Unterstützen Sie unsere Arbeit Jetzt spenden!
Hallo Gast
Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
» Mittwochsgruppe    |    » Samstagsgruppe
     

Fragen

  • 4 Antworten
  • 5132 Aufrufe
Fragen
« am: 04 Januar 2025, 12:59:02 »
Hallo zusammen,

ich habe mir schon als Angehörige viel durchgelesen und recherchiert allerdings habe ich mal paar Fragen an Angehörige und welche die es bereits aus der Sucht geschafft haben oder welche die leider noch nicht rausgekommen sind.

Als mein Partner mir das gestanden hat wollte er mich gar nicht mehr sehen und wollte das ich ihn alleine lasse, er meinte zwar er spricht auch mit seinen Eltern und sucht sich Hilfe, allerdings glaube ich, dass er es nicht macht, da er meine Hilfe nicht einmal annehmen wollte. Denken viele noch, dass sie aus der Sucht alleine rausschaffen? Ich habe ihm gesagt es ist schon einmal ein guter Schritt dass er mir das anvertraut hat. Also er weiß ja dass er hilfe braucht aber ab welchem Punkt sucht man sich dann wirklich hilfe? Weil sagen dass man sich Hilfe sucht kann man ja immer oder wenn man das ausspricht kann man sich sicher sein dass der Partner auf jeden Fall weiß es geht so nicht weiter?

Ebenso sagte er immer er hat nur in dieser Sache gelogen und wollte aufhören damit wir zusammen ziehen können und heiraten. Stimmt es wirklich das die Sucht die Gefühle und Emotionen für den Partner in den Hintergrund rücken können? Hatte ihn nämlich öfters mal angesprochen bevor ich von der Sucht erfahren hatte dass er mir sehr emotionslos rüber kam und ich mich nicht mehr so geliebt fühlte, weil irgendwann hieß es auch nur noch Arbeit Arbeit Arbeit und er hatte kaum Zeit für mich. Überragt die Sucht wirklich so sehr im Kopf das man alles um sich herum nicht mehr so ernst nehmen kann? Also das der Fokus wirklich so extrem auf die Sucht gelenkt ist das man nicht mitbekommt wenn man den Partner verletzt oder vernachlässigt?

Viele sagen ja sie haben ihren Partner unterstützt und sind zusammen zu Beratungsstellen oder Therapie Sitzungen gegangen, war es wirklich ein so harter weg bis der Partner das akzeptiert hat? Ich finde meine Situation so schlimm weil mein Partner mich so weggestoßen hat und alleine sein will, gab es bei euch auch so Phasen?(eventuell möchte er mich einfach vor sich schützen?)

Gibt es hier Angehörige die immer noch mit ihrem Partner zusammen sind und die Zeit gemeinsam geschafft haben und sich mittlerweile etwas aufgebaut haben? Habt ihr immer noch Vertrauensprobleme obwohl es bis jetzt vielleicht keine rückfälle mehr gab?

Dann habe ich noch eine Frage an Personen die es zum Glück geschafft haben da raus zukommen… als ihr mit Therapien etc. gestartet hattet und eure Gedanken/gefühle/emotionen immer mehr zurück auf den richtigen Fokus kamen habt ihr euren Partner noch mehr geliebt weil ihr gemerkt habt dass ihr öfters verletzend wart oder habt ihr euch dann eventuell von der Partnerschaft getrennt weil ihr die Beziehung mit der sucht verbunden habt und einen neustart wolltet?

Ich lasse meinem Partner gerade den Raum den er will und versuche mich auf mich zu fokussieren. Leider ist es total schwer weil in meinen kopf sind die fragen, wenn er sich hilfe holt wird ihm bewusst was er sich und mir angetan hat und kriegt dadurch eine andere Denkweise oder wenn er sich Hilfe holt schließt er mit mir ab weil er mir ggf. nicht mehr in die Augen schauen kann weil ihm das vielleicht unangenehm ist weil er weiß er kann das nicht gut machen.

*

Offline TAL

  • *****
  • 703
Re: Fragen
« Antwort #1 am: 04 Januar 2025, 13:20:44 »
Hallo Lea,

nur kurz, wir bekommen gleich Besuch.

Ich denke, so gut wie jeder von 'uns' denkt, daß er es alleine schaffen kann. Das ist 'normal', und hat viel mit dem dazugehörigen Schamgefühl zu tun.
Die Meisten brauchen ein paar 'Anläufe', bis sie sich letztlich wirklich Hilfe suchen. Manche tun es auch nie.

Und ja, die Sucht steht immer im Vordergrund, und will um jeden Preis 'geschützt' werden, da haben andere Dinge keinen Platz.

Zu Beziehungen:
Ich bin heute verheiratet mit derselben Person, mit der ich damals auch zusammen war. Allerdings ging das nur, weil wir uns getrennt hatten, und jeder dabei gelernt hat, für sich selbst klarzukommen.
In der Beziehung hätte ich es damals nicht gechafft, davon 'loszukommen'. No way. Und daß wir heute wieder zusammen sein würden, war weder 'geplant', noch irgendwie abzusehen. Eigentlich 'war es das'. Das war wahrscheinlich auch etwas, das geholfen hat: Es gab keinerlei Erwartungen oder 'Hoffnungen' mehr auf beiden Seiten.

Für und Beide war das anfangs dann nicht leicht.


*

Offline Olli

  • *****
  • 7.481
Re: Fragen
« Antwort #2 am: 04 Januar 2025, 14:31:19 »
Hi Lea!

Sei mir bitte nicht böse, wenn ich Dich bitte, in einem Thread zu bleiben. Auf die Art und Weise haben es nicht nur die Mitleser leichter alle Informationen zu bekommen, sondern auch Du selbst machst es Dir später leichter, wenn Du noch einmal nachlesen möchtest.

Nun, einige Deiner Fragen hatte ich Dir schon beantwortet, anscheinend aber nicht verständlich genug. Verzeihe mir das bitte.

Zitat
Dann habe ich noch eine Frage an Personen die es zum Glück geschafft haben da raus zukommen… als ihr mit Therapien etc. gestartet hattet und eure Gedanken/gefühle/emotionen immer mehr zurück auf den richtigen Fokus kamen habt ihr euren Partner noch mehr geliebt weil ihr gemerkt habt dass ihr öfters verletzend wart oder habt ihr euch dann eventuell von der Partnerschaft getrennt weil ihr die Beziehung mit der sucht verbunden habt und einen neustart wolltet?

Ich kann Dir nun von Personen erzählen, wo die Partnerschaften sich verieft haben. Dem gegenüber stehen aber die Trennungen. Was bringt Dir eine solche Information Einzelner? Dein Problem ist eigentlich doch : Wird alles gut? Hält unsere Beziehung? Vertieft sie sich vielleicht noch? Oder verkehrt sich alles ins Negative?
Da können wir Dir nur antworten: Ich weiss es nicht! Ich kenne weder Dich, noch Deinen Freund! Ich kann weder hinter seine Stirn schauen, noch hinter Deine!

Die Glücksspielsucht wird oft als eine Störung der Gefühlsregulation beschrieben. Wohin entwickelt sich diese Störung, wenn man an ihr arbeitet?
Manche Spieler  beschreiben, dass sie sich nach 20 Jahren Ehe tatsächlich erst nach Beendigung der Glücksspielphase in ihren Gatten verliebt haben. Sie haben gemerkt, dass ihre Ehe eigentlich ein Arrangement aus Erwartungshaltungen, Pflichtbewusstsein und vieles mehr gewesen ist.
Andere hingegen haben ihre Ehe aus diesem Grund beendet. So mancher hat doch schon geliebt, und liebte nun noch mehr.

Was mir Sorgen bereitet ist diese Passage:
Zitat
weil ihr gemerkt habt dass ihr öfters verletzend wart

Um es mal ganz deutlich zu sagen: Du hättest ihn liebkosen können oder anschreien ... es tut nichts zur Sache. Solche Momente - beide wohlgemerkt - werden vom Spieler gerne als Ausrede zum Spiel benutzt. Seine Entscheidungen haben aber nichts mit Deinem Verhalten zu tun!
Sollte er das behaupten, dann nur als Schutzbehauptung! ER trägt seine Anteile an seinem Verhalten - aber doch nicht Du!
Verabschiede Dich bitte schnellstens von einer Schuldzuweisung in Richtung Deiner Person!

Zitat
Denken viele noch, dass sie aus der Sucht alleine rausschaffen?

Na logo ... Sich Hilfe zu gönnen, ist eine Kompetenz! Mein Männlichkeitsideal wurde in meiner Kindheit aufgebaut mit so Sätzen wie: Selbst ist der Mann! Bevor man sagt, man ist gescheitert, muss man es zumindest selbst erst probiert haben!
Ich habe meinem Vater damals mal gesagt: "Für mich gibt es keine Hilfe!" Bei mir herrschte der Gedanke vor: "Ich brauche niemanden, der mir sagt, wie Scheiße ich bin!" Dass das absolut falsch war, wollte ich gar nicht wahrhaben.

Zitat
Als mein Partner mir das gestanden hat wollte er mich gar nicht mehr sehen und wollte das ich ihn alleine lasse, er meinte zwar er spricht auch mit seinen Eltern und sucht sich Hilfe, allerdings glaube ich, dass er es nicht macht, da er meine Hilfe nicht einmal annehmen wollte.

Zunächst einmal zu Deinem Gedanken: Wieso musst Du es sein, die ihn rettet? Meinst Du vielleicht, dass Du Dir so seine Liebe erkaufen kannst?
Verzeihe mir bitte diese harten Worte, doch Du steckst da mehr in einem Abhängigkeitsverhältnis, als in einer Partnerschaft!
Überlasse es ihm, wem er sich offenbart und welche Hilfe er annehmen oder einfordern möchte ... so lange er es denn auch tut!
Erst wenn er untätig bleibt, kannst Du ihn in den Allerwertesten treten ... nicht etwa mit Wattebäuchschen schmeißen! Er zerbricht schon nicht, wenn Du mal Klartext sprichst!

Zitat
Also er weiß ja dass er hilfe braucht aber ab welchem Punkt sucht man sich dann wirklich hilfe?

Die Frage kannst Du Dir selbst beantworten. Hast Du Dich schon um einen Termin in einer Beratungsstelle gekümmert, wie ich es Dir vor ein paar Tagen nahe gelegt habe? Wieso nicht? Was hindert Dich derzeit?
Die Scham etwas falsch gemacht zu haben?
Die Schuld es wider besseren Wissens doch gemacht zu haben?
Die Angst vor dem Unbekannten?
Die Angst vor der Bestätigung eines potentiell negativen Selbstbildnisses?
Die Angst etwas zu verlieren?
Die Angst vor Veränderung?
...

Zitat
Ich lasse meinem Partner gerade den Raum den er will und versuche mich auf mich zu fokussieren.

Prinzipiell ist das genau das Richtige!

Gönne Dir bitte Hilfe vor Ort - bei realen Menschen! Du kannst heute abend auch gerne ins Meeting kommen, wenn Du magst. Einfach kurz vor 19 Uhr den Link in meiner Signatur anklicken.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Fragen
« Antwort #3 am: 04 Januar 2025, 17:52:03 »
Hi Lea,

ich kenne weder dich oder deinen Partner und kann dir nur von meinen persönlichen Erfahrungen erzählen.

Ich habe mich auch während der Sucht nicht von meiner Ex abgewandt. Die Trennung hatte am Ende andere Gründe. Wenn ich sowas lese wie „lag es an mir“ und „er will mich nicht mehr sehen“, dann kann ich dir nur ans Herz legen, die gesamte Beziehung zu überdenken. Eventuell gibt es noch etwas neben der Spielsucht. Seid ihr sonst glücklich? Ist ein normales Leben möglich? Ich weiß, Spielsucht, aber trotzdem. Normal unterhalten, etwas unternehmen, der Alltag halt. Das hört sich leider so an, als ob das eine Abhängigkeit ist und keine Beziehung.
Ich frage mich immer selbst, wie das wohl wäre, wenn ich mich einfach nicht melde oder patzig antworte. Da wäre meine Ex sauer geworden und nicht verzweifelt (so wie ich es von ihr auch erwarten würde). In einer Beziehung kann man nunmal nicht machen, was man(n) will. Und wenn er es kann, dann weil du in der Beziehung devot bist und er der Boss. Kann man vielleicht auch mögen, aber ich würde das keiner Frau wünschen.
Wie gesagt, meine persönliche Einschätzung.

*

Offline Wolke 7

  • *****
  • 1.363
Re: Fragen
« Antwort #4 am: 04 Januar 2025, 18:55:42 »
Hallo Lea ,

ja, man will es unbedingt erstmal alleine schaffen.  Die Scham spielt eine große Rolle. Es dauert bis man sich mehr und mehr öffnen kann und einem dann auch Ideen kommen ,wie der Partner einen unterstützen kann, ohne das es entmündigend wirkt.

Wenn der Suchtdruck da ist ,kribbelt der ganze Körper, man überlegt wo man Geld herbekommt und auch die Zeit ,um ihn Ruhe zu zocken.
Ich war öfters zwischen zwei Terminen oder Verabredungen in der Spielhalle zocken. Das macht einen nervös und man ist genervt, weil man weg muss ,ach es läuft grad so gut,ich will weitermachen.....ach ich schreib ne WhatsApp, ich muss länger arbeiten oder mit geht's nicht so gut, ich kann nicht kommen.....zu sowas bringt einen die Sucht ,obwohl man das nicht möchte. 

In einer Therapie, einer SHG, hat man sehr persönliche Gespräche .....in diesem Momenten will man keinen Partner dabei haben. Später erzählen ist ok....man erzählt sowieso nicht alles. Gefühlsmäßig ist das ein auf und ab. Es macht was mit einem. Es klingt blöd für den Partner ,denn erstmal bleibt er aussen vor,  aber bei manchen Dingen ist das halt mal so. Da werden manchmal Gefühle ausgelöst ,die man eh keinem anderen beschreiben könnte. Da bleiben manche ausgesprochen Gefühle und Situationen bei einem selbst bzw zwischen einem selbst und dem Therapeuten.  (Das ist jetzt professionell auf die Therapie bezogen ,nicht falsch verstehen)

Mit dem Partner kann man trotzdem über Gefühle, Suchtdruck, Ängste reden und über die Probleme, die die Sucht eventuell ausgelöst haben. Auch kann der Partner beim Geldmanagement helfen. Da immer drauf achten ,dass das alles auf Augenhöhe stattfindet und nicht als Bevormundung rüberkommt oder als Kontrolle. 

Es ist schwierig in die Gefühlswelt eines Spielers vorzudringen.....am Anfang.....aber mit professioneller Hilfe öffnet man sich mehr und mehr dem Partner, der Familie ,den Freunden ,dem Leben......nicht unbedingt mit allem was die Sucht betrifft ,aber mit dieser Hilfe kann man wieder in sein  Leben zurückkehren, welches nicht mehr von der Sucht bestimmt wird ,sondern von einem selbst . Die Sucht geht ,die Lebensfreude kommt zurück.

Ich hoffe  ich habe nicht zu verwirrend geschrieben.

LG Wolke



 

Wir danken dem AOK Bundesverband für die Finanzierung des technischen Updates dieses Forums