Glücksspielsucht => Tagebuch => Thema gestartet von: Ungenau am 19 Juni 2022, 20:21:17

Titel: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 19 Juni 2022, 20:21:17
Hallo zusammen,

Ich habe mir vorgenommen, hier auch ein Tagebuch zu eröffnen und immer schön zu schreiben. Ich glaube, das wird mir helfen.

Die Oasis Sperre wurde ja schon gelegt, ich warte noch auf die schriftliche Bestätigung. Da ich zumeist nur in Hallen gespielt habe und ich mal gehört habe, dass die Hallen bis Ende diesen Jahres dazu verpflichtet sind, bin ich da guter Dinge. OC habe ich zwar mal ausprobiert, aber dann doch ziemlich großen Bammel gehabt, eben weil man das Geld nicht sieht und dann auch noch hohe Einsätze machen kann.

Ich war immer ein "Kleiner Einsatz" Spieler, große Einsätze haben mir Angst gemacht. Nichtsdestotrotz habe ich trotzdem eine Menge Geld versemmelt. Das Geld ist weg und damit muss ich leben.


Heute ist Tag 9,mir geht es gut. Bisher gäbe es keine Trigger. Ich denke zwar an das Spielen, aber nicht so in die Richtung das ich da Lust zu hätte, sondern eher möchte ich ergründen, wie es dazu kommen konnte.

Zum einen weiß ich schon, dass etwas mit Ruhe und Langeweile zu tun hat. Ich konnte mich sonst immer super mit mir alleine beschäftigen, nur ist mir das in den letzten beiden Jahren abhanden gekommen. Ich musste mein Leben nochmal komplett bei Null starten und das hat mir irgendwie den Boden unter den Füßen weg gezogen. Dann war da diese Unzufriedenheit, die hat auch wahrscheinlich eine große Rolle gespielt. Bestimmt gibt es da noch mehr zu ergründen und wird sicherlich bald mal an die Oberfläche kommen.

Übernächste Woche geh ich zu SHG (ja, ich weiß, habe ich schon mal gesagt, aber jetzt wirklich). Ich fühle mich jetzt etwas befreiter dazu, ich musste einiges erstmal sacken lassen und etwas Ruhe einkehren.
Ich habe gestern mit meiner Freundin gesprochen und sie hat absolut toll reagiert. Sie wird mich unterstützen und sagte, wenn ich komische Gedanken bekomme, soll ich sie anrufen. Ich solle mich aber nicht schämen und bin kein schlechter Mensch. Ich bin da einfach rein gefallen und jetzt gilt es da raus zu kommen. Das hat mir gut getan und ich danke ihr sehr dafür.

Nun denn, ich schließe mal für heute und werde munter weiter schreiben, auch wenn ihr das gar nicht lesen wollt😉
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 20 Juni 2022, 20:56:16
Heute ist Tag 10. Zweistellig. Ein gutes Gefühl. Und wie viel Geld einem doch bleibt und man damit ja doch irgendwie mehr hat, als sonst. Sollte einem eigentlich klar sein, aber nun ja, ihr kennt die Gedanken.

Ich denke nicht ans spielen, also kein Suchtdruck. Bin mir aber sicher, dass der mal kommen wird. Von daher bin ich gespannt, ob die Skills mir helfen werden.

Denke viel nach, warum und wieso. Ich finde denken nicht schlimm, man muss es ergründen, sonst läuft man ja nur davon.

In mir kehrt eine gewisse Ruhe zurück, hatte ich lange nicht mehr.

An alle, die ebenfalls gerade kämpfen. Haltet durch, ihr könnt es schaffen. Habt Mut, es ist möglich. Auch wenn es mitunter schwer ist, aber wir können es schaffen.
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 21 Juni 2022, 17:31:59
Tag 11 ist angekommen. Mir geht es soweit gut, habe jedoch auch viel Stress und kann so gar nicht an das Spielen denken.

Ich merke jedoch, dass ich insgeheim ruhiger werde und nicht so schnell aus der Haut fahre.
Leider ist die nächste SHG Sitzung erst nächste Woche Mittwoch, also muss ich mich noch ein wenig gedulden. Ich merke jedoch, dass ich jetzt mehr bereit dazu bin, als es in den ersten 2 Tagen war.
Ich war so voller Angst, so viel auf einmal und Angst davor, genau deswegen wieder zu flüchten.
Doch ich will den Kampf antreten, dieses Hamsterrad tut mir nicht gut und ich will das nicht mehr.

Es gibt heute nicht so wahnsinnig viel zu berichten, daher schließe ich für heute mein Tagebuch.
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Olli am 21 Juni 2022, 18:12:56
Hi Ungenau!

Du kannst diesen Mittwoch auch am Webmeeting teilnehmen, der Link steht unten im Samstagmeetingthread ...
Und Samstag darfst Du auch gerne wieder aufschlagen.

Wenn Angst zu übermächtig wird, dann hilft nur eines ... die Konfrontation mit ihr ... indem man über sie redet ...

:)
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 21 Juni 2022, 21:04:54
Hallo Olli,

Letzte Woche Mittwoch wollte ich statt SHG am Meeting teilnehmen, aber irgendwie hat mich keiner angenommen. Ist das nicht um 19 Uhr?

Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ilona am 21 Juni 2022, 21:11:50
Du weißt ja: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!
Das Mittwochs Meeting beginnt um 18.30 Uhr

https://gluecksspielsucht-selbsthilfe.de/
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 21 Juni 2022, 21:36:47
Och Ilona, das trifft mich hart😉

Ich werde morgen dran teilnehmen. Samstag kann ich leider nicht.
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: andreasg am 21 Juni 2022, 22:58:12
.... irgendwie vermisse ich Michail Gorbaschow gerade in der Politischen Landschaft    ???
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Olli am 21 Juni 2022, 23:02:52
Hi !

Mittwochs am Besten um 18 Uhr 15 einloggen, dann wird man zwischen 18 Uhr 25 und 18 Uhr 35 ins Meeting gelassen.
Lieber etwas Karenzzeit im Vorfeld nutzen, als sich zu spät einloggen, denn dann kommt man nicht mehr rein. :)
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 22 Juni 2022, 05:45:19
Guten Morgen Olli,

Ich werde es versuchen, wird aber knapp, da ich noch dringend für morgen backen muss und erst gegen 17:20 Uhr zu Hause bin.

Ich werde mein Bestes geben!
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 23 Juni 2022, 21:21:56
Hallo meine lieben, es ist Tag 13.

Mir geht es soweit gut.

Ich setze mich aktuell bewusst der Ruhe aus, die ich in den letzten Monaten nicht gefunden habe und diese tut mir aktuell sehr gut. Ich fühle keinen Suchtdruck, das freut mich sehr.
Ich genieße einfach jeden weiteren freien Tag und plane von Tag zu Tag.

Viel gibt es nicht zu berichten. Ich arbeite viel, bald geht's in den Urlaub. 3 Wochen frei, ich kann es kaum erwarten.

Ich hoffe, Euch allen geht es auch gut und hoffentlich habt Ihr viel von der Sonne mitgenommen.
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 24 Juni 2022, 14:38:58
Tag 14. Ein halber Monat. Ein schönes Gefühl.

Am Mittwoch habe ich am online Meeting teilgenommen. War interessant, konnte einiges mitnehmen, denke jedoch ich werde mich auf die persönliche Schiene mehr versteifen, da ich denke, damit noch größere Schritte machen zu können. Ich werde nach meinem ersten Besuch in der SHG berichten.

Ich kann aktuell nicht viel zu meinem Verlauf sagen. Ich habe keinen Druck, mir geht es gut und ich lebe normal mein Leben. Bin jedoch trotzdem auf der Hut, ich denke, so ein eiskalter Schlag wird kommen.
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 25 Juni 2022, 22:23:58
Heute ist Tag 15.

Soweit geht es mir bisher gut.

War unterwegs und musste auf dem Rückweg an 5 Hallen in 1! Straße vorbei. Unglaublich, wie viele es davon gibt.
Ich hatte zuerst ein wenig Bammel, weil es so viele hintereinander waren (es gab keinen anderen Weg, ohne große Umwege laufen zu müssen), dachte kurz daran, wie es wäre, aber habe dann schnell "Nein" im Kopf gesagt und mir vorgestellt, wie dumm es jetzt wäre, nach 15 Tagen wieder rein zu gehen. Dann ging es erstaunlich gut und es fiel mir dann auch gar nicht schwer und ich war stolz auf mich selber, dass ich dem Gedanken nicht hinterher gegangen bin.

Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 27 Juni 2022, 21:56:34
Heute ist Tag 17 und dieser neigt sich gerade dem Ende zu.

Am Mittwoch ist mein erster SHG Besuch angesagt. Ich bin gespannt, was auf mich zukommt.
Ansonsten passiert momentan nicht so wirklich viel bei mir. Eigentlich der Ablauf, wie er sonst auch immer war, nur dass das Spielen wegfällt und ich von Tag zu Tag etwas entspannter werde.
Eines ist mir nur aufgefallen: Ich bin derzeit immer so wahnsinnig müde. Hat das jemand von Euch auch gehabt? Entweder liegt das jetzt am Wetter, oder es liegt daran, dass ich jetzt entspanne oder die Anspannung von mir fällt?

Ich verspüre bisher keinen Suchtdruck. Klar habe ich die Bilder der Daddelkisten im Kopf, ich verspüre nur keine Lust.
Ich rege mich eher von Tag zu Tag mehr auf, warum ich das so lange habe schleifen lassen.
Ich bleibe weiterhin achtsam und mache keine waghalsigen Aktionen 😊
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Wirbelwind am 28 Juni 2022, 07:28:18
Eines ist mir nur aufgefallen: Ich bin derzeit immer so wahnsinnig müde. Hat das jemand von Euch auch gehabt? Entweder liegt das jetzt am Wetter, oder es liegt daran, dass ich jetzt entspanne oder die Anspannung von mir fällt?

Das kann alles und nix sein.

Da ich zu der Kategorie ACHTUNG VORSICHT gehöre so kann ich aus meiner Therapie berichten das sich der Entzug - NICHT der druck- durchaus auch dadurch bemerkbar machen KANN.
Desweiteren ist es JETZT für dich SEHR anstrengend -auch wenn du DAS wahrscheinlich so gar nicht wahrnimmst- Neue Eindrücke, keine Ablenkung all DAS ist ANSTRENGEND sagt meine Therapeutin jedenfalls  ::) ::) ;D ;D ;D ;D

Ich an Deinre Stelle würde da gar nicht soooo viel drüber nachdenken WO es her kommt, nimm es wahr und wenn du merkst du bist müde, setz dich hin, mach ne Pause und GÖNN DIR die PAUSE ;)
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 01 Juli 2022, 22:35:49
Hallo zusammen, heute ist Tag 21 und fast 1 Monat voll.
Mir geht es gut und ich war Mittwoch zum 1.Mal in einer SHG. Ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll. Habe mir die anderen Geschichten angehört und erstmal dort gesessen. Aber wie viele schon sagten:" Man muss da wohl mehrmals hin, bevor man weiß, ob es einem was bringt oder nichts.

Ich habe heute eine" Bekannte"aus der Halle getroffen und sie fragte ob ich auf den Weg zur Daddelkiste bin und ich meinte:"Nein, habe aufgehört!" Fand sie stark und beglückwünschte mich dazu und das ich dran bleiben soll, da es ja sowieso nichts bringt.
Damit hat sie recht und ich begreife es mehr und mehr.
Ich fange wieder an mein Leben zu genießen, werde ausgeglichener, habe natürlich mehr Zeit als vorher und bin nicht gereizt. Mit der Müdigkeit legt sich auch langsam.

Momentan ist viel auf der Arbeit los. Ich verspüre keinen Druck, ich will da auch nicht hin.
Die schriftliche Bestätigung der Sperre kam letzte Woche und das war für mich nochmal so ein "endlich" Gefühl. Jetzt ist es amtlich und der Weg geht weiter.
Auf in die 4.te Woche.
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 06 Juli 2022, 19:55:58
Hallo zusammen,

Ich komme gerade aus meiner 2.SHG Sitzung und muss sagen, dass die Truppe echt okay ist und es gut tut, sich mit Gleichgesinnten von Angesicht zu Angesicht auszutauschen. Ich werde weiterhin dorthin gehen. Dies bringt mir mehr, als dieses online zu machen.

Wie geht's mir? Ich bin in 2 Tagen 1monat trocken und es geht mir gut. Bisher habe ich immer noch keinen Druck, es ekelt mich weiterhin an. Jedoch eben in der Gruppe gehört, dass dies besonders oft gerade in den ersten 4 Wochen ist, dass man denkt, dass es einem nicht fehlt und man stolz ist. Daher werde und bleibe ich weiterhin achtsam und werde mein bestes geben.
Gut ist auch, dass wir eine what's app Gruppe haben und die Möglichkeit, bei Suchtdruck sich dort den anderen anzuvertrauen.

Ich freue mich auf Freitag!
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Wolke 7 am 06 Juli 2022, 23:36:19
Zitat
Ich bin in 2 Tagen 1monat trocken und es geht mir gut. Bisher habe ich immer noch keinen Druck, es ekelt mich weiterhin an. Jedoch eben in der Gruppe gehört, dass dies besonders oft gerade in den ersten 4 Wochen ist, dass man denkt, dass es einem nicht fehlt und man stolz ist.

Hey Ungenau,

das fatale an der Spielfreiheit ist,dass sie einem extrem lang vorkommt, spielt man einen Tag nicht,sind es gefühlt schon 3,spielt man 5 Tage nicht ,ist man schon 3 Wochen spielfrei.....die Sucht entfernt sich gefühlt sehr schnell,deswegen denkt der Kopf irgendwann ......ich habe alles unter Kontrolle, ich kann ein bisschen zocken,das schadet nicht und ich kann sofort aufhören. 
Das muss dir immer bewusst sein,dass du nie einfach so ein bisschen zocken kannst.  Ganz oder gar nicht ......anders geht es nicht.

Freut mich,dass du zur Gruppe gehst und sie dir gut tut. Glückwunsch zu 1 Monat Spielfreiheit.

LG Wolke

Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Olli am 07 Juli 2022, 07:50:12
Zitat
Dies bringt mir mehr, als dieses online zu machen.

Guten Morgen!

Genau das predige ich doch immer ... es gibt keine gleichwertige Alternative zur Präsenzgruppe. :)

Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Wirbelwind am 07 Juli 2022, 07:57:42
*amen* sry,.... ??? ??? ::)

Ungenau, es freut mich immer wieder dich zu lesen und das es Dir gut geht, und dich im stillen zu begleiten.
Dennoch schließe ich mich Wolke an und wünsche Dir von ganzem Herzen das Du WIRKLICH immer so achtsam bleibst und es Dich nicht eiskalt erwischt...
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 07 Juli 2022, 18:00:35
@Wolke: Ja,das glaube ich auch. Das man sich dann so sicher ist. Aber durch die Oasis Sperre habe ich mir eh schon gut was versperrt. Am Ende dann, falls ein Suchtdruck kommen sollte, 20km fahren zu müssen, um eventuell eine Halle zu finden die nicht kontrolliert, ist bei den derzeitigen Spritpreisen eh nicht so doll😉
Ich bleibe achtsam, weil ich wirklich keine Lust mehr auf diesen Mist habe. Und die anderen Geschichten der Teilnehmer sind dann auch mal zu krass teilweise, dass ich denke, da will ich niemals landen. Aber auch dort gibt es Beispiele, nach 15 Jahren einen Rückfall. Das hat mich echt schockiert und macht mir auch ein wenig Angst.

@Wirbelwind,auch ich freue mich immer, Dich zu lesen. Ja, ich bleibe achtsam, passe auf und setze mir keine Trigger extra und liefere mich dem aus. Spielen will ich auf keinen Fall mehr, ich habe Pläne und die will ich jetzt nicht mehr länger auf die Bank schieben. Irgendwann ist man zu alt dafür. Bleibe Du auch bitte so toll achtsam, wie Du es bisher bist.

@Olli,ja ich weiß das jetzt😂
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Wirbelwind am 07 Juli 2022, 18:36:18
Den Gedanken an die 20 km kannst du dir auch gleich sparen  ::) 8) ;D ;D ;D
Die Oasissperre gillt Bundesweit und intregriert mittlerweile auch andere dinge wie einen wettanbieter was ich ja durch einen "intressanten" Zufall rausgefunden habe  8)

Lass es DIR gut gehen, man liest sich  :-*
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 07 Juli 2022, 19:56:02
Hallo Wirbelwind,

Es gibt wohl tatsächlich noch Hallen, die das nicht prüfen. Vor Monaten erlebt, trotz dieser Prüfgeräte. Da ist man dann halt zu der Aufsicht gegangen, die hat dann ohne Ausweis den Freischaltcode gegeben. Was man nicht alles macht, um seine "Kunden" zu halten 😂

Ich finde es einfach nur widerlich und müsste viel mehr geprüft werden, dass es auch überall konsequent eingehalten wird. Ich hoffe es sehr, gerade auch für diejenigen, die, falls großer Suchtdruck kommt, wieder in die Falle tappen.
Ich jedenfalls nicht, ich will das nicht mehr. Ich sehe, wie lebenswert das Leben doch wieder ist, und so viel wertvoller. Und das soll so bleiben!
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Wolke 7 am 07 Juli 2022, 23:35:03
Hey,

Wenn der Suchtdruck so groß ist und du weißt, dass in 20 km Entfernung eine Halle ist, die nicht kontrolliert,glaub mir,  dann wirst du dahin fahren.  Spritpreise sind dann egal.  Ich habe oft so viel verzockt, dass ich kein Geld mehr  für Benzin hatte.  Habe dann Kollegen gesagt,das mein Auto kaputt ist und gefragt, ob sie mich mitnehmen würden oder ich habe mich krank gemeldet. 

Verlass dich als Hürde nicht auf Entfernung, Spritgeld oder Ekel gegen das Zocken,der Suchtdruck lässt dich sowas alles vergessen. 
Es gab Leute in der Gruppe, die sind 50-70 km weit gefahren, nur damit sie auf niemanden Bekannten in der Halle trafen. Oder sind ins Ausland gefahren. 

Sprich sowas mal als Thema in der Gruppe an,wird interessant....wer, welche Umstände auf sich genommen hat,nur um Zocken zu können.  Da werden Geschichten ans Licht kommen......Zeit,Geld  Entfernung,   Familie und Freunde anlügen.....oha

LG Wolke
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 10 Juli 2022, 09:24:34
@Wolke:Ich spreche das mal an in der nächsten Sitzung und bin gespannt auf die Antworten.
Ich weiß nicht, ob ich da anders gestrickt bin. Weit gefahren bin ich nie, hatte da auch gar keine Lust zu, erst noch kilometerweit fahren zu müssen, wenn es doch hier um die Ecke war. Vielleicht rede ich mir das auch ein.

Ich habe den 1. Monat jetzt voll, es geht nun in den 2. Monat. Mir geht es gut, ich habe keinerlei Druck oder sonstiges. Aber irgendwie macht mir das auch Angst. Warum fällt es mir so leicht? Warum kommt da kein Druck? Warum kann ich so locker flockig an den Hallen vorbei gehen, ohne da irgendwas zu spüren und vorher war das nicht möglich? Warum klappt es jetzt und hat vorher nicht mal ne Woche gehalten? Warum macht es mich nicht nervös, jetzt mehr Geld zu haben? Warum gehe ich so geizig damit um, halte alles beisammen, weil ich so schnell wie möglich, die kleinen Unsummen weg haben will?
Geht es da anderen auch so? Ich habe Angst davor, dass mich das alles nur trügt. Obwohl ich meinen Willen habe, ich will das alles nicht mehr und sehe ja, wie leicht das Leben an sich sein kann(mal von den aktuellen Ereignissen in der Welt mal abgesehen)
Aber ich lese hier diese Beiträge, wo manche ja genauso wie ich geredet haben und dann kommt der nächste Beitrag und sie sind rückfällig geworden.
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Wolke 7 am 10 Juli 2022, 10:31:30
Hallo Ungenau,

Zitat
Warum fällt es mir so leicht? Warum kommt da kein Druck? Warum kann ich so locker flockig an den Hallen vorbei gehen, ohne da irgendwas zu spüren und vorher war das nicht möglich? Warum klappt es jetzt und hat vorher nicht mal ne Woche gehalten? Warum macht es mich nicht nervös, jetzt mehr Geld zu haben? Warum gehe ich so geizig damit um, halte alles beisammen, weil ich so schnell wie möglich, die kleinen Unsummen weg haben will?

Auch diese Fragen sind hervorragend für die Gruppe.

Du bist jetzt an einem anderen Punkt,deswegen klappt es plötzlich mit der immer länger werdenden Spielfreihei  in der plötzlich ,gar keine Rückfälle mehr vorkommen. 

Achtsamkeit ist das Wichtigste,seine eigenen Gefühle und das Handeln beobachten und reden.  Wenn du merkst,du sparst Geld fürs Zocken,sprich es in der Gruppe an oder hier oder bei einer anderen vertrauten Person. Du wirst dafür Lösungen finden......warum möchtest du zocken und sparst dafür ,gibt es Gefühle/Probleme/Sorgen,die im verborgenen vor sich hin brodeln? Welche Gesprächspartner helfen,welche praktischen Lösungen gibt es für welche Probleme? Betrifft es Familie,Job,Wohnung, Auto .......Kannst du Freunde /Familie mobilisieren, dich bei etwas zu unterstützen? Jedes erfolgreiche abgeschlossene Problem,ist eine Sorge weniger und manchmal scheut man sich nach Hilfe zu fragen und wenn man diesen Schritt dann doch wagt,ist man so schnell fertig mit vielen helfenden Händen,wo man alleine noch Jahre vor diesem Berg gestanden hätte.
Hast du zuviel Geld,wo du meinst, du könntest damit in nächster Zeit zocken gehen,lege es für 3,6,9 oder 12 Monate auf ein Tagesgeldkonto fest an. Zinsen gibt  es nicht dafür, scheiss egal,aber du kannst es nicht verspielen,aber in absehbarer Zeit kommst du wieder dran,falls du es für Notfälle brauchst.....kaputtes Auto oder so. Ich verschiebe mein Geld auf verschiedene Konten. Ich komme damit gut klar . Verschiedene Konten für verschiedene Lebenssituationen und Zocken spielt da keine Rolle mehr.

Diesen Text musst du nicht beantworten, ich habe "laut gedacht" und drauf losgeschrieben. Kommt für Außenstehende meines Kopfes vielleicht was konfus rüber,aber vielleicht ist der ein oder andere hilfreiche Gedanke für dich dabei. 

Ich stand übrigens immer auf der anderen Gedankenseite wie du......ich hatte sehr lange,sehr  großen Suchtdruck und habe mich immer gefragt,warum das bei den anderen so schnell verfliegt und ich kämpfe damit Jahre, was mache ich falsch?? !! Ein Rückfall kommt nicht zwangsläufig für beide Gedankenseiten. Genieße die Zeit ohne Suchtdruck, aber hab einen Plan wenn der Suchtdruck kommt,damit das nicht zu einem Rückfall führt.

Ich wünsche dir einen schönen Sonntag

LG Wolke
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Olli am 10 Juli 2022, 10:32:42
Hallo meine Liebe!

Da hast Du ja viele Fragen, die Dir da auf der Seele liegen.

Zunächst einmal ist Deine Angst nicht unbegründet. Du wirst sie aber mit der Zeit in Achtsamkeit wandeln, sodass der Prozess, in dem Du Dich befindest, damit nicht mehr belastet wird.

Zitat
Warum fällt es mir so leicht?

Weil ich auch DAS immer wieder sage? :) Das ist der Perspektivwechsel, den Du in Dir vollzogen hast. Und Du bist aktiv geworden! Du schaust nicht mehr darauf, was das Glücksspiel Dir Glorreiches verheißt, sondern Deine Spielfreiheit! Du hast Dir Ziele gesetzt, die in Dir gute Gefühle auslösen. Dadurch benötigst Du das Glücksspiel nicht mehr.

Trotzdem ist es wichtig achtsam zu bleiben. Eben weil der Prozess in Dir gerade funktioniert, ist es sehr leicht in Euphorie und Hochmut zu verfallen. Dann werden Risiken eingegangen ... und schwupps ... "Ich weiss gar nicht, wie ich in die Spielhalle gekommen bin ..." #feix#

Zitat
Warum gehe ich so geizig damit um, halte alles beisammen
Das Verhalten ist klassisch und wenn ich ehrlich bin, konnte ich es selbst bis heute nicht so ganz ablegen. Aber ... eigentlich ist es das Horten des Suchtmittels für das nächste Spiel. Daran erkennst Du den Prozess, in dem Du Dich gerade befindest und von dem ich sprach.
Gönne Dir etwas von dem Geld ... obwohl Belohnungen für Abstinenz nicht immer etwas mit Geld zu tun haben müssen, ist es doch vollkommen legitim das Geld dafür zu nutzen Dir einen vielleicht schon länger vorhandenen Wunsch zu erfüllen? Oder wie wäre es mit so etwas Einfachem wie einer neuen Einkleidung?
Ich habe zwar nie Lumpen getragen, doch etwas älter als normal durften in meiner aktiven Zeit die Klamotten immer sein. :)

Zitat
Obwohl ich meinen Willen habe
Ohne den Willen geht gar nichts ... keine Frage. Doch wir Spieler sind zumeist sehr willensstark. Wir haben unseren Willen nur zumeist falsch eingesetzt. Der Wille endet da, wo die Emotionen die Überhand nehmen. Daher ist es wichtig, diesen Perspektivwechsel durchzuführen und dann auch weiter achtsam zu bleiben.

Seit dem Beginn meiner Abstinenz habe ich nu wirklich einige Krisen überstanden. Und irgendwie war mir intuitiv klar, dass der Schmerz wieder vergehen wird. Nicht ein einziges Mal kam daher der Gedanke auf, die negativen Gefühle im Spiel zu ertränken.

Zitat
Aber ich lese hier diese Beiträge, wo manche ja genauso wie ich geredet haben und dann kommt der nächste Beitrag und sie sind rückfällig geworden.
Ich finde, dass hierfür der Erfahrungsaustausch in der Gruppe ungemein hilfreich sein kann. Denn wenn die anderen Gruppenmitglieder einen ähnlichen Leidensweg hinter sich haben wie ich, dann kann ich auch davon ausgehen, dass ich genauso rückfällig werden kann, wie z.B. mein Proteger, der schon langjährig spielfrei war und mich damals in einem Forum unter seine Fittiche genommen hatte.
Wenn ich diesen Gedanken zulasse, werde ich automatisch achtsamer mit mir selbst.

Jeder möchte gerne als Individuum betrachtet werden und nicht sofort in eine "Schublade" gesteckt werden, wenn ich das mal überspitzt sagen darf.
Wir sind ganz klar Individuen - mit einem eigenen Bewusstsein und eigenen Erfahrungen, die das Leben uns gab.
Aber - wir leben nun mal auch in der gleichen Gesellschaftsform. Hier herrschen Regeln und Normen und wir haben gelernt damit zu leben - ohne dass wir groß über sie nachdenken. Wir teilen ein übergeordnetes Wertesystem. Da liegt es doch auch nahe, dass wir die gleichen Verhaltens- und Denkweisen teilen. Wieso sollte das im Suchtverhalten und im Suchtdenken dann anders sein?
Dies ist kein Widerspruch zu dem Wunsch ein Individuum zu sein.

Edit: Wolke war schneller ... ich lasse den Beitrag trotzdem mal so stehen ...
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 10 Juli 2022, 12:38:26
@Wolke: Ich habe nirgends geschrieben, dass ich für das zocken spare? Wäre ein Widerspruch zu all dem, was ich in meinem Text schrieb.
Ich meinte damit, allgemein geizig zu sein, klar gönne ich mir was, jetzt erst wieder eine neue Hose. Ich gebe Geld aus, aber ich denke auch gleizeitig daran, ich hätte es auch beiseite legen können.
Vielleicht hängt es auch mit der aktuellen Situation zusammen, was gerade alles passiert? Die Medien knallen einem ja nur noch Horror um die Ohren.
Vielleicht liegt es auch daran, dass ich so schnell wie möglich diese kleinen Scherben, die meine Sucht verursacht hat, weg zu räumen, indem ich das so schnell wie möglich ausgrenze. Ich habe schon einen guten Teil weg, es ist nicht mehr so viel. Im Gegensatz zu den summen, die ich hier lese und dort höre.
Es macht mich jedenfalls nicht nervös, dass es auf dem Konto liegt, oder zu Hause, oder in der Geldbörse. Daran liegt es nicht. Es ist mir nur aufgefallen.

Ich weiß, dass ich achtsam bleiben muss, werde ich ja auch. Da ich aber anscheinend noch nie so was wie Suchtdruck hatte, weiß ich wahrscheinlich auch nicht, wie sich so was anbahnt. Ich lese ja oft, dass es wochenlang vorher schon Anzeichen gibt.
Ich will mich einfach nur davor beschützen. Eigentlich will ich gar nicht erst, dass es dazu kommt.

@Olli: Ich weiß, ich weiß mein Guter. Du predigst so viele Sachen und die stimmen auch. Das weiß ich JETZT. Es ist nur anfangs so unheimlich schwer, gerade wenn man ein paar Tage weg ist. Da wird man förmlich überschwemmt mit so vielen Ratschlägen, dass mich das zum Beispiel extrem überfordert hat. Weil ich das Gefühl hatte, ich muss das jetzt alles machen, sonst mache ich es nicht richtig. Weißt Du wie ich das meine?
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Wolke 7 am 10 Juli 2022, 13:13:27
Hey,

ich habe das Wort "nicht" bei dir überlesen.....nicht nervös.....sorry,mein Fehler......

Suchtdruck baut sich nicht unbedingt über Wochen auf. Bei mir reichte manchmal ein Geräusch, ein Geruch, eine bestimmte Handlung, die ich vor dem Zocken gemacht habe, ein Verkehrsschild, was dem Jackpot Zeichen eines Spiels ähnlich war .

Mein Arbeitsalltag endete mit einer bestimmten Reihenfolge von Handlungen in der letzten Stunde.......bei der Ausübung kamen dann Vorfreude Gedanken an die Halle. Als ich noch spielen gehen wollte,war das Freude pur. Als ich dagegen Spielfrei werden wollte ,kribbelte es trotzdem überall in meinem Körper,die Gedanken kreisten......ich wollte beides nicht,konnte es aber nicht ändern. Das ist ein starker Trigger,der Suchtdruck auslöst. Ich musste mich zwingen, anders zu fahren.  Ich musste meinen Arbeitsablauf auf der Arbeit ändern. Das war ein langer  harter Weg.......ich hoffe man kann an diesem einen Beispiel erkennen, wie hart Suchtdruck sein kann.
Ich musste viele Trigger erkennen und ändern,obwohl man die nicht sofort erkennt. Das war hart,aber hilfreich und der einzige Weg für mich.

LG Wolke
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 10 Juli 2022, 13:44:10
Das kenne ich auch, mit diesem nach der Arbeit und die Freude. Besonders wenn gerade Gehalt drauf war. Das ist jedoch jetzt nicht so. Man bedenke, ich war meistens um diese Zeit schon pleite.
Letzte Tage hatte ich einen stressigen, nervigen Tag im Büro und kurze Zeit kam der Gedanke, was ich genau nach solchen Arbeitstagen gemacht habe. Also scheint das vielleicht ein Auslöser zu sein, wenn es stressig wird, bin ich wahrscheinlich hin gegangen. Es war aber letzte Tage anders. Ich dachte wieder daran, was ich alleine in diesem 1 Monat schon gespart hätte und dann war es wieder weg.
Ich hoffe einfach, dass, wenn es mich überkommt, nicht von jetzt auf gleich kommt, sondern sich irgendwie zeigt. Damit ich das dann hier niederschreiben kann oder in der Gruppe ansprechen.
Jetzt habe ich erst einmal das Ziel, neues Auto. Zwar in dieser Zeit etwas risikoreich, aber wie lange soll man noch auf gute Zeiten warten. Man lebt ja nur einmal.
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Olli am 10 Juli 2022, 14:55:32
Hallo meine Liebe!

Zitat
@Olli: Ich weiß, ich weiß mein Guter.

Hast Du mir gerade das Köpflein gestreichelt? ... Weitermachen ... :)

Zitat
Weißt Du wie ich das meine?

Ich bin der festen Überzeugung, dass Du mit dieser Problematik nicht alleine bist. Ein deutliches Zeichen sind in meinen Augen diejenigen, die sich irgendwann hier melden und mitteilen, dass sie schon so lange mitlesen ...

Von daher hier einmal in Kurzform: Niemand erwartet irgend etwas vom Anderen. Es gibt keinen Wettbewerb auf schnellstmögliche Genesung.
Sei Du selbst - gehe Deinen Weg in Deinem Tempo - wenn Fragen da sind, einfach fragen - ist die Antwort zu komplex ... sage es und wir zerlegen das Ganze noch mal.
Die einzige Person, die mit sich zufrieden sein soll und darf, ist die Person selbst auf ihrem Genesungsweg. 

Immer dann, wenn neue Wege beschritten werden, besteht die Möglichkeit etwas falsch zu machen. Das ist doch überall so im realen Leben. Doch was wäre die Alternative dazu ... in der Sucht verweilen. Nee ... das ist keine Alternative ... und wer entscheidet eigentlich was für Dich richtig ist und was falsch?
Wenn wir keine Fehler machen würden, dann gäbe es keine Rückfälle. Sie sind aber fast ultimo. Also Schluss mit dem Kopfkino und stehe zu Dir selbst! Versuche wie immer Fehler zu vermeiden ... und wenn sie denn doch geschehen, dann stehe auch zu ihnen und lerne aus ihnen.

Zitat
@Wolke: Ich habe nirgends geschrieben, dass ich für das zocken spare?

Sowohl Wolke und ich reden hier nicht von einem Vorsatz. Wir haben uns in der aktiven Zeit aber Verhalten antrainiert, welches wir wieder ablegen dürfen, wenn es uns denn auffällt. Eines ist eben das Horten des Geldes für das nächste Spiel. Du selbst nutzt gerade das Verhalten, um das Geld für ein positives Ziel zu nutzen. Das finde ich gut, denn dadurch geht im Laufe der Zeit die ... ich nenne es mal ... Verbissenheit in diesem Verhalten verloren.

Zitat
Zitat
Ich habe schon einen guten Teil weg, es ist nicht mehr so viel. Im Gegensatz zu den summen, die ich hier lese und dort höre.
Überlege mal, wieso Du das geschrieben hast. Dein verspürtes Leid hängt nicht an der Höhe der Summen fest! Du brauchst hier also Dein eigenes Leid nicht klein reden.


Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 10 Juli 2022, 16:51:58
Olli mein Guter. Du holst mich immer auf den Boden der Tatsachen zurück.

Ich habe wirklich nie gehortet für das Spielen. Entweder war es da, oder es war nichts da. Ganz einfach. Ich hab noch knapp 5.000 abzustottern, dass will ich weg haben, aber gleichzeitig ein Auto. Ich rechne mir alles aus und gerate in Panik, was doch bekloppt ist. Vorher war es mir doch auch egal, ob am Ende noch 100 Euro übrig blieben, oder nicht. Jetzt ist es aber so. Vielleicht habe ich gerade auch Angst vor der Zukunft. Wenn alles teurer wird, und man kaum noch was hat. Vielleicht mache ich mich dafür auch einfach zu bekloppt, anstatt mal zu entspannen. Aber jetzt habe ich das Gefühl, ich müsste alles aufholen, was ich die ganzen Jahre vor mir hergeschoben habe. Weil ich das jetzt endlich will und nun habe ich Angst, dass das Geld knapp wird.
Bitte, sag mir, dass das normal ist😉

Klar, ich gehe meinen Weg in meinem Tempo, das klappt auch ganz gut. Alles andere würde mich vielleicht in Stress versetzen. Genau deswegen wollte ich von Anfang an mein Tempo. Und ich will nicht kapitulieren, dass will ich einfach nicht. Ich will keinen Rückfall, das wäre für meinen Stolz zu arg. Vielleicht kämpfe ich deswegen gerade an mehreren Fronten.


Aber ich ziehe durch, da gibt es kein "vielleicht". Da gibt es nur ein "ganz".
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Olli am 10 Juli 2022, 20:24:55
Heute mal etwas anders als sonst ...

https://www.youtube.com/watch?v=VtepiiYtJZs

Inwieweit lässt sich das Thema auf Dich, lieber Leser, übertragen?
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: andreasg am 10 Juli 2022, 22:04:12
Danke Olli, für das Video,
ich finde es sehr entspannend,
und es ist viel Wahrheit dabei.

Liebe Grüße
Andreas
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 15 Juli 2022, 15:09:04
Hallo zusammen,

Heute ist Woche 5,oder genauer gesagt 35 Tage rum. Wie schnell die Zeit vergeht.

Verspüre keinerlei Druck, mir geht es richtig gut. Hätte ich das doch mal eher gewusst, dass der "Absprung" gar nicht so schlimm ist. Habe mir ja regelrecht Horrorszenen ausgemalt. Dem ist aber nicht so.
Klar denke ich hin und wieder ans spielen, wäre komisch wenn nicht. Aber ich verspüre keine Lust, sondern eher gleich der Vergleich, wie viel ich jetzt schon eingespart habe.
Bald ist Urlaub, dann geht's auf Autosuche. Und das ist doch das Schöne daran, ich werde dann bald ein neues "Hobby" haben, für das man gerne Geld ausgibt.

Hoffe, allen geht es gut soweit und Ihr bleibt weiterhin spielfrei.
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: andreasg am 15 Juli 2022, 18:24:48
Hallo Ungenau,

genau, Du hast den Absprung geschafft, für 35 Tage, einen Tag zur Zeit. Das Gestern ist vorbei, das Morgen wird kommen.

Ich freue mich für Dich

Andreas
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Olli am 15 Juli 2022, 22:12:32
Zitat
Hätte ich das doch mal eher gewusst, dass der "Absprung" gar nicht so schlimm ist.


Neee ... ich sage es nicht ... :)

Ach, was ist das schön Deinen Erfolg mit genießen zu dürfen! Danke Dir! :)
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Anthrazit80 am 17 Juli 2022, 08:52:17
Hi Ungenau!

Ich lese still mit und freue mich, dass du auf dem Weg bist! :)

LG
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 17 Juli 2022, 18:10:58
Hallo Andreas, Olli und Anthrazit,

Ich danke Euch für Eure lieben Kommentare 😊

Ich denke, dass gröbste (also die ersten Tage direkt nach dem Aufhören) sind wohl die schlimmsten, weil sich der Alltag ändert und man auf einmal mehr Zeit hat und erst einmal verunsichert. Ist man aber einmal drin und sieht die "andere Seite", ist es doch einfacher. Also für mich zumindest. Es fällt mir wirklich leicht, eben weil ich jetzt den direkten Vergleich sehe und eben auch sehe, dass man mit "nicht spielen" ja doch am Ende mehr gewinnt. Man sieht es in seinem Universum eben nicht, weil die Sucht einfach vorherrscht.
Man ist entspannter, hat weniger Sorgen, kommt gut mit dem Geld aus.
Ging ja schon los, dass man teilweise Verabredungen abgesagt hat. Was für ein Mist. Warum tut man sich das an? Für 2-3 Tage "Spaß" am Tag und den Rest des Monats mit nichts leben?

Ich weiß nicht, warum bei mir kein Suchtdruck entsteht, wenn ich andere hier lese, wie schlecht es ihnen geht, finde ich es bemerkenswert, wie sie sich da durchschlagen. Meinen Respekt zollt all jenen, die so mächtig kämpfen.
Ich bin jedoch natürlich nicht über den Berg, dass weiß ich ja. Ich bleibe achtsam, ruhig, und schaue mir alles aus der Ferne an. Versuche weiterhin zu ergründen, was mich immer dazu bewogen hat. So ganz schlau bin ich daraus noch nicht geworden.

Klar, es nervt unheimlich, dass man jetzt so viel weg legen muss, um den Schaden einigermaßen zu bereinigen. Aber es ist möglich. Wenn ich sehe, wie viel ich in den gerade 47 Tagen weg geschafft habe, habe ich doch nie geschafft mal zu gewinnen. Also total vorbei das Ganze.
Wenn man das erst einmal realisiert hat, glaube ich, geht es leichter. Ich kann jedoch wirklich nur von mir sprechen.
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Anthrazit80 am 17 Juli 2022, 20:01:19
Hey!

Ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, dass nicht die ersten Tage entscheidend sind sondern die, wo du denkst, dass du über das Gröbste hinweg bist.

Ich habe auch mehrmals aufgehört und bin mehrmals nach ein paar Monaten wieder schwach geworden.

Bleib am Ball und reflektiere jeden Tag. Mit Achtsamkeit und Selbstliebe schaffst du es :)
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Olli am 18 Juli 2022, 06:02:25
Moin!

Ihr redet gerade von zwei Dingen und habt beide Recht ...

@Ungenau
Es wird der Tag kommen, an dem Du spielen möchtest. Trigger wird es schon irgendwie geben. Dann ist es wichtig, wie achtsam Du mittlerweile wieder mit Dir bist und ob Du Deine Resilienz im Heute gut genug gefüttert hast, wie Du es gerade machst.
Es gab in meinem Leben nach dem Spiel schon so einige Situationen, wo ich damals, ohne die Abstinenz, ohne Weiteres spielen gegangen wäre.
Doch die Idee poppte nicht einmal im Oberstübchen auf. Ich hatte verinnerlicht, dass spielen eben keine Probleme löst, sondern nur neue schafft.
Der schnelle Kick sorgt für langes Leid. Darin sehe ich emotional wie rational keinen Vorteil für mich mehr.
Ganz im Gegenteil, ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich "schlechte Zeiten" auch aushalten kann. Sie gehen irgendwann vorbei. Das Leben sorgt ständig für Veränderung.
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Anthrazit80 am 18 Juli 2022, 09:56:04
„Der schnelle Kick sorgt für langes Leid“ - das bringt es auf den Punkt und das ist genau der Satz, den ich mir jedes Mal vorhalte. Ich kenne die Konsequenzen zu gut.
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Wolke 7 am 18 Juli 2022, 11:33:27
.....aber das lange Leid konnte man beim Zocken unterbrechen......es gab bei mir 2 Leidenswege, den  der die Sucht ausgelöst hat und den Leidensweg, der von der Sucht kam. Spielte ich,war der eine Leidensweg kurz vergessen,aber der andere wurde schlimmer.

LG Wolke
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 19 Juli 2022, 17:32:43
Hallo zusammen,

Tag 39 ist bald vorbei. Und bald sind es 2 Monate. Wenn ich sehe, was ich in diesen zwei Monaten an Geld gespart habe, kann ich es immer noch nicht glauben, warum ich jahrelang so dumm war, zu glauben, dass man irgendwann so gewinnt, dass man mehr "raus" hat, als mit sparen.

Ich denke auch, dass irgendwann mal ein Tag kommen wird, an dem ich Druck verspüre oder sonstiges. Da mache ich mir nichts vor.
Was ich zwischendurch immer mal wieder mache: Das es mir doch eigentlich gut geht. Ich habe ein Dach über den Kopf, ich habe zu essen und ich habe liebe Menschen um mich herum. Nichts im Leben läuft immer so, wie man es gerne hätte und viel Geld zu haben, auch nicht. Geld beruhigt, aber es macht nicht glücklich. Ich denke, bei vielen von uns ist es so, dass man denkt, wenn man genug Geld hat, oder groß gewinnt, dass man so unglaublich toll ist. Ist man aber nicht. Wir sind alles ganz normale Menschen, die Fehler gemacht haben. Die einen mehr, die anderen weniger. Und man sollte sich bewusst machen, dass man nur diesen einen Leben hat. Die verlorene Zeit bekommen wir nicht mehr zurück.
Ich schaue mir auch oft Geschichten an von Menschen, die ganz unten sind. Schicksalsschlag oder sonstiges. Und ich mache mir immer wieder bewusst, dass auch mir das passieren kann, wenn ich weiter spielen würde. Denn irgendwann ist es einfach zu spät. Und das mir vor Augen zu halten, immer und immer wieder, hilft mir zum Beispiel ganz gut. Ob das anderen hilft, vermag ich nicht zu sagen.
Ich weiß jetzt, wie es sich auf der anderen Seite anfühlt. Dieses nicht mehr zu wollen, sich bewusst gemacht zu haben, dass man krank ist (was ich mir all die Jahre nicht eingestehen wollte), und das man nur da raus kommt, wenn man völlig abstinent bleibt. Ein dazwischen gibt es nicht.
Die Besuche in der SHG bleiben auch erstmal Bestandteil, ich nehme diese zur weiteren Verstärkung.

Auf weitere 24 Stunden Freiheit.
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 22 Juli 2022, 21:55:23
Tag 41 neigt sich dem Ende zu. Und ich habe endlich Urlaub. Den hatte ich bitter nötig, ich war nur noch müde und abgeschlagen. Jetzt heißt es erstmal die Batterien wieder aufladen.
Suchtdruck war bisher immer noch nicht da, aber was sind schon 41 Tage. Anders herum gesehen schon 1,5 Monate. Die Zeit vergeht schnell und irgendwie ist dieser "erste" Tag der Entscheidung, endlich spielfrei zu werden auch schon ewig lange her.
Mein Leben ordnet sich von Tag zu Tag mehr, ich werde immer entspannter und bekomme so langsam auch wieder ein normales Gefühl zu Geld. Alles, was derzeit über bleibt, geht in den Kredit, damit dieser schnell abgebaut ist. Das gibt mir ein beruhigendes Gefühl.
Ich hoffe, allen geht es gut und ihr meistert eure Abstinenzen weiter so stark, wie im Forum zu lesen.
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Wolke 7 am 22 Juli 2022, 22:35:39
Schön, das zu lesen......41 Tage.....cool

Ich wünsche dir einen schönen Urlaub. Genieße ihn ,entspann dich,mach was schönes,ob zuhause oder wo auch immer du dann auf der Welt  bist.......

LG Wolke
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 28 Juli 2022, 00:03:02
Tag 46.

Die Sonne scheint, ich habe Urlaub und kann endlich entspannen.

Ich habe mir was gegönnt, ein neues Auto. Etwas teurer geworden als gedacht, aber das Gefühl, als ich anfing zu rechnen, machte mir erstmal wieder bewusst, wie krass man mit dem Geld beim Spielen umgegangen ist und was man alles verloren hat, welches man eigentlich besser hätte einsetzen können. Da ist es mir wirklich mal wieder so bewusst geworden und was für einen Mehrwert das ganze nun hat.

Ich muss sagen, die oasis Sperre hilft mir da ganz gut. Vielleicht baut sich auch deswegen momentan kein Druck auf. Der Gedanke ans spielen kommt immer wieder mal, ich denke an die Stunden und Tage, die man vergeudet hat, indem man dort saß und auf etwas hoffte, was nicht eintreten sollte und man sich eigentlich immer selber vera... hat.
Vor ein paar Tagen hatte ich wohl des nachts mal vom Spielen geträumt, genau daran erinnern kann ich mich nicht, nur schemenhaft. Aber ich war erschrocken, als ich wach wurde, weil ich zuerst dachte, das es wirklich passiert ist. Und ich war heilfroh, das es nur ein Traum war.
Bald sind es zwei Monate. Wie die Zeit vergeht.

Ich bin stolz auf mich. Das erste Mal seit langem.
Nächsten Mittwoch ist wieder SHG. Letztes Mal ist sie ausgefallen, daher freue ich mich auf Mittwoch und was bei den anderen so passiert ist in der Zwischenzeit.
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Wolke 7 am 28 Juli 2022, 03:31:33
Moin,

coole Investition und Glückwunsch zur weiteren Spielfreiheit. 

Genieß die Sonne ,deinen Urlaub,dein neues Auto ,alles bringt noch mehr Freiheit .

LG Wolke
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Wirbelwind am 28 Juli 2022, 16:06:18
Huhuhuhuuuuu  :D :D :D :D

Ich wünsche Dir einen TOLLEN U R L A U B  :) :) :)



Versuch mal nicht ins Forum zu gehen und schreib erstmal ein bischen tagebuch auf Papier und GENIEßE Deinen Urlaub frei von "allem"....
Dann haste den Kopf GANZ FREI und du köntest mal schauen was das mit dir macht ;) ;) ;)

PASS auf Dich AUF !!  :o :o
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 05 August 2022, 20:54:02
Hallo liebe Mitglieder,

Ich melde mich mal wieder kurz. In 6 Tagen habe ich die 2 Monate voll. In den 2 Monaten konnte ich meinen dispo komplett abbauen und auch schon etwas zur Seite legen.

Zudem kann ich mir Montag mein Auto abholen und bin so voller Vorfreude. Klar, kostet monatlich eine Menge, aber so ist das Geld viel besser investiert, es wird mein neues Hobby. Zudem liegt das zusätzliche Geld nirgendwo rum und es ist gut investiert.

Meine Freude am Leben ist komplett zurück gekommen, ich spüre wieder Leichtigkeit, ich habe wieder mehr Geduld und fahre nicht bei jeder Kleinigkeit aus der Haut.
Das sind für mich alles Aspekte, die mich erfolgreich vom Spielen weghalten. Ich verspüre auch weiterhin keinen Suchtdruck. Der wird bestimmt eines Tages mal kommen, jedoch halte ich mir täglich die Punkte vor Augen, die ich jetzt ohne das spielen dazu gewonnen habe und das hilft mir ganz gut, überhaupt nicht auf die Idee des Spielens zu kommen.

Ich wünsche Euch weiterhin freie 24 Stunden. Kämpft weiterhin so stark wie bisher. Ihr schafft das.
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Wolfgang am 05 August 2022, 21:02:54
Hallo Ungenau,
klingt richtig gut und ist es wohl auch ;D
Alles Gute und weiter so!!!

Gruß
Wolfgang
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Wirbelwind am 05 August 2022, 21:21:57
 :) :) :o
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Olli am 05 August 2022, 23:45:56
Ich freue mich mal einfach für Dich mit .. :)
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 10 August 2022, 09:43:08
Guten Morgen zusammen,

Heute sind es genau 2 Monate, an denen ich spielfrei bin. Wie es mir geht? Super!

Meine negativen Gedanken und Sorgen gehen immer weiter zurück und bereiten einem auch keine schlaflosen Nächte. Eher das warme Wetter und die warmen Nächte sorgen dafür.

Suchtdruck ist immer noch nicht vorhanden und ich frage mich ständig, warum das so ist. Warum ist es bei anderen extrem vorhanden und bei anderen weniger.
Ich habe vieles aufgeschrieben, alles was mit dem spielen zusammenhing und wie es mir damit ging. Natürlich kam da kein positiver Punkt bei raus. Leider sieht man das ja erst, wenn man ein Stück weit da raus ist. Warum merkt man das nicht, wenn man drin steckt? Obwohl es einem doch klar vor Augen gehalten wird?

Sicherlich sehe ich immer wieder Spielhallen, erst jetzt merke ich, wie viele es doch gibt. Das ist Wahnsinn, fast an jeder Ecke sieht man welche. Warum werden diese nicht verboten? Wo doch jeder weiß, wie viele dadurch eine Sucht entwickelt hat?

Ich hoffe, Euch allen geht es gut soweit und ihr genießt das warme Wetter.

Danke an Euch allen für die lieben Kommentare.
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Olli am 10 August 2022, 11:04:27
Hi!

Dankeschön für Dein Update!

Zitat
Suchtdruck ist immer noch nicht vorhanden und ich frage mich ständig, warum das so ist. Warum ist es bei anderen extrem vorhanden und bei anderen weniger.

Du erklärst es selbst:

Zitat
Ich habe vieles aufgeschrieben, alles was mit dem spielen zusammenhing und wie es mir damit ging. Natürlich kam da kein positiver Punkt bei raus.

Du hast Dich mit der Thematik befasst und hast Deine Ziele neu definiert. Abstinent zu leben ist nun mit etwas Positivem verknüpft. das Glücksspiel mit etwas Negativem.

Zitat
Leider sieht man das ja erst, wenn man ein Stück weit da raus ist. Warum merkt man das nicht, wenn man drin steckt? Obwohl es einem doch klar vor Augen gehalten wird?

Alles läuft hier über die Emotionen und das Belohnungssystem. Das Glücksspiel hatte eine Funktion. Es weg zu lassen hat intuitiv geheißen etwas positiv Besetztes auf immer und ewig aufzugeben. Das ist aber Selbstverar... Selbstbetrug, denn wie Du ja siehst, gibst Du zwar etwas auf, gewinnst dafür aber auch etwas hinzu. Du holst Dir nun Deine Endorphine wieder im normalen Leben.
Es zeigt sich mal wieder ... nicht das Aufhören ist das Problem bei uns ... es ist nur der Beginn des Aufhörens!

In diesem Sinne ... weitere gute 24 h!
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Wolke 7 am 10 August 2022, 13:10:14
Hey,

und ich habe mich immer gefragt, warum ich soviel Druck habe .......weil das Zocken mir sehr viel geholfen hat und ich ihm ,neben den späteren negativen Dingen ,sehr viel positives abgewinnen konnte. Heute bin ich ,nach Jahren ,an der Stammsonne vorbei gefahren.....und es war eine Mischung aus Vorfreude und Verkrampftheit,obwohl ich ja jetzt eigentlich gar keinen Druck hatte. Es war nur der Weg und der Anblick. Ich werde weiterhin Umwege fahren,wenn ich mal dahin muss,wo ich heute hin musste.

Genieß die Zeit ,die Druck und Spielfreie Zeit. Achtsam bleiben, aber immer mehr und mehr genießen. 

LG Wolke

Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Wirbelwind am 10 August 2022, 15:11:03
... und auch der zeitfaktor spielt eine Rolle; ich kann Dir "leider" jede Spielhalle JETZT sofort aus dem FF sagen wo die sind hier in Trier...Über den daumen  -ohne genau zu schauen-  um die 30
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Wolke 7 am 10 August 2022, 15:24:21
1 oder 2 große Spielhallen oder Casinos ok,aber es gibt soviele kleine Klitschen.......Geldwäsche, Drogengeschäfte,alles in einem.......

Mit welcher rechtlichen Grundlage haben es die Österreicher geschafft ,die Automaten loszuwerden?  Das Verbot gilt doch nicht nur in Wien, sondern in ganz  Österreich oder?

LG Wolke

Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Olli am 10 August 2022, 15:41:26
Bei uns im Ort haben wir 6 Supermärkte.
Mittlerweile haben wir 5 Spielhallen und 3 Wettbuden.
Da sieht man doch mal, wie essentiell notwendig diese sind.
Wahrscheinlich machen die sogar mehr Umsatz, wie die Supermärkte.

In den Supermärkten sind am Eingang doch immer Bäckereien angesiedelt.
Vielleicht sollte man das in der Glücksspielbranche auch mal überlegen?
Fertigpizza und Co. sind doch ungesund ... dann doch lieber ein herzhaftes "Teilchen".
Dazu dann einen Kaffee to gamble ...

Kann ich das irgendwo als Patent anmelden?
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 10 August 2022, 17:47:26
@Wirbelwind: Trier, eine schöne Stadt. Ich war vor Jahren mal da. Damals waren die Mietpreise schon heftig. Aber trotzdem schön.


@Wolke: Ich finde es erstaunlich, warum das bei Dir so lange hält mit dem Suchtdruck und das Du immer noch Umwege fahren musst. Das meinte ich damit: Auch wenn alle die Gründe kennen, dauert es bei einigen so ewig lange und das verstehe ich nicht.

@an alle: Aber ist das nicht erschreckend? Das es so viele Hallen gibt? Warum macht der Staat da nichts gegen? Anderen "Drogen" (außer Alkohol und Zigaretten) sind doch auch verboten. Es ist zwar schon gut, dass es die Oasis Sperre gibt und die hat mich vermutlich auch etwas abgehalten, da jemals wieder rein zu gehen, aber Erfahrungen nach habe ich gesehen, dass nicht alle umgestellt haben und das wahrscheinlich noch nicht mal geprüft wird. Und die, die umgestellt haben, gehen den ein oder anderen "Umweg" und lassen Stammkunden ohne Prüfung spielen. Ich weiß, es geht ihnen um den Umsatz, aber trotzdem. Jeder Mist wird hier geahndet und bei dem hier wird einfach nichts gemacht. Und das, obwohl die Statistik doch sehr traurig ist, wie viele der Sucht verfallen sind und es dem Staat wahrscheinlich total egal ist.
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Wirbelwind am 10 August 2022, 18:07:37
wie gesagt, da sind wir beim zeitfaktor ungenau. mich begleitet die zockerei -mal abgesehen von da  wo ich 5 war, was das schlüsselerlebniss war- seit ich 18 bin das sind 29 ! Jahre...
Hier in Trier habe ich,...hm,... EXZESSIV "locker" 2 JAHRE JEDEN tag in der halle verbracht. Meine frau ist zur arbeit und ich bin in die halle 8 stunden. Dann nach hause vor meiner frau...Für mich war die zockerei irgendwann wie "zur arbeit gehen" in meiner Birne  verknüpft und dann kam der Zusammenbruch vor über 10 Jahren. Meine längste spielfreie Phase war 1 Jahr, erster rückfall und dann immer mal wieder wochen, Monate.... Ich bin Soweit mittlerweile das ich darum bitte wenn ich mir was von meinem Taschengeld gönne (hab immer n fünfer im Portomonaite) das ich darum bitte mir KEIN 2 eurostück zurück zu geben....
Bei mcdoof vor nicht allzu langer zeit,... nachdem ich mir ein Kaffee gönnte zum Musik hören  habe ich NICHT daran gedacht und dachte nur, ... "ach naja is ja im auto was soll passieren." Es hat nicht lange gedauert und ich hab meine Frau "angemault" , BOAAAAAAR diese scheiss 2 euro gehen mir sooooooooo auf die nerven bitte nimm die raus,....

Sei STOLZ auf dich das du es so wuppst wie du es wuppst und BITTE tu mir den gefallen, HÖR AUF darüber nachzudenken warum nun gerade du so GUT klarkommst damit, lass es DIR eine LEHRE sein was du schon alles REFLEKTIERT hast und GENIEßE DEIN LEBEN !!!!!

 :-* :-* :o :o :o :o :o :o :o

PS.: das mit den hallen hatten wir letztens erst, laut gesetz müssen die eine bestimmte Anzahl an metern (ich glaub n kilomter  luftlinie oder so) auseinander sein. Da wir allerdings in deutschland sind gibt es immer wieder SCHLUPFLÖCHER und ZACK SONDERGENEHMIGUNG und diese  Konzessionen sind  meist für ZEHN JAHRE ^^
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Wolke 7 am 10 August 2022, 18:54:18
Zitat
@Wolke: Ich finde es erstaunlich, warum das bei Dir so lange hält mit dem Suchtdruck und das Du immer noch Umwege fahren musst.

Andere Hallen triggern nicht,nur diese eine bzw der Weg ist es ja auch schon  .
Normalerweise wäre ich da heute auch nicht lang gefahren,aber ich musste zu einem bestimmten Laden und die andere Seite war gesperrt, wegen einer Baustelle. 
Andere Trigger,die zum normalen Leben gehören,der 50€ Schein,die EC Karte, und und und, konnte ich erfolgreich abstellen.  Und das war alles wichtiger,als  der Weg und diese Spielstätte.

Neben den Spielhallen ist der leichte Zugang von Jugendlichen in Shisha Bars an Automaten als Einstieg sehr fahrlässig.  Da kontrolliert niemand den Ausweis. Die sind oft erst 16.
Spielhallen, Wettbüros, Casino......dürfte alles erst ab 21 erlaubt werden

LG Wolke
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Wirbelwind am 10 August 2022, 18:58:46
STIMMT WOLKE !!!!!!! die chichabars haben wir ja vöööööllig vergessen :(
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Olli am 11 August 2022, 08:39:47
Guten Morgen!

Zitat
Andere Trigger,die zum normalen Leben gehören,der 50€ Schein,die EC Karte, und und und, konnte ich erfolgreich abstellen.

Trigger existieren nicht! Das sagte mal jemand zu mir. Ich sage: Doch! Jedoch ist es nicht der 50 € Schein oder die EC-Karte. Es ist nicht das Geblinke der Automaten oder der Klang des auf Metall fallenden Münzgeldes. Der Trigger ist das, was mein Gehirn - und nur meines - mit all dem verknüpft.
Wieso hat es das aber? Na, wegen der Wiederholungen selbstverständlich. Wenn wir etwas wiederholt durchführen, dann gibt es keinen Grund für unser Gehirn jedes einzelne Mal alle möglichen Bereiche des Gehirns zu durchlaufen. Wir brauchen nicht mehr hinterfragen, durchleuchten oder gar Gefahren abwägen. Wenn wir etwas wiederholen, dann nur, weil es uns etwas gibt. Scheinbar erfahren wir einen Vorteil.

Dies bietet uns eine wahnsinnig große Chance. Wenn wir getriggert werden, dann sind wir dem nicht hilflos ausgeliefert! Absolut nicht! Wir können ganz bewusst gegensteuern! Dazu gibt es die Skills für extreme Triggersituationen. Doch die wahre Hilfe ist Abgewöhnung. Wir bringen uns selbst dazu die anderen Gehirnareale doch zu durchlaufen, indem wir den Trigger hinterfragen. So wird langsam aber stetig unser Gehirn veranlasst die alten Verknüpfungen aufzulösen und neue, die dann eben nicht mehr triggern, zu etablieren.
Das alles braucht Zeit. Da ist es hilfreich sich die Erfolge, wie hier bei Wolke geschehen, ins Gedächtnis zu rufen.
Viele Trigger, so mein eigenes Empfinden, verschwinden aber auch von alleine - weil sie eben nicht mehr wiederholt werden. Andere hingegen werde ich wohl nie los, doch damit kann ich leben ...
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 11 August 2022, 09:43:27
@Wirbelwind...ja,Du magst Recht haben, dass ich mal aufhören muss, mir ständig Gedanken zu machen. Aber so bin ich nunmal. Ich denke immer im voraus. Was kann/könnte passieren. Ich bin momentan so auf einem Sparmodus, dass es schon bekloppt ist, weil ich alles negative, was mit dem spielen zu tun hat, loswerden will. Ich habe schon eine Menge geschafft, doch sehe ich das nicht so. Ich weiß nicht, woran es liegt. Es wird für mich gefühlt zu wenig abgebaut. Andere würden mir wahrscheinlich den Vogel zeigen, sehen ein neues Auto und denken sich:"Geht's der noch gut?".
Ich will das alles wieder gut machen. Ich will gerüstet sein für die Zukunft. Wir wissen ja alle, dass alles teurer wird. Ich will schneller genesen, ich bin so furchtbar ungeduldig.
Gleichzeitig habe ich natürlich Angst vor einem Suchtdruck, ich weiß nicht, wie der sich äußert, weil ich den wahrscheinlich noch nie hatte? Ich bin wirklich froh, dass ich diese sperre gemacht habe, erst gar nicht die Möglichkeit habe, da rein zu gehen. Nicht, dass ich es will. Aber natürlich mache ich mir Gedanken, wie gehe ich mit Tiefschlägen um? Bei mir war es bisher immer so, wenn etwas schief lief, war mir alles egal und ich bin spielen gegangen. Das dadurch alles schlimmer wurde, habe ich zwar gemerkt, es mir jedoch natürlich immer schön geredet.
Mir geht es aktuell gut und doch bin ich stets auf aufmerksam, wenn sich gefühlstechnisch was ändert, was das ist.
Die SHG ist jetzt 2x hintereinander ausgefallen und ich hoffe, dass sie nächste Woche wieder statt findet. Einfach, um meine Eindrücke mit den anderen zu teilen, ob solch ein Gedanken normal ist auf dieser Reise.
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Wirbelwind am 11 August 2022, 14:44:05
Na klar ist das normal und GEDULD ist das schlimmste an dem ganzen Mist  :)
Sei weiterhin so achtsam und aufmerksam wie du bist, versuche aber dennoch dich nicht zu viel damit zu beschäftigen. Gerade weil du das ansprichst mit den Tiefschlägen; vielleicht hilft es dir ein weniger ruhiger zu werden wenn du dir eine art NOTFALLplan machst und Dir irgendwo hinhängst. wo du auch SOFORT siehst...

OHA GEFAHR, WAS MACHE ich JETZT

In der klinik hatten die immer diesen kleinen Notfallzettel im Portomanite mit einem "Suchtnotfall" kontakt wenn man man merkt wo der weg hinführt... Da ich nie eins benutzt habe war das für MICHnicht hilfreich *lach
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: DennGer am 11 August 2022, 15:20:02
Wie leben heute in einer "Instant-Gesellschaft".
Alles muss heutzutage verfügbar sein.
Lebensmittel, elektronik, Informationen etc.

Das Internet heizt die Informationen zusätzlich an.
Für Glücksspielsüchtige sind es ebenfalls Geld und Glückshormone.

Wie verlernen das Warten. Geschieht etwas nicht sofort, werden wir ungeduldig und gereizt.
Unser Körper und unser Gehirn wird unnötigerweise in einen "Alarmzustand" versetzt.
Wenn wir dennoch über ausreichend Geduld verfügen, können wir uns diese überflüssigen Stresszeiten ersparen.

Ich versuche mich durch das Lesen von nicht für die Uni relevanten Büchern zu gedulden.
Der Moment der Stille und Sammlung, stärkt m.E. das innere Gleichgewicht.

Jeder sollte für sich seine eigenen Ruhe-Rituale finden bzw. erfinden.
Spazieren gehen, bewusstes Senieren oder einfach in der Sonne zu liegen, könnten Möglichkeiten dessen sein.
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ilona am 11 August 2022, 15:22:50
Notfallkarten und andere Materialien kann man hier bestellen https://www.gluecksspielsucht.de/index.php?article_id=96

LG Ilona
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Wolke 7 am 11 August 2022, 18:16:53
Die Welt wird immer schnelllebiger, dass stimmt. Das Zocken am Automaten war es allerdings auch......alle 3 Sekunden drehten sich die Walzen. Dazu hatte man noch ne Schnellstoptaste. Das Geld wurde nicht schnell genug rübergebucht und wenn erst die 5 min Pause am Automaten fällig waren,kamen mir die wie ne Stunde vor. Schnell auf die Toilette und zurück,zack,immer noch 3:40 Pause......wenn es in der Halle leer war habe ich an 2-6 Automaten gleichzeitig gespielt, wenn es nicht ging ,waren die 5 min die Hölle

Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Alexander25840 am 11 August 2022, 19:00:51
Hallo Wolke, deine Worte kamen mir vor wie meine Gedanken. Genauso war es bei mir. Wie schnell man so etwas doch verdrängt.
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Wolke 7 am 11 August 2022, 20:21:18
Zitat
Aber natürlich mache ich mir Gedanken, wie gehe ich mit Tiefschlägen um?

Hallo Ungenau,

wenn du das in der SHG mal ansprichst,könnt ihr vielleicht mal ein Rollenspiel dazu machen. Das haben wir öfters gemacht. Wir sind in die Rolle des anderen geschlüpft oder jeder hat sich selbst gespielt und man hat die Situation durchgespielt . Hilft einem sehr , in der entsprechenden Situation sicherer zu reagieren

LG Wolke
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 11 August 2022, 20:51:16
@Wirbelwind: Das ist eine gute Idee, dass werde ich mir mal machen 😊
Ja, die Welt wird immer schnelllebiger, stressiger, es wird immer mehr verlangt und es fällt schwer mal runterzufahren. Ich glaube, viele von uns, mich eingeschlossen, sind in die Halle, um das Leben mal auf "Pause" zu stellen, was natürlich Quatsch ist, aber wir wohl so dachten. Welt ausklinken, raus da und rein in die "tolle Spiel Welt" *Ironie off*

@Wolke: Das ist eine sehr gute Idee, dass werde ich beim nächsten Mal ansprechen. Mal schauen, ob die sowas dort machen.

@Denger: Ich glaube, uns allen ist das "nichts tun" abhanden gekommen. Eben weil sich alles so verdammt schnell dreht. Haben wir deshalb diesen Weg gewählt? Sind wir deswegen so, wie wir sind? Ist es nicht so, wie bei anderen Süchten, die auch der Realität entfliehen?

Das hinterfragen und beleuchten finde ich momentan unheimlich spannend, einfach dahinter zu sehen, als einfach nur zu akzeptieren, dass es so ist.

Ich meine, wir alle wissen, dass es uns ohne spielen wesentlich besser geht und doch sind wir immer wieder zurück. Schon seltsam.
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Wirbelwind am 12 August 2022, 06:53:11
Ich denke da setzt genau das ein was Olli gesagt ungenau, die regelmäßigkeit. Desto früher man den absprung wieder schafft umso "einfacher" ist es da die Synapsen und verknüpfungen nicht so stark ausgeprägt sind.

Das ist vergleichbar wie  bei mir mit Kaffee und Zigaretten.
UNABHÄNGIG von der Sucht - Ich habe viel elend erlebt mein Leben lang, Kaffee und Zigaretten hatte ich IMMER und DAS lasse ich mir NIEMALS nehmen.
Mittlerweile kauf ich mir auch in  Luxemburg wieder normale Zigaretten, aber das GÖNN ich mir einfach, Wolke gönnt sich dann lieber den Handwerker *grins Doppeldeutigkeit off HAHAHA
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Wirbelwind am 12 August 2022, 07:51:35
@ungenau... Frisch geduscht fiel mir grad noch was ein, was mir wichtig ist dir noch zu schreiben obwohl ich los wollte. Prioritäten setzen, Pünktlich kommen in der werkstatt -sehr unwichtig (ist leider wirklich so) Dir schreiben - wichtig :)

Ich hab n gutes beispiel für dich mit den Niederschlägen...

Ich hatte ja die Monatsplanung für die nächsten Monate fertig und gestern morgen kommt meine Frau - Hasi wir haben ein klitzekleines Problem O_O
Ich hab jetzt die "Tierversorgerladenapp" - wollen ja keine schleichwerbung machen hier :) runter geladen und Katzenstreu ist im Angebot O_O ganze 2,50 euro weniger was bei unserem Bedarf echt auffällt...
Ich so "ALLES KLAR" hab mich an schreibtisch gesetzt und durchgerechnet, pass auf so und so und dann so PASST, dann fing sie an noch "einwände" zu bringen und ich sagte SOFORT, STOP mach das SO, das PASST, dann war wieder ruhe...

Gestern ABEND - nachdem sich rausgestellt hat das 50cent differenz mehr bestanden MUSSTE ich die Konten checken und da hat der schlumpf schon mal mit den Augen geblinzelt....

Dann haben wir besprochen wie viel sie noch kaufen kann und ich hab ein wenig recherchiert wegen dem Energiegeld und festgestellt das wir BEIDE die 300 euro bekommen, und ich kann dir sagen

BÄÄÄÄÄHM was war der wach, boooooar so viel geld ein Riesen WOW vor dem inneren Augen und in gedanken, casino,casi........
Da ich ja schon lange daran arbeite und ein GUTES REELES netzwerk um mich rum habe war meine ERSTE intuition

EMAIL an suchtberatung Betreff: Dunkelorange,xxx - Termin 29. wir müssen DARÜBER reden

zweite intuition HIER im Forum mal fragen was es für möglichkeiten gibt "Überschüsse" relativ sicher beiseitezulegen...

Da hat der Schlumpf zwar ganz schön gegrummelt ist aber erstmal wieder ABGEZISCHT......

Anfangs sollte man sich sowas aufschreiben, es ist ein sehr sehr schleichender Prozess und wie gesagt der suchti in uns ist sehr inteligent....
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 12 August 2022, 10:10:20
Wirbelwind, dass ehrt mich, dass mir zu schreiben wichtig ist😁

Bei Dir ist das auch sehr ausgeprägt, sobald etwas Geld übrig ist. Gut, Deine "Karriere" ging auch länger als meine.

Ich habe damit jetzt kein Problem, bin sehr achtsam, was ich kaufe und habe das ersparte auf ein Tagesgeldkonto. Auch habe ich Bargeld hier liegen, was ich für Nachzahlungen anspare, damit habe ich auch keine Probleme. Ich dachte erst, dass würde ein Problem werden, aber ist es nicht.


Ich stecke momentan eh alles ins Auto, weil das jetzt mein "neues" Hobby geworden ist😊 daher war meine Entscheidung richtig, dafür lieber das Geld auszugeben.


Ich bin mächtig stolz auf Dich, dass Du das so wuppst. Wirklich!
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Wirbelwind am 12 August 2022, 13:21:49
DITO ! :)

Wolke hat auch von Tagesgeldkonto geschrieben, wie genau funktioniert das, wo macht dann das, wieviel zinsen, verfügbarkeit ?
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 12 August 2022, 13:57:12
Du kannst bei Deiner Bank zusätzlich zu Deinem Konto ein Tagesgeldkonto eröffnen.
Im Online banking kann ich somit per Übertrag von normalen Konto auf das Tagesgeldkonto überweisen. Somit ist das auch nicht sofort verfügbar, sondern müsste erst wieder vom einem Konto zum anderen zurück überwiesen werden.
Damit habe ich dann auch erstmal keine Möglichkeit, am Geldautomaten daran zu gehen.
Naja, Zinsen. Also bei meiner Bank kommt da nicht viel bei rum. Aber vielleicht ändert sich das ja. Mir geht es primär gar nicht darum, sondern das ich gesondert sehen kann, was ich zur Seite gelegt habe und was noch sonst verfügbar für den Monat ist. Das finde ich übersichtlicher.
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Wirbelwind am 12 August 2022, 14:12:19
jupp, danke dir. Da bin ich halt noch die jüngere Variante von mir, aufm Sparbuch gabs noch zinsen aber dat is ja 20 jahre her  :'( ::) 8)
Ich denke ich nehm dann auch die Variante unterkonto
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 10 September 2022, 13:45:19
Guten Tag zusammen,

Nach einiger Zeit melde ich mich mal wieder.

Heute sind es auf den Tag genau 3 Monate her, dass ich das letzte Mal gespielt habe.

Es geht mir ausgesprochen gut, kein Druck, kein Verlangen. Ich bin anscheinend einer der glücklicheren Menschen, die es nicht so schwer hatten wie manch andere. Woran es liegt, vermag ich beim besten Willen nicht erklären.
Ich muss für mich zugeben, ich habe zum richtigen Zeitpunkt den Absprung geschafft, denn in den wenigen Monaten habe ich so viel geschafft, was ich mit dem spielen natürlich nie geschafft hätte. Nur sieht man es erst, wenn man einige Zeit da durch ist. Die Sucht ist ein Teufel, man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht, denkt, man kommt da nie heraus.
Doch, alle können da raus. Wirklich! Jeder kann es schaffen, davon bin ich überzeugt. An alle, die gerade erst angefangen haben: Haltet durch, es wird nach ein paar Wochen etwas besser und wenn Ihr die ersten Erfolge seht, haltet daran fest. Seht was Ihr schafft. Tag für Tag.
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Hope49 am 13 September 2022, 17:16:34
Hallo Ungenau,

schön, dass es dir so gut geht.

Ich kann dasselbe von mir behaupten. Es geht mir ohne das Spielen sooo gut. Bei mir sind es jetzt über 5 Monate. Klar, es ändert am eigentlichen Leben nicht viel, ich meine die Zeit, vor der Spielsucht und jetzt wieder. Doch diese 3 Jahre inzwischen, wo mich die Spielsucht immer mehr gepackt hatte, waren die Hölle für mich. Deswegen genieße ich meine Abstinenz um so mehr, obwohl ich aktuell wieder mal 3 Köpfe, 6 Hände und Füße gebrauchen könnte😁. Doch ich schaffe alles viel leichter, da ich ja meine Zeit NICHT mehr mit spielen vergeude. Wenn es wirklich zuviel wird, sage ich einfach NEIN, STOPP!

Ich wünsche dir/ uns allen, von ganzem Herzen, eine tolle, weiterhin, spielfreie Zeit.

Alles Liebe, Hope
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 12 Oktober 2022, 19:45:19
Hallo zusammen,

Ich melde mich mal wieder.

Mittlerweile sind 4 Monate und 2 Tage vergangen, seitdem ich das letzte Mal einen Automaten bedient habe.
Kurze Zeit, viel hat sich verändert.

Mein Leben ist wieder lebenswert, ich kann wieder aktiv am Leben teilhaben, eben weil jetzt wieder genug Geld da ist. Ich bin wieder aufmerksamer geworden und beobachte dir Welt wieder mit meinen alten Augen.
Die Tilgung meiner Schulden geht sehr gut voran. Ende November fällt schon mal ein etwas größerer Teil weg und den Rest, wenn ich wirklich eisern dranbleibe, bis nächstes Jahr im Juni. Dann sind alle Altlasten weg und es ist genug da zum Leben.
Ich habe wieder ein gutes Gefühl für Geld bekommen und gehe achtsamer damit um. Etwas gespart habe ich auch, wenn mal was anfällt. Das alles beruhigt einem doch mehr.

Hin und wieder denkt man an das Spielen, es ist jedoch kein Druck, eher eine Erleichterung, eben weil man sieht, dass es einem doch so viel besser geht.

Mein Defizit, welches ich wohl mit dem spielen ausgleichen wollte, war meine Unzufriedenheit, ich hatte neue Schritte eingeläutet und war nicht zufrieden, weil ich dadurch eher 10 Schritte rückentwicklung dadurch hatte und das hat mich gefrustet.
Das dies natürlich ein totaler Kreislauf ist, der überhaupt nicht positiv ist, muss ich keinem erzählen.

An alle, die gerade noch am Anfang stehen: der Anfang ist das schwierigste. Es ist irgendwie, wie mit dem Rauchen aufzuhören. Die ersten Wochen sind brutal, dann wird es leichter.
Denkt immer daran: Eure Probleme lösen sich mit dem Spielen nicht auf, sie werden nur schlimmer. Niemals wird es ein gutes Ende nehmen.
Wir alle haben die Kraft, da raus zu kommen und zu sehen, dass das Leben doch so viel mehr bietet, als in irgendwelchen dunklen Hallen abzuhängen oder stundenlang am Handy oder PC. Die Zeit kommt nie wieder zurück.

Ich hoffe, allen geht es gut.
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 22 Dezember 2022, 02:32:33
Ich melde mich mal wieder nach einer etwas längeren Zeit.

Jetzt sind es 6,5 Monate her, wo ich das letzte Mal gespielt habe und ich denke, ich habe das gröbste überstanden. Hoffe ich zumindest.

Ich denke zwar hin und wieder an das Spielen, das entspannte daddeln, aber dann verküpfe ich das gleich mit den negativen Folgen. Ist das der Durchbruch? Habe ich es endlich geschafft?
Ich habe in den letzten Monaten soviel aufgearbeitet, Schulden abbezahlt, und ich konnte mir sogar schon etwas beiseite legen und mir auch mal was leisten.

Das einzige, was mir auffällt, ist, ich kann mich schwer für neue Dinge, oder eher meine alten Hobbys begeistern. Ich nehme es mir immer wieder vor, aber irgendwie bleibe ich dann in einer Schleife hängen. Ich weiß nicht, wieso das so ist.
Grundsätzlich muss ich sagen, dass ich im Winter eh immer etwas "fauler" bin, als sonst.

Geht das jemanden auch so? Und wenn ja, wie habt ihr das überwunden? Gibt es da irgendwelche Tricks?

Wie geht es euch allen grundsätzlich so? Ich hoffe, ihr seid alle stabil geblieben.
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Olli am 22 Dezember 2022, 07:51:09
Guten Morgen!

Schön, dass Du Dich wieder meldest.

Zitat
Ist das der Durchbruch? Habe ich es endlich geschafft?

Die Übergänge in die Sucht sind fließend und zeitintensiv. Hier erkennt man auch keine Ziellinie mit einem Band, gegen welches man laufen muss.
Wozu ist es also auf dem Weg aus der Sucht auf einmal wichtig, dieses Band auf der Brust zu spüren?
Die gesamte bisherige Strecke liegt bereits hinter Dir. Es gab Höhen und es gab Tiefen. Der Untergrund machte das Laufen mal schwieriger und mal einfacher. Die Sonne knallte mal so richtig und dann wieder liefst Du im Schattem. Die Luftfeuchtigkeit tat ihr Übriges.
All das ist egal, weil Du eben nicht stehen geblieben bist - Du bist Deinen Weg gelaufen.

Die Erfahrung des Glücksspiels steckt in uns. Manche nennen es das Suchtgedächtnis. Von den Synapsen erzähle ich hier und da auch schon mal, die einerseits verkümmern, andererseits aber auch ewig bestehen bleiben, weil sie sich ihre Stellung mit bestimmten Situationen und Gefühlen teilen.
Ein Teil der Sucht wird daher immer ins uns verbleiben. Daher sollten wir auch in Zukunft immer auf uns achten.

Zitat
Ich habe in den letzten Monaten soviel aufgearbeitet, Schulden abbezahlt, und ich konnte mir sogar schon etwas beiseite legen und mir auch mal was leisten.

Das hier ... einen Satz später ... ist das Wichtige ... Du handelst wieder nach Deinen Werten, bist stolz auf das Erreichte und Du genießt den Erfolg.

Ich erzähle Dir aber nichts Neues ... wieso hättest Du diese beiden Sätze sonst genau in dieser Reihenfolge und mit dem Inhalt schreiben sollen? :)

Immer schön weiter machen ... mit "leben" ...

Joooo .... Lust und Unlust geben sich schon mal die Türklinke in die Hand. Vielleicht haben die alten Hobbies ja ihren Reiz für Dich verloren?
Titel: Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
Beitrag von: Ungenau am 13 Februar 2023, 21:59:07
Da bin ich mal wieder.

Etwas über 8 Monate ist es nun her und ich bin weiterhin "trocken".
Ich würde gerne euch allen Tipps geben, aber ich denke, meine Tipps oder mein Werdegang war glücklich gestaltet. Ich habe 2 Gespräche in der SHG gemacht, aber gemerkt, dass es nichts für mich ist. Ich war schon immer ein Einzelkämpfer und habe mir gesagt :" Du hast Dich da alleine rein getreten, jetzt musst Du auch alleine wieder raus!" klar, einige Freunde wissen von meinem "Geheimnis", jedoch ist das mittlerweile so in den Hintergrund getreten, dass das Thema so gut wie nie angesprochen wird.

Was das finanzielle betrifft: in 4 Monaten ist alles abbezahlt. Endlich!
Ich bin endlich wieder in meinen Sportmodus gefallen, neues Rad, alten Sport wieder angefangen, Figur etwas aufgehübscht (mit dem Alter wird es ja nicht leichter) und lasse mich so gut wie nie aus der Ruhe bringen.

Ich hoffe, das bleibt so und ich bekomme niemals einen Suchtdruck. Oder ich hatte ihn, habe ihn jedoch nicht so wahr genommen. Ich weiß es leider nicht.


Die wichtigste Message ist aber: Man lebt wieder!
Das, was wir jahrelang in den dunklen Hallen, oder alleine vor dem Handy gemacht haben, ist doch kein Leben gewesen.
3,5 Wochen fast kein Geld zu haben für 2 Tage "Spaß"? Das kann es nicht sein.

Ich hoffe, allen die abstinent sind, bleiben es auch weiterhin.