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"Nimmst du meine ec- Karte?"

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"Nimmst du meine ec- Karte?"
« am: 20 April 2006, 00:13:21 »
Hallo an alle,

ich hoffe, ihr könnt mir nochmal helfen. Ich bin seit Anfang dieses Monats "Finanzverwalter" eines Freundes, der spielt. Das heißt, er hat mich gefragt, ob er mir seine ec- Karte geben kann und ich danach schauen kann, dass sein Geld (so er denn wieder mal welches hat), da landet, wo es hin soll.

Ich will ihm gerne helfen, aber ich weiß einfach nichts darüber, wie das Ganze laufen sollte. Was für Spielregeln muss man da ausmachen?

Es wäre toll, wenn ihr mir dazu ein bisschen was schreiben könntet!
Viele Grüße, Christina

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Offline Ilona

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Re: "Nimmst du meine ec- Karte?"
« Antwort #1 am: 20 April 2006, 15:04:51 »
Liebe Christina,

bevor ich dir ein paar "Tipps" gebe, bzw. dir mitteile womit andere gute Erfahrungen gemacht haben, würde mich interessieren, in welcher Betziehung du zu deinem Feund stehst. Handelt es sich um eine Freundschaft oder um eine Liebesbeziehung? Sollte es Letzteres sein, empfiehlt es sich nicht, dass du die Geldverwaltung übernimmst.

Alles Gute

Ilona
Juristische Beratung: Kanzlei Kraft, Geil und Kollegen / Bielefeld http://www.kguk.de/
Ansprechpartnerinn: Dr. Iris Ober und Juliane Brauckmann  (Fachanwältinnen für Bankenrecht)  Terminanfragen: 0521-529930
Weitere Infos  hier: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php?topic=3737.0

Re: "Nimmst du meine ec- Karte?"
« Antwort #2 am: 20 April 2006, 15:24:16 »
Hallo Ilona!

Nein, er ist nur "ein" Freund, nicht "mein" Freund.
Ich könnte mir vorstellen, dass es vielleicht noch besser wäre, wenn jemand komplett Fremdes das macht, aber wie findet man so jemanden? Deswegen bin zumindest vorläufig mal ich die "Erwählte".

Ich habe noch eine Frage: Er hat neulich versucht, in "seiner" Spielhalle ein Hausverbot zu bekommen. Die haben ihm gesagt, dass sie so was nicht machen müssen, dazu wären nur Spielbanken etc. verpflichtet. Stimmt das? Gibt es dann keine Möglichkeit für ihn, zu verhindern, dass er dort weiterhin spielen gehen kann?

Schon mal vielen Dank für deine Hilfe, Christina

*

Offline Ilona

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Re: "Nimmst du meine ec- Karte?"
« Antwort #3 am: 20 April 2006, 18:28:51 »
Hallo Christina,

momentan ist es leider noch so, dass Spielhallen nicht verpflichtet sind, Sperren anzunehmen. Wenn dein Freund allerdings eine Stammspielhalle hat, sollte er denen schriftlich mitteilen, dass er ein Suchtproblem hat und darum bitten, mit ihm keine Spielverträge abzuschließen. Dann kriegen die ein bisschen Druck, was ja nicht schlecht ist. Ich bin sehr zuversichtlich, dass es demnächst auch an Spielhallen strengere Maßstäbe angelegt werden.

Was die Geldverwaltung angeht: Es ist eine undankbare Aufgabe. Von daher wäre es wirklich besser, es würde jemand machen, der da ganz emotionslos drangeht. Sag mal, ist er dann in Beratung? Falls nicht, macht eine Geldverwaltung wenig sinn. Sie kann nur eine zeitlich begrenzte flankierende Maßnahme sein.

Alles Gute

Ilona
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Re: "Nimmst du meine ec- Karte?"
« Antwort #4 am: 20 April 2006, 23:34:58 »
Hallo Ilona!

Das mit der Beratung kann man immerhin mittlerweile bejahen- er war vor knapp zwei Wochen bei einem Gespräch und hat sich da für eine "Spielerorientierungsgruppe" angemeldet, die nächste Woche startet. Die Teilnahme daran ist dann wohl die Vorraussetzung für alles andere. (Ich hoffe sehr, er hält das durch.) In dem Beratungsgespräch ist ihm gesagt worden, dass von der Beratungsstelle aus eigentlich niemand sich um finanzielle Dinge kümmert, man könnte das aber überlegen. (Ich hatte ihn gebeten, mal zu fragen, denn wenn das jemand machen würde, der richtig Ahnung hat, würde es sicher mehr helfen.) Was da noch rauskommt, weiß ich also nicht. Das Problem ist, dass er hier nicht wirklich viele Leute hat, die er wegen sowas fragen könnte. Ich fände es nicht schlecht, seinen Chef zu bitten- dem schuldet er eine Menge Geld und seit ein paar Wochen weiß der auch, warum. Aber da würde Andi nie zustimmen. Ich bin also nicht wirklich glücklich mit meiner "Ernennung", habe aber im Moment auch keine bessere Idee. Wenn ich sage, ich mache es nicht mehr, wird es im Moment zumindest halt niemand machen. Deswegen würde ich es gerne versuchen.

Ich habe als Regel schon gesagt, dass ich das nur mache, solange er in seine Therapie läuft. Denn das Ganze hängt ja nicht daran, ob er eine ec- Karte hat oder nicht. Außerdem habe ich keine Kontovollmacht oder so, also könnte er ab nächstem Monat, wenn wieder Geld auf seinem Konto ist, auch am Schalter welches holen. Würde er das tun, lasse ich es auch bleiben. Wenn ich rausfinde, dass er mich da irgendwo anlügt auch. Ist das okay? 
Ich hatte mich mal mit Mike darüber unterhalten, und er meinte, dass ich zum Beispiel nur für vorliegende Rechnungen Überweisungen schreiben soll. Und dass am Anfang des Monats geklärt werden muss, wofür das Geld sein soll, und es dann auch nur dafür verwendet wird.
Was muss man noch beachten?

Mir kommt das vor als hätte ich beschlossen, am Wochenende auf einen Achttausender zu klettern und würde gerade mal anfangen, das erste Buch über Bergsteigen zu lesen.

Danke für deine Hilfe, ich hoffe, du bekommst als Ausgleich besonders viel Sonnenschein ab!
Viele Grüße, Christina

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Offline Ilona

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Re: "Nimmst du meine ec- Karte?"
« Antwort #5 am: 21 April 2006, 09:35:27 »
Liebe Christina,

das Problem ist halt, wenn du Regeln in der Art von: "Wenn du das tust, reagiere ich so" festlegst, dann hast du keinen Handlungsspielraum. Hälst du dich nicht an deine eigene Vereinbarung, bist du für alle Zeiten unglaubwürdig. Hälst du dich dran, hat er evtl. ganz schnell niemanden mehr, der ihn bei der Geldeinteilung unterstützt.

Unsere Beratungsstelle macht manchmal Geldverwaltungen. Das läuft dann so, dass zunächst ein Finanzplan erstellt wird: Aufstellung aller festen Kosten. Von Miete über Strom, Versicherungen, Ratenzahlungen bis GEZ etc. Dann wird ausgerechnet wieviel bleibt übrig. Davon müssen ja dann noch Lebensmittel, Kleidung, Friseur, Praxisgebühr, Freizeitaktivitäten etc gezahlt werden. Für die festen Kosten werden Daueraufträge eingerichtet. Und für das Konto wird eine Vereinbarung mit der Bank getroffen, dass Abhebungen und Überweisungen nur dann gültig sind, wenn zwei Unterschriften drauf sind. Die Sparkasse z.B. macht das.

So in der Art könntest du das auch mit ihm machen. Aber du siehst, das geht weit über das Aufheben der EC-Karte hinaus. Eine gute Möglichkeit ist auch: Ein weiteres Konto einzurichten, bei dem es sich um ein Guthabenkonto handelt. Auf dieses Konto könntet ihr per Dauerauftrag wöchentlich einen bestimmten Betrag überweisen (nur soviel wie abzüglich aller Kosten und einer kleinen Rücklage übrig ist). Für dieses Konto hätte er dann eine Geldkarte und könnte über den Betrag frei verfügen. Das hat den Vorteil, dass er nicht in der blöden Position ist, bei dir um sein eigenes Geld zu "betteln". Sollte er dieses für eine Woche berechnete Geld verspielen, ist es nicht ganz so wild, weil eine Woche kommt man ganz gut ohne Essen aus. Und die Miete und sonst alles wäre bezahlt. für dich hätte es den Vorteil, dass du dir nicht irgendwelche abenteuerlichen Geschichten anhören musst, die evtl eure Freundschaft und natürlich auch seine Selbstachtung zerstören.

Also, ich an deiner Stelle würde ihm dies mal so vorschlagen. Ihr habt natürlich auch die Möglichkeit dies gemeinsam mit einem Mitarbeiter der Beratungsstelle zu besprechen. Vielleicht ist es eh besser, wenn dort der Finanzplan gemacht wird. Was hälst du von diesem Vorschlag?

Viele Grüße

Ilona

Juristische Beratung: Kanzlei Kraft, Geil und Kollegen / Bielefeld http://www.kguk.de/
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Re: "Nimmst du meine ec- Karte?"
« Antwort #6 am: 21 April 2006, 23:21:48 »
Hallo Ilona!

Das mit dem Handlungsspielraum stimmt sicher. Es ist aber einfach so, dass ich mir ziemlich für dumm verkauft vorkäme, wenn ich mir da einen abbreche und er mich dann anlügt oder so. Und nachdem ich auch weiß, dass sich das Ganze nur mit einer Therapie retten lässt und nicht, indem ich sein Geld bewache, würde ich darin keinen Sinn mehr sehen, wenn er nicht zu dieser Therapie geht.

Mit jemandem von der Beratungsstelle würde ich gerne sprechen, das hängt aber davon ab, ob Andi das will und sich dafür ein Termin bekommen lässt.
Dass das, was du gesagt hast, mehr Arbeit ist als das Aufbewahren einer ec- Karte, finde ich nicht schlimm. Solange ich ihm wirklich helfe und nicht in guter Absicht eher schade, und solange ich das Gefühl habe, es nützt etwas, stecke ich da gerne Energie rein. Die tollste Lösung wäre aber einfach, dass das über die Therapeuten laufen würde. Ich werde ihn da nächste Woche mal drauf ansetzen.

Im Einzelnen finde ich deine Vorschläge sehr gut. Daueraufträge verhindern immerhin, dass man sich doch noch überlegen kann, das Geld für etwas anderes zu verwenden, wenn was schief gegangen ist. (Das hatten wir neulich.) Die Idee mit dem Extrakonto gefällt mir auch. Abgesehen davon, dass er diesen Monat sowieso gar kein Geld mehr hat, hatten wir es eh so gemacht, dass er das Geld für eine Woche auf einmal bekommt. Denn das finde ich wirklich zu krass, mir von ihm erzählen zu lassen, dass er soundso viel für Zigaretten ausgegeben hat, soviel für Kaugummis und so weiter. Ich hoffe nicht, dass eine Kontrolle bis in solche Bereiche nötig wäre, denn das kann ich auf keinen Fall. Bei der Vorstellung, dass er sich dann alles von mir "genehmigen lassen" müsste, fühle ich mich sicher noch schlechter als er.
Ich war schon sowieso nicht besonders glücklich damit, dass ich einen erwachsenen Mann in diesem Punkt auf einmal wie ein dummes kleines Kind behandeln soll. Komisch, denn ich hatte eigentlich gedacht, dass es mir gut gehen würde, wenn ich doch noch irgendwie helfen kann. Aber ein tolles Gefühl ist es nicht.

Ich versuche jetzt mal, mit ihm zusammen so einen Plan für den nächsten Monat aufzustellen. Und dann mal sehen, vielleicht ergibt sich ja auch von der Beratungsstelle aus noch eine bessere Lösung. Ich hoffe, so lange mache ich nicht zu viel falsch.

Vielen Dank für deine Mühe! Du hast mir wirklich sehr geholfen.
Lass es dir gutgehen, Christina

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Offline Claus

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Re: "Nimmst du meine ec- Karte?"
« Antwort #7 am: 22 April 2006, 12:35:03 »
Hallo Christina,
Nix für Ungut, aber ist Dir klar solange Du ihm "hilfst" hat er keine Chance an der Lösung "Seiner" Probleme zu wachsen.
Nein er wird munter weiter machen müssen, solange Du nicht aus dem Spiel austeigst!!!!!!!!!!!!!!!!
Habe selbst die bittere Erfahrung machen müssen mit Angehörigen und Freunden die mir helfen wollten, aber im Grunde
mir meine Probleme und Krisen gestohlen haben weil sie es nicht ertragen konnten meinem Elend zuzusehen!
Das Geheule ist alles nur schau von einem Spieler, kein Mensch kann einen anderen durchs Leben tragen
Gruss
Claus
gute 24 Stunden

"Wer kein Ziel hat,
dem stehen alle Wege offen!

Re: "Nimmst du meine ec- Karte?"
« Antwort #8 am: 22 April 2006, 13:34:02 »
Hallo Claus!

Dass niemand den anderen retten kann, ist mir klar. Und ich habe nicht den Eindruck, dass ich versuche, ihn vor seinen Problemen zu schützen. Ich weiß, dass bei vielen Spielern jemand vorübergehend die Gelddinge regelt, und das ist meiner Meinung nach einfach etwas anderes, als jemandem "seine Probleme und Krisen stehlen".

Christina

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Offline Claus

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Re: "Nimmst du meine ec- Karte?"
« Antwort #9 am: 22 April 2006, 14:42:13 »
Hallo Christina,
du hast deine Meinung ich habe eben meine Erfahrungen sammeln dürfen.
Du hattest hier um Rat gefragt und willst alles so machen wie du es für richtig hälst???

Der Spieler spielt eben ein Bißchen, der Angehörige hift ein Bißchen!
Dann bleibt eben alles beim Alten.
Gruss
Claus
gute 24 Stunden

"Wer kein Ziel hat,
dem stehen alle Wege offen!

Re: "Nimmst du meine ec- Karte?"
« Antwort #10 am: 22 April 2006, 19:42:09 »
Hallo Claus!

Nein, ich will nicht einfach "alles so machen, wie ich es für richtig halte". (Auch wenn um Rat fragen nicht bedeutet, dass dann jeder Ratschlag die schiere Weisheit enthält und angenommen werden muss.) Ich halte erstmal garnichts für richtig, sondern ich erkundige mich. Du bist der Erste, der mir sagt, es sei generell falsch, einem Spieler die finanziellen Dinge vorläufig abzunehmen. Wie du das schreibst, hört es sich an, als leihe ich ihm Geld zum Weiterzocken oder sonstwas. Und nach allem, was ich bisher erfahren habe, ist Geld verwalten einfach etwas anderes als so eine Art von "Hilfe", die in Wirklichkeit alles noch schlimmer macht.
Ich versuche, mich nicht vorschnell in irgendwelche "Rettungsaktionen" zu stürzen. Ich erkundige mich bei möglichst vielen Leuten, die sich auskennen könnten. Mittlerweile habe ich das Gefühl, Glücksspielsucht ist ein Hobby von mir. Was soll ich noch tun, um mich abzusichern, bevor ich etwas entscheide?! Wenn ich deiner Meinung nach zu einem falschen Ergebnis gekommen bin, höre ich mir das gerne an, aber ich fühle mich von der Art, in der du schreibst, deutlich angegriffen. Ich kann es gut vertragen, wenn mir jemand sagt, dass ich seiner Meinung nach einen Fehler mache, aber ich werde nicht gerne kurz mal runtergebügelt, ohne dass für mich großartiges Interesse an einem Gespräch erkennbar ist.

Wenn du willst, schreib mir doch mal, warum du im Gegensatz zu dem, was ich bisher gehört habe denkst, dass auch das Geldverwalten keine wirkliche Hilfe ist. Ich würde mich freuen.

Christina

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Offline Claus

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Re: "Nimmst du meine ec- Karte?"
« Antwort #11 am: 23 April 2006, 14:41:24 »
Hallo Christina,
es liegt mir fern zu behaupten was ich sage ist richtig und dich runterbügeln?! wollte ich ganz bestimmt nicht!
Ich schreibe Dir aus eigener  leidvoller Erfahrung einer fast 35-jährigen Spielsuchterfahrung und jetzt 21 jähriger Abstinenz
und Selbsthilfeerfahrung mit Spielern und deren Angehörige!
Bei mir war es am Anfang so, das ich über das Geld lückenlos Buch geführt habe und meine Frau das Geld verwaltetete und ich
ihr Bericht erstattete wann immer möglich d.h. ich hatte nur das Geld dabei für unmittelbar zu tätigende Audsgaben Fahrschei Essensgeld usw...

ABER NIEMALS hat sie meine Kontoverwaltung bei der Bank und sonstige Geldverwaltung- Rechnungen begleichen etc. Inzwischen habe ich auch
wieder eine EC-Karte, aber in Punkto Buch führen und mit meiner Frau über das Geld reden das ist Heute noch so.
Ich finde Geld ist die ernsteste Sache der Welt, da gibt s keine Spässe grade für mich als Spieler.
Habe selbst schon einige Male Spielern bei der Geldverwaltung geholfen, aber eben nur in Punkto Kontoverwaltung, Einteilung, Ausgaben- Einnnahmen Übersicht,
aber keine Banküberweisungen etc getätigt.
Ziel ist doch, das der betreffende das selbst machenmuss auf Dauer, in meinem Fall war es so, dass ich es wirklich erst lernen musste und da Hilfe brauchte, es gibt hiezu eine gute Schrift der Anonymen Spieler GA

# 113 Finanzielle Inventur (20 Fragen)

sowie die Schrift
"Was mache ich mit meinen Schulden?" siehe http://www.bmfsfj.de/Kategorien/Publikationen/Publikationen,did=3032.html

oder http://www.meine-schulden.de/

sowie https://www.meineschufa.de/index.php?site=1

Wenn Allerdings die betreffenden Katz- und Maus mit mir spielten und sich nicht an Vereinbarungen hielten, und ich nur ihre Faulheit unterstützte dann habe ich das Abgebrochen!!
Denn Laufen lernen, muß jeder Selbst.
Ich stimme Dir zu das es richtig ist auf "Gehhilfen" hinzuweisen und zu helfen, vorausgestzt derjenige kann das auch.
Lieben Gruss
Claus
gute 24 Stunden

"Wer kein Ziel hat,
dem stehen alle Wege offen!

Re: "Nimmst du meine ec- Karte?"
« Antwort #12 am: 24 April 2006, 15:53:16 »
Hallo, Christina!

Na, da gibt es ja einen richtigen Schlagabtausch hier im Forum. Soll man nun helfen – oder nicht? Ich versuche mal alle förderlichen Aspekte, die du genannt hast, zusammenzufassen:

1. Es handelt sich bei euch um keine Partnerschaft. Das ist für eine Geldverwaltung von Vorteil, weil gerade das Thema Geld eine unglaubliche Paardynamik auslösen kann.
2. Du informierst dich ausführlich und kannst die einzelnen Aspekte der Lage – soweit ich das aus dem Geschriebenen beurteilen kann – recht gut unterscheiden.
3. Dir ist klar, dass es sich bei deiner Unterstützung der finanziellen Dinge um eine vorüber gehende Hilfe handelt. Und: Unterstützung bei der Geldverwaltung ist dann sinnvoll, wenn parallel eine Beratung aufgesucht wird bzw. Therapie gemacht wird.
4. Du verleihst kein Geld.
5. Dir scheint an einem geordneten Rahmen zu liegen (Überblick gewinnen, Daueraufträge besprechen, zweites Konto als Guthabenkonto einrichten, usw.) und willst keinesfalls kontrollieren oder Rechenschaft für seine Ausgaben.
6. Dir ist klar, dass manche Hilfe eher kontraproduktiv ist und du stürzt dich daher nicht Hals über Kopf ins Helfen-wollen (das ist vielen Menschen eben gerade nicht klar!). Der Umgang mit Geld ist m.E. ein Bereich, bei dem eine kurzfristige Unterstützung durch Dritte durchaus möglich ist – im Gegensatz zu Themen wie Umgang mit Konflikten, Therapieeinsicht, Motivation, usw. usw.

Ja, was soll ich da noch sagen? Das klingt in meinen Ohren erst einmal ziemlich gut! Wenn die Aspekte zutreffen, die ich gerade aufgeführt habe, finde ich eine Unterstützung bei der Geldverwaltung durchaus sinnvoll.

Lieben Gruß,
Martin

Re: "Nimmst du meine ec- Karte?"
« Antwort #13 am: 24 April 2006, 23:33:05 »
Hallo Claus!

Es freut mich, dass du geschrieben hast! Ich glaube, ich verstehe jetzt ein Stück weit, was du meinst. Du hast sicher Recht, der "Übungs- Effekt" ist deutlich größer, wenn derjenige mehr alleine macht. Das mit den Überweisungen kam diesen Monat so zustande, dass Andi am Ersten sein ganzes Geld verzockt, dann seinen Chef angepumpt und das Geld in bar bekommen hat. Weil er nicht mit so viel Kohle in der Hand rumlaufen wollte, hat er das alles mir gegeben und, wo er schon mal dabei war, auch noch seine ec- Karte. Ich habe das Geld teilweise auf meinem Konto eingezahlt und für ihn Rechnungen überwiesen, teilweise habe ich es einfach aufgehoben.
Alleine könnte ich von seinem Konto aus ja eh nichts überweisen, weil ich keine Vollmacht habe. Das war eher so gedacht, dass wir Anfang des Monats zusammen die Überweisungen schreiben und dann wegbringen.

Mittlerweile ist alles sowieso nochmal anders, weil Andi gestern meinte, er wolle das doch lieber alleine versuchen. Gut, dass ich euch damit beschäftigt habe!  :(  Ich kann ihn halt richtig gut verstehen, das muss ein saublödes Gefühl sein; war es für mich ja auch.
Aber mir hilft das alles trotzdem auf jeden Fall weiter. Vielen Dank für die Links, da werde ich nachschauen!
Dumm ist nur, dass ich jetzt eigentlich nicht wirklich hilfreich war, und so ein bisschen geholfen hätte ich ihm ja schon gerne. Aber Geld verwalten, wenn keins da ist, und damit aufhören, bevor neues kommt ist nicht wirklich nützlich. :(

Was mich noch interessieren würde: Findest du, es wäre trotzdem eine gute Idee, wenn er Buch führt und das mit jemandem bespricht? Ich fand das mit dem Aufschreiben, was du erwähnt hast, nämlich gut. Ich hatte mir sowas schon mal überlegt, weil ich denke, er hat so gar kein Gefühl für Geld oder was auch immer. Wenn er zum Beispiel 25€ für die Woche hat, seine Freundin besuchen fährt und mir die ganze Zeit erzählt, wie traurig er ist, dass er den Kindern nichts zu Ostern mitbringen kann, lädt er trotzdem für 15€ sein Handy auf- und dann reicht das Geld echt nicht mal mehr für einen ganz kleinen Osterhasen. Oder er hat gerade seinen Chef angehauen und das Geld rettet ihn höchstens gaaanz knapp über den Monat, weil nach Bezahlen der Rechnungen noch nicht mal mehr 50€ übrig sein werden. Er weiß das, hat es selbst ausgerechnet, aber wenn er das Geld dann hat, geht er erst mal in die Tanke und kauft Zigaretten (eigentlich dreht er selbst, weil´s billiger ist) und ´ne neue Handykarte. Das leuchtet mir nicht so ganz ein. Ich dachte eben, aufschreiben wäre vielleicht gut, weil man dann mal sieht, wofür man eigentlich wie viel Geld ausgibt. (Immer, wenn ich das eine Zeit lang gemacht habe, habe ich mich ziemlich erschreckt. :))
Denkst du, ich sollte ihm das mal vorschlagen? Und findest du das Besprechen mit jemandem wichtig, oder bringt es genauso viel, wenn man das nur für sich macht?

Eins will ich noch kurz sagen: An dem, was du über dich geschrieben hast, ist mir so richtig krass aufgefallen, was das heißt wenn man sagt, dass die Sucht das ganze Leben lang bleibt. Gewusst habe ich das schon, aber ich habe das nie so klar vor mir gesehen: Du spielst schon seit 21 Jahren nicht mehr, und trotzdem beschäftigt dich das Thema immer noch! Das ist echt hart. - Außerdem natürlich: Respekt, das ist mal wirklich eine Leistung! Bald kannst du dein erstes Vierteljahrhundert ohne Spielen feiern! Wirklich klasse.

Ich wünsche dir jedenfalls einen ganz schönen Abend! Und danke sehr für deine Mühe!
Viele Grüße, Christina



Hallo Martin!

Dir auch vielen Dank; wie gesagt, auch wenn ich als Finanzminister abgesetzt bin, hilft mir das trotzdem weiter. (Sehr präzise formuliert und gegliedert übrigens! Das gibt noch den Zusatzpunkt für wissenschaftliches Arbeiten! :))
Mich würde auch interessieren, was du zu dem Ausgaben Aufschreiben meinst. Und ob du (oder jemand anderes) vielleicht eine Idee hat, ob ich auch als Nichtmehrgeldverwalter etwas Nützliches tun kann.

Also vielen Dank! Dir auch einen extra schönen Abend, viele Grüße, Christina

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Offline Ilona

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Re: "Nimmst du meine ec- Karte?"
« Antwort #14 am: 05 Mai 2006, 08:46:36 »
Hallo Christina,

dir und allen anderen Angehörigen möchte ich gern nochmal das Buch von Helmut Kolitzus: Ich befreie mich von einer Sucht (Kösel Verlag) ans Herz legen. Es geht zwar nicht speziell um Angehörige von Glücksspielern sondern generell um Angehörige von Suchtkranken, trifft aber dennoch genau zu.

viele Grüße, Ilona
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