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Das Glücksspielsystem: Ein tiefer Blick in ein zerstörerisches System
andreasg:
Hallo Edhardy,
ich freue mich gerade über den Austausch hier. Ja, auch ich habe eine Freundin die sich in einem Verein engagiert, der sich mit den Auswirkungen der Spielsucht beschäftigt. Btte entschuldige, ich kenne diesen Verein nicht bei Namen.
Wichtiger ist, daß sie sich für Menschen engagiert, die den aufrichtigen Wunsch haben, mit dem Spielen aufzuhören, und allein durch ihr Dabeisein spielfrei geworden ist.
Persönlich kann ich mich nicht in einem Verein engagieren. Wenn ich an Vereinsstrukturen denke, kommt mir der Teilsatz "..Antrag zur Geschäftsordnung..." in den Sinn, und so etwas belastet meine Nerven, und schürt die Aggessivität. Im Herzen bin ich lieber "der Schlüsselknecht" der sich um den Ablauf von Treffen, um Begrüßung und um ein offenes Ohr für die Betroffenen kümmert. Das ist das, was mich vom Glücksspiel ferngehalten hat. Die Vergangenheit wird gegenwärtig, in der Erinnerung daran, wie mühselig und wie stark verbindlich es war, sich gegenseitig aus dem Morast der Spielsucht zu befreien.
Auch wenn die Selbsthilfe nur ein kleines Rädchen im Getriebe ist, nein, sie kann die Spielsucht nicht stoppen, aber sie vermittelt eine Hoffnung, die Vision wieder in das Leben zurückfinden zu können.
Was nützt mir alles aufgesetztes Wissen über eine Errungenschaft der Menscheit, die die Destruktivität steuert, wenn der Takt des Lebens in der Brust schlägt.
Heute ruft keiner mehr über die Straße rüber: "Hallo Zocker"!, wenn er mich sieht, keine Zivilbeamten der Polizei kontrollieren mich in einer Spielstätte, ich habe das Recht, frei zu sein und zu leben.
Einen Tag zur Zeit.
Andreas
Edhardy:
Ich schätze es wirklich sehr, wie engagiert ihr euch für die Unterstützung von Menschen einsetzt, die den schweren Weg aus der Spielsucht gehen. Es ist beeindruckend, mit welcher Empathie und welchem Engagement ihr Betroffene begleitet. Diese Arbeit ist wertvoll und verdient großen Respekt und Anerkennung.
Gleichzeitig möchte ich betonen, dass meine Absicht nicht darin besteht, die Bedeutung von Selbsthilfe oder individueller Verantwortung infrage zu stellen. Diese haben unbestreitbar einen wichtigen Platz in der Unterstützung Betroffener. Mein Fokus liegt jedoch auf einer anderen Ebene, die hier im Forum offenbar weniger Beachtung findet: den systemischen Ursachen, die viele Menschen erst in die Sucht treiben.
Es sind die Strukturen, die von Großkonzernen und staatlichen Institutionen geschaffen und aktiv unterstützt werden. Diese Mechanismen sind darauf ausgelegt, Menschen gezielt in die Abhängigkeit zu bringen, ihre Schwächen auszunutzen und ihnen letztlich ihre Lebensgrundlage zu entziehen. Diese systemischen Ursachen sehe ich als das eigentliche Problem – und sie verdienen mehr Aufmerksamkeit als die Schuldfrage bei den Betroffenen selbst.
Leider entsteht bei mir manchmal der Eindruck, dass das System selbst auch hier in Teilen mitwirkt. Es scheint, als stünde nicht die Verantwortung der Großkonzerne und staatlichen Institutionen im Vordergrund, sondern die Kontrolle über diejenigen, die diesem System zum Opfer gefallen sind. Die Betroffenen, die durch psychologische Tricks und gezielte Manipulation in die Sucht getrieben wurden, werden zu oft auf ihre individuelle Verantwortung reduziert. Aber haben diese Menschen nicht auch ein Recht darauf, dass über die Strukturen gesprochen wird, die sie in diese Lage gebracht haben?
Ich respektiere die Arbeit, die in diesem Forum geleistet wird, sehr. Doch es wäre wünschenswert, dass auch die Rolle der Verursacher mehr in den Fokus rückt – sei es durch die Konzerne, die an der Sucht der Menschen verdienen, oder die staatlichen Institutionen, die diese Praktiken dulden oder fördern. Es ist bekannt, dass erhebliche Gelder aus der Glücksspielindustrie fließen, sei es an den Staat in Form von Steuern oder an Organisationen, die sich der Hilfe für Betroffene widmen. Solche Verstrickungen machen es schwer, die Unabhängigkeit und die Neutralität vieler Strukturen vollständig zu beurteilen.
Betroffene haben nicht nur ein Recht auf Unterstützung, sondern auch darauf, dass man ihnen erklärt, wer sie in diese Lage gebracht hat. Die strukturellen Verursacher müssen benannt und zur Verantwortung gezogen werden, damit langfristig verhindert wird, dass weitere Menschen in eine solche Abhängigkeit geraten.
Ich hoffe, dass mein Anliegen nicht falsch verstanden wird. Ich respektiere die wertvolle Arbeit, die hier geleistet wird, und erkenne ihre Bedeutung an. Doch für eine nachhaltige Veränderung müssen wir auch die größeren Zusammenhänge betrachten und die Verantwortlichen klar benennen.
Wolke 7:
Moin,
du kannst die Glücksspielindustrie nicht stoppen ,aber du kannst die Menschen aufklären ,bevor sie mit Spielautomaten in Kontakt kommen. So hälst du vielleicht viele davon ab ,da überhaupt einmal Geld rein zu werfen.
Wenn du selber einen Verein gründest,könntest du in Schulen schon Aufklärung betreiben.
Auch wenn wir hier über Gauselmann und Co reden ,über Zigaretten oder über die Legalität von Cannabis. .....es ändert sich nichts.
Arbeite an deiner Spielfreiheit und helfe deinen süchtigen Freunden.
Es gibt am letzten Mittwoch im September immer einen Aktionstag gegen das Glücksspiel. Dann stehen Vereine mit Ständen und Flyern auf der Straße und sprechen Passanten auf der Straße an und klären auf.
So kannst du im Kleinen was bewirken und der Radius kann so immer größer werden.
Die großen Vereine, die Olaf zum Beispiel schon genannt hat, die können größeres Bewirken und mit Unterstützung nehmen sie mehr Einfluss auf neue Gesetze, die die Glücksspielindustrie in gewissen Grenzen hält.
Aus dir spricht momentan die Wut und Enttäuschung über deinen Rückfall und dass du keine Kneipe findest, dich mit Freunden zu treffen, wo es keine Automaten gibt . Und wenn deine Freunde auch alle zocken ,dann werde mit ihnen zusammen spielfrei. Geht zusammen zur Suchtberatung, zur SHG .....wenn deine Freunde oder Bekannte allerdings selber Kneipen und Glücksspielautomaten besitzen ,womit sie ihr Geld verdienen, wirst du sie nicht überzeugen können, diese zu entfernen.
Trenn dich von ihnen ,werde spielfrei und dann engagiere dich gegen die Glücksspielindustrie oder werde in einer Partei politisch aktiv,die eh gegen das Glücksspiel ist.
Das diskutieren hier bringt nichts.....du musst selbst aktiv werden.....um spielfrei zu werden und um dem System, wie du sagst ,Paroli zu bieten.
LG Wolke
Edhardy:
Die Unterstützung, die hier im Forum angeboten wird, ist wichtig, und ich schätze den Raum, den es bietet, um sich auszutauschen und zu helfen.
Aber ich möchte noch einmal betonen, dass es mir in meinem Anliegen nicht nur um die individuelle Verantwortung geht. Natürlich ist es wichtig, dass jeder Einzelne an seiner eigenen Spielfreiheit arbeitet, und Aufklärung ist ein wertvoller Schritt, um Menschen vor den Gefahren des Glücksspiels zu schützen. Aber das Problem ist größer als der Einzelne. Es geht um das System, das von der Glücksspielindustrie betrieben wird und Millionen von Menschen in die Sucht treibt. Dieses System kann nicht durch persönliche Verantwortung allein gelöst werden, sondern muss infrage gestellt werden.
Ich spreche aus eigener Erfahrung. Ich habe selbst Wettbüros betrieben und war tief in den Strukturen dieser Branche verwickelt. Ich kenne die manipulativen Techniken und psychologischen Tricks, mit denen die Konzerne Menschen in die Sucht treiben. Die Automaten füllen sich immer wieder mit Geld, und die Profiteure sind diejenigen, die auf dem Leid der Menschen aufbauen. Die Banken freuen sich über das frische Geld, das die Glücksspielbranche ihnen bringt – das Geld der Suchtkranken. Ich kenne das System, und ich könnte jederzeit wieder einsteigen, weil ich die Netzwerke gut kenne.
Aber ich habe das Elend dieser Industrie erkannt und mich bewusst entschieden, aus diesem Kreislauf auszutreten. Das Problem liegt nicht bei den Betroffenen, sondern bei den Großkonzernen und den Institutionen, die diese Branche unterstützen und legalisieren. Diese Strukturen sind es, die die Sucht aufrechterhalten und von ihr profitieren. Die wahre Arbeit muss an dieser Stelle ansetzen, nicht beim einzelnen Betroffenen.
In diesem Forum wird oft über den kleinen Rahmen gesprochen – über das, was Einzelpersonen tun können, um zu helfen und sich selbst zu befreien. Aber wir dürfen den größeren Kontext nicht aus den Augen verlieren. Es geht darum, die Strukturen der Glücksspielindustrie infrage zu stellen. Solange die großen Unternehmen wie G…….und Co. weiterhin manipulative Techniken anwenden können, um Menschen in die Sucht zu treiben, und der Staat gleichzeitig durch Glücksspielsteuern profitiert, wird sich langfristig nichts ändern.
Es geht nicht nur darum, wie viele Menschen spielfrei werden können, sondern darum, wie wir das gesamte System hinterfragen können. Die wahren Verantwortlichen sitzen nicht hier im Forum, sondern in den Büros der großen Glücksspielkonzerne und der Institutionen, die diese Industrie aufrechterhalten. Wir müssen endlich begreifen, dass die wahren Ursachen für dieses Elend nicht die Betroffenen sind, sondern das System, das diese Sucht überhaupt erst möglich macht.
Ich möchte nicht immer wieder hören, wie ich mich selbst helfen soll. Ich habe mein Limit, und ich bin mir meiner Verantwortung bewusst. Aber es geht auch darum, zu hinterfragen, wie Menschen in diese Sucht hineingezogen werden. Wie können Automatenaufsteller, die früher Tellerwäscher waren, heute Multimillionäre werden? Und von wessen Geldern? Es ist das Geld der Suchtkranken, das diese Leute bereichert.
Wir müssen das System ansprechen, das diese Sucht anheizt. Wenn wir weiterhin nur über individuelle Lösungen sprechen, ohne die strukturellen Ursachen zu hinterfragen, wird sich langfristig nichts ändern. Ich hoffe, meine Worte sind verständlich und regen einen Diskurs darüber an, wie wir wirklich etwas verändern können.
Ich erwarte keine weiteren „predigerhaften“ Ratschläge. Es geht darum, das System zu bekämpfen, das diese Sucht am Leben erhält, und nicht nur die Symptome zu behandeln. Wir müssen den Mut haben, uns mit den wahren Ursachen auseinanderzusetzen, damit sich langfristig etwas verändert.
Wolke 7:
Die Menschen aufzuklären ,bevor sie in eine solche Suchtmühle geraten ,find ich schon mal einen super Ansatz und das Alter von 18 auf 21 zu setzen : Spielcasinos,Rauchen,Wettbüros und Cannabis .
Wenn du selber mehrere Wettbüros betrieben hast, dann hast du ja Kontakte ,nutze sie um mehr davon zu überzeugen, diese zu schließen oder um in den Wettbüros für mehr Aufklärung zu sorgen.
Ich kann im kleinen aktiv sein und das bin ich und werde es weiter tun.
Und da viele Forumsmitglieder im Kleinen aktiv sind ,bewirkt das schon sehr viel. Ich rede nicht nur von diesem Forum,denn viele sind im privaten Bereich aktiv. Helfen bei SHGs ,leiten sie teilweise sogar . Manche sind bei Hilfsorganisationen ehrenamtlich unterwegs ,helfen dort Kindern bei den Hausaufgaben ,die dort betreut werden, deren Eltern teilweise süchtig sind oder co abhängig. Einige gehen zu dem jährlichen Tag der Spielsucht und klären Menschen auf der Straße auf. Andere gehen auf Spielsucht Veranstaltungen, z b von Fags und bereichern dort die Diskussionsrunden mit ihren Ideen.
Wenn du hier eine Diskussion möchtest, dann eröffne diese doch mal . Fang an mit deinen Ideen ,was willst du genau und wie im System ändern? Die Glücksspielindustrie wirst du nie stoppen können ,du kannst sie nur langsamer und unattraktiver machen bzw sie könnte ja Spaß machen ,aber finanziell nicht bedrohlich sein. Am Flipperautomaten zu spielen macht auch Spaß, macht mich aber nicht pleite. Ebenso beim Dart oder Billiardspielen.
Aber wie gesagt,willst du hier eine Diskussion, dann fang an damit und wiederhole dich nicht immer damit ,was du hier gut findest und was du abrr eigentlich möchtest. Starte einfach eine Diskussion, vielleicht steigen andere mit ein.
Wie du dann mit einem Ergebnis das System ändern kannst ,weiss ich nicht ,aber ich wünsche dir viel Glück.
LG Wolke
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