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Mein Tagebuch Vasrud

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Re: Mein Tagebuch
« Antwort #15 am: 06 Juli 2021, 19:07:43 »
Tag23

Nachdem ich das Tal der Leere wieder verlassen konnte (mit guten Erkenntnissen für mich) bin ich heute beiläufig auf der Fahrt zu einem Kunden in meiner Spotify Liste wieder auf ein Lied gestoßen was mir in der damaligen Therapie stark geholfen hat. Jetzt dudelt es zum 100mal vor mich hin und gibt mir wieder halt. Gedanken an das spielen verschwende ich keine dafür ist mein Tag doch zu sehr geprägt von den schönen und auch teilweise anstrengenden Alltag des Lebens…

Es braust der Sturm über's Land
Und treibt dich vor sich her
Zu irgend einem Ziel am Horizont
Das Atmen fällt dir schwer

Es rauscht das Blut in deinen Adern
Ein Schritt und kein zurück
Der Sturm, er gönnt dir keine Ruhe
nicht einmal für einen Seitenblick

Der Weg zu dir selber hört nie auf
Hinter dir geht's abwärts
Und vor dir steil bergauf

Der Ergeiz brennt in deine Augen
Es tut dir weh, Du machst sie zu
Und widerwillig bleibst du stehen
Dabei ist stehen bleiben oft schon genug

Ein dunkles Irrlicht aus der Ferne
Hüllt sie kurz in grelles Weiß
Und es lockt dich in die Schlucht
Wieder zurück in den Teufelskreis

Und dann passiert's, es geht nicht weiter
Du bleibst stehen und schaust dich um
Und plötzlich spürst zum ersten mal
So eine Art Frieden rund herum
Doch ein Peitschenhieb des Alltags
Treibt dich weiter, irgendwohin
Du hast geglaubt du bist längst draußen
Nein, du bist mittendrin

Der Weg zu dir selber hört nie auf
Hinter dir geht's abwärts
Und vor dir steil bergauf
Der Weg zu dir selber hört nie auf
Hinter dir geht's abwärts
Und vor dir Steil bergauf.
aliena vitia in oculis habeamus, a tergo nostra

Re: Mein Tagebuch
« Antwort #16 am: 10 Juli 2021, 09:35:34 »
Tag 27

Außer dieser verdammten Müdigkeit geht es mir recht gut. Ich muss aber dazu gestehen das eher die Jungs diese fördern. Wenn der große nachts angetippelt kommt einen Round-House-Kick auspackt um zu signalisieren ich brauche Platz um dann festzustellen wenn Papa fast auf der Kante abfliegt ist kuscheln nicht möglich. Ein herrliches Spiel morgens um 3. Wenn dann morgens um 8 schon für den kleinen Wolfgang Petry Stundenlang durch die Boxen schallt ist der Tag bereits gelaufen bevor er angefangen hat.

Ansonsten verschwende ich aktuell keinerlei Gedanken an das Glücksspiel. Dafür ist der Anblick des vollen Alpenpanoramas in der Früh von unserem Domizil schöner als jedes einzelne Bild irgendeiner Maschine.

Jetzt werde ich mir dann Kaffee Nummer 6 ziehen mich verlieben mich vergessen um mir zu verzeihen;)
aliena vitia in oculis habeamus, a tergo nostra

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Offline Wolke 7

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Re: Mein Tagebuch
« Antwort #17 am: 10 Juli 2021, 17:48:18 »
Zitat
Jetzt werde ich mir dann Kaffee Nummer 6 ziehen mich verlieben mich vergessen um mir zu verzeihen;)

Zack ,Ohrwurm im Kopf.

Zitat
Ich übe mich darin diese Leere zu akzeptieren und auszuhalten. Wenn ich etwas anderes tun würde um mich abzulenken wäre das nur wieder neues Wasser in das Glas welches unten Löcher hat

Hey,Leere,Spieldruck aushalten,ohne aktiv mit Skills dagegen anzugehen,hat bei mir Jahre gedauert, sehr schön,dass du es jetzt schon schaffst.
Aber Gefühle, die zu dem Suchdruck führen,müssen ausgelebt werden bzw durchlebt werden. Dafür nehme ich mir Zeit,ziehe mich dann etwas zurück und danach geht es mir besser.

Bleib stark,mach weiter so ,du bist auf einem guten Weg.

LG Wolke

Re: Mein Tagebuch Vasrud
« Antwort #18 am: 11 Juli 2021, 12:07:59 »
Hallo Wolke,

Kein Thema wenn du magst - es läuft aktuell gefühlt 24 Stunden bei uns und wehe es kommt was anderes ;).

Und zum Aushalten - ich konnte damit bis zum Rückfall relativ gut umgehen. Dazu wurde ich auch etwas gedrängt da wir sehr schwere Zeiten mit unserem großen Sohn hatten und beide Familien auf ihm rumgehackt haben. Wir wurden extrem torpediert und ich musste mich immer schützend vor meine Familie stellen. Dabei war ich einer Flut von negativen Empfindungen ausgesetzt die ich ohne Glücksspiel überstanden habe. Vielleicht sind auch die Skills die ich auf der Therapie gelernt habe schon in Automatismen übergegangen da ich mich in schweren emotionalen Situationen sehr schnell regulieren kann. Da muss ich auch wieder hinkommen da das eine Jahr spielen mein Gehirn und die Gedanken schnell wieder „umprogrammiert“ haben. Ich muss einfach wieder lernen zu erkennen an welche Grenze ich gerade gekommen bin um darauf zu reagieren.

Es wäre doch gelacht wenn man das nicht wieder schaffen kann ;)
aliena vitia in oculis habeamus, a tergo nostra

Re: Mein Tagebuch Vasrud
« Antwort #19 am: 16 Juli 2021, 11:53:09 »
Heiligsblechle würde der Schwabe jetzt sagen ein Monat ist bereits verronnen.

Mir geht es soweit gut nur etwas angespannt da die jährlichen Untersuchungen von meinem großen anstehen. Ich schaue zwar zuversichtlich nach vorne aber ein paar Zweifel bleiben trotzdem. Dazu habe ich in meiner Selbsttherapie einen Schritt unternommen und mein Vater um ein klärendes Gespräch gebeten.

Ich habe zu ihm ein gutes Verhältnis vorallem da er selbst an sich arbeitet. Für ihn ist es schwierig denn ich habe Fragen an ihn bezüglich meiner Mutter - seiner Exfrau. Er ist was das angeht immer sehr diplomatisch aber ich weiß selbst wie die Ehe aussah. Wir haben daher vereinbart das Gespräch bei seinem Therapeuten durchzuführen was ich sehr gut finde.

In meiner ersten Therapie habe ich die Causa Vater bearbeitet und sehr viel für mich gelernt. Auch das Verhalten von ihm konnte ich dadurch besser nachvollziehen. Durch den Rückfall und die aktuelle Situation habe ich jedoch etwas getan was bis dato für mich ein rotes Tuch war. Meine Mutter zu hinterfragen und auch deren Verhalten. Ich muss dazu sagen das ich bei allem immer meine Mutter unterstützt habe (Operationen, Auszug nach der Ehe usw.) aber nie Partei zwischen beiden ergriffen habe. Es ist auch so das ich das tragfähigste Verhältnis zu beiden habe im Gegensatz zu meinen älteren Geschwistern.

Als Kleinkind wurden wir zum Lotto abgeben geschickt, Samstags die Zahlen zusammen kontrollieren, lose hat sie für uns immer gekauft usw. was für mich natürlich einige Fragen in Bezug auf mich selbst aufwirft. Dazu die Art und Weise in emotionalen Belastungssituationen umgehen zu lernen.

Ich werde unabhängig davon wie das Gespräch läuft niemanden verstoßen. Was passiert ist ist passiert und die Zeit kann man nicht zurückdrehen. Nur ich möchte für mich persönlich Dinge aus allen Blickwinkeln erfahren und zwar zu Lebzeiten.

Ich bin gespannt was ich erfahren werde auch wenn dies ein wahnsinniger Kraftakt wird..
aliena vitia in oculis habeamus, a tergo nostra

Re: Mein Tagebuch Vasrud
« Antwort #20 am: 30 Juli 2021, 21:53:57 »
Hallo zusammen,

Ich melde mich mal wieder kurz. Bin weiter brav Spielfrei auch wenn es mir aktuell sehr schwer fällt. Nach diversen schweren Unwettern und Schäden geht es weiter. Meine Frau ist mit unserem großen im Krankenhaus und ich sitze mit dem kleinen Zuhause und versuche den Alltag zu bestreiten. Kopf oben halten ist die Devise.

Auf die weiteren 24 Stunden…
aliena vitia in oculis habeamus, a tergo nostra

Re: Mein Tagebuch Vasrud
« Antwort #21 am: 31 Juli 2021, 00:29:02 »
Hallo Vasrud,

weiter so. Ich wünsche dir deine Familie und vor allem deinen Älteren viel kraft. Der Jüngere darf in so eine Situation, spreche aus Erfahrung, nicht zu kurz kommen.

Alles Gute und weiterhin Spielerei bleiben.
« Letzte Änderung: 31 Juli 2021, 19:21:15 von Padawan »

 

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