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Ich möchte aufhören!
Balduin:
Hey und willkommen,
Ich bin kein langer schreiber, das können andere besser. Deshalb nur kurz die Dinge die ich kritisch betrachte. Deine Gedanken sind noch ganz nah am Spiel, ganz nah daran wieviel du eingesetzt, gewonnen undwie viel die freispiele gezahlt haben.
Dann nimmst du einen Kredit um Zinsen zu sparen und noch eine Rücklage zu haben. Kann klappen, muss aber nicht. Der Spieler in uns sucht gerade am Beginn der Abstinenz nach Suchtmitteln. Das Geld, was da liegt, der dispo, der wieder Luft hat, die Kreditkarte mit Limit....
Entzieh dir die Verfügungsmöglichkeiten in der nächsten Zeit.
Auch das man spielt, weil man Geld zurück gewinnen will, wird nur vom Spieler in uns vorgegaukelt. Der Süchtige spielt weiter, wenn er gewinnt, wenn er verliert, wenn er Vermögen hat oder wenn er pleite ist.
Es sind die Gefühle auf die wir nicht verzichten wollen. Um das zu stoppen benötigen die meisten mehr Hilfe als ein forum bieten kann.
Viele Grüße
Olli:
Hi und herzlich willkommen!
Mit 16 angefangen und heute bist Du 28 Jahre jung. D.h. in Deiner Jugend, die uns alle ja bekanntlich prägt, hast Du das Spielen angefangen und hast es bis zum heutigen Tag ausgebaut. Das Denken, Fühlen und Handeln sind miteinander verknüpft. 12 Jahre hast Du Dich im Bereich des Handelns an Deine Sucht gewöhnt. Wie hat sich das aber auf Dein Denken und Fühlen ausgewirkt?
Das herauszufinden ist gar nicht so einfach, da es für Dich ja "normal" ist. Es gibt viele Verknüpfungen in Deinem Gehirn, die Du überprüfen darfst ... und durch "Veränderung" eben abändern kannst. So wurdest Du schon darauf hingewiesen, dass diese ganze Gewinn- und Verlustberechnerei deutlich zeigt, wie infiltriert Dein Denken ist.
Wieso musst Du all Deinen Mut zusammennehmen, um hier zu schreiben? Du bist erwachsen und Du bist geschützt durch Deine Anonymität. Niemand kann Dich hier zu irgend etwas zwingen oder Dich gar versuchen von Dingen zu überzeugen, die gegen Deine Werte verstoßen.
Den Mut brauchst Du lediglich, um Deine Angst zu überwinden, Deine Sucht zu verlieren. Ich rede hier nicht von der Logik, die sagt Dir ja aufzuhören ... ich rede von Deinem Gefühl. Denn wir wissen ja alle, dass die Sucht immer eine Funktion ausübt. Was passiert, wenn diese nun nicht mehr bedient wird? Auch davor brauchst Du keine Angst haben.
Finde es heraus! Das ist ein ganz "normaler" Prozess, den wir in allen möglichen Bereichen tagtäglich machen. Wieso sollte das also im Bereich der Sucht zu einem Problem werden?
Schreibe und lese hier. Oben rechts auf der Seite gibt es auch einen Link zu anderen Hilfsangeboten. Dort findest Du eine SHG in Deiner Nähe ... oder eine Beratungsstelle. Du kannst aber auch eine Onlineberatung in Erwägung ziehen, per Mail, Chat oder Videocall.
Am Samstag, pünktlich um 19 Uhr, kannst Du auch den Link in meiner Signatur anklicken und am Webmeeting teilnehmen,
MagicEm:
Vielen lieben Dank für eure beiden Kommentare. Ich gebe dir völlig Recht, dass ich noch nah am Spielerdenken bin. Ist auch jetzt der erste Tag. Ihr wisst gar nicht, wie gut es mir tut, so offen mit euch reden zu können! Vielen Dank dafür.
Olli, den Mut habe ich gebraucht, da ich bisher nicht wirklich viel Verständnis bekommen habe, wenn ich mich jemandem geöffnet habe. Meist waren es aber auch Zockerkollegen, die wohl selbst zu kämpfen haben.
Ich möchte unbedingt ein neues Kapitel anfangen. Ich habe gar nicht darüber nachgedacht, ob es tatsächlich die Gefühle oder das Geld sind, hinter dem ich herjage. Wenn ich das bedenke, war das Geld nur eine Ausrede für mich. Schnelles und vor allem viel Geld und Sorgenfrei Leben. Aber indirekt wollte ich den Kick spüren. Den Kick, bei so hohen Einsätzen etwas reißen zu können. Das ständige Herzrasen, dass es klappt. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Sucht im Kopf.
Heute ist mein erster Spielfreier Tag. Und ich würde sehr gerne an deinen Online Meetings teilnehmen. Ich Versuche mit Zeit einzuräumen.
Rubbel:
Kleiner Entscheidungstipp: wenn Du es ernst meinst mit Dir und Deiner Familie, dann hast Du auch Zeit für das Meeting ohne Wenn und Aber. Denn zum Zocken hattest Du ja auch alle Zeit. Halb süchtig geht nicht, halb trocken auch nicht. Und ohne Hilfe wirst Du es nicht packen ... Das wär ein Phänomen.
Olli:
Guten Morgen!
Ja, ja ... das Unverständnis der Unwissenden. Sie ist zugleich Segen und Fluch. Ein Segen, dass die Personen von der Sucht verschont geblieben sind und ein Fluch für uns. Wie soll ich jemanden meine Sucht erklären, wenn ich selbst für mich doch keine Erklärungen habe?
"Dann lasse es doch einfach sein!", sind so Sätze, die mir entgegen gekommen sind. Tja, wenn das so einfach wäre ... nicht wahr? Tatsächlich ist es das doch, wenn wir uns erst einmal auf den Weg gemacht haben. Das mag durchaus nicht allgemeingültig sein, doch im Großen und Ganzen ist es das. Das Problem sehe ich immer darin, den Genesungsweg zu beginnen.
Das Glücksspiel gibt uns ja was ... den Kick, schreibst Du. Er ist positiv besetzt, egal wie negativ die Auswirkungen sind. Also haben wir das Gefühl, etwas aufgeben zu müssen - einen Ersatz finden zu müssen. Verlustängste machen sich breit. Auch das habe ich hier schon etliche Male erzählt: Ängste haben eine böse Eigenschaft: sie katastrophisieren. Was sie uns suggerieren, ist zumeist nicht nicht realistisch, geschweige denn besonders wahrscheinlich.
Wie viele Glaubenssätze haben wir uns angeeignet, die falsch sind? "Bald kommt der große Gewinn!", "Irgendwann muss die Kiste doch schmeißen!", "Nach 10 mal rot erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass nun schwarz kommt!"
Es existieren aber auch falsche Glaubenssätze wie: "Ich schaffe das doch sowieso nicht!" oder "Ich bin ein Suchtmensch, daher hat das alles keinen Sinn!" bis hin zu "Ich bin nichts wert!". Sie alle und noch viel mehr gehören auf den Prüfstand, weil wir es uns wert sein sollten.
Mein Vater, der meine Sucht ja nun mitbekommen hatte - 20 Jahre lang, sagte mir kurz vor seinem Tode noch: Glücksspielsüchtige Menschen sind willensschwach. Puh ... der Satz sagte mehr über ihn, als über mich aus. Es gab Zeiten, da wäre ich an die Decke gegangen. Doch ich weiss es doch besser. Die Aussage ist definitiv falsch. Ich bin alles andere als willensschwach, habe meinen Willen nur falsch eingesetzt.
Das lässt sich ändern!
Es gibt bei den Star Trek Filmen einen, der da heißt: Das unentdeckte Land! Gemeint ist hier eigentlich die Zukunft, doch ich assoziierte den Titel gleich mit Entdeckungen weißer Flächen auf Landkarten. Ich war das unentdeckte Land. Es ist ein Abenteuer, die weißen Stellen mit Farbe zu füllen. Dabei werde ich es nie schaffen, alles zu entdecken. Das ist aber gar nicht schlimm. Wer kann von sich schon sagen, dass er dies geschafft hätte?
Du entdeckst gerade die Macht der Selbsthilfe! Ja, Du kannst offen reden.Wir sind Individuen und sicher wirst Du auch hier und da auf andere Meinungen treffen. Die sind aber nun mal anderen Erfahrungen geschuldet. Das ist normal. Da wir hier aber alle in der gleichen Gesellschaftsform leben, teilen wir im Großen und Ganzen unsere Werte - und die Erfahrungen rund um das Thema Glücksspiel gleichen sich auch oft wie ein Ei dem anderen. Daher braucht es auch nicht viel, um etwas zu erklären. Wir wissen, wie es sich anfühlt.
Kürzlich sagte mir jemand, dass ein bestimmtes Denken für ihn sektenhaft herüber kommt. Nun, zum Glück ist doch jeder sein eigener Herr. Wenn ich etwas nicht annehmen kann, dann lasse ich es in der Gruppe. Ich nehme mir nur das, was mir im Moment hilft. mit. Alles andere lasse ich einfach liegen ... für jemanden anderen oder für mich selbst in der Zukunft. Eines sollte ja auch bedacht werden: Veränderungen brauchen ihre Zeit! Was ich heute noch rigoros ablehne, kann ich in ein paar Wochen vielleicht annehmen.
Jetzt bin ich aber ganz schön ins Schwafeln gekommen ... :)
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