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Wolfgang mein Tagebuch
Wolfgang:
Tag 25 Spielfrei
Habe mir wieder paar Tagebücher zu Gemüte geführt und musste feststellen, das es mehr zu verlieren gibt als Geld. Ich hatte immer nur einen, allerdings dauerhaften, Kredit. Keine Mietschulden etc.
Jetzt las ich die Geschichte von "SUCHTEL" und muss sagen, das hat mich mitgenommen. In vielen Dingen habe ich mich wiedererkannt, aber der Weg nach unten kennt offensichtlich keine Grenzen.
Was wäre gewesen, wenn meine Scham vor dem Vermieter wegen Mietschulden nicht so groß gewesen wäre? Dann wären wohl ebenfalls alle Schranken gefallen.
Ich hoffe er lebt inzwischen abstinent und bleibt es auch.
Mein Suchteufel ist nicht mehr ständig im Keller. Wenn die Sonne scheint, lasse ich ihn raus und nehme ihn mit auf meinen Spaziergängen. Er ist mein Schatten und ich spreche mit ihm, denn er ist Teil meiner Person.
Möglicherweise widerspricht das den Lehrbüchern, aber für mich ist es gut und wichtig. Es ist der Schatten meiner Vergangenheit und ich gebe die Richtung vor.
Wolfgang
Wolfgang:
Tag 28 Spielfrei
Trotz Europameisterschaft hält sich der Druck in Grenzen. Eigentlich habe ich z.Z. wenig bis gar kein Bedürfnis zu spielen. Aber ich bin in so einer seltsamen Stimmung. Ich hoffe das ist nicht der Beginn einer depressiven Phase. Aber irgendwie fällt mir alles etwas schwerer als vorher. Versuche aber auch gerade das Rauchen aufzugeben. Gelungen ist es noch nicht. Kommt eben grad bisschen viel zusammen.
Aber wenn ich sehe, wieviel ich bei dieser EM schon falsch getippt hätte, bin ich trotz allem heilfroh.
Soll aber nicht heißen, bei Erfolg wäre ich umgefallen. Diese Zeiten sind vorbei!!!
Wolfgang
Olli:
Guten Morgen Wolfgang!
--- Zitat ---Mein Suchteufel ist nicht mehr ständig im Keller. Wenn die Sonne scheint, lasse ich ihn raus und nehme ihn mit auf meinen Spaziergängen. Er ist mein Schatten und ich spreche mit ihm, denn er ist Teil meiner Person.
Möglicherweise widerspricht das den Lehrbüchern, aber für mich ist es gut und wichtig.
--- Ende Zitat ---
Ich sage immer etwas Ähnliches. Behandele Deine Sucht wie einen Freund. Rede ruhig mit ihm, denn er ist der Spiegel Deiner Bedürfnisse. Nur auf Diskussionen über die Sinnhaftigkeit der nächsten Suchtausübung sollten wir uns nicht einlassen, die können wir nur verlieren. Also lassen wir unseren Freund sich austoben, belächeln ihn dabei und machen doch weiter unser Ding.
Magst Du mehr über diese seltsame Stimmung erzählen?
Wolfgang:
Hallo Olli!
Tja, diese momentane Stimmung ist so leicht nicht in Worte zu fassen. So eine diffuse Leere und Ungeduld. Einerseits sehe ich meine Entwicklung und andererseits dauert mir das irgendwie zu lang. Ich tue mich schwer, jeden Spielfreien Tag als Erfolg wahrzunehmen. Die an die Stelle des Spielens getretenen Aktivitäten (Schach, Spaziergänge, Treffen mit Freunden, Tiere) geben mir zwar Halt und ein temporäres Gefühl der Zufriedenheit, aber ich spüre auch das etwas fehlt. Heute bin ich mit dem Auto auf die Autobahn und hab mal eine Zeitlang ordentlich Gas gegeben. Danach fühlte ich mich richtig gut und war zufrieden mit mir.
Möglicherweise fehlt mir der gewohnte Adrenalinschub. Dieses Phänomen kenne ich auch von früher. Habe den Tank soweit leergefahren, das es gerade noch bis zur Tankstelle gereicht hat. Manchmal hat es auch nicht gereicht. Obwohl ich mehrmals vorher die Möglichkeit hatte zu tanken. Bin eben einfach weitergefahren und genoss diesen Kick. Oder hängte Wäsche auf, obwohl Regen gemeldet war. Wollte einfach testen, ob es noch reicht zum trocknen. Oder gehe betont langsam zum Bus um zu sehen ob ich es noch schaffe, bevor der letzte eingestiegen ist.
Wenn ich mir das so vor Augen halte, bin ich wohl etwas Verhaltensauffällig ;D
Wolfgang
Wolfgang:
30 Tage SPielfrei
So nun sind bereits 30 Tage ins Land gegangen, seitdem ich die Reißleine gezogen habe. Es ist der erwartete steinige Weg, aber es geht ja nicht nur mir so. Zurückblickend war es zu Beginn meiner Alkoholabstinenz eigentlich genau so. Die Selbsthilfegruppe war ein wichtiges Instrument. Ich habe zwar keinerlei Suchtdruck mehr, aber mit den Leuten aus der Selbsthilfegruppe treffe ich mich nach 21 Jahren immer noch. Fuhr auch viele Jahre zur GAD nach Dresden usw. Und das in dem Wissen um ein weiteres bestehendes Problem. Das hat an mir gezehrt und viel Kraft und Selbstachtung gekostet. Dieses Versteckspiel hat nun endlich ein Ende gefunden. So und jetzt stehe ich eben wieder am Anfang des Weges und stelle mich der anderen Sucht.. Jetzt will ich lernen, ohne den besonderen Kick auszukommen. Der von gestern reicht wieder für paar Wochen ;D Wenn ich doch nur Sexsüchtig gewesen wäre. Dann hätte ich wenigstens richtig was davon gehabt ;)
Heute geht es mir schon wieder etwas besser.
Eins ist mir noch wichtig. Ich wollte ja eigentlich jeden Monat eine Spende abdrücken. Aber 25 Euro sind mir momentan etwas zu viel. Es ist/war zwar einiges an Geld übrig, aber Brille und Autoreparatur haben erstmal Vorrang.
Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben.
Wolfgang
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