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Ist er spielsüchtig?

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Ist er spielsüchtig?
« am: 10 September 2018, 13:41:06 »
Hallo zusammen,

ich bin ziemlich verzweifelt und würde gerne in Erfahrung bringen, ob mein nun seit 2 Wochen Ex-Partner spielsüchtig ist.

Mein Ex Partner hat am 4. April im Online Casino 1000 Euro gewonnen, wollte sich das Geld auszahlen lassen, musste sich hierfür mit seinem Personalausweis verifizieren und dies hat ein paar Tage gedauert. Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass er die 1000 Euro ziemlich schnell wieder verspielt hatte. Er sagte, er habe nicht viel eingesetzt, weshalb der Verlust in meinen Augen bis dahin nicht schlimm war.

Am 18. Juni kam er dann auf mich zu und erzählte mir, dass er die 1000 Euro wieder reinspielen wollte und hat online so viel verspielt, dass sein Konto 2000 Euro im Minus war. Er meinte, er weiß nicht wie das passieren konnte, er hatte sich selbst nicht unter Kontrolle und es habe alles mit dem Gewinn von 1000 Euro angefangen. Er hat dann seinen Bausparvertrag aufgelöst, auf dem 4000 Euro waren, um sein Konto auszugleichen. Ich habe den Fehler gemacht und ihm in der Zwischenzeit 2000 Euro überwiesen, da das Geld des Bausparvertrages erst 10 Tage später kam. Er beteuerte, dass es ihm eine Lehre war und das er das mit meinem Geld nicht macht. Ich habe ihm das geglaubt und dachte, dies sei ein Ausrutscher gewesen.

Naja, er hat mir dann die Hälfte meines Geldes 10 Tage später zurücküberwiesen, den Rest jedoch nicht. Am 25. Juli schrieb er mir eine total verzweifelte Nachricht, dass er ein Idiot ohne Selbstbeherrschung sei und sich selbst so sehr hasst, weil er mich mit seinem Verhalten nur noch enttäuscht. Es stellte sich heraus, dass er wieder gespielt hat und dass er mit seinem Konto 3000 Euro im Minus, seine Kreditkarte 1500 Euro und sein Paypal Konto mit 1200 Euro belastet waren. Er sagte, dass er sich nicht erklären kann, wie das passiert ist. Dass er gespielt hat, während des Spielens geheult hat und es dennoch nicht lassen konnte. Er hat phasenweise pro Zug 20 Euro eingesetzt und manchmal auch gespielt, während er an seiner Xbox gespielt hat. Hat es parallel einfach herunter laufen lassen. Er sagte, wenn er aufhören wollen würde, könnte er sofort aufhören. Ein gesunder Mensch hätte bei den Summen doch schon längst aufgehört oder? Am nächsten Tag sagte er mir, er hat wieder gespielt und er habe gewonnen. Ich war unfassbar enttäuscht, weil er nicht mal vor meinem Geld halt gemacht hat. Er hat es letztendlich seinen Eltern gebeichtet, die ebenfalls so enttäuscht und verletzt waren. Sie waren genauso hilflos wie ich und haben ihm dann seine Miete für den Monat bezahlt, für den Rest musste er ein Kredit aufnehmen. Ich hoffe einfach, dass ihm dieser Kredit die Augen geöffnet hat.

Ich hab Ihm Hilfe angeboten, ihm angeboten dass ich mit ihm zu einem Beratungstermin fahre usw., aber nichts wollte er. Letztendlich hat er sich nach 5 Jahren Beziehung vor 3 Wochen von mir getrennt, mit der Begründung, dass selbst momentan selbst hasst, sich einfach nur noch leer fühlt und für keinen mehr etwas empfindet, auch nicht mehr für mich. Plötzlich hat er an der gesamten Beziehung gezweifelt, an seinen Gefühlen zu mir, allgemein ob es nur noch Gewohnheit war bei uns, er hatte Angst, etwas verpasst und sich nicht ausgelebt zu haben usw., alles Themen die bisher nie relevant waren.  Ich glaube langsam, dass er auch depressiv ist. Er spielt jede Nacht zusätzlich 6-8 Stunden Xbox, hat Herzrasen, vernachlässigt Hobbys und hat mich gegen Ende auch fast komplett gemieden.
« Letzte Änderung: 10 September 2018, 13:50:00 von Shanice »

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Offline Olli

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Re: Ist er spielsüchtig?
« Antwort #1 am: 10 September 2018, 15:27:46 »
Hi Shanice!

Herzlich willkommen!

Du würdest hier nicht schreiben, wenn Du Dir nicht zumindest um ihn Sorgen machen würdest. Könnte es sein, dass Du ihn noch liebst?

Würdest Du gerne um ihn - gegen ihn - und mit ihm kämpfen und weisst nicht wie?

Speilsucht ist eine Krankheit. Natürlich hat er Dich und die Eltern enttäuscht. Er hat Versprechungen gemacht, diese nicht gehalten - er hat gelogen und Dich um Geld betrogen. Was, wenn ich Dir sage, dass dies alles zum Krankheitsbild gehören kann?
Dass hier vermeindlich kein böswilliger Vorsatz vorhanden gewesen ist?

Auch ich habe einmal Leute um Geld betrogen. Auch ich habe es verspielt. Auch ich habe mir den Bausparvertrag auszahlen lassen und verspielt.
Auch habe mir damals einen 10.000 DM Kredit genommen und verspielt.
Jedes Mal habe ich mir geschworen das Geld zurück zu zahlen - und dann habe ich mich komplett meiner Sucht hingegeben - bis alles weg war.
Auch ich habe mich danach verteufelt und so kann ich "wenigstens" sagen, dass sich solch ein Vorfall nicht widerholt hat.

Ich möchte das Verhalten Deines Freundes entschuldigen - ich möchte es bloß erklären.

Es hat noch viele Jahre bei mir gedauert, bis ich mit dem Spielen dann ganz aufgehört habe. Jedoch hatte ich in der Familie auch nicht wirklich Rückhalt.
Für meine Eltern gab es Spielsucht nicht. Meine Ältere Schwester hatte einen Spielsüchtigen als Freund und ist von ihm auch betrogen worden.

Meine jüngere Schwester hat einen Spielsüchtigen geheiratet. Sie ist glücklich mit ihm, weil er eingesehen hat spielsüchtig zu sein und fortan in eine SHG gegangen ist. Auch er ist wie ich spielfrei.

Dein Freund hat es noch nicht eingesehen. Er kann nicht aufhören, wie er beteuert - nicht in diesem Stadium.
Aber ihr könnt für ihn da sein. Ihr könnt ihm helfen durch Geldmanagement - ihr könnt ihm gut zu reden oder die Pistole auf die Brust setzen, damit er eine SHG besucht - am Besten, so wie es gerade klingt - eine Beratungsstelle, um dann in eine Therapie geführt zu werden.
Bezahlt auf keinen Fall irgend etwas für ihn! Damit unterstützt ihr ungewollt seine Sucht!

Ich glaube auch nicht, dass er erst durch den Gewinn vom Blitz getroffen worden ist. Da gibt es sicher eine Vorgeschichte, ähnlich der XBox, die bisher nur er kennt.

Der Haken an der Sache - er muss es wollen - von sich aus.

Du kannst ihm Hoffnung geben. Wenn Du hier ins Forum schaust, dann ist Chargeback bei unerlaubtem Glückspiel Thema Nummer 1.
Es wäre zu prüfen, ob die Illegalität gegeben ist. Wenn er die Finanzen abgegeben hat, kann man dann schauen, was zu machen ist.
Behält er die Finanzgewalt, rate ich dringend von dem Thema ab.

Nun hat sich Dein Freund ja nicht hier angemeldet, sondern Du. Wie gehst Du mit der Situation um?

 
« Letzte Änderung: 10 September 2018, 15:30:21 von Olli »
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Ist er spielsüchtig?
« Antwort #2 am: 10 September 2018, 16:08:15 »
Hey,

danke für die schnelle Antwort. Ja ich liebe ihn nach wie vor und ich hätte auch nicht damit gerechnet, dass er sich von mir trennt. Eigentlich sollte er doch froh sein, dass er eine Freundin hat die ihn unterstützt und ihm helfen will, stattdessen schiebt er die Person, die in der gesamten Zeit am meisten für ihn da war einfach von sich. Seine Freunde wissen nichts davon und zu ihnen ist er normal, das ist wirklich sehr sehr verletzend. Deshalb frage ich mich die ganze Zeit, ob die Trennung etwas mit mir zu tun hat. Können Spielprobleme einen Menschen so kaputt machen, dass man Personen die man liebt vernachlässigt?

Würdest du sagen, dass er krank ist? Ich weiß nämlich überhaupt nicht, wo Spielsucht anfängt bzw. ab wann man das Spielverhalten als nicht mehr gesund betrachten kann? Er hat zwischen 10.000 und 15.000 Euro in paar Monaten verspielt und das sehe ich als Außenstehende als problematisch, er hat es jedoch immer verharmlost.

Er hat den Kredit vor 2 Wochen erhalten und mir dann das Geld direkt zurücküberwiesen, Schulden hat er somit keine mehr bei mir, aber bei der Bank. Ich habe halt ständig die Hoffnung, dass er durch den Bankkredit endlich aufgewacht ist und sieht, dass er jetzt über Jahre für etwas Geld zahlen muss, ohne eine wirkliche Gegenleistung zu haben. Ich habe nun kein regelmäßigen Kontakt mehr zu ihm, also weiß ich nicht, ob er weiterhin spielt, ich mache mir einfach sorgen, weil wie du sagst denke ich, er hat sein Problem noch nicht erkannt bzw. vllt erkannt will sich aber nicht helfen lassen.

Für mich ist die Situation leider sehr schwierig, ich würde ihm so gerne helfen, weiß aber, dass ich ihn nicht retten kann. Dadurch, dass er sich getrennt hat ist es nun eigentlich nicht mehr mein Thema, aber wir waren eben 5 Jahre zusammen und ich bin der Meinung, wäre es nicht zu dieser Eskalation gekommen, wären wir heute auch noch zusammen. Ich hatte kurz Kontakt zu ihm letzte Woche und er meinte, dass es ihm seit der Trennung besser gehen würde und er nicht mehr spielt, ob ich das glauben soll weiß ich nicht. Das Problem hat sich bestimmt nicht in Luft aufgelöst.

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Offline Olli

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Re: Ist er spielsüchtig?
« Antwort #3 am: 10 September 2018, 17:01:24 »
Hi!

Tja ... eine heile Welt ist schnell vorgegaukelt, vor Allem, wenn man selbst daran glaubt.

Nun, ich weiss nicht, ob wirklich die Ursachen für die Trennung in Eurer Beziehung zu suchen sind.
Nach Deinen Ausführungen klang es eher nach Flucht.
Das wäre auch gar nicht mal so untypisch in solch einer Situation.

Zitat
Können Spielprobleme einen Menschen so kaputt machen, dass man Personen die man liebt vernachlässigt?

Aber ja ... sicher ...
Die Prioritäten verändern sich in der Sucht. Irgendwann steht die Suchtausübung ganz oben.
D.h. aber nicht, dass die Liebe weg ist - sie ist dem Leben rund um das Spielen dann untergeordnet.

Ich muss leider erst mal weg ... sorry ...
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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Re: Ist er spielsüchtig?
« Antwort #4 am: 10 September 2018, 17:15:56 »
Das mit der Flucht könnte wirklich so sein, aber das weiß leider keiner, außer er selbst. Ich muss dazu sagen, dass wir eine Fernbeziehung geführt haben, ich habe dann im Juli eine Zusage für einen Job in seiner Stadt erhalten und wir wollten zusammenziehen. Naja, je näher das zusammenziehen kam bzw. je konkreter die Wohnungssuche wurde, desto weiter hat er sich von mir entfernt. Anfangs hat er noch mit gesucht und irgendwann hat er sich dann nicht mehr beteiligt, als wir uns dann auf eine Wohnung beworben haben teilte er mir mit, dass er keine Lust auf das zusammenziehen hat, dass er denkt er würde dann eingeengt werden und seinen Freiraum verlieren. Habe das alles nicht verstanden, weil welchen Freiraum? Sein Freiraum besteht seit Wochen nur aus Xbox spielen und sich weiter in Probleme rein reiten, er unternimmt schließlich nichts mehr.
Ich hatte ihn gefragt, ob es wegen dem Geld ist, er meinte dann aber immer, dass es nicht am Geld liegen würde, er hat einfach "kein bock". Das ich in seine Stadt ziehe war jedoch schon seit 2 Jahren ein Thema, das hat mich zusätzlich auch noch verletzt und hat ihn laut ihm unter Druck gesetzt. Teilweise sagte er auch, dass der Druck einer gemeinsamen Wohnung der Grund gewesen sei, weshalb er sich ins spielen geflüchtet hat, aber das hat er ja schon bevor ich meine Jobzusage Anfang Juli hatte.

Seine Freunde erzählten mir Gestern auch, dass er mit ihnen momentan auch nichts unternimmt und sich komplett abkapselt. Früher war er auch 4 mal die Woche im Fitnessstudio, geht aber auch hier seit ungefähr 3 Monaten nicht mehr hin. Ich dachte nach der Trennung schaut er wieder mehr nach sich und seinem Selbstbewusstsein, aber das ist wohl nicht so.

Ich weiß einfach wirklich nicht, ob und wie ich ihm helfen kann. Ob er tiefer drin steckt als er sich vielleicht selbst eingestehen möchte oder aber ob er von heute auf morgen mit dem Spielen einfach aufhören kann.

« Letzte Änderung: 10 September 2018, 17:22:18 von Shanice »

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Offline TAL

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Re: Ist er spielsüchtig?
« Antwort #5 am: 11 September 2018, 19:10:17 »
Hallo Shanice,

was hierbei eine sehr große Rolle spielt ist das eigene Schamgefühl, so war es für mich jedenfalls. Hab mich abgekapselt, obwohl ich wußte, es verletzt meinen Partner, aber das hielt mich nie davon ab, es trotzdem immer wieder zu tun. Das eigene Handeln generiert eine ganze Menge Selbstverachtung, die einen denken läßt, der andere wäre ohne einen besser dran.

Das Problem hat sich sicher nicht in Luft aufgelöst, da hast du völlig recht. Er ist an einem Punkt angelangt, an dem er, entgegen seiner eigenen Aussage (die er im Übrigen wahrscheinlich sogar tatsächlich selber glaubt), nicht mehr so einfach aufhören kann, und unangehmen Fragen geht man lieber aus dem Weg. Wer gibt schon gerne zu, sich selbst nicht 'im Griff zu haben'?

Freiraum... ja. Die Sucht steht im Vordergrund, penetrant und kompromißlos. Er hat 'kalte Füße' bekommen, weil ihm klarwurde, daß er, wenn ihr zusammenwohnt, nicht mehr uneingeschränkt spielen könnte, wann immer er möchte.
Die Schuld bei anderen zu suchen und bloß nicht zuzugeben, daß etwas bei einem selbst gehörig schiefläuft ist auch so eine Sache... Selbstmitleid kann da epische Formen annehmen.

Außer ihm zu sagen, daß du weiterhin für ihn da sein wirst (nur nicht finanziell), sofern er das möchte, kannst du da leider nicht viel machen solange er sich nicht eingesteht, daß er ein Problem hat, das er nicht kontrollieren kann, und das nicht von selbst wieder verschwinden wird.

Das ist natürlich nur meine persönliche Ansicht. Sorry, daß ich mich nicht so gut ausdrücken kann wie Olli. Für mich ist das Ganze hier recht neu.

*

NW

Re: Ist er spielsüchtig?
« Antwort #6 am: 11 September 2018, 19:24:13 »
Zitat
Er hat 'kalte Füße' bekommen, weil ihm klarwurde, daß er, wenn ihr zusammenwohnt, nicht mehr uneingeschränkt spielen könnte, wann immer er möchte.


Ich vermute das auch, wissen kann man das natürlich nicht und es tut sicher extrem weh darüber nachzudenken.

Denke nicht dass man sagt man hasst sich wenn man mal 1000€ verzockt und dann nochma zweitausend wenn man vorher nie gezockt hat, dann zieht man eher ne lehre daraus und lernt daraus, gerade am Anfang.

Hab auch noch nie gehört das jemand der noch nie gezockt hat gleich soviel gleich beim, ich sag ma ,,ausprobieren" verzockt hat. Ausschließen will ich das allerdings heute bei dem online mist aber auch nicht, spielothek hattet ich gesagt niemals...

Denke auch dass er schon länger spielt, vielleicht sogar die kompletten 5 jahre beziehung schon, vielleicht aber auch erst drei, keine Ahnung, weiß man nich..

Aber es macht ansonsten so viel hier keinen Sinn, wenn mans so sieht wird auf einmal überall nen Schuh draus.

Als spielsüchtiger bist du ein meister des verschleierns, da merkt erstma jahre oder sogar Jahrzehnte nichma derjenige partner was mit dem man zusammen lebt, bei einer fernbeziehung niemals..

Jetzt ziehst du zu ihm, er freut sich erst, schwört sich aufzuhören, schafft es aber nicht und bekommt panik dass das komplette Kartenhaus der letzten jahre einstürzt und alles raus kommt.

Nur dann macht es mmn sinn das er sich dann sofort trennt und auch das er sagt er hasst sich selbst und alles andere..

Hab hin und her überlegt, mmn macht nur das so richtig sinn.. :( :(

Was denken die anderen diesbezüglich ?

*

NW

Re: Ist er spielsüchtig?
« Antwort #7 am: 11 September 2018, 19:27:07 »
Auch miz dem xbox zocken und die kohle parallel dazu ablaufen zu lassen weist für mich schon auf ne hardcore sucht hin und auf jd fall langfristiges zocken, sowas macht kein anfänger, niemals..

Re: Ist er spielsüchtig?
« Antwort #8 am: 11 September 2018, 21:06:07 »
@ NW

sehe ich genauso ist plausibel.

Ich hätte in meiner aktiven Zeit vielleicht genauso gehandelt, ist der einfachste Weg.
Sowas macht kein Gelegenheitsspieler oder Anfänger.

Re: Ist er spielsüchtig?
« Antwort #9 am: 11 September 2018, 21:09:18 »
Dafür sind die Summen auch viel so hoch.
Jeder fängt ja mal klein an und steigert sich im laufe seiner Sucht weil Geld Ansicht gar keine Bedeutung/Wert mehr hat.
Es dient nur dazu seine Sucht zu befriedigen.

Auch wenn er hoch eingestiegen wäre hätte es mit dem Ausgleich seiner Freundin zu ende sein sollen.
Aber er hat einfach weiter gemacht......

*

Offline TAL

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Re: Ist er spielsüchtig?
« Antwort #10 am: 12 September 2018, 08:17:05 »
Ich bin eigentlich von vorneherein davon ausgegangen, daß er da schon etwas länger dabei ist. Es klingt zumindest danach.
Wirklich beurteilen kann ich es nicht, halte es aber auch für sehr wahrscheinlich, daß das schon länger so geht, und selbst wenn nicht, ist er definitiv über den Punkt hinaus, wo er 'einfach so aufhören' kann.

Re: Ist er spielsüchtig?
« Antwort #11 am: 12 September 2018, 14:42:25 »
Erst einmal vielen vielen Dank für die zahlreichen Antworten, damit habe ich wirklich nicht gerechnet.

@TAL:
Er hat sich immer & immer weiter zurückgezogen und geschrieben hatten wir meistens dann auch nur noch, weil ich mich bei ihm gemeldet habe. Er hat auch als er sich getrennt hat gesagt, dass er mir nicht das geben kann, was ich verdiene und er Angst hat, dass er schon tiefer drin steckt als er denkt und mich damit ebenfalls herunterzieht. Aber für mich waren das eher Ausreden dafür, dass er mich vielleicht nicht mehr ausreichend liebt und es für eine gemeinsame Wohnung nicht reicht.
Ich hatte auch das Gefühl, dass er mich und auch irgendwann seine Eltern auf Abstand gehalten hat, weil wir als einzige davon wussten und jeder Kontakt zu uns hat zu unangenehmen Fragen geführt, einfach weil wir uns Sorgen gemacht haben. Bei Kontakt zu mir war er mit dem Thema konfrontiert.
Ich weiß, dass er manchmal online Casino gespielt hat, wenn er mit seinem Freund mal in einer Bar war, aber er sagte immer es waren 10-20 Euro und oft habe ich das auch nicht mitbekommen, deshalb bin ich nie davon ausgegangen, dass er es regelmäßig tun würde, das weiß ich leider auch nicht.

 @NW: Für mich selbst ist das unvorstellbar, dass man seinem Partner über Jahre geheim halten kann, dass man Geld verspielt, aber es würde schon Sinn machen, denn ich hatte das Gefühl dass er sein Einkommen, dass er seit 2 Jahren verdient immer vollständig ausgibt, hatte aber nicht jeden Monat große Anschaffungen, die das rechtfertigen könnten. Seine Freunde haben auch schon oft gesagt, dass er mit Geld noch nie wirklich umgehen konnte. Das er nicht zusammenziehen wollte plötzlich und so ein Drama aus einem einfachen positiven Thema gemacht hat habe ich ehrlich gesagt immer auf mich bezogen und mir gedacht, dass er vielleicht durch das Thema zusammenziehen festgestellt hat, dass seine Gefühle hierfür nicht reichen oder aber ich nicht die richtige bin. Auf der anderen Seite bin ich mir sicher, wäre das Wohnungsthema nicht aufgekommen, dann hätte er sich auch nicht getrennt.

@Gobo2018: Bist du der Meinung, dass eine Sucht so stark sein kann, dass man Beziehungen zu geliebten Personen selbst aufgibt? Ich habe bereits viel gelesen und hatte immer das Gefühl, dass die Partnerin des Süchtigen irgendwann die Reißleine zieht, aber nie, dass der Süchtige sich von einer liebenden Personen trennt. Damit gibt er ja etwas auf, dass ihm vielleicht noch den letzten Halt gibt. Ich glaube er ist der festen Überzeugung, dass er durch die Trennung wieder mehr Freiraum hat und jetzt plötzlich aufhören kann zu spielen. Aber da wäre ja eine Wunderheilung!

Re: Ist er spielsüchtig?
« Antwort #12 am: 12 September 2018, 18:52:27 »
Nein das glaubt er eben nicht.
Es geht nicht darum mit dem spielen aufzuhören und es ist auch nicht so das er dich nicht liebt.

Es ist ein wenig komplexer da es keine Stoffgebunde Sucht ist.
Er ist ja nicht blöd oder dumm … er arbeitet usw...
Er weiß auch das er ein Problem hat.
Er baut sich ein riesiges Lügengerüst auf.
Und dann ist es  einfach der einfachste Weg um so weiter machen zu können wie er es jetzt macht.

Wenn er das nicht macht muss er reinen Tisch machen und die Sache beichten und sein Leben ändern sonst würdest du Ihn irgendwann verlassen.
Außerdem kommen Schuldgefühle dazu.
"wie blöd bin ich denn ??"
"so eine Frau habe ich nicht verdient"
"mit mir wirst du nur unglücklich"
"ich kann dir nichts bieten"

Im Endeffekt schütz er dich vor sich (Hört sich blöd an ist aber so)


Ich habe ca. 20 Jahre gespielt und bin jetzt 43 Jahre alt.
Nicht durchgehend und mit Phasen aber das tut nichts zur Sache.

Meine damalige Freundin hat auch gespielt da war es dann kein Problem.
Die danach kamen waren alle nicht so lang das ich mich hätte erklären müssen.

Aber meine Frau mit der ich jetzt 10 Jahre verheiratet bin wusste bis zum Schluss nichts von meiner Sucht.
Sie hat zwar geahnt das da was sein muss aber mich nie "erwischt".
Hier waren einige Situationen in den Jahren in dem wir erhebliche Geldprobleme hatten (haben auch mittlerweile 2 Kinder).

Hatte dann irgendwann versucht ohne Hilfe aufzuhören was aber kläglich gescheitert ist.
Hatte aber zu dem Zeitpunkt gar keine Lust mehr auf das spielen.

Aber das Hamsterrand musste sich weiter drehen.

Als Spieler musst du ständig dein Lügengerüst aufrecht erhalten was schon ein wenig Geschick erfordert.
Das Lügengerüst umfasst dein ganzen Leben und dein komplettes Umfeld.
Arbeit / Familie / Verwandte / Freunde / Banken usw...
Du musst ständig Geld besorgen.
Geld hat gar keinen Wert mehr für dich.
Du empfindest keine Freude mehr.
Du ganz nicht mehr schlafen und noch vieles mehr....

Wenn man dann plötzlich aufhört bricht im gleichem Moment das Kartenhaus zusammen.

Ich bin im Juni 2016 zu meiner Frau gegangen und habe reinen Tisch gemacht.
Ich habe ihr alles erzählt und bin dann zu einer ambulante Suchtherapie gegangen.
Die Therapie ging 18 Monate zwei mal in der Woche.

Damit ist man aber auch gezwungen mit dem spielen aufzuhören und sein komplettes Leben zu verändern.
Eine Garantie das man spielfrei bleibt gibt es nicht

Das ist aber nur ein Baustein.
Spieler sind in der Regel auch hoch verschuldet oder haben zur Geldbeschaffung Straftaten begangen.
Diese Baustelle muss auch geregelt werden.

Das ist nur ein kleiner Auszug aus dem Leben eines Spielers.

Was ich dir damit verdeutlichen will ist das du die Dimensionen der Spielsucht noch nicht im Ansatz verstanden hast.(Ist nicht böse gemeint)
Das gleiche gilt für die Eltern von deinem Freund.

Ob das allerdings auf deinen Freund zutrifft kann ich nicht beurteilen.
Meine persönliche Meinung ist aber das es so sein wird.

Ps.: Ich bin mit meiner Frau noch zusammen und wir stehen die Geschichte auch zusammen durch.
       In guten wie in schlechten Zeiten.





 

 



Re: Ist er spielsüchtig?
« Antwort #13 am: 12 September 2018, 19:33:51 »
Es wäre aber auch irgendwie komisch wenn er sagt, dass die Beziehung nur noch Gewohnheit ist, er nicht mehr so viel empfindet und nicht zusammenziehen möchte und dann sagt, dass er Angst hat eingeengt zu werden, seinen Freiraum zu verlieren und Angst hat etwas zu verpassen (wir beide sind 25 Jahre alt), wenn man eigentlich anders empfindet und das alles gar nicht so meint. Da muss doch irgendwo Wahrheit dabei sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man so etwas erfindet, nur um nicht aufzufliegen, zumal er mir ja reinen Wein eingeschenkt hat mit dem Spielen. Er hat ja gesagt, dass er 2 mal sehr viel verspielt hat, seinen Bausparvertrag auflösen musste und jetzt auch noch einen Kredit aufnehmen muss. Aber vielleicht ist es auch so, dass die ganzen Probleme und Gedanken die Gefühle zu einem Menschen überschütten und man wirklich glaubt, die Liebe ist weg.

Aber das was du sagst klingt plausibel, er hatte am Ende des Monats meistens auch nie Geld, obwohl er in meinen Augen keine Ausgaben hatte, die das rechtfertigen würden. Ich hab mir immer gedacht, dass es komisch ist, es aber auch irgendwie nie hinterfragt. Ist ja schließlich sein Geld und an das Spielen hab ich zu der Zeit niemals gedacht. Wer weiß, ob sein Geld immer dort reingeflossen ist, möglich wäre es aber.

Schlafen konnte er wirklich auch nicht mehr, hat eine Engegefühl in der Brust und auch Schmerzen, obwohl er körperlich in Ordnung war.

Nein, wir haben das Ausmaß der Sucht wirklich noch nicht verstanden, ich muss auch ehrlich sagen, dass ich mich sehr schwer tu, mich da reinzudenken. Es hört sich alles sehr plausibel an, aber dann erwische ich mich selbst immer wieder, wenn ich denke "ja die Symptome und die Geschichte passen komplett zu einer Sucht, aber vielleicht hatte er wirklich nur eine schlechte Phase und nun lässt er es, weil er aus der Aufnahme des Kredites gelernt hat", aber so ist wahrscheinlich wirklich nicht. Mein Geld hat er schließlich auch ohne mit der Wimper zu zucken verspielt.




« Letzte Änderung: 12 September 2018, 19:53:38 von Shanice »

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Offline Olli

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Re: Ist er spielsüchtig?
« Antwort #14 am: 12 September 2018, 20:28:30 »
Hi Shanice!

Ich möchte Gobo gerne ergänzen und denke, es ist auch in seinem Sinne.

Du wirst Deinen Freund niemals ganz verstehen. Das geht nicht.
Wie auch ... er kennt sich ja selber nicht.
Bisher hast Du nur nur seine "Realität" erlebt, die er sich rational - und doch irrational nach außen - zurechtgelegt hat.
Auch hier bekommst Du nur ein paar Einblicke, wie es sein könnte - aber eben nicht zwangsläufig sein muss.

Die Grundzüge für Dich selbst zu verstehen, wird Dir lediglich helfen die Verletzungen aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.
Sie helfen Dir seine Aussagen in ein anderes Licht zu rücken.
Vielleicht wirst Du ihm einmal sogar verzeihen.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
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