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Rückfall nach Klinikaufenthalt

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Offline Koala

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Rückfall nach Klinikaufenthalt
« am: 26 August 2009, 11:07:03 »
Hallo ihr Lieben!!!!

War jetzt acht Monate lang spielfrei. Fünf Monate bereits vor der Klinik und dann habe ich 10 Wochen sehr erfolgreiche und aufschlußreiche Therapiearbeit geleistet. Ich kam heim und alles lief eigentlich ziemlich gut. Ich war zwar sehr beunruhigt, weil ich noch keine positive Antwort auf Bewerbungen hatte und weil das mit den Anträgen fürs Arbeitslosengeld so lange dauert. Aber ich dachte ich hätte es im Griff. Leider war das ein Trugschluß. Obwohl sich mein Rückfall ankündigte, habe ich mit niemandem das Gespräch gesucht und war auch sonst sehr unachtsam. Meine Eltern waren dann im Urlaub, als ich auch mit meinem Freund noch einen kleinen Streit hatte. Auf einmal war alles wie all die Jahre vorher. Ich habe aus dem Haus meiner Eltern Geld geklaut und es drei Tage lang verspielt. Auf einmal kam ich wohl zu mir und habe sofort die Spielhalle verlassen. Ich hatte sogar noch 300.- Euro in der Tasche. Ich bin zu meinem Freund gefahren und habe ihm alles erzählt. Doch ich habe mich nicht getraut es meiner Familie zu sagen. Das tat mein Freund für mich. Er und meine Mama halten weiterhin zu mir und glauben, daß es ein Rückfall war. Mein Vater will keinen Kontakt mehr zu mir. Er glaubt ich bin kriminell und möchte spielen. Das stimmt nicht. Ich arbeite seit Monaten sehr hart und intensiv an mir, und habe nun versagt. Ich glaube weiterhin an mich, und daß ich die Sucht besiege. Habt ihr ähnliche Erfahrungen? Was ratet ihr mir? Soll ich einen neuen Klinikantrag stellen oder reicht es aus es mit meinem Therapeuten vor Ort zu bearbeiten?
Ich wäre  Euch sehr dankbar über Eure Erfahrungen und Ratschläge.
Gute 24 Stunden
Eure Koala

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Offline Claus

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Re: Rückfall nach Klinikaufenthalt
« Antwort #1 am: 26 August 2009, 11:42:02 »
Hallo Koala,
was mir fehlt an deinem Bericht ist:
- "Hast du vor dem spielen kapituliert?"
- "Warum gehst du in keine Selbsthilfegruppe?"
gute 24 Stunden

"Wer kein Ziel hat,
dem stehen alle Wege offen!

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Offline Koala

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Re: Rückfall nach Klinikaufenthalt
« Antwort #2 am: 26 August 2009, 11:57:11 »
Lieber Claus,

nein, ich habe vor dem Spielen nicht kapituliert. Aber ich habe diesesmal nicht meinen Notfallkoffer benutzt und habe mich von der Sucht mitreißen lassen ohne zu kämpfen. Ich weiß daß dies ein Fehler war und werde daraus lernen.
Ich bin in einer Selbsthilfegruppe. Trotzallem wollte ich die Meinung der Leute im Forum wissen.
Ich hoffe ich konnte Deine Fragen klären.
LG Koala

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Offline Olli

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Re: Rückfall nach Klinikaufenthalt
« Antwort #3 am: 26 August 2009, 12:30:38 »
Hi Koala!

Was hast Du in der Klinik erfahren über Ehrlichkeit?
Damit meine ich nicht die nach aussen (obwohl die auch essentiell ist), sondern die Aufrichtigkeit zu Dir selber.

Was hast Du in der Klinik erfahren über Nachsorge und Prävention?

Was verbindet die beiden Fragen?

Du willst nicht mehr spielen? - Super, das wünsche ich Dir auch.
Doch vor dem "Rückfall" hast Du alles Erlernte ignoriert - weil? - na weil Du spielen wolltest. Dafür warst Du sogar bereit Deine Eltern zu beklauen.
Nein, das war keine Tat im Affekt - das war geplant ...

Ich kann Dir in Sachen neuer Klinikaufenthalt oder Therapeut keinen Ratschlag geben.
Anstatt dessen kann ich Dir aber raten, Dir eine Selbsthilfegruppe zu suchen und dort regelmäßig aufzuschlagen.

Hier wird Dir auch erklärt, dass Du Deine Sucht nicht "besiegen" kannst.
Die Sucht ist ein Bestandteil von Dir - gegen wen kämpfst Du dann? Gegen Dich selber? Wer gewinnt? Wer verliert? Wer opfert seine Kraft wofür?

Ich bin süchtig - Punkt - mein restliches Leben lang - Punkt.
Immer werde ich an der Schwelle zum Rückfall stehen - Punkt.

Ich lebe nach den 24 h - heute erlaube ich mir nicht zu spielen.
Was morgen ist? - wer weiss? - Doch heute spiele ich nicht.
Diese Worte sage ich mir, wenn mich suchtausübungsgefährdende Gedanken durchströmen.
Zudem schaue ich dann zurück auf mittlerweile über drei Jahre Abstinenz.
Die will ich nicht gefährden - diese Kette von vielen Tagen, die mit den ersten 24 h begannen.

Meine Liebe, Dir fehlt eindeutig die Nachsorge und die Prävention.

Nach Deiner Therapie hast Du im Grunde "Nichts" gemacht - und das betitele ich als "Zocken" - mit Dir und Deinem Leben.

Vor Deinem Raubzug hast Du viele kleine Entscheidungen getroffen, die nur ein Ziel hatten - die Suchtausübung.
In der SHG lernst Du, diese - wenn Du sie denkst - auch wahrzunehmen.
Jede kleine Entscheidung kannst Du beeinflussen - mit mehr oder weniger Leichtigkeit - aber Du kannst es.
Schneide nur ein Kettenglied durch - und der Druck verfliegt.

Keine Ahnung, ob das nun fachlich korrekt ist:
Auf der Internetseite einer Suchtklinik habe ich einmal gelesen, dass sie mehr Erfolgschancen einer Therapie sehen, wenn zuvor eine gewisse Zeit der Abstinenz vergangen ist und die Person bereits eine SHG aufgesucht hat.

Vielleicht war die Therapie für Dich einfach zu früh? - Keine Ahnung.
Ein anderes Zitat, welches ich für mich aber nicht annehmen kann, besagt im Gegenzug: Ein Rückfall gehört zur Genesung dazu.

Versuche Du Deinen Vater zu verstehen. Er ist abgrundtief verletzt.
So wie sich das anhört, kann er wohl Deine Sucht nicht als Krankheit akzeptieren, weil sie für ihn absolut unverständlich ist.
Du hast Vertrauen mißbraucht - wie ich oben schrieb - im vollen Bewusstsein.
Deine Sucht ist hier auch keine Entschuldigung.

Alles Liebe und gute 24 h
Olaf
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline andreasg

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Re: Rückfall nach Klinikaufenthalt
« Antwort #4 am: 26 August 2009, 18:02:49 »
Hallo Kaola,

wenn der Notfallkoffer gepackt wird ist der Rahmen der geschützten Klinik Deine Umgebung. Das ist eine wunderbare Arbeit die Werkzeuge einzupacken.
Selbsthilfegruppe,
Telefonkontakte,
Besinnungs und Meditationselemente,
Stimmungsvolle Musik,vor dem Spiegel laut singen!
Aufenthalt in einem Geschäft mit Klassik - CD's
Schreiben von Briefen, Tagebuch
ausgiebiger Spaziergang.
Das sind hier meine Werkzeuge.
Bei der Reise Heim verändern die sich und die Teile , die mir grobschlächtig sind oder ich mit spitzen Fingern berühre fügen sich fest in die Hand .
Das Selbsthilfegruppenprogramm ist doch ein Übungsprogramm.
Nach der Klink ist es noch ungelenk und ungewohnt.
Aber der Rückfall kann helfen, die Werkzeuge zu nutzen.
Und es werden vielleicht noch mehr.
Ich habe meine Machtlosigkeit dem Glücksspiel gewgenüber eingestanden. Erst Heute! Auch wenn ich lange Spielfrei bin. Ich habe Heute einen Spieler Freund angerufen, auch ohne Suchtdruck . Aber ich spüre in mir, daß ich mich meiner Gemeinschaft innerlich entferne und daß es der Sucht den Weg ebnen kann.Mein allerwichtigstes Werkzeug sind Menschen, die mich süchtigen verstehen.
Es ist so schwer zu begreifen, so furchtbar schwer - daß Rückfälle etwas Positives als Gegengewicht brauchen.
Ich freue mich so sehr am 25.September 2009 nach Euskirchen - Siebertal zum Deutschlandtreffen der GA - Gemeinschaft zu fahren.
Heute habe ich mich angemeldet.
Bis auf Wiedersehen
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline Mike

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  • Es ist nie zu spät.
Re: Rückfall nach Klinikaufenthalt
« Antwort #5 am: 27 August 2009, 14:40:30 »
Hi Koala,

hast Du noch Kontakt zu Deinem Therapeuten aus der Klinik? Wenn nicht, dann sollest Du diesen sofort wieder herstellen. Auch Deinem Therapeuten vor Ort solltest Du informieren. Angenehm ist so was bestimmt nicht, aber wenn Du den Ernst der Lage erkannt hast, dann bleibt doch keine andere Wahl, oder?

Jetzt bloß nicht in Selbstmitleid verfallen. Du kannst handeln u. das weißt du auch.


Nur Mut.


Gruß

Mike

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Offline Koala

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Re: Rückfall nach Klinikaufenthalt
« Antwort #6 am: 28 August 2009, 07:45:06 »
Hallo.

Vielen vielen Dank für Eure Antworten. Ja, ich habe gleich nach dem Rückfall den Kontakt zu meiner Therapeutin in der Klinik aufgenommen. Mein Therapeut vor Ort ist noch bis nächste Woche im Urlaub. Aber ich bin schon wieder auf dem richtigen Weg. Mir ist dieses Bild vom Rückfall ganz klar vor Augen und somit ein weiterer Warnhinweis geworden. Ich werde es schaffen, trotz des Rückfalls. Da bin ich mir ganz sicher und ich werde weiter dafür kämpfen. Ich hatte jetzt fast 8 Monate ein spielfreies Leben und es wird jetzt wieder täglich ein spielfreier Tag mehr. Darauf bin ich stolz und ich werde diesen Weg weitergehen.
Gute 24h Koala

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Offline andreasg

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Re: Rückfall nach Klinikaufenthalt
« Antwort #7 am: 28 August 2009, 11:17:55 »
Hallo Kaola,

alees Gute für Dich, viel Mut zur inneren Stärke und ein schönes spielfreies Wochenende
von Herzen
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline Koala

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Re: Rückfall nach Klinikaufenthalt
« Antwort #8 am: 09 September 2009, 07:55:00 »
Hallo,

ich wollte Euch nur erzählen, daß ich meinen Rückfall Dank der Hilfe meines Therapeuten gut verarbeiten kann. Ich habe mich nicht aus der Bahn werfen lassen und verfolge wieder zielstrebig meine neuen Hobbys und die neugewonnene Lust am Leben. Ich weiß wieder, daß ich es schaffen werde und trotz des Rückfalls nicht verloren habe. Und dennoch werde ich ihn so schnell nicht vergessen. Denn er hat mir gezeigt, daß es noch lange nicht vorbei ist. Vorallem aber hat er mir gezeigt, daß ich auf die Anzeichen besser hören muß. Hört sich bestimmt doof an, aber irgendwie bin ich froh, daß er so kurz nach der Klinik da war. So habe ich das Erlente noch besser im Kopf und kann es gut anwenden. Ich glaube das hilft mir sehr gut dabei.
Gute 24 Stunden

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Offline andreasg

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Re: Rückfall nach Klinikaufenthalt
« Antwort #9 am: 10 September 2009, 22:42:53 »
Kallo Kaola,
schön, dass Du Dich meldest. Viele Klinik - Entlassene berichten von ihrem Abschiedsspiel. Also vom vertrauten Gang in die Spielstätte direkt nach dem Klinikaufenthalt. Da hat natürlich nicht die Therapie versagt. Jetzt, nach dem Rückfall zeigt sich erst wie gut die Therapie wirkt. Ich bi im Winter 2008/09 in einer Klinik gewesen und der Kernpunkt in der Suchtbehandlung war: Der Rückfall. Der scheint unumgänglich. Die Anzeichen die zum Rückfall führen werden verbagatellisiert, der Rückfall heruntergespielt, die/der Betroffene nicht sich nicht ernst und das allerhärteste ist: Die positive Sanktion nach dem Rücfall! Was wünsche ich mir, das ich gerne hätte und welche Angst hindert mich daean es auszudrücken?  Puh!
Du schreibst von Deinen Hobbies. Das ist etwas sehr positives, sich Zeit zu nehmen für etwas das erfüllt. Das Glücksspiel hat es nicht gekonnt.
Ich komme Heute vom Meeting meiner SHG nach Hause, höre den AWB ab und denke permanent an die Freundin, die mir einen Erbschaftsstreit mitgeteilt hat und ich überlege, was ich zun kann um ihr da hinauszuhelfen. Ein Rückfall in meine Co - Abhängigkeit.
Ich habe eine neuerworbene DVD , einen Eisenbahnfilm in den Player eingelegt und sie mir angesehen. Das wollte ich gerne tun, wenn ich endlich einmal Zeit und Ruhe finden würde .... Es ist die Angst estwas zu tun was ich leidenschaftlich gerne tue und auch für Entspannung sorgt, die ich durchbrechen konnte und so für mich sorgen konnte.
Und Kaola, da können wir uns gerne besinnen.
Gute Nacht
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

 

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