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Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
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100 000 € verloren !!!!! Von 0 auf 100 und wieder zurück in 50 Minuten

  • 7 Antworten
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Hallo zusammen,
heute möchte ich euch meine Geschichte erzählen.

Der Fokus liegt dabei auf den vergangenen 2,5 Wochen, die für mich ein unglaublicher Rollercoaster zwischen Genie und Wahnsinn waren und mit meinen einem großen Knall endeten. Kurz zu meiner Person, bin 28 Jahre alt und komme aus Österreich.

Meine Gesamtverluste aus den vergangenen Jahren in Höhe von 50 000 € konnte ich 2024 auf 11 000 € reduzieren, durch Wetteinsätze stiegen diese wieder auf knapp 20 000 € an.

Statt kluge Investitionen zu tätigen, bin ich gleich zu Beginn (2017) meiner unrühmlichen Karriere auf die Wettscheine gelangt, da diese mir die erhofften (positiven) Emotionen verschaffte, welche mir durch Depressionen vollständig verloren gegangen waren.

Finanziell kann ich es mir „leisten“. Ich spiele konsequent nur mit dem Geld, welches ich habe, konnte über 90 % meines Gehalts, das ich in den letzten 9 Jahren verdient habe, sparen. Wenn ich nach maximal  2-3 exzessiven Wochen (länger am Stück könnte ich gar nicht Wetten, da die emotionale  Anspannung durch meine hohen Einsätze irgendwann zu viel wird)  des Wettens  durch z.B. Verluste die „Faxen dicke habe“ folgt eine längere Wettpause, die häufig mindestens zwischen 6 Monaten und einem Jahr andauert, da ich  dann vom Wetten angewidert bin und mir das verlorene Budget durch Arbeit wieder zurückholen „muss“ (Langzeitwetten laufen im Hintergrund weiter).

Nun kommen wir zum Hauptteil meiner Geschichte, die am 12. Oktober begann und mit dem gefühlt bisher größten Fehler meines Lebens am Montag katastrophal endete.

Wie mein Name es schon vermuten lässt, spiele ich immer mit sehr hohen Einsätzen. Dieses Mal lag mein Standardeinsatz bei 5000 € pro Wette/Black Jack Hand.   Die ersten 3 Einzahlungen, welche ich am ersten Tag getätigt hatte, lagen bei 10 Tausend €.  Diese waren bereits am Abend des 12. Oktober verloren.
Nach einer 2 tätigen Wettpause, ging es so richtig los, es folgte meine letzte Einzahlung in Höhe von 5000 €.  Die erste (All in 2er Kombiwette) ging mit sehr viel Glück auf ( Der Gegner hatte 2 Mätchbälle), das zweite Spiel ging glasklar durch, somit waren die Verluste ausglichen und nicht nur das , mein Kontostand zeigte 16100 € an, das Plus war da und an ein Aufhören nicht zu denken.

Es folgte eine unglaubliche Glückssträhne, es gingen lediglich 3 Wetten verloren (Einsatz 5-6 k pro Wette), die Verluste aus diesen 3 Wetten wurden durch z.B.  Black Jack Gewinne noch am selben Tag ausgeglichen und zumeist in ein Plus umgewandelt. Der vergangene Donnerstag sollte der Tag meiner „letzten Wette“ werden. Ich gab die Wette auf, Freitag, kurz vor Mitternacht, war die Wette gewonnen. Wieder 9 k mehr auf dem Wettkonto, Gesamtstand 61 k. Ich wollte mir alles auszahlen lassen, hierfür musste jedoch erst die Verifizierung abgeschlossen werden. Da unter anderem auch eine Verbrauchsrechnung (Strom, Gas, oder Versicherungspolizze) notwendig gewesen wäre, hätte ich meinen Vater darüber informieren müssen, da mir keine Versicherungspolizze auf meinen Namen vorliegt und Strom sowie Gas von ihm beglichen werden. Dazu ist es nicht gekommen, weil ich vermutlich noch nicht bereit zum Aufhören war.

Am Samstag stand das El Classico an, es ging verloren, somit ist meine Langzeitwette in Gefahr, die bei einem anderen Anbieter abgeschlossen wurde. Ein Triggerpunkt, der mich veranlasste, weiterzuspielen.  Ich hatte eine 5er Kombi abgegeben, welche bis gestern gelaufen wäre.  Danach ging es ins Casino, durch u.a. Black Jack stand am Ende des Wochenendes ein weiterer Gewinn in Höhe von knapp 30 k = Gesamtkontostand 89 k. Am Montag Nachmittag ging es wieder ins Casino, schnell 3-4 Hände gespielt, 7,5 k gewonnen = 96 k Stand + offene Wette mit Caschoutoption in Höhe von 7200 €.

Ich wollte die Wette laufen lassen, den magischen Stand von 100 000 € ohne Cashout am Montagabend erreichen und danach auszahlen lassen.  Dazu wäre eine gewonnene BJ Hand mit meinen Standardeinsatz in Höhe von 5 k notwendig gewesen. Dazu kam es aber nicht, die Summe von 100 000 € wurde nie erreicht.

Es passierte das Unfassbare, unfassbare, ich verlor einige Hände und nicht nur das, ich habe meinen gesamten Wettkontostand verspielt und die astronomische Summe in Höhe von !103200 €! Innerhalb von 50 Minuten verloren!!! Die Sucht hat gesiegt und die Gier war zu groß!

Ich bin komplett am Boden zerstört, auch wenn sich der eingesetzte, tatsächlich verlorene Betrag „lediglich“ auf 15 000 € beläuft, sind natürlich ausschließlich die verlorenen 100 000 € präsent.
Wetten werde ich nun mindestens in den kommenden 5 Jahren nicht mehr, das ist auch ganz ohne Selbstsperre möglich, da ich angewidert bin. Nach Ablauf der  5 Jahre werde ich wahrscheinlich gar keine Lust mehr darauf haben. Somit ist das Kapitel für mich beendet.

Ich bitte euch um Feedback und um Hilfe, konkret geht es mir um die folgenden Fragen :
Wie kann ich die mentale Belastung minimieren, die 100 k € in den nächsten Wochen/Monaten ausblenden und mir bewusst machen, dass sich mein  Verlust auf 15 k € beläuft?
Wie kann ich mich am Besten ablenken? Bitte um Tipps/Tools zur Bewältigung. Nächste Woche habe ich blöderweise auch Urlaub und viel Zeit zum Nachdenken (Sport ist nur bedingt möglich).

Vielen Dank und Liebe Grüße


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Offline Olli

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Hallo und willkommen!

Wenn Du Dich ablenken willst, dann zähle mal alle k´s, die Du in Deinem Beitrag als Währung benutzt hast. Und: Nein, ich nehme Dich nicht auf den Arm!

Was sagt die Zahl, die dabei heraus kommt, über Dich aus?

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline Rubbel

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**räuser** zu diesem kleinen Einschub der Rechtfertigung:

Zitat
Da unter anderem auch eine Verbrauchsrechnung (Strom, Gas, oder Versicherungspolizze) notwendig gewesen wäre, hätte ich meinen Vater darüber informieren müssen, da mir keine Versicherungspolizze auf meinen Namen vorliegt und Strom sowie Gas von ihm beglichen werden. Dazu ist es nicht gekommen, weil ich vermutlich noch nicht bereit zum Aufhören war.

DAS ist echt'n Ding :)
Du bist in den 20ern, lebst scheinbar bei Deinem Vater, spielst um Geld in bis zu 6-stelliger Höhe und lässt Deinen Vater Fixkosten bezahlen.
Das klingt sehr danach, dass Du sehr verwöhnt bist. Kann das sein??
Ganz davon abgesehen, dass unweigerlich die Frage aufkommt, was sonst noch Dein Leben ausmacht, was Dir wichtig ist im Leben, außer ohne Anstrengung viel Kohle zu machen, kann ein Gewinn-Ziel beim süchtigen Glücksspiel sowieso nur direkt ins Verderben führen.

Sei froh über dieses Erlebnis! Besser hätte es nicht kommen können. Nur so, nach so einem Erlebnis, wirst Du die Chance haben, Dich mit Deiner Suchterkrankung ehrlich und mit ganzem MENTALEN Einsatz auseinander zu setzen und Dich hoffentlich davon zu lösen.
Also: Deine Frage sollte nicht mehr allzu lange lauten:
Zitat
Wie kann ich die mentale Belastung minimieren, die 100 k € in den nächsten Wochen/Monaten ausblenden und mir bewusst machen, dass sich mein  Verlust auf 15 k € beläuft?
Wie kann ich mich am Besten ablenken?
... sondern eher: Wie kann ich mich von diesen nur um Geld kreisenden Gedanken lösen und ein selbstbestimmtes, verantwortungsvolles Leben mit Freude und Freunden und schönen Erlebnissen lernen ...
Außerdem könntest Du Dir diese Kosten mit Deinem Vater teilen und ihn auch mal zum Essen oder ins Kino oder so einladen. Dieser viel ältere Mensch hat sich schon sehr lange um Dich gekümmert, oder?

Gruß, R
--Meist ist Geist geil--

Danke für eure schnellen Antworten
Zitat
DAS ist echt'n Ding :)
Du bist in den 20ern, lebst scheinbar bei Deinem Vater, spielst um Geld in bis zu 6-stelliger Höhe und lässt Deinen Vater Fixkosten bezahlen.
Das klingt sehr danach, dass Du sehr verwöhnt bist. Kann das sein??
Ganz davon abgesehen, dass unweigerlich die Frage aufkommt, was sonst noch Dein Leben ausmacht, was Dir wichtig ist im Leben, außer ohne Anstrengung viel Kohle zu machen, kann ein Gewinn-Ziel beim süchtigen Glücksspiel sowieso nur direkt ins Verderben führen.

Ich lebe mit meiner gesamten Familie in einem Haus, meine Mutter bekommt das gesamte Pflegegeld von mir , welches ich aufgrund meiner Behinderung erhalte, das soll jetzt nicht das Hauptthema sein, aber es ist ein Grund, weshalb ich noch zuhause lebe und auch der Grund, weshalb ich mir eine "Investitionsmöglichkeit"(die meine mentalen Baustellen in den Hintergrund rücken lässt) ohne Anstrengung  gesucht habe.  Weiters werde ich den Ausbau meines Bruder finanziell unterstützen. Bin ein sehr genügsamer Mensch, ganz ohne Ansprüche an die Menschen um mich herum. Häufig auch zu entspannt, statt verwöhnt würde eher zeitweise bequem zutreffen.

In allen anderen Punkten stimme ich dir fast vollumfänglich zu. Die Sucht ist nicht mein ursprüngliches Hauptproblem, sie war Mittel zum Zweck. Dennoch ist sie nach diesen Vorkommnissen zu einem Problem geworden, das mich in den kommenden Monaten unweigerlich begleiten und beschäftigen wird.

Zitat
Wie kann ich mich von diesen nur um Geld kreisenden Gedanken lösen und ein selbstbestimmtes, verantwortungsvolles Leben mit Freude und Freunden und schönen Erlebnissen lernen ...
Außerdem könntest Du Dir diese Kosten mit Deinem Vater teilen und ihn auch mal zum Essen oder ins Kino oder so einladen. Dieser viel ältere Mensch hat sich schon sehr lange um Dich gekümmert, oder?

Wohlwissend, dass fast alles andere wichtiger ist als Geld, die Kohle ziemlich unwichtig ist, drehten sich meine Gedanken in den letzten Monaten häufig darum. Es wird meine Aufgabe sein, mich mit dieser Frage auseinander zu setzen und die für mich passende Antwort zu finden. Ja, für meinen Vater bzw. meine Familie ist mindestens eine Essenseinladung drin, die haben sich ein 5 Gänge Menü verdient :)


Wow, da erkenne ich mich gleich wieder. Auch wenn der Kontostand nicht ganz so hoch war wie bei dir.
Unser Problem ist denke ich die Gier, denn mir geht es ähnlich wie dir, ich verspiele maximal die Summe die ich mir erlauben kann, nehme auch oft Gewinne mit. Aber da gibt es leider die Tage an denen die Gier und der Kontrollverlust zuschlagen und große Teile der Gewinne bis hin zu "eigenem Geld" zunichte machen.
Wenn wir das nicht in den Griff bekommen, sollten wir es wohl bleiben lassen

Wenn diese 50 Min. Verlustspirale dein Leben dahingehend verändern, das du forthin dem Spiel entsagst, dann ist es richtig gut für dich gelaufen.
Dann wirst du bald froh sein, das es so kam. Denn solche "Erfahrungen" hättest du in einer langen Spielerkarriere zuhauf gemacht.
Wir alle haben solche Situationen erlebt, der eine mehr und der andere weniger. Nicht wenige haben Haus und Hof verspielt.
Sehe das gewonnene Geld als Kredit vom Wettanbieter an, den du sofort wieder zurückgezahlt hast.

Gruß
Wolfgang
"Nur wer weiß, woher er kommt, weiß, wohin er geht"
(Theodor Heuss)

Super getroffen Wolfgang!
Dein letzter Satz ist zu 100 Prozent anwendbar.
Ähnlich wie Kredit aufgenommen, Erbschaft erhalten und Kredit gleich wieder abgelöst.
Eigentlich egal wie und woher, so muss es in die Denke rein!
Ich bin kein Anwalt sondern gebe nur meine eigene Meinung wieder

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Offline andreasg

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Hallo Hihgroller,

Herzlich Willkommen hier im Forum. Die Gute, aber scheinbar die schlechteste Nachricht von mir: Du wirst nicht ein paar Monate brauchen, das dauert etwas länger - aber immer Einen Tag zur Zeit"

Sich in eines Euphorie hinein zu spieln, ok. - ich könnte das nicht mehr ohne Zsammenbruch, denn nach der Extase, dem Rausch kommt der Rückstoß, ein gewaltiger Nachenschlag auf das Gemüt.
Ich weiß, wie sich Depressionen anfühlen, ich kenne das, wenn die Achterbahn im Kopf den Turbo startet, und ferner die Erschöpfung den Atem raubt.
Bei Deinen Indekationen sehe ich wohl, daß Fachärztliche Hilfe angesagt ist, wenn das von mir überzogen klingt, dann frage bitte oben rechts via Hilfebutton nach, welcher Weg für Dich gangbar ist.

Ich schliße mich aber dem hier Geschriebenen an, und meine freundliche Empfehlung für eine konstuktive Tagesstruktur: nach Restaurantseiten googeln, , einene Menuevorstellungen mit denen Deines Vaters und  Angehörigen abstimmen, den Transport zum Lokal bestellen, und den dort genossenen Abend sich zu Herzen nehmen. Dann wirst Du wieder einfach genießbar und findest Frieden und Ruh.

schöne 24 Stunden
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

 

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