Hallo liebes Tagebuch und auch Mitleser,
heute geht mal wieder ein schöner Tag vorbei, ohne das ich um Geld gespielt habe.
Seit bald 5 Monaten bin ich aus der Klinik und "auf mich gestellt" und immer noch spielfrei und trocken.
Nicht mehr lange und dann ist es bald 1 Jahr her, seitdem ich das letzte Mal gezockt und getrunken habe.
Die letzte Zeit, hat mich wachsamer werden lassen. Ich hatte das erste Mal seit Langen so richtigen Suchtdruck wie aus dem Bilderbuch.
Das ist nun jetzt schon etwas über 2 Wochen her - mich hat es eines Abends gepackt und mein blödes Sucht Gedächtnis hat mir einen ziemlichen Streich gespielt...
Ich hatte so Bock zu zocken, bin dann Möglichkeiten durchgegangen, wie ich zocken könnte, genug Hürden habe ich ja eingebaut (kein Online Banking, Gamban, OASIS. etc.)
Am nächsten Morgen habe ich mich noch künstlich wieder in den Tunnel getriggert, durch Youtube Videos von Automaten Spiel.
Genug Geld durch meine Nebentätigkeit hatte ich da, über 1000€ bar, es hätte keiner mitbekommen, außer ich Selbst!
-> zur kurzen Erklärung: Jemand Vertrautes hat immer noch Zugriff auf mein Konto, mit dem auch mein Spardepot verknüpft ist.
Ich fühle mich so sicherer, habe ganz normal meine EC Karte ohne Limit aber jeder Gehaltseingang wird immer sofort aufgeteilt in: Sparrate, Rücklagen, Miete, Verfügungsrahmen für Essen/Kleidung usw.
Aber ich habe es nicht getan - ich war dann stattdessen lecker Essen mit 2 Stücken Torten zum Nachtisch und habe mir ein schönes teures Tshirt im Laden gekauft.
Zuhause angekommen musste ich erst weinen und dann wenig später habe ich nur noch gegrinst.
Wie bescheuert ich doch bin, alles einreißen zu wollen, obwohl es so gut läuft wie noch nie.
Klar, ich habe auch Dinge, die mir fehlen (Freunde, Freundin), aber im Vergleich zu früher geht es mir viel besser ohne die vielen Sorgen eines Spielers.
Ich bin dankbar, dass ich stark genug war und habe auch reflektieren können, warum es überhaupt soweit gekommen ist. Meine Vertrauensperson, die auch ein Auge auf die Finanzen hat, weiß von der wackligen Situation.
Es gibt im Moment einige fundamentalen Dinge, die sich geändert haben - ich habe meinen Job gekündigt wegen einer Auseinandersetzung mit einem Vorgesetzten und weil mir der Umgang dort nicht mehr gut tat, ich war zudem durch Krankheit und einen Urlaub bei meinen Eltern nun mehrere Male nicht in meiner Nachsorge Gruppe und weiß noch nicht, wie es beruflich weiter geht.
Aber das tolle ist: ich habe keinen akuten finanziellen Druck, keine Schulden, ich kann die nächste Zeit dank vertretbarer Fixkosten theoretisch auch ohne einen Job überbrücken.
Meine Tage sind trotzdem gut gefüllt, ich habe schon ein paar Stammkunden - so kommt immer etwas Taschengeld rein. Meine Theorie Prüfung (Führerschein) ist bestanden, ich habe nächste Woche meinen nächste Fahrstunde.
Mit abstinenten Freunden aus der Reha schreibe ich täglich, Ende des Monats treffe ich mich auch mit Jemanden.
Kraftsport habe ich endlich wieder angefangen, seit dem ich aus der Reha kam, habe ich das nicht mehr geschafft neben der Arbeit. Man könnte meinen, ich habe mich an 2. Stelle platziert.
Nächste Woche habe ich einen Termin beim Arbeitsamt - da bin ich schon gespant drauf, vielleicht gibt es ja beruflich auch neue Wege die sich anbahnen. Zur Gruppe gehe ich dann auch endlich wieder.
Wenn es weiterhin so bleibt, steht auch meiner ersten richtigen Reise seit Langem im Januar nichts mehr im Wege: Ich habe mir irgendwie in den Kopf gesetzt, mal Thailand zu bereisen, vielleicht für 3 Wochen lang.
Ich habe so viel geträumt (früher nach "Gewinnen" - die sowieso wieder in Kürzester Zeit verzockt wurden; heute habe ich gelernt, dass harte Arbeit und Sparsamkeit der echte Weg zum Erfolg ist - es dauert nur länger - der Gewinn ist aber dafür garantiert), nun bin ich endlich in der Lage so etwas auch Mal in die Tat umzusetzen - Ende des Monat habe ich einen Termin für die Beantragung eines Reisepasses im Bürgerbüro

Insofern: immer weiter, stetig und manchmal etwas langsamer bergauf.
Euch eine schöne Woche