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Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
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Aus und vorbei

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Aus und vorbei
« am: 06 September 2007, 21:41:47 »
Hm, ob das jetzt hier das richtige Forum ist, ich weiß es nicht.
Aber ich muß mir den Schmerz von der Seele schreiben.
Vor fast einem Jahr verliebte ich mich unsterblich.
Wir kamen auch zusammen und hatten einige schöne Wochen.
Bis mich der Teufel ritt und ich mit ihr in die Spielhalle ging.
Dort sah sie mich in Aktion. Anschließend war dan Feierabend. Sie beendete die Beziehung.
(Verständlich für mich) Doch ich liebe sie noch heute, mehr als ich je geliebt habe und ich komm nicht drüber weg.
Wir haben Kontakt und auch oft was miteinander unternommen. Es schien sich auch wieder von ihrer Seite Gefühl zu mir zu entwickeln.
Und jetzt? Jetzt rief sie mich vorhin an und verkündete überglücklich: ich habe eine Neue!
Aua, das tut weh. Mein Herz zerreißt fast und ich will mich nur wegmachen.
Mich nicht mehr spüren. Mich vor den Automaten setzen und alles um mich herum vergessen.
Doch stattdessen sitze ich hier und versuche, der armen Tastatur Gewalt anzutun.
Wann? Wann werde ich endlich diesen Suchtdruck nicht mehr haben.
polaris

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Offline andreasg

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Re: Aus und vorbei
« Antwort #1 am: 06 September 2007, 22:57:13 »
Hallo Polaris,
Du bist hier richtig, wirklich und wahrhaftig!
Die Spielstätte wäre jetzt genau der falsche Ort.

Nun kommen aber diese Vorwürfe, die Du in Deiner "Nassen Zeit" nicht zulassen konntest und jetzt - befreit vom Glücksspiel sind sie da.
Das Entzweien einer vergangenen Liebe, diese Entgültigkeit ist schlimm.
Als das Spiel lief, wußten wir doch gar nichts von den Menschen die Menschen lieben. Das zärtliche beieinandersein. Der Zusammenhalt, Hand in Hand, die vertraute Nacht.
Ist das schlimm für Dich, wenn ich das schreibe.
Wie viele Jahre nach Beginn meiner Spielabstinenz habe ich diesen Schmerz getragen - nicht in der Partnerschaft des Herzens zu Leben.
Später ging ich unter Menschen in eine SHG für Menschen mit Ängsten und Depressionen. Dort lernte ich eine Frau kennen. Verliebte mich unsterblich. Ich hielt diese Freundschaft bis sie auf der Entbindungsstation mit einer niedlichen Tochter lag. Nicht ich war der Vater, nicht der, von dem sie es dachte ... aber ich war es wirklich nicht!
Es war nur meine Sehnsucht. Ich mußte sie ziehen lassen weil sie ihren Hass auf den vermeintlichen Kindsvater nicht mehr steuern konnte.
Irgendwie beschämt, einen Menschen in Freundschaft loszulassen. Aber ich wußte: sie wird nicht meine Frau werden. Wenn ich noch daran glauben sollte wäre ich weiter und weiter enttäuscht worden und hätte Geschichten von den wildesten Kerlen anhören können. Und mein Gefühl beschränkt sich aber nicht nur auf das zuhören.
Damals als es mir deutlich wurde was in mir geschah, dieses nicht voll - wertig zu sein , nicht der voll - kommene Liebhaber zu sein hatte ich den Drang mich voll - laufen zu lassen. Natürlich in einer Spelunke im Rotlichtviertel. Dort bin ich ja vertraut - gewesen.
Polaris, das ist eine Fortsetzungsgeschichte, eine endlose Schleife. Später fand ich eine andere Frau; Heirat, Glück, Schmerz, Trennung, Freundschaft.
es tut immer noch weh, vor allem in der Nacht, wenn das Bett wartet.
Polasis, ich kann Dir sagen, daß ich Dir für das Teilen danke und bitte bedenke:
Ist Sie einen Rückfall wert. Bist Du Dir Deiner Treue zu Dir Wert?
Ich wünsche Dir jetzt eine ruhige spielfreie Nacht
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

Re: Aus und vorbei
« Antwort #2 am: 09 September 2007, 20:13:59 »
Wahre Worte andreasg.

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Marzipine

Re: Aus und vorbei
« Antwort #3 am: 10 September 2007, 11:28:16 »
Hallo Polaris,
sich an die Automaten setzen und alles drumherum vergessen, das Gefühl kenne ich nur zu gut. Leider werden dadurch die Probleme nicht gelöst oder verschwinden, nein alles wird schlimmer. Die Sucht (egal welche Sucht) sucht immer nach Ausreden um die Sucht ausleben zu können, Liebeskummer, Krankheit, Frust; ja Probleme sind immer da.
Polaris wenn man wirklich die Sucht besiegen will, sollte man fest daran arbeiten. Mein Spieldruck habe ich jetzt gut unter Kontrolle. Vor fast einem Jahr begann ich eine Therapie und habe meine Probleme ziemlich abgearbeitet. Jedenfalls kann ich jetzt spielfrei und ohne Spieldruck mein Leben sowie Probleme meistern. Es kommen immer wieder Einschnitte, wo ich denke, verdammt was passiert so alles mit mir. Wie kann ich dieses Problem nun hinbekommen. Es geht, glaub mir auch Liebeskummer bekommt man in den Griff, er schmerzt sehr aber das tut er auch nach dem Spielen. Nein nach dem Spielen wird alles noch viel schlimmer. Die Psyche, die Seele leiden dann noch mehr, man kommt sich klein vor. Also wenn ich einen Tiefpunkt habe, ist ja menschlich, laufe ich "anstatt spielen" laufen. Das ist gesund und macht den Kopf frei. Danach ein schönes Bad oder Dusche, bewirkt Wunder. Weil lesen oder Glotze schauen haben dann wenig Sinn. Ich habe einen Hund der mich begleitet beim Laufen. Was auch hilft, gehe unter Leute. Ich sitze oft im Cafe u. studiere meine Mitmenschen. Oft kommt auch ein nettes Gespräch mit fremden Leuten auf.
Ich wünsche Dir, dass Dein Schmerz schnell vergeht. Nun fängt der Herbst an und da ist die Natur besonders schön.
LG Marzipine

Re: Aus und vorbei
« Antwort #4 am: 11 September 2007, 22:20:35 »
Sorry ihr Lieben,
ich war sozusagen in die Automaten abgetaucht und deswegen keine Reaktion von mir.
Es fällt mir schwer zu schreiben, weil alles in meinem Kopf und meiner Seele ein durcheinander ist. Ich halte diesen Schmerz in mir kaum noch aus.
Ich habe versucht zu laufen, statt zu spielen, zu renovieren, statt zu spielen, zu lesen statt zu spielen, bekannte treffen, statt zu spielen, zu kulturveranstaltungen zu gehen, statt zu spielen..... Doch am Ende.... saß ich vor dem Automaten. So wie heute auch.
Hätte gern was anderes geschrieben, aber es ist leider die Wahrheit.
lg
polaris
 

Re: Aus und vorbei
« Antwort #5 am: 11 September 2007, 23:27:10 »
Hallo Polaris,

meinst Du nicht, dass auch ein wenig Ausdauer angebracht wäre.

Was würde einem Menschen gelingen, der etwas tut und sofort
eine Reaktion erwartet - die nicht eintritt.
Das nächste anfängt,
und das nächste anfängt,
und das nächste anfängt......immer wieder mit dem gleichen Ergebnis = nichts

Meinst Du nicht, das Du ein bißchen zu viel von zu wenig verlangst?


lg
Marlies

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Offline Jörn

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Re: Aus und vorbei
« Antwort #6 am: 11 September 2007, 23:55:30 »
Ich kann mich sehr gut erinnern. Ich war auch stolz wie Oskar, und ich hatte eine zeitlang vergessen gehabt, dass ich spielsüchtig war/bin, als ich meiner ersten Liebe gegenüber stand. Mir war alles egal gewesen. Ich konnte es eine zeitlang vergessen, verdrängen, und sogar verleugnen das ich ein Problem mit dem Spielen hätte.

Aber es kam der Tag X, wo sie einmal keine Zeit für mich hatte, und für mich dir Frage, was ich machen könnte ohne sie. Ganz einfach. Ich ging zocken. Ich hielt es nicht mehr aus. Mein Wertgefühl ging in den Keller. Ich fühlte mich versetzt... nur weil sie einmal keine Zeit für mich hatte. Ich wusste, dass sie sich mit ihren Ex traf um sich auszusprechen.

Ich ahnte schon, dass ich dann gar nichts mehr zu sagen hätte, und dass sie wieder mit ihm zusammen kommen würde.

Und so passierte es auch.

Nun ja, das war mal. Das zum Thema Verliebt sein und zocken.

((Ich hätte es einfacher schreiben können. Das z.B. eine Krankheit stärker sein kann als die Liebe, und alles nur auf Dauer gut gehen kann.))

@ Polaris

Spielsucht ist eine Krankheit. Bei den einen dauerst es länger oder kürzer um davon weg zu kommen. Es gibt weder eine Wundertablette oder ähnliches. Kapituliere einfach. Sage dir, das du den Kampf über das Spielen verloren hast. Lasse dir Adressen geben und gehe in die nächste Selbsthilfegruppe bzw. Suchtberatungsstelle. Es ist keine Schande eine Schwäche zuzugeben.
« Letzte Änderung: 11 September 2007, 23:57:53 von Jörn »
"Alte Türen werden sich schließen - neue Türen werden sich auftun - ich muss nur diese neue Türen nacheinander öffnen..."

 

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