Glücksspielsucht => Glücksspielsucht Allgemein => Thema gestartet von: Olli am 03 März 2021, 09:03:42

Titel: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: Olli am 03 März 2021, 09:03:42
Hi Leute!

Ich habe mir mal ein paar Gedanken zum Thema Rückfall gemacht und habe dazu Stichpunkte notiert.
Schaut sie Euch mal an und schreibt, was Ihr darüber denkt. Vielleicht können wir die Stichpunkte ja noch gemeinsam ergänzen. Wenn ja, dann mache ich dies in diesem ersten Beitrag des Threads und kennzeichne die Stellen entsprechend.

Los gehts ...

Übersicht:

- Definition und Abgrenzung zum Vorfall
- Aspekte, die zu einen Rückfall führen können
- „Eigenschaften“ des Rückfalls
- Rückfällen vorbeugen


Definition des Begriffs Rückfall

- Erneutes Auftreten einer scheinbar überstandenen Krankheit nach vorheriger Besserung
- Aktive (aber auch passive) Suchtausübung nach erfolgreicher Abstinenz
- Zurückfallen in alte Sicherheit vorgebende Verhaltensmuster/keine neuen Verhaltensmuster
- Schleichender Prozess oder plötzlich auftretend
- Auch eine Suchtverlagerung kann als Rückfall angesehen werden, denn es wird ein Suchtmittel durch ein anderes oder durch ein Suchtverhalten ersetzt.


Definition des Begriffs Vorfall

- Einmaliges, zumindest nicht allzu häufiges Zurückfallen.
- Kein schwerer Konsum des Suchtmittels.
- Beenden des Spielens aus eigener Motivation heraus.
Aber:
- Er birgt die Gefahr eines schweren Rückfalls.
- Er sollte nicht bagatellisiert werden.

Aspekte, die zu einem Rückfall führen können

- unausgewogener Lebensstil
- keine oder wenig Tagesstruktur
- Langeweile und/oder Überforderung
- fehlender Ausgleich zu (zu hohen) Pflichten
- negative Gefühle (Ärger, Stress, Einsamkeit, Schlaflosigkeit)
- scheinbar harmlose Entscheidungen
- Verführungs-/Risikosituationen bewusst aufsuchen
- Kontakt zu alten Freunden
- Aufsuchen schädlicher Orte
- Horten des Suchtmittels für „den Fall der Fälle“ (riskante Situationen aufsuchen)
- „Boni“ verspielen / um Spielgeld spielen (riskante Situationen aufsuchen)
- unangenehme Dinge vor sich her schieben (Prokrastination)
- Rückfallgedanken/ Verlangen
- Zuversicht und Selbstbewusstsein, die Situation ohne Spielen zu meistern, nehmen ab
- Die Erwartung steigt, durch Spielen Entlastung zu schaffen - Belohnungsgedanke
 

„Eigenschaften“ des Rückfalls

- Geringes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Selbstwirksamkeit
- Überheblichkeit / Selbstüberschätzung
- Rückfallschock („Jetzt ist auch alles egal ...“)
- Wird als Versagen oder Niederlage gedeutet
- Es resultieren oft Schuld- und Schamgefühle
- Rückzug von sozialen Kontakten
- Weigerung sich Hilfe zu suchen
- Kann zur Steigerung des Konsums führen

Aber auch (i.S.v. Was kommt danach?):
- Kein Weltuntergang/Versagen
- Gehört zur Sucht und zum Genesungsprozess dazu → als Chance betrachten
- Indikator für künftig mehr oder andersartige Veränderungen
- Lebensereignisse bisher nicht ausreichend beachtet
- Zielerreichung (Abstinenz) nur unterbrochen, nicht aufgehoben
- Motivation zur Zielerreichung
- Das Verstehen des Geschehenen kann Hoffnungen wecken
- Gefahr schwindet mit ansteigender Abstinenz
- Nicht alleine bleiben – über den Rückfall reden


Rückfällen vorbeugen:

Notfallkoffer zurechtlegen:

- Kontaktperson im Vorfeld bestimmen
- Spielerkarte zulegen / App „Playoff“ (LSG)
- Selbstachtsamkeit üben und pflegen
- Anhand von bisherigen Erfahrungen planen, wie alternativ reagiert werden kann
- (Gefühls-)Tagebuch führen
- SHG/Beratungsstellen aufsuchen
- Abstinenzkalender führen
- Hintertürchen erkennen und verschließen
- Ziele überdenken und ggf. anpassen
- Sich vornehmen, immer ehrlich nach Innen und nach Außen zu bleiben
- Keine unrealistischen Erwartungen in sich selbst stellen

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Hier noch ein paar Ergänzungen:

"Typische" Triggergedanken:

-    Da ich jetzt lange durchgehalten habe, habe ich es mir verdient zu spielen!
-    Wenn Andere kontrolliert spielen können, dann kann ich das jetzt auch, nachdem ich so lange standhaft geblieben bin.
-    Glücksspiel ist gesellschaftlich akzeptiert. Ich darf spielen. Andere dürfen das auch.
-    Eigentlich habe ich bisher das Spielen nur übertrieben - mehr nicht.
-    Heute mache ich mal eine Ausnahme von der Abstinenz, morgen geht es dann weiter.
-    Spielen ist das Einzige, dass mir Spaß macht. Ohne ist das Leben öde ...
-    Heute bin ich alleine und niemand würde etwas mitbekommen ...
-    Meine Freunde spielen auch. Wenn ich nicht mitmache, dann falle ich auf.
-    Wenn ich mich heute betrinke, habe ich eine Ausrede zum Spielen.
-    Ich fühle mich so gut und stark, dass ich jetzt kontrolliert spielen kann.
-    Mir stehen die Schulden bis zum Hals. Heute muss ich mir durch Spielen etwas dazu verdienen. Ich sehe keinen anderen Ausweg!
-    Ich halte diese Stimme in mir, die mich verführen will, nicht länger aus ... Wenn doch nur endlich mal Ruhe wäre ... Ich habe gar keine andere Wahl ...
-    Wozu das Ganze, wenn das Leben so zur Qual wird?

Weitere Vorschläge nehme ich gerne auf ...



Dann mal Feuer frei ... ;)
Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: Rosa am 20 März 2021, 09:51:15
Hallöchen :-)

Die App war mir neu , habe sie mir runtergeladen und werden sie mal aktiv benutzen

Man lernt aber auch immer wieder dazu oder was neues

Danke für deinen doch sehr ausführlichen Beitrag - ick werd mal meine Gedanken kreisen lassen und schauen was mir noch so einfällt
Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: Hanibal79 am 18 April 2021, 11:53:02
Hallo

Ich hatte am Samstag seit über einem Jahr auch wieder mal einen Rückfall. Es fing schon am Donnerstag an. Ich wollte einfach spielen.

Dies geschah vermutlich aus Langeweile und Überheblichkeit. Obschon ich Landesweit gesperrt bin habe ich einfach einen Account über meine Frau erstellt. Dies interessiert Niemandem ansonsten wäre dies gar nicht möglich. Allerdings weiss meine Frau davon und autorisierte die Zahlung dann auch mit Ihrem Handy.

Besser oder schlechter fühlte ich mich nachher nicht. Entweder gewinnt man oder man verliert. Das Problem ist ja, dass man seine Emotionen kontrollieren kann und dort habe zumindest ich Defizite.

Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: Determination am 20 Mai 2021, 13:23:39
Ich finde es hat tatsächlich sehr viel mit der Perspektive zu tun. Ein Rückfall mag natürlich erst einmal erschüttern. Allerdings nehme ich, wie von Olaf schon angetragen, das Ganze eher als ein Feedback oder auch Chance wahr. Eines, welches wachrütteln und auf die richtige Bahn zurückschieben soll. Wenn es zu einem Rückfall kommt, hat man sich zwar nicht genügend mit sich beschäftigt. Es eröffnet einem aber auch die Klarheit, genau das zu machen. Man könnte es fast wie eine Rüge der eigenen Person betrachten.
Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: Wolke 7 am 05 Juli 2021, 23:21:20
Ein Rückfall ist ein Rückschritt,einen Vorfall gibt es nicht. Da kann man sich nichts schön reden oder es als Warnung ansehen. Egal ob man selber aufgehört hat mit dem Spielen,obwohl man noch Geld hatte und man vielleicht auch nicht viel verzockt hat,selbst wenn man mit einem Gewinn nach Hause geht.....es bleibt ein Rückfall. 

Rückfälle sind am Anfang der Abstinenz nicht schlimm,es ist der fast normale Weg aus der Sucht. Ich persönlich fände für mich einen Rückfall nach mehrjähriger Spielfreiheit sehr schlimm. Ich weiß genau was ich zu tun habe,wenn der Suchtdruck kommt,ich habe es in der SHG und in der Therapie gelernt,desto schlimmer fände ich es,wenn es mir passieren würde. Ich weiß, dass ich davor nicht sicher bin,ich bin kein besserer und klügerer Mensch als alle anderen hier und auf dieser Welt. Deswegen passe ich jeden Tag auf,jeden einzelnen Tag,achte ich auf die Sucht und ihre Vorboten eines Rückfalles.,um schnell zu handeln. Trotzdem schwingt immer etwas Angst mit.

Und wenn es dann doch mal Tage so ganz ohne Gedanken gibt,bin ich froh und dankbar,denn das nennt sich das Leben. 

LG Wolke



Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: Dennis47 am 06 Juli 2021, 00:19:02
Ich finde es hat tatsächlich sehr viel mit der Perspektive zu tun. Ein Rückfall mag natürlich erst einmal erschüttern. Allerdings nehme ich, wie von Olaf schon angetragen, das Ganze eher als ein Feedback oder auch Chance wahr. Eines, welches wachrütteln und auf die richtige Bahn zurückschieben soll. Wenn es zu einem Rückfall kommt, hat man sich zwar nicht genügend mit sich beschäftigt. Es eröffnet einem aber auch die Klarheit, genau das zu machen. Man könnte es fast wie eine Rüge der eigenen Person betrachten.

Nein, wenn du rückfällig wirst, also deine eigenen Erkenntnisse aus deinem falschen Verhalten missachtest, deine eigenen auferlegten Konsequenzen aus deinen vorangegangenen problematischen Handlungen nicht "langfristig" umsetzen kannst, dann ist das weder eine Chance noch eine Rüge. Dann ist schlicht dein (unterbewusster) Gedanke zum "Weitermachen" zu groß, die Suchtgedanken noch zu stark, als das du überhaupt noch eigenständig eine Kontrolle zu deinem glücksspielbezogenen Suchtdruck besitzt.
Empathie ist wichtig, drauf hauen ist sicher auch keine gute Strategie, aber wenn man Rückfälle "schön - redet", zeigt es halt das klassische falsche Denken & Fehlverhalten, die immer wieder zum selben Problem führt.
Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: Wolfgang am 06 Juli 2021, 06:55:59
Hallo, mein bescheidener Beitrag zum Thema Rückfall entspringt meinen gemachten Notizen.
Dort steht: " Ein Rückfall ist keine verwerfliche und zu sanktionierende Entgleisung, sondern vielmehr zugehöriger Bestandteil des Ausstiegs aus der Sucht und Chance zur Weiterentwicklung"

Wolfgang
Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: andreasg am 06 Juli 2021, 08:28:10
Hallo ihr Lieben

Ich hatte im August 2000 das Gefühl " jetzt ist alles" Scheißegal" bin aber der Kaffeemühle, (versteckte Spielstaette) entkommen, mit meiner ersten Spielmuenze in der Hand. Darüber habe ich sehr intensiv Inventur gemacht und das Fazit: an jemem Tag habe ich meine Kündigung vom Betrieb wegen Insolvenz erhalten, dadurch ist mein Leistungsprinzip " Aufmerksamkeit und Zuwendung durch Leistung" zerbrochen worden, ein 9 Jahre währender Kampf mit zwei Klinikaufenthalten war die Folge. Emotional war es ein Rückschlag, aber die Spielmuenze wanderte zurück in die Geldbörse. Den Satz: ich brauche für Liebe nichts zu leisten " ist mir ein Leitsätze geworden.
Jetzt habe ich mehr Distanz und kann diese Situation realer Einschätzen, und wenn noch Groll und Zorn aufsteigt, besser verarbeiten.
Im Frühling habe ich nachmittags immer gerne Lakritze und Weingummi genascht, das Bauchweh ignoriert, mich geschämt, und mir nach Zögern einen Rueckfall aus meiner Essstruktur eingestanden. Nun esse ich wieder nach Mahlzeiten, und dadurch schlafe ich auch besser,.

Ein Rueckfall kann mich wieder wecken, am Leben teilzunehmen. Liebe Grüße und schöne 24 Stunden
Andreas
2
Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: Alexander25840 am 06 Juli 2021, 10:24:52
Gestern war ich kurz vor einem Rückfall bzw. Vorfall. Nach drei Wochen merke ich doch wie einem das Spielen/Wetten fehlt. Vor allem bin ich seitdem ich spielfrei bin wahnsinnig müde. Schaffe kaum 21 Uhr auf dem Sofa ohne einzupennen. Das ist wirklich ätzend vor allem weil man sonst bis spät in die Nacht U19 Spiele der Kreisklasse in Usbekistan verfolgen konnte.
Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: Olli am 06 Juli 2021, 14:04:09
Hi Alex!

Kann es sein, dass Du des Nachts im Schlaf das Spielen aufarbeitest und so nicht in die erholsamen Schlafphasen kommst?

Kleiner Rat am Rande ... wenn Du gestern kurz vor einem Rückfall standest, dann wäre dies der richtige Zeitpunkt gewesen sich im Forum zu melden. ;)
Vielleicht hast Du aber ja auch so schon etwas gegen den Spieldruck gemacht ... ich weiss es ja nicht ...

Nein, es ist nicht das Spielen, was Dir fehlt ... es sind die Emotionen, die Du dabei verspürst.
Habe Geduld mit Dir. Schon bald verspürst Du auch wieder die Emotionen besser, die Dir das Leben so mit sich bringt.

Schön, dass Du standhaft geblieben bist!
Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: Wolke 7 am 01 August 2021, 21:03:14
Glücklich süchtig......sehr guter Podcast


https://youtu.be/1_PS_-ytEeM
Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: Danger10 am 25 Oktober 2021, 21:26:07
Olli die Liste die da aufgesetzt hast ist echt gut. Da sind einige Sachen dabei die ich durch aus mal ausprobieren werde.
Habe erst kürzlich nach 3 Monaten einen Rückfall bzw. danach mehrere Rückfälle gehabt.
Habe mir fast täglich in der Spielfreien Zeit die Videos auf YouTube von Stabile Lage angeschaut und es hat geholfen aber jetzt nach dem ich wieder gespielt habe, habe ich meinen ganzen Mit wieder verloren
Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: Olli am 26 Oktober 2021, 05:48:44
Hi Danger!

Nicht aufgeben ... das wird schon.
Magst Du nicht auch ein Tagebuch im Forum eröffnen, in dem Du über Dich berichtest?

Stabile Lage finde ich nicht gut. Allerdings muss ich auch gestehen, dass ich ihn nicht mehr geschaut habe, seitdem er einige Videos bei seinem Freund in der Spielhalle gedreht hatte. Ein abstinenter Spieler hat dort nichts zu suchen. Er hat nicht zuzuschaun und schon gar nicht hat er in seiner Vorbildfunktion auf seinem Kanal aktives Glücksspiel zu filmen.

Schaue Dir mal den von Wolke verlinkten Kanal an ...
Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: Danger10 am 27 Oktober 2021, 21:42:14
Hallo Olli,
Danke für deine Antwort.
Zu Stabile Lage es stimmt schon es ist nicht in Ordnung das er sich in eine Spielo gesetzt hat und das Interview da gefilmt hat. Aber ich hab es so verstanden das er zeigen wollte das er nach 5 Jahren Abstinenz kein Problem damit hat in einer Spielo zu sitzen und kein Bedürfnis hat sein Geld in einen Automaten zu schmeißen. Ich glaube er hat in einem anderen Video mal erwähnt das er sich das komplett fehl am Platz dort fühlte und es ihm unangenehm war. Aber das kannst du ja nicht wissen, wenn du ihn nicht mehr geschaut hast.
Zum Beispiel den Tipp mit der Spardose von ihm ist ja eigentlich ziemlich gut, weil man das Geld was man eigentlich verspielt hätte dann in der Spardose hat. Sollte jetzt keine Diskussion werden wollte nur mal meine Gedanken Gänge dazu äußern.
Ja in den Podcast hör ich mal rein. Und wo kann ich denn mein Tagebuch hier aufschreiben. Möchte eigentlich nicht zu viel von mir preisgeben aber zum Thema Spielsucht wäre ich bereit meine Geschichte zu erzählen. :)
Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: Determination am 27 Oktober 2021, 22:32:28
Zitat
Nein, wenn du rückfällig wirst, also deine eigenen Erkenntnisse aus deinem falschen Verhalten missachtest, deine eigenen auferlegten Konsequenzen aus deinen vorangegangenen problematischen Handlungen nicht "langfristig" umsetzen kannst, dann ist das weder eine Chance noch eine Rüge. Dann ist schlicht dein (unterbewusster) Gedanke zum "Weitermachen" zu groß, die Suchtgedanken noch zu stark, als das du überhaupt noch eigenständig eine Kontrolle zu deinem glücksspielbezogenen Suchtdruck besitzt.
Empathie ist wichtig, drauf hauen ist sicher auch keine gute Strategie, aber wenn man Rückfälle "schön - redet", zeigt es halt das klassische falsche Denken & Fehlverhalten, die immer wieder zum selben Problem führt.


Ich weiß die Antwort kommt ziemlich spät, aber besser als nie. Ich wollte mir mit diesen Zeilen keineswegs einen Rückfall schönreden. Eher mitteilen, wie ich einem Rückfall begegne. Ich räume ein, dass meine Zeilen etwas arg positiv wirken. Das war nicht meine Absicht. Mir ist die Ernsthaftigkeit von Rückfällen bewusst und ich lasse es nicht darauf ankommen. Ich habe seit diesem Beitrag zweimal gespielt und auch bei jedem Mal die Ursache, das Warum ergründen können. Die Probleme waren mir vorher maximal unterbewusst bekannt, jetzt gehe ich sie an.

Brauchte ich den Rückfall um die Probleme zu erkennen? - Nein.
Kann ich es im Nachhinein ändern? - Nein.
Stimme ich dir zu? - Ja, auf jeden Fall.

Ein Rückfall ist dennoch nicht per se schlecht, es kommt immer auf den Umgang damit an. Meine Rückfälle würde ein anderer vielleicht Vorfälle nennen. Ich möchte dieser Differenzierung jedoch nicht folgen. Zudem gebe dir Recht, dass es keine Entschuldigung oder Rechtfertigung für einen Rückfall gibt. Für den Fall, dass man gerade jedoch einen Rückfall hatte, ist es sehr viel besser, das Ganze als Chance wahrzunehmen, weiter an sich zu arbeiten. Wie oben schon geschrieben, kann man es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr ändern und sollte das Beste daraus machen. Vor allem aber dafür Sorge tragen, dass es nicht noch einmal zu dieser Situation kommt. Ich rede dabei aber keinesfalls vom Darauf-ausruhen.
Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: Olli am 28 Oktober 2021, 06:34:01
Hi Danger!

Zitat
Zum Beispiel den Tipp mit der Spardose von ihm ist ja eigentlich ziemlich gut, weil man das Geld was man eigentlich verspielt hätte dann in der Spardose hat. Sollte jetzt keine Diskussion werden wollte nur mal meine Gedanken Gänge dazu äußern.

Es ist doch gut, wenn Ansichten geteilt werden ...

Die Spardose finde ich auch nicht gut. Hier wird nur das Suchtmittel gehortet. Das hat nichts mit Geldmanagement zu tun.
Ein anderer YT-ber hat das aufgegriffen und packt nun immer Geld in eine Spardose bevor er seine Glücksspielsessions zeigt.
Irre sowas ... und für diejenigen, die am Anfang stehen, sehr gefährlich.
Suchtdruck möchte ausgehalten werden, bevor er weniger wird. Was ist da eine selbst auferlegte kleine Hürde, von der vielleicht noch niemand weiss, wenn der Suchtdruck gerade nicht ausgehalten werden kann? Dann wird das Sparschwein geknackt und es steht sofort Suchtmittel zur Verfügung ... Juchuuuu ... auf in die "Kaffeebud" ... ! :)
Das ist alles nicht durchdacht ...
Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: Lilaneu am 06 Mai 2022, 20:04:25
Ich finde die App leider nicht.
Mir wird nur Eishockey angezeigt
Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: Olli am 07 Mai 2022, 07:13:18
Anscheinend wurde der Vertrieb eingestellt? Die Seiten sind nicht mehr online.
Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: Anthrazit80 am 17 August 2022, 12:32:36
Ich kann aus meiner Erfahrung dazu sagen, dass ein Rückfall rückwirkend betrachtet gar nicht so schlimm war, weil er Teil des Weges/der Lösung war / ist. Bei mir zumindest.

Er war Teil meiner Lernkurve um immer mehr zu verstehen, dass Glücksspiel keinen guten Ausgang hat und auch sonst nichts Gutes dabei ist.
Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: flute8- am 25 Dezember 2022, 20:26:09
Also vorweg. Ich hatte bisher 5 Rückfälle. Der letzte war Ende Januar.

1. Rückfall -> Familie half mir finanziell, sodass der Rückfall relativ zeitnah erfolgte, aber das Ganze sich solange hinzog bis man es finanziell noch tragen konnte

Musste selber beichten, weil „ausweglose Sitaution“

2. Rückfall -> konnte durch Einstieg in den Beruf und den Umzug in eine andere Stadt meine Geldnot begründen, sodass ich meine Sucht verborgen habe.

Bei den ersten beiden Rückfällen habe ich noch gar nicht meine Sucht realisiert. Realisiert vllt schon, aber nicht damit gerechnet, dass ich so skrupellos sein kann bzw. nicht aufhören.

3. Rückfall -> Familie half erneut. Dieses Mal war die Summe schon 5 stellig. Meine Mutter weigerte sich mir zu helfen und übergab die Verantwortung meinem älteren Bruder. Sie lieh ihm das Geld. Außerdem half mir die Familie meiner jetzigen Frau mir finanziell.
Die Abstinenz hielt 1-2 Jährchen. Durch einen großen Einstiegsgehalt und der Stabilisierung der Finanzen habe ich mir erneut eingeredet, dass ich jetzt „moderat“ spielen kann. Der eine Gewinn der mich sofort schuldenfrei machen könnte, das waren so die Gedanken…

Musste selber beichten, da ausweglose Situation

4. Rückfall
Dieses Mal wurde es absolut ekelhaft. Keine Kredite mehr bekommen (absolut am Limit) und die Kreditkarte der eigenen Frau geplündert, meinen Bruder belogen und das Geld, welches ich anlegen sollte, verzockt. Das gemeinsame Konto mit meiner Frau bis zum Anschlag geplündert.

Frau geahnt und dann musste ich es zugeben, weil wieder auswegslose Situation. Meine Frau hat mich aus unserer gemeinsamen Wohnung rausgeschmissen, sodass ich mit Anfang 30 zu meinem Bruder ziehen musste. Ab diesem Zeitpunkt war ich persönlich für mich am Tiefpunkt gelangt. Motivationsgruppe aufgesucht und konnte dann aus bestimmten Gründen nicht die Therapie starten. Dachte tatsächlich, dass ich nie wieder spielen werde, weil ich doch gesehen habe, was mit mir passiert, wenn ich wieder spiele. Dass ich meine Familie und Frau verlieren kann/werde. Habe danach eigentlich meine Frau drum gebeten, dass sie jeden Monat mein Konto überprüfen soll. Sie vertraute mir nach knapp 1 Jahr und dachte wohl, dass ich clean bin und bleibe.

5. Doch 1an halb Jahre später kurz nach Heirat und Geburt wieder rückfällig geworden. Und dieses Mal habe ich mir eingestanden, dass ich immer auf mich aufpassen muss, dass ich nie davon reden kann, dass ich nie wieder spielen werde. Dass es kein kontrolliertes Spielen für mich gibt. Dass die kleinste Summe reicht um wieder von 0 auf 100 zu gehen. Mein Onlinebanking kann ich nur unter Aufsicht nutzen. Ich persönlich will auch nie wieder Zugang zu meinem Online Banking haben, weil ich viel zu große Angst davor habe, dass ich eines Tages wieder anfällig werde. Ich mache auch eine Therapie seit einigen Monaten und besuche täglich dieses Forum. Oft lese ich mir einfach nur die Beträge durch. Das hält mich immer wieder auf dem Laufenden und erinnert mich daran, dass ich immer aufpassen muss.


Was ich mich jetzt nach dem 5. Rückfall frage und vllt waren da schon einige von euch. Ist es die absolute finale Erkenntnis? Als geheilt würde ich mich nicht bezeichnen, aber bin ich gewappnet? Kann ich mir jemals wieder zutrauen meine Finanzen „online“ selber zu verwalten oder ist für einen Zocker wie mich das Online Banking nur ein Schluck Bier für den Alkoholiker?
Im nächsten Jahr werde ich auch einige Prozesse führen gegen OC mit Hilfe von Prozessfnanzierern. Sind es zum Teil deren Bedingungen (nicht wieder zocken) gewesen, die mich davon abhalten weiter zu zocken?
Ich bin irgendwie immer noch auf Ursachenforschung und bin manchmal am grübeln.

Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: Olli am 25 Dezember 2022, 21:12:01
Zitat
Was ich mich jetzt nach dem 5. Rückfall frage und vllt waren da schon einige von euch. Ist es die absolute finale Erkenntnis? Als geheilt würde ich mich nicht bezeichnen, aber bin ich gewappnet? Kann ich mir jemals wieder zutrauen meine Finanzen „online“ selber zu verwalten oder ist für einen Zocker wie mich das Online Banking nur ein Schluck Bier für den Alkoholiker?

Frohen ersten Weihnachtstag!

Fast hätte ich spontan gesagt: Wen kümmert es? - Die Antwort lautet aber: Dich!
Also weite ich meine Antwort aus:

Du sitzt am 1. Weihnachtstag vor dem Rechner und liest die Beiträge durch. Irgendwann findest Du diesen hier und beziehst Stellung. Du assoziierst und Du reflektierst. Du hast Angst davor Dich wieder im Glücksspiel zu verlieren und Du machst eine Therapie.
Du bist froh, dass Du Deine Schutzmechanismen eingerichtet hast und ich denke ... jetzt gerade bist Du vielleicht auch ein klitzekleines bisschen stolz auf Dich, dass DU die gerade aufgezeigten Wege erfolgreich absolvierst.

Also frage ich noch einmal: Wen interessiert es? Was bringt Dir ein Wissen über eine finale Erkenntnis? Ist nicht alleine diese Formulierung nicht wieder ein Streben nach Perfektion? Die Frage selbst ein "schnell, schnell"?

Habe Geduld mit Dir. Und wenn es 20 Jahre oder mehr dauert ... es hetzt Dich keiner, außer Du selbst. Setze Dich nicht unter Druck, sondern genieße das und lebe im Jetzt.

Was das Geldmanagement betrifft ... wenn du meinst, dass es an der Zeit ist, dann beginne es langsam wieder zu lockern. Beobachte Dich dabei und wenn Du einen für einen Süchtigen typischen Gedanken hast, dann ziehe die Schreiben wieder etwas fester an. Es wird Dir keiner dafür den Kopf abreißen - ganz im Gegenteil.
Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: Wolke 7 am 25 Dezember 2022, 21:22:01
Zitat
Sind es zum Teil deren Bedingungen (nicht wieder zocken) gewesen, die mich davon abhalten weiter zu zocken?

Dieser Satz und vielleicht das Geld vom CB lassen bei mir ein schlechtes Gefühl hochkommen ,was deine Abstinenz betrifft.

Halten dich nur andere vom Zocken ab? Also Abgabe des Geldmanagement und die CB Verfahren?
Was machst du selbst ,um nicht zu zocken?

Hast du jetzt Suchtdruck?

LG und frohe Weihnachten

Wolke
Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: Wirbelwind am 25 Dezember 2022, 21:30:15
Also aus MEINER ganz eigenen knallharten Perspektive glaube ich das niemand jemals wirklich FREI sein wird davon.
Mal abgesehen davon das ich ja schon mit Suchtverhalten groß geworden bin im familiären Umfeld -und da geht mir grad n kleines Licht auf , für mich gehört ja irgendwie Sucht zum Leben dazu *intressanter gedanke wenn auch doof*- kommt ja meine eigene noch dazu.
Im Moment hader ich wiedermal maximal mit mir selbst mir nicht n Lottoschein zu kaufen, angefangen hat es mit dieser dämlichen Kniffelei bei mir auf arbeit bei der weihnachtsfeier wo ich dann noch ne runde Baccgammon gespielt habe, FREI von jedweden dusseligen Gedanken, ich wollte NUR wie ein normaler Mensch ne Runde Baccgammon spielen....
JETZT heisst es wieder, STANDHAFT bleiben, KEIN schein kaufen und wenns nur für n Zehner ist, mich theoretisch über jeden Tag freuen wo ich mir keinen kaufen und abwarten bis es wieder vorbei ist...

Egal was du tust und/oder nicht tust, DU ausschließlich kannst probieren und üben was DIR gut tut und was nicht.
Und wie Olli so schön sagt, es braucht

Z E I T
Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: will am 25 Dezember 2022, 22:11:30

Ich bin irgendwie immer noch auf Ursachenforschung und bin manchmal am grübeln.

Ohne den oder die Auslöser zu kennen also die Ursache zu kennen wird es schwierig für dich, meiner Meinung nach.

Die Auslöser sind dramatische Ereignisse im Leben die einen den Boden unter den Füßen wegziehen, die einen auf dem falschen Fuß und unerwartet treffen.

War bei mir so und wird bei dir auch so sein. Jemand der mit seiner Seele im Gleichgewicht ist, braucht keine Angst zu haben dass er morgen oder irgendwann wieder sein Leben verspielt.

Ursachenforschung ist die Grundlage für Verständnis und Heilung.

Sowas wie Impulskontrollstörung ist völliger Käse und kann sagt nichts aus. Sowas beängstigt und verwirrt.

Wenn man seine "Krankheit" vesteht, braucht man keine Angst mehr haben. Ich habe keine Angst davor Rückfällig zu werden weil ich meine Krankheit verstehe.
Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: Wirbelwind am 25 Dezember 2022, 22:17:05
Bevor ich durch die die Decke gehe und gar nichts schreibe, schreibe ich nun wenigstens das ich durch die decke gehen könnte wenn ich deinen kommentar lese will und mehr sag ich dazu nicht und erfreue mich an der Hoffnung das Olli mit Sicherheit die Tage das vernünftig zum ausdruck bringt was ich grad denke  ??? ::) 8)
Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: flute8- am 25 Dezember 2022, 22:19:36
Vermutlich bringt es mir wenig diese Erkenntnis. Es ist vermutlich die Angst in mir, dass ich irgendwann wieder die Kontrolle verlieren könnte, die mich auf diese Gedanken bringen. Ich will diese Angst irgendwie loswerden, aber sie schlummert in mir. Ist es eine gesunde Angst, die ich entwickelt habe? Benötige ich sie ein Leben lang, damit ich meine Sucht, die ebenfalls in mir derzeit begraben liegt, nicht wieder auferstehen zu lassen?
In den vergangenen Abstinenzphasen war es die Angst, dass mich Familie und Frau verlässt, damit ich nicht spiele. Wirklich nachhaltig war es damals nicht.

Der letzte Rückfall war irgendwie anders und ich versuche für mich herauszufinden, was genau anders ist. Was hat mich gedanklich stabiler gemacht? Ich fühl mich irgendwie sicherer, aber zugleich auch nicht, da diese Angst in mir mir täglich bewusst macht, dass ich am Ball bleiben muss und auf mich achten.

Und Wolke ja diese Fragen stelle ich mir derzeit ja auch und deswegen schreibe ich. Was ist, wenn die Prozesse enden? Ich will damit offiziell nächstes Jahr abschließen. Egal was daraus wird rede ich mir ein Aber was wenn ich einen von vielen Prozessen verliere? Was wird das in mir auslösen? Falle ich in ein Loch, weil ich mir doch Hoffnung gemacht habe einen Teil meines verzockten Geldes wieder zurückzubekommen?
Das Geldmanagement habe ich in Prinzip nicht ganz abgegeben, sondern lasse sie kontrollieren. Ich führe alles selber durch, habe meine Karte, aber dieses OBanking ist für mich zu gefährlich. Die Angst davor zu gross, wenn ich ein Rückfall habe innerhalb kürzester Zeit einen großen Schaden anzurichten. Eine Art Risikominimierung. Mein letzter Rückfall beruhte auch auf der Annahme, dass nun alle online Casinos ein Limit von 1000€ haben und man nicht mehr zocken kann. Leider musste ich feststellen, dass es weiterhin möglich war dadrüber zu gehen und das man als Laie im Dschungel der Casinos noch Detektivarbeit leisten muss um herauszufinden welche Casinos eine Lizenz haben oder nicht.



Suchtdruck habe ich nicht, aber ich mache mir Druck, weil ich gerne meiner kleinen Familie ein Haus kaufen würde, aber ich finanziell nicht die 10% Summe aufbringen kann für einen Hauskredit. In meinem Freundeskreis haben fast alle ein Haus mit Garten. Das setzt mich unter Druck und ich bin traurig darüber, dass ich das meiner Familie nicht bieten kann, obwohl ich es könnte, wenn ich nicht gezockt hätte.


PS: was ich für meine Abstinenz tue? Ich mache meine Therapie, ich mache regelmäßig bis zu 3 x die Woche Sport mit anderen und ich verbringe viel Zeit mit meiner kleinen Familie.

Und tatsächlich habe ich eine ähnliche Kindheit gehabt. Backgammon gehörte zu meinem Lieblingsspielen, genau so wie virtuelle Games usw. Drogenabhängigkeit meines Bruders usw.

Vielen Dank für eure Antworten. Frohe Weihnachten auch an euch. ✌️
Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: will am 25 Dezember 2022, 22:23:43
Ok, da gehts dann um Geld für das Nest.
Du musst dir dein Nest verdienen und nicht erspielen.

Angenommen du schaffst es das Haus zu erspielen, meinst du du würdest dann nie wieder spielen? Es hat ja funktioniert wieso sollte es nicht nochmal funktionieren?

Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: flute8- am 25 Dezember 2022, 22:28:42
Diesen Punkt habe ich längst überschritten.

Also ich weis, dass ich niemals durchs zocken gewinnen kann. Das habe ich ja schon 5 x gehabt. Es gibt in mir keine Hoffnung, dass ich durch ein Gewinn jemals meine Situation verbessern kann.
Die ist längst ausgestorben. Diese Hoffnung habe ich mit meinem letzten Rückfall endgültig getötet. Aber es gibt sicherlich weitere Punkte, die ich herausfinden möchte. Die vermutlich als Auslöser gelten können. Die Art der Belohnung für gutes Spsrverhalten-> Schulden abbauen  -> häufigster Grund für einen Rückfall bei mir habe ich durch meine Frau abgesichert.


 
Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: will am 25 Dezember 2022, 22:33:22
Ja Schulden können triggern klar. Aber wie gesagt Geld durch Geld vermehren zu wollen ist absolut nicht normal. Das ist immer mit Risiko verbunden. Das weiß ein gesunder Kopf. Das weißt auch Du.
Du kannst das Risiko noch weiter minimieren indem du so lebst wie es dein Geldbeutel die erlaubt. Auch wenns dabei einschränkungen gibt. Dafür hast du Sicherheit und musst keine Angst haben.
Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: flute8- am 25 Dezember 2022, 22:46:51
Nur abschließend muss ich auf deinen Abschlusssatz von deinem vorherigen Post eingehen.

„Wenn man seine "Krankheit" vesteht, braucht man keine Angst mehr haben. Ich habe keine Angst davor Rückfällig zu werden weil ich meine Krankheit verstehe.“

Ich verstehe meine Krankheit ja zum Teil und genau aus dem Grund habe ich Angst rückfällig zu werden, da ich genau weiß was diese Sucht in mir macht. Wenn ich keine Angst hätte, so denke ich, dann würde ich mir wieder einreden, dass ich doch alles unter Kontrolle habe und wieder spielen könnte. Wie die x anderen versuche kontrolliert spielen zu wollen.  Aber auf der anderen Seite bin ich genervt davon, dass ich mir um solche Dinge Gedanken mache. Manchmal wünsche ich mir nicht besorgt zu sein. Einfach gedanklich frei davon zu sein.
Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: will am 25 Dezember 2022, 23:03:15
Bei mir ist es so, dass mir weder Geld noch das Spielen seelenfrieden bringen kann.

Mich interessiert es nicht mehr wer morgen auf dem tennisplatz gewinnt, oder welche Aktie in den nächsten Monaten aufjedenfall steigt weil die Zahlen, Inevstoren und Prognosen dafür sprechen.

All das interessierte mich nicht mehr ab dem Zeitpunkt, ab dem ich verstanden habe, dass ich hier bin um ein normales und glücklies leben zu führen.

Glückspiel ist armselig, für Menschen die in ihren Schmerzen Heilung suchen.

Ich habe 832389 mal versucht den dreifachen Knochenbruch mit Hustensaft zu heilen, funktioniert nicht.


Da ich weiß dass es nicht funktioniert, habe ich auch keine angst davor rückfällig zu werden.
Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: Wirbelwind am 25 Dezember 2022, 23:13:43

In meinem Freundeskreis haben fast alle ein Haus mit Garten. Das setzt mich unter Druck und ich bin traurig darüber, dass ich das meiner Familie nicht bieten kann, obwohl ich es könnte, wenn ich nicht gezockt hätte.


Auch wenn es verrückt klingt, und meine Gedanken sind für viele eh nicht nachvollziehbar, aber hast du schon Maverick gesehen ?
Irgendwann sitzt Tom cruise mit Ice zum reden  was nicht geht weils ice ja was an der lunge hat und er schreibt einen Satz auf den Pc

ZEIT LOSZULASSEN....

Das im Bezug auf deine hoffnung des geldes wegens, ja es wäre schön du tätest was wiederbekommen, aber ganz im ernst, es ist NUR geld und du machst dir gedanken über etwas was hinter dir liegt es ist WEG -das ist aber meine ganz eigene meinung-

Zu dem Zitat; DAS ist doch schon ein Ansatz den Du ergründen kannst was bei DIR los ist, warum ist das so ?

Ok aus meiner Sicht - sachlich und nüchtern - Warum setzt es Dich unter Druck ?

MUSST Du ein Haus haben ? Warum ?

Um etwas zu sein, um etwas darzustellen, um mithalten zu können, um sagen zu können "Hey ich bin ein mann, haus,baum, kind ?

Bekommst du sugerriert das du sonst nichts bist, nichts kannst ? Bist du SELBST der meinung du bist nix ?

Alleine hinter dieser Aussage steckt so viel mehr als Du vermutlich immernoch vermutest und ich denke du hast Probleme in dir die noch viel tiefgründer sind als das du sie jeh ALLEINE herrausfinden wirst.

Alles was du tust und versuchst ist natürlich löblich aber jeder Tag den du ohne "effektive" aufarbeitung und Therapie (wahrscheinlich) verbringst, ist meines erachtens nach ein verschenkter Tag, ein aufschieben der aufrichtigen arbeit mit dir selbst.

Ebendso dein Bankmanagment, Olli redet hier gerne von scham was ich langsam aber sicher immer mehr verstehe, auch in anderen Dingen.

Wenn du doch weisst das es für DICH ein Problem darstellt (alleine deine insgeheime suche nach casinos mit limit; da sollten deine Alarmglocken mächtig schrillen wenn du selbst behauptest "ich hab kein druck"),

ja mein gott gib es AB, es bringt dich nicht um aber verschafft dir ein wenig Ruhe....

Man könnte jetzt auch wieder rumsülzen, "Nein, verantwortung abgeben ist auch nicht gut" JA das mag stimmen - LANGfristig gesehen aber JETZT kurz und mittelfristig nimmt es dir die Möglichkeit scheisse zu bauen, und ich glaube das wäre ganz gut für dich denn auch was ich DAUERND nicht wahrhaben will - Abstinent zu BLEIBEN ist jedenfalls für MICH Ultraanstrengend und ich habe auch KEINEN Suchtdruck, Bewusst jedenfalls - unbewusst , wie bereits erwähnt könnte ich losrennen und mir n kreuzchenzettel holen gehen.....

Ich hab das BARgeldmanagment vor Jahren an meine Frau abgegeben und ich bin heilfroh drüber, das inkludiert andererseits das ich IMMER etwas zu essen habe, was bei mir nicht immer der fall war.

Ich bin ein verdammt stolzer eigensinniger selbstbewusster Mann -aber und das ist der springende Punkt - hätte ich zugang zu Bargeld ich würde SOFORT in die nächste kneipe rennen.
ALSO drauf geschissen auf stolz und all den driss, weg mit dem Problem kein geld keine kneipe !
Alles dadrunter und dahinter fährt regelmäßig zur Therapie ;)

Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: Wirbelwind am 25 Dezember 2022, 23:20:02


Ich verstehe meine Krankheit ja zum Teil und genau aus dem Grund habe ich Angst rückfällig zu werden, da ich genau weiß was diese Sucht in mir macht. Wenn ich keine Angst hätte, so denke ich, dann würde ich mir wieder einreden, dass ich doch alles unter Kontrolle habe und wieder spielen könnte. Wie die x anderen versuche kontrolliert spielen zu wollen.  Aber auf der anderen Seite bin ich genervt davon, dass ich mir um solche Dinge Gedanken mache. Manchmal wünsche ich mir nicht besorgt zu sein. Einfach gedanklich frei davon zu sein.

Ich muss das alls Volzitat nehmen mehr oder weniger.

Genau deswegen -JEDER einzelne satz der dort von dir geschrieben steht-

Hol dir bitte reele Hilfe, sei es suchtberatung oder/und Therapie, die Menschen die dir JETZT gerade helfen wo sie können wissen das zu SCHÄTZEN so das du es tust, andere kannst drauf scheissen die da meinen könnten "hach was n schlappschwanz, der geht zum Therapeuten" (schuldigung manchmal muss das raus was ich denke)

Laber nicht rum, hm Frau ich könnte ja....

NEIN; beweg dein Poppes und MACH !

 ;) ;) ;) :)

Ps: nich nachträglich Beiträge ergänzen XD
Du machst ne Therapie ? Seit wann ?Was genau und wie oft ?
Anscheinend nicht tiefgründig genug möchte ich mal meinen nachdem was ich so von dir lese....
Desweiteren hab ich grad gelesen das du denkst das dir die Erkenntnis ichts bringen könnte/würde... Ja das hab ich auch mal gedacht und hab jetzt nach Jahrelanger Therapie eine Grenze überschritten in der Therapie vor der ich mich lange "gedrückt" habe und ich kann dir sagen, seit Wochen zweifel ich an ob das SO eine gute idee war... MIR gehts seitdem beschissener als jeh zuvor, mein Körper randaliert mit allen möglichen Psychsomatischen Scheiss den man sich vorstellen kann....

Warum ?

Weil ICH der erwachsene der dir hier gerade schreibt mal den kleinen rausgelassen habe der sein Leben lang nicht beachtet wurde und ICH höre IHM zu,
DAS macht alles andere als Spaß kann ich Dir sagen,...

... macht es mich abstinent ? macht es mich frei vom Suchtdruck ? löst es meine fnanziellen Probleme ? macht es mich zu einem besseren Menschen ?

All das weiß ich JETZT nicht aber ich weiß das es Momente gibt in MEINER Therapie die MIR GUT tun, und das ist all den STREß WERT !  :) :) :)

Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: flute8- am 25 Dezember 2022, 23:32:32
Du hast meine Beiträge nicht ganz gelesen oder teilweise paar Dinge missverstanden.

Ich befinde mich in Therapie und gehe regelmäßig hin.

Zu deinem vorherigen Post.

Den Film habe ich nicht gesehen. Mit der Hoffnung hatte ich eigentlich abgeschlossen als ich dann dieses Jahr auf die Möglichkeit aufmerksam geworden bin Verluste wieder zurückzubekommen. Aber nun besteht die Möglichkeit, dass ich einen Teil zurückbekomme, aber ich will damit abschließen und dieses Kapitel des „hoffens“ wieder loswerden, weil mich das mittlerweile nicht mehr loslässt je näher der Prozess kommt.


„Ok aus meiner Sicht - sachlich und nüchtern - Warum setzt es Dich unter Druck?“

Weil meine Frau schon immer in einem Haus gelebt hat und ich ihr das unter anderem z.B. momentan nicht bieten kann. Sie hat schon erwähnt in der Vergangenheit, dass das für sie ungewohnt ist. Weil es auch mein Traum ist ein Eigenheim mit Garten zu besitzen. Ein Ziel, welches ich schon immer in meinem Leben hatte was in eine Ferne gerückt ist.


Ja klar fühle ich mich dadurch schon als Versager. Während alle meine Arbeitskollegen und Freunde bauen oder in einem Eigenheim wohnen, Hocke ich mit meiner kleinen Familie in einer Dachgeschosswohnung. Ja ich mache mir auf jeden Fall Vorwürfe und bin rückblickend sehr enttäuscht. Mir fällt es schwer das zu akzeptieren.

Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: Wirbelwind am 25 Dezember 2022, 23:39:33
Joar, is bischen kuddelmuddel nun geworden, für mich normal XD :D

Lassen wir das mal alles sacken und schauen ob wir den Faden wiederfinden.

Nichtsdestotrotz....

Zeit loszulassen....

Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: Olli am 26 Dezember 2022, 10:18:19
@Ralf
Ein Vollzitat hat nichts mit dem Alkoholkonsum des Zitierenden zu tun!  ;D Das war ein ganz normales Zitat!

@flute87
Zitat
In meinem Freundeskreis haben fast alle ein Haus mit Garten. Das setzt mich unter Druck und ich bin traurig darüber, dass ich das meiner Familie nicht bieten kann, obwohl ich es könnte, wenn ich nicht gezockt hätte.

Dir ist schon aufgefallen, dass Du eine Familie hast? Klar, Du schreibst das immer wieder. Trotzdem ... ist Dir dieser "Schatz" bewusst?
In welchem Verhältnis steht dazu Vermögen in Form eines Hauses mit Garten und beheiztem Pool? Die Golfanlage gleich nebenan?

Ich habe mich mal mit einem Kollegen unterhalten. Er ist verheiratet und kinderlos. Sie leben ganz bewusst in einer Dachgeschosswohnung zur Miete. Sie wollen sich nicht binden mit ihrem Kapital. Es ist ja nun mal so, dass Du Dich die nächsten 20 - 25 Jahre, teilweise noch länger, einschränken musst, damit die Raten gezahlt werden können. Mein Kollege möchte das nicht, er möchte JETZT das Leben genießen.

Ich selbst habe auch immer auf die Anderen geschaut. Da war kein Neid dabei, jedoch mich selbst deklassierende Gedanken. Soche Gedanken haben mich in der Sucht gehalten. Bloß nicht drüber nachdenken ... ab in die Halle.
Als ich dann abstinent war, habe ich lange gesucht nach einer Eigentumswohnung. Natürlich wollte ich mich nicht hoch verschulden und so suchte ich mir kleine Wohnungen aus für Besichtigungen, die ... 1. direkt an der Autobahn lagen ... 2. direkt an der Hauptverkehrsstraße lagen ... 3. direkt an der Eisenbahn lagen ... 4. in der Einflugschneise des Flughafens lagen. Es waren entweder ungedämmte Dachgeschoßwohnungen oder verschimmelte Souterrainwohnungen.
So gingen 2 Jahre ins Land, bis mein Schwager mich fragte, ob wir nicht zusammen bauen wollten.
Das haben wir dann auch getan. Es wurde ein wenig größer als vorher angedacht, das Grundstück liegt zentral - aber trotzdem ruhig. Ich konnte viel Eigenleistung einbringen.
2010 fing ich an meinen Hausbaukredit zu tilgen, am 01.01.2026 bin ich schuldenfrei. OK. ich könnte es jetzt schon sein, doch die Bank lässt mich nicht aus dem Vertrag.

Was ich Dir sagen möchte ... ändere den Blickwinkel. Wenn Du spielfrei bleibst, dann regeln sich die Schulden von selbst und das Kapital für Dein Ziel sammelt sich automatisch an. Hast Du genug Eigenkapital, dann kann es losgehen mit dem Immobilienkauf.
Das Ganze braucht natürlich Zeit - Zeit, in der Du Geduld mit Dir haben musst. Setzt Du Dich unter Zugzwang, willst Du garantiert das Glücksspiel nutzen, um Dir Kapital zu "verdienen". Der Gedanke setzt sich dann fest - wo der aber tatsächlich hinführt, das brauche ich Dir gar nicht erst erklären.
Mit Geduld jedoch siehst Du die Fortschritte überhaupt erst. Setze Dich monatlich auf Deinen Hosenboden und wälze Deine Finanzunterlagen.
Mache Dir bewusst, was Du in diesem Monat finanziell erreicht hast.

Mein Gott ... wir bescheißen uns in der Suchtausübung tagtäglich. Was soll ich sagen ... es funktioniert ...  ::)
Wieso, verdammt noch mal, nutzen wir dies nicht als Kompetenz, um uns in unserem Bestreben nach Spielfreiheit und unseren Zielen zu puschen?
Gefühle entstehen in einer Situation erst nach einer Bewertung. Was, wenn wir diese Bewertung bewusst manipulieren?
Rede Dir doch selbst ein, dass Deine Prozesse sehr wahrscheinlich allesamt verloren gehen. Das "akzeptierst" Du. Kalkuliere in Deinem Geldmanagement ohne die potentiellen Rückzahlungen. Wenn ein Prozess in die Hose geht, dann ist die Enttäuschung weniger groß. Geht ein Prozess aber zu Deinen Gunsten aus, dann hast Du damit "gar nicht gerechnet" und freust Dich wie Hulle ...
Deine Angst wird sicherlich nicht ganz verschwinden, doch sie wird erheblich schrumpfen. Und das wird sich auch in Deinem Gehirn einbrennen als neue Erfahrung.

Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: nunu am 29 Juni 2023, 07:49:39
Lieber Olli, danke für das interessante Thema... Ich wollte dich einmal fragen, wie du deine Finanzen wieder auf die Reihen bekommen hast, falls die Frage nicht zu persöhnlich ist? Mit fast abbezahltem Haus und Lebensversicherung hast du ja wieder eine sehr solide Basis. Wie lange hat das gedauert? Hattest du einen Finanzberater? Vielen lieben Dank!
Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: Olli am 29 Juni 2023, 08:45:28
Hi Nunu!

Es gibt nur wenige Fragen, die hier zu persönlich sind ... Deine ist es nicht ... ¯\_(ツ)_/¯

Nein, ich hatte keinen Finanzberater. Ich habe mir damals mal ein Haushaltsbuch zugelegt. Es war eine Excel-Tabelle, die irgendwer mal programmiert hatte und die kostenlos im Netz zum Download bereit stand. Darin habe ich mir mehrere Unterkonten angelegt, sodass ich jede Einnahme und jede Ausgabe kathegorisieren konnte.
Nach ein paar Jahren, ich Schnellmerker, war mir das aber zu langweilig geworden, da ich jeden Monat nahezu die gleichen Einnnahmen und Ausgaben hatte.
Ich hatte allerdings immer alles im Blick und konnte auch mit meinen Überschüssen planen. Die ersten Jahre nach dem Hausbau sind alle tatsächlich ins Haus geflossen.

Heute muss ich mich tatsächlich mal nach einem Finanzberater umschauen, denn Geld auf dem Girokonto bringt keine Zinsen und damit nur Wertverlust.

Ich führe also kein Haushaltsbuch mehr, jedoch schaue ich jeden Monat meine Kontoauszüge durch und mache mir so die Geldbewegungen noch mal bewusst.
Interessant ist da besonders die Restschuld meines Baukredites, denn die sinkt und sinkt und sinkt .... Monat für Monat.

Mein Rat an diejenigen, die durch das Spielen verschuldet sind: Macht das Gleiche ... schaut Euch die Restschuld ruhig an. Wenn destruktive Gedanken versuchen nach vorne zu kommen, dann versucht den Blickwinkel zu ändern: Der zu tilgende Betrag wird immer kleiner. Ihr sorgt dafür, dass Monat für Monat dieser Betrag auch zur Tilgung bereit steht. Ihr steht für die Schuld gerade! Ihr dürft stolz auf Euch sein!

Aber Achtung ... ich rede hier nicht von Überschuldungen, bei denen es eher ratsam ist, eine PI anzustreben ... und ähnlichen Beispielen.

Für die Tilgung von Krediten braucht Ihr Geduld! Gerade für einen Glücksspieler ist das manchmal schwer, suchen wir doch zumeist das "schnelle" Glück!
Geduld lässt sich aber üben ...
Wie in diesem Beitrag ... hui ... ich bin ja ganz schön vom Thema abgewichen ... ;)

Ich empfehle gerade in der Anfangszeit der Abstinenz ein Geldmanagement gemeinsam mit einer Person des Vertrauens durchzuführen. Dieses Geldmanagement ist immer individuell. Dem Einen reicht der Ansprorn, wenn nur jemand sporadisch aufs Konto schaut, der nächste sollte lückenlos Belege für die Ausgaben sammeln. Das Wichtigste dabei: sowohl der Spieler, als auch die Vertrauensperson, müssen sich wohl dabei fühlen. Viele denken ja, dass sie bevormundet werden oder den anderen bemuttern.
Das ist keine gesunde Einstellung. Ein Geldmanagement ist immer eine Hilfe - ein Werkzeug - und es ist immer BEFRISTET!
Es dient nicht nur dem finanziellen Schutz. Der Spieler hat im Rahmen seiner Sucht den Bezug zum gesetzlichen Zahlungsmittel zum Großteil verloren. Diesen Bezug gilt es zu reaktivieren. Auch dies hilft abstinent zu bleiben. Denn im Rahmen des Geldmanagements gilt es auch Ziele zu definieren und sich auch mal zu belohnen für die Abstinenz.
Solch eine Belohnung muss nicht immer mit Geld verbunden sein, doch sie kann. Es bringt wenig Erfolgsgefühle, wenn sich jemand so dermaßen einengt, nur um einen Kredit schneller zu tilgen, dass er sich absolut nichts gönnen kann.

Noch mal kurz zurück zum "Finanzberater". Da bitte nicht dem "Bankberater" blind vertrauen. Ich hatte alle Unterlagen damals zum Hausbauvertrag der Bank vorgelegt. Blauäugig wie ich war, hatte ich nämlich nur den Betrag auf dem Vertrag als Kredit genommen. Dabei waren aber viele Gewerke gar nicht abgedeckt. So fehlten der Trockenbau, die Fliesenarbeiten, die Deckenverkleidungen und Bodenbeläge, die Hausanschlusskosten, die Außenanlagen und und und ... Die Bank hat mir den Kredit so gegeben und hätte sogar noch eine Nachfinanzierung genehmigt. Dabei blieben nach Abzug aller Kosten damals gerade mal ca. 100 € übrig pro Monat von meinem Gehalt. Bei den Kosten waren aber Bekleidungen noch gar nicht drin. Gott sei Dank hatte ich immer einen Minijob, durch den ich dann die fehlenden Arbeiten finanzieren konnte. Ja, es ist gut gegangen ... es hätte aber genausogut schief gehen können.
Wieso ich so naiv war? Nun, weil ich gar nicht glaubte, dass das alles real war, was da gerade passierte. "Ich ... Olaf, der Spieler ... ein Haus bauen ... Ja, neh ... ist klar ... träume weiter ..." Es hat eine ganze Zeit gedauert, bis ich realisierte, was ich da tat! Manchmal muss ich mir das auch heute noch bewusst machen ... :)
Titel: Re: Thema Rückfall und was mir dazu einfällt ...
Beitrag von: Aloisius am 01 Dezember 2023, 16:10:47
Echt gut, danke Olli

Hi Leute!

Ich habe mir mal ein paar Gedanken zum Thema Rückfall gemacht und habe dazu Stichpunkte notiert.
Schaut sie Euch mal an und schreibt, was Ihr darüber denkt. Vielleicht können wir die Stichpunkte ja noch gemeinsam ergänzen. Wenn ja, dann mache ich dies in diesem ersten Beitrag des Threads und kennzeichne die Stellen entsprechend.

Los gehts ...

Übersicht:

- Definition und Abgrenzung zum Vorfall
- Aspekte, die zu einen Rückfall führen können
- „Eigenschaften“ des Rückfalls
- Rückfällen vorbeugen


Definition des Begriffs Rückfall

- Erneutes Auftreten einer scheinbar überstandenen Krankheit nach vorheriger Besserung
- Aktive (aber auch passive) Suchtausübung nach erfolgreicher Abstinenz
- Zurückfallen in alte Sicherheit vorgebende Verhaltensmuster/keine neuen Verhaltensmuster
- Schleichender Prozess oder plötzlich auftretend
- Auch eine Suchtverlagerung kann als Rückfall angesehen werden, denn es wird ein Suchtmittel durch ein anderes oder durch ein Suchtverhalten ersetzt.


Definition des Begriffs Vorfall

- Einmaliges, zumindest nicht allzu häufiges Zurückfallen.
- Kein schwerer Konsum des Suchtmittels.
- Beenden des Spielens aus eigener Motivation heraus.
Aber:
- Er birgt die Gefahr eines schweren Rückfalls.
- Er sollte nicht bagatellisiert werden.

Aspekte, die zu einem Rückfall führen können

- unausgewogener Lebensstil
- keine oder wenig Tagesstruktur
- Langeweile und/oder Überforderung
- fehlender Ausgleich zu (zu hohen) Pflichten
- negative Gefühle (Ärger, Stress, Einsamkeit, Schlaflosigkeit)
- scheinbar harmlose Entscheidungen
- Verführungs-/Risikosituationen bewusst aufsuchen
- Kontakt zu alten Freunden
- Aufsuchen schädlicher Orte
- Horten des Suchtmittels für „den Fall der Fälle“ (riskante Situationen aufsuchen)
- „Boni“ verspielen / um Spielgeld spielen (riskante Situationen aufsuchen)
- unangenehme Dinge vor sich her schieben (Prokrastination)
- Rückfallgedanken/ Verlangen
- Zuversicht und Selbstbewusstsein, die Situation ohne Spielen zu meistern, nehmen ab
- Die Erwartung steigt, durch Spielen Entlastung zu schaffen - Belohnungsgedanke
 

„Eigenschaften“ des Rückfalls

- Geringes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Selbstwirksamkeit
- Überheblichkeit / Selbstüberschätzung
- Rückfallschock („Jetzt ist auch alles egal ...“)
- Wird als Versagen oder Niederlage gedeutet
- Es resultieren oft Schuld- und Schamgefühle
- Rückzug von sozialen Kontakten
- Weigerung sich Hilfe zu suchen
- Kann zur Steigerung des Konsums führen

Aber auch (i.S.v. Was kommt danach?):
- Kein Weltuntergang/Versagen
- Gehört zur Sucht und zum Genesungsprozess dazu → als Chance betrachten
- Indikator für künftig mehr oder andersartige Veränderungen
- Lebensereignisse bisher nicht ausreichend beachtet
- Zielerreichung (Abstinenz) nur unterbrochen, nicht aufgehoben
- Motivation zur Zielerreichung
- Das Verstehen des Geschehenen kann Hoffnungen wecken
- Gefahr schwindet mit ansteigender Abstinenz
- Nicht alleine bleiben – über den Rückfall reden


Rückfällen vorbeugen:

Notfallkoffer zurechtlegen:

- Kontaktperson im Vorfeld bestimmen
- Spielerkarte zulegen / App „Playoff“ (LSG)
- Selbstachtsamkeit üben und pflegen
- Anhand von bisherigen Erfahrungen planen, wie alternativ reagiert werden kann
- (Gefühls-)Tagebuch führen
- SHG/Beratungsstellen aufsuchen
- Abstinenzkalender führen
- Hintertürchen erkennen und verschließen
- Ziele überdenken und ggf. anpassen
- Sich vornehmen, immer ehrlich nach Innen und nach Außen zu bleiben
- Keine unrealistischen Erwartungen in sich selbst stellen

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Hier noch ein paar Ergänzungen:

"Typische" Triggergedanken:

-    Da ich jetzt lange durchgehalten habe, habe ich es mir verdient zu spielen!
-    Wenn Andere kontrolliert spielen können, dann kann ich das jetzt auch, nachdem ich so lange standhaft geblieben bin.
-    Glücksspiel ist gesellschaftlich akzeptiert. Ich darf spielen. Andere dürfen das auch.
-    Eigentlich habe ich bisher das Spielen nur übertrieben - mehr nicht.
-    Heute mache ich mal eine Ausnahme von der Abstinenz, morgen geht es dann weiter.
-    Spielen ist das Einzige, dass mir Spaß macht. Ohne ist das Leben öde ...
-    Heute bin ich alleine und niemand würde etwas mitbekommen ...
-    Meine Freunde spielen auch. Wenn ich nicht mitmache, dann falle ich auf.
-    Wenn ich mich heute betrinke, habe ich eine Ausrede zum Spielen.
-    Ich fühle mich so gut und stark, dass ich jetzt kontrolliert spielen kann.
-    Mir stehen die Schulden bis zum Hals. Heute muss ich mir durch Spielen etwas dazu verdienen. Ich sehe keinen anderen Ausweg!
-    Ich halte diese Stimme in mir, die mich verführen will, nicht länger aus ... Wenn doch nur endlich mal Ruhe wäre ... Ich habe gar keine andere Wahl ...
-    Wozu das Ganze, wenn das Leben so zur Qual wird?

Weitere Vorschläge nehme ich gerne auf ...



Dann mal Feuer frei ... ;)