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Leben

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Babs

Re: Leben
« Antwort #45 am: 07 Oktober 2025, 08:04:20 »
Schönen guten Morgen Andreas & Roy,

ich freue mich sehr, dass ihr eure Gedanken zu meinen Überlegungen mit mir teilt! Sie bringen mich voran und helfen mir, mich (weiter) zu entwickeln.

Folgendes nehme ich mit:

- Der Begriff "Emotionsregulierung" trifft es dann doch. Ich regulierte meine unangenehmen Emotionen, in dem ich mir positive Emotionen erkaufte. Zumindest am Anfang, bevor Gewöhnung eintrat, war ich während der Zeit des Spielens sorglos, unbeschwert und freudig angeregt. Irgendwann ist das dann gekippt und zu Sorglosigkeit, Unbeschwertheit und freudiger Anregung kam während des Spielens Hilflosigkeit und Scham dazu. Schon krass: ich bezahlte für ätzende Gefühle.

- Krass ist auch: Ich wollte wirklich immer länger in diesen erkauften Emotionen drin bleiben, wollte sie "hoch halten" - wieder mal ein schönes Sprachbild, Roy - und habe immer mehr dafür bezahlt. Im wörtlichen und übertragenen Sinne.

- Die von dir, Andreas, beschriebene Hilfemaßnahme "Das Innehalten, das Durchatmen" finde ich sehr wertvoll - alleine schon das Lesen der beiden Begriffe bringt mich runter und entspannt mich. Es wäre wirklich ein großer Schritt, wenn mir das im Alltag noch öfter gelingen würde - auch in Situationen, die nicht so herausfordernd, spieltriggernd sind.

- Ich vermute, dass gerade das die Sucht ausmacht: Der Griff zum Spielautomaten ist keine rationale Entscheidung mehr, "Innehalten und Durchatmen" wird in schwierigen Situationen nahezu unmöglich - UND: der Anlass, sich für das Spielen zu entscheiden wird immer nichtiger.

Die obigen Überlegungen sind für viele von euch wahrscheinlich nichts neues und spiegeln evtl. den klassischen Verlauf einer Sucht. Für mich sind sie allerdings wirklich sehr wertvoll. Um mein Spielverhalten nachhaltig zu verändern, muss ich auch verstehen, was da in Herz und Kopf eigentlich so abgeht.

LG Babs


« Letzte Änderung: 07 Oktober 2025, 08:06:40 von Babs »

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Offline Rubbel

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Re: Leben
« Antwort #46 am: 07 Oktober 2025, 11:41:50 »
Hallo Babs,

ich wiederum bin überzeugt, dass das (Warum gehe ich dem Glücksspiel nach) nicht so wichtig ist. Allerdings wollte ich das natürlich auch wissen. Aber warum wollen wir das erkunden (was ja eine reine Kopfarbeit darstellt)? Hätten wir leichten Zugang zu unseren tiefsten Gefühlen, wäre uns das gar nicht passiert. Und alles auf intellektueller Basis zu zerbröseln ... das kriegen wir gar nicht hin.
Was allerdings wirkt, ist der Zustand innerer Ruhe.
Insofern liegt, denke ich, Andreas absolut richtig, wenn er von "Das Innehalten, das Durchatmen" schreibt.
Störend ist nur: Solange wir vor dem Spielautomaten, am PC/im OC aktiv der Sucht nachgehen, verhindert das "Das Innehalten, das Durchatmen", denn damit tun wir das Gegenteil: wir geifern, teils atemlos, teils wütend, teils verzweifelt, schamerfüllt, ängstlich, ... etc.
Das bedeutet doch wie fast bei Allem: 'learning by doing', womit ich sagen will:
Ohne dieses Zockritual zu durchbrechen (abzustellen), können wir Überlegungen, warum wir zocken, gleich knicken - das funktioniert wohl kaum.
Aber diese Fragen - zumindest 'grob' zu beantworten, passiert in den Momenten der eigenen Beobachtung, als 'Mitläufer' sozusagen;  dann, wenn das Verlangen kommt, wenn wir 'Trigger suchen' quasi, wenn wir unruhig werden, die Aufregung in uns zunimmt bei dem Gedanken ans Spielen,
Ergo (so denke ich), ist der Wille, sich selbst nicht länger zu schaden, sich fortan gut zu tun (weil alles andere uns erfahrungsgemäß 'niederzwingt') der 'Start' in die Spielfreiheit.
Der eindeutige und -positiv- eigennützige Wille! Er bildet das Fundament.
Was dann an Fragen nach dem Warum kommt, ist auf dieser Basis viel eher beantwortbar, als eine vorherige Theorie.
Insofern, Babs, bist Du doch auf dem richtigen Weg ... stärke Deinen Willen, lies über die Machenschaften der Abzocker (die damit sogar auch Drogen- u. Menschenhandel etc. finanzieren), die betrügen, wo's geht (hier im BGH-Thread zu lesen) und politischen Zusammenhänge und auch, wie weit Süchtige gehen (in die Kriminaliät - in die Psychiatrie - in den Tod sogar). Hol Dir alles an Hintergrundwissen, was geht.
Das schafft einen ordentlichen Puffer!

Alles Gute!!
Rubbel
« Letzte Änderung: 07 Oktober 2025, 12:42:33 von Rubbel »
--Meist ist Geist geil--

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Babs

Re: Leben
« Antwort #47 am: 07 Oktober 2025, 17:59:18 »
Hallo Olaf, 

danke für deine Antwort, wir haben uns wohl knapp "verpasst".

Wie man es mit dem Begriff der (gestörten) "Emotionsregulierung" auch dreht und wendet, ein "gesunder" Umgang mit Emotionen ist wohl der Schlüssel zur Abstinenz.

Ich stimme dir übrigens voll zu, bei mir war es auch nicht anders: Im Elternhaus haben die wenigsten von uns einen gesunden Umgang mit Emotionen gelernt. Ich arbeite schon lange daran, sie wahrnehmen zu können und zu wollen. Das ist es auch was mich erschreckt. Eigentlich kann ich das ganz gut und trotzdem habe ich das Suchtverhalten entwickelt.

Soweit, lG, Babs

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Babs

Re: Leben
« Antwort #48 am: 08 Oktober 2025, 07:18:45 »
Schönen guten Morgen,

da ich gemerkt habe, wie gut mir der Austausch mit anderen Betroffenen tut, werde ich meinen Fokus jetzt erstmal auf meine SHG vor Ort legen.

Danke an alle, die hier in meinem Tagebuch ihre Gedanken mit mir geteilt und mich dadurch sehr unterstützt haben!
Auch an alle anderen Forumsschreibende und die Ermöglicher des Forums: Danke!

Alles Gute, bis bald,

Babs

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Offline Ilona

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  • 4.051
    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: Leben
« Antwort #49 am: 08 Oktober 2025, 19:46:45 »
Liebe Babs,

ich wünsche dir alles Gute auf deinem weiteren Weg. Wir werden dich vermissen, du bist eine Bereicherung für unser Forum. Lass mal wieder von dir hören, sofern dir danach ist.

LG Ilona

Re: Leben
« Antwort #50 am: 09 Oktober 2025, 10:51:20 »
Hi Babs,
ich verstehe dass Du dich auf die SHG vor Ort konzentrieren möchtest, finde es aber schade dass Du dich gleich komplett abgemeldet hast.

Viel Glück!

Roy
Da ich kein Anwalt bin spiegeln meine Posts lediglich meine eigene Meinung wieder.

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Offline andreasg

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  • 2.353
Re: Leben
« Antwort #51 am: 09 Oktober 2025, 13:23:52 »
Hallo Babs,

alles Gute für Deinen spielfreien Weg,

und wenn es sein darf und soll,
bist Du hier wieder herzlich eingeladen.

schöne 24 Stunden
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

 

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