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Meine Spielsucht

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Memento043:
Hallo liebe Mitglieder!

Ich bin Memento, 45 Jahre und bin spielsüchtig. Ich spiele schon seit dem ich 16 Jahre bin. Alles begann, wie bei vielen hier, in kleinen Schritten. Ich bediene auch alle Klischees: beim ersten Besuch im Casino hab ich eine Menge Geld gewonnen, so ca. 1500 Euro. Das war mit 18 Jahren, aber zuvor spielte ich Karten, nach dem Fussballtraining. Natürlich um Geld oder auch manchmal um Getränke.

Wie auch immer, ich habe dann mit ca. 20 Jahren an einem Casinoabend 2000 Euro verloren und dann bis Mitte 30 nicht mehr gespielt. Wieder aufgenommen hab ich meine Zockerei dann im Online Casino, wie das Ganze dann so richtig möglich war. Also den großen Anbietern, blabla , blablabla usw. In den letzten 3 Jahren, mit Beginn der Pandemie habe ich kaum ein Wochenende ohne Zocken ausgelassen. Ich hatte zwar einmal eine Pause von 4 Monaten und einmal ein Pause von 2 Monaten, aber ansonsten, ich habe viel gezockt und nur verloren. Ich habe mich bei mindestens 100 bis 150 Casinos angemeldet, eingezahlt und dann das Konto beim aktuellen Casino Provider wieder geschlossen. So geht das Woche für Woche und so komme ich auch auf die Summe von Casinos. Ich weiß, dass ist massiv, und ich schäme mich auch für mein Verhalten, mir gegenüber, besonders aber auch meiner Frau gegenüber. Ich kann einfach nicht mehr mit der Situation umgehen, habe aktuell Urlaub und seit letzter Woche Donnerstag gesamt 750 Euro verloren. Unglaublich. In Summe habe ich in den letzten 12 Monaten ca. 10000 Euro verloren, und ich denke, dass ich im Gesamten ca. um die 30k (k -> wie man so schön in Zockerkreisen sagt) verloren habe.

Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich gut verdiene. Mich schmerzt das verlorene Geld sehr, bin aber noch in keiner Notlage. Aber, mir ist sehr wohl bewusst, dass die Zeit kommen wird, wenn ich nicht die Reisleine ziehe. Ich habe mich erkundigt, wo ich in eine Selbsthilfegruppe gehen kann. Das ist aber leider sehr schwierig. Ich bin am Land in AT und die nächste SHG ist 80 km von mir entfernt. Ich muss also einen Weg finden, wie ich ab jetzt komplett abstinent bleiben kann. Ich versuche es nun mit einem Tagebuch und werde hier laufend schreiben, sofern es mir möglich ist. Ich freue mich, wenn sich Leidensgenossen melden und mir, vielleicht auch sich selbst, bei der Abstinenz unterstützen. Ich werde hier meine Gedanken schreiben und möchte keinem Betroffenen zu Nahe treten. Sollte das trotzdem der Fall sein, bitte ich um Entschuldigung.

Tag 1, nachdem ich heute morgen gleich 100 Euro in den Sand gesetzt habe:
Wieder einmal fängt der Tag so richtig beschissen an. Anstatt wichtige Dinge zu erledigen, wie zB die Wasserpumpe reparieren, lege ich mich auf die Couch, zahle 20 Euro ein, dann 30 Euro und dann nochmals 50 Euro. Bei dem Casino hab ich mich gestern abend angemeldet und heute wieder abgemeldet. Dem Supportmitarbeiter des Casino schreibe ich folgenden Satz: Dear Support Team, please close my account permanentely without possibility to reopen. It seems I am facing a gambling issue. Mir wird natürlich das Konto sofort geschlossen und ich sollte auch nicht mehr die Chance haben, es wieder zu öffnen (responsible gambling policy). Wie so oft, ein Standarttext, der von meinem Smartphone bereits vorgeschlagen wird und den ich bei den letzten 100 Casinos angewendet habe ;D
Ich bin nun fest davon überzeugt, dass ich es schaffen werde. Ich habe mich hier angemeldet, hoffe auf Menschen, die sich mir anschließen und der Sucht den Kampf ansagen. Ich möchte in einem Jahr zurückblicken, und mir auf die Schultern klopfen. Ich weiß, dass es ein lebenslanger Kampf ist und bleibt. Aber es wird einfacher und Schritt für Schritt werde ich mein Leben zurück gewinnen. Ich habe Zeit und ich habe Geld. Ich fühle mich gut: das sind meine Ziele

Bis bald! Memento

Rubbel:
Hallo Memento,
herzlich Willkommen!
Das ist viel Text für wenig Aussage, finde ich :)

Schreib' doch bitte was über Dich persönlich.

Hast Du Dir auch schon mal Gedanken gemacht, warum Du (immer noch) zockst? Was bräuchtest Du, um Zocken nicht mehr wichtig zu finden?
Allein das 'Sein-Lassen' wird Dich nicht lösen von der Sucht, weil die Unterdrückung eine Anspannung bedeutet, der Du irgendwann nachgeben wirst, möglicherweise.

Viele Grüße
R

SuchtkrankerMensch:
Keine Stunde später kommt der erste Kommentar und die Zitrone wird versucht aus gequetscht zu werden, schrecklich....

Grüß Dich Memento, herzlich willkommen hier...

Im Bereich Tagebuch gibt es viel viel hilfreiches und auch abschreckendes zu lesen, schau dich da mal ein wenig um und vielleicht hilft es Dir auf die eine oder andere Art und weise....

Olli:
Hi Memento!

Herzlich willkommen!

Wie Du siehst, habe ich die Anbieternamen eben schon entfernt.

Nun, ich finde es prima, dass Du einfach mal drauf los geschrieben hast. Genau darum geht es nämlich ... anfangen ... aktiv werden! Der Rest kommt "fast" von alleine!
29 Jahre Sucht, wenn auch mit einer großen Unterbrechung, sind eine verdammt lange Zeit. Da gibt es viele Routinen, die mit der Sucht verknüft sind und erst einmal wieder aufgelöst werden wollen.

Auch hier wiederhole ich noch einmal: Das Glücksspiel erfüllt einen Zweck ... auch bei Dir. Dieser ist wider aller negativen Aspekte bei Dir positiv besetzt.
Es gilt nun herauszufinden, weshalb Du spielst. Nur sind wir hier alle keine Psychologen. Wenn Du nicht zu seinem solchen gehen möchtest, dann obliegt es Dir alle möglichen Erfahrung Gleichgesinnter zu sameln und bei Dir selbst zu hinterfragen.

Weiss Deine Frau denn das ganze Ausmaß? Hast Du mit ihr schon darüber gesprochen? Sie muss von Dir mit ins Boot geholt werden!


--- Zitat ---Ich habe mich erkundigt, wo ich in eine Selbsthilfegruppe gehen kann. Das ist aber leider sehr schwierig. Ich bin am Land in AT und die nächste SHG ist 80 km von mir entfernt. Ich muss also einen Weg finden, wie ich ab jetzt komplett abstinent bleiben kann.
--- Ende Zitat ---

Samstag abend, 19 - 21 Uhr - Webmeeting ... links über den Beiträgen steht ein Link, der Dich zu einem Beitrag führt, in dem ich die Gruppenregeln aufgeführt habe.
Ganz oben gibt es einen Link zum Zoommeeting. Bitte pünktlich sein - wer 19 Uhr 15 nicht im Meetingraum ist, kommt im Anschluss auch nicht mehr hinein.
Wer dringend verhindert ist und später noch hinzukommen möchte, der sende mir bitte eine PN mit seinem Anmeldenamen für das Meeting.


--- Zitat ---Ich werde hier meine Gedanken schreiben und möchte keinem Betroffenen zu Nahe treten
--- Ende Zitat ---
Wir treten uns alle sehr nahe ... manchmal tut es dann auch mal weh. Meistens aber tut die Offenheit und das Vertrauen gut!

Memento043:

--- Zitat von: Rubbel am 26 Juli 2023, 11:03:32 ---Hallo Memento,
herzlich Willkommen!
Das ist viel Text für wenig Aussage, finde ich :)

Schreib' doch bitte was über Dich persönlich.

Hast Du Dir auch schon mal Gedanken gemacht, warum Du (immer noch) zockst? Was bräuchtest Du, um Zocken nicht mehr wichtig zu finden?
Allein das 'Sein-Lassen' wird Dich nicht lösen von der Sucht, weil die Unterdrückung eine Anspannung bedeutet, der Du irgendwann nachgeben wirst, möglicherweise.

R

--- Ende Zitat ---

Hallo Rubbel,
danke dir, dass du dir die Zeit genommen hast um mir zu antworten.

Ich bin 43 Jahre und mit Leidenschaft Sportler. Ich liebe die Natur, bin auch viel unterwegs, zu Fuß oder mit dem Rad. Spiele gerne Tennis und mit dem Fussballspielen hab ich aufgehört. Bin dafür schon zu alt, oder besser gesagt, mich schmerzt dann der ganze Bewegungsapparat nach so einer Einheit. Ich habe 2 Kinder, arbeit in einem Wirtschaftsunternehmen und bin auch gerne auf Reisen.

Warum ich Spiele ist eine gute Frage: ich würde mal behaupten, es entspannt mich. Ich kann irgendwie sehr gut abschalten, solange ich gewinne. Aber das ist ja bekanntlich nicht soooo häufig. Langeweile ist auch so ein Faktor. Ich bin oftmals viel unterwegs, eben wegen der Arbeit oder auch dem Sport. Ich betreibe auch ein Haus, und da ist meist immer irgendetwas zu tun. Die Langeweile kommt meistens mit den Abendstunden, wenn so alles bei seiner Ruhe ist, Stichwort Ritualverhalten. Spielen macht auch Spass, aber natürlich nicht in dem Ausmaß. Das ist irgendwie wie mit jeder Droge. Denke ich zumindest. Man weiß, es tut einem nicht gut, trotzdem macht man es. Nur ich muss dringend von dem "Trip" runter, raus aus dieser Abwärtsspirale. Es beeinflusst mein Gemüt zum negativen, klar. Interessant finde ich, dass ich mich abends, nach dem Zocken beschissen fühle, auch alles sperren lasse. Aber morgens, wenn ich aufwache, ist eigentlich alles gut. Und am Wochenende, wenn ich dann Zeit habe, Spiele ich wieder.

LG,
Memento

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