.... ist der Durchhänger wieder da. Ich muß den Vermieter (Wohnungsgenossenschaft) verklagen, weil die Heizung in meinem Schlafzimmer nicht läuft, ich muß zum Arzt, weil die Arzthelferinnen auf dem Transportschein für Taxifahrten nicht den Namen und Adresse der Physoipraxis eingetragen haben, ich muß zum Friseur, weil meine Pfledamen das mir angeordnet haben, obwohl die Damen im Nachbarschaftstreff strikt dagegen sind... Es sind noch viel mehr Punkte, die zu beachten sind. Vielleicht sollte ich es tun, wie der Objektbetreuer der Genossenschaft: die Feiertage genißen und nach Entspannung suchen!
Gestern Abend saß ich so da, die Therme meldete langsam aber konsequent die Küchenheizung ab, im Schlafraum lief der Moppel sich warm, ich dachte über ein bestimmtes Weihnachtslied nach. Dachte und dachte, bis ich das Gesangbuch aufschlug, und anfing es zu singen, das nachfolgende Lied, war es mir geläufig, hör mal hinein? So habe ich alle 33 im Gesangbuch stehenden Weihnachtslieder behandelt, manchmal nur die erste, oder die letzte Stropfe gesungen, so mir das Lied bewußt war, Es brachte mir vor allem meine Kindheitserinnerungen wieder. Meine Mutter konnte fast konzertal singen, meine jüngere Schwester auch. Meinen Vater habe ich niemals singen gehört. Aber, als endlich - endlich die Elektrische Eisenbahn in meinen Händen war, saßen der Vater und ich gemeinsam auf dem Sisalteppich, die Mutter legte die Weihnachtsplatte mit den Regensburger Domspatzen auf, ich sah die Lok surrend über den Teppich gleiten, und dazu diese Lieder. Es war eine nahezu vollkommener Frieden.
Ich bin von Anfang an gewohnt, Kirchenlieder an Eihnachten zu hören, vor allem das, wo ein tiefschwarzer feuriger Rappe wiehernd aus einem maroden Wurzelwerk am Waldesrand springt, und über die Feldmark davon glloppiert, eben so die kindliche Fantasie. Daß Rosen und Lilien in einer Verbindung stehen, die eher kompatibel zu Weihnachten stehen, durfte ich im Erwachsenenalter erfahren.
Ein Freund von mir beklagt in seinem Status bei Wahattapp den Kaufrausch der Festtage, ich kann es gut verstehen. Wenn ich "Jingle Bells" und White Christmas" sehe und höre, muß ich immer an riesige Einkaufszentren denken, gerade stelle ich mir den Scheich von Dubai im Weihnachtsmannkostüm vor, ääh, hämm, das geht dann wirklich zu weit!
Als ich vor 16 Jahren in der Klink war, hat mir eine Mitpatientin Märchen zu Weihnachten vorgelesen. und ich liebe Märchen. Zu Weihnachten hat mein Schwager einen schneeweißen Schokoladenweihnachtsmann bekommen, was ist dem armen Kerl denn passiert, im Grenzgebiet der Finnlande zu Rußland hin, womöglich? Geschichten und Lieder regen meine Fantasie an, und es ist schön, melodisch den Geist in Stimmung zu bringen.
Zu Sylvester habe ich zwei Musikwünsche. Der Erste stammt von einem Geistlichen, der kurz vor seiner Hinrichtung kurz vor Kriegsende seine Strophen aufgeschrieben hat, das zweite von einem Komponisten, der das Werk selbst nie gehört hat, aber dieses Feuerwek der Musik tobt jetzt schon in meiner Brust, auch wenn es nur ca. 70 min. beansprucht.
... die Erinnerung sagt: "es war Sylvesterabend, ich hatte vor der Schlißung der Spielhalle noch eine 100er Serie ausgespielt, dann ging ich in das Opernhaus, einen Klappstuhl ganz rechts. Im Verlauf des Konzerts, beim Zuhören, habe ich entdeckt, daß ich noch Gefühle habe, aber nicht ein Bewußtsein dafür entwickelt, welch ein Vulkan dahinter brodelte. Das war das eine, das andere meine Einsamkeit. Mir war klar und deutlich, nicht mehr besoffen in das Neue Jahr taumeln zu wollen, aber nicht bewußt, nur noch Eiseskälte in der Brust zu haben. Mir fällt dazu gerade ein Märchen ein, und auch da ging es um Rosen, Rosen auf dem Balkon, und Liebe, die verbindet, auch wenn es einmal frostig wird.
Danke für das Teilen.