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Ich glaube ich rutsche in die Spielsucht

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Ich glaube ich rutsche in die Spielsucht
« am: 23 November 2021, 14:38:21 »
Hallo erstmal,

bin w, 27 und rutsche glaub langsam aber sicher in die Spielsucht...

Alles fing damit an, als ich 18 Jahre alt wurde. Erstes Gehalt verdient und ab mit dem Freund in die Spielhalle. Natürlich gleich zu meinem Übel 140 € gewonnen.
Das ging dann etwa 1 Jahr so, dass wir viel gespielt haben und ich mein Konto immer so etwa 200 € überzog.

Danach hatten wir unsere Spielerei im Griff. Wir waren vielleicht alle 2 Wochen mal in der Spielhalle und jeder verzockte 20 €. Wenn ein Gewinn dabei war, hat man sich gefreut, wenn nicht wars auch ok. Ärgerlich dass man 20 € verspielte aber es gab schlimmeres.
Waren dann etwa 1 Jahr überhaupt nicht spielen, weil es keinen Anreiz gab und er hatte mich auch garnicjt interessiert.
Seit September gehe ich viel alleine in die Spielhalle und verspiele immer Beiträge um die 20 €. Zu meinem Übel habe ich nun ein neues Lieblingsspiel entdeckt an dem man theoretisch stundenlang zocken kann :(
Ich nehme mir immer fest vor, "nur" 10,15 € zu verspielen, gehe aber, wenn das Geld verspielt ist ins Auto und hole da noch mein restliches Geld was sich im Auto befindet...

Auch heute war ich wieder dort... habe aus 8 € 50 € gemacht und dachte mir, die eine 2 € Münze verspiele ich noch an einem anderen Automat.. gesagt getan.
Habe die 2 € verspielt, hatte freispiele und hatte wie einen "Glücksschub", sodass ich die vorhin gewonnen 50 € auch noch nachgeschoben habe...
Ging natürlich schief da ich eigentlich nichts mehr gewonnen hatte.
Hatte dann noch 40 € im Geldbeutel und ich Dummkopf habe die auch noch verzockt... habe mir immer gesagt "das ist die letzte 2 € Münze für heute".... war wohl nichts. Habe dann immer nochmals 2 € nachgeschoben.

Ich meine, ich habe noch keine Schulden gemacht aber habe unglaublich Angst, dass ich mein Erspartes Geld irgendwann aufbrauche für den mist... Habe aktuell etwa 500 € Verlust gemacht.
Für viele ist diese Summe wohl eine "Lappalie". Aber das summiert sich nunmal sehr schnell :(
Habe dann heute auch 3 Stunden in der blöden Spielhalle verbracht und hatte danach ein total schlechtes gewissen weil ich das Geld viel besser in gutes Essen oder sonstige Dinge hätte investieren können...

Hat mir jemand einen Tipp wie ich mich von diesen verfluchten Automaten ablenken kann?

Privat oder in der Arbeit denke ich überhaupt nicht daran. Arbeite auch nebenbei in einer kleinen Kneipe und da interessieren mich die Automaten auch nicht... aber sobald ich mal Langeweile habe, vor allem in der Winterzeit, zieht es mich ins Casino...


Tut mir leid wenn ich euch damit vollheule, aber ich bin über mich selber genervt... vor lauter zocken hab ich auch heute noch nichts gegessen und das auch während dem zocken total vergessen. Hatte nichtmal Hungergefühl o.ä. weil ich nur auf diesen Automaten fokussiert war..

Re: Ich glaube ich rutsche in die Spielsucht
« Antwort #1 am: 23 November 2021, 14:39:33 »
Noch als Anmerkung: Online Casinos interessieren mich zum Glück auch nicht....ab und zu verwette ich bei tipico noch etwas Geld (so 40 € im Monat..).

Re: Ich glaube ich rutsche in die Spielsucht
« Antwort #2 am: 23 November 2021, 15:51:54 »
Hey Lissy,
es ist gut, wenn du dich jetzt schon mit deinem Spielverhalten auseinandersetzt.
Geht es noch jahrelang werden aus 500,00 € schnell 5.000,00 € oder 150.000 € die verspielt sind.

Du zeigst bereits alle Reaktionen auf Gewinne und Verluste, die bei mir auch waren. Gewinnen wir, wollen wir mehr (ob nun am gleichen Tag oder an einem anderen Tag) - verlieren wir, wollen wir das Geld zurück gewinnen. Je höher die Verluste, desto höher müssen dann die Einsätze sein.
Schwupps ist man im Teufelskreis.
Die Gedanken kreisen um vergangene und mögliche zukünftige Gewinne - schöne Träume, die im Desaster enden.


Es ist sehr gut, dass du jetzt schon ein bisschen angewidert bist
Nur eine völlige Abkehr von jeder Form des Spielens um Gewinne (Geld oder Punkte) kann uns das Leben zurückgeben oder uns vor dem Absturz bewahren. Schluss mit Spielhallen, Schluss mit Sportwetten.
Ablenkung wird da alleine nicht reichen. Es muss sich etwas ändern.

Ist dein Leben ansonsten o.K.?
Was sind die Gründe, warum du spielen gehst?
Willst du aufhören und was willst du ggf. dafür tun?

VIele Grüße

Re: Ich glaube ich rutsche in die Spielsucht
« Antwort #3 am: 23 November 2021, 16:56:48 »
Hallo Balduin,

vielen Dank für die nette Antwort!
Und wie du schon sagst... aus 500 werden schnell 5000 € und das möchte ich vermeiden.

Und ja, du beschreibst quasi auch mein "Wunschdenken". "Einmal" nur "einmal" den fetten Jackpot gewinnen, dass man wieder auf "Null" ist.

Also ich persönlich sehe mein Leben als gut an.. habe seit fast 9 Jahren einen Partner, habe ein kleines Haus, wenige aber dafür gute Freunde, eine liebe Familie die mir sehr wichtig ist und eine sichere Arbeitsstelle die zwar ab und an stressig ist, aber Spaß macht und meine Berufung ist.
Im Sommer gehe ich gerne am See Campen und bin, wenn ich frei oder Wochenende habe, eigentlich nur unterwegs.
Könnte das vielleicht der Kern sein, dass mir nach Feierabend die Arbeit noch im Kopf herumschwirrt? Und in der Spielhalle kann ich halt abschalten.. Zudem ist mein Partner oft etwas länger arbeiten und ich sitze dann halt daheim rum, was auch langweilig werden kann wenn der Haushalt etc. schon gemacht ist..
Und die Winter und Coronazeit macht es mir da gerade nicht leichter..

Und ja, ich möchte die Spielhallen auf jedenfall meiden... ich bin schon seit einem Jahr im Fitnessstudio angemeldet, kann mich aber dafür derzeit nicht aufraffen, dorthin zu gehen obwohl es eigentlich klüger, günstiger und wohltuender wäre für mich... Ich muss irgendwie wieder die Motivation dafür finden und ich denke dann könnte ich diese Spielhallen vielleicht wieder aus meinem Leben streichen.

Vielen Dank nochmal für deinen Kommentar und deine Fragen.. irgendwie habe ich jetzt schon das Gefühl, etwas mehr an Einsicht/Ursachen dazugewonnen zu haben...

Viele Grüße

Re: Ich glaube ich rutsche in die Spielsucht
« Antwort #4 am: 23 November 2021, 16:58:22 »
Und das heute war glaub echt mein "Tiefpunkt". Früher hatte ich mich mit 30, 40 € Gewinn noch zufrieden gegeben und heute habe ich den Tag verschwendet, um "noch mehr" draus machen zu wollen bzw. bin sogar deutlich über mein persönliches finanzielles Limit, das ich mir immer setze, gegangen.

*

Offline Wolke 7

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Re: Ich glaube ich rutsche in die Spielsucht
« Antwort #5 am: 23 November 2021, 21:55:58 »
Hallo Lissy,

willkommen hier im Forum.

Gehst du jetzt immer alleine zocken oder zwischendurch auch mit dem Freund?

Wenn ja,sag ihm,dass du nicht mehr spielen  möchtest und er dich nicht mehr fragen soll.

Weiß jemand von deinen Ängsten und Sorgen und der Spielsucht? Red mit jemandem darüber. Vielleicht kannst du demjenigen auch deine EC Karte geben und das derjenige dir ein Taschengeld einteilt.  Geldmanagement für ein paar Monate abgeben, dir so  den Zugang zum Zocken erschweren.  Du kannst dich auch mit einem Antrag in allen Spielhallen und OC sperren lassen. 

LG Wolke

Re: Ich glaube ich rutsche in die Spielsucht
« Antwort #6 am: 24 November 2021, 11:45:39 »
Und das heute war glaub echt mein "Tiefpunkt". Früher hatte ich mich mit 30, 40 € Gewinn noch zufrieden gegeben und heute habe ich den Tag verschwendet, um "noch mehr" draus machen zu wollen bzw. bin sogar deutlich über mein persönliches finanzielles Limit, das ich mir immer setze, gegangen.

Schön, dass du das reflektierst. Manchmal reicht das aber nicht. Solltest du immer noch den Drang verspüren zu spielen, stehen dir die Wege, die Wolke beschrieben hat offen. Bis hin zur kompletten Sperre. Es ist deine Entscheidung, ob du dir die Türchen  offenhalten willst.
Langeweile und " den Kopf frei bekommen" spielte bei mir auch eine Rolle.
Aber auch Bequemlichkeit.
Spielen ist ein sehr bequemer Weg ein bisschen Abenteuer Spannung und ab und zu auch mal glücksgefühle zu erleben. Von daher für mich auch reizvoll.
Jetzt heißt es andere Wege zu finden.

Entwickelt sich die spielsucht weiter kannst du alles verlieren: dein Geld, deine Familie und deine Selbstachtung.

Liebe Grüße

Re: Ich glaube ich rutsche in die Spielsucht
« Antwort #7 am: 09 Dezember 2021, 08:14:10 »
Hi Lissy,

Was heißt Lapalie? Wenn Spielen zum Problem wird spielt es keine Rolle, ob es 50€ sind oder 1000€.

Ich habe pro Jahr so um die 10.000€ verzockt.

Früher waren es bei mir auch mal „nur ein 20er oder 50er“ am Wochenende.

Du bist scheinbar schon in einer problematischen Phase, wo die Logik aussetzt.

Ich würde mich dringend davon zurückziehen.

Ich wünsche dir viel Erfolg und Energie für dein Vorhaben!

Re: Ich glaube ich rutsche in die Spielsucht
« Antwort #8 am: 05 Januar 2022, 22:34:21 »
Hallo,

Entschuldigt die sehr verspätete Antwort. Und vielen Dank für euern Zuspruch und die netten Worte!
Fühle mich hier wirklich ernst genommen, auch wenn es im Vergleich von der Summe her noch "Peanuts" sind. Trotzdem ist glaub jeder Euro den man in diese Kisten steckt ein Euro zu viel.

Ich habe derzeit das Gefühl, dass es oft die Langeweile ist die mich dorthin treibt? Hatte heute ein Treffen mit einer Freundin ausgemacht... was mache ich davor? Ich hatte vor in die Stadt zu gehen und etwas einzukaufen und dann zu meiner Bekannten zu gehen...
Anstatt ich sofort in die Stadt gefahren bin, bin ich in die Spielo rein & habe noch 2 Stunden lang gezockt bis meine 100 € die ich im Geldbeutel hatte, weg waren...
Und irgendwie ist das für mich dort drin so eine entspannte Stimmung mit den Lichtern usw...

Habe derzeit Urlaub und habe schon einen Nebenjob um mir Die Zeit ein bisschen zu vertreiben... aber ich arbeite ja nicht jeden Tag in meinem Nebenjob.. und zack, die 100 € die ich gestern verdiente sind heute wieder im Nu weg gewesen...

Manchmal sieht man da auch Menschen die quasi direkt nach Feierabend dorthin fahren und denkt "so möchte ich nicht werden"... aber irgendwie scheint von denen keiner "unglücklich" über diese Situation zu sein?

Zu den Fragen:

Mittlerweile gehe ich in 9 von 10 Fällen alleine zocken und verheimliche es meinem Freund. Er weiss davon nichts und merkt es auch nicht, da es finanziell bisher "nur" von meinem Nebenjob-Geld abgeht und ich NICHT an die Haushaltskasse oder so gehe...
Aber es nervt mich, weil ich mit dem Geld so viel bessere Sachen anstellen könnte...
Wenn wir einmal im Monat oder so gemeinsam zocken gehen ist er der vernünftige Part, der dann sagt, dass wir nun gehen weil wir z.B. schon 20 € oder so verzocken.
Er hat da auch dann irgendwie gar keinen Drang weiter zu spielen.

Von meinen Ängsten und Sorgen weiss niemand etwas weil ich mich ehrlich gesagt auch schäme, das anzusprechen... aber wie ihr sagt. Aus 500 € werden 5000 € und dann 50000 €...

Viele Grüße

Re: Ich glaube ich rutsche in die Spielsucht
« Antwort #9 am: 05 Januar 2022, 22:44:26 »
Hi Lissy,

Kannst du dir deinen Anfangsfrage eigentlich mittlerweile beantworten?
Glaubst du in die Spielsucht gerutscht zu sein?

Re: Ich glaube ich rutsche in die Spielsucht
« Antwort #10 am: 05 Januar 2022, 22:47:13 »
Hallo Somewhere,

zur Anfangsfrage: Ich tendiere stark zu ja.
Ich gehe über mein eigentliches Limit hinaus und verzocke das Geld, das ich im Geldbeutel habe. Ob 20 € oder 100 € spielen da irgendwie derzeit keine Rolle mehr.
Ich gehe so 2 x die Woche ins Casino... bin so froh wenn ich bald wieder arbeiten gehe, weil ich da mit meiner Zeit etwas anzufangen weiss...
Und auch im Sommer kann ich meine Hobbys ausüben...

Aber aktuell würde ich sagen: Ja. Weil ich irgendwie kein Verhältnis mehr dazu habe bzw. Nichtmehr wie früher einfach gehen kann... irgendwie fesseln mich diese Automaten

Re: Ich glaube ich rutsche in die Spielsucht
« Antwort #11 am: 05 Januar 2022, 22:53:25 »
Danke für deine Antwort.

Und was willst du nun tun? Willst du etwas dagegen tun oder soll es erst mal so weitergehen?

*

Offline Olli

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Re: Ich glaube ich rutsche in die Spielsucht
« Antwort #12 am: 06 Januar 2022, 09:23:32 »
Hi Lissy!

Zitat
Von meinen Ängsten und Sorgen weiss niemand etwas weil ich mich ehrlich gesagt auch schäme, das anzusprechen...

Das Thema Scham ist omnipräsent bei Glücksspielsüchtigen. Um so schöner ist es, dass Du es aussprechen kannst.
Doch wieso schämst Du Dich eigentlich? Es ist doch legal in Spielhallen zu gehen. Du darfst es Dir also auch selbst erlauben. Grundsätzlich hat es Dir auch Dein Freund erlaubt ... nicht wahr? Wieso also die Scham?

Die Antwort lautet: Weil Du gegen Deine eigenen Werte verstößt! Wer das macht, der fühlt sich unwohl und schämt sich.
Was für Werte könnten das sein? Überlege mal und schreibe Dir auf, was Dir da so einfällt.
Du schaffst das, denn wer sich schämt, der weiss auch, dass er etwas "falsch" macht. Etwas, was ihm selbst oder seiner sozialen Gruppe schadet ... oder seiner eigenen Position innerhalb der Gruppe. Außerdem gibt es da ja auch noch Suchmaschinen, die Dich unterstützen können ... :)

Die sollte bewusst sein, dass die Scham in der Selbsthilfe keinen Platz hat. Packe sie also ruhig weg, wenn Du hier schreibst.
Stelle Dir mal eine schamgeschwängerte SHG vor ... da brächte ja niemand ein Wort über seine Lippen. Jeder schaut nur hin und her zwischen dem Boden zwischen seinen Füßen und der Uhr am Handgelenk! :)
In einer SHG wird sich aber gerade über den Erfahrungsaustausch gegenseitig geholfen! Und Du merkst ja selbst jetzt schon, wie wohl es Dir selbst tut, hier zu schreiben und zu lesen!
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

 

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