Glücksspielsucht > Glücksspielsucht Allgemein
Am Anfang der Spielsucht
oy26:
Hallo Leute, ich möchte meine Gedanken und Situation gerne hier loswerden.
Ich bin 22 Jahre alt und aktuell auf der Zielgeraden meines Studiums. Mit 18 Jahren ging es bei mir los mit den Online-Sportwetten, da ich schon immer sehr Sportbegeistert war und einfach wegen dem Kick einen Wettschein machen wollte. Einstäze waren da immer nur 2-5 Euro und wirklich nur alle 2-3 Monate mal ein Schein.
Als ich mit den Jahren neben meines Studiums auch selber gearbeitet und Geld verdient habe, habe ich die Einsätze und Menge an Wettscheinen erhöht. Allerdings ging ich nie über 20 Euro und hatte soweit alles unter Kontrolle. Typischer Hobbywetter halt. Das Sportwetten war für mich nur eine Weise mehr Spannung zu haben, wenn man mal selber ins Stadion ging oder im Cafe Fußball mit seinen Freunden guckte. Mal hat man Gewonnen, mal hat man Verloren (öfters Verloren).
Ich war schon immer jemand der nie seine Eltern oder sonst wem nach Geld bittet. Ich habe immer mein bestes gegeben mein Geld selber zu verdienen, zu sparen und clever auszugeben (von diesen Hobbywetten mal abgesehen). Darauf war ich immer sehr stolz. Mein Studium finanziere ich selber und komme auch so ohne Probleme über die Runden. Naja, ich wohne noch bei meinen Eltern und muss keine Miete zahlen. Ich habe es also sehr gut und darf mich nicht beschweren.
Im Oktober letzten Jahres als ich zu Hause saß und gleich die Bundesliga lief dachte ich mir: komm du hast lange keinen Wettschein mehr gemacht und bastelst dir mal für 20 Euro was zusammen. Mein Wettschein ging nur ganz knapp (wegen einem Tor) flöten. Mich hat das irgendwie genervt, da 300 Euro auf dem Spiel standen. Folge dessen zahle ich zum ersten Mal mehr als 20 Euro an einem Tag ein , nämlich 100 Euro. Nachdem ich auch diese 100 Euro verspielt hatte konnte ich nicht glauben was ich eben tat. Für mich waren 100 Euro eine Menge Geld und soviel auf einem Schlag hatte ich noch nie verloren. Unbekanntes und ekliges Gefühl also.
Jetzt gehts los: Ich saß am späten Abend da und dachte mir, diese 100 Euro holst du dir jetze wieder. Wie? Genau, setzt einfach sehr viel auf etwas, dass ja "bestimmt sicher ist". 500 Euro eingezahlt und auf die Fresse gefolgen. Was mache ich? Aus Wut nochmal 500 Euro rein. Kann ja nicht sein, dass zwei sehr Wahrscheinliche Quoten drei Mal hintereinander fehlschlagen. Dieses Mal muss es funktionieren! Ha Ha, wieder auf die Fresse gefolgen. Ich wollte sogar tatsächlich nochmal 500 Euro einzahlen, aber mein Einzahlungslimit wäre sonst überschritten. Ein Glück.
Ich konnte in dieser Nacht nicht schlafen. Ich war die nächsten Tage auffällig ruhig und dachte mir die ganze Zeit, wie hast du es geschafft in einem Tag 1100 Euro zu vespielen? Wer bist du, dass du dir sowas erlaubst? Ich kam nicht aus dem Bett, meine Mutter merkte, dass etwas nicht stimmt, aber ich schämte mich etwas zu sagen. Ich beschloss am nächsten Tag zusätzlich über eine App die flexible Jobs für Studenten anbietet zu arbeiten, um das Geld wieder rein zu holen. Meine Eltern merkten, dass ich normalerweise solche Jobs nicht mache und auch ungewöhnlich viel arbeite.
Nach drei Tagen am Esstisch, fing ich einfach an Tränen in den Augen zu haben. Meine Eltern fragten sofort was los sei? Ich erklärte ihnen alles und erzählte Ihnen wie sehr ich mich schäme. Sie nahme es auf die leichte Schulter, da sie mit viel schlimmeren gerechnet hatten. Mein Vater erklärte mir, dass jeder mal fehler macht und es am wichtigsten ist, aus diesen Fehlern zu lernen. Er motivierte und tröstete mich. Das half mir sehr. Mein Vater hat für mich und meinen Bruder seit unserer Kindheit einen Sparplan erstellt. Er gab mir sogar 1000 Euro, damit ich den Verlust gut einstecken konnte. Ich spielte für die nächsten Tage nicht mehr und löschte die App.
Einige Wochen später ging es leider wieder los. Ich zahlte kleine Beiträge ein in der Hoffnung mit viel Glück einen Teil des Geldes wieder zu gewinnen. Der Verlust vergrößerte sich aber. Das ging leider ein ganzes Monat so bis ich insgesamt bei 1700 Euro Verlust war. Da ich nebenbei jetzt noch mehr gearbeitet habe, war ich nicht an das Geld angewisen, trotzdem schmerzte es sehr.
Dann kam allerdings mal eine Glückssträhne und ich kam auf die ursprüunglichen 1100 Euro Verlust. Ich dachte mir, lass es jetzt sein und gut ist! Ich merkte und mir ist auch jetzt mittlerweile bewusst, dass ich schon lange nicht mehr wegen dem Kick spiele, sondern einfach nur aus Wut und Ärgernis über mich selbst. Ich wollte die 1100 Euro unbedingt wieder haben, verzockte aber wieder soviel, dass ich mitterweile bei 2000 Euro Verlust war.
Ich dachte mir, davor hattest du Pech und danach Glück, wieso jetzt nicht nochmal? Ich gewann innerhalb wenigen Tagen wieder mehr als 500 Euro und war ca. wieder beim ursprünglichen Verlust. Ich redete mir ein jetzt endlich die perfekte Strategie gefunden zu haben und auch die restlichen 1100 Euro raus holen zu können.
Tja, hier bin ich nun, mit einem Verlust von ca. 2700 Euro. Es ist zum Glück immer noch nicht soweit gekommen, dass ich nicht mehr über die Runden kommen kann oder auf Geld anderer angewiesen bin, da ich in dieser Zeit weiterhin fleißig gearbeitet habe. Ich hätte sowieso nicht den Mut soviel zu setzen was mich Finanziell ruinieren würde.
Ich habe stand heute seit 3 Tagen nicht mehr gespielt. Aber dieser Kampf ist echt hart. Ich habe seitdem ersten Mal am Esstisch nicht nocheinmal mit meinen Eltern oder sonst wem darüber gesprochen. Ich bin mir sicher mein Vater würde mich auch dieses Mal mit Verständnis empfangen, allerdings lässt mich dieser Gedanke nicht los, ihm in die Augen zu schauen mit dem Wissen, dass die 1000 Euro die er mir gegeben hat auch verzockt wurden. Dieser Gedanke und die verlorerenen 2700 Euro verfolgen mich jede Minute. Ich habe immernoch diesen Gedanken, einfach mal 1000 Euro auf ein meiner Meinung nach "sicherer Spiel" zu setzen und alle meine Verluste zurück zu gewinnen. Ich habe mich bereits sperren lassen und möchte eigentlich mit dem Thema Sportwetten abschließen, bin aber immer wieder kurz davor Wege zu finden um doch irgendwie meinen Verlust wieder rein zu holen.
Ich war schon immer jemand, der nicht gerne auffallen möchte und in Ruhe seinen Zielen nachgeht. Allerdings habe ich mich in den letzen Monaten auch sehr einsam und gelangweilt gefühlt. Ich denke das könnte ein Maßgeblicher Grund für meine Rückfälle sein.
Wegen dem drang unbedingt wieder was einzuzahlen und sein verlorenes Geld zurück gewinne zu wollen hab ich mir selber klar gemacht, dass ich am Anfang einer Spielsucht Karriere bin. Und bitte versteht mich nicht falsch, mir ist bewusst, dass es schlimmere Fälle gibt als meinen bisherigen Weg.
Ich habe aktuell durch einen Kumpel die Möglichkeit Nebenbei und jederzeit flexibel als Chauffeur zu arbeiten. Ich mache diesen Job sehr gerne, da er mich auch von diesen Gedanken ablenkt. Und Geld gibt es ja auch noch. Ab April werde ich im Rahmen meines Studiums ein Praktikum machen, in denen Ich mit vielen jungen Menschen zusammenarbeiten kann. Auch hierbei sehe ich eine gute Ablenkung.
Trotzdem habe ich immernoch jeden Tag die Gedanken in meinem Kopf:
Wie konntest du 2700 Euro verzocken?
Wie konntest du nachdem dein Vater dir erklärt hat, dass jeder Fehler macht und man aus diesen Lernen sollte noch weiter zocken und dabei seine 1000 Euro aufs Spiel setzen?
Du wärst um 2700 Euro reicher.
Du hattest doch zwei Glücksträhnen, wieso lässt du es nicht einfach sein und spielst weiter? Komm zahl wieder was ein und du wirst noch Mal Glück haben.
Heute ist steht ein Spiel an wo du dir Sicher bist wer Gewinnen wird, setzt einfach 2000 Euro darauf und du gehst mit einem Gewinn von 4000 Euro nach Hause und spielst nie wieder. Und nachdem mein Tipp erfolgreich wäre, ärgere ich mich darüber nicht gespielt zu haben und das mir Geld entgangen ist.
Ich würde mich freuen, wenn sich Leute mit mir austauschen würden. Ich lese mir gerne Beiträge von anderen durch und schaue mir Videos von anderen Spielsüchtigen an, da das meiner Meinung nach die beste Medizin dagegen ist.
-OY
Manollo:
Hier gibt es einige die dir mindestens einen guten Tipp geben können, dazu gehöre ich nicht. Wollte dir nur schreiben, das ich deine Story gelesen habe und du aus meiner Sicht mit dem Verlust abschließen sollst, das ist das einfachste. Lass gut sein. Ich habe weit über Hunderttausend Euro verloren, ich habe auch mit 2€ Wetten angefangen irgendwann verliert man den Bezug zu Geld und setzt tausender ein. Ich wünschte ich hätte mit 2700€ wie bei dir aufgehört.
Rubbel:
Hi :)
Oh-Mann, das tut schon beim Lesen weh! Wer verstünde das besser als Menschen, die Ähnliches durchgemacht haben und deren Anfang(!) so ähnlich war und die mit der Zeit 'Haus und Hof' verspielt haben. (studierst Du eigentlich auf Lehramt? ... klingt so).
Du weißt selbst, dass Deine Gedanken zu 'Investieren', um alles zurückzuerhalten, schon Spielsucht ist - oder? Klar weißt Du das, Du hättest Dich hier sonst nicht angemeldet! Was machst Du sonst so mit Geld und warum gönnst Du Dir nix davon für was Schöneres als diese tumbe Zockerei? Ich hab in einer SHG auch Wett-Spielabhängige kennengelernt, und die meinten, sie hätten ja ein großes Know-How vom Sport und hätten sich gedacht, sie seien dadurch sicher Gewinner.
(ich vermute, das ist eine reine Männerdomäne, diese Sportwetten)
Einer packte mal aus und erzählte, wie z.B. beim Fußball bestochen wird, und wenn ich es richtig erinnere, geht das ungefähr so:
2. Bundesliga, glaub ich: Es wird vorher vereinbart, dass die Mannschaft verliert durch XYZ wie Fouls, Eigentor, Spielerausschluss, dafür bekommt der Verein eine gewisse Summe Geld zum Einkauf anderer Spieler oder sonstwas. Die Wettbüros brummen, denn es wird ja auf die bessere Mannschaft gewettet, ergo: Da fließt sehr viel Geld. (Frage an die Community: gebe ich das richtig wieder?) - so und so ähnlich läuft es wohl auch gern bei Boxkämpfen.
Dieser Spieler, der das erzählt hat, der ist sogar beim Spielen, als er pleite war, angesprochen worden von jemand Fremden, der ihm Geld lieh unter der Voraussetzung, dass er auf den Gegenspieler setzt, so als Dummy - sich quasi dumm stellen sollte ( o.k, ich fand ihn allerdings auch dumm;) ) und dafür Geld bekam. Das ist dann die unterste 'Liga'!
Also ist es völlig egal, ob Du was drüber weißt, Erfahrung hast als Sportler oder viele Spiele gesehen hast oder ob nach schwarz rot kommt oder Verlust-Gewinn-Verlust: Alles was Du zockst, wird Dir den Boden unter den Füßen wegreißen! Alles!
Schnapp Dir Deine Freunde, macht was Schönes, Lustiges, Erbauliches, Interessantes und lass' diesen Mist - und bitte nicht auf die Idee kommen, was anderes in Sachen Streben nach Geld durch mal kurz Risiko ... Lad doch Deinen Vater - natürlich auch Deine Mutter - mal zum Essen oder Kino oder beidem ein!
Schließlich wohnst Du noch z.H. Das heißt, Du hast bislang durch die beiden schon Geld ohne Ende 'gespart' und es Dir gut gehen lassen.
Warum hättest Du studiert, wenn Du wolltest, das nach Deinen Eltern Dein Leben vom Glücksspielmarkt finanziert wird? Ist doch seltsam und vollkommen unnötig.
Du machst - mit 22 - den Bachelor, oder? Ich wünsch Dir ganz viel Erfolg. Bleib an diesen Zielen, damit machst Du auch Deine Eltern stolz - aber vor allem Dich selbst. Und fang JETZT SOFORT damit an, Du hast keine Zeit für solche 'Eskapaden', und Dein Leben ist dafür viel zu kostbar!
Ich wünsche Dir alles Gute!
Viele Grüße
R
choklad:
Ja, wie die anderen schon geschrieben haben.
Schreib das Geld ab, ich weiß es juckt dir in den Fingern wieder was rauszuholen, das kenne ich.
Aber nachdem ich jetzt auch schon innerhalb von ein paar Jahren sicher 10-15k verzockt habe, weiß ich das es nichts bringt weiter zu wetten. Solltest du auf 0 kommen oder sogar plus machen, spricht ja eigentlich nichts dagegen einfach weiter zu machen mit den Wetten, ergo spielt man wieder, denn im Endeffekt hat man ja jetzt doch nichts verloren... Aber man hat sehr viel verloren: Lebenszeit die man sinnvoller verbringen könnte, ne Menge positive Gefühle und Gedanken die einen durch das Wetten und Spielen verwehrt wurden etc.
Android123:
Ich kann mich nur Manollo anschließen. Schließe mit dem Verlust ab und such ne Suchtberatungsstelle auf! Dein Verlust ist noch relativ gering, du hast noch viel Lebenszeit vor Dir! Nutze sie und vergeude sie nicht mit irgendwelchen Sportwetten! Ich bin 29, hab seitdem ich 18 bin gewettet. Momentan Belasten mich Schulden, aber was mich am meisten belastet ist die verlorene Lebenszeit!
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
Zur normalen Ansicht wechseln