Melde mich hier mal wieder da der Beitrag einen Bezug zum Trading hat, meine Geschichte kannst du hier nachlesen (6-stelliger Drawdown im Covid-Crash vor rund zwei Jahren):
https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php/topic,4359.msg36029.html#msg36029 ich schreibe mir hiermit meinen Frust von der Seele und vielleicht meldet sich jemand, auch mit einem Ratschlag, zu Wort.
Der naheliegende Gedanke ist, wenn du am Markt aktiv bist, dass du gegen ein großes Heer an Handelscomputern, Quant-Experten aus Investmentbanken mit hoher Liquidität und kumuliert Jahrtausenden an Wissen antrittst und versuchst diesen ein Schnippchen abzuschlagen (z.B. im Handel mit Futures, das ist ja bekanntlich ein Nullsummenspiel). Die Wahrheit ist aber (auch), dass sehr viel Psychologie im Spiel ist und du in erster Linie gegen dich selbst antrittst. Das ist ein (hartes und oft unfaires!) Business, bei dem Gewinne und Verluste so nüchtern betrachtet werden müssen wie Einnahmen und Ausgaben. Wenn man keinen statistischen Vorteil erarbeitet hat und nur mit irgendwelchen Buttons in irgendwelchen Apps in einem Nasdaq CFD "rumballern" will, dann ist das nichts anderes als ein Online-Casino. Bei dem du als Spieler systematisch einen Nachteil hast, sonst würde dir die Gegenseite das Spiel nicht anbieten. Bist du in diesen Gedankengängen gefangen: "Warum habe ich diesen Trade eröffnet? Warum habe ich nicht das Gegenteil gemacht? Jetzt muss es doch drehen?". Denkst du in psychologischen Fallstricken wie "der Markt ist überkauft/überverkauft?!"
Frage dich selbst: warum machst du das? Wäre ein fünfstelliger Verlust nicht langsam mal ein Weckruf inne zu halten und zu hinterfragen was du da tust, was es dir bringt? Warum hast du damit begonnen, welches Ziel verfolgst du? Ist dein Tun noch kongruent mit diesem Ziel?! Das Ergebnis eines größeren französischen Brokers kennst du sicherlich, die Tatsache dass die meisten Privatanleger rund 5000€ einzahlen und dann 90% ihres Kapitals in 90% Handelstagen verlieren. Meinst du man kommt nur durch "Glück" auf die Seite der 10% um systematisch Geld zu verdienen? Sicherlich weißt du auch dass die Trefferquote zwischen Retail und institutionellen Händlern ähnlich ist (um die 50%), den Unterschied macht das Risikomanagement und eben der systematische Umgang mit Verlusten und Gewinnen (letzteres finde ich persönlich viel schwieriger).
Ein hohes Maß an Disziplin und Geduld ist gefordert, wenn du denkst das beides oder auch nur eins von beiden nicht einbringen zu können kündige alle Handelszugänge und denke nie wieder an Trading. Dein Leben wird angenehmer und stressfreier sein.
Ich habe nur noch Etf Sparpläne und werde damit den Verlust wiederreinholen.
No offense aber "Verluste reinholen" klingt gar nicht gut, das erinnert an die sunk cost fallacy, eine psychologische Falle in die auch viele Spieler tappen. Was war, ist geschehen. Die Frage ist auch welche Ziele du damit verfolgst. Ich weiß jeder macht heute ETF-Sparpläne, der ömmelige Kommer hat vermutlich mehr Reichweite als die Kirche. Durch ein paar glückliche -sorry, mir fällt kein besseres Wort ein- Wendungen im Leben blicke ich mittlerweile auf ein 7-stelliges Vermögen. Und ich kann dir versichern dass man sich durch diese Tatsache nicht unbedingt besser, natürlich auch nicht schlechter fühlt als zuvor. Wobei, materielle Dinge sind mir heute unwichtiger denn je.