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Suchtanfälligkeit und -verlagerung
Piano:
Puh. Am Wochenende habe ich mich weiter mit Geldanlage befasst - hier wirklich Geldanlage gemeint, das heißt ganz vorrangig mit ETFs. Ich will die ETFs nicht als Altersvorsorge nutzen, das Geld, das ich hier anlegen will, ist zum großen Teil für das nächste Auto in 4 Jahren gedacht, wenn alles nach Plan läuft und mein bisheriges bis dahin noch wirtschaftlich zu erhalten ist. Auf das Auto bin ich beruflich zwingend angewiesen. Für alles andere werde ich eine angemessene Rücklage im Bereich zwischen 3 und 6 Nettomonatsgehältern ("Notgroschen"), also genau so, wie es immer empfohlen wird, auf dem Tagesgeld lassen.
Meine Angst davor, mit risikoträchtigeren Anlagen zu experimentieren, wenn es einmal im Depot angekommen ist, ist aber vorhanden. Ich sehe für mich zur Zeit wenig Gefahr darin, das Geld wirklich zu "verzocken", d.h. irgendwie mit Hebeln, Derivaten o.ä. herumzuspielen. Aber die gedankliche Verlockung, einen Teil in Einzelaktien zu investieren, die mehr Rendite abwerfen können (aber auch höhere Verluste einfahren), ist schon da. Zu sehen, wie sich der Aktienkurs von Nvdia alleine in der letzten Woche, dem letzten Monat und erst recht im letzten Jahr entwickelt hat, macht mich wahnsinnig, weil ich diesen Gewinn nicht mitgenommen habe, sondern mein Geld für im Verhältnis lausige % auf dem Tagesgeld gebunkert habe. Aber wäre ich vor einem Jahr wirklich so wahnsinnig gewesen, einen nennenswerten Anteil meines bescheidenen Ersparten in eine Einzelaktie wie Nvdia zu stecken? Wahrscheinlich nicht. Wahrscheinlich wäre mir das Risiko und letztendlich meine "Vernunft" zu groß gewesen. Bzw. war es ja de facto so, sonst hätte ich es ja letztes Jahr machen können.
Mir ist bewusst, dass ich - vor allem für meine derzeitigen Verhältnisse - viel zu fokussiert bin auf Geld und Finanzen. Olli schrieb in einem anderen Thread von der Fokussierungsillusion, dass man mit einem dicke(re)n Bankkonto glaubt, dann endlich glücklich(er) zu sein. Der Gedanke, finanziell frei zu sein, mir jetzt alles leisten zu können, was ich gerne hätte, wirkt so unglaublich anziehend auf mich, obwohl es mir finanziell nicht schlecht geht, sondern besser als je zuvor in meinem Leben, vor allem was die Stabilität und Zukunftsperspektive anbelangt. Was will ich mehr?
Die Antwort ist: Geld und zwar jetzt bzw. zeitnah und nicht erst in 10-15 Jahren, wenn es mir nichts mehr nutzt bzw. nicht mehr so viel wie jetzt, weil ich es dann wahrscheinlich nur noch alleine konsumieren kann. Und trotzdem ist der Gedanke dämlich, denn jetzt geht es mir/uns finanziell doch eigentlich schon gut "genug", gemessen an früheren Zeiten. Seufz.
niemehrzocken21:
Wenn dich der Gedanke, dass du Gewinn xy nicht mitgenommen hast wahnsinnig macht, dann halte ich das, was du vor hast bzw. machst für sehr gefährlich.
Du betonst mehrfach, dass doch eigentlich alles gut ist, und trotzdem fokussiert du dich auf die große Rendite. Was fehlt dir? Am Ende ist das dann doch wieder zocken.
Bleibe dann doch zu deinem Schutz lieber beim Tagesgeld oder nutze wenn überhaupt nur Anlageformen, bei welchen du selbst nicht die Finger im Spiel hast. Zum Beispiel aktiv geführte Fonds. Nur ein Beispiel und ganz klar keine Anlageempfehlung!!
Alles Gute dir und pass auf dich auf!
Piano:
Danke für deine Reaktion.
Zum aktuellen Stand kann ich berichten, ich habe den Schritt gewagt und einen Teil meines Geldes investiert, der größte liegt weiterhin auf dem Tagesgeld, der nächstgrößere in ETFs (World/Emerging, also stinklangweilig) und ein kleinerer in Aktien. Für mich zuerst sehr nervig, aber langfristig ganz gut ist, dass mein Broker keine Sofortüberweisungen annimmt, d.h. es dauert 2 Werktage, bis das überwiesene Geld wirklich im Depot landet und angelegt werden kann. Das dürfte mich gut vor impulsiven Handlungen schützen. Bislang habe ich keinen Drang danach, mit dem Geld wirklich zu "zocken", von dem Investment in die Unternehmensaktie mal abgesehen, aber auch das war eine gut überlegte Entscheidung, bei der ich das Risiko in Kauf nehme.
In den letzten Tagen habe ich schon recht häufig meinen Portfoliowert gecheckt, aber ich nehme an, dass das noch unter anfängliche Neugierde fällt und zumindest die Häufigkeit abnehmen wird.
Gestern habe ich außerdem einen Lottoschein ausgefüllt und eben erst daran gedacht, die Zahlen zu checken, d.h. die Aufregung hielt sich auch diesmal in Grenzen und die Ernüchterung, dass es natürlich wieder keinen Gewinn gibt, auch. Tatsächlich finde ich es gerade etwas schade ums verpulverte Geld, weil ich das besser ins Depot oder etwas Schönes hätte investieren können. Ich hoffe, die Einsicht hält jetzt eine Weile an und mich erstmal davon ab, noch mehr Geld in Lotto zu versenken.
"Was fehlt dir?"
Oft fehlt mir Zufriedenheit, mit dem was ich habe, was ich bin und mir leisten kann bzw. wovon ich glaube, dass ich es mir leisten kann. Tatsächlich fällt es mir, persönlichkeitsbedingt und wahrscheinlich stark zurückzuführen auf meine Biographie (Kindheit/Jugend), echt nicht gerade leicht, mir etwas zu gönnen. Spontankäufe sind sehr selten, ich kalkuliere Anschaffungen lange im Voraus ein, vom Wunsch bis zum tatsächlichen Kauf vergehen so gerne mal 2, 3, 4 oder 5 Jahre - und das nicht, weil ich das Geld nicht zur Verfügung hätte und gemeint sind auch nicht (nur) die ganz großen Anschaffungen wie ein Auto. Und auch hierbei muss ich feststellen, egal wie lange und wohlüberlegt die Dinge sind, die ich mir wünsche und irgendwann tatsächlich kaufe und mit den Gegenständen dann auch fast immer sehr zufrieden bin - eine innere Leere füllen die natürlich auch nicht.
Es ist echt ein Gefühl von: Ich könnte zufrieden sein, bin es aber nicht und etwas in mir glaubt noch daran, dass ich es mit mehr Geld wäre. Ein Teil von mir ist dankbar, für die Lebenssituation, in der ich jetzt bin und die ich mir erarbeitet habe und ein anderer Teil findet es total ungerecht, dass mir finanziell nichts in die Wiege gelegt wurde und wird und ich es mit "normaler" Arbeit wahrscheinlich immer nur zu einem sehr bescheidenen Wohlstand bringen werde, bei dem ich über die großen Sprünge wie eine Immobilie gar nicht nachdenken brauche.
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