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TAL: meine Geschichte

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Offline TAL

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TAL: meine Geschichte
« am: 15 September 2018, 16:31:44 »
Ja. Auch das ist so ein Ding. "Was soll's? Ist sowieso schon egal." Es gibt wirklich tausend Wege, sich selbst zu überzeugen, daß man nicht aufhören kann / braucht / muß.

Aktive Suchtausübung (und ich denke, das gilt da für die meisten Formen) ist ein sehr einsamer Zustand. Immer, selbst in einem Raum voller Leute. Ich wußte ganz tief drin, daß ich mir und anderen Schaden zufüge, war aber von selbst nicht imstande (oder wirklich gewillt), das zu ändern. Das wollte ich mir aber nicht eingestehen, das würde ja bedeuten, ich müßte tatsächlich aufhören, von daher ging ich jeglicher Konfrontation und unangenehmen Fragen aus dem Weg. Das macht es dann nur schlimmer. Einsamkeit, Scham, Selbstzweifel, Hilflosigkeit. Und was ist der beste Weg, diese Art von Gefühlen 'auszublenden'? Ein ziemlich übler Kreislauf...
Mit den Konsequenzen umgehen? Ganz einfach: Ich hab sie ignoriert. Das ist besser, als sich damit auseinanderzusetzen. Probleme aktiv anzugehen war nicht meine Stärke, um es milde auszudrücken. Kopf in den Sand stecken, das wird schon irgendwie. Ist natürlich Quatsch. Irgendwann kommt die Wand, und die wird höher, je länger es dauert.

Das genau verstehen zu wollen... Ich verstehe es selbst nicht wirklich, und ich habe es hinter mir. Mehr noch: ein falscher Schritt, und ich würde es wieder in Gang setzen. Ich würde heutzutage nichtmal mehr nen Lottoschein ausfüllen.

Aber ich wollte hier eigentlich gar nicht versuchen, das Ganze zu rechtfertigen oder zu erklären, zumal das nur meine persönlichen Erfahrungen wiederspiegelt. Außerdem habe ich mich nie getrennt. Ich bin derjenige, der am Ende aus der Wohnung flog, nicht, weil ich 'aufgeflogen' war, sondern weil alle Begleitumstände unhaltbar geworden waren. Wäre es rausgekommen, hätte ich aber sehr wahrscheinlich genau das getan. Ich kann den Gedankengang aber nur so erklären, oder es zumindest versuchen. Ist aber letztlich alles subjektiv.

Somit ist meine Erfahrung da begrenzt. Ich habe es ehrlich gesagt bis heute nicht 'gebeichtet'. Ich weiß nur, wie ich davor weggelaufen bin, ich wollte keine Hilfe, letztlich gab es ja überhaupt kein Problem, richtig?

War jetzt etwas ausschweifend. Was ich damit sagen will: die Verdrängungsmechanismen funktionieren sehr gut und das hat nichts mit Logik oder dem Verschwinden der Liebe zu tun.

Rainer und andere sagten es bereits. Chaos, Zerstörung, Hilflosigkeit, Verzweiflung und absolut null Einsicht... darauf läuft es hinaus, wenn man sich nicht selber dagegen entscheidet... und dabei bleibt. Vorher kann man ihm auch nicht wirklich helfen, da man niemanden zur Einsicht zwingen kann.

Sorry. War etwas lang und sollte auch nicht um mich gehen, wollte nur versuchen, das Ganze zu beschreiben. Bin nicht sonderlich gut in sowas.
« Letzte Änderung: 18 September 2018, 10:24:46 von Ilona »

Re: TAL: Meine Geschichte
« Antwort #1 am: 15 September 2018, 17:20:24 »
@TAL:
Du hast es wirklich gut beschrieben und ich verstehe auch genau was du meinst. Die Geschichten anderer helfen mir sehr, zumindest etwas mehr über diese böse und zerstörerische Sucht zu verstehen.

Ich habe auch das Gefühl, dass er momentan nicht mehr zu seinen Eltern nach Hause kommt, weil sie ihn genauso mit Fragen konfrontieren würden, wie ich es sonst bisher immer gemacht habe. Das ist auch irgendwo verständlich, weil sich seine Eltern natürlich auch große Sorgen um sein Wohl machen. Ich kann mich natürlich aber auch irren und er kommt seit Wochen einfach nicht mehr heim, weil er die Zeit als Single in München (seinem aktuellen Wohnort) und alle jetzt gewonnenen Freiheiten genießt. Mir ist aber auch aufgefallen, dass er obwohl er bereits seit 2 Jahren in München wohnt, nicht wirklich Freundschaften geschlossen hat. Ich hatte das Gefühl, dass er trotz in einer Großstadt zu leben immer einsam war. Sein bester Freund lebt auch dort, d.h. er hat entweder etwas mit mir oder seinem besten Freund unternommen an den Wochenenden. Unter der Woche hat er sich mit seiner Xbox und damals noch mit Sport beschäftigt (was er seit Monaten auch nicht mehr macht). Mit seinen Kollegen versteht er sich super, aber in der Freizeit haben sie sich auch nicht getroffen. Da er auch sonst nicht viel unternimmt, konnten nie Freundschaften wachsen. Seine Freunde sind alle hier bei uns in der Stadt, jedoch kommt er wie gesagt seit 5 Wochen nicht mehr heim. Vielleicht ist es wirklich dieses Schamgefühl, die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, die ihn flüchten lässt.

Seine Schwäche ist auch, dass er Probleme nicht aktiv angeht. Er hat schon immer alles verdrängt, in sich hineingefressen und irgendwann ist es wenn es meist schon zu spät war aus ihm heraus geplatzt. Er hat sich dann immer in seine Höhle zurückgezogen und ist geflüchtet, nach dem Motto regelt sich ja alles schon von selbst. Bei Problemen musste ich immer das Gespräch suchen, sonst wären Dinge nie ausgesprochen worden.

Was meinst du mit "Begleitumständen"? Wie hat sich das bei dir in der Beziehung geäußert? Deine Ex-Partnerin weiß bis heute nicht, dass du spielsüchtig warst?

Geht man in einer Spielsucht dennoch seinem "Alltag", d.h. dem Arbeiten usw nach? Mein Ex geht nämlich noch regelmäßig arbeiten und vermittelt auch auf der Arbeit das Bild, als sei alles super. Lädt manchmal auch Bilder auf sozialen Medien von sich hoch, auf denen er lacht.
« Letzte Änderung: 18 September 2018, 10:27:40 von Ilona »

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Offline TAL

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Re: TAL: Meine Geschichte
« Antwort #2 am: 16 September 2018, 05:35:20 »
Ohje...

Ja. Ich habe alles Mögliche getan, um nur nicht aufzufallen. Nach außen hin habe ich 'funktioniert', niemand hätte das geahnt. Aufstehen, arbeiten, mit Kollegen rumspaßen. Ich war immer der sarkastische Sprücheklopfer, ruhig, rational, der zwar nie viel redete, und etwas verschlossen war, was Privates anging, aber sonst immer zuverlässig, wenn auch gelegentlich mal unpünktlich. Außerdem ein Ja-Sager. Stand was an, was keiner machen wollte, jemand aus der Samstags-Spätschicht war krank... "Machst du das?" - "Klar, wenn kein anderer kann." Ich bin immer derjenige gewesen, den man als Letztes wegen irgendwas verdächtigen würde. Mir ging es super. Zumindest nach außen hin. Perfekte Fassade. Ich hatte keine Probleme, die hatten nur andere. Sowas tangierte mich bekanntermaßen nicht.

Privat sah das anders aus. Das ließ sich da irgendwann dann nicht mehr ganz so leicht verbergen. Ich war chronisch pleite, schlecht gelaunt, angespannt, stand ständig unter Streß, das wirkt sich zwangsweise auf die Beziehung aus. Habe es zwar zu verbergen versucht, und größtenteils auch geschafft, aber bei jeder Gelegenheit eine sinnlose Diskussion vom Zaun gebrochen, um eine Ausrede zu haben, einfach zu gehen. Ich brauchte Distanz, Nähe und Zuneigung waren schwer zu ertragen (das alles ist übrigens heute noch schwierig manchmal). Natürlich war immer der andere Schuld. Es war nichts mit mir anzufangen, weil ich gar nichts machen wollte. Meine Gedanken waren anderswo. Immer. "Wie komme ich hier schnellstmöglich weg?".
Wenn du stunden- und manchmal tagelang nicht nach Hause kommst, weil du angeblich arbeitest, aber trotzdem nie Geld hast, naja, die Affäre, die man mir vorwarf, gab es nie... hab's natürlich abgestritten, aber auf eine perverse Art und Weise war ich erleichtert, daß man 'nur' das vermutete... Irgendwann kracht es halt. Und das permanent.
Am Ende war das schon lange nur noch ein Zusammenwohnen, eine Beziehung konnte man das nicht mehr nennen. Ich hatte auch schon seit langer Zeit nur noch unregelmäßig zu den laufenden Kosten beigetragen. Manchmal habe ich es geschafft, an Monatsanfang mal meinen Teil der Miete zu zahlen oder mit Glück mal einkaufen zu gehen. Aber auch nicht immer... und wenn doch, kam es oft genug vor, daß die Überweisungen letztlich doch wegen mangelnder Deckung platzten, oder Lastschriften von mir zurückgebucht wurden...

Ich flog raus, weil mein Partner nicht mehr konnte. Ich habe nichtmal diskutiert, aus Angst, es würde am Ende nicht durchgezogen werden, wäre nicht das erste Mal gewesen. Aber diesmal war es anders. Keine Tränen, nur unendlich tiefe Enttäuschung und Resignation. Hab meine Tasche gepackt und bin gegangen. Ich war an diesem Tag unendlich erleichtert, weil ich wußte, es geht nicht mehr. Aus. Vorbei. Gleichzeitig habe ich an der Bushaltestelle gestanden, gegen einen Baum getreten und geheult. "Warum ich? Ich armes kleines Ding." Böse böse Welt.
Ich hatte schließlich mal wieder fast nen ganzen Monat vor mir...

Das war der letzte Tag in meinem Leben, an dem ich gespielt habe. Möge es immer so bleiben. Ich habe zum ersten Mal wirklich nicht mehr gewollt. Ich war fertig damit. Ich wollte nicht mehr nur kontrolliert spielen können, ich wollte nicht mehr endlich aufhören, zu verlieren - ich hatte es einfach komplett satt. Ich hatte genug von meinem Mangel an Selbstkontrolle, davon, ständig in Angst am Rand des Zusammenbruchs zu leben, davon, mit großer Anstrengung etwas zu vertuschen, das mich mit periodischer Regelmäßigkeit durch den Reißwolf drehte, was ich abgrundtief haßte, ohne das ich aber glaubte, nicht leben zu können.
Jetzt galt es nur noch, das durchzuziehen, was vorher nie geklappt hatte...
Ein paar Tage euphorisches 'Nie Wieder!", dann ging der Spaß erst richtig los...

Und... ja... es weiß bis heute absolut niemand. Ich habe etwa 16 bis 17 Jahre gebraucht, mir einzugestehen, daß ich ein Problem habe. Daß 'normal sein' für mich nicht möglich ist, so sehr ich mich auch zusammenreiße. Irgendwann einmal geht das Ganze so nämlich schief, das zumindest fühlte ich schon länger.

Ich würde dir das alles niemals ins Gesicht sagen, und auch keinem anderen. Scham, Selbstzweifel, Schwäche... ja... das ist immernoch so. Reden konnte ich noch nie. 'Grober Klotz' - das höre ich öfter.

Gehört aber alles eigentlich nicht hierher. Sorry, wollte auch gar nicht soviel schreiben. Es muß auch nicht so sein. Aber es kann. Das ist kein Leben. Für keinen Beteiligten. Ich konnte wenigstens etwas ändern, mein Partner konnte das nicht...
Deshalb solltest du primär auf dich selbst achten und die Finger davon lassen, solange er sich nicht eingesteht, daß er so nicht mehr weitermachen kann.
Es ist schwer, wie es ist... und unmöglich, wenn er sich nicht für eine Zukunft ohne Spielen entscheidet. Ohne Wenn und Aber.

Wah... ich muß ins Bett. Hätte nicht soviel trinken sollen.
« Letzte Änderung: 18 September 2018, 10:27:58 von Ilona »

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Offline Olli

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Re: TAL: Meine Geschichte
« Antwort #3 am: 16 September 2018, 06:39:58 »
Guten Morgen Tal!

Zitat
Ich würde dir das alles niemals ins Gesicht sagen, und auch keinem anderen. Scham, Selbstzweifel, Schwäche... ja... das ist immernoch so. Reden konnte ich noch nie. 'Grober Klotz' - das höre ich öfter.

Ach Tal ... Du hast einen wunderschönen Beitrag geschrieben. Er ist sehr authentisch und ich ziehe viele Parallelen zu meinem Leben und Verhalten.

Auch ich bin nicht der "freie Redner". Mein Medium ist das Schreiben. Hier kann ich einfach losschreiben, kann mir Fäden spinnen. Wenn ich sie verliere, kann ich sie nachlesen und wiederaufnehmen.
Es ist einfacher ... es ist niemand da, der mir meine "gesprochene" Wortwahl kritisiert, sei es auch nur durch ein Hochziehen der Augenbrauen.
Ich bin mir selbst dabei nicht im Wege!
Was denkst Du, wie Du das ändern könntest? Sollten wir nicht - nur für uns selbst - so eine Art Konfrontationstraining machen um Vertrauen in uns selbst aufzubauen?
Das geht nicht im stillen Kämmerlein und nur bedingt in einem Forum.

Du sagst, dass Du Alkohol getrunken hattest, gestern. Alkohol enthemmt.

Es hat Dein Talent Dich auszudrücken - über das, was Dich bewegt, zu schreiben - ans Tageslicht gerückt.

Nu ist Alkohol ja alles andere als ein "Medikament". Es gibt aber andere, durch deren Erfahrungen Du das gleiche Ziel erreichst.
Du weisst, was kommt ... die SHG ist das Medikament.

Dort sitzen Leute, wie Du und ich - und sie "trainieren" es über sich zu reden. "Fehler" sind eindeutig zugelassen. "Den Faden verlieren" - ist egal - man kann sich ja noch mal zu Wort melden, wenn er wieder aufgegriffen wurde.

Jeder findet, wenn er denn ehrlich zu sich selbst ist, irgendwelche Unzulänglichkeiten.
Relativiert dies nicht vielleicht auch die Wahrnehmung der eigenen?

Also ab mit Dir ins geistige Fitnessstudio ... :)

« Letzte Änderung: 18 September 2018, 10:28:13 von Ilona »
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Rainer

Re: TAL: Meine Geschichte
« Antwort #4 am: 16 September 2018, 11:56:28 »
Und... ja... es weiß bis heute absolut niemand. Ich habe etwa 16 bis 17 Jahre gebraucht, mir einzugestehen, daß ich ein Problem habe. Daß 'normal sein' für mich nicht möglich ist, so sehr ich mich auch zusammenreiße.

In sehr sehr vieles was du geschrieben habe ich mich selbst wieder erkannt und teilweise war es schon wirklich Gruselig von soviel Übereinstimmung zu lesen @Tal. 
Abgesehen davon -prima erkannt und geschrieben  ... nicht spielen ist das eine, aber danach geht es erst so richtig los...stimmt ;)

Anfänglich habe ich mir auch einen riesen Kopf gemacht, bin davon ausgegangen dass das spielen wirklich ausnahmslos alles in mir kaputt gemacht hat
(Bin sehr jung mit spielen angefangen 12...13) - und so fühlte ich auch noch sehr lange nach meinem letzten Spiel.
Je mehr ich mich aber mit allem auseinandersetze, vor allem mit mir selbst, mit meinen Wahrheiten, mir meinen Defizite, umso mehr fand ich "Leben".

Mag sein das ich mich auch heutzutage noch von vieles abgrenze, bin aber weit entfernt von Gefühlslos - Kalt und Liebe!

Vielleicht hast du es noch nicht selbst erkannt und jetzt meine persönliche Meinung ...



du bist wirklich auf bestem Wege :)
   
LG Rainer
« Letzte Änderung: 18 September 2018, 10:28:47 von Ilona »

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Offline Intel

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Re: TAL: Meine Geschichte
« Antwort #5 am: 16 September 2018, 15:49:45 »
Hallo Tal,

dein Beitrag hat mich total gefesselt.
Ich bin mir nicht sicher ob du die richtige Selbstwahrnemung hast. Auf mich wirkst du sehr gefühlvoll und gar nicht grob  ;)
Außerdem stehst du im Schreiben und denken hier niemandem nach.
Vielen Dank! Da war viel für mich dabei.
VG
Intel
« Letzte Änderung: 18 September 2018, 10:29:05 von Ilona »

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Offline TAL

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Re: TAL: Meine Geschichte
« Antwort #6 am: 17 September 2018, 02:50:32 »
Danke euch allen.
Ich hatte nicht mit einer solchen Resonanz gerechnet. Als ich das schrieb, war ich wie gesagt etwas angetrunken. Nicht zu sehr, sonst hätte man das wohl nicht lesen können, aber doch etwas.
Wäre dem nicht so gewesen, hätte ich es wahrscheinlich wieder gelöscht...

Ich kann hier auf meinem Handy irgendwie nicht zitieren (BBCode für fett, kursiv etc. schaff ich grad noch, aber da hört's dann auch auf), also muß es so gehen.

@Olli:
Auch das mit dem Schreiben ist nicht so einfach. Ich habe das zum ersten Mal vor etwa zwei Monaten gemacht, aus einem sehr ähnlichen Anlaß. Ich habe nur geantwortet, weil es etwa einen Tag lang kein anderer getan hatte. Das war ein sehr sachlicher Beitrag, so halte ich es seitdem meistens. Mir fällt das auch schriftlich nicht leicht.

Bis ich aus purem Zufall vor ein paar Monaten auf einer ähnlichen Seite gelandet bin (allerdings auf englisch), war mir nicht einmal bewußt, daß es sowas gibt. Das war echt unbeschreiblich. Wie konnte das sein? Ich habe das erste Mal in meinem Leben von Leuten gelesen, denen es genauso ging und geht, und die offen darüber sprachen. 'Du bist nicht allein!'. Eine wirklich seltsame Erfahrung.

Du hast recht. Vertrauen, besonders in mich selbst, ist mehr als schwierig. Ich weiß, wozu ich fähig bin... und ich habe mich jahrelang einen Dreck geschert um andere und kann mich innerlich sehr gut dafür niedermachen.

Ja. Natürlich war das klar. :) Aber (schlechtes Wort, ich weiß)... der Gedanke kam mir auch schon, ich weiß nur nicht, ob ich das kann. Die Tatsache, daß diese Leute wüßten, wovon ich rede, würde es nicht wirklich einfacher machen. Und eigentlich bin ich 'aus dem Gröbsten raus', was aber nach meiner persönlichen Erfahrung nicht viel heißt...

Ja... mit Ausflüchten hatte ich es schon immer... :P

Dann das mit anderen Leuten. Selbst wenn ich gut reden könnte... wie erklärt man das Unerklärliche? Und dann noch jemandem, der sich (zum Glück) absolut nicht vorstellen kann, was das bedeutet? Die meisten meiner Bekannten und Freunde würden mit Sicherheit sagen
"Na und? Du hast doch aufgehört? Dann ist doch alles gut."

Schön wär's...

Es ist definitiv die naheliegende Option. Ich müßte nur über meinen Schatten springen... und der ist echt gewaltig...


@Rainer:
Richtig. Es beeinflußt mein Handeln und Denken, und ich meine damit nicht, daß ich täglich daran denke (das ist zum Glück vorbei), sondern die Art und Weise, wie man mit Situationen um- und an sie herangeht, wie man sich anderen gegenüber verhält, und wie man Probleme und Streß bewältigt.
Ich habe zu lange in dieser Blase gelebt, um ernsthaft glauben zu können, das sei spurlos an mir vorübergegangen und wäre eines Tages einfach weg.
Irgendwann ist mir das klargeworden.
Kann man das neu lernen? Wahrscheinlich nicht.
Ist aber okay so. Niemand ist perfekt... und niemand ist wirklich 'normal'. :)

@Intel:
Danke. Die drei Gläser Wodka-Cranberrysaft hatten sicher zu meiner Gefühlsduselei beigetragen. :)



Ich bin wirklich überrascht, daß es überhaupt jemand gelesen hat. Aber ich wollte Shanice's Thread hier nicht irreleiten, letztlich geht es ja um sie. Sorry für die Ablenkung, das wollte ich nicht.
Ich gelobe Besserung! :)
« Letzte Änderung: 18 September 2018, 10:29:20 von Ilona »

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Rainer

Re: TAL: Meine Geschichte
« Antwort #7 am: 17 September 2018, 14:23:12 »
Auch das mit dem Schreiben ist nicht so einfach. Ich habe das zum ersten Mal vor etwa zwei Monaten gemacht, aus einem sehr ähnlichen Anlaß. Ich habe nur geantwortet, weil es etwa einen Tag lang kein anderer getan hatte. Das war ein sehr sachlicher Beitrag, so halte ich es seitdem meistens. Mir fällt das auch schriftlich nicht leicht.

Musste gerade klammheimlich lachen, also wenn ich meine ersten Beiträge hier anschaue,
dann bist du von uns beiden wohl eher der Hemingway und ich war mit Sicherheit nicht weit von einen Erstklässler entfernt :P

Wie Olli schon damals zu mir sagte, (Wort schrift Rechtschreibung oder heißt es Rechtsschreibung? ) darauf kommt es auch überhaupt nicht an ;D
Mir persönlich gefällt deine Art wie du schreibst, zumal sehr Authentisch geschrieben.

Bis ich aus purem Zufall vor ein paar Monaten auf einer ähnlichen Seite gelandet bin (allerdings auf englisch), war mir nicht einmal bewußt, daß es sowas gibt. Das war echt unbeschreiblich. Wie konnte das sein? Ich habe das erste Mal in meinem Leben von Leuten gelesen, denen es genauso ging und geht, und die offen darüber sprachen. 'Du bist nicht allein!'. Eine wirklich seltsame Erfahrung.

Ging mir ähnlich...Spielsucht gegoogelt (GsD nicht auf Englisch) und so bin ich auch in diesem Forum gelandet.
Paar Sätze geschrieben "Spielen Kotz mich an und so" -also in meinen ersten Beitrag und schon ging die Post ab.
Das ich nicht alleine war mit meiner Sucht war mir vorneherein schon klar.
War schließlich nur in Spielotheken und man kannte sich...
Wie auch immer...sehr jung angefangen, knapp 40 Jahre gespielt, die Sucht vergleichbar mit einer Zecke die sich in deinen Körper fest gefressen hat.
Und ich, einer der sich schon seit längeren damit abgefunden das er wohl als aktiver Spieler sterben wird, aber trotzdem, hier im Forum mal schauen wie es andere damit geht.
Schließlich kannte ich auch einige die nicht wiederkamen, nicht das ich sie jetzt vermisste, aber als ich nachfragte (jeder kennt ja irgendwie jeden) hieß es:  der hat aufgehört, aber auch..... "der ist Tot".
Ich zählte mich immer zu den letzteren, aufhören geht doch gar nicht, habe ich auch nicht dran geglaubt, also werde ich wohl bis zu meinen Lebensende weiterspielen und
wie gesagt, ich hatte mich damit schon seit längerem abgefunden bzw. mich so gut wie möglich mit meiner Sucht arrangiert.
Musste halt nur das beste daraus machen, irgendwann hast du es richtig drauf und kannst sogar als Spieler überleben, na ja mehr oder weniger, fernab natürlich von jeglicher Realität, aber was solls, was dieses Leben betrifft  -ich hatte eh verkackt.
Positives gab es somit nicht, außer der Gedanke an ein paar Freispiele, Spielfrei um darauf nochmals zurückzukommen ... noch nicht mal im Traum.
Bis ich dann hier auf Gleichgesinnte traf...
Ein Andreas der schon seit 20 Jahre Spielfrei war, ein Olli der zu damaliger Zeit ich glaube 5 Jahre Spielfrei war  ;) ...Marzipan und noch einige andere Spielfreie..... gibt es doch gar nicht dachte ich..... "Schock"  ;D

Um das etwas jetzt mal etwas abzukürzen,
also rann an der Arbeit, etwas Ego war noch übrig -und wenn Anderen es Spielfrei schaffen, dann kann das doch nicht so schwer sein "jaja" :P

Spielfrei jetzt so im Nachhinein betrachtet war tatsächlich das kleinste übel -und um es mal auf einen Punkt zu bringen bzw.
wie du auch schon erwähnt hast, die Blase ist geplatzt und was jetzt?

Manchmal, nicht nur manchmal sondern öfters kam ich mir vor wie ein Koma Patient vor der nach was weiß ich wie viele Jahre erwacht ist (keine Ahnung wie bei dir ausschaut, wie lange du gespielt hast und jetzt Spielfrei bist),
wenigstens je mehr mir die Augen auf gingen, umso mehr hatte ich daran zu knabbern wie Sinnlos all die Jahre waren die ich durchs spielen weggeworfen habe.
Allerdings war das auch mein größter Brocken, wobei ich im laufe der Jahre das auch irgendwann aufn Schirm hatte. (meinen Frieden damit gefunden)

Keine Ahnung wie du heutzutage mit deinen Problemen umgehst, meine wurden damals grundsätzlich versenkt (überwiegend waren es eh Hausgemachte bzw. Spielbedingte)  -und heutzutage fällt es mir alles andere als schwer, um für jedes Problem auch eine passende Lösung zu finden.
Also im Gegensatz zu mein Spielproblem und sonstige Kacke die ich am Hals hatte -auch wenn Andere ab und zu mal meckern bzw. ich zuhöre was die so für Probleme haben denke ich....alter Schwede, wenn ich euch meine Geschichte erzähle fällst du gleich noch Tot vom Hocker, erkennst vielleicht das dein Problem doch nicht so groß ist, aber da hat jeder wohl sein eigenes Empfinden.

Fast fertig....seit ihr noch da  ;D

Kann man das lernen fragst du, wobei ich den Zusammenhang wahrscheinlich nicht richtig verstanden, aber egal ;)

Sicher doch -man kann alles lernen, manchmal dauert es halt eine gewisse Zeit, oder wie hier jemand schon mal geschrieben hat  (oder war es das andere Forum?  :)) ..."Alle Werkzeuge stecken in dir".

Du möchtest vieles richtig machen?..na gut 8)
dann habe einfach etwas Geduld mit dir,
schaue das du dich von allem was dir nicht gut tut verabschiedest -
und lebe DEIN Leben.

In diesem Sinne, dir einen wunderschönen  Tag  :)
« Letzte Änderung: 18 September 2018, 10:29:34 von Ilona »

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Rainer

Re: TAL: Meine Geschichte
« Antwort #8 am: 17 September 2018, 14:40:39 »
Jetzt habe ich diesen Thread auch noch dicht gespamt "Shit"   >:(

Ilona sollte dir einen eigenen aufmachen  ;)
« Letzte Änderung: 18 September 2018, 10:29:58 von Ilona »

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Offline TAL

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Re: TAL: Meine Geschichte
« Antwort #9 am: 17 September 2018, 18:54:22 »
Danke Rainer für den Beitrag. Ich mag diese Art von positivem Denken und die aufgeklärte und nüchterne Betrachtungsweise. Es ist, wie es ist. Die Vergangenheit kann man nicht ändern. Das hat wirklich geholfen.

Hatte grad ne Antwort auf meiner Notizen-App geschrieben (in dieses Kästchen da reinzuschreiben hat irgendwie was Krampfartig-Frustrierendes), hab dann gesehen, wie lang es ist, und es deshalb doch nicht hier eingefügt.
Ist der falsche Ort für meinen mentalen Sondermüll. :)


@Shanice:
Hattest du schon den Termin? Wie ist es gelaufen?
« Letzte Änderung: 18 September 2018, 10:30:17 von Ilona »

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Offline TAL

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Re: TAL: meine Geschichte
« Antwort #10 am: 18 September 2018, 14:33:38 »
Oh. Hier ist der Rest geblieben. Mhh... eine Geschichte hat sicher jeder... nun... nachdem ich hier eine Weile schon 'rumhänge' ist es wohl wirklich an der Zeit, sich mal vorzustellen. Die Frage ist... vom Offensichtlichen mal abgesehen... wo fange ich an...?

Ich habe erst kürzlich angefangen, mich überhaupt mit meiner Vergangenheit auseinanderzusetzen. Deshalb ist das Ganze recht neu für mich, obwohl ich schon eine Weile 'abstinent' bin. Darüber zu lesen, daß es tatsächlich andere gibt, denen es genauso ging und geht wie mir, war anfangs eine sehr überwältigende Erfahrung, um es mal gelinde auszudrücken. Das Motto für mich war immer: einfach vergessen, und darauf warten, daß es eines Tages vorbei ist. Ich wollte es einfach nicht wahrhaben, und bin über 15 Jahre lang vor mir selbst weggelaufen. "Reiß dich verdammt nochmal zusammen!". So einfach ist es aber nicht, das merkt man dann leider doch hin und wieder mal. Die Abstände werden länger, aber ganz weggehen wird das nie. Es hat viel dazu beigetragen, daß ich die Person bin, die ich heute bin. Mein Verhalten anderen gegenüber, die Entscheidungen, die ich treffe... Dieser antrainierte Selbstzerstörungsmechanismus prägt einen nunmal für's Leben, wäre ja auch verwunderlich, wenn nicht...

Okay. Da ich die ursprüngliche Antwort auf Rainer's Post noch in meinen Notizen habe:

---

Ich hatte es nichtmal gegoogelt (das hier schon, aber meine erste 'Landung' an einem Ort dieser Art nicht). Wie gesagt... meine Herangehensweise war immer, das Ganze zu verdrängen und irgendwie auszusitzen. Aus den Augen, aus dem Sinn. Paßt schon irgendwie.
Ich war in einem anderen Forum unterwegs, da ging es mehr um so Sachen wie "Was eß ich zum Mittag?" oder "Ich brauch ein neues Fahrrad, wer hätte eine gute Empfehlung?". Eines Tages, ich war auf der Arbeit, schrieb jemand ein neues Thema über seine neue 'Einkommensstrategie'... er war wirklich euphorisch. Ich dachte nur 'Verdammte Scheiße, das ist nicht dein Ernst!'. Ich hab hin und her überlegt, ob ich was sage... ich hätte mich damit wohl geoutet, und außerdem bin ich ja ich, und nicht er. Wird ja wohl kein anderer so bescheuert sein...
Mein Telefon klingelte, ich ging ran, dann stellte sich heraus, ich mußte gar nicht antworten. Inzwischen hatten etwa 10 Leute ihm gesagt, wie abgrundtief dämlich dieser Gedanke war. Der erste Beitrag war ein Link zu einer Seite mit dem Kommentar "Benutz die Suchfunktion und überdenk deinen Plan." Hab draufgeklickt, aber erstmal dort weitergelesen und dann erst zu Hause gesehen, was es war. Zum Glück war ich zu diesem Zeitpunkt allein. Das erste, was ich las, war das Tagebuch von jemandem, der seit 10 Jahren dort postete. 6.000 Beiträge. Ich hab zwei Wochen zum Lesen gebraucht. Das tat wirklich weh. Hätte nie gedacht, daß die Geschichte eines Fremden einen so mitnehmen kann, aber ich wußte, mit der Einstellung schafft er es nicht. Er war mal zwei Jahre spielfrei, dann mal ein paar Monate hier und da, aber letztlich... ich kenne das Gefühl nur zu gut... nicht zu wissen, warum und wofür...
Hello darkness, my old friend...
Er hat darüber gesprochen, die Leute haben ihn verstanden. Das erste Mal in meinem Leben, daß ich eine Geschichte wie meine las. Ein weiterer Mensch hinter einer Statistik. Ein verkorkstes Leben, und doch geht man immer wieder dorthin zurück, der Komfort des Bekannten Übels...

Das meinte ich mit 'Du bist nicht allein'. Leute, die offen darüber reden, wie beschissen es ihnen dabei geht, und daß sie ein Problem haben, mit dem sie manchmal nicht fertig werden. Natürlich wußte ich, daß andere ein Problem hatten. Andere... aber natürlich nicht ich. Außerdem war es ja nicht so, daß man sich groß unterhalten hätte "He... ich glaub, ich bin krank." Klar kam mal einer nicht wieder. Hab aber nie gefragt. War wie gesagt nie so der große Redner. Laßt mich bloß in Ruhe, ich bin eigentlich gar nicht da...
Kann jetzt auch nicht behaupten, die großen Bekanntschaften geschlossen zu haben. Die Gesichter würd ich wohl wiedererkennen, einige Namen auch, aber sonst...
Ich würde jedenfalls keinen auf der Straße ansprechen...

Würde ich dir sagen, wie lange der in meinem anderen Beitrag erwähnte Tag her ist, würdest du mich auslachen, und letztlich macht es auch keinen Unterschied. Im Endeffekt geht es nur darum, eine unsägliche Dummheit um jeden Preis zu vermeiden. Die Tage, die hinter mir liegen, sind irrelevant, ich habe sie nie gezählt (das Datum ließ sich aber anhand eines alten Untermietvertrages, den ich noch habe, und des integrierten Windows-Kalenders leicht rekonstruieren, als ich drüber nachgedacht habe). Wichtig ist das hier und jetzt. Und das wird auch immer so bleiben.

Ich habe seit dem Tag vor ein paar Monaten, an dem ich dort landete, mehr gelernt über mich und diese Krankheit als in den 16 Jahren zuvor. Für mich war es sogar neu, daß es tatsächlich ein Wort gibt für dieses verhaßte Gefühl, das jegliche Vernunft postwendend außer Kraft setzt. Auf mich selbst einwirken zu lassen, daß ich suchtkrank bin, und besonders, daß sich das auch niemals ändern wird, war wohl mit am schwersten. Eigentlich wußte ich das tief in mir drin natürlich, aber ich hab es immer vorgezogen, nicht darüber nachzudenken.
Das wird schon irgendwann...

Mein erster je geschriebener Beitrag war, wie gesagt, nur eine sachliche Antwort auf eine Frage. Die Erstellerin klang verzweifelt, und kein anderer war da. Ich habe meine eigene Geschichte nie irgendwo aufgeschrieben. Ich komme mir immernoch so unglaublich dämlich vor...

Ja. Für mich war es auch immer etwas, was einfach da war. Ein ständiger Begleiter. Andere spielen halt Golf oder sammeln Briefmarken...
Überleben, ja, mehr war es nicht. Ich habe mich immer weiter in die Scheiße reingeritten, aber es trotzdem geschafft, stets weiterzumachen. Die Grenzen waren fließend, und ich habe sie regelmäßig herabgesetzt, den Umständen angepaßt. Ohne war keine Option, das konnte ich mir nicht vorstellen, der Gedanke war mir viel zu abwegig, außerdem schaffe ich das eh nicht. Blieb nur weitermachen. Mit allen Mitteln. Alles andere war zweitrangig.

Genau das meine ich. Erst kam die Nie-Wieder-Euphorie, dann eine wirklich schwere Phase, wo ich am liebsten die Wände hochgekrochen wäre, weil mein Hirn mir ständig penetrant weismachen wollte, daß ich für's Nicht-Spielen einfach nicht geschaffen bin, und dann das schlimmste, die große Leere. Und jetzt? Macht man das so? Ich geh mal nen Kaffee trinken... oder auch zwei... war's das?
Erinnerungen? Ich bilde mir natürlich ein, welche zu haben, aber Fakt ist... für etlich Jahre meines Lebens habe ich keine. Man sitzt irgendwo an einem Tisch mit Leuten "Wißt ihr noch damals...?" und ich denke nur "Nein, das wollt ihr nicht wissen."
Ganz zu schweigen von all dem Leid, was ich anderen zugefügt habe... Ich habe nämlich immernoch diese Stimme im Kopf, die mir sagt "He... das ist lange her... solange du keine Dummheiten machst, hast du dir deinen inneren Frieden verdient. Um reinen Tisch zu machen müßtest du alte Wunden aufreißen, wäre es das wirklich wert? Verstehen würde es eh keiner. Gäbe nur leichtes Schulterzucken."
Geld ist das kleinste Problem. Das war mir recht schnell klar. Als ich letztlich schuldenfrei war, empfand ich das sogar als hinderlich. Immerhin war es immer eine deutliche Mahnung, sich die Konsequenzen ins Bewußtsein zu rufen. Das fiel dann weg. Alles Roger. Mhh... könnteste ja mal wieder... nein!

Ich habe auch immer alles in mich reingefressen.  Probleme hatten andere. Ich denke aber heute... es gab da eine Zeit... wenn ich da gewußt hätte, daß man mir helfen kann, hätte ich es angenommen.
Konjunktiv.
Sag ich ja... ich war ein naiver Idiot.
Ist aber heute noch so. Um Hilfe zu bitten fällt mir schwer, auch bei alltäglichen Sachen. Lösungen finden ist jetzt leichter, mein Horizont hat sich da etwas erweitert... ;) natürlich nur sofern ich es irgendwie selbst erledigen kann.

Damals waren die Probleme hausgemacht, ja. Ich wäre fast daran zerbrochen (Oh Gott, ich armes Tütü, hat jemand nen Keks?). Aber im Endeffekt waren sie alle lösbar, es war so einfach, und doch hab ich's so lange nicht gesehen...

Meine Lebensgeschichte ist unspektakulär. Ich war einfach nur jahrelang auf Selbstzerstörungskurs. Davon abgesehen... keine Ahnung. Bin halt nicht die hellste Kerze auf der Torte. :)

Mir geht's ganz gut heute. Letztlich isses nur der nagende Zweifel, ob ich nicht vorher mit der Ignoranz vielleicht besser gefahren bin. War ganz okay da mit dem Kopf im Sand. Hat mir vieles erspart. Das ständig wiederkehrende Gefühl, eines Tages einmal die Oberhand zu verlieren war jetzt nicht so toll, aber sonst... ist ja immer gutgegangen.

Lernen... das bezog sich darauf, sich halt eben nicht so zu verhalten, wie man es jahrelang 'antrainiert' hat. Sowas wie Konflikten aus dem Weg zu gehen, Leute zu meiden, nicht über Dinge zu reden, einigen Situationen unsicher gegenüberzustehen. Ich habe mich aber damit abgefunden, daß es nicht geht. Ich fühle mich auch wohler, wie es ist, wenn ich ehrlich bin. Manchmal mag ich meine kleine Welt halt eben doch. :)

So... noch jemand wach?
Hätte vorher Kaffee ausschenken sollen...

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Also, was ich eigentlich sagen wollte: Hallo zusammen. Danke, daß ihr da seid. Ihr und andere habt mir in dieser kurzen Zeit mehr geholfen, als ihr euch vorstellen könnt. Danke für die Offenheit und dafür, daß ihr jeden Tag auf's Neue zeigt, daß es absolut in Ordnung ist, mit einem solchen Kapitel zu leben und damit umzugehen.

Und nein... ich bin (erstaunlicherweise) absolut nicht betrunken. -.-

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Rainer

Re: TAL: meine Geschichte
« Antwort #11 am: 18 September 2018, 21:30:31 »
Hahahaha, vielen Dank @Tal,

abgesehen davon das es ein ernstes Thema ist, habe ich mich dennoch über deinen Beitrag köstlich amüsiert :)

Ich versuche auch immer die Leute richtig einzuschätzen und als ich gestern meinen Beitrag schrieb
habe ich auch bewusst kein Fragezeichen gesetzt bei: " keine Ahnung wie es bei dir ausschaut, wie lange du gespielt hast und jetzt Spielfrei bist".
Wahrscheinlich hättest du auch geantwortet (natürlich nur auf penetrantes drängen meinerseits ;D) -
aber irgendwann hast du halt ein Stadium erreicht wo das alles andere als wichtig ist, also sofern es dir überhaupt jemals wichtig gewesen ist.
So gesehen >Schulteklopf<, ein versuch war es wert, aber eigentlich interessiert mich nicht wirklich :P

Wo ich allerdings noch nicht ganz bei dir durchblicke ist, wie du das mit deinem antrainiertes Selbstzerstörungsmechanismus meinst, wütest du immer noch herum oder wie soll ich das verstehen? (hiermit meine ich aber NICHT spielen!) 

Klaro merke ich selber das die Sucht spuren hinterlassen hat, aber überwiegend nutze ich die zum positiven.
Nur als kleines Beispiel,
Mal schnell eine Ausrede (muss mich rechtfertigen weil dies oder jenes z.B auf einer Baustelle nicht geklappt hat),
überhaupt kein Problem...in solchen Momenten fallen mir ausreden noch und nöcher ein ::) .... (OK war etwas blödes Beispiel aber so ist es tatsächlich) 
War ich schon immer ein Einzelgänger? ...keine Ahnung, als Spieler auf jeden Fall und heute ist es noch immer so.
Ich mag kein Trubel, kann mich stundenlang wegsperren, sehr gut sehr lange alleine sein..na ja alles mehr so in dieser Richtung.

Manchmal komme ich mir aber auch vor, als wäre ich ein irreparabler bzw. ein defekter Spielautomat, die Rollen angehalten, aber was jetzt?
Na ja und als Spieler hatte ich immer einen sehr strukturierter Tag, war damit vollkommen ausgelastet, also bis zum Anschlag,
alles war spielen, Adrenalin Stress Wut Glücksgefühle -und alles immer schön im wechsel (Täglich) und jetzt ist es was das betrifft
verdammt ruhig geworden, na ja, vielleicht liegst auch an meinem alter, habe die 17 ja auch schon um knapp 40 Jahre überschritten :P

So das mal eben auf der schnelle
« Letzte Änderung: 18 September 2018, 21:53:06 von Rainer »

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Offline TAL

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Re: TAL: meine Geschichte
« Antwort #12 am: 19 September 2018, 17:43:40 »
Nein. Keine Sorge. Ich wüte nicht. Bin eigentlich eine sehr ausgeglichene Person. Viele meinen, meine stoische Ruhe und Gelassenheit kann wirklich nervtötend sein. Meine Schwägerin sagte mir kürzlich, daß es sie auf die Palme bringt, daß man mit mir nicht streiten kann. Das fand ich irgendwie irritierend... aber naja.
Ich fahre also eher selten aus der Haut.
'Antrainierter Selbstzerstörungsmechanismus'... das stammt eigentlich nicht von mir selbst, ich habe es kürzlich irgendwo gelesen (es kam allerdings von einem aktiven Spieler, bzw. nach einem Rückfall seinerseits). Dieses Verhalten hat Spuren hinterlassen. Ich kann sehr viel einstecken, bevor ich etwas sagen würde, bin nach wie vor nicht mein allerbester Freund, um es mal so zu formulieren. Ist vielleicht etwas krass ausgedrückt. Heißt einfach nur... der einfachste Ausweg... ich bin absolut konfliktunfähig. Ich sage nichts, ich frage nicht, ich sitze es einfach aus. Wer bin ich schon, andere zu kritisieren?
Einfach mal dem Mund aufzumachen hätte mir sicher einiges erspart.
Ich habe es irgendwie noch nie draufgehabt, die Dinge auch mal beim Namen zu nennen, und zu sagen, wenn mir was nicht paßt.

Ich mußte eben lachen wegen der Ausreden, weil ich manchmal ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich merke, wie einfach und problemlos mir ne 'Notlüge' immernoch über die Lippen geht. Ist halt nach wie vor einfacher, als zu diskutieren oder sich zu erklären. Wobei ich mich hinterher schon manchmal frage 'War das jetzt wirklich nötig?'. Old habits die hard. -.-
Ich ertappe mich auch öfters bei Ausreden, um einfach nur mal rauszukommen. Seit Anfang des Jahres arbeite ich nicht mehr zusätzlich am Wochenende, das hat mich vorher immer ausgelastet. Mir wird's dann, gerade sonntags, mitunter einfach zuviel 'traute Zweisamkeit', dann fällt mir die Decke auf den Kopf und ich muß raus. Bin dann absolut zufrieden, einfach nur ne Stunde auf ner Bank zu sitzen und Musik zu hören oder zu lesen. Das kann beim anderen aber mitunter schon zu Irrirationen führen.
"Wo warst du denn so lange?"...
Ah je... ich arbeite dran. Momentan ist das halt noch schwierig.

Diese Gefühlsachterbahn... absolut... ich hatte keine Zeit (und keinen Elan) für andere Dinge. Das ist etwas, was nur schwer zu ersetzen ist. Wenn ich brutal ehrlich sein soll, würde ich heute noch sagen: für mich kommt da nichts auch nur annähernd ran. Das ist das wirkliche Kranke daran: Ja. Ich hab's anfangs echt vermißt. In der Erinnerung war natürlich alles immer nur positiv. Aber möchte ich das wirklich je wieder erleben? Nein, danke. Die Nachwirkungen waren dann doch zu heftig, und die blendet man gerne aus.
Hallo, da biste ja wieder, mein selektives Gedächtnis!
Dann lieber Kaffee, Kekse und Minigolf.
Ist gesünder... denn eigentlich hasse ich Streß. :)

Ich weile noch keine 40 Jahre auf diesem Planeten, aber mein 17. Lebensjahr ist auch schon ein wenig her...
In etwa nochmal genauso lange.

Das alles in Worte zu fassen ist irgendwie seltsam. Mhh, kennt mich ja keiner.
Also... bitte nicht weitersagen! :P

 

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