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Ein unendlicher Weg

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Offline andreasg

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Re: Ein unendlicher Weg
« Antwort #30 am: 05 Dezember 2024, 13:26:04 »
Hallo OG-123,

das liest sich gut, und für mich ist es immer noch ein Traum. Von allem was einen Mann ausmacht: "Haus Bauen, Familie gründen, Baum pflanzen" habe ich allenfalls das Dritte via Dokument erreichen können. Im Sommer 2003 habe ich eine Klinik besucht, zum Abschied wurde für mich ein Baum gepflanzt.
Ich sehe in Deiner Beschreibung eine Sehnsucht, nach einem Vater, der eben seine Vaterpflichen erfüllt. Das war bei mir, in meiner Ursprungsfamilie nicht so. Als mein Vater bemerkte, daß ich psychische Auffälligkeiten hatte, wendete er sich von mir ab, und so empfinde ich immer noch Sehnsucht nach einer Vaterfigur, eben um das Defizit auszugleichen. Selber bin ich Kinderlos, und im Rentenalter...

Es sind einige Wege zu gehe, die zu großen Ziel führen können. Ich wünsche Dir dafür viel Gelassenheit, Mut und  Gewissenhaftigkeit.

Der Weg lohnt sich.

schöne 24 Stunden
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline Olli

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Re: Ein unendlicher Weg
« Antwort #31 am: 05 Dezember 2024, 13:50:37 »
[Strophe 1]
Männer nehm'n in den Arm
Männer geben Geborgenheit
Männer weinen heimlich
Männer brauchen viel Zärtlichkeit
Oh, Männer sind so verletzlich
Männer sind auf dieser Welt einfach unersetzlich

[Strophe 2]
Männer kaufen Frauen
Männer steh'n ständig unter Strom
Männer baggern wie blöde
Männer lügen am Telefon
Oh, Männer sind allzeit bereit
Männer bestechen durch ihr Geld und ihre Lässigkeit

[Refrain]
Männer haben's schwer, nehmen's leicht
Außen hart und innen ganz weich
Werden als Kind schon auf Mann geeicht
Wann ist ein Mann ein Mann?
Wann ist ein Mann ein Mann?
Wann ist ein Mann ein Mann?

[Strophe 3]
Männer haben Muskeln
Männer sind furchtbar stark
Männer können alles
Männer kriegen 'nen Herzinfarkt
Oh, Männer sind einsame Streiter
Müssen durch jede Wand, müssen immer weiter

[Refrain]
Männer haben's schwer, nehmen's leicht
Außen hart und innen ganz weich
Werden als Kind schon auf Mann geeicht
Wann ist ein Mann ein Mann?
Wann ist ein Mann ein Mann?
Wann ist ein Mann ein Mann?

[Strophe 4]
Männer führen Kriege
Männer sind schon als Baby blau
Männer rauchen Pfeife
Männer sind furchtbar schlau
Männer bauen Raketen
Männer machen alles ganz, ganz genau

[Refrain]
Wann ist ein Mann ein Mann?
Wann ist ein Mann ein Mann?

[Strophe 5]
Männer krieg'n keine Kinder
Männer kriegen dünnes Haar
Männer sind auch Menschen
Männer sind etwas sonderbar
Oh, Männer sind so verletzlich
Männer sind auf dieser Welt einfach unersetzlich

[Refrain]
Männer haben's schwer, nehmen's leicht
Außen hart und innen ganz weich
Werden als Kind schon auf Mann geeicht
Wann ist ein Mann ein Mann?
Wann ist ein Mann ein Mann?
Wann ist ein Mann ein Mann?

[neue Strophe]
Männer zahlen Essen
Männer fahren Familienkutschen
Männer haben Knete
Männer müssen blechen
Oh Männer sind nichts ohne Mäuse
Männer leben auf dieser Welt den Zahlungsvorgang


[Outro]
Oh, wann ist man ein Mann?
Oh, wann ist man ein Mann?
Wann ist man ein Mann?
Mann, Mann, Mann, Mann
Wann ist man ein Mann?
Wann ist ein Mann ein Mann?

Ich habe es hier schon einmal benannt: Kurz vor dem Antritt seiner letzten Reise hat mein Vater mit tiefstem Bedauern in seiner Stimme ausgesprochen:

"Ich wünschte heute, ich hätte damals nicht so viel gearbeitet und dafür Zeit mit meiner Familie verbracht!"

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline Wolke 7

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Re: Ein unendlicher Weg
« Antwort #32 am: 05 Dezember 2024, 14:32:02 »
Hey OG,

auch Männer dürfen mal schwach und krank sein und Hilfe brauchen. Deswegen verliert die Frau aber nicht den Respekt gegenüber dem Mann.
Wir sind alle Menschen und kommen mal alle in schwierige Situationen, aber wir helfen uns gegenseitig da raus,da ist Geschlechtsunabhängig und das verdient Respekt.  Aber man verliert keinen Respekt, wenn man mal selbst derjenige ist ,der mal Hilfe braucht und annimmt....im Gegenteil, auch das verdient Respekt. 

Du hast das klassische Männerbild der vergangenen Jahrzehnte im Kopf,das sind deine Werte ,so bist du vielleicht erzogen worden. Ich fürchte allerdings ,dass das oft großen Druck bei Männern auslöst und bei dir auch ?

Ihr Männer dürft euch auch mal bei Frauen anlehnen ,weinen ,schwach sein ,krank sein,was bezahlen und helfen lassen.

Für einander da sein ,in guten  wie in schlechten Zeiten,respektvoll miteinander umgehen.

Du solltest respektvoll mit dir selbst umgehen und stolz sein ,dass du von der Spielsucht weggekommen bist und auch das du einen Nebenjob noch zusätzlich machst, um deine Schulden abzubezahlen . Respekt. Und Respekt, dass du dir Hilfe gesucht hast,um das Ganze anzugehen. 

LG Wolke

Re: Ein unendlicher Weg
« Antwort #33 am: 19 Dezember 2024, 08:34:10 »
Hallo Zusammen

Nach der Trennung von meiner Freundin geht es mir nicht besonders gut.
Immerhin waren das 6 Jahre Beziehung die Anfang des Monats zu Nichte gegangen sind.

Nach Aussen zeige ich dies nicht, aber innerlich herrscht ein Chaos mit vielen Gedanken "was wäre wenn..?" .
Jedoch bin ich stolz auf mich, dass ich keine Zuflucht in Casinos, Sportwetten oder sonst was gesucht habe.
Von Früher weiss ich noch, dass ich bei solchen Ereignissen die Zuflucht in Casinos gesucht habe und mir egal war wieviel ich verliere.

Diesmal jedoch blieb ich standhaft und habe nicht gespielt, immerhin etwas positives aus der ganzen Situation! :)

Frohe Weihnachten euch Allen!
« Letzte Änderung: 19 Dezember 2024, 10:03:04 von OG-123 »

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Offline Olli

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Re: Ein unendlicher Weg
« Antwort #34 am: 19 Dezember 2024, 08:44:35 »
"etwas Positives" ? Echt jetzt?

Guten Morgen!

Wieso müssen wir Spieler so etwas auch noch kleinreden? Ja klar, so ein wenig Stolz klingt schon durch ... so, als wolltest Du testen, ob wir Dir gleich den Kopf abreissen und Dich fragen, auf was für absurde Gedanken Du da gerade gekommen bist?

Du hast Dich der Situation gestellt! Du hast zugelassen, dass sich auch die negativen Gefühle in Dir breit machen dürfen. Du hast gelernt, wie Du mit einer solchen Situation umgehen kannst! Die Welt dreht sich weiter, auch ohne Spiel ... Das sind ungemein wichtige Erfahrungen, die ganz viel mit Dir machen ... ganz viel Positives!

 ;)
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
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Re: Ein unendlicher Weg
« Antwort #35 am: 19 Dezember 2024, 09:07:56 »
Ganz stark og !!!!

Du hast verstanden das die Situation dadurch nur schlimmer werden würde, der schmerzt würde sich verschieben und zusätzlicher noch dazu kommen.
Wie Oli schreibt, du hast dich den negativen Gefühlen durch den Verlust gestellt, daraus kannst du nur stärker werden. Fliehen bringt nichts, wir werden im Leben immer wieder unangenehme Situation haben. Ich bin stolz auf dich auch wenn ich dich persönlich nicht kenne, sei du es auch und erlaube dir bei allen negativen und Schmerz mal eine Belohnung, geh schwimmen, in die Sauna, lecker essen ka irgendwas.

Re: Ein unendlicher Weg
« Antwort #36 am: 19 Dezember 2024, 10:09:08 »
Hallo Olli und Mahnwesen

Vielen Dank für eure lieben Antworten!
Ich hab das Positive gar nicht so richtig bemerkt, da dass nicht Spielen für mich zur Normalität geworden ist.
Die Welt dreht sich weiter, fliehen bringt nichts, dass habt ihr auf den Punkt gebracht!
So denke ich auch, weshalb ich mich noch sehr gut halte nach so einer Trennung.
Ich weiss wie ich früher war und wie ich mich in solchen Situationen gefühlt habe, damals hätte ich wahrscheinlich 3 Monate das Haus nicht verlassen ausser zum Spielen.

Wie ihr vielleicht schon in meinen vorherigen Posts gemerkt habt bin ich sehr gläubig und habe grosses Vertrauen in Gott, was mir auch in solchen Situationen hilft.
Ich akzeptiere dies einfach und gehe weiter, Schritt für Schritt, wenn es nicht bestimmt ist, dann ist es halt so...

Danke euch nochmals für eure Posts, diese haben mir in dieser Situation nochmals mehr Kraft gegeben!

Re: Ein unendlicher Weg
« Antwort #37 am: 19 Dezember 2024, 10:33:33 »
Sehr gerne OG !!! Schön das Dir der Beitrag so viel bedeutet und hilft!

Auch das an Gott glauben, kann ich unterschreiben es hilft, man sieht vieles leichter und weiß das man nicht alleine ist.

Bleib auf deinem Weg, alles wird gut versprochen und auch wenn es hart klingt, du findest die Partnerin fürs Leben, das Casino oder der Automat ist es nicht und das hast du begriffen, ganz stark !

Du musst nicht großartig sein, um anzufangen. Aber du musst anfangen, um großartig zu werden.


Re: Ein unendlicher Weg
« Antwort #38 am: 04 Februar 2025, 08:39:32 »
Hallo zusammen,

ich wollte euch mal wieder erzählen, wie es mir in den letzten Tagen ergangen ist. Glücksspiel war bis vorgestern kein Thema für mich, bis mich ein Freund gefragt hat, ob ich Lust auf eine Runde Pokern habe. Tatsächlich habe ich zugestimmt und gesagt, dass ich gerne mitmachen würde, aber nur, wenn es bei einem Buy-in bleibt.

Auf dem Weg dorthin hatte ich ein Gefühl, das mich erschreckte – ich fühlte mich, als ob ich von Gott weggezogen wurde. Es war, als ob ich mich in einem Moment ganz fremd in meiner eigenen Haut fühlte. Ich konnte mich selbst kaum wiedererkennen. Auf dem Weg habe ich mir dann überlegt, was ich tun würde, falls ich gewinnen sollte. Ehrlich gesagt wollte ich gar nicht gewinnen und dachte daran, das Geld zu spenden oder irgendwie anders loszuwerden.

Als ich im Pokerraum ankam, überkam mich ein mulmiges Gefühl, das ich schon lange nicht mehr hatte. Wir kamen an, und es war nur ein Tisch frei – aber es wurde eine andere Art von Poker gespielt, die ich noch nie zuvor gespielt hatte (den Namen des Spiels nenne ich mal nicht). Da das für meinen Kollegen und mich nicht in Frage kam, sind wir wieder gegangen. Ich war erleichtert, dass ich nicht gespielt habe, aber gleichzeitig enttäuscht, dass ich überhaupt dorthin wollte.

Sobald ich den Ort verlassen hatte, fühlte ich mich wieder wie der Mensch, der ich sein möchte. Und dann frage ich mich: Was zum Teufel hat mich da hingetrieben? Vielleicht war es der Schlussstrich unter die Trennung von meiner Freundin und die Suche nach Gesellschaft. Aber warum gerade in diesem Moment? Ich muss wirklich überdenken, was diesen "Kurzschluss" ausgelöst hat.

OC sind kein Thema, da denk ich nicht mal dran, obwohl ich in meiner aktiven Zeit nur in OC's gespielt habe.
Ich stell das aber auf die gleiche Stufe wie Pokern, denn Glücksspiel ist am Schluss Glücksspiel, egal ob Rubellos, Pokern oder Automat.

Re: Ein unendlicher Weg
« Antwort #39 am: Gestern um 12:03:05 »
Hallo zusammen,

ich wollte mal einen Gedanken in den Raum werfen, der mir seit ein paar Tagen durch den Kopf geht. Nichts, was "richtig" oder "falsch" ist – einfach ein anderer Blickwinkel auf das Thema Spielsucht. Vielleicht erkennt sich jemand wieder, vielleicht sieht's jemand ganz anders. Alles fein.

Man liest ja oft:

„Ich bin für immer ein Spieler.“
„Die Sucht bleibt – man muss lernen, damit zu leben.“
„Es ist okay, schwach zu sein.“

Ich versteh das total. Viele kommen genau damit klar. Und Respekt an alle, die diesen Weg gehen – jeder hat seine Geschichte.

Aber ich frage mich: Gibt’s vielleicht noch einen anderen Weg?

Was, wenn es nicht darum geht, ewig zu kämpfen – sondern darum, irgendwann einfach nichts mehr zu fühlen, wenn man ans Spielen denkt?
Kein Reiz.
Kein inneres Ziehen.
Kein Widerstand.
Einfach: „Ist mir egal.“

Nicht: „Ich darf nicht spielen.“
Sondern: „Ich will nicht – und es hat null Bedeutung für mich.“

Um das greifbar zu machen, mal ein ganz neutrales Beispiel:

Viele hatten in ihrer Kindheit oder Jugend irgendeine Leidenschaft – z. B. Pokemonkarten.
Damals war das alles: Tauschen, Sammeln, Glitzerkarten – man hat voll dafür gebrannt.
Und heute? Wenn man irgendwo noch eine Karte sieht, denkt man vielleicht kurz dran – aber da ist nichts mehr. Kein Verlangen. Kein Drang. Kein „Ich muss das haben“.
Das Thema ist einfach durch. Es hat keine emotionale Verbindung mehr. Es interessiert einen schlichtweg nicht mehr.

Und genau das frage ich mich in Bezug auf Glücksspiel:

Könnte es sein, dass echte Freiheit dann erreicht ist, wenn einem das ganze Thema einfach egal geworden ist?
Nicht durch Disziplin – sondern weil innerlich keine Verbindung mehr da ist.

Was meint ihr?

Geht das – oder bleibt da immer ein kleiner Rest, den man ein Leben lang kontrollieren muss?

Bin gespannt, ob jemand diese Sicht kennt oder teilt.

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Offline andreasg

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Re: Ein unendlicher Weg
« Antwort #40 am: Gestern um 13:11:20 »
Hallo OG,

wir hatten jetzt in meiner Heimatstadt "das größte Schützenfest der Welt", und ich denke dabei , wenn ich Deinen Post lese an die Losbude auf dem Jahermarkt. Was wäre wenn ich mir ein Los kaufen würde, und gewänne die große Teddybärin? Dann wäre ich erlöst, und brauchte meine Einsamkeit auf dem Rummelplatzt nicht mehr ertragen. Also kaufe ich zwei Lose, oder drei, ich habe ja einen Traum...
Warum lese ich immer wieder: "meidet die Nähe zu Spieleinrichtungen, meidet jeden Einsatz auf das Glücksspiel, egal auf was, bildlich prägnant das Jahrmarktlos...
Was bliebe mir also, wenn ich als Ergebnis erfahre, daß ich nicht das gewinnen kann, was ich mir von Herzen zutiefst wünsche?  -
Ich werde immer diese Sehnsucht in mir tragen, und das Sehnen wird mir folgen, wohin ich auch gehe, daran glaube ich.
Ich bin nun 35 Jahre spielfrei. Wenn ich in meine Selbsthilfegruppe gehe, führt mich ein Weg durch das Rotlichtviertel. Eigentlich sieht es dort anders aus, als zu meiner aktiven Zeit, eigentlich, Aber ich schaue da lieber nicht mehr hin. Es gibt so viele andere Begenbenheiten, die sehenswert sind. Jetzt habe ich die Zeit, die Ruhe dafür, und genieße das Leben.
Ach ja, das Brachgelände..., da stand früher eine meiner Stammhallen, abgerissen, dem Erdboden gleich. Heute stehen dort Imbissstuben drauf, und in der Ferne steht "Tabledance" Ja, die Nostalgie - in der Klinik hatten wir zum Wochenende eine "Sockendisco" Da war wirklich Power drinne, und bei "Paint it black" hab ich meinen Körper so richtig auf Schwung gekriegt.

Abstinenz heißt für mich auch, das Leben anzunehmen, wie es sich mir gerade jetzt - in seiner Situation zeigt. Darauf kann ich vertrauen, und meine Fußarbeit machen.

Einen Tag zur Zeit

Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

Re: Ein unendlicher Weg
« Antwort #41 am: Gestern um 13:43:33 »
Hallo OG,

schwierig darauf zu antworten.
Nicht achtsam sein ist meiner Meinung nach der größte Fehler egal wie der Vorgang abläuft.
Jeder Mensch ist anders und jeder reagiert anders, aber die Sucht ist mit Sicherheit irgendwo im Gehirn verankert. Dessen sollte sich jeder bewusst sein dann klappt es auch mit der Abstinenz.
Und das sage ich mit vollem Bewusstsein obwohl ich folgendes von mir sagen kann:

Was, wenn es nicht darum geht, ewig zu kämpfen – sondern darum, irgendwann einfach nichts mehr zu fühlen, wenn man ans Spielen denkt?
Kein Reiz.
Kein inneres Ziehen.
Kein Widerstand.
Einfach: „Ist mir egal.“

Trigger hatte ich von Anfang an nur punktuell die ich aber ohne große Probleme klein halten konnte. Und das trotz ca 20 Jahren am Tropf in exzessiver Art und Weise.
Inzwischen habe ich ein ganz anderes moralisches Verhältnis zu dieser Branche. Mir persönlich hat das damit auseinandersetzen viel gebracht.
Was natürlich nicht einzuschätzen ist, was passiert unter ungewöhnlichen Umständen bzw Schicksalsschlägen. Auch hier gibt es natürlich keinen Grund zu spielen, aber man sollte es immer im Hinterkopf behalten.

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Offline Rubbel

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Re: Ein unendlicher Weg
« Antwort #42 am: Gestern um 14:02:10 »
Hallo :)

Aus Deinem Beitrag habe ich mir herausgezogen:

1.
Zitat
Man liest ja oft:

„Ich bin für immer ein Spieler.“
„Die Sucht bleibt – man muss lernen, damit zu leben.“
„Es ist okay, schwach zu sein.“

Ich versteh das total. Viele kommen genau damit klar. Und Respekt an alle, die diesen Weg gehen – jeder hat seine Geschichte.

2.
Aber ich frage mich: Gibt’s vielleicht noch einen anderen Weg?

Was, wenn es nicht darum geht, ewig zu kämpfen – sondern darum, irgendwann einfach nichts mehr zu fühlen, wenn man ans Spielen denkt?
Kein Reiz.
Kein inneres Ziehen.
Kein Widerstand.
Einfach: „Ist mir egal.“

„Ich bin für immer ein Spieler.“
„Die Sucht bleibt – man muss lernen, damit zu leben.“
„Es ist okay, schwach zu sein.“Nicht: „Ich darf nicht spielen.“
Sondern: „Ich will nicht – und es hat null Bedeutung für mich.“

Zu 1:

„Ich bin für immer ein Spieler.“ Das, so empfinde ich es, ist eine Selbstanschuldigung (bei suchtbedingter Erfahrung) u. gleichzeitig 'Ausrede' für alles, was noch kommen mag,  aber auch wertfrei eine Persönlichkeitsstruktur, die akzeptiert, denn es gibt ja nicht nur die Suchtspielerei, sondern auch Verspieltheit und Phantasiegedanken und Spaß an vielen Dingen, dem ggb. ist die 'Spielsucht' ein negativ besetzter Begriff an sich - und ich assoziiere damit eher jemand Manipulativen/Manipulierbaren, aktiv und passiv. Evtl. ist die Frage zu ungenau gestellt ...

„Die Sucht bleibt – man muss lernen, damit zu leben.“
Das ist mir persönlich auch noch zu 'schwach', klingt nach Resignation, Unterordnung, Anstrengung und 'Verlorenheit' bis 'Flucht'.
Es spricht für hohes Schuldempfinden und 'Schüchternheit', es wil sich nicht festlegen und traut sich selbst nichts zu.

„Es ist okay, schwach zu sein.“
Joa, klar, wer ist schon 'stark' - wer ist schon 'schwach'. Das ist immer Wahrnehmung, eine, die allerdings nichts herausfordert, sondern eher tröstet und 'es dabei belässt'. Damit kann sich niemand wohl fühlen eigentlich. Aber wie gesagt: Was ist denn 'schwach'/'stark'? Nicht mehr als 'Momentaufnahmen' ... oder?
(Ich darf nicht spielen ...: Klar darf der Mensch. Das ist auch eine Aussage, die Selbstverantwortung ablehnt. Damit macht sich die Person klein, wird zum Kind, braucht vielleicht die Androhung von Strafe??)

2.
Aber ich frage mich: Gibt’s vielleicht noch einen anderen Weg?

Was, wenn es nicht darum geht, ewig zu kämpfen – sondern darum, irgendwann einfach nichts mehr zu fühlen, wenn man ans Spielen denkt?
Kein Reiz.
Kein inneres Ziehen.
Kein Widerstand.
Einfach: „Ist mir egal.“

Keinen Reiz mehr zu spüren, von daher auch keinen Widerstand mehr aufbringen zu müssen, das ist ein anzustrebender Zustand. Für mich. Und das habe ich auch erreichen können.

Kein inneres Ziehen - das ist mir nicht möglich, weil zum großen Teil durch diese Sucht mein jüngster (älterer) Bruder sich selbst getötet hat. Ich hätte in den für mich 'schlimmsten Zeiten' beinahe dasselbe getan. Die Existenz meiner Tochter hat mich davon abgehalten.

Widerstand? Ist bei mir auch was Persönliches. Kein Widerstand gegen Spieldrang, den hab ich null.
Durch das Erlebte hab ich allerdings den Wunsch, anderen Menschen das Gröbste zu ersparen und sensible Antennen.
Letztere sind mir auch manchmal Belastung, so sehr, dass ich hier lernen muss, mich rechtzeitig rauszuziehen, damit ich meine persönlichen Grenzen austariere und wahre.
Egal? ... wird es mir nie sein.

LG
Rubbel
« Letzte Änderung: Gestern um 14:24:52 von Rubbel »
--Meist ist Geist geil--

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Offline Olli

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Re: Ein unendlicher Weg
« Antwort #43 am: Gestern um 15:41:31 »
HI OG!

Eine schöne gedankliche Aufgabe stellst Du uns da ... :)

Mir fällt aber etwas auf und das ist die häufige Verwendung von "man" oder Du sprichst von "einer". Da im Grunde Du selbst gemeint bist, darfst Du ruhig "ich" verwenden. Du stellst auf der einen Seite Fragen zu Deinen eigenen Einstellungen, weist sie aber gleichzeitig von Dir weg.

Zitat
„Ich bin für immer ein Spieler.“

Aus welcher Perspektive kommt dieser Satz? Was meint der Sprecher?
Wenn ich diesen Satz sage, dann dient er dem Selbstschutz. So brauche ich gar nicht testen, ob ich heute, nach 19 Jahren Abstinenz, mich an einen Automaten setzen kann, ohne in alte Verhaltensmuster zu verfallen. Ich "weiss", was dann passieren wird. Es klappt das erste Mal, das Zweite in ein paar Wochen oder Monaten auch. Doch die geistige Beschäftigung ist nun schon da und die Diskussion in mir wird mächtiger. Ich würde diese Diskussion auf Dauer verlieren. Also ist es für mich einfacher einen Umstand zu akzeptieren, den ich mir schon längst mehrfach bewiesen habe.

Zitat
„Die Sucht bleibt – man muss lernen, damit zu leben.“

Müssen müssen wir nur auf der Toilette oder in Wald oader auf Wiese ... :)
Was heißt denn, dass die Sucht bleibt. Denken, Fühlen und Handeln sind untrennbar miteinander verbunden. Wenn wir die Sucht spüren, dann gab es zumeist eine Sinneswahrnehmung, die unser Suchtgedächtnis aktiviert. So ist es in den Spielhallen ja zumeist dunkel und die Scheiben der Automaten blitzen schick im spärlichen Licht. In Stargate, im Torraum, da stehen und hängen an der Wand Geräre mit blinkenden Lichtern. Immer wieder erwische ich mich dabei, dass ich denke: das müssen doch Spielautomaten sein?! Natürlich sind sie es nicht und dieser Eindruck gilt auch je nur für Sekundenbruchteile. Wenn wir uns aber mal von den Sinneswahrnehmungen entfernen und unsere Gemütslagen anschauen, so können auch sie Gedanken und Handlungen auslösen. Wie oft sagen Spieler: Ich will vergessen ... Dies ist ein Abwehrmechanismus, der doch in so vielen Jahren, zumindest scheinbar, funktioniert hat.
Der zweite Teil des Zitats sollte lauten: Ich kann lernen, damit zu leben. In der Anfangszeit meiner Abstinenz, da war die Sucht noch sehr präsent. Erst, wenn ich auf der rückwärtigen Seite meiner Stammhalle entlang ging, "kämpfte" ich gegen den Gedanken an dort einzukehren, natürlich nur um ein Pläuschchen zu halten. Damit war ich erfolgreich, es kostete aber Kraft. Dann dachte ich an mein Mantra: Ich erlaube mir nur für heute spielfrei blieben zu dürfen. Es war aber etwas lang und so fasste ich es in vier kleine Buchstaben zusammen: Nein!
Dabei kam mir dann der Gedanke, was, wenn ich meine Sucht gar nicht als Feind, sondern als Freund ansehe, der hier und da Blödsinn verzapft? Und so fing ich an, in gleichen Situationen, (innerlich) zu lächeln. Es war ein gutmütiges Lächeln, welches mein Freund gar nicht mochte. Er verstummte jedes Mal wieder. Hätte ich angefangen zu diskutieren ... was wäre da wohl passiert?
Die Sucht ist ein Bestandteil von uns. So viel wir auch personalisieren zu einem "Suchtteufelchen", es ist nur ein Bildnis. Ich bin süchtig! Darf ich mich da nicht auch als einen Freund betrachten? Was wäre wohl die destruktive Alternative? Nein, ich war viel zu lange nicht nett zu mir selbst.

Zitat
„Es ist okay, schwach zu sein.“

Bitte ... von wem kommen solche Sprüche? Doch eigentlich kommen sie aus dem Umfeld von Leuten, die sich mit Sucht gar nicht auskennen. Ihr wisst es alle schon, dass mein Vater mir kurz vor seinem Tode nioch sagte, dass für ihn die Glücksspielsucht eine Charakterschwäche sei. Das ist sie aber gar nicht, Sie ist eine Krankheit ... Punkt. Nicht mehr ... und nicht weniger.
Wenn wir uns die Willensstärke anschauen bei Spielern, dann ist sie zumeist überragend hoch. Leider nur wird sie zum Spielen eingesetzt und nicht zur Abstinenz. Wie oft und wie stark habe ich gegen die Läuterungsversuche angestanden ... 20 Jahre lang. Wie oft sehe ich die Menschen auch hier im Forum kämpfen, um nu ja ihre Suchtausübung weiter fortführen zu können?
"Schwach" ist nu wirklich anders ... :)

Zitat
Aber ich frage mich: Gibt’s vielleicht noch einen anderen Weg?

Jeder Weg ist individuell, auch wenn sie sich oft unglaublich gleichen.

Zitat
Was, wenn es nicht darum geht, ewig zu kämpfen – sondern darum, irgendwann einfach nichts mehr zu fühlen, wenn man ans Spielen denkt?

Wer kämpft, der kämpft doch nur gegen sich selbst. Die einen nennen es Kapitulation, die nächsten Akzeptanz. Dies gilt es anzustreben.

Zitat
Kein Reiz.
Kein inneres Ziehen.
Kein Widerstand.
Einfach: „Ist mir egal.“

Ich glaube, dass wir sehr nahe an diesen "Zustand" herankommen können, ohne ihn je vollkommen zu erreichen. Das ist aber nicht schlimm, denn wenn in der Anfangszeit der Abstinenz noch der Umgamg mit dem Suchtdruck und den Spielgedanken vorherrschen, so verändert sich mit der Zeit der Blickwinkel und schaut auf die Vorteile der Abstinenz. Wieso sollte da ein wenig Suchtdruck was dran ändern? Wieso sollte es kein "inneres Ziehen" geben? Es gehört eben zu mir und ich weiss heute dass ich es meistern kann - wie jeder einzelne von Euch da draussen auch!

Zitat
Das Thema ist einfach durch. Es hat keine emotionale Verbindung mehr. Es interessiert einen schlichtweg nicht mehr.

Wie bereits gesagt, Deine Erfahrungen bleiben Dir im Gedächtinis, sodass ich meine Leben lang eine "emotionale Verbindung" haben werde. Unser Freitagessen hat aber sinngemäß einmal über mich gesagt: Du bist durch mit dem Thema! Es interessiert Dich nicht mehr!





Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline Ilona

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  • 4.014
    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: Ein unendlicher Weg
« Antwort #44 am: Gestern um 15:45:52 »
Hallo OG,

du beschreibst einen idealtypischen Ausstieg aus der Sucht.
In den ersten Jahren des Ausstiegs  muss man sehr aufmerksam mit sich und den Versuchungen sein. Nach rund fünf Jahren  stabilisiert man sich allmählich und was du beschreibst - diese ruhige entspannte Distanziertheit - setzt bei den meisten erst in den folgenden Jahren ein. Man lebt dann in der Tat ohne jegliche Anstrengung und ohne Druck abstinent.

Mir geht’s zum Beispiel mit dem Rauchen so. Ich war eine heftige Raucherin. Mit 15 angefangen und zuletzt in Stresssituationen bis zu 40 Marlboros am Tag. Das Aufhören war nicht leicht. Ich habe viele Anläufe gebraucht und ebenso viele Rückfälle gehabt.
Die ersten Jahre war ich sehr nervös, wenn jemand neben mir rauchte oder gar seine Zigarettenschachtel bei mir vergaß. Inzwischen habe ich mit dem Thema rein gar nichts mehr zu tun. Zigaretten sind nicht mal mehr ein kleines bisschen verlockend für mich. Im nächsten Jahr bin ich 30 Jahre rauchfrei!

LG Ilona


« Letzte Änderung: Gestern um 15:47:49 von Ilona »

 

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