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Beziehung zu einem Spieler

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Offline Ute

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Beziehung zu einem Spieler
« am: 10 Mai 2007, 20:23:21 »
Hallo ihr,
habe gerade beschlossen,mich hier wieder anzumelden,da mein Mann gerade in stat. Therapie ist und ich nicht weiter weiß.
Möchte mich aber kurz vorstellen:ich bin 37 und seit 18 jahren mit meinem Mann zusammen,der von Anfang an gespielt hat.Wir haben zwei Kinder und ein Haus,das volle Familienprogramm also.
Im Moment befindet er sich das vierte mal in stat. Therapie.Wir haben ein paar mal telefoniert seither und es ist jedesmal negativ für mich.Er erzählt fast nichts,wie s ihm geht oder was gerade so in ihm abläuft,stattdessen zweifelt er an unserer Beziehung und überhaupt an allem.Ich verstehe es im Grunde,daß er sich neu finden muß,aber heute mittag hat er zu mir gesagt,er hätte hier(also in der Klinik) bei Leuten Gefühle gefunden oder empfunden,die er mit mir noch nicht erlebt hat.Das tut mir so weh,ich war immer für ihn da und habe lange die Hoffnung nicht aufgegeben,daß er es schafft spielfrei zu bleiben.
Wir arbeiten beide schon lange an uns selbst .
Ich weiß,dass ich co-abhängig bin ,gehe zur Therapeutin und in eine Angehörigengruppe und wir haben seit kurzem auch Paargespräche.
Jetzt steh ich da und guck dumm ???,so läßt sich das wohl am besten beschreiben,was gerade in mir abgeht.Ich bin irgenwie total traurig und auch wütend.Das können wohl nur Angehörige verstehen.
Jetzt muß ich aufhören,ich schreib bald mehr,über Antworten von anderen Frauen würde ich mich freuen.
Bis dann,eure Ute
 

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Offline Jörn

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Re: Beziehung zu einem Spieler
« Antwort #1 am: 17 Mai 2007, 19:13:24 »
1. Zum ersten ... es gibt keine Hoffnungslosen Fälle, zum Thema Stillstand und Trocken werden - zumindest mir nicht bekannt

2. Vielleicht muß er selbst so einige Sachen verarbeiten - bevor er mit dir darüber spricht.

3. Sind wir Spieler immer für unsere Unterkültheit bekannt und zeigen ungern Gefühle (muß er wahrscheinlich auch noch lernen)

4. Das es keine hundert Prozentige Garantie auf Lebenszeit gibt, das er spielfrei bleibt.

5. Versuche das Gespräch trotzdem zu ihm zu suchen, was eure Beziehung betrifft. Spätestens wenn er zurück ist.

Leider mangelst es immer wieder, das Angehörige kein Verständnis dafür aufbringen können, was die Spielsucht betrifft. Teilweise ist das so, das Angehörige immwe  den selben Fehler machen und immer wieder mit alten Kamellen den Suchtkranken zu konfrontieren. Spielsucht ist eine Krankheit !!! Wenn es dieser es nicht schafft z.B. mit Konfliktsituationen sich auseinander zu setzen, wird dieser kurz über lang immer wieder in seiner alten Scheere zurück verfallen. Das könnten ebenso auch andere Auslöser sein. Als Angehörige muss du viel Geduld haben, und wenn du ihn liebst, wird das kein Problem sein. Ebenso würde ich es verstehen, wenn du letzte Konsequenz für dich entscheidest.... "denn wer ist gerne mit einen unheilbaren kranken Menschen zusammen ?"  - In diesen Sinne... Bleibt in der Gegenwart
"Alte Türen werden sich schließen - neue Türen werden sich auftun - ich muss nur diese neue Türen nacheinander öffnen..."

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Offline Ute

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Re: Beziehung zu einem Spieler
« Antwort #2 am: 25 Mai 2007, 08:19:14 »
Hallo Jörn,
danke für deine Antwort.Bei mir hat sich inzwischen einiges getan.Im Moment gehts mir gut, mit der Hoffnung,daß wir zusammen bleiben und weiter an uns arbeiten können.
Ich war letztes Wochenende bei meinem Mann zu Besuch und es war total schön.Wir haben uns respektvoll behandelt und uns so sein lassen wie wir gerade sind.Trotzdem haben wir das Zusammensein genossen.
Das ist der Weg,so kann ich mir unsere Beziehung vorstellen.Wenn jeder bei sich selbst bleibt,dh sich um seine Dinge kümmert,den  anderen "sein läßt" und Gefühle ,aber auch Grenzen zeigt.
Das mit den "alten Kamellen",wie du schreibst ist ein schwieriges Thema.Auch ich brings immer wieder auf den Tisch.Das liegt daran,dass ich jahrelang dachte:ich bin da für ihn-wir haben zwei wunderbare Kinder,warum kann er nicht aufhören zu spielen?Ich  dachte ich hab ihm alles gegeben was er braucht,also bin ich nicht gut genug,damit er es aufhört!Das fing beim ersten Kind an,ich ging davon aus,dass er es dann nicht mehr nötig hat zu spielen.
Es ging uns wegen der Zockerei oft so sch.....,die Details brauch ich glaub nicht erzählen,die kennt wahrscheinlich jeder Spieler.
Ich hab gekämpft und getan,aber er hats immer wieder getan.Ich fühlte mich jedesmal weniger wert.
Am Schlimmsten für mich war die Lügerei und das Verschweigen.Und das nächtliche Warten,das Herzrasen dabei,die Panik.....
Ich habe immer und immer wieder verziehen,alles auf Neustart gesetzt und wurde immer wieder enttäuscht.
Aus heutiger Sicht weiß ich natürlich vieles besser,trotzdem tuts immer noch verdammt weh.Ich werfe mir selbst vor,dass ich das alles  so lange mitgemacht habe.
Ich sehe inzwischen das Licht am Ende des Tunnels und suche einen Weg das zu verarbeiten.
Mein Mann hat versucht vieles wieder gutzumachen,so hat er mir zB den Traum vom eigenen Laden verwirklicht.Ich möchte wirklich versuchen,die Vergangenheit loszulassen.
Es gehört aber mehr dazu als nur zu lieben.Wir müssen beide an uns selbst arbeiten das ist das Wichtigste und ich glaube das haben wir endlich beide begriffen.
Liebe Grüße,Ute

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Offline Jörn

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Re: Beziehung zu einem Spieler
« Antwort #3 am: 27 Mai 2007, 01:21:02 »
Klar gehört mehr dazu, als nur jemanden zu lieben. Es ist schön, dass du doch noch Hoffnung hast, dass alles gut wird. Des weiteren ist es immer schwierig passend ein Rat/Tip zu geben, was man als Co-Abhängige machen kann.

Ich als Betroffener weiß ja wie weit mich die Spielsucht getrieben hatte, und meine Ex Verlobte hatte damals alles richtig gemacht. Schließlich war ich damals auch nicht bereit was an meiner Situation zu ändern.

Was ich damit sagen möchte, dass beide Möglichkeiten richtig sein können.

Ich weiß ja nicht wie akut du als Co-Abhängige gelitten hast, aber es gibt auch für dich Möglichkeit in Form einer Therapie, dass alles aufzuarbeiten.

Alles braucht Zeit, dass alles wieder ins rechte Licht gerückt wird, dass du dein Mann wieder vertrauen kannst. Ihm blieb ja nichts anderes übrig, als dich anzulügen, weil er sein Kontrollverlust schwer eingestehen konnte.

Einige scheitern nur dran, (vermutlich) weil sie nicht als Betroffene die Spielsucht als Krankheit akzeptieren, und deswegen immer wieder rückfällig werden.

Das Spiel beherrscht mich, aber ich nicht das Spielen. Alles Gute Euch beiden. 
"Alte Türen werden sich schließen - neue Türen werden sich auftun - ich muss nur diese neue Türen nacheinander öffnen..."

Re: Beziehung zu einem Spieler
« Antwort #4 am: 01 Juni 2007, 22:25:58 »
Hallo ute !
finde du suchst den fehler zu oft bei dir.Wieso mußt du an dir arbeiten usw.??? bin in der gleichen lage wie du. ich finde,ich habe alles getan,jetzt ist er an der reihe.und wenn nicht gibt es auch ein leben ohne ihn-obwohl ich ihn über alles liebe.wieso hast du das nur soooo lange alles mitgemacht? deinen schmerz,diese wut und diese unendliche hoffnungslosigkeit kann ich verstehen und kenne ich nur zu gut.ich glaube alles-und wirklich alles-was wir brauchen,ist geduld.warten,warten...das er irgendwann mal redet,sich uns gegenüber öffnet. und mit ein wenig glück werden wir dann feststellen,das sich das geduldige warten gelohnt hat.ich wünsch es uns beiden sehr. bleib tapfer!
lg claudi

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Offline Ute

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Re: Beziehung zu einem Spieler
« Antwort #5 am: 02 Juni 2007, 16:18:20 »
Liebe Claudi,

ich muß an mir arbeiten,weil ich co-abhängig bin.Ich muß an mir arbeiten,für mich -egal ob ich mit meinem Mann zusammenbleibe oder nicht.
Wenn man co-abhängig ist,zieht man die Liebe und Bestätigung,die man braucht aus anderen Menschen.Das gilt nicht nur für die Partnerschaft.Man möchte das Leben des anderen zum Guten wenden.Und das ist nicht zu schaffen,doch man kämpft immer verzweifelter.
Ich hatte immer die Hoffnung er hört auf,das hat mich gehalten-zum einen.Zum anderen sicher auch die Angst alleine zu sein,die Hoffnung aufzugeben mit ihm "normal" zusammenzuleben.Wir haben viel zusammen aufgebaut und zwei Kinder.
Mein Mann hat seine Sucht eingesehen und immer etwas dagegen getan(ambulante Therapie+4 stationäre,dazu immer Kontakt zu Beratungsstellen),auch das hat mich gehalten-was kann man mehr verlangen?
Wenn er nichts getan hätte,sähe es anders aus.
Claudi,du hast auf der eine Seite noch eine gesunde Einstellung,du hast erkannt dass du nichts gegen seine Sucht tun kannst und wenn ers nicht läßt ,du auch ohne ihn klar kommst.Andrerseits schreibst du ,daß das einzige was wir tun können warten ist.Das tue ich schon 18 Jahre......
Liebe Grüße,Ute



 

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