Glücksspielsucht > Glücksspielsucht Allgemein
Nicht geschafft
Dennis47:
--- Zitat von: NeverGiveUp am 29 März 2024, 12:34:09 ---Die neuen Macken sind allerdings, dass ich plötzlich sehr ungern Geld ausgebe, bzw. beim Geld ausgeben Gedanken habe wie: du kaufst für 50€ im Supermarkt ein, du hättest in einem Monat 20 Großeinkäufe machen können ohne das Zocken. Beim tanken scheue ich mich 100€ auszugeben, was ja heutezutage aber normal ist.
--- Ende Zitat ---
Das ist keine "Macke" ... ich distanziere mich auch ausdrücklich von der Stigmatisierung meiner Vorredner! Du bist nicht "krank", du warst es auch nicht, du hast einfach nur den Bezug zu dem Geld verloren und hast es nun wieder zurück erlangt.
Geld ist ein Tauschmittel. Du verdienst es, indem du etwas leistest und anderen gibst! Andere bekommen es von dir, weil sie dir im Gegenzug etwas leisten bzw. zurückgeben. was du gerne hättest!
Glücksspiele suggerieren dir/uns, dass du ohne irgendeine Wertschöpfung mit Glück etwas besitzen kannst, was andere nicht mittels dieser scheinbar einfachen Handlung erreichen können.
Mit Geld zu spielen ist gleichbedeutend wie der Hochmut vor dem Fall. Mit Geld spielt man einfach nicht, man kann beim Glücksspiel niemals auf langer Sicht gewinnen.
andreasg:
Es gkann nur eine, einer eine Antwort finden, ob eine Spiel - Sucht vorliegt oder nicht: die von dem Kontrollverlust betroffene Person. Ein Arzt und ein Psychotherapeuten können medizinische Aspekte, Auffälligkeiten erkennen.
Ich als spielsüchtiger Mensch kann mich in vielen Beiträgen, in vielem was ich höre wiedererkennen, aber ich kann nur meinen Rucksack tragen, nicht die Last der anderen. Soweit meine Erkenntnis.
Diesen Monat habe ich mit der Führung meines Haushaltsbuchs geschlampt. Zuviel Investitionen in Heilmittel, zuviel Streß bei Arzt - und Therapiebesuchen, dann noch der vermutliche und bei der Polizei protokollierte Diebstahl meiner Geldbörse. Das hat mich alles überfordert. Trotzdem bin ich mit schwer verbundenem Bein und brennenden Augen Dienstag in die Selbsthilfegruppe gestolpert, , und als ich Gestern nach meinem Kontostand, nach Renten - und Wohngeldeingang schaute, war alles im grünen Bereich, auch wenn das Bürgeramt schon 43€ für neuen Perso mit biometrischem Foto eingezogen hat.
Aber , ich fange Heute einfach wieder neu an,
es gibt keinen Grund, Spielen zu gehen,
ich darf frei sein, und Leben.
Gute Nacht
Andreas
Dennis47:
--- Zitat von: andreasg am 29 März 2024, 23:58:59 ---Es gkann nur eine, einer eine Antwort finden, ob eine Spiel - Sucht vorliegt oder nicht: die von dem Kontrollverlust betroffene Person. Ein Arzt und ein Psychotherapeuten können medizinische Aspekte, Auffälligkeiten erkennen.
Ich als spielsüchtiger Mensch kann mich in vielen Beiträgen, in vielem was ich höre wiedererkennen, aber ich kann nur meinen Rucksack tragen, nicht die Last der anderen. Soweit meine Erkenntnis.
--- Ende Zitat ---
Da bin ich voll bei dir. Aber deswegen empfinde ich dich nicht als "Krank". Ich mag aber auch dieses Wort generell in diesem Zusammenhang nicht, insbesondere bei Suchtbedingten Veränderungen einer Persönlichkeit. Die haben ja immer einen Grund. Emotionen, die leiten uns. Egal ob wir von Alkoholiker, Drogenkonsumenten oder von Spielsüchtigen reden. Keiner von denen handelt so weil er schwere organische Schäden hat oder ein Krebs in ihn wuchert.
Sondern weil diese Aktivität einem etwas gibt, was in dem Moment "hilft", was einem zumindest z.B. die möglichen Probleme für den Moment vergesslich macht.
Ich z.B. habe damals damit nach einer Trennung angefangen. War eh schon niedergeschlagen, hatte auf einmal viel leere Freizeit nach der Arbeit und bin in den Spielhallen an den Autobahnen aus "Freizeitbeschäftigung" rein gegangen. Dort wiederum habe ich natürlich sofort, wir kennen es ja, viel Geld am ersten Abend gewonnen und habe dadurch die leere Zeit für mich in dieser Situation "leeren Zeit" mit Spaß und Euphorie gefüllt.
Wenn man/Ich in einer/meiner exzessiven Spielsucht-Phase die "Diagnose Spielsüchtig im Rahmen einer psychischen Erkrankung" bekommen hätte, so könnte ich mir gut vorstellen, das viele Menschen die z.B. vielleicht eh schon in depressiven Phasen stecken,- denen gerade das Leben eh schon um die Ohren fliegt, sich damit abfinden könnten und weiter machen wie zuvor. Weil. ist ja eine Krankheit. "Also kann mir das Verhalten, was ich zwar selber kritisch empfinde, ja keiner übel nehmen"
Ich finde, das ist wiederum auch einfach nur meine Persönliche Meinung:
Wenn man im Leben mal falsch abbiegt, Dinge macht die einem zwar langfristig/kurzfristig Schaden zufügen, man aber genau das für den Moment der Zufriedenheit hinnimmt, so sollte man das bei seinem engsten Freund/Familienangehörigen ansprechen. Wenn hier keine vertrauenswürdigen Kontakte verfügbar sind, dann auch der Hausarzt oder ein Psychologe, sowie auch Selbsthilfegruppen.
Solche Menschen sind aber meiner Überzeugung deswegen nicht "Krank".
Olli:
Hi!
Nun, da die Glücksspielsucht eine anerkannte Krankheit ist, darf man sich als Betroffener ruhig auch als krank betiteln.
Trotzdem unterstreiche ich auch Deinen Ansatz. Es gibt viele Abstufungen bei der Schwere der Krankheit. Meine Überzeugung ist, dass die Meisten davon eben nicht die extremen pathologischen Glücksspieler sind, wie es die Verluste leicht suggerieren möchten.
Vielmehr finde ich den Ansatz gut, die Glücksspielsucht als eine schief gegangene Selbstmedikation zu bezeichnen.
Was jemand nun mit der Nutzung der Worte "ich bin krank" macht, das deckt sich auch mit den Worten "Ich bin nicht krank". Es kommt immer auf die Interpretation und die Motivation an. In der Suchthilfe bin ich allerdings geneigt dazu die "Krankheits"einsicht zu fördern. Erst dann werden meistens die innere Kämpfe aufgegeben und die Genesungsarbeit kann beginnen.
So merke ich immer wieder, dass ich nicht der Einzige bin, der mit seinen Lügen ein Problem hat(te). Wenn ich sie als Symptom der Krankheit akzeptiere, ist dies schon der erste Schritt von Vielen mir irgendwann selbst verzeihen zu können. Ich darf einen inneren cut zwischen damals und heute machen.
So wirklich gesellschaftlich anerkannt ist die Glücksspielsucht in der Gesellschaft ja immer noch nicht. Dies gilt aber auch für viele andere Störungen. Manche weigern sich auch deshalb sich als krank zu betiteln, weil es eben eine Krankheit des Geistes ist.
Letztlich ist es aber vollkommen egal mit welcher Einstellung jemand sein Leben wieder in den Griff bekommt. Der Erfolg zählt!
Rubbel:
Hallo Ihr,
für mich war Spielen erst mal eine andere Welt, dann aufregend i.S. von 'huch! Ich hab was gewonnen', aufgeheizt davon noch mal probiert, Höhen und Tiefen erlebt - aber immer noch eine fremde Welt.
Später war es ein 'mit-dabei-Sein' und wie andre Leute leichtsinnig zu sein in dieser fremden Atmosphäre. Dann eröffneten sich noch andre Möglichkeiten - z.B. Zeit zu verbringen, ohne vollgequatscht zu werden - bis z.B. die Disco/der Club aufmachte oder da schon was los war.
Später, als die Verluste höher wurden, war schon Gewöhnung da, fast ein Ritual. Bis dahin aber hab ich mir das auch sonst noch gut gehen lassen mit gutem Outfit, Restaurant, Friseur, teuren Parfums, Amüsement. (was muss, das muss ... :) ). Ich fühlte mich frei und dachte: Was juckt mich das 'Morgen'? Ich lebe jetzt. (Und ich bin niemandem Rechenschaft schuldig.)
Das war ein ausschweifender Lebensstil, insgesamt.
Als ich schwanger wurde, hatte ich ca. 25.000 DM Kredit, auf der andren Seite aber auch nen Sparvertrag, und durch das dann 'Sesshaft-Werden' war ich locker bis zur Geburt schuldenfrei; spielfrei ab Schwangerschaftstest. Und noch 8 Jahre länger.
Die nächste Phase fing plötzlich an, da hab ich mich dann gedrückt vor Streit u. Auseinandersetzungen, bin spielen gegangen, wenn ich mich 'zwischen 2 Stühlen' gefühlt habe. Hätte ich Alk getrunken, wäre ich evtl. in ne Kneipe gegangen, hab ich aber nicht. Da war dann nix mehr mit 'lustig', und ich bin geflüchtet in so eine Halle und hab vermieden, mich dem 'Dilemma' zu stellen - hätte ich auch in der damaligen Situation nicht können; es gab nur einen alternativen 'Ausweg': Ständig klein beizugeben und mich selbst zu verleugnen. Never wollte ich so leben!
Das war mir viel wert, verlusttechnisch (finanziell).
Nach in Aussicht stehender Normalisierung der Umstände war ich wieder spiel-gewöhnt. Kredit aufnehmen, Konto überziehen, Kredit erhöhen und Konto damit ausgleichen ...
Damit wurde es 'manisch'. Und ich super nervös. Das spitzte sich zu, ohne dass ich noch Ein und Aus wusste, und als ich in der Analyse war, habe ich gesagt: 'Das ist wie Ritzen, nur ohne Rasierklinge und Blut'.
Da war ich tatsächlich krank, weil ich nicht mehr aus eigener Kraft da hinaus kam.
Also:
Es gibt mehrere Etappen, sag' ich. Die Aufregung, der Leichtsinn, der Zeitvertreib,die Gewöhnung, die Flucht, das Gefühl der Ausweglosigkeit, der Schmerz, die Suche nach Hilfe und die Aufgabe. Der Wunsch, nicht abhängig zu sein und die - wenn damals auch gefühlt kleine - Chance auf Zufriedenheit und neu erlangter Selbstachtung.
Zugewinn von Geld war allerdings nie meine Motivation. Naja, dann vielleicht, wenn mein Konto leer war - um über die Runden zu kommen.
Ein Leben 'im Griff zu haben', würde ich so niemals formulieren, denn dann wäre es öde. Leben ist ständige Veränderung.
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