Olli schon sagte, der spruch mit dem hänslein was er nicht lernt, da hat er recht der Spruch ist schwachsinn aber ich kann Dir sagen wenn du 47 bist wie ich, Dein leben lang NUR scheisse gefressen hast ist es die Hölle zu lernen das es einem auch verdammt nochmal GUT gehen darf und es scheiss egal ist was andere denken !

Du wohnst alleine und bist selbstständig, LÖSE Dich von deinen Eltern, LEBE für DICH - aber dafür brauchst du ne richtige Therapie, bin ich mir ziemlich sicher... Klar kann ich mich auch täuschen, allerdings müsste ich laaaaaange überlegen wann ich mich das letzte mal geirrt habe,....





Re: Hi!
« Antwort #24 am: 24 November 2022, 00:25:18 »
Danke euch beiden für eure berührenden Antworten!

Ich möchte mir ein paar Punkte rauspicken, dabei aber nicht wie gewohnt maßlos auschweifen, da ich doch schon etwas müde bin. Mich juckt's aber etwas in den Fingern, deshalb dachte ich mir, ich schreib' noch ein paar Zeilen, bevor ich mich ins Bett verkrieche.

Zitat
Ist das Dein Ernst? Du möchtest niemanden mit Deinem Dasein enttäuschen? Was ist das für ein Gebirge an Deinem Bein? Und da wunderst Du Dich, dass Du prokrastinierst?

Das ist tatsächlich ernst gemeint, wenn auch zugegebenermaßen vielleicht ein wenig zu dick aufgetragen. Ich habe seit zwei bis drei Jahren - zumindest ist es mir da erstmals bewusst geworden - Schwierigkeiten damit, mich von anderen (besonders vor meinen Eltern) wirklich abzugrenzen, quasi, übertrieben dargestellt, eine eigenständige Persönlichkeit zu sein. Es gab Zeiten, da war jede halbwegs wichtige Entscheidung in meinem Leben (z.B. möchte ich seit zwei Jahren ein zweites Studium anfangen, das mich wirklich ausgesprochen reizen würde, habe das aber immer wieder aufgeschoben, weil: "was könnten andere von mir denken, wenn ich mit 25 immer noch vor mich hinstudiere und kaum Berufserfahrung habe; hinzu kommen kleine Prisen von Existenz-/Zukunftsangst [á la "werde ich es je schaffen, im Leben erfolgreich zu sein/einen passenden Job zu bekommen/etc.]) immer mit dem Hintergedanken behaftet, was denn meine Eltern davon denken würden. Ich möchte an dieser Stelle erwähnen, dass meine Bezugspersonen (in diesem Fall eben meine Eltern/ein Elternteil) keineswegs rigide Menschen sind, die mir meinen persönlichen Weg aufzwängen. Ganz im Gegenteil: Ich bin schon seit meiner Schulzeit in jeglicher Hinsicht frei. Es wäre ihnen vermutlich auch egal, wenn ich nun mein Studium abbrechen und etwas anderes für mich entdecken würde; ich könnte (und kann) auf ihre Unterstützung zählen. Doch trotzdem nagt immer ein Hintergedanke an mir: Ich darf sie nicht enttäuschen, ich muss mich möglichst anpassen, um ja nicht aufzufallen und eigentlich ja ein Mustersohn schlechthin sein. Natürlich weiß ich rational, dass das so nicht möglich ist. Emotional hänge ich aber immer noch an meinem Glaubenssatz, dass ich nicht genüge und deshalb durch mein exzessives Harmoniestreben mit niemandem auch nur ansatzweise anecken darf; Hauptsache, ich falle nicht auf. Ein kleines Mitbringsel aus meiner frühen Kindheit.
Bei Menschen, die ich nicht kenne, ist mein Drang, nicht zu enttäuschen, glücklicherweise nicht derart ausgeprägt. Nichtsdestotrotz habe ich, besonders seit der Pandemie, in manchen Fällen leichte Anzeichen einer leichten sozialen Angststörung (falls man das so nennen mag). Ich habe manchmal schlichtweg so wenig Urvertrauen in die Welt, dass ich ständig davon ausgehe, dass mich andere Menschen als die Enttäuschung, die ich zu sein glaube, demaskieren und ich ihnen nicht genüge. Ohne jetzt endlos auszuschweifen würde ich festhalten, dass ich in naher Zukunft vor allem an meinen Grund-Glaubenssätzen (Ich genüge nicht, so wie ich bin. Ich kann der Welt [anderen Menschen] nicht vertrauen.) und meiner Verlustangst arbeiten muss.

Zitat
Was denkst Du wohl, wenn ich Dir sage: Egal wo Du herkommst - egal wo Du hin möchtest - egal wie Du aussiehst, riechst, welchen schulischen/beruflichen Background Du hast - egal ob Du gigantischer oder schmächtiger Statur bist ... Du bist genau richtig so, wie Du bist!

Ich muss gerade irgendwie schmunzeln. Nicht, weil ich dem nicht zustimmen würde, vielmehr aber, weil ich hier an deinen letzten Beitrag erinnert wurde. Ich weiß rational, dass Du mit dieser Aussage vollkommen recht hast; emotional hadere ich aber teilweise noch damit. Ich arbeite, besonders im Rahmen meiner Therapie, schon länger daran, genau daran - mich so zu akzeptieren, wie ich bin. Das gelingt mir mittlerweile glückerlicherweise hin und wieder.

Zitat
Ja ... auch Du weisst noch nicht, wo die offene Tür für Dich steht, die Deinen Werdegang positiver beeinflusst, als die nun abgesagte Stelle.

Danke auch für diesen Satz! Es tut immer wieder gut, die Realität vor Augen geführt zu bekommen. Dass ich derartige Lappalien innerlich derart hochspiele, ist wohl auch eine Sache, die es anzugehen gilt. Mittlerweile bin ich über diese kleine persönliche Niederlage gut hinweggekommen - es gibt wahrlich Schlimmeres.


Lieber Wirbelwind,
danke für deine direkte Art, ich finde das wahnsinnig inspirierend (wirklich! - auch wenn Du doppelt so alt bist wie ich  :-X ;D kleiner Scherz am Rande, mir ist es wirklich egal, wie jung oder alt hier alle sind; ich denke, besonders in dem Themenfeld, in dem wir uns aufhalten, ist das ein oder andere Quäntchen Lebenserfahrung durchaus von Vorteil  ;)). Vielleicht empfinde ich das gerade deshalb so, weil ich eigentlich das genaue Gegenteil davon bin und Konflikte und direkte Konfrontationen eher vermeide, da ich niemanden auf den Schlips treten möchte.

Ich sehe das wie Du, dass mein eigentliches Problem nicht meine Spielsucht ist, sondern das, wofür ich meine Abhängigkeit als Lösungsversuch einsetze. Ich glaube zu wissen, warum ich spiele, bin bis dato aber immer daran gescheitert, wirklich ins Tun zu kommen; meine Problemchen wirklich aufzuarbeiten, meine Vergangeheit endlich Vergangenes sein zu lassen und mich als die Person zu akzeptieren, die ich war, bin und vielleicht einmal sein werde.

Zitat
LÖSE Dich von deinen Eltern, LEBE für DICH

Couldn't agree more! Danke für diesen Satz.


Ist dann doch wieder etwas länger geworden als geplant und ich bin noch gar nicht dazugekommen, zu schreiben, dass ich heute vermutlich kurz davor war, meinen nächsten Rückfall zu planen. Mir haben heute Nachmittag die Finger gekribbelt. Ich habe mich, da ich nächste Woche meinen gewohnten Geldeingang erwarte, mit meiner Finanzplanung (der Begriff ist vielleicht etwas übertrieben, ich habe schlichtweg meine exakten Fixkosten und etwaige Rechnungen festgehalten) auseinandergesetzt und dabei festgestellt, dass auch der Dezember knapp wird. Das war natürlich wenig überraschend, das weiß ich schon länger. Binnen weniger Sekunden kam der mittlerweile übliche Gedanke, es doch wenigstens mit einer kleinen Einzahlung nochmals zu versuchen (wie unzählige Male zuvor - es blieb selbstverständlich nie bei der *einen* Einzahlung), mir einfach einen Puffer zu verschaffen. Ich war nach der Situation etwas perplex, da ich eigentlich fest davon überzeugt war, jetzt wirklich die Dinge anzugehen und zu verändern (haha!). Glücklicherweise konnte ich die ohnehin nur kurz andauernde Gegebenheit recht rasch einordnen, doch ich war dennoch etwas frustriert. Aber auch das Gefühl kenne ich schon nur zu gut. Als Reaktion von meinen heutigen Spielplanungen habe ich mir wieder eine Sperrsoftware installiert, obwohl ich bestens weiß, wie man diese umgehen kann - vermutlich eher eine symbolische Aktion.

Alles in Allem geht es mir gefühlstechnisch in Ordnung. Meine akute Vergangenheit - derzeit insbesonders, dass ich mein Studium derart habe schleifen lassen und jetzt viel länger brauche, als ursprünglich geplant - nagt etwas an mir, aber ich muss mir immer wieder ins Bewusstsein rufen, dass ich das nunmal nicht mehr ändern und lediglich in Zukunft besser lösen kann. Eure Antworten helfen mir sehr weiter, besonders, weil mir dadurch immer wieder Dinge vor Augen geführt werden, die ich unbewusst in der Vergangenheit unter den Teppich gekehrt habe. Leider geht es sich diesen Samstag für mich nicht aus, ins Webmeeting zu kommen, da mein bester Freund Geburtstag feiert und ich das nur ungern missen möchte. Ich möchte nicht versprechen, dass ich übernächstes Wochenende dabei sein werde, da ich bei Situationen, die derart außerhalb meiner Komfortzone liegen, beinahe immer einen last-minute-Rückzieher mache, ich möchte es aber - sofern zeitlich möglich - zumindest versuchen. Ich mag zwar hier groß aufschreiben, bin aber dann doch ein Angsthase.

Ich bleibe also einen weiteren Tag spielfrei und hoffe, dass auch der morgige letztlich drangehängt werden kann!

*

Wirbelwind

Re: Hi!
« Antwort #25 am: 24 November 2022, 08:10:23 »
Guten morgen :)

Besteht für Dich die Möglichkeit deine Finanzen abzugeben ?
Wenn das, so wie du schreibst, ein GUTER Freund ist, schon mal mit dem gequatscht ob er dir vlt. helfen kann ?

Ist im ersten moment ein scheiß gefühl, aber es nimmt dir etwas den druck (oder erhöht ihn, kann beides passieren) aber kurzfristig kannste wenigstens "keine scheisse bauen" ...

Ich hab das gemacht, kontokarte ab zur frau, kein bargeld, nur Überweisungen hab ich gemacht weil ich ebend die Kontrolle und den Überblick brauche...
Nach langer langer zeit fing es mit Taschengeld an, 5 Euro die woche (LOOOOOL was hab ich mich gefreut wenn ich mein fünfer bekam, wahrlich wie ein kleines kind)
Ich fing an zu sparen, hier n fünfer, da n fünfer, n 5er im auto für n kaffee bei mäcces - Wo wir bei Hänschenklein sind-, ICH habe nie gelernt zu sparen und fang JETZT an das zu lernen.

Wir haben ca 2500 euro im Monat und nach Abzug von Fixkosten i.h.v 2000 (miete, kreditrate, tiere, tabak, Kaffee, tanken) bleiben 500 übrig zum einkaufen und leben.
TROTZDEM haben wir es geschafft anfang der woche die IHK-gebühren von meiner Frau i.h.v 385 Euro Komplett zu bezahlen und haben immer noch 500 euro aufm Konto, wie wir das wiedermal gemacht haben ? Ich habe KEINE Ahnung  8) 8) ;D ;D ;D

Sobald man sich bewusst damit auseinandersetzt, Monat für Monat, wird es irgendwann zum Selbstläufer und ich versichere Dir, in dem Moment wo bei MIR die FREUDE aufkommt was wir gewuppt haben und wieviel geld da ist, JEDESMAL sitzt der kleine auf meiner Schulter, Zocken gehen zocken gehen und das nach nun wiedermal guten 6 bis 7 monaten abstinenz.

Wir bekommen einen "sondergeldeingang" der ungeplant ist, 250 euro, ICH habe BEWUSST in der birne den Bezug hergestellt, alles klar, Versicherung fürs auto meiner frau, nächstes Jahr - so "einfach" ist das....

Ich bin mittlerweile so ein Knauser geworden, das gibt es gar nicht, und wehe ich will n lächerlichen Kaffee trinken bei mäcces und MIR den gönnen, das ist ne halbe Stunde diskussion im Kopf  ;D ;D ;D

"Mustersohn" - es gibt ihn nicht, DEN mustersohn, ... WER sagt wie der ausszusehen hat ? Und wer sagt, das man DIESE ROLLE erfüllen muss?

Ich weiß nicht was bei dir so los ist, wie ich deinen Beitrag gelesen habe kam das gefühl hoch als wenn es ziemlich egal ist was du tust, das erinnerte mich sehr stark an eine Kolegin.
Die Eltern der jungen frau haben eine sehr gut laufende werkstatt und wenig zeit. Sie trägt IMMER die neuesten Straußklamotten, aber und das ist das FATALE, sie ist so liebesbedürftig das ist schon heftig  :( Sie kommt sehr oft zu mir und läßt sich in den Arm nehmen und wenn ich Ihr nicht "n klaps auf den Po geben würde" mit den "strengen" Worte, SO Kind, ab an die arbeit, ich glaube wir würden bis Feierabend so stehen bleiben....

"Dein Angsthase"

Du MUSST UNS nicht erzählen wann du kommst, ob du kommst, und JA du hast recht, natürlich ist die Schublade geöffnet wo drauf steht - Jajaja, wieder so ne Labertasche, sagt kommt und kommt nicht - und wie EINFACH ist es doch JETZT für Dich, schon wieder zu denken nicht gefallen, schon wieder enttäuscht, Ooooooh JETZT ist das schlechte gewisen sooooo groß, JETZT trau ich mich erst recht nicht mehr. und ja ich bin ein Arsch dir das so zu schreiben, aber ist nun mal die Wahrheit  ;D ;D

EINZIG und ALLEIN DU bist WICHTIG und es ist völlig EGAL was WIR denken, ich seh das mittlerweile anders rum, DU weißt gar nicht was du verpasst...

Übernächste Woche wird übrigens nichts, am 3.12.22 ist REINE Angehörigen Gruppe und so verstreichen die Wochen ins Land mein lieber,....


 

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Offline Olli

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Re: Hi!
« Antwort #26 am: 24 November 2022, 09:21:55 »
Ja, ja ...

Diesen Samstag hat der Freund Geburtstag ... nächste Woche ist Angehörigengruppe ... dann die Woche läuft Fußball im Fernsehen, dann die Woche ist der Himmel bewölkt, dann die Woche fällt in China ein Sack Reis um ...
Das muss ich mir anschauen! Das ist wichtig! :)

Wo ein Wille, da ist auch ein Weg. Der Freund hat auch noch nach 21 Uhr Geburtstag und wenn ich mal ne halbe Stunde Fahrt einrechne, dann wärest Du um 21 Uhr 30 bei ihm. Wenn Du ihm sagst, dass Du etwas sehr Wichtiges zu erledigen hast, dann wird er auch dafür Verständnis haben. Dies umso mehr, wenn er die Wahrheit kennen würde.
Die Angehörigengruppe kann laufen ... ich könnte Dich in einen separaten Meetingraum führen und wir könnten uns da ungestört unterhalten.
Wen interessiert noch Fußball? Ist es vielleicht die Vorstellung, dass man selbst dort auf dem Platz steht und Millionen im Jahr verdient? Angehimmelt und bewundert wird? Ich war am Freitag seit Wochen mal wieder darten. Im Fernsehen rechts und links an der Wand lief Fußball. Wenn ich auf einen der Bildschirme schaute, dann habe ich nicht auf das Spiel geschaut. Die sich bewegende Bandenwerbung zog meine gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Was hat eine Versicherung ... was hat Glücksspiel mit Sport zu tun?
Ich will das nicht sehen und doch werden meine Instinkte manipuliert auf dass ich hinter der Bandenwerbung eine mich fressen wollende Raubkatze vermute, die ich mal besser schnell finde, damit ich überlebe.
Was bleibt, das ist der Sack Reis ...  Wenn der umfällt, dann bewegt sich auch die Erde - und damit ich selbst mich - auf den Sack Reis zu! Isaac Newton, der alte Schlingel, der hat den Apfel beobachtet. Wäre er vor knapp 400 Jahren auch auf die Gravitationsgesetze gekommen, wenn er einen Sack Reis beobachtet hätte?
Jetzt habe ich viel geschrieben ... um eigentlich nichts ... oder?

Vor wem hast Du eigentlich Angst? Vor mir etwa? ... Ich bin doch eher ein Schmusebärchen, "stets bemüht" ;) nicht anzuecken.
Der ein oder andere fängt schon mal an zu weinen, doch das liegt weniger an mir, denn an der Geschichte, die dann aus ihm heraus sprudelt. Und soll ich Dir mal was sagen ... dann muss ich oft selber mit mir kämpfen .... dass ich nicht selbst loslege ...
Es gibt keinen Schüler oder Lehrer ... es gibt nur ein Miteinander auf Augenhöhe.
Ich kann und will Dich nicht therapieren - aber ich kann Dir meine Aufmerksamkeit schenken. Du kannst den Spieß aber auch rumdrehen und gar nix über Dich sagen, sondern mich über meine Person ausquetschen. OK, das würde zwar Deinen Wissensdurst stillen und dem Aufbau einer Beziehung dienen, doch es würde Dich akut nicht weiter bringen.
Da ein Fernbleiben Deiner Person aber genau das Gleiche bewirken würde ... dann lasse ich mich eben von Dir ausquetschen ...

Da ... schon wieder zieht es mir den Boden unter den Füßen weg ... diesmal fiel der Sack Reis aber in Japan um ...
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

 

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