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Charakterliche Veränderungen

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TAL:
Naja, da steckt schon etwas mehr dahinter, als ein einfaches 'Mit' und 'Ohne'.

Ich war auch bevor ich mit dem Spielen anfing wohl nie 'ich selbst'. Ist schwer zu beschreiben. Habe halt immer versucht, alles richtig zu machen, nirgendwo 'anzuecken', und besonders: nicht aufzufallen (wobei man erwähnen sollte, daß die Sucht nicht meine einziges 'Defizit' ist).
Dann kam irgendwann auch noch das Vertuschen dazu.
Heute ist das mit dem 'Anpassen' nicht mehr so, jedenfalls nicht mehr in dem Maße. Das ist nicht einfach gewesen, und ist auch manchmal immernoch schwierig. Nicht nur für mich.
Denn sehr vereinfacht gesagt bedeutet das eben auch, daß mein Umfeld mit einem 'Nein' rechnen muß, wo es früher immer ein 'Ja, natürlich' gegeben hätte.

Ja, die Anfangsphase der Abstinenz war innerlich schon ziemlich hart, da war ich sicher kein angenehmer Zeitgenosse, noch weniger als jetzt. Das möchte ich tatsächlich auch nicht nochmal 'durchmachen'. Nein danke.
Aber da du wahrscheinlich die Veränderung auf lange Sicht gesehen meinst... da kann es, wie Olli bereits sagte, sogar dazu führen, daß Einer von Beiden (oder Beide) sich 'entfremdet' fühlen.

So, nun muß ich aber echt mal was tun.

Roy1234:
Was ist die Definition für Charakter Änderungen?
Auch Menschen ohne Sucht ändern in gewisser Weise über Jahrzehnte ihren Charakter. Man wird zB ruhiger und lässt sich auf Kompromisse ein die früher kategorisch abgelehnt wurden zB.
Viele haben sich den Arsch abgearbeitet, waren zu Hause nicht gut drauf und haben wenig Zeit mit ihren Kids verbracht. Das holen sie oft nach bei den Enkeln. Es gibt da zig Beispiele.
Ein Süchtiger muss erst einmal regenerieren wenn er den Absprung macht. Entwöhnungsphase heißt das glaube ich. Da mag es sicher noch rumpeln, da es ja nicht von heute auf morgen geht, sondern die komplette Anstrengung dafür aufgewendet wird. Ich war vor während und jetzt nach dem Suchtzwang eigentlich immer locker, lustig und schlagfertig.
Außenstehende haben bei mir vermutlich kaum eine Änderung gemerkt.Ich hatte halt hin und wieder mal einen schlechten Tag.
In mir merkte ich eine Veränderung nach ca 6 Monaten, da wurde ich dann aufmerksamer und war nicht nur anwesend.

freiheitsliebe:
Wow, danke euch für eure Antworten!
Klar, verändert man sich immer, aber ich denke doch, dass eine (Sucht) Erkrankung doch nochmal mehr auslösen kann. Also psychologisch gesehen ist der Charakter, oder die Persönlichkeit ja ein recht stabiles Konstrukt, das nicht so leicht verändert werden kann, aber durchaus über die Zeit. Also was anderes als Stimmung oder so.
Schön zu lesen, dass ihr bei euch bemerkt habt, dass ihr aufmerksamer und aufnahmefähiger wurdet in der Abstinenz, was bestimmt euren Angehörigen auch positiv aufgefallen ist. 
@Tal, das kenne ich auch mit der Überanpassung. Ich musste auch lange lernen, mich wichtig zu nehmen und nicht allem anzupassen und oft denke ich "Huch, jetzt hab ich eine Grenze gesetzt, die hätte ich vor paar Jahren nicht mal gespürt". Das ist im Nachhinein schön, aber war sehr anstrengend dahin zu kommen, auch für mein Umfeld, das ja gewohnt war, dass ich immer "Ja" sage. Von daher ist dieses "nicht mehr der Alte sein" ja auch etwas Positives. Die Sucht hat ja meistens (immer?) auch ein anderes Problem, was vorneweg geht und wenn man durch den Kampf gegen die Sucht auch das angeht, ist man natürlich nicht mehr "wie früher". Ich habe zwar keine Suchterkrankung aber hatte eine schwere Depression und ich würde auch sagen, ich bin heute in vielen Dingen anders, als ich vor der Depression war, aber das ist gut so, denn wie ich vorher war hat mir die Depression ja erst eingebrockt. 

HiddenAddiction:
Genau, in der Regel gehen sämtliche Süchte, stoff- oder stoffungebunden, mit einem Defizit der Gefühlsregulation einher. Das heißt, dass man zur Bekämpfung der Sucht bzw. zur Abstinenzerhaltung lernen muss, von nun an anders mit seinen Gefühlen umzugehen bzw. diese aktiv(er) zuzulassen und vor allem darüber in den Dialog zu treten, z. B. mit Dir als Partnerin.

Dieses Defizit ist meistens erlernt, oft beginnen die Prozesse in der Kindheit, im Familienumfeld. Auch hiermit gilt es sich dann zu beschäftigen. Wenn man das ernsthaft betreibt, ist es glaube ich unvermeidlich, dass sich der Charakter anpasst bzw. Veränderungen für nahestehende Personen sicht- und spürbar werden.

Roy1234:
Was allerdings nicht unbedingt negativ sein muss was die Veränderung angeht. Wenn man die Auslöser herausgefiltert hat muss man hier zwangsläufig darauf reagieren als Süchtiger und das sieht natürlich für die Außenstehenden evtl erstmal komisch aus. In dem Trott zu verweilen der einer der Startpunkte der Sucht war ist kontraproduktiv. Hier wäre mM nach ein Rückfall vorprogrammiert.

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