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Ich bin erneut tief gefallen – und weiß nicht weiter
flute87:
Ich schäme mich so sehr, dass ich sogar meinen Benutzernamen geändert habe. Ich bin einfach zutiefst enttäuscht von mir selbst. Dieses Mal ist es anders, denn ich trage mehr Verantwortung denn je: Ich bin verheiratet, habe Kinder – meine Familie hängt an mir, und ich habe sie mit in diesen Strudel gerissen.
Ich habe mich finanziell komplett ruiniert. So sehr, dass ich voraussichtlich zehn Jahre bräuchte, um meine Schulden zu tilgen. Ob eine Privatinsolvenz für mich überhaupt infrage kommt, weiß ich nicht. Vor dem letzten Kredit hatte ich bereits einen hohen bestehenden Kredit, der in der Schufa vermerkt war. Dennoch habe ich noch einen aufgenommen, weil ich ursprünglich umschulden wollte.
Ich spiele nicht mehr. Ich habe mich überall gesperrt und war auch wirklich raus. Aber dann kam das Derivate-Handeln. Es hat mich wieder erwischt, nur auf einem anderen Kanal – mit Summen, die komplett realitätsfern waren.
Der große Umschuldungskredit wurde mir genehmigt – leider zu spät. Zwischenzeitlich hatte ich bereits einen Kredit mit wahnsinnig hohem Zinssatz aufgenommen, weil ich im Dispo völlig am Ende war. Wäre der Bank klar gewesen, dass ich gerade erst einen weiteren Kredit aufgenommen hatte, hätten sie mir den Umschuldungskredit vermutlich nicht gewährt.
So bin ich in die totale Überschuldung geraten. Momentan schaffe ich es gerade noch, die Raten zu bedienen. Aber wenn auch nur eine ungeplante Ausgabe kommt – eine kaputte Waschmaschine, Autoreparatur, irgendetwas – kippt alles. Dann kann ich nichts mehr zahlen.
Ich habe bereits eine Schuldnerberatung kontaktiert. Außerdem habe ich bei mehreren Psychotherapeuten angerufen. Für Ende des Monats habe ich ein Erstgespräch bekommen. Auch auf Anrufbeantworter habe ich gesprochen, aber bisher ohne Rückmeldung. Eine frühere Therapie wurde damals aus bestimmten Gründen abgelehnt – trotz amtsärztlicher Begutachtung.
Was ich noch nicht geschafft habe: es meiner Frau zu sagen. Sie weiß von nichts. Spätestens wenn sie das Konto einsehen kann, wird sie das Ausmaß erkennen. Ich bin äußerlich noch im Plus, aber der Schuldenberg ist riesig – und er wird mich auffressen. Ich bin am Ende.
Ich weiß nicht, was mit mir passiert ist. Ich kann nachts kaum schlafen, denke zurück, wie gut es mir einmal ging – und frage mich: Warum habe ich das getan?
Ich hatte ein Jahr lang keinen Zugang mehr zum Online-Konto, aber durch einen gespeicherten Zugang bin ich wieder rangekommen – und dann nahm es wieder seinen Lauf. Es hätte bei einer kleinen Summe bleiben können, aber ich habe mich nicht im Griff. Die Sucht war nie weg. Sie hat nur geschlafen. Und jetzt bin ich wieder an einem Punkt, an dem alles aussichtslos erscheint.
Ich kann es meiner Frau nicht verübeln, wenn sie sich trennt. Wir haben mehrere Kinder – und ich habe sie alle enttäuscht. Ich denke mittlerweile nur noch in Katastrophenszenarien. Mein Kopf spielt verrückt, ich verliere zunehmend den Lebensmut.
Was ich mich frage – vielleicht kann mir jemand helfen:
• Wenn der Schuldnerberater mir zur Privatinsolvenz rät: Kann es sein, dass ich strafrechtlich belangt werde?
Ich denke ja, da man mir Kreditbetrug oder Vermögensverschwendung vorwerfen wird.
• Könnte ich durch die Insolvenz meinen Beamtenstatus verlieren?
Wenn die Strafe größer als 1 Jahr fällt, dann denke ich auch
• Hat eine Rechtsschuldbefreiung überhaupt eine Chance – oder könnte sie abgelehnt werden, weil ich kurz vor dem letzten Kredit schon einen aufgenommen hatte?
• Und wie arbeiten Schuldnerberater: Vertreten sie wirklich jeden – auch wenn der Fall aussichtslos ist? Also schlimm wäre es, wenn sie es nur tun um ihr Honorar einzukassieren egal ob sie für mich gewinnen oder verlieren
Ich habe riesige Angst. Eine Verurteilung oder der Verlust des Beamtenstatus wäre für mich schlimmer, als zehn Jahre lang Schulden zurückzuzahlen. Aber ich weiß nicht, wie ich durchhalten soll. Ich bin psychisch am Boden.
Danke fürs Zuhören.
Schwarzwaldteufel:
Hallo Zwickmühle,
auch wenn du im Moment den Wald vor lauter Bäumen nicht siehst.
Auch für dich gibt es entsprechende Hilfsangebote.
Schulden hin Schulden her, solange das Grundproblem bestehen bleibt dreht sich die Spirale weiter (ich merk das bei mir)
Wünsche dir Viel Kraft bei allem was dir jetzt bevorsteht.
Gruss
Rubbel:
Hallo Zwickmühle :) ............ welome back,
mal abgesehen von den gestellten Fragen, die z.T. durch 'Surfen' beantwortet werden können ...
Als Beamter also bist Du ja im ÖD, und da gibt's auch eine Suchtberatungsstelle, da kannst Du - auch was den weiteren Verlauf Deiner Beschäftigung angeht - Dich outen und Fragen stellen. Die sind zur Geheimhaltung verpflichtet ...
Vom AG bist Du geschützt, solange Du nicht straffällig geworden bist. Teile Deines Gehalts werden evtl. eh bald gepfändet.
All das weißt Du eigentlich selbst, weshalb ich jetzt mal frage:
Wolltest Du Dir das alles nur mal von der Seele schreiben oder können wir Dich unterstützen, und wenn letzteres, WIE?
Klar können wir eigene Gedanken dazu verfassen ... fragt sich nur, inwieweit Du reflektionsbereit bist und uns nicht nur 'bespaßt' als ... wie soll ich sagen ...: es ist nicht schwer, Deinen früheren 'Namen' hier zu finden.
Auf der anderen Seite - bei all Deinen eigenen Erfahrungen - bist Du bestimmt jemand, der Andere vor so großem 'Totalschaden', wie von Dir beschrieben, eindringlich warnen kann.
In die Runde zu gucken, die Umstände, in denen Andere sich befinden, sind sicher auch interessant und lehrreich, vor allem auch Beiträge Angehöriger würde ich Dir empfehlen.
LG, R
OG-123:
Was du geschrieben hast, ist schwer. Es ist ehrlich und voller Schmerz – aber genau das zeigt, dass du nicht aufgegeben hast. Wer aufgibt, schreibt so etwas nicht. Wer aufgibt, kämpft nicht weiter. Du kämpfst. Das sieht man in jedem Satz.
Du hast Verantwortung – für deine Familie, für deine Kinder – und genau deshalb hast du auch jetzt noch diesen Funken Klarheit in dir, der dich zur Schuldnerberatung, zur Therapie und hierher geführt hat. Du bist nicht machtlos. Du bist gerade auf dem härtesten Weg, der Einer gehen kann – aber du gehst ihn.
Ja, du hast Fehler gemacht. Große. Teure. Schmerzvolle. Aber schau dir die Realität an:
Du spielst aktuell nicht mehr. Du hast dich überall gesperrt. Du hast Beratung gesucht. Du suchst Therapie.
Das ist keine Kapitulation – das ist ein Kampf. Und zwar einer, der dich mehr Überwindung kostet als alles, was du vorher erlebt hast. Es ist ein Kampf gegen dich selbst – und den kann man nur gewinnen, wenn man weitergeht. Schritt für Schritt.
Was jetzt zählt:
Du musst mit deiner Frau reden. Bald. Es wird schlimm. Es wird Tränen geben, Wut, Enttäuschung – aber glaub mir: Die Wahrheit wird weniger zerstören als das, was passiert, wenn sie es heimlich erfährt. Wenn du dich erklärst, wenn du reumütig und ehrlich bist, dann hast du vielleicht keine Garantie – aber du hast eine Chance.
Deine Ehe hat eine Chance. Deine Familie hat eine Chance.
Die Angst vor der Privatinsolvenz, Beamtenstatus, strafrechtlicher Verfolgung – das kann alles sein, ja. Aber das ist nicht das Ende. Millionen Menschen sind da durch. Auch Beamte. Auch Väter. Und sie leben wieder.
Schuldnerberater vertreten dich nicht, weil sie an dir verdienen wollen. Die guten – und die gibt es – kämpfen für dich. Du musst nur offen, ehrlich und bereit sein, mit ihnen auf Augenhöhe zu arbeiten. Sie kennen deinen Schmerz. Du bist nicht der Erste – und wirst nicht der Letzte sein.
Ob dir jemand Kreditbetrug vorwirft oder nicht: Das hängt davon ab, ob du bewusst falsche Angaben gemacht hast – oder ob du in einem Strudel warst, emotional labil, süchtig. Und genau das wird ein Therapeut auch bescheinigen können. Du hast nicht betrogen – du hast die Kontrolle verloren. Und das ist eine Krankheit.
Und noch eins, das du jetzt vielleicht nicht hören willst:
Du bist noch da.
Dein Gewissen ist noch da.
Deine Liebe zu deiner Familie ist noch da.
Dein Mut, hier zu schreiben, ist der Beweis.
Du bist nicht dein Kontostand.
Du bist nicht dein Absturz.
Du bist ein Mensch. Ein Mann. Ein Vater, der wieder aufsteht.
Und du wirst wieder atmen können.
Nicht morgen. Nicht nächste Woche.
Aber du wirst.
Schulden kann man regeln. Vertrauen kann man zurückgewinnen. Selbstachtung kann man wieder aufbauen.
Aber dafür musst du weitergehen – einen Schritt nach dem anderen.
Nicht perfekt. Nur ehrlich und mutig. Dranbleiben.
Kopf hoch, das wird schon!
flute87:
Na, wenn man mich anzeigt wegen Kreditbetrug, weil ich der letzten Bank verheimlicht habe bzw. es nicht erwähnt habe einen weiteren Kredit zuvor genommen zu haben, könnte ich straffällig werden. Oder mir die RSB verwehrt wird, dann habe ich ein Jahrzehnt weggeworfen.
Das ist tatsächlich meine größte Sorge derzeit.
Ich warte das Gespräch mit der Schuldnerberatung und dem Therapeuten ab, wenn ich Klarheit darüber habe wie es weiter geht. Dann bin ich bereit meiner Frau alles zu Beichten und kann ihr hoffentlich eine Perspektive nennen was mich erwartet und ob sie die Kraft aufbringen kann diesen Weg erneut mit mir zu gehen.
Gibt es unter euch welche, die in einer ähnlichen Situation in die Privatinsolvenz gegangen sind und Erfahrung damit haben?
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