Glücksspielsucht > Tagebuch

Wolfgang mein Tagebuch

<< < (5/57) > >>

Wolfgang:
Letzte Nacht war ziemlich übel. Vom Zocken geträumt und dabei einen riesigen Gewinn eingefahren. Einige Male hochgeschreckt, wieder eingepennt und jedes mal solchen Müll geträumt.

Ist offensichtlich im Unterbewusstsein einiges am köcheln
.

Jetzt frage ich mich, hätte ich auch aufgehört zu Spielen, wenn ich Gewinne eingefahren hätte? Ist es das Zocken was mich nervt und einen Schlussstrich
hat ziehen lassen, oder sind es in Wahrheit "nur" die Verluste?
Hätte ich die Zeit, welche ich mit Spielen verbrachte, auch als verloren betrachtet, wenn es die finanziellen Abstürze nicht gegeben hätte?
Wäre mir denn all das wichtig gewesen, was ich jetzt vorgebe für mich wichtig zu sein, wenn die Verluste durch Gewinne ersetzt würden?


Ich habe keine klare Antwort,... oder doch?


Wolfgang

Balduin:
Hallo Wolfgang,

diese Träume hatte ich auch, die werden weniger und verschwinden irgendwann.

Du diskutierst gerade mit deinem inneren Suchtteufel. Der wird solange mit dir diskutieren, bis er dich wieder da hat, wo er dich hinhaben will. Beim Spiel. Dieser Suchtteufel (oder nenne ihn wie du willst) ist ein Teil von uns. Er wird stärker, wenn wir mit ihm reden und wenn wir ihn mit Glücksspiel "füttern" übernimmt er wieder die Kontrolle.

Ist die Beantwortung der Fragen wichtig für deinen Entschluss? Würdest du wieder spielen, wenn es einen todsicheren Tip gibt? (man also nicht verlieren kann)

Das sind gefährliche Fragen und Gedanken.

Schieb dem Suchtteufel ein klares NEIN entgegen. Rechne damit, dass er weitere "Fallen" stellen wird. Bleib beim NEIN!

Wir sind süchtig und können nie wieder kontrolliert spielen.

Viele Grüße

Olli:
Moin!

Manchmal habe ich Träume, die ich gar nicht haben möcht. Wenn ich dann aufwache und wieder versuche einzuschlafen, dann lande ich automatisch wieder bei dem gleichen Mist. Doch ich überliste mich dann. Schalte den Fernseher ein, stelle die Sleppfunktion ein, reduzieren die Lautstärke auf ein Minnimum.
Der Geräuschpegel, so leise er auch ist, lenkt mich ab und ich schlafe mit angenehmeren Träumen wieder ein.

Dass Du jetzt vom Spielen träumst, Wolfgang, ist vollkommen normal. Sie werden weniger werden. Doch es braucht auch seine Zeit, bis sie gar nicht mehr auftauchen. Die Träume basieren auf dem Umstand der Mangelerscheinung. Da ist zum Einen das Spielen selbst, welches Du - Dein Oberstübchen - vermisst.
Dann wissen wir aber auch, dass das Glückspiel versucht etwas zu kompensieren. Es ist an Deine Gefühle gekoppelt.
Wenn Du also am gestrigen Tag Stress hattest - hast Dich vielleicht über jemanden geärgert - oder oder oder ... dann verarbeitet Dein Gehirn dies im Schlaf mit der Methode, die vermeindlich ja immer Erfolg hatte.

Die Fragen, die Du da an Dich stellst, finde ich gar nicht mal so schlecht. Jedoch nicht, wenn sie in Balduins Sinne dazu gedacht sind, Deine Abstinenzentscheidungen ins Wanken zu bringen - sprich: das Suchtteufelchen Dir einredet, die Abstinenz wäre falsch.
Wenn Du aber bei den Fragen Deinen Abstinenzentscheidungen einen Namen geben kannst, dann bringt Dich das weiter.
Es ist ja nun mal so, dass wir zumeist eher intuitiv die Entscheidung zur Abstinenz treffen. Ja, klar, Verluste und finanzielle Abstürze helfen uns dabei.
Wenn ich aber an mich selbst zurück denke, dann hat es bereits lange vor der Abstinenz in mir gebrodelt. Die Initialzündung hat mich dann irgendwann nur noch ein Monatsgehalt gekostet.

Wolfgang:
Tag 9 und spielfrei

@Balduin

Du hast recht, es sind gefährliche Gedanken. Ob ich bei einem todsicheren Tipp rückfällig werden würde, möchte ich verneinen. Da hat der Suchtteufel keine Chance.
Aber hätte ich in der Vergangenheit mehr Glück gehabt, hätte ich dann auch aufgehört? Würde ich weiterspielen, wenn mir jemand für die Zukunft mehr Glück garantiert?
Ich würde lügen, wenn ich diese Frage mit einem klaren Nein beantworte. Hier macht der Suchtteufel (noch) seinen Einfluss geltend, aber seine Stimme wird sicher irgendwann dünner.
Die Zeit läuft für mich und ich werde diesen Fight gewinnen.



@Olli

Es ist tröstlich zu lesen, das solche Träume in dieser Phase ehr als normal anzusehen sind. Die Sache mit dem Fernseher werde ich einmal ausprobieren.
Du/ihr hast/habt überhaupt eine sehr angenehme und taktvolle Art die Dinge zu erklären. Wenn nötig  auch mit Nachdruck, aber immer mit Tiefgang und zum Nachdenken anregend.


Wolfgang


 



Balduin:

--- Zitat von: Wolfgang am 10 Juni 2021, 20:51:43 ---Würde ich weiterspielen, wenn mir jemand für die Zukunft mehr Glück garantiert?
Ich würde lügen, wenn ich diese Frage mit einem klaren Nein beantworte. Hier macht der Suchtteufel (noch) seinen Einfluss geltend, aber seine Stimme wird sicher irgendwann dünner.
Die Zeit läuft für mich und ich werde diesen Fight gewinnen.

Wolfgang

--- Ende Zitat ---

Hallo Wolfgang,

du wirst dieses Versprechen bekommen. Von deinem inneren Spieler. Mehr Glück - weniger Pech - geringere Verluste  - neue Strategien.

"Wenn du nur einen 10er pro Woche einsetzt und dich konsequent daran hältst - was soll daran schlimm sein?"
"Bei dir ist es anders - du bist nicht süchtig - hast es nur zwischendurch übertrieben"
"Du konntest doch jetzt auch aufhören - das kannst du jederzeit wieder"
usw.

Das ist das Suchtteufelchen - es jammert, es bettelt , es bringt uns dazu uns selbst und andere zu belügen, es tobt, es schickt uns Träume und Phantasien vom kleinen und großen Gewinnen. Wird es gefüttert, mit Streaming gucken, mit Quotenanalysen ohne Einsatz, mit jeder Art von Spiel, wird es stärker

Die OC kennen diese Mechanismen, die schicken auch schon mal Boni ohne Einzahlung - fangen wir wieder an - hängen wir wieder dran.

Viele Grüße

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln