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Ich bin ganz ganz unten
Wanderer:
Hallo,
ich möchte heute von meiner aktuellen Situation sprechen. Erst mal zu mir: ich bin 24 Jahre alt, guter Job, Wohne noch Zuhause (woran das wohl liegt?!) und bin hochgradig spielsüchtig. Angefangen hat es bei mir mit 15. Ich bin davor auch schon ab und zu mal mit meinem besten Kumpel in Cafes gegangen um auf Fußballspiele zu wetten, aber da ging es wirklich nur um kleine 5€ Einsätze (wobei dass natürlich alles war was ich hatte in dem alter). Mit 15 ging es aber los, dass ich mir an Tankstellen mit meinem Taschengeld Paysafecards gekauft habe um Online zu Zocken. Meistens Roulette oder Slots. Es hat mich vom allerersten Tag an schon sehr gefesselt. Ich muss dazusagen, dass ich sehr Suchtanfällig bin. Also von allem was Süchtig macht (Nikotin, Cannabis, Glücksspiel- mehr hab ich nicht gemacht) bin ich sofort süchtig geworden. Das hat sich eigentlich bis zum Start meiner Ausbildung mit 18 so hingezogen das ich meistens mein ganzes Taschengeld, Geburtstagsgeld etc. Für Glücksspiel verballert habe. Ich muss dazu sagen, dass meine freunde genau so waren wie ich, nur mit dem unterschied, dass ich der extremste von allen war und mit abstand am meisten gezockt habe. Außerdem konnte ich damals schon nie auszahlen, egal wie viel ich gewonnen habe, ich habe es meistens verballert. Und wenn ich es mal ausgezahlt habe, dann hab ich es meistens 2 tage später wieder eingezahlt. Nach dem Beginn meiner Ausbildung ging es dann richtig berg ab. Ich habe jeden Monat ca. 80% meines Gehalts verspielt. Oft alleine aber manchmal auch mit meinen freunden zusammen. Meistens haben wir uns Samstag abends getroffen, haben in ruhe eingezahlt und einen Joint geraucht und einfach den schönen Abend genossen. Während meine anderen Freunde sich mit ihrem Ausbildungsgeld neue Klamotten gekauft haben oder viele Dinge unternommen haben, habe ich mein geld im Online casino verdreht. Ich will noch erwähnen, dass ich von Grund auf eigentlich ein extrem positiver und ich würde mal sagen beliebter mensch bin. Also äußerlich sah es aus, als wäre bei mir alles super. Ich überspringe jetzt mal vieles bis zum absoluten Tiefpunkt: nach meiner Ausbildung habe ich plötzlich sehr gutes Geld für meiner Verhältnisse verdient (3000€-4500€) netto und joa selbstverständlich ist auch das meistens im Casino gelandet. Und meistens noch am gleichen Tag als das Gehalt aufs Konto gekommen ist. Ich habe mir lediglich immer Geld drauf gelassen für Meine Fixkosten. Irgendwann wurden meine Einsätze extremer und mein
umfeld hat schon mitbekommen das irgendwas bei mir nicht stimmen muss. „Wieso hat der nie geld“? „Wieso wohnt er noch Zuhause?“ solche sachen. Dann ging die bekannte Leier los: Dispo genommen, dann Kredit genommen dann wieder Kredit genommen um den anderen umzuschulden. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich ca. 20000€ schulden. Dann kam der „Lichtblick“: Ich hab tatsächlich aus 150€ 70.000€ gemacht. Ich dachte ich wäre reich. Ich dachte ich hätte das System tatsächlich besiegt. PROBLEM: auf der Seite konnte man Wöchentlich nur 5000€ auszahlen. Zur Sicherheit habe ich meine Account Daten an einen Freund gegeben, da er wusste ich bin extrem Krank süchtig und verballer das. Er hat auch sein bestes getan um mir nicht diesen Account zu geben, allerdings habe ich eines Tages so sehr angelogen und terrorisiert bis ich den account wieder hatte. Keine 4std später hab ich alles was noch drauf war verballert. Von den 70.000€ hab ich nur 5000€ ausgezahlt und diese natürlich während der Zeit als ich den Account nicht hatte auf einer anderen seite eingezahlt. (Mir fällt auf das das völlig krank ist was ich alles gemacht habe). Plötzlich stand ich da: statt 70.000€ hatte ich über 20.000€ schulden und keinen einzigen Cent mehr. Ich habe mein Leuten den ich erzählt habe das ich viel Geld gewonnen habe erzählt, dass die Bundesbank mich bestrafen wollte wegen illegalem glücksspiel und ich deswegen nicht auszahlen konnte, damit sie nicht denken ich habe tatsächlich wieder alles verzockt. Dann ging es weiter, dass ich plötzlich jeden Tag ca. 10 Panikattacken bekommen habe und ich praktisch nicht mehr vor die Tür gehen konnte weil ich eine heftige Angststörung entwickelt habe. Ich konnte nicht mal mehr Auto fahren oder einkaufen waren. Nochmal zu erinnerung: ich würde sagen ich bin ein sehr sozialer beliebter mensch mit viel kontakt zu leuten. Und plötzlich kann ich nicht mehr vor die tür gehen. Dann war ich tatsächlich 6 Monate lang krankgeschrieben. Diagnose: starke Angststörung mit Kollapsen. Problem war: ich hab nach 6 Wochen AU Krankengeld bekommen, und da ich auf Provision arbeite war das ein Bruchteil meines Einkommens. Also konnte ich nicht mal meine Kredite etc. Zahlen. Nun saß ich da zuhause mit ner Angststörung, kann nicht raus gehen, keinen einzigen Cent und einer Menge schulden. Übrigens habe ich mit meiner Familie nie über meine Sucht gesprochen, aber ich denke sie konnten sich es denken und haben es einfach nie ausgesprochen gekriegt. Naja anschließend habe ich Therapie gemacht und bin mit meiner letzten Kraft irgendwie nach Mexiko geflogen um Urlaub zu machen und um wieder klarzukommen und zu lernen wieder rauszugehen und unter die Leute zu kommen. Das hat auch sehr geholfen und anschließend habe ich es geschafft wieder zu arbeiten und einigermaßen unter leute zu gehen. Antidepressiva hat mir sehr geholfen. Achja ich habe selbstverständlich bei der ganzen Nummer eine tiefe Depression entwickelt. Dann ging es plötzlich noch weiter runter in das Problem und Hilflosigkeit: ich bekam mein erstes gehalt, und hab alle Rücklastschriften gezahlt die offen waren, die letzten 200€ auf meinem Konto (am gleichen tag als das Gehalt drauf war) habe ich eingezahlt und daraus 90.000€ gemacht. Ohne scheiß. Ich weiss nicht wie aber 90.000€. 4std später. Alles verzockt. ?!?!??? Bin danach ins Auto gestiegen, an einen See gefahren und habe 3std lang nur geheult. Tage
Später habe ich mir Geld von einem Freund geliehen um erneut umzuschulden und um dispo kreditkarte etc. Auszugleichen. Er hat mir 22000€ geliehen. Allerdings war die Bedienung ich zahle ihm monatlich 1500€ zurück + Zinsen. Ich habe mit den 22000€ ca. 5000€ Rechnungen bezahlt und den rest ebenfalls verzockt. so. Zusammengefasst: jetzt habe ich über 40.000€ schulden, habe alle chancen die ich irgendwie bekommen habe aus der sache rauszukommen nicht genutzt und habe jetzt eine fette depression mit bösen gedanken + fixkosten von 2000€. Aktuell verdiene ich 2200-2800€. Ich habe durchgehend rücklastschriften, schufa einträge, mahnungen, inkassobriefe etc. Habe wieder leichte panikattacken und starke Depressionen mit schlafstörungen. Ich kriege nichts mehr hin und alles was ich mir vornehme fühlt sich so schwer an und am liebsten würde ich einfach den ganzen Tag im Bett liegen und schlafen. Ich habe viel abgenommen obwohl ich eher dünn gebaut bin und habe mich selber so gehen lassen, dass es mir teilweise schwer fällt alle 1-2 tage zu duschen. Ich treff mich nur noch mit freunden wenn sie mich zwingen rauszugehen. Am liebsten würde ich einfach jeden tag alleine zuhause bleiben. Ich habe mit meinem Vater darüber gesprochen und habe ihm die Situation ehrlich erzählt.
Hat gut getan. Aber er konnte mir nur mentale und keine finanzielle Unterstützung geben (wahrscheinlich aktuell auch besser so). Das hat sehr geholfen. Aber vor meinen geschwistern und meiner Mutter und meinem Stiefvater verheimliche ich meine Situation noch. Wobei sie genau wissen das irgendwas gewaltig nicht stimmt und ich ein riesen Problem habe. Ich merke wie alle sich um mich herum sorgen machen. Nebenbei wollte ich erwähnen: meine freunde sind alle in einer ähnlichen Situation wie ich, zumindest mit 1-2 krediten oder schulden aber bei denen ist es wenigstens so, dass sie ihre Kosten monatlich zahlen können und sich im Griff haben. Ich bin von allen der extremste. Es gibt noch soviel was ich eigentlich erwähnen müsste aber das würde den Rahmen sprengen. Und ich weiss, das ist schon viel text das tut mir auch leid aber ich musste einfach meine Gedanken loswerden.
Eine frage meinerseits: was soll ich machen? Ich weiss das mein Leben wieder schon wäre wenn ich das irgendwie in den Griff kriege. Ich will keine Schulden mehr haben bzw. Wenn dann gebündelt in einer einzigen bezahlbaren Rate. Ich will meiner Familie davon erzählen aber ich weiß nicht wie. Ich möchte wieder normal schlafen und Energie haben. Ich möchte einfach Leben und nicht überleben.
Nochmal sorry für soviele wirre informationen und soviel text. Ich habe einfach geschrieben, was ich gedacht habe und groß zu überlegen
Olli:
Hi und herzlich willkommen!
Entschuldige Dich nicht für Deinen Text. Schreibe so viel wie Du willst und das alles auch ruhig frei Schnauze. Dafür ist das Forum mit seiner Community doch da ...
Zuerst muss ich Dir nahe legen, Deinen "Freundeskreis" zum Teufel zu schicken. Ihr seid eine reine Zweckgemeinschaft geworden. Der Zweck ist nun mal das Zocken.
Die Glücksspielsucht ist eine aus dem Ruder gelaufene Gewohnheit. Wenn Du Dir aber etwas abgewöhnen möchtest, dann musst Du alles, was mit der Gewohnheit zu tun hat, aus Deinem Leben verbannen.
Angststörungen, Depressionen, Glücksspielsucht ... diese Kombi schreit nach einem Therapeuten parallel zu dieser Gruppe.
Im Moment scheinst Du mir das Glücksspiel zur Emotionsregulation der beiden anderen Störungen zu nutzen. Gönne Dir also ruhig eine weitere Therapie.
Nun wirst Du sicherlich innerlich aufschreien, dass Du doch Verpflichtungen hast, die Du bedienen musst. Was ist mit der Verpflichtung Dir selbst gegenüber? Du scheinst mir gerade sehr sehr unglücklich zu sein. Geld ist geduldig. Auch der Freund, der Dir so viel Geld geliehen hat, muss sich gedulden. Diese wird sich dann im Nachgang hoffentlich bezahlt machen, auch im wahrsten Sinne des Wortes.
Und ja selbstverständlich musst Du mit Deiner Familie sprechen. damit sie Dich unterstützen können. Du weisst nicht, wie Du da anfangen sollst? Es ist egal ... Hauptsache Du fängst an. Und Du hast es ja schon erfahren ... finanzielle Zuwendungen musst Du ablehnen, damit Du Deine Lieben nicht auch in die Scheiße laufen lässt. Dieses "Freikaufen" aus der eigenen Verantwortung ist ein Symptom der Glücksspielsucht. Es hilft uns aber nicht, es hilft nur uns länger in den Klauen der Sucht aufzuhalten.
Wenn Du Fragen hast ... frage einfach ...
Auch Dir biete ich das Samstagsmeeting an. Installiere Dir den kostenlosen Zoom-Client und dann klickt pünktlich um 19 Uhr auf den Link in meiner Signatur. Zum Meeting erfährst Du mehr hier: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php/topic,4941.msg44268.html#msg44268
Mr. Nobody:
- Finanzen an jemanden abgeben, der dir Taschengeld gibt und den Rest verwahrt
- Oasissperre
- Schuldnerberatung
- Suchtberatung
Was du sonst noch tun kannst? Aufhören. Es wird kein Wunder geschehen, dass dich an den Punkt vor dem ganzen Schlamassel bringt. Du wirst für diese Taten bluten, aber das haben hier viele getan und solche wie ich tun es immer noch. Das Licht am Ende des Tunnels ist weit weg, aber es ist da. Sich outen? Ja, ist peinlich und schmerzt, aber ohne Aktion keine Reaktion, sprich keine Heilung. Spielsucht ist verheerend. Ich denke oft darüber nach und vergleiche es. Es gibt im Grunde nichts, was uns Menschen in so kurzer Zeit zerstören kann. Wie hier ein Forumsmitglied schon mal sagte: Gibst du Geld dafür aus, dass dich jemand schlägt? Kaufst du dir extra Messer, um dir damit wehzutun? Genau das machen wir - wir verblasen Geld für etwas, dass uns immer mehr zerstört und irgendwann muss man halt die Reißleine ziehen. Das wird dir niemand abnehmen. Es wird Möglichkeiten geben, zu spielen, aber du siehst ja, wohin das führt. Und es wird eindeutig nicht besser.
Lass dir helfen. Zu deinem eigenen Wohl.
Wanderer:
Hallo,
vielen Dank für die schnellen Antworten.
Ich denke auch, dass ich ein mal den unangenehmen weg gehen muss und das Gespräch suchen werde mit meiner Familie. Die wollen mir schließlich auch nur helfen. Mit dem Freundeskreis ist es sehr schwierig. Wir sind alle zusammen in diesen Teufelskreis geraten und natürlich tut es uns nicht gut miteinander zeit zu verbringen, da irgendeiner immer anfängt irgendwas in die Richtung zu erwähnen. Dennoch will man natürlich nicht seine Kindheitsfreunde in den Wind schießen. Allerdings will man auch nichts mehr mit Glücksspiel zutun haben. Schwierige Geschichte.. Ich denke auch, dass mein Unterbewusstsein irgendwas mit dieser Sucht kompensieren will. Meine frage jetzt an die jenigen die lange zeit nicht mehr gespielt haben: Wie war der Ablauf? Wenn ich mir vorstelle, dass ich geld auf dem Konto habe was theoretisch frei zur Verfügung steht und ich dann abends ein mal den Gedanken kriege „komm 100€ tun schon nicht weh“ dann kriege ich schon angst weil ich mir nicht mal vorstellen kann wie ich das aushalten soll es nicht zu machen. Sobald sich das ein mal in den Kopf gesetzt hat, sind alle gedanken und Erinnerungen an das ganze negative plötzlich wie weggeblasen.
Und ja bin Selbstverständlich bei OASIS gesperrt und auf zich anderen Online Casino seiten auch. Aber irgendwie findet man immer einen Weg. Ich habe die Hoffnung aber nicht aufgegeben und akzeptiere meine Situation auch nicht. Vielen vielen Dank für die Antworten
Mr. Nobody:
Ich hoffe, das ist eine rhetorische Frage. Was tun, wenn du 100 € zur freien Verfügung hast? Dann lass es da, oder zahl deinem Kumpel 100 € mehr zurück, oder überweise den anderen Schuldnern 100 € mehr zurück. Ich weiß genau, was du denkst, weil es bei mir genau so war. Aus 100 € mache ich bestimmt mehr und kann dann mehr zurückzahlen. So ist es aber leider nicht. Du hast das Glück, noch zu Hause zu wohnen und hast quasi keine richtigen Fixkosten. Lies dir meinen ersten Beitrag durch, dann weißt du, wie es andees aussehen kann. Du bist noch eingebettet und das ist vielleicht auch gut so, aber lieber 100 € haben als keine 100 € haben und dafür wieder rumheulen. Nicht böse gemeint, ich hoffe, du verstehst, was ich damit sagen will.
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