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Wünsche und Ansprüche als Ex-Spieler

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Wünsche und Ansprüche als Ex-Spieler
« am: 02 Juli 2025, 07:39:22 »
Hallo in die Runde. Bisher war ich vor allem Leser in diesem Forum. Nun möchte ich mich selbst mal melden, weil es mir aktuell nicht gut geht und ich sehr verunsichert bin.

Ich schreibe einfach mal los und lasse mich überraschen, was dabei herum kommt. Wahrscheinlich werden viele wichtige Informationen fehlen. Seht es mir nach und fragt gerne.

Ich bin 35 Jahre alt, berufstätig, habe eine Tochter und lebe mit meiner Partnerin zusammen.
Spielsüchtig bin ich seit gut meiner Volljährigkeit. Ich habe über all die Jahre eine 6-stellige Summe verspielt. Die Folgen dieser exzessiven Spielsucht waren die üblichen: Viele Enttäuschungen, Verlust der damaligen Partnerin (Mutter meines Kindes), hohe Verschuldung. Einfach viel Leid. Ich hatte bis zum Jahr 2021 zwei abstinente Phasen, die ich aber für andere Menschen eingelegt habe und ehrlicherweise nicht für mich. Ich war gedanklich nicht so weit wirklich aufhören zu wollen.

Mit meiner derzeitigen Partnerin bin ich seit 6 Jahren zusammen. Sie ist nach etwa einem Jahr zu mir ins Haus gezogen. Mein Vater lebt aktuell noch bis ca. Ende des Jahres mit unten im Haus.
Beim Kennenlernen war ich nicht abstinent und sie wusste nichts von meiner Sucht. Es kam, wie es wohl so oft vorkommt: Ich hatte finanzielle Probleme und sie hat mir dahingehend geholfen. Mir nach und nach viel Geld geliehen (ca. 10.000 €) und mir auch so finanziell hier und da immer wieder im Alltag geholfen. Zu dieser Zeit befand sie sich im Lehramtsstudium.

Irgendwann ging es mir so schlecht, dass ich mein Spiel, dieses Konstrukt aus Lügen, nicht mehr aufrecht erhalten konnte. Das war Ende 2021. Ich habe dann alles erzählt. Sie ist bei mir geblieben und wollte mich unterstützen, was mir wirklich alles bedeutet hat. Unser Verhältnis war ab diesem Zeitpunkt aber natürlich dennoch sehr belastet.
Meine Partnerin hat ab diesem Zeitpunkt eine strikte Trennung der Finanzen gefordert. Ich sollte wieder die komplette Verantwortung für mich übernehmen. Gleichzeitig hat sie vorübergehend mein Konto übernommen. Ich bin zur Suchtberatung gegangen und habe mich zum ersten Mal aufrichtig und voller Überzeugung gegen die Sucht gestellt. Dieser Entschluss hat bis heute Bestand und es gab, trotz vieler schwierigen Phasen, keinen Rückfall. Ich fühle mich sehr gut mit der Spielfreiheit.

Das Verhältnis zu meiner Freundin hat sich im Laufe der Zeit wieder verbessert. Wir hatten wieder schöne gemeinsame Momente.
Ich habe meine Finanzen wieder übernommen und bin für alle Kosten aufgekommen. Auch das hat bis heute Bestand. Es bestehen noch Schulden, auch bei meiner Partnerin, aber ich habe im Gesamten schon viel geschafft. Darauf bin ich stolz.

Nun, und jetzt kommt ein Sprung, zur aktuellen Situation: Meine Freundin ist seit zwei Jahren mit ihrem Studium fertig und verdient sehr gut. Ich hingegen habe ein deutlich geringeres, regelmäßiges Einkommen (ich bin nebenher noch selbstständig, daher schwankt es).
Es ist im Alltag so, dass meine Partnerin aufgrund ihrer Arbeit sehr ausgelastet ist. Für die alltäglichen Verpflichtungen fehlt ihr häufig die Zeit und Kraft. Da ich flexibel arbeite, handwerklich geschickt bin und eigentlich alles selbst mache, übernehme ich den Großteil der Hausarbeit und alles, was zur Pflege und Instandhaltung des Hauses dazu gehört. Ich habe meiner Partnerin in all den Jahren den Rücken freigehalten, sodass sie sich auf ihre Ausbildung konzentrieren konnte.

Jetzt kommt nochmal ein Sprung. Nebenher saniere ich aktuell komplett alleine und unentgeldlich die Eigentumswohnung meiner Eltern, in der meine Oma bis 2023 gelebt hat. In diese Wohnung wird mein Vater ziehen. Ich sorge also dafür, dass wir künftig komplett für uns sind.
Ich trage, neben meinem eigenen Job, somit viel Verantwortung für den Großteil aller alltäglichen Herausforderungen und sogar darüber hinaus. Und da schließt sich der Kreis: Ich finde, dass in einer Beziehung jeder bestmöglich die eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten einbringen sollte und in dieser Hinsicht sehe ich seit geraumer Zeit in unserer Beziehung große Defizite.

Meine Freundin muss monatlich nur einen Anteil für die Nebenkosten beisteuern und die Kosten für die Verpflegung usw. teilen wir uns ausnahmslos. Da ich, wie geschildert, für den Alltag die nahezu volle Verantwortung trage, wünsche ich mir seit längerer Zeit von ihr mehr Verantwortung im finanziellen Bereich. Eigentlich müsste das, nach meiner Vorstellung, irgendwann von einem selbst kommen, aber da nichts kam, habe ich es nun ausgesprochen.

Sie kann diesen Wunsch von mir nicht verstehen und akzeptieren. Meine Glücksspielsucht und meine Schulden ihr gegenüber scheinen gute Gründe dafür zu sein, dass ich in diese Richtung keine Ansprüche stellen darf.
Es kriselt sehr, wir haben uns, allerdings auch wegen anderen Dingen, sehr gestritten. Ich wünsche mir eine gemeinsame Zukunft, aber es sieht nicht gut aus.

Ich wollte hiermit einfach mal meinen Kummer loswerden und gleichzeitig in die Runde fragen, ob meine Freundin recht hat? Darf ich als Ex-Spieler nach nun gut drei Jahren Abstinenz keine Wünsche aussprechen oder Ansprüche an eine gerechtere Beziehung stellen?

Ich danke euch vorab. Es ist schön, dass man sich hier mitteilen kann.
« Letzte Änderung: 02 Juli 2025, 07:42:47 von niemehrzocken21 »

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Offline Rubbel

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Re: Wünsche und Ansprüche als Ex-Spieler
« Antwort #1 am: 02 Juli 2025, 11:08:50 »
Hallo :)
Erst einmal finde ich es gesund im Rahmen der Abstinenz und der mentalen Distanz zum Glücksspiel, dass Du diese Frage/n stellst.
Niemand, der sich davon 'getrennt' hat, sollte 'ewig und drei Tage' den Kopf einziehen und Mund halten.
Auf der anderen Seite - Deine Partnerin - hat es sicher auch nicht leicht gehabt damals und ist dennoch bei Dir geblieben. Alle Achtung! Dafür hast DU ihr die Ausbildung leicht gemacht, sie hat Dir Geld geliehen ... wohl während ihres Studiums.
Für mich bedeutet das, so wie ich es lese, eine ruhige, angenehme Zeit - jeder hat das Seine dafür getan. Klasse gemacht von Euch beiden.
Nun ist sie Lehrerin, und volltags in der Schule je nach Bundesland, wird sie 3.400 - 3.700 Gehalt haben (zumindest nach dem Referendariat), wobei sie allerdings auch ihren Stress hat und das auch während der Ferien, ganz entgegen der 08-15-Ansicht, Lehrer würden kaum arbeiten. Mental ist sie also sehr gefordert!
Aber wenn sie total durchorganisiert ist und Klausuren, Unterrichtsvorbereitungen etc. als Vorlage speichert, hilft das viel.

Du wiederum bist fast überfordert, weißt, was Du geleistet hast und siehst erst mal kein Ende ... und keinen finanziellen Erfolg in Deiner Brieftasche. Das kann neidisch machen und wütend sogar.
Bevor Du also Dich wie ein Lakai fühlst, wäre es gut, wenn Ihr in gechillter Atmo ganz ruhig sprecht - und Du recht sachlich bleibst. Manchmal spielen Köpfe verrückt, und der Partner hat es nie so gemeint wie befürchtet, sich viell.gar keine Gedanken gemacht.
Also verlier Dich nicht in die Ungerechtigkeitsgedanken ... Du tust Dir nur  selbst nicht gut damit.

Weißt Du denn, ob sie die gleichen Wünsche für die Zukunft hat wie DU? Oder hast Du die Befürchtung, dass sie gar nicht mehr da ist, wenn Dein Dad 'umsiedelt'? War das eigentlich Deine Idee, dass Ihr dann das Haus allein habt; wolltest Du ihr ordentlich was bieten?
Egal erst mal.
Aber Ihr solltet klären, wo Eure Beziehung steht, wie es weitergeht.

Meine Meinung ist:
Versucht nicht, was in Stein zu meißeln für die ewige Zukunft.
Wenn Du finanziell nicht so flüssig bist momentan, dann frag sie, ob Deine Mehrarbeit evtl. alternativ zur Abzahlung Deine Schulden bei ihr mindern kann, weil Du Dich fühlst, als dürftest Du mit Ansprüchen gar nicht an sie herantreten ...
Mach' Dich da 'frei', denn das ist es doch wohl, was Dich bekümmert.
Wenn Du da nicht offen bist, riskierst Du rückfällig zu werden - lass' das nicht zu. Damit wäre Euer jetziger Konflikt nun wirklich 'maßlos überbezahlt' bzw überbewertet.

Viele Grüße
Rubbel
« Letzte Änderung: 02 Juli 2025, 11:18:04 von Rubbel »
--Meist ist Geist geil--

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Offline Olli

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Re: Wünsche und Ansprüche als Ex-Spieler
« Antwort #2 am: 02 Juli 2025, 15:16:16 »
Hi und willkommen!

Zitat
Meine Freundin muss monatlich nur einen Anteil für die Nebenkosten beisteuern und die Kosten für die Verpflegung usw. teilen wir uns ausnahmslos. Da ich, wie geschildert, für den Alltag die nahezu volle Verantwortung trage, wünsche ich mir seit längerer Zeit von ihr mehr Verantwortung im finanziellen Bereich. Eigentlich müsste das, nach meiner Vorstellung, irgendwann von einem selbst kommen, aber da nichts kam, habe ich es nun ausgesprochen.

Sehe ich das richtig, dass sie zwar fair die Kosten für die Verpflegung zahlt, Dich aber bei ihrem Anteil an den Nebenkosten "übervorteilt"?

Wenn dem so ist ...

Zitat
Sie kann diesen Wunsch von mir nicht verstehen und akzeptieren. Meine Glücksspielsucht und meine Schulden ihr gegenüber scheinen gute Gründe dafür zu sein, dass ich in diese Richtung keine Ansprüche stellen darf.

... dann hat das nichts mit Deiner Sucht zu tun. Auch der private Kredit wird ja von Dir trotzdem getilgt und hat mit dieser Situation nichts zu tun.
Wenn z.B. die Gebäudeversicherung oder die Grundsteuer fällig ist, dann ist sie zu teilen. Hier könnte man sogar, doch das müsstet Ihr untereinander abstimmen, so aufzuteilen, wie die Gehälter sind. Ich würde dies aus beiden Warten als fair bezeichnen.

Nein, Deine Glücksspielsucht und Deine Schulden sind Tatsachen, haben aber in der Sache keinerlei Relevanz. Du darfst doch zurecht stolz auf das Erreichte sein! Die Glücksspielsucht ist eine Krankheit. Niemand von uns hat sie sich ausgesucht. Du brauchst dafür nicht zu büßen!

"Wer die Musik bestellt, der bestimmt, was sie spielt" - passt hier nicht ganz, da gemint ist, dass jemand der für etwas bezahlt hat oder die Verantwortung trägt, dafür auch die Entscheidungsbefugnis hat. Wenn Deine Freundin aber die Entscheidungen mitträgt und sich die Musik anhört, dann muss sie im Umkehrschluss auch dafür bezahlen.

Sollte sie sich aber an der Sanierung der Wohnung für den Vater beteiligen sollen, dann sieht die Sache ganz anders aus. Damit hat sie nichts zu tun.

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Wünsche und Ansprüche als Ex-Spieler
« Antwort #3 am: 02 Juli 2025, 22:58:32 »
Lieben Dank für eure Antworten.  :)

@Rubbel
Absolut. Sie hatte es verdammt schwer mit mir und das hat sie definitiv auch geprägt.
Das mit dem Gehalt passt und Stress hat sie eine Menge. Sie macht ihren Job sehr gewissenhaft und muss, weil sie noch nicht so lange dabei ist, eine Menge vorbereiten und planen.
Von Neid würde ich nicht sprechen. Ich bin zufrieden mit meinem Gehalt und würde die Jobs nicht tauschen wollen. Aber mit dem Hintergrund, dass sie sich größtenteils nur auf ihre Arbeit konzentrieren kann und damit dann das entsprechende Geld macht, beschäftigt es mich einfach immer mehr, dass man dann dem anderen nicht soweit entgegenkommt und einen etwas höheren Anteil an den Gesamtkosten trägt. Denn das Haus überweist mir am Ende des Monats tatsächlich kein Gehalt für meine geleistete Arbeit. ;D

Sie hat oder zumindest hatte die gleichen Wünsche wie ich und ist da auch eher immer voran gegangen. Das Thema Heirat und Kinder hatte für sie schon recht früh eine gewisse Bedeutung. Da war ich dann eher zurückhaltender, was sie mir heute auch teilweise vorwirft.
Dass wir das Haus für uns alleine haben ist die Idee von allen. Es war schon lange klar, dass das passieren muss. Mein Vater ist sehr schwierig und unselbstständig. Die Distanz muss dringend her. Dass wir den Zustand, endlich alleine im Haus zu sein vielleicht nicht mehr gemeinsam erleben werden, ja, davor habe ich Sorge. Es scheint mir so, dass sie, je gesünder ich werde, selbst umso unruhiger wird, dass alles von vorne beginnt.

Ja, ich muss das offen kommunizieren und habe das ja auch nun angesprochen. Ich habe tatsächlich keine Angst vor einem Rückfall, aber gebe dir recht, dass es das wohl in keinster Weise wert wäre.


@Olli
Also es ist so, dass wir alle Kosten durch drei teilen. Jeder zahlt den gleichen Anteil. Eine Miete musste sie nie zahlen und das würde ich auch nicht wollen. Und an der Sanierung der Wohnung muss sie sich selbstverständlich nicht beteiligen.

Es war auch mein Gedanke, dass man die Schulden und den Alltag ja nicht miteinander vermischen kann. Dass ich es als Wertschätzung für die Aufgabenverteilung mir gegenüber fair finden würde, einen höheren Prozentsatz der Kosten zu übernehmen, das kann sie nicht einordnen. Da krätscht dann meine Sucht sofort zwischen eine realistische Betrachtung der Lage.

Was ich eingangs vergessen habe, was aber für die aktuelle Situation und unser schwieriges Verhältnis aktuell elementar ist, ist folgendes:
Wir haben in der Küche einen Umschlag mit 200,00 € liegen. Das Geld haben wir von Verwandten zu Weihnachten geschenkt bekommen. Nun war es so, dass ich mal wieder Material zum Renovieren kaufen musste und Bargeld benötigte. Also ich hatte keins mehr im Geldbeutel. Somit habe ich es mir geliehen und wollte es später (später heißt abends oder spätestens in den nächsten Tagen) gleich wieder zurücklegen. Da wir das Geld für eine spätere Reise verwahren wollten, hatte das -normalerweise- keine Auswirkung, wenn es kurze Zeit nicht dort ist. Ich habe es allerdings verpennt direkt wieder zurückzulegen und genau in diesem Zeitraum hat meine Freundin in den Umschlag geschaut.
Sie war einige Tage sehr komisch zu mir und hat mich dann zur Rede gestellt. Ich bin dann gleich in mein Büro (dort lag das Geld) und habe es geholt und erklärt, wie es zu der Situation kam. Dass ich es nicht genommen hatte, weil ich Geldnot hatte, dass ich es nicht für mich brauchte sondern für die Wohnung meiner Eltern usw.. Aber egal was ich gesagt habe, für sie war das ein riesen Vertrauensmissbrauch und Diebstahl. Aus ihrer Sicht ist es verständlich, dass sie nicht begeistert war, aber ist eine so krasse Reaktion "normal"? Sie kann mir das auch jetzt Wochen später nicht wirklich verzeihen. Ich habe verpennt es ihr an dem Tag der Entnahme eben kurz zu sagen. Das muss ich mir vorwerfen.

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Offline Rubbel

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Re: Wünsche und Ansprüche als Ex-Spieler
« Antwort #4 am: 02 Juli 2025, 23:25:00 »
Hi :)
Zitat
Ich habe verpennt es ihr an dem Tag der Entnahme eben kurz zu sagen. Das muss ich mir vorwerfen.

Hmm. Das ist tatsächlich blöd gelaufen. Und dass sie 'wund' ist, verstehe ich. Aber ich lese daraus auch, dass Du einsichtig und umsichtig bist, eigentlich.
Du selbst scheinst allerdings Dir immer noch nicht verziehen zu haben, ich meine das Damals, das Zocken und Deine Art Ihr ggb.
Und was sie mit Dir durchgemacht hat, damals.
Sie ist noch da!!, und Ihr könnt immer wieder über alles sprechen, über ihre, aber auch Deine Sorgen und Gedanken --- wenn Ihr damit ehrlich seid und bleibt, wachst Ihr sicherlich daran. Du spekulierst, was sie wohl denkt, wenn sie keinen für Deine Auffassung fairen Anteil einbringt, und ich kann das verstehen, bin aber der Ansicht, dass das zu regeln geht ...
Vielleicht hat sie sogar vor, einen extrem ausgefallenen Urlaub zu buchen? Stell Dir mal vor, Ihr streitet darum und sie sagt dann das ... das wäre für Dich peinlich, oder?
Ich will damit sagen: Seid beide einfühlsamer und geduldiger miteinander, baut Euch mental, psychisch auf und überrascht Euch mal.
Das ist besser als wenn z.B. DU Dich immer noch marterst mit der Möglichkeit, sie könnte denken, glauben, davon ausgehen, dass xxxxx (frei ausfüllbar  ;D ).
--Meist ist Geist geil--

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Offline digger

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Re: Wünsche und Ansprüche als Ex-Spieler
« Antwort #5 am: 02 Juli 2025, 23:37:03 »
moin,

aus meiner Sicht schreit alles nach einer Paartherapie.

Euer Vertrauen zueinander ist im Eimer. Sie befürchtet dass Du sie ruinierst. Du befürchtest dass Du übervorteilt wirst.

Falls ihr euch eine weitere gemeinsame Zukunft wünscht geht zu einem Therapeuten/-in

gruß digger
… Freedom's just another word for nothin' left to lose ....

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Offline Olli

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Re: Wünsche und Ansprüche als Ex-Spieler
« Antwort #6 am: Gestern um 06:06:23 »
Bei uns Spielern reden wir immer vom Suchtgedächtnis. Es ist aber keine Eigenart eines Süchtigen. Da entwickelt sich nichts in Richtung "geistiger Buckel". Es ist ein ganz normaler Vorgang.
Auch die Angehörigen haben es. Wie soll man es bloß nennen? Ein "Ich wurde verarscht".Gedächtnis? Auch das ist ganz normal.

Aus der Situation kannst Du folhendes lernen: Wenn ich Geld benötige und da liegt welches, dann kommuniziere ich, dass ich es genommen habe. Ich lege einen Zettel in den Umschlag, wieviel und wofür ich es genommen habe. Sobald ich die Partnerin sehe, informiere ich sie persönlich.

Nun, ich muss aber zugestehen, dass ich immer noch nicht so ganz verstanden habe, wieso sie mehr zahlen soll.

Zitat
Denn das Haus überweist mir am Ende des Monats tatsächlich kein Gehalt für meine geleistete Arbeit. ;D

Wenn es tatsächlich um die geleistete Arbeit geht, dann bin ich bei Deiner Freundin. Wieso sollte sie Dir die Arbeit bezahlen? Sorge dafür, dass sie sich an der Arbeit beteiligt. Der Job kann hier nur eine Ausrede sein, um der Arbeit an Haus und Garten fern zu bleiben. Auch als Neueinsteiger hast Du Zeit und Muße für Freizeit.

Sollte sie sich weigern, dann stelle auch Du diese Arbeiten ein. Mal schauen, wie lange sie sich dann noch in den eigenen vier Wänden wohl fühlt und dann doch zum Staubsauger und Rasenmäher greift.

Kann es sein, dass die Überlassung der Arbeit auf Deinen Schultern für sie so eine Art Strafe für Dich ist? Da bin ich dann bei Digger ... bei der Paartherapie ...
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Wünsche und Ansprüche als Ex-Spieler
« Antwort #7 am: Gestern um 08:41:28 »
Moin,

ja scheint wirklich das beste zu sein wenn ihr einen Paartherapeuten aufsucht.

Der Thread hier hat auf mich sowieso eine eigene Wirkung. Eigentlich läuft es bei euch ja wirklich nahezu optimal wenn nicht die Vergangenheit gewesen wäre. Da geht es nicht um 20 Rückfälle in zwei Jahren, nicht um Lug und Trug. Das hört sich in vielen Bereichen nach Problemen an die in vielen anderen Partnerschaften auch so vorkommen.

Ihr habt eine echte Chance wenn ihr miteinander redet, im besten Falle mit einem dritten der das steuert bzw vieles hinterfragt.

LG Roy

Re: Wünsche und Ansprüche als Ex-Spieler
« Antwort #8 am: Gestern um 08:58:06 »
Hallo

du hast dich aufgerappelt. Seit Jahren spielfrei, schulternbreit, mit klarem Kopf. Du übernimmst Verantwortung, hältst den Laden am Laufen, stemmst Alltag, Arbeit, Sanierung. Und ja – oft sieht man selbst nur das, was noch nicht läuft. Aber von außen ist klar: Du bist auf Kurs. Und das ist nicht nur ein Fortschritt – das ist Charakter.

Deine Partnerin hat viel mitgemacht. Sie hat zu dir gehalten in einer Zeit, in der du nicht mal zu dir selbst stehen konntest. Das prägt. Und das verdient Respekt. Aber auch sie muss sehen: Du bist nicht mehr der Typ von damals. Heute ziehst du durch. Klar, direkt, ehrlich. Und das ändert die Spielregeln.

Dass du dir 200 Euro genommen hast – nicht für dich, nicht fürs Zocken, sondern um weiterzuarbeiten – ist keine Sache, für die du dich kleinmachen musst. Ja, du hättest was sagen können. Aber das war kein Rückfall, kein Trick, kein Vertrauensbruch – das war ein Moment. Ein normaler. Und du hast ihn geklärt. Punkt.

Was zählt, ist: Du trägst. Und wer trägt, darf auch mitreden. Nicht, um zu fordern – sondern um zu gestalten. Eine Beziehung ist kein Straflager. Wer sich verändert hat, darf Haltung zeigen. Nicht laut, nicht trotzig. Sondern ruhig. Bestimmt.

Du brauchst dich nicht rechtfertigen, wenn du Entscheidungen triffst, die mit dem Leben zu tun haben, das du aktiv mitgestaltest. Und du brauchst kein Geld fordern – aber du darfst klar machen, dass dein Platz nicht am Rand ist.


Ich hatte selbst mal eine Partnerin, die all das miterlebt hat – die dunklen Phasen, die Lügen, das Chaos. Sie ist geblieben, hat geholfen, getragen, ausgehalten. Und trotzdem habe ich nach der Sucht gemerkt: Ich werde immer noch so behandelt, als wäre ich der Typ von damals. Immer noch mit angezogener Leine, immer noch da unten gehalten, wo ich eigentlich längst nicht mehr war.

Irgendwann musste ich sagen: „Hey – so läuft das nicht mehr.“ Nicht im Streit, nicht im Vorwurf, sondern einfach mit Haltung. Denn: Wenn du dich veränderst, musst du auch einfordern, dass andere das sehen. Und gleichzeitig musst du ihr die Sicherheit geben, dass du nie wieder dahin zurückfällst, wo du mal warst. Wenn das klar ist – auf beiden Seiten – dann kann da wieder was Gesundes draus werden.

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Offline digger

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Re: Wünsche und Ansprüche als Ex-Spieler
« Antwort #9 am: Gestern um 09:46:25 »
moin niemehrzocken21,

ich bins schon wieder. ich kenn Dich / Deine Partnerin nicht persönlich -> deshalb halte ich mich mit der Beurteilung Deines Charakters zurück. Allerdings bringt mich Dein nick ins Grübeln: das sieht für mich wie in Stein gemeisseltes Versprechen aus "ich will nie mehr zocken". Und wie das ausgehen kann wissen wir alle  :(

"Es kriselt sehr, wir haben uns, allerdings auch wegen anderen Dingen, sehr gestritten. Ich wünsche mir eine gemeinsame Zukunft, aber es sieht nicht gut aus." -> das hast Du eingangs geschrieben. dann hast Du über den "normalen" Alltagsbeziehungswahnsinn geschrieben - aber der wesentliche Punkt Deiner Beiträge ist die Frage des Geldes. Sag mal, liebt ihr euch eigentlich noch? Was ist aus dem Wunsch Deiner Partnerin nach Familie , trautem Heim mit Kind(ern) geworden? Ihr solltet euch darüber Gedanken machen; dann wird der Rest leichter zu lösen sein.

Alles Gute

digger


… Freedom's just another word for nothin' left to lose ....

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Offline Rubbel

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Re: Wünsche und Ansprüche als Ex-Spieler
« Antwort #10 am: Gestern um 10:19:14 »
Ja, da hat Rainer Recht und gut hingeschaut. Ulkig, wie oft und lange sich für Ex-Spieler fast alles um Geld dreht. Ist das ein Loslass-problem liebgewonnener Prioritäten oder fehlender Kick?

Jedenfalls sehe ich die Auseinandersetzung hier im Thread nicht als ein sachliches Problem, sondern für mich ist es ein Aufhänger rein emotionaler 'Zwickmühlen', ehrlich gesagt. Dabei sollte jeder Mensch froh sein den anderen an seiner Seite zu wissen und in Zuneigung die schönen, tiefen Situationen anbieten und annehmen und großzügüg sein.

Es ist sogar aussagekräftig, worauf die Kommentator/inn/en Bezug nehmen, welcher Ebene sie sich in den Fragen des Threaderstellers widmen. Eigentlich eine Sozialstudie, fast, in ganz kleinem Rahmen.
Danke @niemehrzocken21!!!

Fragt sich unterm Strich: Was ist Geld wert und wofür tauscht man es bestenfalls ein?
Ich hoffe, der Threadersteller zieht das auch für eine  Lösung alles in Betracht, um die Sicht zu erweitern :)
--Meist ist Geist geil--

Re: Wünsche und Ansprüche als Ex-Spieler
« Antwort #11 am: Heute um 00:21:24 »
Guten Abend zusammen. Nach einer Nachtschicht und heute tagsüber noch einem Auftrag im Rahmen meiner Selbstständigkeit brauchte ich ein wenig Ruhe.  :)
Danke für die rege Beteiligung und die verschiedenen Sichtweisen.

@digger: 2021 habe ich aufgehört mit dem Mist und am Tag der Abstinenzentscheidung habe ich zu mir gesagt: "Das tust du dir nicht mehr an. Ich will das nie mehr erleben." Mit diesem Vorsatz geht es mir hervorragend.  :P

@OG: Du hast meine Gefühlslage ziemlich gut getroffen. Meine Partnerin hat, so wirkt es auf mich, noch nicht richtig verinnerlicht, dass ich nicht mehr der von vor 3 1/2 Jahren bin.


Geld ist für mich ein Zahlungsmittel. Nicht mehr und nicht weniger, aber trotzdem brauchen wir wohl alle was davon.. Ich habe nicht viel (die Verbindlichkeiten tun ihr übriges) und trotzdem gebe ich sehr gerne ab.
Meine Festanstellung ist keine Vollzeitstelle und ich arbeite dort ausschließlich nachts. Das ist bewusst so gewählt, weil ich sonst nicht alles unter einen Hut bekommen würde. Vor dem Bekanntwerden der Sucht hat meine Partnerin immer klar gesagt: Sobald ich mehr verdiene als du, übernehme ich auch selbstverständlich einen höheren Anteil (einfaches Beispiel: jeder steuert 30 % des Einkommens bei). Auch mit dem Hintergrund, dass ich auch für meine Tochter zu sorgen habe. Seit dem Vertrauensbruch ist das ein Tabuthema und darum habe ich mich an euch gewendet..

Wenn wir, wie Olli schreibt, alle alltäglichen Herausforderungen zu gleichen Teilen ausführen, wäre das für mich auch kein Thema. Denn dann hätte ich mehr Luft für meine eigene Arbeit. Aber wenn ich ihren Teil mit übernehme, weil sie es nicht schafft (das haben die Jahre nun mal gezeigt und das sagt sie selbst), dann sollte man sich irgendwann anders ergänzen. Sagt mir gerne, wenn das Quatsch ist.


Wir lieben uns und sind über weite Strecke der Beziehung ein gutes Team gewesen. Wir müssen es schaffen wieder vernünftig und entspannt miteinander zu reden. Ich muss mir mal langsam verzeihen und sie sollte verstehen, dass sie sich entspannen kann und ich stabil bin. Dann ergeben sich wahrscheinlich auch Lösungen.  :) Eine Paartherapie könnte ein Ansatz sein, wenn wir das alleine nicht hinbekommen.

 

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