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Anhörung im Bundestag 1. Juli 09 - Prävention der Glücksspielsucht

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Offline Ilona

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    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Liebe Angie,

jetzt ist nicht gerade die allerbeste Zeit für eine Petition - so kurz vor den Wahlen. Aufgeschoben sollte aber nicht aufgehoben sein. Wir könnten schon eine Menge Bürger mobilisieren, die unser Anliegen unterstützen. Das will aber vorbereitet werden. Schnellschüsse könnten schaden. 

Vielleicht sollten wir im Wahlkampf  mal unsere Bundestagskandidaten besuchen und sie über das Problem informieren. Es kann doch nicht sein, dass die ihre Infos immer nur von einer Seite beziehen.

Ich habe das übrigens schon mehrfach gemacht. Einige waren anfangs verblüffr, wenn man nichts von ihnen wissen will, sondern sagt: Ich möchte Sie über ein Problem informieren.

 viele Grüße, Ilona
Juristische Beratung: Kanzlei Kraft, Geil und Kollegen / Bielefeld http://www.kguk.de/
Ansprechpartnerinn: Dr. Iris Ober und Juliane Brauckmann  (Fachanwältinnen für Bankenrecht)  Terminanfragen: 0521-529930
Weitere Infos  hier: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php?topic=3737.0

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Offline Angie

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Hallo Ilona,
das ist ein guter Ansatz! Werde mich mal der Politik zuwenden, wenn nicht jetzt, wann denn. Die Politiker werden nach der Sommerpause auf Stimmfang gehen und da können wir ja alle einmal mehr für Verblüffung sorgen. Halte euch auf dem laufenden.
LG Angie

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Offline Ilona

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    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Hallo zusammen,

hat denn jetzt mal jemand den Beitrag im Parlaments TV gesehen? Falls ihr technische Schwierigkeiten habt (so wie ich...)folgender Tipp: Derzeit ist der Beitrag nur mit einem älteren Real Player zu sehen (Version 8-10). Das soll aber bald umgestellt werden, so dass der Zugang zu dem Beitrag leichter wird.

Über Rückmeldungen freue ich mich

Ilona
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Offline Angie

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Liebe Ilona,
in der Tat ist es mir nicht gelungen, den Beitrag anzusehen. Hoffe also sehr, dass die Möglichkeit bald gegeben ist.
Angie

Hallo Ilona,

ich muss mich mal ganz besondern innig bei Dir entschuldigen. Habe den Thread aufmerksam verfolgt, die Eingaben gelesen, mir die Sitzung angeschaut (allerdings nur die erste Stunde bisher geschafft), aber leider  nicht die Zeit oder die Muße gefunden, mich hier darüber zu äußern. Übrigens teile ich Dein Gefühl, dass die Automatenindustrie doch sehr isoliert dort aufgetreten ist - besser ... gezwungen wurde, dort sehr isoliert aufzutreten. Was mich dann aber wieder sehr sauer gemacht hat, war der der Pressebericht über irgendeine Veranstaltung am gleichen Abend in Berlin, zu der die Politiker in Scharen strömten - gab wohl was umsonst!


Aber nun wieder zurück zu Deiner Frage:
Besonders aufmerksam habe ich mir natürlich die "Antworten" der Industrie  verinnerlicht. Und ich habe hierzu eine Idee: nachdem diese sich so vehement für die Prävention einsetzt, was ich der Aufzählung entnommen habe, werde ich mir in einem Imbiß in unserer Nähe, in welchem ich vor kurzem voller Entsetzen eines dieser Geräte wahrgenommen habe, genauer anschauen. Ich bin mir fast sicher, dass ich jede einzelne Aussage der Industrie gemäß Prävention widerlegen kann. Gerne teile ich Dir das Ergebnis dann mit. Und ich werde die entsprechenden Behörden bei uns informieren, zumal ich in einem anderen Bereich schon Erfolg zu verzeichnen hatte:

So ganz nebenbei bin ich durch den Beruf meines Mannes dahintergekommen, dass sich in 3 Spielhallen in unserem Ort illegale Wettbüro's befinden. Ich habe das Ordnungsamt unserer Stadtverwaltung darauf aufmerksam gemacht. Zumindest in einer dieser Hallen ist seit kurzem
keine Sportwette mehr möglich! Da ich selbst keine Spielhalle mehr betrete, bin ich leider auf die Info's durch unsere Kundschaft angewiesen, die mir für die anderen beiden Hallen bisher noch fehlen. Außerdem gehen die Sportwetten ja erst wieder im August richtig los. 

Um noch einmal auf das "voller Entsetzen eines dieser Geräte wahrgenommen" zurückzukommen:

es war ein wirklich einschneidenes Erlebnis für mich und ich finde, dass es indirekt auch etwas mit der Umsetzung einer wirkungsvollen Prävention zu tun hat. Deshalb möchte ich es gerne hier erzählen und bin sogar supergerne bereit mich über dieses Erlebnis auch mit den Verantwortlichen der Industrie auseinanderzusetzen, was diese aber eher dankend ablehnen werden wie ich vermute. Vielleicht kann aber einer der Mediziner etwas damit anfangen!? Deshalb hier eine kurze Schilderung:

ich wollte einige Hamburger in einem Imbiß einkaufen. Während ich darauf wartete, dass meine Bestellung ausgeführt wurde, erklang ein mir vertrautes Geräusch, was mich unwillkürlich in die Richtung blicken ließ aus der es kam. Mir blieb fast die Spucke weg. Es war eines dieser ganz neuen Geräte, die ich bislang nur aus den Texten der Foren kannte, welches aber als Demo eine Version zeigte, die ich bei bis zum Ende meines Spielens vor 3 Jahren bevorzugte.  Ich war wie hypnotisiert. Ich hatte 15 Euro in der Hand. Meine Gedanken überschlugen sich: fällt nicht auf, wenn die fehlen - sind schneller weg, als Du denken kannst - bist Du eigentlich verrückt geworden, so etwas zu denken - ach, stell' Dich nicht so an - und was passiert, wenn jemand reinkommt, der Dich kennt - 15 Euro, was solls - soll alles wieder von vorne anfangen? - was tust Du hier überhaupt, bist Du noch ganz richtig im Kopf - einmal nur - Du weißt, dass einmal wieder ganz von vorn bedeutet - na und - jetzt ist aber genug - und vieles vieles mehr.... Es ging schätzungsweise maximal eine halbe Minute, in der sich meine Gedanken überschlugen, exakt bis mich die Bedienung fragte, ob mir nicht wohl sei, da kam ich wieder zu mir und ertappte mich dabei, dass ich auf dieses Gerät schon einige Schritte zugegangen war.

Ich bin jetzt ab nächsten Monat für 3 Jahre abstinent und ich habe vor es zu bleiben. Ich war noch nie so kurz davor, einen Rückfall zu bauen. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn die Bedienung mich nicht nach meinem Wohlbefinden gefragt hätte. Später konnte ich mir das Gerät genauer anschauen mit dem gewohnten Maß an Selbstvertrauen, dass ich mir in den letzen Jahren erarbeitet habe. Da ich aber wohl immer noch sehr aufgeregt war, bin ich nicht sicher, ob dass was ich wahrgenommen habe, wirklich zutrifft. Deshalb habe ich mich mit meiner Tochter verabredet für das übernächste Wochenende. Dann wollen wir uns dieses Gerät in diesem Imbiß noch einmal ganz eingehend unter die Lupe nehmen und ich bin mir sicher, den hochgelobten Präventionskatalog der Industrie Wort für Wort auseinandernehmen.

Ich danke Dir für Deine Geduld

Pünktchen

P.S. das mit den Bundestagsabgeordneten kann ich nur befürworten und ich habe schon eine Anfrage laufen, wann die nächste Sprechstunde, die bei unserem alle halbe Jahr stattfindet, ist.


« Letzte Änderung: 08 Juli 2009, 21:36:42 von Pünktchen »

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Offline Mike

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  • Es ist nie zu spät.
Hallo Ilona,

kann mir den Beitrag auch nicht ansehen. Echt schade.

*Selbst wenn diese "Automaten" auch in Zukunft unter das Gewerberecht fallen, so sollte es doch möglich sein "Einlaßkontrollen" wie im Automaten-Casino durch zu führen. Die bereits vorhandene Sperrdatei könnte doch von den Spielhallen-Betreibern übernommen u. erweitert werden. Technisch dürfte das überhaupt kein Problem sein.

Betreiber, die diese Auflage nicht erfüllen, erhalten keine Lizenz. Der Spielerschutz muß "nur" ausgeweitet werden.

Klar, viele Betreiber werden jammern. Technisch nicht möglich, kein Personal, Gewinne brechen ein u.s.w.....

Diese Argumente kennen wir doch von den Betreibern der Automaten-Casino. Und was ist geschehen?? Nachdem das Urteil des BGH gesprochen wurden, konnte jedes Casino die Auflagen "über Nacht" erfühlen. So wird es auch in diesem Fall sein.

Liebe Grüße

Mike


"Nachdem das Urteil des BGH gesprochen wurden, konnte jedes Casino die Auflagen "über Nacht" erfühlen. So wird es auch in diesem Fall sein."

Es gibt ein Handycap: es wird nicht von allein passieren, sondern wirklich nur dann, wenn alle, denen es möglich ist, Ihre Scherflein dazu beitragen.

Ich bin dabei!

Mikesch


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Offline Angie

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Hallo zusammen,
wann immer ich im Forum bin, bedrückt mich, dass es jede Menge Einrichtungen, Gesetze, Vorgaben etc. gibt, ohne dass diese zum Schutze gegen Spielsucht genutzt werden. Habe ganz überraschen für mich gefunden, dass es einen länderübergreifenden Fachbeirat Glücksspielsucht gibt, der die Länder bei der Wahrnehmung ordnungsrechtlicher Aufgaben unterstützt und berät. Dieser Fachbeirat ist offensichtlich beim Hessischen Ministerium des Innern und Sport angesiedelt. Weiß jemand, was die machen und wofür die bezahlt werden?
LG Angie

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Offline Ilona

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    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Liebe Angie,

hier der Link zu der Seite des Fachbeirates www.fachbeirat-gluecksspielsucht.de

Das bundesweite Gremium, in dem ich auch Mitglied bin, ist an das Hessische Innenministerium angegliedert. Vertreten sind dort ausschließlich Kollegen, die bislang nicht mit Glücksspielanbietern zusammengearbeitet haben, bzw. für sie tätig waren.

Soviel auf die Schnelle, liebe Grüße

Ilona

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Ansprechpartnerinn: Dr. Iris Ober und Juliane Brauckmann  (Fachanwältinnen für Bankenrecht)  Terminanfragen: 0521-529930
Weitere Infos  hier: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php?topic=3737.0

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Offline Angie

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Vielen Dank Ilona,
da bin ich aber beruhigt, dass du dabei bist. Vielleicht magst du ja bei Gelegenheit mal mitteilen, was die so machen und was dem Beirat zugearbeitet werden kann.
Eine gute Info habe ich, hinsichtlich der Werbung für das Tennis-Turnier hier in Hamburg. Der illegale Sportwettenanbieter darf nicht werben, wäre sowieso nicht im Einklang mit der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur Werbung für Glücksspiele. Aber manchmal wird sich ja nicht getraut, klar Position zu beziehen.
LG Angie

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Offline Mike

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  • Es ist nie zu spät.
Hallo Pünktchen,

so etwas braucht immer einen langem Atem. Umso schöner, dass Du auch Deinen Beitrag dazu leisten möchtest.

Für das BGH Urteil mußte sehr viel Vorarbeit geleistet werden. Es waren mutige Menschen erforderlich, die sich trotz erheblicher Widerstände nicht von Ihrem Weg haben abbringen lassen. Dazu zähle ich mich auch.

Gruß


Mike (ohne sch)

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Offline Angie

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Hallo Pünktchen,
deine Ergebnisse in Hamburg würden mich sehr interessieren, aber pass auf dich auf!!
Angie

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Offline Ilona

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Hallo ihr Lieben,

jetzt könnt ihr die Anhörung auch sehen. Der Bundestag hat die Technik verbessert:

http://webtv.bundestag.de/iptv/player/macros/_v_f_514_de/bttv/od_player.html?singleton=true&content=244396
« Letzte Änderung: 17 August 2009, 16:54:54 von Ilona »
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So, am Sonntag waren wir (mein Floh und ich) noch einmal in diesem Imbiß und haben uns das Gerät genauer angeschaut. Außer den Eindruck wg. Suchtgefahr und der Telefonnummer der Bundessuchtzentrale keinerlei weitere Hinweise, geschweige denn Broschüren oder ähnliches.

Die Verkäuferin wollte unbedingt wissen, was wir an diesem Gerät denn zu schaffen hätten, wenn wir nicht spielen und als ich sie nach Flyern fragte, hatte sie davon noch nie etwas gehört - schon gar nicht, dass die ja eigentlich ausliegen sollten.

Aufgefallen ist mir, dass alle Spielanleitungen zu Einsätze, Gewinnmöglichkeiten ect. - die an alten Geräten immer sehr kleingedruckt irgendwie mit angebracht waren dort gänzlich fehlen. Es gibt lediglich eine Hilfetaste, die aber erst dann betätigt werden kann, wenn ein Spiel angewählt ist (das geht auch ohne Geld). Darunter sind dann viele weitere
Buttons (z. B. Risiko, Gewinnliste usw) über Touchscreen ersichtlich, die allerdings alle
nicht funktionierten. Ich denke, die Funktionen sind erst im eigentlichen Spiel möglich, wenn überhaupt. Ansonsten kann man über die Hilfefunktion lediglich lesen, dass der Einsatz 20 Cent beträgt und das der Geldzähler nicht mehr als 25.00 € aufzählt. Außerdem ist dort exakt erklärt, wie eine sogenannte Turbotaste funktioniert, die - aber das wissen die meisten sicherlich - dazu dient, Geld in Punkte umzuwandeln und wieviel Geld ein Punkt wert ist. Ob's auch umgekehrt möglich ist? Somit kann der Einsatz also bequem maximiert werden, wenn ich's richtig interpretiert habe, auf mind. 10 € pro Spiel. Ach ja, die Mindestspieldauer von 5 Sek. wird auch noch erwähnt. Nun die große Frage: ist das gesetzlich zulässig?????????
Weiß das jemand? Soviel zu dem Thema Höchsteinsatz!! Überhaupt ist dort nirgends die Rede von "Höchst- oder Mindest" sondern immer feinsäuberlich umschrieben. Ach ja, die maximale Gewinnsumme pro Stunde ist übrigens auf 500.00 € begrenzt. Das steht dort auch noch geschrieben.

Ich hoffe nicht, dass dieser Beitrag jetzt jemanden triggert. Das ist nicht mein Ziel. Ich möchte lediglich darstellen, wie die Manipulation zur aktuellen Gesetzesgebung funktioniert.

@ Mike (ohne sch)
ich würde auch gern aktiv mehr dazu beitragen, dass sich etwas ändert. Es kann doch nicht sein, das z. B. die Verwaltungsgerichte in Berlin die Schließung von Wettbüro's unterbinden, weil der Gesetzgeber bislang nichts gegen die Spielhallen unternommen hat.
Ich denke, die Zeit ist überreif.

Pünktchen (auch Mikesch genannt)

übrigens habe ich heute mal per Mail unseren Landtagsabgeordneten kontaktiert - bin mal ganz gespannt, ob und was dabei rumkommt.
« Letzte Änderung: 24 Juli 2009, 08:08:06 von Pünktchen »

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Offline Mike

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  • Es ist nie zu spät.
Hallo Pünktchen,

da bin ich ja mal echt gespannt ob u. welche Reaktion Du von dem Politiker bekommst. Leider wurden die neuen Bestimmungen von der Automatenindustrie entsprechend "ausgenutzt". Ob das rechtlich zuläßlich ist stelle ich auch in Frage. Nur wer kontrolliert das? Wer hat Zeit dazu? Wer ist qualifiziert? Wer hat ein Interesse daran? Die Lobby der Automatenindustrie ist so etwas von gewaltig. Bis jetzt haben die Politiker ganz im Sinne von Gauselmann u. Co entschieden.

Konnte mir die Anhörung endlich anschauen. Inhaltlich waren die Aussagen ja recht deutlich. Ich persönlich hoffe, dass es nicht nur eine "Überarbeitung" der Gesetztesgrundlagen gibt, sondern das diese Automaten

1) Aus Gaststätten ganz verschwinden
2) Entweder ein Monopol, gleichgestellt mit den staatl. Spielbanken-also mit Sperrdatei o. die Auflage einer Sperrdatei auch für das Gewerberecht gilt.

Meine Befürchtung ist allerdings, dass das Thema nach der Wahl wieder in den Hintergrund gedrängt wird.

Bis dann

Mike


 

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