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Partnerschaft auf Augenhöhe

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Offline Rubbel

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Re: Partnerschaft auf Augenhöhe
« Antwort #45 am: 26 Januar 2024, 18:40:39 »
... Es ist seltsam: Bei Substanzabhängigkeit wird ja (therapiebegleitend) 'ausgeschlichen', bei Heroin ist's Methadon u.a., bei Nikotin die Pflaster o.ä., bei Alkohol wohl der Trockenalkohol ... Da wird oft gesagt: Ein abrupter Entzug (kalter Entzug) ist lebensgefährlich.
Bei Verhaltenssüchten wie Spielsucht oder Kaufsucht scheint das wirklich nicht zu gehen. Wir haben hier ne Nachbarin, die fast täglich von Versandhäusern oder Lieferdiensten Päckchen oder Pakete bezieht, Glücksspieler gehen auch meist auf's Ganze und laufen, sobald Geld da ist, los, bzw. rufen gleich ein OC oder mehrere auf.
Ich hab noch nie davon gehört, dass ein Therapeut sagt: 'Kaufen Sie doch nur  mal die Hälfte für einen gewissen Zeitraum' --- oder --- 'verspielen Sie doch mal nur die Hälfte von Ihrem Gehalt in den kommenden x Monaten'.
Doch auch ich glaube: Bei Verhaltenssüchten klappt eine Reduktion bis zur Abstinenz in den wenigsten Fällen - ein 'Königsweg' ist das jedenfalls nicht.
*grübel* ... warum das so unterschiedlich ist ... weiß das jemand? Ilona vielleicht??
--Meist ist Geist geil--

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Offline Ilona

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Re: Partnerschaft auf Augenhöhe
« Antwort #46 am: 26 Januar 2024, 19:04:22 »
Es kommt noch etwas hinzu: über längere Zeiträume kontrolliert zu spielen - oder anderes zu tun - ist oft viel, viel anstrengender als aufzuhören. Man muss ständig sein Ziel neu kalibrieren. Waren das jetzt 10€ zuviel? Oh, 20 gewonnen! Zählt das, wenn ich die verzocke?
Mit einer klaren Entscheidung „heute nicht“ lebt es sich leichter.
LG Ilona
Juristische Beratung: Kanzlei Kraft, Geil und Kollegen / Bielefeld http://www.kguk.de/
Ansprechpartnerinn: Dr. Iris Ober und Juliane Brauckmann  (Fachanwältinnen für Bankenrecht)  Terminanfragen: 0521-529930
Weitere Infos  hier: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php?topic=3737.0

Re: Partnerschaft auf Augenhöhe
« Antwort #47 am: 26 Januar 2024, 19:15:44 »
Du hast immer Druck wenn Du spielst, Fakt!
Weil Du willst ja Spaß und wenn der 50 Euro Schein der geplant war nach 25 Minuten weg ist beginnt das Hirn zu rattern. Das wird keiner der drauf ist können. Einzig nix mehr spielen hilft und durchbricht diesen Druck, wenngleich nicht von heute auf morgen. Aber anscheinend braucht jeder seinen persönlichen Overkill um dahin zu gelangen. Bei mir war's so.
Ich bin kein Anwalt sondern gebe nur meine eigene Meinung wieder

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Offline Rubbel

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Re: Partnerschaft auf Augenhöhe
« Antwort #48 am: 26 Januar 2024, 20:08:04 »
... achso, dann liegt's also an dem ständig ratternden Hirn, das noch mehr Zeit und Nerv aufwendet beim Reduzieren-Wollen als eh schon, und den Willen dann aushebelt, um nicht von der Verhaltenssucht ablassen zu müssen?! ---
Hm, ja - schlussfolgernd wäre eine Verhaltenssucht-Kontrolle also schwerer zu erlangen als eine Substanzsucht-Kontrolle (wegen der Hilfsmaßnahmen, die bei Substanzsucht durch Derivate möglich sind----
Das ist ja insofern interessant, als dass Substanzsucht auf direktem Weg zum Tod führen kann und Verhaltenssucht indirekt bzw. dann, wenn der Süchtige am absoluten Ende ist nach seinem Gefühl und sich selbst ...
Harter Tobak das alles, wenn man es mal aus etwas Abstand und 'theoretisch' besieht.
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Ich hab mal mit einem Ex-Heroinabhängigen gesprochen ... er muss sein Leben lang Derivate nehmen, sagte er. Er kann gar nicht verstehen, wie frauman spielsüchtig sein kann, meinte er. Und: 'Da hat doch niemand was von. Bei Heroin fühlst Du Dich 'wie in Mama's Armen' ... bei Spielsucht biste immer angespannt und zum Schluss pleite.' 
Tja. Wir können alle froh und glücklich sein, wenn wir Suchtverhalten hinter uns lassen können oder gelassen haben. Um der Freiheit willen.
« Letzte Änderung: 26 Januar 2024, 22:12:04 von Rubbel »
--Meist ist Geist geil--

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Offline Olli

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Re: Partnerschaft auf Augenhöhe
« Antwort #49 am: 27 Januar 2024, 08:02:04 »
Guten Morgen!

Zitat
Bei Substanzabhängigkeit wird ja (therapiebegleitend) 'ausgeschlichen', bei Heroin ist's Methadon u.a., bei Nikotin die Pflaster o.ä., bei Alkohol wohl der Trockenalkohol ... Da wird oft gesagt: Ein abrupter Entzug (kalter Entzug) ist lebensgefährlich.

Nun ja ... bei einer stoffgebundenen Sucht, hast Du eben neben der psychischen Komponente auch noch die physische. Letztere wird "ausgeglichen", damit der Entzug aushaltbar wird. Doch auch auf der psychischen Ebene gilt es alles zu verändern, was triggert.
Was nutzt einem Methadon, wenn der Zimmergenosse sich permanent einen Schuss setzt und schwärmt, wie toll es ihm geht? "Ich zittere zu stark ... kannst Du mir das Zeug aufkochen und dann den Schuss setzen?" (Eine etwas ähnliche Situation wurde gerade erst im TV in einer Doku gezeigt.)

Wer meint, das Glücksspiel reduzieren zu müssen, der will sich lediglich "arrangieren". Mit dem Glücksspiel ... mit der Ehefrau ... mit potentiellen negativen Konsequenzen jedweder Art! Nur wirklich "aufhören" will die Person nicht.
Für extreme Fälle mag dies eine machbare Lösung sein, wenn sie therapeutisch begleitet wird. Aber auch hier steht am Ende das Ziel der vollkommenen Abstinenz!
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Partnerschaft auf Augenhöhe
« Antwort #50 am: 27 Januar 2024, 19:16:37 »
Hallo ihr Lieben,

Danke für eure Antworten! Ich werde mir morgen mal Gedanken dazu machen. Das Forum hilft mir wirklich sehr und ihr aktiven Leute. Abseits von diesen ganzen posts über irgendwelche Gerichtsverfahren, die ich alle nicht verstehe...

Liebe Grüße

Re: Partnerschaft auf Augenhöhe
« Antwort #51 am: 29 Januar 2024, 10:04:49 »
So, nun komme ich dazu, zu antworten. Vielen Dank nochmal für eure Gedanken.


@Marieclaire: Puh, das klingt schon alles echt heftig. Ich glaube nach so langer Zeit fällt es schwer, überhaupt noch irgendwie Hoffnung zu haben, wenn sich von der anderen Seite so wenig bewegt. Ich habe mir auch deinen eigenen Post durchgelesen. Ich selbst war auch viel zu lange in einer Beziehung gewesen, in der ich ständig abgewertet wurde, es war echt schwer da raus zu kommen. Mit Kindern bestimmt noch schwerer. Ich hoffe sehr für dich, dass du da raus kommst! Gerade hier im Angehörigenforum habe ich oft den Eindruck, dass einfach nirgendwo irgendwas besser wird. In der Onlinegruppe ist es auch überwiegend so, aber zum Glück gibt es auch zwei, deren Männer inzwischen seit Jahren abstinent sind, das gibt ein bisschen Kraft.


@Roy: Genau solche Geschichten von Menschen geben mir Hoffnung, dass es einen Weg raus gibt. Ich ziehe echt meinen virtuellen Hut vor dir, kann mir nicht mal im Ansatz vorstellen, wie schwer es sein muss, diesem Sog zu widerstehen (vor allem am Anfang). Ich selbst habe glaube ich sehr wenig Suchtaffinität, zum Glück, das macht aber das Verstehen oft sehr schwer.


@Rubbel: Wie Olli sagt, bei den Substanzabhängigkeiten kann es mitunter ja lebensgefährlich sein, die Droge einfach abzusetzen, deshalb wird substituiert.


@Ilona: Danke nochmal. Das hatte die Beraterin auch genauso gesagt. Dass es "einfacher" ist auch Dauer, ganz aufzuhören als "ein bisschen" zu spielen. Weil man sich ja das Verhalten nicht wirklich abgewöhnt sondern nur unterdrückt. Darüber haben mein Freund und ich auch gesprochen am Wochenende, da konnte er auch mitgehen. Ich habe wirklich den Eindruck, er hängt seit Jahren in dieser Ambivalenz Phase fest. Er will es gerne lassen, aber dann auch wieder nicht. Ich glaube ihm auch absolut, dass er das so meint, wenn er das sagt, aber die Sucht ist dann eben doch stärker.


@Olli: Dieses "Arrangieren" ist echt etwas, das mich ziemlich fertig macht, wenn ich darüber nachdenke. Das kann ich bis zu einem Gewissen Grad beim Rauchen tolerieren (wieso ist auch nochmal eine spannende Frage:-)) Aber nicht beim Spielen. Die Sorge ist ja dann immer da und selbst wenn es so bliebe bei ein Mal pro Woche spielen. Auch deshalb, weil es so unehrlich ist und wie etwas "Drittes" das ist die Beziehung kommt. Er ist sonst ein ehrlicher Mensch und spricht offen über alles. Aber wenn es ums Spielen geht hört das auf, es verändert also gewissermaßen den Grundcharakter. Und das ist das, was mir am meisten Angst macht und was man ja von vielen Angehörigen auch hört und liest.


Ich war letzte Woche mal zwei Tage unterwegs und da hat er wieder lange gespielt. Es ist wirklich ein langer, zäher Kampf für alle Beteiligten. Kann sich glaube ich keiner vorstellen, der nicht selbst in so einer Situation war. Man bildet auch wahnsinnig sensible Antennen aus für die kleinen "Warnhinweise", nützt nur leider nix, ich kann ja nicht den Suchtdruck bekämpfen. Nur den Druck, den Suchtdruck bekämpfen zu wollen :-) Obwohl ich es ja ganz klar weiß, dass mein Verhalten und ich selbst nichts an der Sucht ändern können und  er spielt, unabhängig davon was ich tue, ist da trotzdem oft der Gedanke "Wenn ich jetzt dies und das mache, dann wird er vielleicht spielen. Oder wenn ich xy mache, dann kann ich es verhindern". Ich glaube das braucht echt noch Zeit, bis ich das verinnerlicht habe.


Liebe Grüße und Danke fürs Lesen! Gute 24 Stunden euch.
« Letzte Änderung: 29 Januar 2024, 10:08:31 von freiheitsliebe »

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Offline Olli

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Re: Partnerschaft auf Augenhöhe
« Antwort #52 am: 29 Januar 2024, 10:45:08 »
Hi Freiheitsliebe!

Nun ... hmmm ... Dir ist schon klar, dass er nicht der einzige ist, der sich arrangiert ... nicht wahr? Auch Du arrangierst Dich. Dein Freund hat damit kein Problem ...
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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Re: Partnerschaft auf Augenhöhe
« Antwort #53 am: 29 Januar 2024, 11:29:32 »
Wie meinst du das, Olli?

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Offline Rubbel

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Re: Partnerschaft auf Augenhöhe
« Antwort #54 am: 29 Januar 2024, 11:51:55 »
Hallo freiheitsliebe,

Zusammenfassend: ...
Zitat
Ich selbst war auch viel zu lange in einer Beziehung gewesen, in der ich ständig abgewertet wurde (Marieclaire), es war echt schwer da raus zu kommen. Mit Kindern bestimmt noch schwerer.
Ich ziehe echt meinen virtuellen Hut vor dir (Roy), kann mir nicht mal im Ansatz vorstellen, wie schwer es sein muss, diesem Sog zu widerstehen (vor allem am Anfang). Ich selbst habe glaube ich sehr wenig Suchtaffinität, zum Glück, das macht aber das Verstehen oft sehr schwer.  …
Ich habe wirklich den Eindruck, er hängt seit Jahren in dieser Ambivalenz Phase fest. (Ilona) Er will es gerne lassen, aber dann auch wieder nicht. Ich glaube ihm auch absolut, dass er das so meint, wenn er das sagt, aber die Sucht ist dann eben doch stärker.
Das kann ich bis zu einem Gewissen Grad beim Rauchen tolerieren (wieso ist auch nochmal eine spannende Frage:-)) Aber nicht beim Spielen. Die Sorge ist ja dann immer da und selbst wenn es so bliebe bei ein Mal pro Woche spielen (Olli). Auch deshalb, weil es so unehrlich ist und wie etwas "Drittes" das ist die Beziehung kommt. …Er ist sonst ein ehrlicher Mensch und spricht offen über alles. Aber wenn es ums Spielen geht hört das auf, es verändert also gewissermaßen den Grundcharakter. Und das ist das, was mir am meisten Angst macht.
Ich war letzte Woche mal zwei Tage unterwegs und da hat er wieder lange gespielt. Es ist wirklich ein langer, zäher Kampf für alle Beteiligten. Kann sich glaube ich keiner vorstellen, der nicht selbst in so einer Situation war. Man bildet auch wahnsinnig sensible Antennen aus für die kleinen "Warnhinweise", nützt nur leider nix, ich kann ja nicht den Suchtdruck bekämpfen. Nur den Druck, den Suchtdruck bekämpfen zu wollen :-) Obwohl ich es ja ganz klar weiß, dass mein Verhalten und ich selbst nichts an der Sucht ändern können und er spielt, unabhängig davon was ich tue, ist da trotzdem oft der Gedanke "Wenn ich jetzt dies und das mache, dann wird er vielleicht spielen. Oder wenn ich xy mache, dann kann ich es verhindern". Ich glaube das braucht echt noch Zeit, bis ich das verinnerlicht habe.
... solltest Du Dir das vielleicht noch mal ansehen. Ich will gar nicht viel dazu schreiben. Du sprichst ÜBER Deinen 'Partner'. Kennt er Deine Gedanken? Warum empfiehlst Du ihm dieses Forum nicht? Was sollen wir schreiben oder raten dazu - was stellst Du Dir vor? Niemand kann ihn 'gesund machen', auch DU nicht.
Vielleicht solltest Du die Herangehensweise doch mal überdenken? Oder Dich trennen? Wie Du Marieclaire schon schriebst, mit Kindern wird alles schwerer (und Du wolltest ja Familie). Und wie Du schon Roy schriebst, kannst Du Dir nicht im Ansatz vorstellen, wie schwer es ist ...!
Ich zähle jetzt nicht alles auf, es ist ja unterstrichen.

VG, Rubbel
--Meist ist Geist geil--

Re: Partnerschaft auf Augenhöhe
« Antwort #55 am: 29 Januar 2024, 12:03:20 »
Hallo Rubbel,

ich weiß, dass es hier auch darum geht, Leuten "den Kopf zu waschen", was ja auch in Ordnung ist, aber es fällt mir gerade doch sehr schwer mich nicht von deinem Post angegriffen zu fühlen... Ich schreibe hier als hilfesuchende Angehörige. Bitte versuche das, von dem du einfach ausgehst doch mal als Frage zu formulieren ("Hast du ihm dieses Forum schon empfohlen"? zum Beispiel. Dann könnte ich dir einfacher schreiben, dass ich das bereits getan habe und er hier auch schon mehrfach reingelesen hat. Und dass ich ihm natürlich alles, was ich euch hier schreibe, auch schon gesagt habe und mit ihm darüber spreche, nicht nur ÜBER ihn. Es geht mir um Austausch, gerne auch mit anderen Angehörigen, die hier außer Marieclare, leider nur sehr sparsam schreiben. Und natürlich hilft mir auch die Perspektive von anderen Betroffenen. Ich will mich nicht trennen (auch wenn das auch ein Ausweg wäre), ich will gerne mit ihm zusammen sein. Aber es begegnen mir eben doch sehr viele Schwierigkeiten. Ich bin auch ganz neu auf diesem Gebiet, ich war noch nie vorher mit einem Süchtigen zusammen. Natürlich mache ich nicht alles "richtig" und bin auch am Kämpfen. Wenn du schreibst, ich solle die Herangehensweise ändern, wie meinst du das? Ich erlebe eure Gedanken wirklich als sehr hilfreich und habe hier viel gelernt. Und nutze es auch ein bisschen als Art "Tagebuch", bzw Verlaufsbericht. Für mich aber auch für andere Betroffene, und Angehörige, die hier vielleicht still mitlesen. Wenn du das ärgerlich oder unnötig findest, musst du es ja nicht lesen.

Liebe Grüße
« Letzte Änderung: 29 Januar 2024, 12:05:23 von freiheitsliebe »

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Offline Rubbel

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Re: Partnerschaft auf Augenhöhe
« Antwort #56 am: 29 Januar 2024, 12:20:03 »
... nur noch mal kurz:
Mir ist aufgefallen in Deinem vorherigen Post, dass Du alles 'bedienst' - Marieclaire bekundest Du Dein Mitgefühl, Roy bekommt zu hören, dass Du den Hut vor ihm ziehst, die Antwort auf Ilona fällt relativ sachlich aus, Olli bekommt zu hören, was er selbst immer wieder schreibt (vor allem von Unehrlichkeit), usw.
Dann fällt mir auf, dass fast jeder Deiner Sätze mit 'ich' beginnt. Das ist soweit okay, wenn Du Dich zu positionieren versuchst. Es zeigt aber auch, dass es Dir um Dich geht, oder?
Es ist nur unklar, was auf diese Weise entsteht, oder auch nicht: Wir kaspern uns über Deinen Freund aus.
Über DICH schreibst Du weiter nichts!! Da musst Du Dich schon entscheiden auf ne Weise - denn es finden sich immer passende Puzzlestücke. Du hast mal angedeutet, dass Du 'alte Wunden hast', z.B. Warum treibt es Dich zu einem Süchtigen? DAS ist doch mal die Überlegung wert, oder? Erst wenn Du Dich selbst verstehen lernst, kannst Du jemand anderen - wie hier Deinen Freund - verstehen lernen. Denn es geht ja um 'Signale senden - Signale empfangen'. Also letztlich nicht nur um ihn und seine Strukturen, sondern auch um Deine.
Und ob, wenn das aufgenommen ist, es zwischen Euch noch zu einer gleichwertigen Partnerschaft kommt, sei dann noch dahingestellt.
VG, R
« Letzte Änderung: 29 Januar 2024, 12:22:07 von Rubbel »
--Meist ist Geist geil--

Re: Partnerschaft auf Augenhöhe
« Antwort #57 am: 29 Januar 2024, 12:29:14 »
Es gibt hier häufig typische Schwarz-Weiß-Ansichten und den Irrglauben, das eigens Erlebte auch auf alle anderen projizieren zu können/dürfen.

Insofern kann ich Deinen Einwand sehr gut nachvollziehen, liebe freiheitsliebe. Du wirkst auf mich unheimlich reflektiert und auch rational. Dein Commitment zur Partnerschaft, verbunden mit dem Wissen, dass es ein steiniger Weg werden dürfte, schätze ich sehr.

Co-Abhängigkeit ist meines Erachtens ein nicht zu unterschätzendes Thema, sicherlich auch bei Euch. Und was ich aus eigener Erfahrung sagen kann: Es hat mich in meiner Abstinenzentscheidung unheimlich unterstützt, dass meine Frau von Beginn an für mich da war, mir bei jedem Schritt (Selbsthilfe, Psychotherapie, Beschäftigung mit Familienthemen etc.) zur Seite stand, mir aber auch von der ersten Stunde an klargemacht hat, dass das alles nur im Zusammenhang mit Abstinenz geht.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Beziehungen, in denen einer glücksspielsüchtig ist, gesund bleiben können, wenn die Sucht nicht aktiv bekämpft wird bzw. die Person aktiv an ihrer Gesundung arbeitet. Und dazu gehört die Abstinenz als als Grundvoraussetzung. Wenn mir meine Frau seinerzeit das Gefühl gegeben hätte, ich dürfte weiterspielen, ich hätte es vielleicht bis sicher getan. Oder anders gesagt: Eine "lange Leine" hätte ich ausgenutzt und daraus eben keinen Nutzen geschlagen. Dann hätte ich eben auch nicht diese positiven Persönlichkeitsveränderungen durchlebt, wie ich sie in den letzten Jahren der Abstinenz durchleben durfte. Klar, die Grundzüge einer Persönlichkeit bleiben unverändert, aber Nuancen bzw. Ausprägungen können ganz verschieden gelebt werden. Wie ich mittlerweile mit Gefühlen umgehe bzw. diese auch kommuniziere, ist eine 180 Grad-Kehrtwende im Vergleich zu meiner aktiven Zeit.

Das nur zu meinen Erfahrungen. Ich wünsche Euch, dass Ihr einen für Euch gangbaren Weg findet.

Re: Partnerschaft auf Augenhöhe
« Antwort #58 am: 29 Januar 2024, 12:53:17 »
Hallo Hiddenaction,

danke dir für deine Antwort. Es würde mich interessieren, was die Konsequenz gewesen wäre für deine Frau bzw. euch wenn du nicht abstinent gewesen wärst. Wäre sie dann sofort gegangen? Ist vielleicht auch schwer im Nachhinein zu sagen. Ich habe mir jedenfalls sehr zu Herzen genommen, dass man wirklich nur ankündigen soll, was man auch wirklich umsetzen würde. Sonst macht man sich ja nicht nur für den anderen unglaubwürdig sondern auch für sich selbst. Ich würde mich tatsächlich sowohl als rationalen, wie auch sehr gefühlsbetonten Menschen beschreiben. Wenn ich Entscheidungen treffe, muss ich die immer "vom Kopf" und "vom Bauch" aus treffen, sonst bringt es nichts, sonst bleibe ich nicht dabei. Die eine Woche Abstand zum Beispiel konnte ich umsetzen, weil es sich auch richtig angefühlt hat. Ich war da ganz klar innerlich und habe mich auch nicht von Versprechungen, Drohungen usw. abbringen lassen. Zum jetzigen Zeitpunkt spüre ich aber, dass ich eine Trennung nicht durchziehen würde. Also bringt es nichts, das als Konsequenz anzukündigen, das wäre ja mehr so eine "erzieherische Maßnahme", was natürlich nicht zu einer Partnerschaft auf Augenhöhe passt. Was klar ist, ist dass ich wieder für gewisse Zeit ausziehe wenn es mir schlecht geht mit seinem Spielverhalten. Wann der Punkt da  ist, kann ich jetzt nicht so absehen. Mir ist klar, dass das keine klare Ansage ist, aber anders kann ich es eben grade auch nicht, das spüre ich. 

Re: Partnerschaft auf Augenhöhe
« Antwort #59 am: 29 Januar 2024, 12:58:49 »
Ob sie jetzt nach mehreren Jahren Abstinenz beim Rückfall gehen bzw. mich rausschmeißen würde, weiß ich nicht. Anfangs bzw. vielleicht im ersten Jahr hätte sie das auf jeden Fall getan. Nun habe ich sie aber während meiner Zeit der Suchtausübung finanziell auch massiv hintergangen, habe unser gemeinsam Erspartes abgeräumt und und und. Ihre als Unterstützung formulierte Drohung hat mich jedenfalls mehr angespornt abstinent zu bleiben, als dass sie mich unter Druck gesetzt hätte.

 

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