Unterstützen Sie unsere Arbeit Jetzt spenden!
Hallo Gast
Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
» Mittwochsgruppe    |    » Samstagsgruppe
     

Die Sucht, die mich zerstörte

  • 13 Antworten
  • 619 Aufrufe
Die Sucht, die mich zerstörte
« am: 18 April 2023, 10:49:21 »
Hallo Zusammen

Gerne wollte ich etwas über meine Situation und Sucht schreiben, mich einfach mal öffnen.

Nämlich bin ich schon seit ca. 4 Jahren süchtig, seit ca. 2 Jahren extrem. Ich habe kein Gefühl für Geld, habe mein Geld und Geld das ich nicht hatte verspielt und konnte nie aufhören.
Es fing wie bei fast jedem klein an, mit kleinen Einsätzen. Am Anfang war auch natürlich der Adrenalinkick und das Gefühl von Glück ein grosser Faktor für mein Spielen.
Als sich jedoch meine finanzielle Situation extrem verschlechtert hat, ich nicht mehr wusste wie es weiter gehen soll, habe ich aufgrund meiner Verluste gespielt.
Ich wollte einfach nur genug gewinnen und meine Schulden bezahlen damit ich mein Leben normal weiterführen kann. Wie es aber in der Regel so ist, wurde es nur noch schlimmer.

Ich habe unzählige Kreditkarten und Kredite aufgenommen, dazu wurde ich auch noch straffällig da ich meinen Arbeitgeber beklaut habe.
Als ich dann manchmal am Automaten sass war mir kotz-übel, jedoch war in meinem Kopf nur "du musst deine Schulden begleichen, am schnellsten geht das mit dem Automaten".
So habe ich mich dann auch meinen Eltern geöffnet die mir aus dieser Situation rausgeholfen haben. Sie haben mir Geld geliehen damit ich das meinen Arbeitgeber zurückzahlen konnte.

Ich war dann ca. 2 Monate spielfrei und habe mit meinen Eltern abgemacht ihnen mein Gehalt zu überweisen. Dies funktionierte, bis ich wieder rückfällig geworden bin.
Und da machte es Klick: Du spielst nicht nur wegen deinen Schulden, sondern du bist süchtig fast schon im "Endstadium"!!
So habe ich es mir auch mit meinen Eltern versaut die von meiner finanziellen Situation nichts mehr hören wollen, was ich auch vollkommen verstehen kann.

Später habe ich dann wieder meinen Arbeitgeber beklaut um einen 5-Stelligen Betrag. Der Arbeitgeber wusste beim Ersten mal von nichts, jedoch ist es jetzt aufgefallen.
Ich weiss einfach nicht mehr weiter. Vor einiger Zeit war ich bei einem Psychater um über meine Sucht zu sprechen, jedoch hatte ich das Gefühl das mir das rein gar nichts gebracht hat.

Neben dem geklauten Geld, habe ich noch weitere Privatschulden bei Freunden. Diese zahle ich monatlich ab so gut es geht.
Dieses Spielen hat mich in den Ruin getrieben und zu einem Menschen gemacht, der Leuten anlügen kann und ihnen in die Augen schaut ohne mit der Wimper zu zucken.
Ich will aus diesem Teufelskreis raus, jedoch machen es mir die Schulden extrem schwierig mit der ganzen Scheisse aufzuhören.
Ich weiss, dass ich diese Probleme ja genau wegen dem Spielen habe, aber ich verspüre einen Druck weil ich die Schulden im Nacken habe die immer mehr auf mir Lasten.


Es tut wirklich ziemlich gut sich einfach mal die Seele rauszuschreiben. Bitte entschuldigt meine Schreibfehler...

*

Offline Rubbel

  • ****
  • 166
Re: Die Sucht, die mich zerstörte
« Antwort #1 am: 18 April 2023, 11:55:38 »
Hallo OG,

erst einmal: Willkommen im Forum!
Ich hab manche Fragen, darf ich?:
Hast Du das erste Mal bezüglich des Arbeitgebers Deine Schulden getilgt oder verlief das im Sande, weil es nicht aufgefallen ist? Und wenn Du es zurückgezahlt hast - wie hast Du das gemacht, ohne das ein Eingang von DIR nicht aufgefallen sein kann?
Und wie kommt ein Privatmensch, außer er ist supersolvent, reich, Unternehmer/in, zu 'vielen' Kreditkarten (auf einmal)?
Dann würde mich interessieren: Hast Du Prokura oder warum kannst Du einen 5-stelligen Betrag 'veruntreuen'? (beim 2. Mal)
Und - hat Dein Arbeitgeber Dir jetzt gekündigt oder wie hat er darauf reagiert? Hat er Dich angezeigt? Sorry, ich frag mich bloß, wie das alles so verläuft.
Was hast Du jetzt vor?
Es scheint, als hättest Du 'live' gespielt am Automaten, oder irre ich mich?
Du schreibst auch, Du warst schon 'mal' bei einem Psychiater? Psychiater oder Psychologe? (Psychiater sind vor allem für's Verschreiben von Medikamenten zuständig bei psychischen Erkrankungen, Psychologen bieten Gespräche an, Therapiegespräche. Eine Kurzzeittherapie läuft momentan über 24 Stunden (Sitzungen), eine Psychoanalyse geht bis zu 4 Jahren und ist in der  Regel 2 x/Wo.
Nun weißt Du, dass Du süchtig geworden bist und fühlst Dich miserabel. Das kann ich verstehen.
Hast Du einen (Finanz-)Plan? Hast Du einen Plan, wie Du der Sucht Deine Kehrseite bieten willst, es schaffen willst, aufzuhören?
Es gibt etliche Möglichkeiten. Dieses Forum, Selbsthilfegruppen, stationäre Therapie für Abhängige und die beiden o.g. Möglichkeiten - es gibt daneben(!) die Möglichkeit, Insolvenz zu beantragen - vielleicht noch mehrere, aber das wissen die Anderen dann bestimmt.
Hast Du mal überlegt, welchen Weg Du jetzt einschlagen willst?

Viele Grüße
R


Re: Die Sucht, die mich zerstörte
« Antwort #2 am: 18 April 2023, 12:19:45 »
Hallo Rubbel

Vielen Dank für deinen Beitrag.
Das Geld habe ich aus der Geschäftskasse entwendet die ich selbst führe, so konnte ich es dann unauffällig wieder zurücktun.
Jetzt wo der Jahresabschluss anstand, merkte mein Chef das Geld in der Kasse fehlt. Ich wurde um eine Erklärung gebeten, sehr wahrscheinlich werde ich gekündigt.

Ich habe insgesamt 4 verschiedene Kreditkarten mit jeweils 2-3000 Limit. Einen Kredit habe ich in der Höhe von 50k.
Da ich keine Betreibungen bis dahin hatte und einigermassen gut verdiente, konnte ich dies alles bewilligt bekommen.
Jetzt geht aber gar nichts mehr, da ich alles ausgeschöpft habe.

Gespielt habe ich live, sowie auch online. Online habe ich sogar mehr versenkt als in Spielhallen oder Casinos.
Gesperrt bin ich in allen stationären Casinos, sogar in den Nachbarländern seit kurzem da ich dort auch spielte.
Jedoch ist es heute sehr einfach sich online bei einem ausländischen Casino anzumelden.

Sorry, natürlich war ich beim Psychologen. Mein Plan ist es erst mal die Sache mit meinem Arbeitgeber zu klären.
Danach würde wahrscheinlich eine Privatinsolvent Sinn machen.

*

Offline Rubbel

  • ****
  • 166
Re: Die Sucht, die mich zerstörte
« Antwort #3 am: 18 April 2023, 12:42:30 »
Hi :)

Aaah, okay.
Das ist jetzt der finanzielle Plan.

Und wie möchtest Du Dir selbst guttun? Wie möchtest Du Deine innere Freiheit und Zufriedenheit zurückerobern? Das wäre das primäre Ziel, oder nicht?
Es wäre doch möglich, Du schaffst es, Dich finanziell wieder zu sanieren und fängst dann wieder das Zocken an, sobald möglich? Oder zockst die ganze  Zeit parallel, nur um geringere Einsätze?
Wäre es so, wäre das nicht nur wirklich schade um Dich als Mensch, weil Du Dich weiter diesem Mist auslieferst und Dich damit rumschlagen musst,
dass sich nichts ändert, Dein Scherbenhaufen wächst
dass Du weiterhin Deine ganz eigene 'Schauspielkarriere' machst (und andere mit treuem Augenaufschlag in die Tasche lügst)
dass Du kein Vertrauen aufbauen kannst und das Vertrauen anderer Menschen verletzt
dass Du Dich weiterhin quälst und Dich selbst ausbeutest
... und Dich selbst um ein entspanntes Leben bringst.

Die Erfahrung bis zum Status quo ist doch genug an Verwirrung und Stress und Verzicht und schlechtem Gewissen und all dem!
Menno, ich wünsch Dir
ALLES Gute!

Viele Grüße, R

*

Offline Olli

  • *****
  • 6.127
Re: Die Sucht, die mich zerstörte
« Antwort #4 am: 18 April 2023, 13:15:49 »
Hi und herzlich willkommen!

Erst einmal dankeschön, dass Du hier nichts beschönigst und ehrlich zu uns, aber auch zu Dir selbst, bist.

Nun, ich lese hier von Dir von einem Psychologenbesuch, der Dir aber nichts gebracht hat.
Zwei Dinge dazu ... wie viele Fahrstunden hattest Du, als Du den Führerschein gemacht hattest? Hättest Du nach einer Theoriestunde schon alleine durch die Stadt und auf die Autobahn gedurft?
Eine Sucht geht nicht mal eben von einer - von mir aus auch ein paar - Stunden mit einem Therapeuten/Psychologen etc. weg. Zunächst einmal muss eine Beziehung aufgebaut werden. Dann wird eine Anamnese gemacht, Berichte für die Kostenträger erstellt und es wird irgendwann über eine Therapie - ob ambulant oder stationär - nachgedacht. Wie weit warst Du damals wirklich?
Punkt 2 - Du bist heute nicht mehr der, der Du damals warst. Wolltest Du eigentlich selbst zu dem Arzt? Oder hatte der Besuch eher eine Alibifunktion? Dir und Deinen Eltern vielleicht sogar gegenüber?
Bist Du heute bereit, Dich ins kalte Wasser zu schmeißen? Es dort noch mal zu versuchen, egal was es Dich "kostet"?

Dann sagtest Du, dass Du den Menschen, die Du angelogen hast geradewegs in die Augen schauen konntest. Wie siehst das bei Dir selbst aus? Kannst Du Dir im Spiegel in die Augen schauen?

Zitat
Und da machte es Klick: Du spielst nicht nur wegen deinen Schulden, sondern du bist süchtig fast schon im "Endstadium"!!

Was verstehst Du unter Endstadium? Glaubst Du vielleicht, dass es schlimmer nicht mehr geht? Doch, doch ... der Weg nach unten ist noch sehr sehr weit. Oder beschwichtigst Du Dich selbst mit dem Wörtchen "fast"? Dann ist es ja noch nicht Endstadium - also halb so wild?

In den beiden Beiträgen suchst Du viele Gründe, wieso Du weiter spielst und weiter gespielt hast, bisher. Wie wäre es denn mal Gründe FÜR die Abstinenz  zu suchen?

Na klar, da ist jede Menge im Außen - der AG - die Familie - die Freunde ... aber was ist mit Dir? Wie fühlst Du Dich, wenn Du lügst? Wie fühlst Du Dich, wenn Du geklaut hast? Wie gehst Du mit der angehenden Kündigung um? Mit der Mißachtung, die Dir entgegen schlägt?

Zitat
So habe ich es mir auch mit meinen Eltern versaut die von meiner finanziellen Situation nichts mehr hören wollen, was ich auch vollkommen verstehen kann.

Tust Du das wirklich? Wenn Du Deinen Eltern etwas sagen könntest, was wäre das?

« Letzte Änderung: 18 April 2023, 15:33:20 von Olli »
Gute 24 h
Olaf
(zweitliebstes Trampeltier)

(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)

Re: Die Sucht, die mich zerstörte
« Antwort #5 am: 18 April 2023, 13:41:45 »
Hallo Olli

Vielen Dank für deine Antwort!

Das Beispiel mit den Fahrstunden war sehr gut, da hast du natürlich recht.
Ich muss auch zu geben das ich mich dem Psychologen nicht ganz geöffnet habe. Heute habe ich wieder eine Sitzung und werde dies tun.

Meine Eltern wollten das ich zum Arzt gehe, jedoch war das später nicht mehr Thema. Ich hab da von mir selbst aus gesagt: "Du musst jetzt was dagegen tun."
Mein Arzt hat mich dann an den Psychologen verwiesen zu dem ich heute gehe.
Ich weiss gar nicht was ich noch von mir halten soll. Ich bin enttäuscht über meine Lügen, das Spielen und natürlich das Klauen.

Ich bin (leider) an einem Punkt angelangt, wo ich selber nicht mehr weiss wie es weiter geht oder gehen könnte.
Ich habe Angst nie wieder einen Job zu finden wenn ich mich nicht mit dem jetzigen Arbeitgeber einige.
Ich habe Angst das mein AG das folgende Gehalt einbehalten wird. Aus diesem Grund hab ich das Wort "Endstadium" bentuzt, allerdings gibt es auch "schlimmere" Fälle als meinen.

Zitat
In den beiden Beiträgen suchst Du viele Gründe, wieso Du weiter spielst und weiter gespielt hast, bisher. Wie wäre es denn mal Gründe FÜR die Abstinenz  zu suchen?
Diese ganzen Probleme habe ich ja nur wegen dem Spielen. Also wäre es mal sinnvoll den Problemverursacher zu stoppen, nämlich das Spielen.
Wie gesagt belasten mich die Schulden extrem und vor allem die jetzige Situation mit dem AG, was mich bisher zum Spielen verleitet hat.
Ich möchte aber dagegen ankämpfen und die Probleme Schritt für Schritt lösen.

Zitat
Tust Du das wirklich? Wenn Du Deinen Eltern etwas sagen könntest, was wäre das?
ja, das tu ich wirklich. Wenn ich mit ihnen nochmals über das Thema sprechen könnte, würde ich sagen das mir die ganze Situation leid tut.
Ich belaste ja nicht nur mich, sondern auch meine Familie. Ich weiss auch, dass ich ihnen nicht egal bin.

Ich habs einfach verbockt, nicht nur einmal, nicht zweimal, sondern mehrere Male.. Es ist an der Zeit mal den Spiess umzudrehen...

*

Offline Rubbel

  • ****
  • 166
Re: Die Sucht, die mich zerstörte
« Antwort #6 am: 18 April 2023, 14:07:46 »
Hey OG,

Du schreibst an Olli: Diese ganzen Probleme habe ich ja nur wegen dem Spielen. Also wäre es mal sinnvoll den Problemverursacher zu stoppen, nämlich das Spielen.

So ausgelagert ist 'das Spielen' nicht, es ist ein Teil von Dir. Also ein Teil von Dir ist Problemverursacher. Mit dem musst Du Dich arrangieren, als dass Dir klar sein sollte, dass Du diese Sucht in Dir trägst und immer und immer wieder neu auf Dich aufzupassen lernst.
Klar tut Dir alles leid jetzt, jetzt, wo Krug in den Brunnen gefallen ist. Wem täte das jetzt nicht leid. Aber 'leid-er' tun Dir die Konsequenzen daraus weh und das solltest Du damit nicht verwechseln. Das ist jetzt keine Moralpredigt, ich will Dir boß verdeutlichen, wo Du m.M. nach stehst: Du hast Angst vor allen Konsequenzen.
Ich fürchte, es besteht die Möglichkeit, dass Du 'in einem sicheren Terrain' wieder dasselbe tust, solange, bis Du nicht mehr einfach nach draußen kommst ... Du weißt schon ...

Wenn Du in der Therapie weiterhin spielst und meinst, Du könntest das vor oder mit dem Therapeuten tun, irrst Du Dich: Der oder die weiß, wann Du was vermeidest, schön redest, unehrlich bist und wo Deine Widerstände sind. Ich empfehle Dir, diese kostbaren Stunden in der vertrauten Umgebung mit dem Therapeuten für Dich zu nutzen, denn ewig und 3 Tage wirst Du keine Therapien bekommen.
Außer Du zahlst bar, als Selbstzahler. Das kostet ne Menge Kohle (zusätzlich). Und nicht nur das: Es ist einfach nur dumm. Das Setting in der Therapie ist ein für Dich absolut geschützter Raum, den Du sonst nicht hast im Leben.

Grüße, R
« Letzte Änderung: 18 April 2023, 14:32:53 von Rubbel »

Re: Die Sucht, die mich zerstörte
« Antwort #7 am: 18 April 2023, 15:40:11 »
Hi Rubbel

In der Tat, ich habe sogar riesen Angst vor den Konsequenzen.
Ich sass schon so oft am Automat oder vor dem PC und hab mir nur gedacht: "Was würde ich alles dafür geben damit ich nicht mehr spielen MUSS!"
Jetzt fragst du dich sicher: Wieso müssen? Wer zwingt dich denn dazu?
Ich mich leider selbst...

Ich werde heute mit meinem Psychologen etwas ausführlichen darüber sprechen und mit offenen Karten spielen.
Ich muss dieses "müssen zu spielen" aus dem Kopf schlagen.

Hab jetzt eine Mail an meinen Chef geschrieben mit dem Geständnis da er im Home-Office ist.
Ich halt euch auf dem laufenden wie die Sache mit dem AG ausgeht, ein gutes Gefühl habe ich aber nicht..

*

Offline Olli

  • *****
  • 6.127
Re: Die Sucht, die mich zerstörte
« Antwort #8 am: 18 April 2023, 16:49:02 »
Hi OG!

Siehst Du ... Du bist mit der Alibifunktion nicht alleine. Ich bin auch damals zur SHG und danach in die Spielhalle gefahren. Es ist aber gut, dass Du das selbst schon erkannt hast und nun "für Dich" den Psychologen aufsuchst.

Zitat
Ich weiss gar nicht was ich noch von mir halten soll. Ich bin enttäuscht über meine Lügen, das Spielen und natürlich das Klauen.

Ich finde gut, dass es Dir schlecht geht! Weshalb? Es steigert Deine Motivation und trotz der Betrügereien und der Lügen weisst Du sehr wohl, was richtig und was falsch ist.
Dein Wertesystem funktioniert also noch!

Eine Sucht ist immer nur ein Symptom eines oder mehrerer tiefer liegender Defizite. Die Sucht hat also eine Funktion, dessen Stellenwert bei einigen von uns sogar existenziell ist - also "überlebenswichtig". Das entschuldigt nicht unser Verhalten ... erklärt aber schon mal so manches. Das hier auch:

Zitat
Jetzt fragst du dich sicher: Wieso müssen? Wer zwingt dich denn dazu?
Ich mich leider selbst...

Nein, die musst nicht spielen! Auch wenn der Drang groß wird - Du musst nicht! Bisher hast Du es Dir nur erlaubt. Das Gefühl spielen zu müssen ist z.B. der Tatsache geschuldet, dass die Genehmigung in Dir bereits das Belohnungssystem anstachelt. Du wirst auch das Gefühl haben, dass das normale Leben irgendwie langweilig ist ... fade ... Das wird sich wieder einpendeln. Wenn erst einmal die Endorphinausschüttungen durch das Glücksspiel ausbleiben, kann sich Dein Körper auch wieder an normale Glücksmomente einstellen. Wenn es machbar ist, mache Spaziergänge in der Natur. Setze Dich an einen Fluss und schaue der Schiffahrt zu. Wie auch immer ... konzentriere Dich dabei auf Deine Sinne ... auf Deinen Körper ...

So ... für heute soll es mal reichen ... ;)

Gute 24 h
Olaf
(zweitliebstes Trampeltier)

(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)

Re: Die Sucht, die mich zerstörte
« Antwort #9 am: 19 April 2023, 10:24:45 »
Hallo Zusammen

Hab die Antwort vom AG erhalten: fristlose Kündigung. Ob es noch rechtliche Folgen haben wird weiss ich noch nicht. Das werde ich wohl in nächster Zeit per Post erfahren.
Bin jetzt auf der Suche nach einer neuen Stelle..

War gestern beim Psychologen und habe offen mit ihm über alles geredet. Er stellte mir dann die Frage: Tut Ihnen Ihre Mutter nicht leid?
Da hat er mich getroffen.. Ich konnte nicht anders als meinen Tränen freien Lauf lassen. Ich war so müde und ausgelaugt und fragte mich nur, wie konnte es soweit kommen?

Hab jetzt mit meiner Freundin abgemacht das sie meine Finanzen übernimmt damit ich überhaupt kein Zugang zu Geld erhalte. Der Psychologe sagte mir auch das bevor ich meine Finanzen nicht abgebe, nicht wieder kommen müsse.

Es tut gut das mein AG jetzt alles weiss. Ich hab das 6-7 Monate mit mir rumgetragen und es hat mich extrem belastet. Jedoch habe ich eine höllische Angst vor den Konsequenzen, ob ich einen Job finde, ob es eine Anzeige gibt usw..

*

Offline Olli

  • *****
  • 6.127
Re: Die Sucht, die mich zerstörte
« Antwort #10 am: 19 April 2023, 11:47:06 »
Guten Morgen!

Wo sich eine Tür schließt, da öffnet sich eine andere ...

Das mit der Kündigung ist natürlich blöd, da sie mit viel Aufwand verbunden ist. Andererseits wusstest Du ganz genau ... wenn es raus kommt, dann passiert genau das, was jetzt passiert. Das hat Dich nicht davon abgehalten, Dich ein zweites Mal an dem Geld zu vergehen. Beim ersten Mal hast Du ja keine Konsequenzen verspüren brauchen.
Jetzt ist es aber soweit und ... es ist auch gut so - für Dich! Klar, es ist peinlich, Du brauchst einen neuen Job, auf ein Zeugnis des AG brauchst Du wohl nicht hoffen und musst beim neuen AG erklären wieso Du keines hast (?!). Ob Du in dem Beruf noch mal Fuß fassen kannst, wie Du befürchtest, steht auch noch in den Sternen ...
Du weisst auch noch nicht, ob eine Anzeige gemacht wird und Du mit rechtlichen Konsequenzen rechnen musst.

Und trotzdem ist alles gut, wie es gerade geschieht! Du kommst da durch und Du wirst Dein Leben wieder in Deine eigenen Hände nehmen.

Der Psychologe hat Dir eine einzige Frage gestellt und schon brechen bei Dir die Dämme. Zeigt das nicht auch, wie sehr Du eigentlich innerlich leidest und das bisher verdrängt oder "weggespielt" hast?

Zitat
Der Psychologe sagte mir auch das bevor ich meine Finanzen nicht abgebe, nicht wieder kommen müsse.

Coole Sache ... oder nicht? Er steckt ganz klare Regeln ab. Regeln, die ihm seine Arbeit erleichtern. Was würde es bringen, wenn Du weiterhin an Geld kommst und gar spielst? Vielleicht würdest Du das verheimlichen wollen - vor ihm. Was das wohl mit Eurer Beziehung machen würde?

Auch prima, dass Du das sofort mit Deiner Freundin geregelt hast. Mache Dir aber bewusst, dass sie das freiwillig macht. Solltest Du anfangen sie manipulieren zu wollen, um an Dein Suchtmittel zu kommen, dann steht es ihr nicht nur zu Dir das Geldmanagement wieder zurück zu übertragen, es wäre auch vollkommen legitim, wenn sie ihre Konsequenzen daraus zieht.

Hattest Du Deinem Ex-Chef denn angeboten, die Schulden irgendwie zu begleichen? Gab es da von Dir einen Vorschlag?

Gute 24 h
Olaf
(zweitliebstes Trampeltier)

(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)

*

Offline Toms

  • *
  • 16
Re: Die Sucht, die mich zerstörte
« Antwort #11 am: 19 April 2023, 13:17:12 »
Hallo OG,

Mir kommt viel von dem was du schreibst bekannt vor.
Ich habe zu damaliger Zeit auch vor dem aus gestanden, nachdem ich in die Kasse gegriffen habe......

Die Konsequenz war Job verloren, Straftat 10 Monate auf Bewährung, das hat mich endlich dazu gebracht mal über meine Zukunft nachzudenken, soll das so weitergehen, nein!!!

Also Hilfe gesucht und mein Leben und meine Gewohnheiten umgekrempelt, konsequent bis heute immer noch SHG und spielfrei.

Ich hoffe das du es schaffst.

LG

Schöne 24h

*

Offline Rubbel

  • ****
  • 166
Re: Die Sucht, die mich zerstörte
« Antwort #12 am: 19 April 2023, 13:29:06 »
Lieber OG,

hhmm, das ist eine schwierige Situation.
Andererseits ist es gut, dass Du einfach mal weinen konntest, weil das befreiend ist in den meisten Fällen. Dass Du eine Partnerin hast, freut mich für Dich! Die Aufgabe, die sie jetzt übernimmt, Deine Finanzen zu verwalten, ist keine Kleinigkeit. Ich finde es ganz toll von ihr, dass sie das macht. Ob ich das täte in der Situation, weiß ich nicht, ehrlich gesagt.
Bitte mach ihr das nicht schwer - und zeig ihr auch Deine Dankbarkeit. Die ganze Situation gerade kann Euch, wenn es gut verläuft, auch richtig zusammenschweißen und Eurer Beziehung Tiefe geben.
Das mit der Kündigung ist ... suboptimal. Ob Du das so 'dicke' brauchtest, kann ich nicht beurteilen. Ich wünsche Dir, dass Du diese erste Zeit der Orientierungslosigkeit gut geregelt bekommst und Wege findest, wieder Boden unten den Füßen zu bekommen.
Lass' uns teilhaben am weiteren Geschehen - wenn Du magst.

Viele Grüße und alles Gute,
R

Re: Die Sucht, die mich zerstörte
« Antwort #13 am: 19 April 2023, 15:40:16 »
Hallo Zusammen

Erst mal vielen Dank euch allen für die Antworten!
Mir bedeutet das sehr viel, dass ihr euch die Zeit genommen habt meinen Beitrag durchzulesen.

Hab von ein paar Mitarbeitern gehört das es ein riesen Skandal in der Firma ist. Morgen hat die ganze Firma eine Sitzung wegen meiner Kündigung .

Jedoch gibts auch was positives! Ich hab heute eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erhalten. Der Beruf geht in eine völlig andere Richtung, jedoch nehme ich alles in dieser Situation an.

Ich wünsch euch allen noch einen schönen Tag!

 

Wir danken dem AOK Bundesverband für die Finanzierung des technischen Updates dieses Forums