Glücksspielsucht > Tagebuch

An diesem heutigen Tag

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andreasg:
.. habe ich über Kommunalpolitiker nachgedacht, die lieber mit Eimerchen und Schaufelchen sich Traumschlösser bauen, die Huh - vom Winde verweht werden, obwohl es so viele wichtige Dinge im Leben gibt, die sich ändern lassen. Fazit: wir brauchen mehr Baumhäuser, aber das ist natürlich ein Aufruf, der mahnen soll, zum eigentlichen Leben zurückzukehren. Weiterhin will ich bedenken, daß nicht alle Menschen in einem Dorf mit über 530.000 Einwohnern leben, eigentlich aber, der besten Stadt der Welt, wenn nur die Sturheit gleichermaßen der Bodenständigkeit hier  zum urbanen Leben gehört. Morgens ein Blick in die Online - Zeitung, und daraus wird o.g. Eintrag ...

Ein anderer Blick fällt in das gebundene Meditationsbuch, und hier auf die Rubrik für Angehörige, Ich habe mir Heute erlaubt, einen Beitrag in einen Tread zu schreiben, und ich fühle mich da mehr hinein, als ich es ausdrücken kann. Vielleicht ist es so, nein es ist ein wesentlicher Teil, meines Genesungsprogramms, meine Spaziergänge am Mittellandkanal zu unternehmen, um mich dort mit meinem Inneren Kind auszusöhnen. So verrückt das auch sein mag, aber da muß ich die Traumwelt meines internen Spielplatzes verlassen, und selbstbewußt als Erwachsener Mann den kleinen Andy an die Hand nehmen, und einen Neuen gemeinsamen Weg in das Leben finden.

Die Meditation will mir helfen, nicht unglücklich zu sein, weil ich keine Liebesbeziehung habe, ich brauche mich nicht zu sehr über meine Partnerin zu kümmern, ich kann die verkrampften Hände vom Steuer nehmen, aber das funktioniert ja nur, wenn ich das in einer Gruppe erleben darf. So wünsche ich mir Heute Abend, mich in ein Zoom - Meeting einzuwählen,, um an dem Thema dran bleiben zu können. Ich habe mich wieder auf einer "unnützen Seite im Netz" bewegt, die zwar via Referenzen geschützt ist, aber das Mittel zu Zweck, die Erotikfilme sind gemeint, triggern ja nur meine Hormone in Form von Aggressionen an, das Liebes - erleben bleibt ja deutlich vor der Tür. Meine Spielsucht ist bestimmt aus einer unüberwindlich scheinenden Verlassenheit entstanden, , aber die Einsamkeit  kann ich abgeben. Ich wünsche mir hier im Forum, daß Angehörige von Spielenden Menschen, nicht aufhören sich zu engagieren, und über eine Solidaritätsgemeinschaft einen Zugang zu sich finden können.

Ich brauchte eine Zäsur, eine Pause beim Schreiben, die Pflegeschwester kam. Das Anziehen der Stützstrümpfe verlief schmerzlos, sie erzählte von dem Präsenzunterricht ihrer Tochter, und mein Blutdruck ist normal. Eine kleine Aufmerksamkeit, eine Zuwendung, aber keine Störung, nur eine Forderung an das Leben, wachsam zu sein.

Danke für das Teilen
Andreas

andreasg:
.. bin ich unter die Dusche gegangen. Vorher habe ich hin und her überlegt, ob ich überhaupt duschen muß, ob es meine Pflegerin auch aushält, wenn ich nach nächtlichem Schweiß rieche, ob ich den Arztbesuch auf Morgen lege, ob es nicht sinnvoller ist, Morgen zu duschen, wenn ich Lymphdrainage habe, und der jungen Therapeutin mich ungeduscht nicht zeigen mag, dann kann ich das mit dem Arzttermin verquicken, falls mich der Doktor untersuchen möchte, oder gehe ich nach dem Impftermin zum Arzt, wenn die Nebenwirkungen von Astra oder Bio - mich niederstrecken... Die Dusche hatte überraschend zügig die richtige Temperatur. Die Gedanken wandelten sich, und erreichten das Spektrum, daß ich ja im Kirchenchor nicht singen konnte, also ob es ein Mangel an Talent, oder Konzentration ist?, denn eigentlich singe ich ja gerne, aber wenn es andere verschreckt, dann ist es besser, ich kann nicht singen, Basta! Das Wasser lief weiter angenehm, ich seifte mir den Kopf ein, und fing an, das zu tun, was ein Mann unter der Dusche eben so tut! Erst leise, krächzig, dann mit Konzentration. Ich hatte das Lied: "Morgenlicht leuchtet" alsbald auf den Lippen, nun lenkte ich meine Konzentration darauf, auf meine Positionierung der Stimme im Brust - und Bauchbereich, auf meine Atemtechnik, auf meine Innere Stabilität. Auch wenn ich die Verse durcheinander brachte, und wiederholte, dieses Lied zu singen war erfrischend für mich!

Die Pflegeschwester brachte eine neue Kollegin mit, ich saß da im Bademantel, die Dusche dauerte etwas länger, und sie erörterten sich über die Kunst, Stützstrümpfe anzuziehen. Der Gedanke war da: "Ich kann das alles ruck - zuck", besser als die da"! Darauf hin holte ich den Bratenwender aus der Schublade, um der jungen Pflegerin  ihn als probates Hilfsmittel für die Zehenkappen anzudienen. Gemeinsam sprachen wir über die Tückesn meines Blutdrucks, und meine Angst dahingehend, die Nebenwirkungen der Zweitimpfung könnten sich dort auswirken.

Nur für Heute bin ich frei vom selbstzerstörerischen Glücksspiel, das macht mich wieder demütig. Dieses ganze Gehabe von verstecktem Stolz, was dient es mir noch. Es ist letztlich mein Hochmut, wenn ich mir immer noch einbilde, ich könnte alles alleine besser meistern.

Was anderes: Gestern zur Nachtzeit habe ich eine E Mail vom Anbieter eines T - Shirt -  Gestaltungsportal erhalten, dessen Portal sei gehackt worden. Ich solle mir ein Neues Kennwort anlegen. Ich bin darauf hin im Bett geblieben, aber Heute Morgen habe ich noch im Schlafanzug mein Bankkonto gecheckt, alles in Ordnung! Ob die Sozialen Ängste eine Auswirkung meiner Spielsucht sind, ober ob meine Sozialen Ängste die Spielsucht ausgelöst haben, wer weiß das so genau?
Dreimal brauche ich noch einen Schnelltest, aber Gewissenhaftigkeit gehört zu meinem Genesungsprogramm. Anschließend geht es in die Selbsthilfegruppe.

Ich freue mich auf den Austausch, ich freue mich an diesem Tag

schöne 24 Stunden
Andreas


Olli:
... stand auch ich unter der Dusche. Naja, eigentlich ist das nichts Besonderes. Doch heute habe ich mich beeilt, da ich Dienstags ja ins Büro muss.
An allen anderen Tagen kommt mein Vater gegen 9 Uhr vorbei, damit ich ihm die Stützstrümpfe anziehe. Doch Dienstags soll er um 7 Uhr 20 bei mir sein, damit ich pünktlich weg komme und am Dienstort noch einen Parkplatz bekomme. Verschiebt sich die Ankunft nur um eine viertel Stunde, darf ich mir in der weiteren Umgebung einen Parkplatz suchen - wie heute dann auch.
Die vereinbarte Uhrzeit kam und sie verging. Ich setzte mich ins Auto und fuhr los ... zu meinem Vater. Er hatte eine schuldige Mine aufgesetzt, doch entschuldigt hat er sich nicht. Naja, das muss reichen ... hinterher jedenfalls hat er sich vielmals bedankt.
Tja, so ist das, wenn man einfach den Pflegedienst kündigt - von heute auf morgen - und keinen Ersatz in Petto hat. Jetzt findet er keinen, der für ihn tätig werden möchte. "Wir sind ausgebucht." "Zu weit weg ..." - der Gründe gibt es viele.
Der Grund für die Kündigung: Sein offenes Bein ... Es wurde nicht besser mit Pflegendienst und nässte oft durch. Seitdem meine Schwester und ich uns darum kümmern, ist es zugewachsen ... Zufall?
Jetzt ist der Grabstein endlich aufgestellt. Ein sehr schöner Naturstein ... "Himalaya" nennt er sich. Die Schrift ist super. Das Röschen ebenso.
Doch der Grabstein hätte 1 cm nach links gemusst. So, wie er jetzt steht, ist ein Seitenteil 2 cm länger als das Andere. Hmmm ...
Das Hauptproblem aber ... mein Vater wollte bei der Aufstellung dabei sein - und der Steinmetzt hat sich nicht daran gehalten.
Dass der Grabstein nun aus zwei senkrechten Teilen besteht, anstatt aus einem mit einer eingefrästen Nut, tut der Optik keinen Abbruch, doch so war es ja nicht vereinbart.
Die Gärtnerin, die von einem gemeinnützigen Verein geschickt wird, kommt auch immer zu einer Zeit, zu der er lieber ein Mittagsschläfchen halten möchte.
Und die Fußpflegerin vereinbart einen viel zu frühen Termin, kommt aber ne halbe Stunde zu spät.

Es braucht Gelassenheit damit umzugehen. Jedoch bin ich davon weit entfernt. Geduld, ja  ... die bringe ich gerade auf. Auch Verständnis, denn sein Leben hat ja nun mal ein einschneidendes Ereignis überschattet. Er braucht eine Aufgabe ... eine Abwechslung. Doch er unternimmt nichts ...

So kurz das Duscherlebnis heute morgen auch war, ich habe es genossen.

andreasg:
Hallo Olli,

Danke für Dein Posting und Dein Statement. Ja, es liegt ja schon 6 Jahre zurück, daß ich den Haushalt meiner Mutter gepflegt habe, und nun bin ich zunehmend selber betroffen. Für mich gehörte immer viel Mut dazu, es war einfach notwendig, mich für die eine oder andere Sache durchzusetzen. Immerhin gab sie mir z.B. ein Knuel in die Hand, darin lagen ihre gewaschenen Wadenwickel. Es war zwecklos, meine Mutter zu überreden, beim Arzt nach Stützstrümpfen nachzufragen. So habe ich den Weg des geringsten Widerstandes gewählt, und und mich in Geduld übend, die Wickel entzerrt und aufgerollt. Mein Ansinnen, sich für alles das sich um einen Pflegedienst zu bemühen, erbrachte das gleiche Ergebnis, wie einen Menue - Bringdienst zu bestellen: Im Triumph berichtete sie, beides strikt abgewiesen zu haben. Immerhin, wenn ich mit dem Einkauf kam, schälte sie noch Kartoffeln, ich bereitet Fleisch und Gemüse, und da gab es keine Proteste. Das war dann wieder erholsam.

Gleich kommt meine Pflegedame, ich freue mich darauf, Tabletten habe ich schon eingenommen, der Oberarm drückt an der Stelle, auf der das Pflaster noch klebt, der Kreislauf ist eher matt, aber ich bin Happy, habe BioNTech gut vertragen. :)

an diesem heutigen Tag.

Liebe Grüße
Andreas

Olli:
Hi Andreas!

Tja, die Problemchen sind wohl überall gleich bei den alten Leutchen ...
Bereits als meine Mutter Ende Februar verstarb, suchten meine Geschwister Essenslieferanten heraus und fast wäre es auch zu einem Vertrag gekommen.
Doch dann ... Ruhe im Schacht ... kein Fortkommen mehr. Also versuche ich mit meinem Vater zusammen zu kochen. Doch das kann ich bei Weitem nicht jeden Tag leisten.

Am Samstag habe auch ich meine zweite Dosis BionTech erhalten. Was soll ich sagen ... habe sie super vertragen. Selbst der "dicke Arm", also das Gefühl einen Bluterguss im Arm zu haben, war dieses Mal nicht der Rede wert. Nun gelte ich in 8 Tagen als geschützt, sofern ich das Restrisiko mal außer Acht lasse.

An diesem heutigen Tag, also gerade eben bekam ich eine Nachricht, die mich sprachlos macht. Ich habe ja erst kürzlich mal geschrieben, dass ich teils mehrfach täglich Besuch von der Katze meiner Schwester erhalten habe. Sie wollte gestreichelt werden und natürlich ihr tägliches Leckerchen erhalten.
Vorgestern dann die traurige Nachricht: Sie ist im Nachbarort aufgefunden worden - überfahren. Man hat sie dort einfach an den Straßenrand gelegt.
Nun haben wir uns natürlich gefragt, wie die Katze dort hin gekommen ist, hatte sie doch hier ihr Revier und war sehr scheu.
Jetzt zur eben erhaltenen Nachricht: Meine Schwester hat beim Nachbarn in der Einfahrt ein Stück Fell und einen Zahn gefunden ...
Keiner schaut doch unter sein Auto, bevor er los fährt. Keiner überfährt extra eine Katze. Wo ist also das Problem, wenn so etwas nun mal passiert ist, zu meiner Schwester zu gehen und die traurige Nachricht zu überbringen? Ich verstehe es nicht. Stattdessen wird die Katze eingepackt ... sie wird ein paar Kilometer weit weg gebracht und dort an den Strassenrand gelegt? Welche Logik steckt dahinter? Welche Ängste?
Ich habe gestern mehrfach aus den Augenwinkeln draussen Bewegungen wahr genommen und intuitiv gedacht, dass nun Pflecki vorbei schaut, wie sie es immer tat. Doch die Realität holte mich schnell wieder ein. Der eingesetzten Freude folgte die Erkenntnis mit Traurigkeit auf dem Fuße.

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