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Aus der Depression in die Spielsucht...

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Aus der Depression in die Spielsucht...
« am: 05 Juli 2021, 09:18:12 »
Guten Morgen,

ich habe mich gestern bei "check dein Spiel" angemeldet, leider sind keine Termine verfügbar. Darauf hin hab ich mich hier registriert. Der Grund ist simpel, ich lese und fühle mich nicht mehr so allein mit meinem Problem.
Angefangen hat Alles vor vielen Jahren als ich meine Ex-Freundin kennen gelernt habe. Sie hatte mich dazu gebracht meine Gesellenprüfung nachzuholen, mit Erfolg. Wir wurden ein Paar, da war ich 23.
Was folgt ist das ganz normale Leben... eigentlich.
Ich war alles andere als bereit dafür, da ich in den Bann der elektronischen Tanzmusik gezogen wurde und die ausschweifenden Partys und Festivals am Wochenende, nicht mehr missen wollte. Dann kam das Alter wo der Wunsch nach einem Haus, einem Kind und vielleicht heiraten bei IHR an erster Stelle stand. Da ich sie nicht enttäuschen wollte, obwohl ich noch nicht soweit war, haben wir ein Haus gekauft und 2 Jahre später kam mein Sohn zur Welt.
Ab da an ging es mit meiner Psyche bergab, die Angst davor den Kredit für das Haus irgendwann nicht mehr zahlen zu können durch Jobverlust obwohl Alles im grünen Bereich war und die Angst die ganze Verantwortung für die Familie zu haben (war meine Einbildung), hat mich über die Jahre in eine hochgradig schwere Depression gebracht. Dann kam ein Freund auf die Idee mit mir in eine Spielunke zu fahren und ich fiel dabei immer weiter in dieses dunkle Loch oder halt die andere, meine eigene Welt, ohne es wahr haben zu wollen. Erst als sich meine Freundin von mir getrennt hat, habe ich mir Hilfe gesucht und wurde umgehend von meiner Hausärztin zur Psychologin überwiesen. Innerhalb von zwei Wochen war ich in der Klinik. War das Beste was mir passieren konnte, sonst würde ich höchstwahrscheinlich nicht mehr hier schreiben. Von Spielsucht war damals aber überhaupt keine Rede, da die nur der Nebeneffekt (meine Meinung) von meiner eigentlichen Depression war und ich selbst nicht im Traum daran gedacht habe das ich mit Zocken ein Problem hätte. Nach der Therapie ging es mir sowas von gut, das Haus konnte ich behalten, wir(meine Ex und ich) haben für Alles eine Lösung gefunden und ich konnte neu anfangen. SPIELFREI! Bis zu dem Tag wo der neue Kredit für das Haus durch war und das Geld was ich zusätzlich aufgenommen habe, für unverhoffte Dinge, auf meinem Konto lag. Spielhalle war ein No Go für mich geworden weil ich mich dort einfach nicht wohl gefühlt habe, mein Freund hatte mittlerweile auch seine Familie verloren, bei OC`s sah es anders aus. Angemeldet, Bierchen auf, eigezahlt, bekommt doch keine "Sau" mit und schwups beim Dreh mit 10€ Einsatz/pro Dreh 16000€ gewonnen, habe natürlich noch weiter versucht und bei 14000 aufgehört. Mittlerweile habe ich einen Schuldenberg von ca. 100000€ durch das Zocken in OC`s erwirtschaftet (durch Kredite), meine neue Partnerin ist natürlich alles andere als begeistert, da ich ihr mittlerweile auch 8000€ schulde und zum Glück lebt mein geliebter Sohn bei seiner Mutter und bekommt nix mit von der ganzen Sch....
Ich will und ich muss auffhören. Ich möchte nicht schonwieder geliebte Menschen verlieren und auch mein Zuhause nicht!
Ich habe Gamban auf allen Geräten installiert, funktioniert so lange man kein neues Gerät anschafft und nicht umgehend Gamban installiert. So ging es mir jetzt wieder, habe neben Windows noch Linux auf meinem Rechner installiert und siehe da eines Abends nach der Spätschicht, ach was soll`s... das Ende könnt ihr euch denken.
Ich bin gespannt wie die Geschichte endet.

Liebe Grüße und ich würde mich freuen wenn ich mich über dieses Forum einen Schritt weiter von der Sucht entfernen kann!

PS: spielfrei seit 48 Stunden




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Offline Olli

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Re: Aus der Depression in die Spielsucht...
« Antwort #1 am: 05 Juli 2021, 11:35:07 »
Hi und willkommen!

Zitat
Von Spielsucht war damals aber überhaupt keine Rede, da die nur der Nebeneffekt (meine Meinung) von meiner eigentlichen Depression war und ich selbst nicht im Traum daran gedacht habe das ich mit Zocken ein Problem hätte.

Kann ich verstehen ...
Doch ich habe schon mehrfach Psychologen äußern hören, dass bei einer Therapie BEIDES angegangen werden muss. Also sowohl die Spielsucht, als auch die Depressionen.
Da es Dir damals nach der Therapie ja so gut ging, brauche ich Dir ja eigentlich gar nicht vorschlagen, wohin Deine Hand als Nächstes greifen sollte ... den Telefonhörer, um Deine alte Therapeutin zu kontaktieren ... ;)

Stichwort Linux ... brauchst Du das Betriebssystem denn unbedingt? Wenn nicht, dann runter vom Rechner damit. Klar, Du kannst es jederzeit wieder installieren, doch das braucht ja auch erst mal Zeit. Zeit, in der Du den Suchtdruck überwinden kannst.


Was hälst Du von den Vorschlägen?
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Aus der Depression in die Spielsucht...
« Antwort #2 am: 05 Juli 2021, 18:53:09 »
Hallo Olli,

danke für deine Antwort und deine Vorschläge!

Das Linux brauche ich wirklich nicht, stimmt. Wird gelöscht.

Meine damalige Therapeutin ist mit dem Ende meiner Therapie in Rente gegangen. Die Hausärztin von damals gibt es auch nicht mehr. Ich muss ehrlich sagen das ich das ganze Prozedere nicht nochmal von vorne beginnen möchte.
Da mich das jetzt noch mehr belasten würde.
Ich möchte erstmal die vier Wochen bei Check dein Spiel wahrnehmen oder sogar die 50 Tage, mal schauen.
Das Gelernte von damals verhindert auf jeden Fall das ich Gedanken an Selbstmord habe, ist ja schonmal positiv.
Ich muss auch dazu sagen das ich nicht jede freie Minute gezockt habe sondern das bestimmte Momente es ausgelöst haben.
Dann aber richtig, mit hohen Einsätzen und über Stunden.

LG

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Offline Olli

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  • 6.818
Re: Aus der Depression in die Spielsucht...
« Antwort #3 am: 05 Juli 2021, 18:58:15 »
Hi!

Das kannst Du gerne machen. Oben auf unserer Seite gibt es auch Links zur Onlineberatung. Du hast hier die Möglichkeit über anonymisierte EMails zu kommunizieren oder einen der "Sofort-Chats" zu nutzen.

Nimmst Du noch Antidepressiva oder/und sind die noch korrekt eingestellt?
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Aus der Depression in die Spielsucht...
« Antwort #4 am: 06 Juli 2021, 14:53:52 »
Hallo Olli,
Antidepressiva habe ich damals eigenständig abgesetzt nach der Therapie. Ich weiß daß man dies nicht tun sollte aber die Umstände hatten sich damals dermaßen positiv entwickelt und ich dachte das ich keine Chemie mehr brauche um ein normales Leben zu führen. Also wie gesagt ich müsste ganz von vorne anfangen.
Im Moment fühle ich mich recht gut, nachdem ich meine Familie eingeweiht habe. Reden hilft immer wieder, kann ich jedem hier im Forum nur wärmstens empfehlen! Und auch wenn ich erst kurz hier angemeldet bin, hilft es schon sich durch die Beiträge zu lesen.
Das Linux ist gelöscht, Gamban auf allen Geräten sowieso aktiv. Nur wieder keine Termine frei bei Check dein Spiel. Aber ich kann warten, weil ich aufhören will!!!

Liebe Grüße

Re: Aus der Depression in die Spielsucht...
« Antwort #5 am: 23 Juli 2021, 01:26:31 »
Moin Digga.

Hab deine Ausführungen gelesen und dachte mir ich schreib mal darauf. Ich selbst bin bipolar und habe entsprechende Erfahrungen mit zumindest depressiven Episoden und Spielsucht. Ich möchte dir gern Mut machen, ich lade dich ein, dies zuzulassen.

Glück.
Glück ist im Grunde ein Zustand. Kein Gefühl.
Auch wenn Gefühle Glück auslösen, ist Glück kein Gefühl.
Glück können wir uns somit also selbst schaffen, da wir uns selbst und andere uns in einen Zustand versetzen können.

Was möchte ich mit dieser, zugegebenermaßen kryptischen Aussage sagen?
Deine Situation, deine Probleme mit den Schulden, deine Krankheit - Nichts davon möchte ich klein reden. Nichts davon ist harmlos. Nichts davon schnell erledigt. Aber du bist nicht die Schulden, die Krankheit oder deine Sucht. Du bist ein liebender Vater und ein guter Kerl mit Problemen. Vergiss das nie, und vergiss nie: Das glücklich sein ist nicht denjenigen ohne Probleme vorbehalten.

Finde dein Glück in jeder einzelnen Situation und sauge es auf! Ich hoffe, dass du deine Probleme in den Griff bekommst.

Verlasse dich nicht auf Check dein Spiel. Werde aktiv.

Scheiß Tag. Morgen wird besser.

 

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