Glücksspielsucht > Tagebuch
An diesem heutigen Tag
Wolke 7:
--- Zitat ---Was kann ich denn dort vorführen, was kann ich beweisen, welche Fähigkeiten heben mich ins rechte Licht?
--- Ende Zitat ---
Deine Herzlichkeit, deine Empathie und Hilfsbereitschaft, deine Erfahrungen für junge Spielsüchtige im Umgang mit der Sucht. Ausserdem kannst du sehr gut schreiben . Deine Singkünste sind wahrscheinlich auch sehr viel besser als du denkst.
Ich sing immer im Auto mit und jeder kann mich da sehen,aber nicht hören ;D
LG Wolke
andreasg:
Danke lieber Wolke, es tut gerade gut, Deinen Kommentar zu lesen.
... habe ich eben laut, sehr laut - im Badezimmer gesungen, und mußte hinterher viel Wasser wegwischen, aber das liegt ja mehr am Duschstuhl, als an meiner überschäumenden Vitalität.
Der 4. Advent ist für mich etwas besonderes, aber auch schwer zu erklären. An diesem Sonntag kann ich mich damit auseinandersetzen, warum ich mir so gerne Marienbilder in vielen Kirchen, daheim und andernorts anschaue, und mir Zeit für die Bildbetrachtung nehme. Es kann sein, daß ich in den Bildnissen etwas suche, das ich bei meiner Mutter nicht gefunden habe. Es ist, wie gesagt, eine lange und sehr komplizierte Geschichte.
Meine Bildbetrachtungen sind ja für mich anregend, wenn ich mich in dem Bild wiederfinde, und es nicht hinterfragen brauche. Nehme an, ich würde durch den Louvre geschoben werden, und könnte einen Blick auf die Mona Lisa richten, und Mona Lisa sieht mich auf ihre Art und Weise an, und das in der schiebenden Menschenmasse, das hieße, meine Sehnsucht gesehen, und erkannt zu werden fände Bestätigung. Aber ist es nicht besser, dann noch einmal in den Raum, zu kommen, mich von Turisten anschieben zu lassen, nur weil ich nicht glaube, daß Mona Lisa mich auch wirklich erkennt? Die vielen anderen großartigen Gemälde im Louve würden keine Rolle mehr spielen.
In der Kirche gibt es viele Motive, die Religion auszudrücken. Meine Stimmung ist eher dazu geneigt, es einfach zu halten, und die Glitzerwelt draußen zu lassen. Gerade weil ich einen solch fragilen Glauben habe. In diesem Glauben ist Religion eher untergeordnet. Ich kann, und konnte ihn, den Glauben nur gewinnen, weil ich fast mein Leben verloren habe. Da ist der Weg zu einer heilsamen Energiequelle eine Wegweisung für mich. Meine fürchterlichen Selbstzweifel können genetisch sein, oder durch die Erziehung in einer dyfunktionalen Familie, oder durch die Zeit im Kinderheim, und doch haben alle Ereignisse eine Vision: Ich kann zurückkehren, zu dem Ort, an dem ich mich wohlfühe und angenommen werde.
Gestern war ich mit meiner Schwester, den Neffen und deren Angehörigen beim Bowling. Eine Großnichte wurde wegen Erkältung ausgeschossen, Mutter und Kind verließen nach eingehender Betrachtung der Situation das Kegelzentrum. Mich hat es eher bedrückt, habe mich aber doch dann entschlossen, zu bleiben. Vielleicht war es auch gut so, und wir sind doch alle locker geblieben. Aber ich habe an meinem Plan festgehalten, abends in meine Videokonnferenz zu gehen. Mein Neffe, der Kindesvater schaut mich an und fragt: "ich denke, du wolltest diese Aufgaben endlich angeben"? Da habe ich ein wenig rumgedruckst, aber ihm das Versprechen gegeben, ihn und seine Familie in einer anderen Stadt, 120 km entfernt suchen zu wollen.
Dort in der Nähe gibt es eine Kirche, die Heiligabend speziell für Obdachlose Menschen offen ist, und in einem Nebenraum fand einmal am Heiligabend ein Meeting meiner Selbsthilfegemeinschaft statt. Der Besuch dort ist für mich unvergessen, und da glaube ich, entsteht etwas, was ich nicht verstehe, aber mich dazu bringt es zu beschreiben, so wie ich ein Bild beschreiben möchte. Manchmal kommt mir durch Zweifel der Gedanke, es möge doch alles bald vorüber gehen, aber die Zeiten ändern sich . Mein Spielgeld lege ich symbolisch in den Opferstock,
und dann fange ich einfach wieder neu an.
andreasg:
... bin ich um 6: 25 Uhr aufgestanden, Tabletten genommen, Frühstück bereitet, und mich wieder hingelegt. Die Pflegerin kam um 8: 35 Uhr, quälte sich mit meinen Strümpfen rum , die Arme. Und als der Blutdruck gemessen war, holte sie ihr Smartphone raus und zeigte mir Fotos von der Weihnacht in Polen. Wenn das mein Prolog für 2022 ist, dann kann es nur ein Gutes Jahr werden.
Gestern Abend habe ich - natürlich - "die Neunte" gehört, mit dem Chicago - Symphonie - Orchester, ja, die Stadt ist für mich immer noch ein Traumziel! In der Realität habe ich am Rechner gesessen, mir einen Fotokalender zusammengesetzt, und Fotos von der Elbe, von den Städten, Landschaften, Schiffen dazu verwendet, immer akkurat auf den Monat zugeschnitten. Das zusammen mit dem "Andante molte e contabile" des langsamen Symphonischen Satzes hat meine Gefühle wieder unter Dampf gesetzt, und es wirkte wirklich befreiend, Schmerz und Freude liegen so oft beieinander. Es ist ein so entspanntes Gefühl, am Flußufer zu stehen, das Wasser ziehen zu lassen, und nur die Wellen zu hören. Die Elbe ist so vielfältig, so vital, und auch fat gemächlich ruhig.
Eingedenk der Musik suchte ich in der Wikipedia nach dem "Theater am Kärntnertor". Es sah auf den Zeichnungen so unscheinbar aus, am Rad der Wiener Altstadt. Als der Komponist sein Werk uraufgeführt hat, herrsche Totenstille im Saal, alles ist still. Irgendjemand hat ihn an den Schultern genommen, ihn dem Publikum zugewandt, und er konnte sehen, daß er stehende Ovationen für sein Werk erhielt.
Es gibt Einschränkungen im Leben, es gibt Indekationen, die es nicht ermöglichen, sich als "normaler" Mensch zu fühlen. Ist die "Nicht geliebte Liebe" ein Merkmal, oder wird mir dann eine Hand auf die Schulter gelegt,, die Zuvertrauen spendet? Bei mir ist nichts "in Ordnung, wenn nur das Chaos nicht wäre"! Das Chaos ist meine Indekation, ist mein Mangel. Ei9nfach einmal Fotos sichten, ob Abends am Rechner mit Musik, oder Morgens , wenn die Pflegerin Zeit findet. Die Erinnerungen bleiben lebendig, und wer weiß, ob es irgendwann Aufnahmen von der Oder, dem Bug, der Weichsel in meinem Fundus gibt.
Ein schönes Neues Jahr
andreasg:
... bin ich morgens nach der ersten Portion Tabletteneinnahme wieder ins Bett, und habe geträumt, ich wäre als Maßnahme des JobCenters in einem Halb - staatlichen Betrieb, für ein Bewährungspraktikum. Dort bekam ich 2 Stück Papier und sollte dafür einen Vorgang anlegen, und diesen weiterverfolgen. Mehr wurde mir nicht gesagt, ich las es durch, aber das stand nichts drauf. Ich wollte den Bürovorsteher fragen, was ich tun sollte, aber der hatte den Rechner runtergehahren, verabschiedete sich, ich saß alleine da, konnte nicht weg, wegen Angst vor Sanktionen des JobCenters. Da kam doch der Bürochef wieder, legte mir offen, den Rechner hochzufahren, ich sollte dort nach Belieben surfen... Ich wachte auf - aber, hören diese Träume niemals mehr auf???
Ich bin in Rente, also wach bleiben, und da liebt noch ein Protokoll in Kladde auf meinem Drucker, das will eingetippt werden. Ich für das Öffentlichkeitsteam meiner anderen Selbsthilfegemeinschaft.. Ja Advent und Weihnachten, ich bin da einigermassen gut durchgekommen, bloß daß ich Heiligabend "einen Moralischen" hatte, und mich in den Armen der Pflegerin wiederfand. Andrere sind es nicht. Gestern habe ich eine Whatts App bekommen,, das Thema war: Rückfall - Ausleben der Spielsucht. Natürlich habe ich gleich darauf geantwortet. Aber -
- die Quintessenz ist, daß wer noch irgend etwas dem Spielen abgewinnen kann, der soll getrost weiterspielen, und sich nicht aufhalten lassen. Wem hilft es, sich helfen zu lassen, der sich nicht helfen lassen kann. So in etwa, mit der Seniorin am Zebrastreifen, die von jungen Mann am Arm genommen wird, über die Straße an hupenden Autos vorbei, über die Straße geleitet wird, und am Ende ausspricht, daß sie garnicht über die Straße gehen wollte. Was bringt Hilfe, wenn sie nicht angenommen, sondern verworfen wird? Die - der Helfende leidet, der Schmerz des nicht - gesehen - nicht beachtet werdens kommt hoch, und trifft es mit hoher Wucht. Die helfende Hand wird zum Opfer, der Mensch dahinter wird nicht für voll genommen, verpöhnt, verlacht?
Gerade gucke ich aus dem Fenster, da sehe ich eine ältere Dame, die permanent damit beschäftigt ist, den Müll vom Fußweg zu fegen, den Vorgarten zu harken, die Tonnen zu richten. Wir mögen uns beide, und wir haben beide für das Müll wegräumen ein gemeinsames Argument: die Körperbewegung dabei, die uns fit hält. Ob sich andere darüber ärgern oder freuen, bleibt unberührt.
Also bei den beiden Zockern, die vorm Casino stehen, der eine in der Unterhose, der andere Nackt ist es so: der Nackte Mann fragt den anderen: "Wieso hat Du eine Unterhose an"?, Sagt der Andere: "Ja, ich will doch nicht die Kontrolle über das Glücksspiel verlieren"! Nein - es geht ja nicht um das Übertrumpfen, sondern um die Einsicht.
Als ich mein letztes Spiel hat, hat mich das 42,00 DM gekostet, Jemand , ein Bekannter aus der Gruppe stellte sich zu mir, ich spürte meine Angespanntheit, wie sehr ich gnervt war, und fand das kliene rote Knöpfchen oben an dem Daddelkasten, ich war nicht mehr alleine in meinem Schmerz.
Wie tief ich durch das Spielen traumatisiert bin, immer noch, ich weiß es nicht. Der Freund, der mir den og. Witz vermittelte, hat von mir mehrmals eine Forderung gestellt: meine Lebensgeschichte aufzuschreiben. Eine davon steht , wenn ich mich recht erinnere im Forum, unter dem Register: "Persönliches" , aber das Leben wandelt sich ja permanent.
Kindheitstraumata schlafen tagsüber und werden nachts agil, Mobbing am Arbeitsplatz, eine Politik, die ihre Wähler denunziert, und nun noch ein Kampf ums Überleben, bei dem auch Sperren von Spielstätten in der Argunentation liegt. Wer braucht eigentlich noch Spielhallen? Ich gestehe, ich weiß es nicht, nein - ich weiß nur eines: als ich auf dem Rücken lag, und mit den Beinen zappelte, als ich mich dem Spielen entzog, da habe ich Antworten bekommen.
Heute Abend ist Präsenzmeeting, mit Desinfektion, Abstandregelung, und Maulkorb beim Zutritt. Das Meditationsbuch der Co Abhängigen werde ich aber auch mitbringen. Die Welt steht uns offen, wenn wir spielfrei bleiben.
Einen Tag zur Zeit
Andreas
andreasg:
... zur Guten Nacht noch eine Notiz.: Die Email mit dem Protokoll ist rausgegangen,
Windows 11 ist installiert, nun hoffe ich , daß Ransom & Spyware Rücksicht auf meinen Schlaf nehmen. Der Virenscanner funktioniert einwandfrei.
Gute Nacht
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