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Schlussstrich ziehen -

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Schlussstrich ziehen -
« am: 14 März 2023, 20:34:31 »
Hallo, ich bin noch Anfang 20 und habe leider in der letzten Zeit eine sehr starke Phase innerhalb der OCs. Bis 1-2 Uhr morgens zocken und dann morgens wieder auf zur Arbeit ist normal geworden, komplett im arsch dann natürlich tagsüber.
Lebe noch bei meinen Eltern und muss nix zahlen zuhause, wofür ich auch sehr dankbar bin. Habe vor ein paar Jahren angefangen und da hatte ich es noch einigermaßen im Griff, obwohl man alle paar Monate ein paar Hundert Euro verzocken auch nicht normal nennen kann. Nun ist es so das in letzter Zeit nichts mehr wirklich spaß macht oder freude bereitet und nur noch das zocken irgendetwas bedeutet für mich. Ganzen Tag fiebert man nur darauf hin endlich abends nachhause zukommen und zu zocken unterbewusst, denn eigentlich plane ich garnicht zu spielen und hier ist mir dann klar geworden, dass ich süchtig bin.

 Nun ja jetzt bin ich fast pleite, ein paar hundert Euro sind noch übrig. Da ist es ja eigentlich ein guter Zeitpunkt mal einen Schlussstrich zu setzen. Schulden oder sowas habe ich keine und fände das auch noch beschämender als wie es jetzt schon ist.
Habe schon mit den Gedanken gespielt etwas zu verkaufen oder so aber ich weiß das ich im Endeffekt eh wieder damit zocken würde.

Arbeit habe ich und läuft auch eigentlich recht gut dort :) Nur leider verdient man als Azubi nicht so viel und das ganze zieht mich eben runter.

Was mich runterzieht ist halt, dass ich 8 Stunden arbeiten gehe, mir auf der Arbeit für keine Aufgaben zu schade bin, auch mal etwas länger mache und eben nicht viel dabei rumkommt. Ich weiß Lehrjahre sind keine Herrenjahre, doch in meinen Freundeskreis sind viele Studenten und wenn ich mir angucke wie viel Zeit die immer haben und teilweise auch Geld zur Verfügung, demotiviert mich das...
Da kommt man Abends nachhause und ist total fertig, gerade wenn man sich etwas von der Arbeit entspannt hat muss man auch schon wieder ins Bett und am nächsten Tag wieder das gleiche.
Das kotzt mich an und um irgendwie etwas Ablenkung vom tristen Alltag zu finden loggt man sich ins OC ein und gibt im Live Casino richtig gas xD (traurig)
Zudem ist da noch die Sache mit den Führerschein die mich unter Druck setzt. Eltern, Arbeitgeber, Freunde jeden Monat muss ich mir das anhören, ist bestimmt nicht falsch den zu machen, aber wenn ich hintern Lenkrad sitze und den Fahrlehrer, das Verkehrsgeschehen und die Bedienelemente im Auto gleichzeitig beachten soll, krieg ich einfach nur Panik, ganz zuschweige der Theorieprüfungen die von Jahr zu Jahr schwieriger wird, mehr als 30% fallen durch, wie soll ich mir über 1000 Fragen merken und nebenbei noch Arbeit etc. erledigen??

Ok, Ok mir ist klar das es vielen hier schlechter geht aber im Endeffekt sitzen wir im gleichen Boot: Spielsucht, Flucht aus der Realität, dadurch resultierende schlechte Laune etc.

Online Banking hab ich auch schon mehrmals sperren lassen und das Kluge Ich hat sich dann überlegt mit Paypal PSCs zu kaufen und dann ist das wieder schlecht geendet. Jetzt lasse ich es erstmal offen und Paypal auch. Das fühlt sich einfach besser an im Moment und man möchte sich ja bestimmt auch nochmal was kaufen oder nen Kumpel fürs Bier Geld schicken, wenn nächsten Monat wieder mehr da ist. (hoffe das es gut geht)




So, was ist jetzt der Plan? Ich hoffe ihr könnt mir einige Tipps geben zur Ablenkung und wie ich mit den Gedanken, Schuldgefühle, Antriebslosigkeit etc. umgehen kann. Es ist nicht so, dass ich alles hingeworfen und die Hoffnung verloren habe auch wieder ohne Spielen leben zu können.

Re: Schlussstrich ziehen -
« Antwort #1 am: 14 März 2023, 22:41:39 »
Mach deinen Führerschein, das ist ein Stück Lebensqualität. Als Neuling mit dem Auto durch die Stadt fahren ist viel besser als im Live Casino Black Jack zu spielen. Ich glaube das wäre eine richtig gute Ablenkung. Abends in der Fahrschule würde dir auch helfen nicht zu Hause vor deinem Phone zu sitzen. Was noch gut daran ist, du gibst dein Geld sinnvoll aus und hast keine Kohle zum verzocken

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Offline Rubbel

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Re: Schlussstrich ziehen -
« Antwort #2 am: 14 März 2023, 22:44:59 »
Ich glaub, eine passendere oder bessere Antwort gibt's nicht!
Ruhig, vernünftig, kurz und bündig. Und sooo wahr!
--Meist ist Geist geil--

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Offline Olli

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Re: Schlussstrich ziehen -
« Antwort #3 am: 15 März 2023, 07:13:11 »
Ach, wenn es doch nur immer so einfach wäre ... ;)

Guten Morgen zusammen und herzlich willkommen!

Nein, natürlich ist es nicht so einfach. Ich sehe da nämlich einen jungen Mann, der ganz schön an seinem Selbstwert zu knabbern hat.

Ein Indiz dafür ist die permanente Verwendung des Wörtchens "man". Das ist nicht gut. Du schiebst die Themen, die Dich betreffen, immer von Dir weg. Schuld, Verantwortung - übernehme "ich" nicht ... das ist der da ... der "man". Handeln ... muss ich nicht ... da ist alleine "man" für zuständig.
Schreibe in einem Satz ruhig 10 Mal "ich". Es geht doch hier um Dich.

Der Führerschein ... na und ... dann fällst Du eben durch. Aber wer sagt denn, dass das überhaupt passiert? Du scheinst mir Prüfungsangst zu haben ... korrekt? Es kann Dir nichts passieren, wenn Du durchfällst. Du setzt Dich hin und lernst.
Das größere Problem wird aber sein, dass Du das Angesparte für den Führerschein schon in OCs verballert hast, könnte das sein? Und wenn Du jetzt NICHT übst und NICHT die Prüfungen machst, dann wird auch NICHT auffallen, dass Du das gar NICHT bezahlen kannst - oder?

Durchfallen ist halb so wild. Bei mir hat der Fahrlehrer in der praktischen Prüfung eingegriffen. Hat mir dann erklärt, wie viele Stunden ich noch nehmen müsse. Habe ihm einen Vogel gezeigt (nicht wirklich - nur im Kontext betrachtet) und habe ihm meine Schwachstellen genannt. Habe klipp und klar gesagt, dass wir in den beiden Pflichtstunden Anfahren am Berg üben werden. "Weisst Du eigentlich, wie viele Kupplungen ich im Jahr erneuern muss?" - raunzte er mich an. "Ist mir egal - dafür werden Sie ja bezahlt!". Prompt habe ich die Prüfung kurze Zeit darauf bestanden.

Zurück zu Deinem Problem - der Glücksspielsucht. Du hast selbst bemerkt, wie schnell Du halbherzige Beschränkungen umgehen kannst.
Also muss etwas Radikaleres her, was Dich in der Entwöhnungsphase unterstützt. Da Du noch zuhause bei Deinen Eltern lebst, liegt es doch nahe, sie mit ins Boot zu holen - meinst Du nicht? Sei ehrlich zu Dir selbst und auch zu ihnen! Gehe auf sie zu und frage nach ihrer Unterstützung. Zeige, dass Du da etwas ändern möchtest, was Dich ansonsten zerstören wird. Wenn Du hier angibst, dass Du keine Schulden hast, dann darf ich Dich korrigieren: Du hast NOCH keine Schulden! Du wirst erst versuchen, das zu verhindern, Dann denkst Du Dir ... ach, ich habe ja den Dispo. Ist der ausgeschöpft, dann wird er erhöht - still und heimlich. Das geht dann irgendwann auch nicht mehr und so schlägt Dir Deine Bank vor, doch ein wenig umzuschulden mit einem Kredit. Das Angebot nimmst Du liebend gerne an und setzt den Betrag geich ein wenig höher an, als Du eigentlich benötigst. "Zur Sicherheit" wirst Du Dir vorgaukeln und es in den nächsten Tagen im OC verballern.
Deine Freunde sind zwischenzeitlich auf Dich zu gekommen und wollten etwas mit Dir unternehmen. Du sagst ihnen, dass Du Dir das derzeit nicht leisten kannst. Wie Freunde nun mal so sind, leihen sie Dir etwas. Schnellstens zahlst Du es zurück - doch es dauert nicht lange und dann wirst Du sie fragen, ob sie Dir etwas borgen. Da der Kredit bereits läuft und der Dispo auch schon wieder ausgereizt ist, kannst Du das Geliehene nicht sofort zurück zahlen. Du schämst Dich dafür und ziehst Dich in Dich selbst zurück - Du isolierst Dich von Deinen Freunden. Dafür hast Du aber nun mehr Zeit fürs OC.
Dein AG kann Dir da sicher aushelfen, indem er Dir Teile Deines Lohnes früher auszahlt. Doch auch das wird nicht reichen. Du könntest dann ja eigentlich Deine Kollegen um Geld bitten.
Ich beende das Szenario hier einmal, bevor ich noch schildere, wie Du die erste Kriminelle Handlung begehst und Dich am Ende sogar noch Suizidgedanken quälen.
Das muss nicht sein - Du hast jetzt die Gelegenheit das zu stoppen. Also offenbare Dich Deinen Eltern.

Zitat
Da ist es ja eigentlich ein guter Zeitpunkt mal einen Schlussstrich zu setzen.

Eigentlich? Oder doch nicht? "Mal einen" ... und demnächst noch mal einen?
Unterschätze bitte Deine Sucht nicht! Hier funktioniert keine Halbherzigkeit. Sei ruhig kompromisslos zu Dir selbst!
Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt den Schlussstrich zu ziehen und an Deinem Genesungsweg zu arbeiten.
Du hast Dir das Zocken angewöhnt und nun musst Du Dich auch wieder entwöhnen davon. Es reicht nicht einfach "nichts" zu tun und abzuwarten.
Deine Sucht erfüllt bei Dir eine Funktion. Dies gilt es herauszufinden und das Problem anzugehen. Oftmals reicht hier "Der Weg ist das Ziel!".
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Schlussstrich ziehen -
« Antwort #4 am: 16 März 2023, 22:41:21 »
Einen Dispo habe ich nicht also wenn ich nichts habe ist Schluss. "Es reicht nicht einfach "nichts zu tun und abzuwarten", der Satz gibt mir tatsächlich zu denken. Ich kann es passiv über mich ergehen lassen aber das bringt nichts, erstmal alles gesperrt, denn ich habe heute wieder gezockt. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich beim Bezahlvorgang komplett suchtgeleitet agiere und eine ganz kleine Stimme sagt mir, dass ich doch eigentlich aufhören wollte aber die wird ignoriert. Jetzt im nachhinein habe ich wieder Klarheit im Kopf und will unter kein Umständen irgendwo was zocken. Aber das liegt wahrscheinlich daran, dass ich mir gerade den Kick abgeholt habe für heute und mein Gehirn gesättigt ist, Spielsucht ist wie Drogensucht, ich kann nicht ich selbst sein ohne?? Zum Thema andere ins Boot holen habe ich meine Zweifel, dass schädigt in der ersten Zeit bestimmt nur das Vertrauen und ich möchte damit keinen belasten. Was mir wirklich fehlt ist ein strukturierter Plan, was nach der Arbeit kommt im Tag. Nach der Arbeit versinke ich immer in meinen Gedanken und bin zu niedergeschlagen um irgendwas anzupacken. Das fängt schon an bei so Kleinigkeiten wie Pfandflaschen vom Vortag wegzuräumen. Das hört sich jetzt lächerlich, ich weiß, aber ich kann mir wirklich nicht erklären woher diese komplette demotivation im Nachmittag kommt und der Energiekick in der Nacht, ach man ich hasse das. Durch so ein Verhalten kann ich mir meine Sucht nicht begründen, das ist doch quatsch. Was soll das überhaupt das Giropay und Rapidtransfer immernoch solche Vereine unterstützen, ich könnt kotzen, dachte sollte alles reguliert werden in Deutschland, dann könnte ich doch garnicht Live Casino oder son Dreck zocken?? (Merkel, Scholz???) 500k Spielsüchtige reichen anscheinend nicht.

Naja vielen Dank für deine Worte Olli, du gibst dir echt Mühe vielen hier zu helfen :) Warst du selber mal Spielsüchtig?

Es geht jetzt in erster Linie für mich darum hier die sch***** alten Verhaltensweisen zu durchbrechen! Ich verarsche mich nicht mehr länger selbst!!!

Habe schon seit ein paar Tagen eine Strichliste wie lange ich nicht mehr gezockt habe und bin nie weiter als 2 Tage gekommen, das spricht doch für sich man. Es bringt nichts hier groß reden zu schwingen, deswegen schicke ich jetzt hier ab und gut ist, allen Glücksspielanbietern mal einen dicken Mittelfinger ins Gesicht! Mein Geld seht ihr nie wieder (außer wenn ich rückfällig werde) aber das werde ich garantiert nicht mehr!!!!!!!!!!!!!


Nachtrag: Gerade mal aufgefallen wie viel Glücksspiel in den Videospielen steckt die ich so gerne Spiele: CSGO, League of Legends oder Valorant, überall "Lootboxen" etc. Die Franzosen haben so etwas verboten, warum wir nicht? Da werden Minderjährige ganz klar ans Glücksspiel rangeführt, warum spricht da keiner rüber?
« Letzte Änderung: 17 März 2023, 06:14:19 von Olli »

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Offline andreasg

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Re: Schlussstrich ziehen -
« Antwort #5 am: 16 März 2023, 23:43:00 »
Hallo Choklad,

500 000 Spielsüchtige reichen nicht? Du stehst am Angang des Weges, und kannst noch entscheiden. Ich habe eigentlich nichts schwerwiegendes von Dir gelesen, daß Dich in die Spielsucht packt. Der Reiz, der Kick, und davor der Neid auf Studiosos?
Du machst Deine Berufsausbildung mit großem Engagement, Du suchts Verantwortung, scheust Dich nicht vor großen Aufgaben, , aber Du würdest lieber auf dem Campus abhängen?

Nein mein Freund, es ist Dein Leben!

Ich will hier nichts dramatisieren, aber ich ewrkenne mich wider in Deinem Beitrag. Ich gehöre schon lange in den Club der 500 000 , bin Heute frei vom selbstzerstörerischen Glücksspiel. Meine Kindheit war schwer, ich bin ein erwachsenes Kind aus einer dyfunktionalen Familie. Meine ältere Schester hat ihr Abitur mit Auszeichnung gemacht, meine jüngere Schwester mit der Note: 1,3. Ich habe Volksschulabschluß! Ich habe lange bei meiner Mutter gewohnt, mit ihr gewohnt, ich denke, es war mein Drama, daß mich in die Spielsucht führte. Es ist eine lange Geschichte, und hier ist Dein Tread.

Ich bin gerade etwas Staatsverdrossen. Es geht bei mir aber nicht um das Thema Lobbyismus, sondern eher darum, daß unser Gesundheitssystem am Zusammenbruch steht. Ich werde älter, und das triggert mich an, eben auch den Befund: "Soziale Ängste" Ich glaube nicht, daß der Staat von 500 000 behandlungsbedürftigen Spielsüchtigen offen spricht, die Spielsucht gilt unter sen Süchten als eine Nieschensucht, scheint es mir manchmal. Von der Kompetenzseite , Fachverbände, Suchtberatung, etc. weiß ich, daß die Spielsucht grassiert. Sa wird eine Zahl in den Raum geworfen, die Realität lässt sich aber leider nur in einem selber finden, und das fordert, aufrichtig mit sich selbst umzugehen. Dann können 1/2 Millionen zusammenstehen, und das ist das, was wir zu unserem Wohl ändern können.

Gute Nacht
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline Wolke 7

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Re: Schlussstrich ziehen -
« Antwort #6 am: 17 März 2023, 04:33:29 »
Moin Choklad,

Willkommen hier im Forum.

Zitat
Zum Thema andere ins Boot holen habe ich meine Zweifel, dass schädigt in der ersten Zeit bestimmt nur das Vertrauen und ich möchte damit keinen belasten

Ich habe es selber Freunden erzählt.  Nein,es belastet die Beziehung nicht. Es intensiviert und vertieft sie.

Du kannst neben der OASIS und der Onlinebanking Sperre noch eine Sperrsoftware für OC auf deine Geräte runterladen. Handy,PC ,Laptop, Tablet .....z. b Gamban.

Zitat
Was mir wirklich fehlt ist ein strukturierter Plan, was nach der Arbeit kommt im Tag. Nach der Arbeit versinke ich immer in meinen Gedanken und bin zu niedergeschlagen um irgendwas anzupacken.

Mach dir einen schriftlichen Plan.....z.B  10  min Wohnung aufräumen.  Fang klein an und steiger dann die Minuten.  Danach vielleicht mit einem sportlichen Hobby wieder anfangen.  Entweder was mit Kumpels zusammen, aber auch auch was Menschen- und Ortungebundenes,was du immer und überall alleine machen kannst.
Du musst nachmittags/früher Abend in Bewegung bleiben,damit du nachts müde wirst. Wahrscheinlich machst du jetzt nach der Arbeit ein Nickerchen auf der Couch? Hast du Interesse an Hobbys ,die du noch nie ausprobiert hast?

Ich würde dir sehr zu einer SHG raten. Dort kannst über alles mit anderen reden. Du lernst dort viel über deine Gefühle ,über das Suchtverhalten,über den Suchtdruck, du lernst was über Skills und wie sie dir bei den ersten Anzeichen von Suchtdruck helfen und du kriegst schnell raus,welche Skills dir persönlich helfen.
Denn wenn der Suchtdruck kommt,hilft es nicht ein Buch zu lesen oder TV zu gucken.
Wenn du dir verinnerlichst  /einen Plan machst,wie du sofort beim ersten Gedanken ans Zocken reagierst,kannst du den Suchtdruck klein halten und durchstehen.

Zitat
Es geht jetzt in erster Linie für mich darum hier die sch***** alten Verhaltensweisen zu durchbrechen! Ich verarsche mich nicht mehr länger selbst!!!

Das macht der Suchtdruck.... , er schmeichelt dir .....och komm nicht schlimm,noch einmal, die 20€ sind doch übrig.......diese Verhaltensweisen zu durchbrechen dauert.  Du musst dir wieder andere antrainieren. Ein Wochenplan könnte dir helfen. 

Erkundige dich mal über eine Suchtberatung/einer SHG in deiner Nähe . Auf der Start Seite hier findest du ein Verzeichnis, wo du deine Postleitzahl eingeben kannst oder du googelst nach der Caritas, der Diakonie oder Suchtberatung  .

Alles Gute.

LG Wolke

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Offline Olli

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Re: Schlussstrich ziehen -
« Antwort #7 am: 17 März 2023, 07:14:09 »
Guten Morgen!

Ich habe gerade erst mal das Vollzitat entfernt. Wenn Du antworten möchtest, nutze bitte die Schaltfläche "Antwort" unten.

Aaaaalso ...

Zunächst einmal ... ja ... ich habe über 20 Jahre an Automaten gespielt. Jeder Cent ging da hinein und es hat eben lange gedauert, bis aus dem Verstand die Tatsache in mein Bewusstsein eindrang: Ich verletzte mich damit nur selbst!
Ich bin derjenige, der das ändern konnte und musste - und ich habe es getan. Dabei wollte ich nicht in die SHG gehen, die ich allerdings Jahre vorher schon mal als Alibi besucht hatte. Ich ging denn irgendwann doch hin und siehe da, jetzt, wo ich was verändern wollte, verstand ich die Freunde auch. Von dem Tag an bin ich in der Suchthilfe tätig. Ich sehe bei Dir so viele blockierende Verhaltensweisen, die ich auch von mir selbst kenne.
Ich hatte später, als ich die SHG verließ und stattdessen ein Forum fand, einen Proteger, der mich unter seine Fittiche nahm. Mit ihm habe ich viel diskutiert und habe neue Perspektiven erhalten. Naja, wirklich neu waren sie nicht, nur standen sie für mich immer nur am Rand meiner Erkenntnisse. Ich musste mir erst erlauben sie auch zuzulassen.
Selbst heute noch sage ich mir so Sachen wie: Das klingt gerade aber ziemlich geschwollen. Ja, das tut es vielleicht ... es ist mir aber egal, denn es ist die Art und Weise, wie ich das alles auszudrücken vermag.

Zitat
"Es reicht nicht einfach "nichts zu tun und abzuwarten", der Satz gibt mir tatsächlich zu denken. Ich kann es passiv über mich ergehen lassen aber das bringt nichts, erstmal alles gesperrt, denn ich habe heute wieder gezockt.

"Selbst ist der Mann!", "Von nix kommt nix!", "Das Rezept für Erfolg ist Tun!" ... all diese Weisheiten kommen nicht von ungefähr. Tatsächlich möchte das Gewohnheitstier in uns am Liebsten alles beim Alten lassen. Die Sucht unterstützt das mit aller Kraft.
Da stellst sich die Frage, was Du tun könntest. Aber auch, ob Du es überhaupt tun könntest. Wie solltest Du das schaffen, wenn Du gestern wieder gespielt hast, Dein Kalender Dir nie mehr wie 2 Tage ohne Glücksspiel anzeigt?
Die Antwort ist einfach: Habe Geduld mit Dir! Bleibe aber am Ball und werde aktiv. Einer von vielen Sätzen, die ich immer wieder gerne wiederhole: Alles, was Du für Deine Genesung benötigst, das steckt bereits in Dir und Du brauchst es nur hervor zu holen und anzuwenden!
Wieso wiederhole ich das? Immer und immer wieder? - Weil es stimmt! Es ist eine Tatsache! - Auch bei Dir! Auch wenn Du das jetzt nicht glaubst!
Habe Geduld mit Dir. Taste Dich heran an all die vielen Erkenntnisse, die da noch vor Dir liegen.
Da ist keine Lampe, an der Du reiben kannst - ein Geist erscheint und erfüllt Dir den Wunsch auf Abstinenz und ein erfülltes Leben. Kein Fisch, den Du wieder ins Wasser wirfst erfüllt Dir drei solcher Wünsche. Das musst Du schon selbst angehen.
Gehe in die SHG und stelle all Deine Fragen, die in Dir stecken. Wieso handele ich gerade so in dieser oder jener Situation? Die Anderen werden Dir ihre Erfahrungen schidern. Und wenn da einer ist, der zu geschwollen redet, dann frage nach ... das ist ausdrücklich erlaubt.
Wenn da etwas auf der Seele brennt, was die Schleusen öffnen könnte, wenn Du es ansprichst, dann lasse die Tränen laufen - aber spreche es ruhig an!
Auch wenn Du da den Eindruck haben solltest nur zu nehmen, wirst Du doch viel von Dir in die Gruppe einfließen lassen, was die Anderen z.B. inspiriert. Das Spektrum ist da riesengroß, denn Du hast in Deinem Leben - in Deiner Dir eigenen Realität - doch auch schon viele wertvolle Erfahrungen gemacht, die andere so - so ähnlich - oder gar nicht gemacht haben.
Denke Dich also nicht klein ... das unterstützt nur die Sucht.

Zitat
Dabei ist mir aufgefallen, dass ich beim Bezahlvorgang komplett suchtgeleitet agiere und eine ganz kleine Stimme sagt mir, dass ich doch eigentlich aufhören wollte aber die wird ignoriert.

Das ist so ein Punkt, wo ihch Dir nun sage: Dein Kontrollverlust hat bereits viel früher begonnen! Wenn Du Dich rückwirkend noch mal beobachtest, wirst Du mir sicher Recht geben und Dich mit der flachen Hand auf die Stirn klatschen ... wieso habe ich das vorher nicht gesehen? Na klar!
Darauf wärest Du die nächste Zeit erst mal nicht von alleine gekommen. Dies ist aber ein wichtiger Punkt, denn zum Zeitpunkt der ersten schädlichen Gedanken, die sich dann bis zur Suchtausübung steigern, hast Du die Möglichkeit viel einfacher zu intervenieren ... Dir Selbst ein STOP zu geben!

Zitat
Spielsucht ist wie Drogensucht, ich kann nicht ich selbst sein ohne??
Man unterscheidet zwischen stoffgebundener und stoffungebunder Sucht. Die psychische Komponente ist bei beiden identisch, bzw sehr ähnlich.
Bei stoffgebundenen Süchten kommt dann noch die physische Komponente hinzu.

Ich finde Deine Frage eigentlich sehr interessant. Ich würde einmal behaupten wollen, dass Du nur Du selbst sein kannst, wenn Du abstinent bist. Gefällst Du Dir selbst besser mit Suchtausübung? Deine Frage bestätigt meinen Ansatz, dass das Glücksspiel bei Dir eine Funktion inne hat - wie bei uns anderen ja auch. Finde es heraus ... die ersten Schritte dazu stehen ja schon in Deinem Post und die anderen haben Dir da schon Ansätze geliefert, was Du in Deinem Leben verändern könntest. Sind das unlösbare Aufgaben? Nicht gleich abwinken ... Finde es heraus.

Zitat
Zum Thema andere ins Boot holen habe ich meine Zweifel, dass schädigt in der ersten Zeit bestimmt nur das Vertrauen und ich möchte damit keinen belasten.

Oh Mann ,,, #kopfschüttel# ... das war doch genau mein Denken damals ... und ich lag sowas von daneben ...
Allerdings habe ich es mir selbst gegenüber - nicht nach außen - anders ausgedrückt: Ich war zu beschissen ... Ich wollte mich nicht selbst demütigen. Wollte von Anderen nicht hören, wie blöde und scheiße ich doch bin. Ich wollte mir nicht meine Fehler vorhalten lassen. Ich steckte voller Scham und voller zerstörtem Selbstvertrauen.
Ja natürlich ist solch eine Offenbarung erst einmal mit Scham verbunden. Doch die verfliegt schnell. Vielleicht wird Dir auch erst einmal Enttäuschung entgegen gebracht. Doch Deine Freunde und Deine Familie brauchen auch erst einmal ein wenig Zeit das zu verarbeiten und sie werden Dir dann ihre Unterstützung anbieten und sie auch gerne geben. Wofür hat man denn Familie und Freunde? Um zu protzen und zu prahlen? Um die Weihnachts- und sonstige gemeinsame Zeit tot zu schlagen?
Lasse Dich überraschen. Du wirst es nicht herausfinden, wenn Du versuchst alles mit Dir selbst auszumachen. Auch hier ... taste Dich heran ...
Du schaffst das schon ...
Eine der Ängste bei mir war: Was erzähle ich denn, wenn nach dem Wieso und Weshalb gefragt wird? Oder nach dem "Wie konntest du nur?".
Die Antwort ist ganz einfach: Wenn ich die Antworten wüsste, hätte ich kein Problem!
Also mache Dich auf den Weg sie herauszufinden. Einer aus meiner alten SHG sagte dazu immer: Du wirst auf Deinem Weg auf Antworten stoßen, zu denen Du noch nicht einmal die Fragen kennst!

Zitat
Es bringt nichts hier groß reden zu schwingen
Doch! Es bringt Dir etwas, sonst hättest Du es nicht getan! Also ... weiter machen ... ;)

Zur bösen Glücksspielindustrie ... Du hast da vollkommen Recht ... das ist derzeit aber nicht Deine Baustelle. Wenn Du Dich da mal engagieren möchtest, wird die richtige Zeit schon für Dich kommen. Jetzt aber bist erst einmal DU an der Reihe ... :)
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline Rubbel

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Re: Schlussstrich ziehen -
« Antwort #8 am: 17 März 2023, 12:48:30 »
Hi :)

Wie geht's Dir heute?
Ich hab noch mal alles gelesen, was Dich kümmert.

Wann bist Du 'fertig' mit Deiner Ausbildung? Und was möchtest Du danach tun? Übernimmt Dich die Ausbildungsstätte dann? Würdest Du das überhaupt wollen?

Und Dein Zuhause? Möchtest Du bei Deinen Eltern weiterhin wohnen (erst mal oder auch noch etwas länger)?

Was machst Du, wenn Du den Führerschein hast? Willst Du ihn als weitere Qualifikation bei Bewerbungen auf eine (andere) Stelle oder Dir irgendwann ein eigenes Auto kaufen?

Mein Gefühl sagt mir, wenn ich Deinen Bericht lese:
Vielleicht fühlst Du Dich ausgebrannt. Alle wollen was von Dir, nämlich Leistung, Leistung ... (nur Deine Eltern nehmen Dich ohne Leistung (hier: Miete) an, und bestimmt auch Deine Freunde).
- Deinen Eltern bist Du verständlicherweise dankbar (vllt. aber möchtest Du einfach für Dich auch mehr Space).
- Deine Freunde, Studierende, 'scheinen relaxt zu sein' - Du empfindest keine Entspannung für DICH.
- In der Ausbildung gerade gibst Du schon mal alles und zehrst Dich aus, damit die nicht NOCH MEHR von Dir wollen - gehst also in VORLEISTUNG.
Dort scheint niemand mal auch nur ansatzweise zu bemerken und wertzuschätzen, dass Du übermäßig viel tust - Lob erhältst Du scheinbar nicht oder viel zu wenig.
- Dann setzt Du Dich in die Fahrschule oder sitzt mit dem Fahrlehrer im Auto und sollst, zumindest gefühlt, auch noch multitalentiert gleich alles beherrschen,
Jede Stunde, die Du zusätzlich brauchst, kostet auch noch weiteres Geld.
Danach bist Du total erschöpft, ausgepowert, unzufrieden und denkst evtl.: und jetzt? Wo bleibe ICH eigentlich? Warum fragt niemand, was ich brauche, was mir fehlt, was ich möchte.

Und dann steht da Werbung für Online-Spiele, die empfängt mit großen Versprechungen:
'Mach's Dir nett ... hab Spaß ... mit ein bisschen von Deinem Geld kannst Du sogar noch 'reich' und unbeschwert sein. Wir als Casino bieten Dir das an. Wir sind nett und fair und bieten Dir positive Überraschungen, Glücksgefühle und Entspannung. Komm nur, komm. [/i]
Auch für dieses Versprechen gehst Du in VORLEISTUNG!

Das ist ein bisschen so wie im Märchen. Du bekommst so was wie eine intakte Beziehung und ein bisschen 'Bestätigung' vorgegaukelt und auf jeden Einsatz und jedes Spiel prompte Antworten. Es geht oft scharf am Höchstgewinn vorbei. Noch ein bisschen mehr Geld (spricht wie oben für noch ein bisschen mehr Leistung und noch mehr VORleistung), dann ist das große Glück da, dann sind Deine Wünsche im Nu erfüllt.

Ich will jetzt mal abschließen mit diesen vielen Worten an Dich und fragen:
Was brauchst Du wirklich? Was ist Dir wichtig?
Das sind schon mal schwierig zu beantwortende Fragen.

Eine Bitte: Vergleiche Dich nicht mit offenbar unbeschwerten und leichtfüßigen Studierenden oder materiell erfolgreichen Leuten.
Du bist DU.
Und die Studierenden, mit denen Du Dich öfters triffst: Glaub mir, die stehen auch vor großen Herausforderungen. Die haben ihre Seminare und Vorlesungen, ihre Hausarbeiten und Klausuren, ihre Bachelor- und Masterprüfungen und danach gehen auch sie auf Jobsuche, jedenfalls dann, wenn sie während des Studiums nicht schon gearbeitet haben für Studententarif und die Firma oder die Gesellschaft oder der Öffentliche Dienst sie nach Abschluss übernimmt.
Bis dahin sind Studierende auch schnell mal 30 Jahre alt. Ob sie sich dann im Job bewähren, ist auch nicht vorherzusehen.
Nicht mal, ob sie einen Job bekommen. Bei dem mit Akademikern überfüllten Markt. Viele fahren danach Taxi.

Lass' Dich nicht von allem ausbeuten! Ich glaube fast, Du neigst dazu, alles geben zu wollen, generell. Das kannst Du Dir für einmal Deine Kinder später aufheben, die Dich und Deine ganze Liebe und Deine Zeit und Deinen Rat und Deine Begleitung und Deinen liebevollen Halt beanspruchen, zurecht.
JETZT bist DU jung und kannst Dir das Leben schön machen und hast allen Anspruch darauf!

:)Liebe Grüße:)
R


« Letzte Änderung: 17 März 2023, 14:41:00 von Rubbel »
--Meist ist Geist geil--

Re: Schlussstrich ziehen -
« Antwort #9 am: 21 März 2023, 11:10:40 »
Hi Choklad!

Du bist noch jung, hör am besten genau jetzt auf und erspare dir womöglich eine lange Spielerkarriere, wie ich sie hatte (Bin Ü40 und habe fast 20 Jahre gespielt).

Wenn du es wirklich willst, dann schaffst du das!

 

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