Glücksspielsucht => Tagebuch => Thema gestartet von: LucyLiu am 28 März 2018, 10:29:10

Titel: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: LucyLiu am 28 März 2018, 10:29:10
Hallo zusammen,

ich bin ganz neu hier und ich bin online-spielsüchtig.
UND ich möchte damit aufhören, unbedingt! Aktuell bin ich seit 10 Tagen spielfrei.

Kurz zu mir:
Ich bin weiblich, irgendwo in den 30ern, glücklich verheiratet mit 2 Kindern. Arbeitsmäßig bin ich in leitender Position tätig. Ich spiele jetzt seit knapp 6 Jahren, war zwischendurch schon ein Jahr komplett spielfrei (und doch so dämlich, wieder anzufangen  >:()

Ich reflektiere mich schon länger und wenn ich zurückdenke, war ich schon als Kind in gewissem Sinne spielsüchtig  :o Huch, geht das eigentlich? Ich bin schon immer total auf Tombolas und Gewinnspiele abgefahren. Früher im Urlaub gab es diese Automaten in die man Münzen geworfen hat und wenn man Glück hatte, schob das Teil viele andere Münzen wieder raus (vielleicht kennt die Dinger ja jemand).

Allerdings hat es sich bis vor ein paar Jahren eben auf sowas beschränkt und 10€ bei der Tombola des örtlichen Dorfvereins auf den Kopp zu hauen war nicht dramatisch. Ich hatte auch nie das Verlangen, in eine Spielhölle zu gehen und dort am Automaten zu sitzen. Bis heute war ich auch in Deutschland noch nie in einer Spielhalle.

Vielleicht fragt ihr euch, wie meine Misere dann angefangen hat. Das lag an einem Urlaub in Las Vegas. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass mich das viele Bling-Bling der Automaten mal in ihren Bann zieht, aber da vor Ort war das wie im Rausch (und ich habe damals in 3 Tagen nur etwa 80-100$ verspielt).

Ich war schon eine ganze Weile wieder zuhause, hatte absolut null Ahnung von Online Casinos, bis irgendwo mal eine Werbung aufgeploppt ist. Was ist schon schlimm dabei? Ich habe mich angemeldet, in irgendeiner Microgaming Bude. 50€ eingezahlt und 2000€ gewonnen und typischerweise nur 800€ ausgezahlt). Das war dann der Anfang vom Ende. Bis heute habe ich Verluste von etwa 30.000-40.000 € gemacht  :o 

Ich bin noch nicht total ruiniert, aber nah dran. Vor allem nimmt mir das Spielen meine Lebensfreude, es nimmt mir wertvolle Zeit vom Leben und es gibt mir nix zurück - außer einem schlechten Gewissen. Ich versuche herauszufinden, was genau mich daran reizt. Es war mir schon immer klar, dass ich da nicht mit einem Plus rausgehe, ich habe auch nie auf den "großen Gewinn" gewartet. Ist es eine Flucht vor Verantwortung? Fehlt mir ansonsten im Leben der Adrenalinkick? Ist mir langweilig???

Ich bin jetzt seit 10 Tagen spielfrei und fühle mich gut. Ich habe gerade Urlaub, bin tagsüber allein und viel draußen und am Sport machen. Es tut ganz gut, viel nachdenken zu können. Gern würde ich parallel in eine Selbsthilfegruppe gehen, leider ist die einzig erreichbare Gruppe gerade geschlossen. Also werde ich euch jetzt einfach öfter vollquatschen, wenn das ok ist  ;D
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: Olli am 28 März 2018, 10:55:32
Hi Lucy!

Herzlich willkommen!

Zitat
war ich schon als Kind in gewissem Sinne spielsüchtig  Schockiert Huch, geht das eigentlich?

Wenn ich Auskunft darüber abgebe, wie lange ich gespielt habe, dann beziehe ich mich immer auf das klassische Automatenspiel.
Tatsächlich glaube ich aber, dass die Wurzel bis in die frühe Kindheit zurück reichen.

So hatte ich zur Kommunion eines der ersten Telespiele geschenkt bekommen.
Da musste man dann sich bewegenden Lichtpunkten über einen Drehknopf mit einem "Schläger" fangen und zurückwerfen (Tennis z.B).
Daran habe ich viele Stunden verbracht.
Als dann überall Telespiele aufgestellt wurden, habe ich mich daran vergnügt.
Da war ich immer der Beste bei Space Invadors & Co.
Auch Dein beschriebenes Spiel habe ich als Jugentlicher bei uns auf dem Kirmesplatz ausprobiert.
Dort wurden wir als Kinder auch mit Losen versorgt - zwar im kleinen Rahmen - aber immerhin ...

Ich muss fragen, weil ich es als extrem wichtig ansehe:
Weiss Dein Mann von Deiner Sucht und den Schulden?
Wäre er bereit, Dir den Zugang zu Deinem Suchtmittel zu beschneiden ... eine Schutzsoftware für Dich einzurichten etc.?

Zitat
Also werde ich euch jetzt einfach öfter vollquatschen, wenn das ok ist

Aber gerne ...  ;D
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: LucyLiu am 28 März 2018, 12:11:21
Hallo Olli,

Danke für deine liebe Begrüßung  :)
Ich bin also nicht die einzige, die das Problem schon in der Kindheit vermutet. Dabei hatte ich im Rückblick eine schöne Kindheit, ich muss also nicht fehlende Elternliebe kompensieren.

Zu deiner Frage: Mein Mann weiß von meinem Problem. Er weiß auch von meinen Schulden. Wobei ich selber nicht abschätzen kann, wieviel davon rein auf der Spielsucht basiert. Der Verlust von dem ich schrieb, entspricht Gott sei Dank nicht den „Spielschulden“. Unsere Rechner sind alle sicher,   nur auf mein IPhone haben wir noch nix dauerhaft Wirksames bekommen. Hat alles nicht so richtig funktioniert  :( Hast du da Tipps?

Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: Olli am 28 März 2018, 12:48:11
Hi Lucy!

k9webprotection hat eine eigene Distribution, so weit ich weiss ...

Nun ja, wenn Du nicht weisst, wieviel Deiner Schulden auf das Spielen abfallen, kannst Du Dich ja mal hinsetzen und eine Aufstellung machen.

Wärest Du denn bereit für eine befristete Zeit ein Geldmanagement zu machen mit deinem Mann?

Da Du ja "nur" online gespielt hast, frage ich mal an, welchen Zahlungsdienstleister Du genutzt hast.
Nehmen wir an, es wäre PP - brauchst Du das Konto sonst noch für irgend etwas?
Wäre es ratsam aus Deinem Girokonto ein reines Guthabenkonto zu machen?
Vielleicht sogar ein Und-Konto mit Deinem Mann zusammen?

Damit Du Dir nicht an der Tanke Paysave-Karten mit Bargeld beschaffen kannst - macht es da Sinn ein Haushaltsbuch, auf welches Dein Mann immer Zugriff hat, lückenlos zu führen?

Wärest Du bereit Deinen Mann hier mitlesen zu lassen?


Nachtrag:
In Deiner Überschrift sprichst Du von kämpfen ...
Wir kämpfen nicht, wir kaitulieren!  ;D
Lese hier im Forum bitte den 1. Schritt aus "12 Schritte, aber wie?".
Nehme Dir dort heraus, was Du gebrauchen kannst - den Rest kannst Du erst mal liegen lassen.
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: Ultima_Ratio am 28 März 2018, 13:58:42
Hallo Lucy,

willkommen und natürlich darfst du uns gerne vollquatschen … ich hoffe du kommst mit dem zurückquatschen unsererseits auch klar  ;D 

Deine Überschrift "Ich kämpfe jetzt auch" finde ich sehr hart formuliert und möchte kurz darauf eingehen.

Wir kämpfen in unserem Leben um den jeweiligen Rollen (Job, Familie, Anerkennung der Eltern usw.) gerecht zu werden und bemerken dabei oft nicht (rechtzeitig) dass wir selbst auf der Strecke bleiben. Das funktionieren hinter den jeweiligen Masken raubt ganz unbemerkt so einiges an Lebensenergie und wird bei vielen durch Flucht ins Außen kompensiert.

Durch deine Selbstanalyse hast du bereits einen Großteil selbst erkannt …

... Ich bin noch nicht total ruiniert, aber nah dran. Vor allem nimmt mir das Spielen meine Lebensfreude, es nimmt mir wertvolle Zeit vom Leben und es gibt mir nix zurück - außer einem schlechten Gewissen. Ich versuche herauszufinden, was genau mich daran reizt. Es war mir schon immer klar, dass ich da nicht mit einem Plus rausgehe, ich habe auch nie auf den "großen Gewinn" gewartet. Ist es eine Flucht vor Verantwortung? Fehlt mir ansonsten im Leben der Adrenalinkick? Ist mir langweilig???

Wenn wir uns all dessen bewusst sind und uns trotzdem dem Spielen hingeben dann kommen wir doch an einen Punkt der völlig irrational ist und sich durch unsere Intelligenz nicht so einfach erklären lässt. 

Wo ist deine Lebensfreude hin wenn du deine wertvolle Zeit mit dir Selbst dazu benutzt hast dir ein schlechtes Gewissen zu machen und noch Geld aus dem Fenster zu werfen ?

Du schreibst das in einem Zusammenhang der darauf deutet dass du früher bereits Lebensfreude gelebt und erlebt hast.

Das wäre ein dickes Plus in diesem Zusammenhang da du etwas in dir wiederfinden musst was dir bereits bekannt ist.

Meine früheren Kämpfe zur Lösung des irrationalen Vorgehens bestanden oft in der jahrelangen Abstinenz des einen und führten mich unbemerkt, da falsch interpretiert, auf der Suche nach irgendeinem Kick z.B. in ein außereheliches Verhältnis oder sonstiger Flucht im Außen.

Mittlerweile habe ich verstanden dass die Suche da draußen mich immer nur weiter von den mir unbekannten Gefühlen im inneren (Glück, Zufriedenheit, eigener liebevoller Umgang ….) wegführte und nicht durch Kampf lösen lässt.

Versuche die Momente mit Lösungsansätzen im Außen als solche zu entdecken und steuere liebevoll dagegen. Der Weg braucht Zeit und keinen zusätzlichen, selbstgemachten Druck eines Kampfes.

Es sind deine Gedanken die du zulassen darfst ohne dich ihnen zu ergeben und die auf der Reise ins Innere langsam immer weniger Raum einnehmen.

Deine Selbstreflexion auf analytisch, rationale (früher sagte man typisch Männlich) Art und Weise zeigt wie weit du schon vom Kopf her bist, unterstütze dich auf deinem Weg durch deine intuitive Gabe.

In diesem Sinne viel Spaß beim vollquatschen

Ultima_Ratio
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: Goldfield am 28 März 2018, 18:32:18
Hallo Lucy,

irgendwie ist in meinem Weltbild Spielsucht ein typisch männliches Problem und Frauen haben eher ein Problem mit Zalando und Konsorten - dieses Forum zeigt aber trotz männlicher Dominanz, das dem nicht so ist.

Du musst als erstes Deinen PC vor dem Zugriff auf Online-Casinos schützen. K9 Protection ist Freeware und funktioniert für den PC gut. Du musst allerdings irgendjemanden haben, der das Admin-Passwort verwaltet (sonst kannst Du den Schutz jederzeit selbst aufheben).

Für mobile Endgeräte funktioniert das allerdings nur, wenn Du den Browser auf dem Gerät deaktivierst und den K9-Browser verwendest.

Gib die Kontrolle für Deine Finanzen in fremde Hände. Wenn das nicht funktioniert, gib Deine Kreditkarte an die Bank zurück und löse Dein Paypal-Konto auf. Verhindere, dass Du via Sofortüberweisung Geld einzahlen kannst, indem Du Deine Bank z.B. bittest, die Online-Banking-Nutzung einzuschränken. Ich mache Überweisungen wieder per Beleg. Das kostet pro Überweisung zwar 1,50 Eur, darüber lache ich.

Dir muss aber klar sein, dass der Spieldruck in nächster Zeit, wenn die Schockphase vorüber ist und die Finanzen wieder einigermaßen geordnet sind, immer wieder auftreten wird und dass Du für diesen Moment gewappnet sein musst. Wenn es keine Beratungsstelle oder Selbsthilfegruppe in der Nähe gibt, existiert eine Freundin oder ein Freund mit dem Du Dich darüber austauschen kannst ?

Viel Glück !
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: LucyLiu am 28 März 2018, 19:40:49
Ich danke euch allen für die liebe Begrüßung  :)

Hallo Lucy,

irgendwie ist in meinem Weltbild Spielsucht ein typisch männliches Problem und Frauen haben eher ein Problem mit Zalando und Konsorten - dieses Forum zeigt aber trotz männlicher Dominanz, das dem nicht so ist.

Ich musste ja gerade ein bisschen schmunzeln  ;D
Aber grundsätzlich hast du schon recht. Generell ist bei uns Frauen die Impulskontrolle ein Stück stärker als bei Männern. Vermutlich dümpeln viele Frauen so an der Grenze rum wie ich auch und packen es halt doch immer wieder. Ich habe zum Beispiel noch nie am Anfang des Monats sämtliches Geld verspielt, so dass ich mir nichts mehr zu Essen kaufen konnte. Ich habe auch noch nie eine Rechnung nicht bezahlen können. Ich habe noch nie während der Arbeitszeit gespielt und und und. Aber trotzdem würde ich nicht sagen, dass mein Problem kleiner ist als das eines exzessiven Spielers.

Unsere Rechner sind alle sicher, schon seit 2015 und ich habe darauf nie wieder spielen können. Nur das mit dem Iphone müssen wir noch hinbekommen.



Wo ist deine Lebensfreude hin wenn du deine wertvolle Zeit mit dir Selbst dazu benutzt hast dir ein schlechtes Gewissen zu machen und noch Geld aus dem Fenster zu werfen ?

Du schreibst das in einem Zusammenhang der darauf deutet dass du früher bereits Lebensfreude gelebt und erlebt hast.

Das wäre ein dickes Plus in diesem Zusammenhang da du etwas in dir wiederfinden musst was dir bereits bekannt ist.

Meine früheren Kämpfe zur Lösung des irrationalen Vorgehens bestanden oft in der jahrelangen Abstinenz des einen und führten mich unbemerkt, da falsch interpretiert, auf der Suche nach irgendeinem Kick z.B. in ein außereheliches Verhältnis oder sonstiger Flucht im Außen.

Mittlerweile habe ich verstanden dass die Suche da draußen mich immer nur weiter von den mir unbekannten Gefühlen im inneren (Glück, Zufriedenheit, eigener liebevoller Umgang ….) wegführte und nicht durch Kampf lösen lässt.

Versuche die Momente mit Lösungsansätzen im Außen als solche zu entdecken und steuere liebevoll dagegen. Der Weg braucht Zeit und keinen zusätzlichen, selbstgemachten Druck eines Kampfes.

Es sind deine Gedanken die du zulassen darfst ohne dich ihnen zu ergeben und die auf der Reise ins Innere langsam immer weniger Raum einnehmen.

Deine Selbstreflexion auf analytisch, rationale (früher sagte man typisch Männlich) Art und Weise zeigt wie weit du schon vom Kopf her bist, unterstütze dich auf deinem Weg durch deine intuitive Gabe.

Ultima_Ratio


Danke für deine tollen Worte, sie lassen mich direkt nachdenklich werden und werden mich ganz sicher die nächsten Tage intensiv begleiten.

Hi Lucy!

Wärest Du denn bereit für eine befristete Zeit ein Geldmanagement zu machen mit deinem Mann?

Da Du ja "nur" online gespielt hast, frage ich mal an, welchen Zahlungsdienstleister Du genutzt hast.
Nehmen wir an, es wäre PP - brauchst Du das Konto sonst noch für irgend etwas?
Wäre es ratsam aus Deinem Girokonto ein reines Guthabenkonto zu machen?
Vielleicht sogar ein Und-Konto mit Deinem Mann zusammen?

Damit Du Dir nicht an der Tanke Paysave-Karten mit Bargeld beschaffen kannst - macht es da Sinn ein Haushaltsbuch, auf welches Dein Mann immer Zugriff hat, lückenlos zu führen?

Wärest Du bereit Deinen Mann hier mitlesen zu lassen?


Nachtrag:
In Deiner Überschrift sprichst Du von kämpfen ...
Wir kämpfen nicht, wir kaitulieren!  ;D
Lese hier im Forum bitte den 1. Schritt aus "12 Schritte, aber wie?".
Nehme Dir dort heraus, was Du gebrauchen kannst - den Rest kannst Du erst mal liegen lassen.


Puh, bis ich meinen Mann hier mitlesen lassen kann, wird es noch ein bisschen dauern. Ihr seid sozusagen jetzt erstmal die Basis, um überhaupt mit der Arbeit anzufangen. Ich glaube aber, dass ich ihn in einiger Zeit mit einbeziehen kann.

Eingezahlt hab ich mit allen möglichen Varianten, PayPal, Sofort, Kreditkarte. Hing ein bisschen vom Casino ab. Mein PayPal Konto wird in Kürze sowieso gesperrt, ich habe als ersten und richtig ernsten Schritt den Chargeback veranlasst. Es war ein mittlerer dreistelliger Betrag, das Geld liegt auch gut und sicher an der Seite, falls es mit PayPal Probleme gibt. Alles andere läuft aktuell nur über Bargeld, Karte & Co. hab ich abgegeben.
   
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: LucyLiu am 01 April 2018, 22:55:44
Seit 13 Tagen spielfrei  :D
Allerdings war heute der erste Tag, an dem ich mir wirklich über mehrere Stunden keine Gedanken gemacht habe. Weder über das Spielen noch
selbst, noch über die darauf entstandenen Konsequenzen. Das war eine solche Erleichterung und ich fiebere der Zeit entgegen, an dem dieser Zustand Normalität und nicht Ausnahme ist.

Ich habe gelesen, dass sich  die SHG in der Nähe „in Gründung“ befindet. Hoffentlich klappt das bald.
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: hgohler am 02 April 2018, 08:00:59
Hallo,
installiere dir auf dem IPHONE die App „ Gamban“
Liebe Grüße
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: andreasg am 02 April 2018, 09:03:42
Seit 13 Tagen spielfrei  :D
Allerdings war heute der erste Tag, an dem ich mir wirklich über mehrere Stunden keine Gedanken gemacht habe. Weder über das Spielen noch
selbst, noch über die darauf entstandenen Konsequenzen. Das war eine solche Erleichterung und ich fiebere der Zeit entgegen, an dem dieser Zustand Normalität und nicht Ausnahme ist.

Ich habe gelesen, dass sich  die SHG in der Nähe „in Gründung“ befindet. Hoffentlich klappt das bald.


Fein, wenn Du in der Selbsthilfegruppe mitmachen willst,und dich jetzt dafür engagierst, dsnn ist die Grundlage schon gelegt.
Viel Erfolg auf dem Weg zur Genesung

Schöne 24 Stunden
Andreas
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: Olli am 02 April 2018, 11:18:31
Hi Lucy!

Wenn jeder nur liest, dann weiss der Gründer nicht, welcher Bedarf herrscht und es trifft sich eventuell nie jemand.  ;)

Also rufe einfach mal an und frage nach.

Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: LucyLiu am 11 April 2018, 19:30:27
Seit 23 Tagen spielfrei  ;D
Im Moment gehts mit super. Das schöne Wetter beflügelt gerade, wir sind viel unterwegs. Leider habe ich noch niemanden von der SHG erreicht. Dafür kann ich im Juni zumindest zu zwei Probe-Therapiestunden gehen. Besser als nix.
Ich habe mittlerweile übrigens viel Zeit am Tag, in der ich gar nicht ans Spielen denke und es wird langsam mehr. :D
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: LucyLiu am 20 April 2018, 21:22:40
Ein Monat spielfrei  ;D ;D ;D
Hoffentlich steht hier dann auch irgendwann mal 1 Jahr  ;)
Mir gehts im Moment sehr gut. Ich schaue täglich hier auf die Seite. Heute habe ich eben im Moment aber zum ersten Mal an diesem Tag daran gedacht. Das ist neuer Rekord .
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: LucyLiu am 15 Juni 2018, 21:09:41
Nach einigen Wochen will ich mich doch mal wieder melden. Erst das Positive, ich bin heute seit 3 Monaten spielfrei, Yippieh. Mir geht es in der Richtung wirklich gut, ich habe mittlerweile kaum Spieldruck. Nächste Woche habe ich erstmal eine telefonische Beratung und dann hoffentlich auch einen Termin beim Psychologen. Mir ist natürlich bewusst, dass die Spielsucht nicht mein einziges Problem ist und da noch ein bisschen mehr der Aufarbeitung bedarf.

Leider meldet sich niemand aus der SHG bei mir. Der Stand ist immer noch „in Gründung „. Auf meine Mail kam keine Antwort und unter der angegebenen Handynummer meldet sich niemand. Das finde ich schade.

Dann das weniger Positive. Nach dem Auseinandersetzen mit meinen Finanzen ist mir klar geworden, dass ich um eine Privatinsolvenz nicht drum herumkommen werde. Erstmal war der Schock groß. Das Problem ist dabei nicht nur die Spielsucht, die macht nach der Rechnung knapp 25% aus.  Aber die Zeit als Alleinerziehende ohne Unterhalt o.ä. und die darauf folgenden Studienkredite etc. hauen mittlerweile richtig rein. Andererseits quälen diese Sorgen im Endeffekt auch schon seit Jahren, insofern ist es jetzt ein Ende mit Schrecken.

Klar ist aber, dass auch die Entschuldung nur in Kombination mit Therapie klappen kann. Von daher wird sich das alles noch hinziehen und es liegen anstrengende Monate vor mir.

Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: LucyLiu am 17 Juni 2018, 21:23:49
Heute habe ich eine Bestandsaufnahme des letzten Jahres gemacht. Ich hatte da wirklich immer ziemliche Angst vor. Ich bin alle Kontoauszüge seit Juni 2017 durchgegangen. Besonders im Herbst hab ich es ja krachen lassen. Ich musste wirklich zwei Mal rechnen, aber ich bin mit den getätigten Auszahlungen wirklich mit 45€ im Plus  :o

Darauf erstmal ne Runde spielen. Nein, nein, nur Quatsch. Ich bin unendlich erleichtert, das meine anfänglich im Kopf erstellte Rechnung nicht annähernd stimmt. Als nächstes werde ich alle Auszüge markieren und mit meinem Mann durchgehen. Ich hab mich übrigens mit den Lukas-Werk in Verbindung gesetzt, kennt das jemand? Die sind auf Suchterkrankungen spezialisiert, ich hoffe ja, dass ich da in eine ambulante Therapie komme oder wenigstens in Gesprächsgruppen.



Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: NeueWege am 18 Juni 2018, 19:39:39
Hi LucyLiu,

ah, das getraue ich mich nicht mit der Bestandsaufnahme. Mir genügen die Fakten der aufgenommenen Kreidte, der ausgereizten KreditKARTEN und der überzogene Dispo.

Von den Lukas Werken habe ich nichts gehört bisher. Werde aber sofort mal googlen.
DANKE

LG
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: LucyLiu am 28 Juni 2018, 11:59:17
Hier bin ich mal wieder  :)

Bis zu meinem Termin beim Lukas Werk war ich ja wirklich euphorisch. Endlich packe ich alles an.

Das Gespräch im Lukas Werk war wirklich nett, ich habe mich da recht wohl gefühlt und vor allem wurde mir Verständnis entgegen gebracht und kein Entsetzen.
Die ambulante Therapie hört sich wirklich toll an, sie geht über ein halbes Jahr in der Kombination von Gruppen- und Einzeltherapie. Ich hätte das wunderbar in meinen Alltag integrieren können.

Hätte!  :-\
Im Nachhinein hat sich jetzt herausgestellt, das mein Rententräger keine ambulante Therapie unterstützt. Ich habe trotz freier Plätze keine Möglichkeit, dort einzusteigen. Im Endeffekt bin ich bei Punkt 0.

Keine SHG in der Nähe
Keine Therapeuten für Spielsucht in der Nähe (unter 6 Monaten Wartezeit nicht mal "nur Therapeuten)
keine ambulante Therapie über die Suchthilfe


 :'(
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: Ilona am 28 Juni 2018, 13:23:57
Schreib mir doch mal welcher Rentenversicherungsträger das ist. Die Regelung gilt eigentlich für alle. Alternativ käme die Krankenkasse infrage.
LG Ilona
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: Hafensänger am 05 Juli 2018, 14:23:23
Hallo LucyLiu,

wie läuft deine zurückhaltung gegenüber dem Glücksspiel? Kommst du klar?
Wünsche dir alles Gute für die Zukunft. Bleib stark.

Lg. Phil
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: LucyLiu am 17 Juli 2018, 23:04:25
Huhu,
obwohl ich täglich hier bin, habe ich doch glatt deine Nachfrage übersehen. Heute habe ich die 120 Tage geschafft. Es fühlt sich  fantastisch an ☺️
Seit gestern habe ich Urlaub und genieße die Zeit mit meinen Töchtern und meinen Eltern. Mein Mann hat erst Anfang Juli seine neue Stelle angetreten und muss bei diesem Traumwetter arbeiten. Wenigstens ist es auch die Traumstelle  ;D

Ich versuche aktuell einen Therapieplatz bei einem Psychologen zu ergattern. Bei der Suchthilfe ist aufgrund meiner „falschen“ Rentenversicherung wirklich nichts zu machen  ::) Wenn ich noch ein Alkoholproblem hätte, dann könnten sie mir was anbieten. Blöd, dass ich nie Alkohol trinke  ;D
Jedenfalls ist somit im Umkreis von 100 Kilometern keiner für meine Spielsucht zuständig. Naja, ich hoffe mal, das sich vielleicht bis Weihnachten ein Therapeut findet, der dann zwar von Spielsucht keine Ahnung hat, aber die lernen ja auch  ;D

Ansonsten bin ich voll in der Vorbereitung meiner Privatinsolvenz. Hört sich immer noch total heftig an, aber es ist der richtige Schritt, um jemals wieder Boden unter den Füßen zu bekommen. Meine Familie (Mann, Eltern, große Tochter) unterstützen mich sehr  :)
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: LucyLiu am 05 September 2018, 22:17:47
Hui, das ist ja schon eine Weile her, dass ich hier das letzte mal geschrieben hab. Ich bin mittlerweile 170 Tage spielfrei, fast ein halbes Jahr, die Zeit rennt 😱
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: Rainer am 05 September 2018, 23:34:42
Sau gut LucyLiu, 170 Spielfreie Tage sind Hammer und darauf kannst du wirklich Stolz sein :)

Leute wie du die es Spielfrei schaffen, sind ein gutes Beispiel dafür das wir diese Sucht nicht machtlos gegenüber stehen....

Also schön weiter am Ball bleiben, dass machst du eh verdammt gut ;)
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: LucyLiu am 21 Dezember 2018, 10:13:05
276 Tage, ich nähere mich mit großen Schritten dem Ende des 1. Jahres.

Seit etwa 3 Monaten findet das Spielen in meinem Kopf kaum noch statt. Ich verschwende manchmal tagelang nicht einen Gedanken daran und es fühlt sich gut an. Aber mit dem Vergessen kommt auch die Gefahr, dass das Spielen als nicht mehr so schlimm angesehen wird. Ich muss mich dann doch hier mal wieder daran erinnern, dass die Sucht nie ganz verschwindet.
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: Ilona am 21 Dezember 2018, 17:50:21
Respekt! 276 Tage! Weiter so! Unternimmst du sonst noch was? Selbsthiulfe? Beratungsstelle?
LG Ilona
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: LucyLiu am 21 Dezember 2018, 21:10:17
Hallo Ilona,
Dankeschön  :)
Nein, ich mache weiter nichts. Wir haben damals mal geschrieben, vielleicht erinnerst du dich.

Ich war damals bei der Suchthilfe, dort konnte man nichts machen, weil ich beim „falschen“ Rentenversicherungsträger bin 🙄 Im Umkreis von 100 Kilometern gab es kein weiteres ambulantes Angebot. Die nächste SHG ist ebenfalls knappe 100 Kilometer entfernt.

Ich hatte die berühmten zwei Stunden bei einem x-beliebigen Therapeuten. Wartezeit auf einen Therapieplatz beträgt etwa 12 Monate. Er hat aber auch zugegeben, dass er noch nie mit Spielsucht zu tun hatte.

Was das angeht, lebe ich hier anscheinend in einem riesigen Loch
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: Ilona am 21 Dezember 2018, 21:51:44
Ja, ich erinnere mich. Das ist ja blöd. Aber nur mal so: du bist nicht in der falschen Rentenversicherung. Die Beratungsstelle hat keinen Vertrag mit deiner RV.
Aber ist doch gut, dass du hier im Forum bist. Evtl käme die Onlineberatung noch in Betracht. Hast du schon einmal darüber nachgedacht.?
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: LucyLiu am 21 Dezember 2018, 22:08:51
Ich habe die Beratung von Check dein Spiel gemacht. Die Begleitung ist allerdings auch recht schnell vorbei.
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: Ilona am 21 Dezember 2018, 22:45:26
Du könntest ja hier mal gucken https://www.gluecksspielsucht-nrw.de/onlineberatung/index.html
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: LucyLiu am 23 März 2019, 07:22:53
Kaum zu glauben, aber ich habe doch glatt mein Einjähriges vergessen  :o. Was für ein Jahr  :)

Mir geht es sehr gut, ich denke die meiste Zeit gar nicht ans Spielen. Dennoch ist das Gefühl immer noch da, wenn ich zufällig über Werbung für Online Casinos stolpere oder wenn ich beispielsweise Filme sehe, in denen gespielt wird. Das macht mir deutlich, dass da wohl für den Rest meines Lebens was in mir schlummert.

Ansonsten bin ich jetzt seit diesem Jahr in der Insolvenz. Es war schwer diesen Schritt zu gehen, gerade hier auf dem Dorf. Aber ich habe zum ersten Mal seit Jahren den ganzen Monat genug Geld (das war auch ohne Spielen nicht der Fall), ohne mir Sorgen machen zu müssen. Das ist ein verdammt gutes Gefühl  :)



Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: Born4Nothing am 23 März 2019, 09:34:03
Zitat
kapiert das irgendwer, was ich meine?

Nö denn mir war dein Beitrag zu lang und hatte keine Lust zu lesen :D
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: dev2 am 23 März 2019, 10:58:12
Hi Skip,

an deinem Beitrag (dem vorherigen:) ist was dran. Inwieweit nun die Wurzeln für die verschiedenen Konfliktlösestrategien beim Geschlecht zu finden sind, ist denke ich schwer zu sagen. Vielleicht ist es jedoch verständlicher, wenn wir uns die traditionelle Erziehung von "Mädchen" und "Jungs" anschauen. Wenn wir Kinder in bestimmte Geschlechterrollen hineindrängen beeinflusst das Selbstverständlich die Identität. Und (teilweise noch heute) es war meines Wissens nach häufig so, dass Mädchen ein Schamgefühl antrainiert wird im Sinne von "Sowas macht man nicht als Frau..." und Jungs eine Konfliktfähigkeit im Sinne von "Sowas darfst du nicht mit dir machen lassen...". Das ist natürlich jetzt auch ein Klischee, aber zumindest ist es mein Eindruck gewesen, was bei mir und meinen Geschwistern zutreffen könnte.

Nun gut. Wenn wir nun unsere Geschlechterrollenidentität langsam ausbilden entwickeln wir auch dementsprechende Denkmuster. Hierzu würd ich mich freuen wenn du mal den Begriff "Selbstverbalisation" (pos./neg.) googelst.

Wir könnten uns jetzt Gedanken darüber machen, welche Selbstverbalisation bei einem Spielsüchtigen Mann abläuft und welche bei einer Frau. Ich kann von mir sagen, dass ich folgende Selbstverbalisationen hatte:

"Ich Idiot! Hab mich voll verarschen lassen von den OCs. Ich buch jetzt alles zurück OCs, dann kann mich Paypal am A§$E"$§ lecken!" Ich erinnere mich sogar wie ich meiner Familie stolz erzählt habe, dass Ich das Geld erfolgreich zurückbuchte und sie sich für mich freuten...

Wie könnte die Selbtverbalisation bei einer Frau aussehen, wenn wir von den Klischees ausgehen die uns begleiten?

Auf alle Fälle scheint etwas da dran zu sein, dass man für seine Genesung oder für den "ersten Schritt" mit diesen Rollen brechen muss, um wirklich ehrlich sich selbst gegenüber zu sein. Es ist nämlich nicht so, dass ich mich die OCs verarscht haben.. es ist einfach so, dass ich Spielsüchtig bin. Dieses Eingeständnis, dass ich eine Schwäche habe, allein dies bricht mit meiner Rolle.

Bei einer Frau wird sicherlich dieses Selbsteingeständnis anders bewertet (zumindest Gesellschaftlich), was wiederum abhängig ist davon ob man Mutter ist oder nicht.. wahrscheinlich muss man sich als Mutter sogar noch mehr "schämen", weil man ja ... ja man halt Mutter ist. (<<< bezogen auf die gesellschaftl. Sichtweise)

Häufig neigt man auch dazu, einen Mann in seineim Kampfwillen zu bestärken und eine Frau in ihrem Kampfwillen zu beruhigen (Du schaffst das!, Gut das du damit anfängst! vs Jetzt beruhig dich erstmal...)
Obwohl der Kampfeswille der Frau der Rollenbruch wäre den sie begeht.. und vielleicht genau der Schritt ist, der wichtig ist für die Genesung.

Denn ob wir wollen oder nicht.. hat Suchterkrankung auf alle Fälle etwas mit dem Geschlecht bzw. der Geschlechterrollenidentität zu tun. Eine der Grundlagen für Therapie ist auch die Funktion des Suchtmittels zu bestimmen... und die Funktion kann auch  zwischen Mann und Frau differieren.


Edit: Ich hab viele orthographische Fehler in dem Text und kein Bock alles zu korrigieren.. sry
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: Olli am 23 März 2019, 13:39:25
Zitat
Wie könnte die Selbtverbalisation bei einer Frau aussehen, wenn wir von den Klischees ausgehen die uns begleiten?

"Endlich wieder Schuhe kaufen können ..."

 ;D
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: Born4Nothing am 23 März 2019, 14:20:22
https://www.youtube.com/watch?v=ZpvhIkZkhkU
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: taro am 23 März 2019, 15:05:34
Moin Skip,

Selbstverbalanition, was für ein Interssanter Begriff, ich habe es immer mein Mantra genannt "Du kleiner dummer Nichtsnutz".
Was heute von der Gesellschaft gefordert wird oder wie man das macht interessiert mich nicht. Wichtig ist doch nur was ich mache.
Ich bemühe mich nicht mich nach anderen zu richten, das hat mich doch erst zum spielen getrieben. Auch meine Kinder müssen das nicht. Das verschafft mir dann ab und an etwas mehr Arbeit, aber auch nur am Anfang. Es ist nicht wirklich angenehm für mein Gegenüber mit mir in einen Konflikt zu sein. Selbst wenn das Gegenüber unendlich mehr macht hat bin ich unangenehm. Ich stehe für meinen Standpunkt ein und jederzeit bereit dafür zu Sterben, wäre vermutlich die Selbstverbalanition ☺.

Bei Deinem Frauending bin ich ehrlich gesagt raus. Ich kenne einige Frauen die in die SHG gehen. Ich sehe das nicht. Viel mehr ist meine Wirklichkeit immerb so wie ich sie sehen will. Nun als Kind habe ich in meiner Familie egal ob Mutter, Oma oder Tanten doch eher ein Frauenbild kennengelernt das zum abgewöhnen war. Selbst meine Grundschullehrerin war eine alte Jungfer im warstem Sinne des Wortes und hatte Haare auf den Zähnen.
Nun mit diesem Frauenbild bin ich hinaus in die Welt und was meinst du was ich für Freundinnen hatte, richtig zum abgewöhnen. Wenn ich Sie als dumm faul und gefräßigen bezeichnen würde wäre das noch eine Untertreibung. Als ich mit dem Spielen aufhörte wollte ich solche Beziehungen nicht mehr,  also musste ich mein Frauenbild ändern, das war klar. In meinem ersten Meeting die erste Wortmeldung sprach eine Angehörige,  die fand ich umwerfend. Sie entsprach so garnicht meinem Frauenbild,  stand voll im Leben und war einfach taff. Wir wurden schnell Bitte Freunde und mit ihr lernte ich mein Frauenbild zu verändern.  Unsere Freundschaft hält bis heute,  gerade vor 2 Tagen waren wir gemeinsam Essen. Heute kann ich sagen, meine Frau ist toll. Mit meinem alten Frauenbild wären wir nie zusammengekommen.

Es freut mich, dass Du Dich mit dem ersten Schritt auseinandersetzt,  Deine Wahrnehmung bedarf keine Bewertung.  Ich habe öfters in einem Onlinechat ein Onlinemeeting über die Schritte gemacht. Wenn es bei mindestens 2 Leuten Interesse gibt könnte man das ja mal machen,  ein Chat gibt es hier leider nicht, der müsste dann irgendwo anders statt finden.

Taro
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: NW am 23 März 2019, 16:55:44
Ich hätte auch interesse daran. Aber Vorsicht,  dass hier trifft auch 1:1 auf mich zu :) :

Was heute von der Gesellschaft gefordert wird oder wie man das macht interessiert mich nicht. Wichtig ist doch nur was ich mache.Ich bemühe mich nicht mich nach anderen zu richten, das hat mich doch erst zum spielen getrieben. Das ist nicht wirklich angenehm für mein Gegenüber mit mir in einen Konflikt zu sein. Selbst wenn das Gegenüber unendlich mehr macht hat bin ich unangenehm. Ich stehe für meinen Standpunkt ein und jederzeit bereit dafür zu Sterben, wäre vermutlich die Selbstverbalanition ☺.   


@lucyliu, Glückwunsch und Daumen hoch :)
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: taro am 23 März 2019, 17:35:14
Ich habe den zweiten Schritt vordem ersten gemacht.  Der Chat würde ja auf einer andere  Internetseite statt finden, die wir hier verlinkten würden. Ich möchte Ilona erstmal fragen ob das o.k. ist.

Taro
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: NW am 23 März 2019, 18:21:34
gut NW, na dann wirds wenigstens lustig :) aber nicht wundern, dass ich life sehr handzahm und fast schüchtern bin... ist halt so...
ich stehe nämlich für meinen Standpunkt nicht bis zum Sterben ein, sondern versuche zu überleben, da ich mein Standpunkt bin ...


Nee keine Sorge, ich würde mich da auch erstmal zurück halten und das ganze mehr verfolgen wollen, stehe ja zu shg auch eher wie du, interessiert mich aber auch sehr zu erfahren was den ganzen Leuten hier solch eine shg gibt,  das wäre eig meine hauptsächliche Motivation mitzumachen :)

Ich komme übrigens auch vom dorf und kenne dass : ,, das kannst du doch nicht machen" usw auch als mann, bzw junge..

Das ist denke ich eher ne sache wo man her kommt, weniger welches Geschlecht man hat, mMn.

Vom kapitulieren halte ich übrigens auch nix.. kapitulieren wäre für mich einfach weiterzocken. :)
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: Olli am 24 März 2019, 11:39:02
Guten Morgen!

Zitat
Vom kapitulieren halte ich übrigens auch nix.. kapitulieren wäre für mich einfach weiterzocken. :)

Nunja ... Das hängt damit zusammen, wie Du das Wort für Dich definierst.

Ich würde die Situation, die Du da beschreibst, eher als "sich aufgeben" oder "sich verlieren" benennen.

Im Grunde ist die Suchtausübung ein Kampf an vielen verschiedenen Fronten.
Es ist der Kampf um Geld, um Zeit - hey, jetzt kommt wieder das böse Wort - mit seinen Defiziten.
Auch dieser Begriff braucht seine eigene Definition, sonst wird hier die nächste Schlacht vorbereitet.

So kann ich den Begriff rein negativ betrachten und ihn ablehnen, weil er mich vor mir selbst schwach erscheinen lässt.
Gerade die Männer ;) in der gesellschaftlichen Rolle des "starken Geschlechtes" haben damit oft ein großes Problem.

Doch Defizite sind für mich an einem Menschen grundsätzlich erst einmal normal.
Es gibt keine perfekten Menschen - jeder hat irgendwo ne "Macke", eine Schwäche - bis hin zu einer diagnostizierbaren Krankheit.
Die Spannbreite ist da ungemein breit.
Ich muss also nicht fehlerfrei sein - ich darf Fehler haben!

Wenn ich mir eingestehen kann, dass ich Defizite habe und sie akzeptiere, dann ist das schon ein kleiner Schritt der "Kapitulation", so wie ich das Wort besetzt habe.
Sie sind einfach da ... nichts weiter ... eine Feststellung.
Viele Defizite lassen sich abstellen. Sei es etwas, was ich nie gelernt habe in meinem Leben - oder der Umgang mit einer Krankheit lässt sich verbessern.
Hieraus kann ich Hoffnung schöpfen und Motivation aktiv zu werden aufbauen. Aktiv werden heisst lernen. Offen sein für Neues - ins kalte Wasser springen.

Wie oft habe ich mir damals gesagt: Nie wieder! - und am nächsten Tag saß ich wieder irgendwo in einer Halle.
Dabei kamen die Worte in meinem Geiste mit solche einer Vehemenz - mit einer Energie. Es war ein Aufbäumen.
Ich habe schon recht schnell damals erkannt, dass mir das Spielen schadete. Doch nie im vollen Umfang.
Als das nämlich geschah, da stand auch meine Abstinenzentscheidung fest.
Dazwischen lagen viele Jahre, in denen ich mit mir selbst kämpfte. Vernunft - ungewollte Defizite - sich dem Spiel hingeben - immer nur für eine Weile - und doch in Summe ein Dauerzustand.

Kapitulieren heisst nicht "verlieren".
Da ist etwas in mir, was stärker ist als jeder Wille (deshalb reicht der Wille alleine nicht aus um spielfrei zu bleiben).
Da ist etwas, dass stärker ist, als jede Vernunft.

Und da ist die Angst was passiert, wenn ich das Spielen sein lasse.
Wie fühle ich mich dann, wenn bereits nach kurzer Zeit der Suchtdruck mich quält?
Steigt er dann noch mehr an?

Tu mir nicht weh! - heisst dann die Devise.

Da belasse ich lieber alles beim Alten und denke mir:
Alles wird gut!

Doch das wird es nicht - wie auch?

Ich bin Schieler, auch wenn es man mir heute nach einer Augen-OP in der Kindheit nicht mehr ansieht.
Vor der OP bekam ich mal auf das rechte, dann auf das linke Auge ein Pflaster geklebt.
Die Augen sollten sich so einzeln an eine Geradeaussicht anpassen.
Alle paar Tage musste das alte Pflaster also runter und ein neues aufgeklebt werden.
Die Dinger von vor über 45 Jahren klebten wie Hulle - nicht zu vergleichen mit den Heutigen.
Das tat verdammt weh ...

Jetzt bestand die Möglichkeit das Pflaster drauf kleben zu lassen, bis es sich "herauswächst".
Dann konnte man es gaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaanz langsam abziehen in der Hoffnung, dass weniger Schmerz auf lange Sicht besser auszuhalten ist.
Oder man riss es eben mit einem Ruck herunter - mit einem kurzen, aber dafür heftigeren Schmerz.

Wie würdet Ihr Euch entschieden haben?
Die erste Möglichkeit funktioniert nicht wirklich, denn wenn sich das Pflaster einmal anfängt zu lösen, dann kommt man automatisch immer wieder dran an die offenen Klebestellen und zerrt damit an dem Rest. Angenehm ist anders ...
Auch die zweite Option ist keine gute Wahl - es ist wie die Erste eine Qual.
Also nahm ich die dritte Option - mit verdammt viel Schiss ...

Es war eine Form der Kapitulation.
Auch wenn es anfänglich schmerzte, so musste es doch herunter.

Genauso ist es auch beim Spielen.
Dabei muss der heftige Schmerz ja gar nicht so dolle ausfallen.
Aber in irgend einer Form wird er sich melden.
Und er wird schwächer werden.

Habe ich mich jetzt verloren? Habe ich etwa versagt?

Kapitulation ist das Aufgeben des Kampfes gegen sich selbst.
Sie ist eine innere Einstellung, die mit Taten zum eigenen Wohl verbunden ist.

Da ist weiterspielen - sich der Sucht ergeben - Lichtjahre von entfernt ... :)

Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: NW am 24 März 2019, 21:51:30
Hi!
Ich würde die Situation, die Du da beschreibst, eher als "sich aufgeben" oder "sich verlieren" benennen.




Ist denn eine Kapitulation kein Aufgeben ? Was wäre denn eine Kapitulation im Krieg ? Das ist doch aufgeben, sich geschlagen geben. .


Wie auch immer,  das ist doch dann einfach eine Definitionsfrage, warum muss man dann so beharrlich darauf bestehen,  verstehe ich jetzt wieder nicht so..

Sich seine Fehler oder Defizite einzugestehen ist für mich eher stärke, weit weg von Kapitulation. .

Und warum du immer schreibst ,, das Böse Wort" verstehe ich auch nicht so ganz, ich habe noch nie mit einem Wort behauptet ich hätte keine, oder ich wäre perfekt,  vermutlich liegen meine Defizite aber ganz woanders als deine und ich kann diese zum großen Teil schon akzeptieren,  zumindest die die ich nicht ändern kann, oder die die mich nicht stören. .

Pflaster reisse ich einfach ab, keine Ahnung, da hab ich mir bisher noch nie groß Gedanken bei gemacht  ???

Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: LucyLiu am 03 August 2019, 00:48:01
So, gestern hab ich die 500 Tage voll gemacht. Alles wird einfacher. Auf die nächsten 500.
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: Ilona am 03 August 2019, 09:44:05
Super! Ich freue mich mit dir. Kannst du den Neulingen verraten wie du das gemacht hast?
LG Ilona
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: LucyLiu am 04 August 2019, 10:32:43
Ach je, das ist wirklich nicht einfach. Gerade auf der „offiziellen Seite“ gab bzw. gibts es keine Hilfen.
Ich war bei der Suchtberatung, allerdings nur zum allgemeinen Gespräch, denn für die ambulante Therapie hätte meine Rentenversicherung nicht gezahlt 🙄
Ich versuche seit 500 Tagen einen Therapieplatz bei einem Psychologen im Umkreis zu bekommen. Ich habe bis heute keinen.
Die einzige Selbsthilfegruppe im Umkreis von 80 Kilometern ist dicht.

Insofern muss mit Unterstützung meines Mannes die reine Willenskraft reichen. Das ist wirklich nicht immer leicht. Die Spielsucht hat letzten Endes meine Angststörung gut unterdrückt und mit der muss ich jetzt natürlich auch fertig werden.

Ich kann also jedem nur raten, alle Hilfen anzunehmen, die er kriegen kann.
Ansonsten ist es aber auch so, dass es sehr viel leichter wird. Ich denke die meiste Zeit überhaupt nicht mehr ans Spielen.
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: taro am 04 August 2019, 14:12:01
Moin LuciLiu,

wenn es bei Dir in der Nähe keine Spieler SHG gibt, versuche es doch mal bei den AA. Die AA Gruppen gibt es in jedem Kaff. Must natürlich fragen ob jemand etwas dagegen hat, habe ich aber noch nie erlebt oder gehört. Ausser die ersten Schritte ist der weitere Weg vergleichbar. Gerade auch mit Deinen Angstsstörungen bist Du dort gut aufgehoben.
Ich habe es selbst einmal bei einer Rehaklinik nach einer OP die AA besucht. Noch 15 Jahre später habe ich Kontakt zum damaligen Gruppensprecher. Ich kenne einige Freunde die sonst auch keine Möglichkeiten haben, das funktioniert.

Taro
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: LucyLiu am 05 August 2019, 14:51:38
Danke für die Idee, Taro. Aber die AA sind absolut nichts für mich. Ich sehe da auch keinen Gewinn für mich, mich noch mit einem weiteren Thema auseinanderzusetzen, was für mich gar nicht relevant ist (ich war im Rahmen meines Studiums für eine Hausarbeit mal in verschiedenen SHG unter anderem auch bei den AA).
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: LucyLiu am 19 März 2020, 20:48:57
Mein Handy hat mich heute daran erinnert, dass ich nun exakt 2 Jahre spielfrei bin. Ich hätte diesen Tag sonst absolut verpasst  ;D
Ich denke wirklich selten ans Spielen, manchmal kommt es bei Filmen o.ä. nochmal hoch, dann kommt wieder ein Gefühl von Scham (?) hoch.

Ich drücke euch allen weiterhin die Daumen.
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: Ilona am 26 Mai 2020, 16:55:10
Liebe Lucy,

über zwei Monate später, dafür aber um so herzlicher: Ich freue mich mit dir über zwei Jahre spielfreie Zeit. Das ist eine tolle Leistung! Ich gratuliere dir. Danke aucvh, dass du uns teilhab en lässt und dich zumindest noch in Abständen meldest.

Alles erdenkich Gute und

liebe Grüße Ilona
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: LucyLiu am 18 März 2021, 22:20:10
Heute sind es auf den Tag 3 Jahre spielfrei  ;D

Neulich hatte ich einen Alptraum. Ich habe geträumt, dass ich rückfällig geworden bin und wieder gespielt habe. Das Gefühl beim Aufwachen war wirklich pure Erleichterung.
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: Somewhere87 am 18 März 2021, 22:29:00
Herzlichen Glückwunsch:-)

Magst du uns "neuen" vielleicht erzählen, wie du das gemeistert hast?
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: LucyLiu am 19 März 2021, 11:25:01
Ein bisschen was hab ich die letzten Jahre ja geschrieben. Es gab für mich kein einziges Programm, an dem ich hätte teilnehmen können.  Insofern war es ein ebenso „kalter Entzug“ wie mit dem Rauchen aufzuhören. Mein Mann war eine große Unterstützung. Ansonsten half mir nur, die Energien in neue Bahnen zu lenken. Bei mir war es Sport, das kann bei anderen anders sein. Mein Spielverhalten war aber Gott sei Dank nie von totalen Kontrollverlusten geprägt, das hat es vielleicht einfacher gemacht.
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: Olli am 19 März 2021, 11:37:38
Tse, tse, tse ... <den Zeigefinger schwenk´> ;)

Rede Dir Deinen Erfolg bitte nicht klein! Das war eine gigantische Leistung Deinerseits!

Nachtrag: Diese Träume hatte ich auch. Oh Mann waren die authentisch. Zack waren da wieder die alten Gefühle beim Spielen - vor Allem aber die negativen über mich selbst. Und dann kam das Erwachen. Je mehr sich die Wirklichkeit einstellte, umso mehr wurde die Erleichterung, dass es "nur" ein Traum gewesen ist. Aber auch Stolz war mit dabei - auf mich selbst! ;)
Titel: Re: Ich kämpfe jetzt auch
Beitrag von: Ilona am 19 März 2021, 16:23:37
Liebe Lucy,

ich habe gerade nochmal deinen gesamten Thread gelesen. Toll, dass du am Ball bleibst und stur dein Ziel verfolgst. Und insbesondere für unsere Neulinge sind solche Informationen wertvoll! Du hast es geschafft, Distanz vom Glücksspielen zu bekommen und die dazu gehörigen Probleme angepackt. Das macht Mut und ermuntert zur Nachahmung!

LG Ilona