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Wolfgang mein Tagebuch
Wolfgang:
Hallo Bianca,
ich wollte kein eigenes Tagebuch eröffnen.
Für mich ist heute der erste Tag, an dem ich versuche mich von der Spielsucht zu befreien. Ich bin 57 Jahre alt und spiele seit über 40 Jahren und muss sagen, es widert mich an. Ich habe die Geschichte von
"Freitagessen" gelesen und erkannt, wie es gehen kann.
Ich möchte mich jetzt nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber es ist immerhin ein klitzekleiner Anfang.
Ilona:
Lieber Wolfgang,
ich habe deinen Beitrag abgeteilt. Dann hast du Raum für dich und Bianca für sich.
LG Ilona
Auskuriert1:
Hallo Wolfgang und willkommen (und wenn du es ernst meinst) in einer neuen Welt ;)
Ich kenne den von dir angesprochenen "Freitagessen" eigentlich sehr gut.
Damals hat er hier noch Täglich geschrieben, war nur etwas jünger wie du ... hatte aber auch fast 40 Jahre zocken aufn Buckel.
Mir gefallen seine Beiträge bis heute noch sehr gut.
Manchmal etwas stümperhaft geschrieben, aber egal - ihm war es wirklich sehr ernst und er wollte nicht nur Spielfrei werden, sondern auch bleiben.
Ich mag Vorbilder -ich mochte Freitagessen, aber auch son Typ der hier nicht ganz ohne ist...ich glaube Olli oder Olaf ist sein Name :D
Vor allem vor Olaf möchte ich dich warnen...bei ihm besteht tatsächlich die Gefahr, dass wenn Du dir seine Worte zu Herzen nimmst, dass Du es schaffst Spielfrei zu werden.
Freitagessen (mein zweitbester Freund) und das weiß ich aus erster Hand wird dieses Jahr 9 Jahre Spielfrei sein, Olaf glaube ich 15 Jahre oder so :P
Was ich dir eigentlich mit den oberen Text sagen möchte Wolfgang, 2 Beispiele habe ich dir hier genannt (ich kenne allerdings noch einige mehr) -und wenn die beiden es geschafft haben (Voraussetzung das du niemals an dich selbst zweifelst) dann kannst und dann solltest du es auch schaffen.
Und auch immer daran denken -und sei es minütlich- aufgeben Spielfrei zu werden ist KEINE OPTION!
Dir alles erdenklich Gute.
Wolfgang:
Hallo Auskuriert1,
zunächst einmal vielen Dank für deine Antwort.
Ilona hat mir ja nun eine eigene Seite "zugewiesen" und ich werde dieses Vorhaben mit aller Ernsthaftigkeit angehen.
Mit der Registrierung habe ich einen ersten Anker geworfen. Weitere Schritte müssen und werden folgen.
Ich bin mir der Schwere dieser Aufgabe bewusst und denke momentan in einem Zeitrahmen von Stunden.
Die Erfahrungsberichte zeigen eindrucksvoll die Befreiung, welche mit fortschreitender Abstinenz einsetzt. Auch der Umgang mit eventuellen Rückschlägen war/ist eine hilfreiche Lektüre.
Der Weg ist das Ziel und ich beginne heute mit dem ersten Schritt in die richtige Richtung. Allerdings auch in dem Bewusstsein, das mir die vielen Jahre der Sucht kein einfaches Gehen ermöglicht.
Ich packe es jetzt "einfach" mal an!!!
Olli:
Hi Wolfgang!
Herzlich willkommen!
Ja, ich habe auch 20 Jahre Sucht hinter mir. Die letzten Jahre wollte ich eigentlich schon nicht mehr spielen, doch ich blieb im Trott - im Altbewährten. Wie oft habe ich mir gesagt, dass ich jetzt endlich mal aufhören sollte. Doch trotz der vielen negativen Aspekte der Sucht gab sie mir ja auch etwas Positives zurück. Der Automat erwartete von mir nichts - er war einfach nur da.
Es brauchte nur einen einzigen Niederschlag noch und dann hatte ich es satt. Es war der Tag vor dem 1. und ich hatte mein Gehalt bekommen und fast alles bereits verspielt. Punkt Mitternacht verließ ich die Halle und ich wusste, dass nun das Fass des Negativen übergelaufen war. Voller Enttäuschung und Wut über mich selbst begann ich mit der Abstinenz - das erste Mal!
Es gab viele Zeiten davor, in denen ich spielfrei war. Doch die "Motivation" kam nicht aus mir heraus, sondern von meinem Umfeld. Ich selbst war immer nur auf Spielpausen aus und wollte das Glückspiel tief in mir drin nicht aufgeben.
An diesem Tag vor fast 15 Jahren aber, dort draussen vor der Spielhalle, da fasste ich einen ersten aufrichtigen Entschluss - meine Abstinenz. Nicht etwa dass ich wusste, was nun zu tun war. Nein, das kam erst später. In dem Moment war das uninteressant.
Es zählte nur: Ich hatte begonnen!
Ja, der Freitagessen ... ein echt herzensguter Kauz. :) Nachdem wir uns hier schon fleissig unterhalten hatten, lud uns Ilona damals nach Hannover in die MHH zur Jahrestagung von fags ein. Ich kannte dort niemanden von den 300 Teilnehmern und so wartete ich im Flur auf den Beginn der Tagung. Ein paar Meter weiter wurde jemand interviewt und dabei gefilmt. Ich konnte nicht verstehen, was er sagte, doch er quasselte an einem Stück ohne Punkt und Komma. So ist er nun mal unser Rainer ... :)
Ilona stellte uns später einander vor und was soll ich sagen ... wir haben uns im Laufe der Jahre immer wieder auf den Jahrestagungen getroffen und bei mir zuhause auch bei Grillfesten.
Irgendwann stellte ich jedoch fest, dass sich der User Freitagessen hier abgemeldet hatte. Für ihn war es an der Zeit zu neuen Ufern aufzubrechen. Doch so ganz wollte er uns doch nicht alleine lassen, so vollkommen auskuriert1 ... :)
Mein Gott ... 9 Jahre ... 15 Jahre ... wie die Zeit vergeht ... damals konnte ich mir so etwas gar nicht vorstellen. Ich war doch ein "Zocker" durch und durch. Und dann begann diese Zeitspanne bei mir zu laufen ... durch einen Entschluss, den ich nie bereut habe.
Wolfgang, Du sprichst von "einfachem gehen". Ja, es wird zwischendurch Phasen geben, in den Du es schwer haben wirst. Doch die gehen vorbei, das gehen sie immer. Und Du wirst trotzdem voran schreiten.
Ich brauche Dir sicher nicht nahe legen, wo Du Dir zusätzliche Unterstützung besorgen kannst und zu Deinem eigenen Wohl auch solltest - oder? 40 Jahre Sucht haben ihre Spuren hinterlassen. Da braucht es Leute in Präsenz, die dem Wolfgang sein suchtfreies Ich als Spiegel vor Augen halten, damit er sich nicht in suchtinfiltrierten Überzeugungen und Glaubenssätzen verliert auf seinem Weg.
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