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Guckt mal!!!! PayPal verzichtet auf Geld für Online-Casinospiele

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Re: Guckt mal!!!! PayPal verzichtet auf Geld für Online-Casinospiele
« Antwort #3495 am: 12 Dezember 2019, 22:43:05 »
Liest sich interessant, bin gespannt was dies für die Verfahren bedeutet:

Edit Olli: Bitte nicht zu Seiten verlinken, die wiederum zu schädlichen Seiten verlinken!
Auch wenn es Dir vielleicht als harmlos erscheint, so könnte dies Andere jedoch triggern.
« Letzte Änderung: 13 Dezember 2019, 06:51:13 von Olli »

Re: Guckt mal!!!! PayPal verzichtet auf Geld für Online-Casinospiele
« Antwort #3496 am: 13 Dezember 2019, 11:46:31 »
Edit Olli: Bitte nicht zu Seiten verlinken, die wiederum zu schädlichen Seiten verlinken!
Auch wenn es Dir vielleicht als harmlos erscheint, so könnte dies Andere jedoch triggern.


Zitat
Wenn bezahlte Politiker meinen sie müssten ihren senf dazu geben. Einfach nur Wahnsinn wie man sich auf Casinos's Seite stellen kann, die etwas verbotenes in Deutschland tun

Das Märchen vom Spielen ohne Risiko
Ein Artikel von Ansgar Lange

Das Thema Glücksspielregulierung und die Auslegung der Rechtslage sind in Deutschland extrem politisiert. Was das Ziel angeht, sind sich beide Lager einig. Spielerschutz, Betrugsprävention und Suchtbekämpfung sollen erreicht werden. Doch der Weg zum Ziel ist umstritten. Die eine Seite setzt auf eine qualitativ regulierte Öffnung des Online-Glücksspielmarktes, die andere Seite fordert eine strenge Verbotspolitik inklusive Online-Casino-Verbot.

Doch was inzwischen glasklar ist und auch durch mehrere positive Urteile bestätigt wurde, ist folgender Sachverhalt: Das Märchen vom Spielen ohne Risiko ist wie eine Seifenblase zerplatzt! Für diejenigen, die Glücksspiel sowieso für des Teufels halten, mag es eine beruhigende Vorstellung sein, dass man angeblich sündigen konnte, ohne Buße zu tun. Das heißt im konkreten Fall: Einige Juristen schürten oder schüren noch immer bei den Spielern die unrealistische Hoffnung, dass sie verlorene Glücksspieleinsätze einfach von den Banken zurückholen können. Entsprechende juristische Websites im Internet tragen marktschreierische Namen wie wirholendeingeld.de. Das ist Populismus pur! Ein Hamburger Zivilrichter vertritt sogar öffentlich die Ansicht, dass Spieler ungestraft das von ihnen eingesetzte Geld zurückfordern dürften, selbst wenn sie zuvor bewusst diesen Spieleinsatz geplant hätten.

Der Hamburger Richter Jan-Philipp Rock stellt sich öffentlich auf eine politische Seite und kritisiert ebenfalls öffentlich die Rechtslage (Vgl. „Richter Rock kritisiert deutsches Recht zu Online-Casinos“.

Ruft Richter Rock zum Rechtsbruch auf?
In seinem Aufsatz in der ZBB 2008 fordert er gar ein „Spiel ohne Reue“. Rechtsexperten sind der Ansicht, dieser Aufruf von Rock zum Spielen mit der Absicht, sich das Geld im Falle des Verlusts später wieder zurückzuholen, stelle sogar einen Aufruf zum Betrug dar. (Vgl. ZfWG 2018, 536)

Dass Richter Rock und andere „Märchenonkel“ falsch liegen, belegt ein Urteil des Landgerichts Wuppertal, das am 30.10.2019 verkündet wurde. Dass es ein Recht auf risikoloses Glücksspiel gibt, gehört also eher in die Märchensammlung der Brüder Grimm oder in die Märchenwelt von Tausendundeine Nacht. Im konkreten Fall ging es darum, dass der unterlegene Kläger gegen ein Kreditinstitut in Luxemburg geklagt hatte. Der Kläger hatte zu „einem nicht näher bestimmten Zeitpunkt“ vom Baum der Erkenntnis genascht und war auf einmal der Ansicht, dass er „von der vermeintlichen Illegalität des Online-Glücksspiels erfahren haben will“. Nach diesem „Aha“-Erlebnis buchte er Lastschriften im Wert von 13.900,00 Euro einfach zurück auf sein Konto. Mit einem anwaltlichen Schreiben forderte er sogar die Beklagte auf, einen Beitrag in Höhe von 36.450,13 Uhr zu erstatten.

Der Kläger sei bei seinen Spieleinsätzen für Online-Glücksspiele irrig von der Legalität ausgegangen. Der Beklagten sei hingegen bewusst gewesen, dass es sich um verbotenes Glücksspiel gehandelt habe.

Das Landgericht Wuppertal wies die Klage verständlicherweise ab. Es legte fest, dass der Kläger keinen Anspruch auf Schadensersatz habe. Es führte in seiner Urteilsbegründung ferner aus, dass dem beklagten Kreditinstitut keine Pflichtverletzungen nachzuweisen seien. „Es ist letztlich nicht Aufgabe der Beklagten, den Kläger vor möglicherweise illegalen Zahlungsvorgängen zu schützen und ihn davon abzuhalten“, hielt das Gericht fest. Die Verantwortlichkeit für sein strafbares Verhalten trage der Kläger selbst. Dies ergebe sich aus den Nutzungsbedingungen der Beklagten, wo deutlich gemacht werde, dass sie die Dienstleistungen, die der Kläger mithilfe des von der Beklagten angebotenen Services bezahlt, nicht überprüft und keine Haftung übernimmt. Auf gut Deutsch: Das Märchen vom Spielen ohne Risiko – wie es in erster Linie vom Anwalt Lenne (wirholendeingeld.de) verbreitet wird – entbehrt jeder sachlichen Grundlage.

Es gibt kein Recht auf Dummheit
Es erscheint vor dem Hintergrund einschlägiger Urteile wie des Landgerichts München vom 22.08.2019 sowie des Landgerichts Wuppertal vom 30.10.2019 grob fahrlässig, dass Juristen Spielern, die eigenverantwortlich handeln, vorgaukeln, sie könnten etwa beim Online-Casinospiel eingesetzte Gelder einfach wieder zurückfordern. Doch das Prinzip „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“ war bisher noch kein Grundsatz unserer Rechtsprechung.

Dass der Kläger keinen Anspruch auf Schadenersatz hatte, begründeten die Wuppertaler Richter wie folgt: „Der vermeintliche Schaden wurde nicht etwa durch eine Handlung der Beklagten verursacht, sondern durch einen eigenen Willensentschluss des Klägers.“

Damit ist juristisch belegt, dass es im normalen Alltag wie vor Gericht meist nichts bringt, wenn ein „ertappter Sünder“ mit dem Finger auf andere zeigt. Zum mündigen Bürger und Verbraucher gehört, dass er sich, bevor er beispielsweise per PayPal für Online-Dienstleistungen zahlt, über die entsprechenden Angebote selbst und eigenverantwortlich kundig macht.

Nach einschlägigen Entscheidungen gegen Spieler und für Zahlungsdienstleister des Landgerichts München, des Oberlandesgerichts München, des Landgerichts Berlin, des Amtsgerichts Berlin-Mitte, des Landgerichts Düsseldorf sowie des Landgerichts Wuppertal sollte das Märchen vom risikolosen Spiel endlich ausgeträumt sein. Es gibt nämlich kein Recht auf Dummheit beziehungsweise „Auf sich dumm stellen“.

Ansgar Lange wurde 1971 in Arnsberg / Westfalen geboren und wuchs im Sauerland auf. Er studierte Politische Wissenschaft, Geschichte und Germanistik in Bonn mit dem Abschluss Magister Artium. Während seines Studiums war er freier Mitarbeiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Schloss Eichholz bei Wesseling. Lange ist als freier Journalist tätig und war mehrere Jahre in einer Bonner PR-Agentur tätig. Seit 2008 arbeitet er in der Politik, so seit 2009 als CDU-Fraktionsgeschäftsführer im nordrhein-westfälischen Remscheid.
Edit Olli: zitiert von einer Pro-Onlien-Gambling-Seite
« Letzte Änderung: 13 Dezember 2019, 14:17:48 von Olli »

Re: Guckt mal!!!! PayPal verzichtet auf Geld für Online-Casinospiele
« Antwort #3497 am: 13 Dezember 2019, 12:10:59 »
"Auf sich dumm stellen"

Genau damit kommen alle anderen doch durch! Die OC und die Zahlungsdienstleister stellen sich seit Jahren dumm und wissen sehr wohl das es sich um illegales Glückspiel handelt!

Auch ich wusste zu Anfang nicht das es illegal ist und das hat mit "sich dumm stellen" nichts zutun sondern war FAKT!

Wenn ich mir so betrachte wie die Anwälte in meinem Fall argumentiert haben: Woher sollen wir wissen von wo aus er gespielt hat, und selbst wenn er von seinem Wohnsitz eine Zahlung geleistet hat dann könnte er ja noch immer da gespielt haben wo es erlaubt wäre...
...Paypal nicht wissen könne für was die Zahlungen verwendet wurden aber gleichzeitig seit Jahren abertausende Verzichtserklärungen rausgeschickt hatten so war sich Paypal immer dessen bewusst stellt sich aber auch nach Jahren noch dumm.

Nun stellt sich mir die Frage wer sich hier wirklich dumm stellt...

1. alle die an daran Geld verdienen
2. alle Gerichte die, meiner Meinung nach, sich nicht intensiv mit der Materie beschäftigen
3. der Spieler dem die Werbung suggeriert: alles LEGAL obwohl dies eine Lüge ist.

Wer jetzt nun behauptet dass der Spieler schuld ist scheint wirklich einen knick in der Optik zu haben zumal die Mitwirkung an sochen Transaktionen verboten ist! Interessiert nur niemanden denn warum wird Werbung für OC im TV geschallten für ein Bundesland wo gerade mal 2 Mio Einwohner hat. Wer nun glaubt die Werbung zielt nur auf SH ab  der irrt sich denn die OC nehmen bewusst in Kauf das Spieler aus anderen Bundesländern spielen können und werden auf eine andere Seite geleitet. Noch vorsätzlicher und dreister geht es ja nicht mehr!

Und Schuld an dem soll der unwissende Spieler sein der es ja angeblich gewusst habe das es illegal ist...das ist doch schon ein Para-Paradoxon.

Zitat
Damit ist juristisch belegt, dass es im normalen Alltag wie vor Gericht meist nichts bringt, wenn ein „ertappter Sünder“ mit dem Finger auf andere zeigt. Zum mündigen Bürger und Verbraucher gehört, dass er sich, bevor er beispielsweise per PayPal für Online-Dienstleistungen zahlt, über die entsprechenden Angebote selbst und eigenverantwortlich kundig macht.

Tja, jeder behauptet doch man hat eine gültige EU-Lizenz wenn man auf den besagten OC Seiten, egal auf welcher sich tummelt, vorzuweisen hat. Nirgends steht aber geschrieben das es in Deutschland verboten ist sondern von Land zu Land unterschiedlich wäre und damit entledigt sich man jeglicher Verantwortung, schiebt den Schwarzen Peter dann zum Spieler der sich ja im Vorfeld zu informieren hat!  Hier wird bewusst verschleiert was nur möglich ist um maximalen Profit zu erwirtschaften.

In anderen Bereichen werden Verbraucher übelst geschützt und die Anbieter müssen sich an alle gesetzlichen Richtlinien halten; fehlt zum Beispiel etwas im Impressum oder ist die Angabe vom Kilopreis bei Waren nicht vorhanden gibt es Abmahnungen aber im OC Bereich soll das alles nicht gelten?
« Letzte Änderung: 13 Dezember 2019, 12:29:05 von Born4Nothing »
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Re: Guckt mal!!!! PayPal verzichtet auf Geld für Online-Casinospiele
« Antwort #3498 am: 13 Dezember 2019, 12:34:40 »
bei einer sache muss ich aber dem mann recht geben. und zwar diese aggressive und irreführende werbung von lenne und WHDG. die haben die sache etwas übertrieben und so den zahlungsdienstleister und gerichte futter für ihre argumente gegen den spielern gegeben.

Re: Guckt mal!!!! PayPal verzichtet auf Geld für Online-Casinospiele
« Antwort #3499 am: 13 Dezember 2019, 12:55:44 »
Möglich, damit hatte ich mich noch nicht wirklich beschäftigt aber ich bin auch kein Freund von einem Freifahrtschein für jedermann.

Wenn ich mir mal so überlege wie ich teilweise beschissen wurde:

1. Auszahlungen dauern ewig und werden bewusst zurückgehalten damit der Spieler es sich noch anders überlegen soll
2. Spiele werden durch Dealer manipuliert - gibt diverse Video wo das zu sehen ist
3. Hohe Gewinne werden abgelehnt weil man sich nicht an die Bonusbedingungen gehalten hat obwohl ohne Bonus einbezahlt wurde
4. VIP Agenten bedrängen den Spieler und locken mit immer mehr Boni um noch mehr Geld herauszupressen
5. Überweisungen (Sofort) funktionieren nicht aber werden gleichzeitig unsichtbar für den Kunden als vorgemerkte Umsätze dennoch eingestellt und bei Deckung ist die Kohle weg.

Ein OC muss so streng reguliert und kontrolliert werden das die o.g. Punkte zu 100% ausgeschlossen werden können und dies muss von Deutschland reguliert sowie kontrolliert werden!

Wenn also ausländische OC ein solch betrügerisches Geschäftsgebaren an den Tag legen dann dürfen auch die Spieler, und das zu recht, das Geld zurückfordern!

Fakt ist doch, dass die Mitwirkung an solchen Transaktionen verboten ist! Wäre ich ein Richter dann würde ich genau da ansetzen und überhaupt nicht darüber hinaus weiter lamentieren. Verbot ist Verbot! ENDE! Denn genau so hat mein LG hier in Ulm argumentiert und deswegen ist man auch nicht mit den LG und OLG und anderweitigen LGs in Deutschland konform gegangen. Das Erste LG das wirklich mal mitdenkt! Hoffen wir noch 3 Tage das es zu keinem Gedächtnisverlust gekommen ist^^
« Letzte Änderung: 13 Dezember 2019, 13:10:13 von Born4Nothing »
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Offline Olli

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Re: Guckt mal!!!! PayPal verzichtet auf Geld für Online-Casinospiele
« Antwort #3500 am: 13 Dezember 2019, 14:15:51 »
Hi Kotek!

Ich hatte eben schon den Link von Bobschi gelöscht, der ebenfalls auf die Pro-Online-Seite zielte.

Bitte achtet darauf, dass solche Links hier nicht gesetzt werden.

Es mag zwar interessant erscheinen die gegnerische Seite zu lesen.

Doch wiegt hier die Gefahr andere zu triggern höher als dieses Interesse.

Lasst sie schreiben, was sie wollen. Bisher gab es noch kein höchstrichterliches Urteil!
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Guckt mal!!!! PayPal verzichtet auf Geld für Online-Casinospiele
« Antwort #3501 am: 13 Dezember 2019, 14:54:10 »
Der Artikel von Lange unterstellt allen Spielern Vorsatz.
Fraglich finde ich auch den polemischen Schreibstil, wenn man einen Richter und andere Personen namentlich als Märchenonkel bezeichnet und von Märchen der Brüder Grimm und Tausenundeine Nacht schreibt.
Der Artikel lässt aus, dass es in vielen Fällen um pathologisches Spielen geht, was zudem gezielt und massiv von den OCs gefördert wird.
Dazu zählen auch unzureichende Selbstsperrungsfunktionen der OCs die mehr Schein als Sein sind.
Eine Sucht ist immer noch eine Sucht und die kann man nicht einfach mit Eigenverantwortlichkeit, eigenen Willensentschluss und Dummheit begründen.

Hinzu kommt,dass der Staat dem illegalen Treiben der OCs keinen Riegel vorschiebt,sondern sie frei agieren lässt, obwohl es verboten ist.
Dass es auch anders geht, hat Holland bewiesen. Dort hat die niederländische Glücksspielbehörde (DGA) zahlreiche Bußgelder gegen OCs verhängt, u.a.auch gegen bwin,
weil sich die Angebote gezielt an Niederländer gerichtet haben und damit gegen das niederländische Glücksspielgesetz verstoßen.
Zusätzlich haben diese Ocs eine Sperrfrist für eine Lizenz bekommen, so dass aufgrund der bald in Kraft tretenden neuen Glücksspielregelung diese OCs erstmal keine Lizenz für Holland bekommen.
Die DGA hat bei ihren Untersuchungen auch aufgedeckt, dass pokerstars.eu zeitweise über eine niederländische IP-Adresse erreichbar war.
Die DGA hat sich auch Informationen von Zahlungsdienstleistern besorgt, wobei festgestellt wurde, dass zahlreiche Transaktionen zwischen niederländischen Bankkonten und OCs stattfanden. Daraufhin wurden die entsprechenden OCs dafür sanktioniert.

Re: Guckt mal!!!! PayPal verzichtet auf Geld für Online-Casinospiele
« Antwort #3502 am: 13 Dezember 2019, 15:06:06 »
Möglich wäre so vieles auch in Deutschland nur will sich niemand dafür einsetzen. Es gibt genügend Beispiele wie es gehen kann aber hier in Deutschland traut sich niemand sondern alle reden nur geschwollen daher...
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Offline Ilona

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Re: Guckt mal!!!! PayPal verzichtet auf Geld für Online-Casinospiele
« Antwort #3503 am: 13 Dezember 2019, 15:24:07 »
Nicht so verallgemeinern lieber Born. Unser Fachverband Glücksspielsucht setzt sich seit vielen Jahren für eine strengere Regulierung des Marktes ein. Hier als Anschauungsmaterial z.B. die Pressemitteilung zu unserer diesjährigen Tagung:

Pressemitteilung: 31. Jahrestagung des Fachverbandes Glücksspielsucht e.V.

Berlin/Bielefeld, 21.11.2019

Der Fachverband Glücksspielsucht e.V. (FAGS) fordert, das bestehende und
höchstrichterlich bestätigte Verbot von Onlinecasinos in Deutschland beizubehalten
Für sämtliche Glücksspiele gilt: Sie sind grundsätzlich so konstruiert, dass der Gewinner immer der
Anbieter ist und erhebliche Anteile der Umsätze mit problematischen oder süchtigen Glücksspieler*
innen gemacht wird. Das trifft gerade auch für Onlinecasinospiele zu. „Suchtexperten sind sich
einig, dass die Gefährdung durch Onlinecasinospiele besonders hoch ist. Als entscheidende Faktoren
werden genannt: die Verfügbarkeit sieben Tage die Woche rund um die Uhr, schnelle Spielformen,
unkomplizierte und nahezu unbegrenzte Einzahlmöglichkeiten und die unauffällige Teilnahmemöglichkeit,
beispielsweise vom Handy oder während der Arbeitszeit. All diese Merkmale haben
dazu geführt, dass das Veranstalten von Onlinecasinospielen in Deutschland laut Glücksspielstaatsvertrag
(GlüStV) ausnahmslos verboten ist“, so Ilona Füchtenschnieder, Vorsitzende des
Fachverbands Glücksspielsucht e.V. (FAGS).

Dieses Verbot, Casino‐, Rubbellos‐ und Pokerspiele im Internet zu veranstalten oder zu vermitteln,
wurde im Herbst 2017 durch ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts höchstrichterlich bestätigt
(BVerwG 8 C 18.16). Dieses Urteil verschafft eine Rechtssicherheit, die es im Glücksspielbereich in
dieser Deutlichkeit lange nicht gab. Nun geht es darum, das Recht auch durchzusetzen. Erste positive
Ansätze sind vorhanden. Glücksspielaufsichten und Medienanstalten haben ordnungsbehördliche
Verfahren gegen Werbeauftritte von Branchengrößen eingeleitet. Auch Betroffene wehren sich zunehmend
und buchen in Onlinecasinos verspielte Beträge zurück (Chargeback) oder wenden sich an
Kanzleien, die Rückforderungen an Banken und Kreditkartenunternehmen stellen, die zum Teil 13
Monate oder gar drei Jahre zurückreichen.

Im Gegensatz dazu stehen Forderungen einiger Bundesländer, die sich trotz der komfortablen
Rechtslage für eine Öffnung des Onlinecasinomarktes aussprechen. „Aus suchtfachlicher Sicht sollte
die bestehende gute juristische Basis nicht leichtfertig verspielt werden. Vielmehr gilt es nun, darauf
aufbauend das Internetverbot für Casino‐ und Pokerspiele wirksam umzusetzen – zum Beispiel durch
Payment Blocking und Netzsperren – sowie die ausufernde Werbung für diese illegalen Angebote im
Fernsehen und im Internet vollständig zu unterbinden“, fordert die Vorsitzende des Fachverbands
Glücksspielsucht. Eine Öffnung des Onlinecasinomarktes wird zu einer erneuten Welle von Rechtsstreitigkeiten
führen, es droht – wie beim gescheiterten Konzessionsverfahren für Sportwetten – ein
Zustand der Rechtsunsicherheit, von dem in erster Linie die illegalen Anbieter profitieren würden.

Ein komplettes Werbeverbot – inklusive Dachmarkenwerbung – für Glücksspiele sollte breit und
transparent diskutiert werden. Hier geht es um die Zukunft der Gesellschaft und damit auch um die
Frage, welche Werte künftig gelten sollen. Wollen wir, dass unsere Kinder den Eindruck bekommen,
beim Glücksspiel handele es sich um ein ganz normales Freizeitangebot? Oder wollen wir vermitteln,
dass es sich um ein Angebot handelt, mit dem erhebliche Risiken verbunden sind und an dem – beispielsweise
bezogen auf Onlinecasinos – relativ wenig Erwachsene(1) teilnehmen?

Bisher sind an dieser Diskussion vorrangig Interessenverbände beteiligt, die von einer Öffnung des
Marktes profitieren (Glücksspielanbieter, Werbetreibende, Finanzdienstleister, Sportvereine etc.).
Verbraucher‐ und Suchtverbände haben bisher nur wenig Gehör gefunden.
Die regelmäßigen Bevölkerungsbefragungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
(BZgA) ergeben, dass eine große Mehrheit der Bevölkerung der Aussage zustimmt, dass in Deutschland
Glücksspiele nur unter Aufsicht und Kontrolle des Staates durchgeführt werden dürfen. Von
2007 (83,5 %) bis 2013 ist dieser Anteil sukzessive gestiegen (88,0 %), im Jahr 2015 wieder leicht auf
85,3 Prozent zurückgegangen und 2017 signifikant auf 87,1 Prozent angestiegen. Für ein Verbot von
Onlinecasinos sprachen sich im Jahr 2017 immerhin 53,4 Prozent der Befragten aus.2 Dies zeigt, dass
es eine breite Mehrheit für Reglementierungen im Glücksspielbereich gibt.
Nach Auffassung des Fachverbandes Glücksspielsucht sollte der Onlinecasinomarkt nicht geöffnet
werden. Die Glücksspielaufsicht ist der Kontrolle dieses Segmentes nicht gewachsen. Abgewartet –
und sehr sorgfältig ausgewertet – werden sollten die Erfahrungen und vor allem die Gesetzestreue
der Anbieter, die mit der ab 2020 geplanten Zulassung von Sportwetten gemacht werden. Falls nach
der Auswertung die Entscheidung fällt, den Markt für Onlinecasinos zu öffnen, sollten nur Anbieter
eine Konzession beantragen können, die sich an die Gesetze gehalten haben (Wohlverhaltensklausel).
Die Konzession sollte dann nur mit strengen Auflagen für den Spielerschutz erteilt werden.

Forderungen des Fachverbandes Glücksspielsucht e.V. (FAGS):
‐ Beibehaltung des ausnahmslosen Internetglücksspielverbots
‐ Aufstockung der Glücksspielaufsichten (personell und technisch)
‐ Verbot der Glücksspielwerbung inklusive Dachmarken (außer am Point of Sale)
‐ Förderung einer Anlaufstelle für Glücksspieler*innen, die Probleme mit Glücksspielanbietern
  haben (Ombuds‐ und Clearingstelle)
‐ Entwicklung eines anbieterübergreifenden Limitierungssystems (Vorbild Norwegen)
‐ Entwicklung einer Filtersoftware für PC und Smartphone zur gezielten Blockade des Zugriffs
  auf Onlineglücksspielseiten
‐ Freischaltung von Kreditkarten o.ä. für Glücksspiele (kein Automatismus), besser nur ein einziges
  von der Glücksspielaufsicht zugelassenes Zahlungssystem für alle Glücksspielanbieter,
  das auch anbieterübergreifende Limitierungen erlaubt
‐ Ausbau der Suchtprävention und ‐hilfe sowie der Schuldnerberatungen
‐ Abgabe der Glücksspielanbieter zur Finanzierung der genannten Angebote

Kontakt:
Fachverband Glücksspielsucht (FAGS) e.V.
Meindersstr. 1a,
33615 Bielefeld
Tel: +49 521 557721‐24 und Tel: +49 171 42 31 626
E‐Mail: spielsucht@t‐online.de
www.gluecksspielsucht.de

Quellen:
(1) Einer neueren Untersuchung der BZgA zufolge, haben in den vergangenen zwölf Monaten „nur“ 0,6 Prozent der Befragten
an Onlinecasinospielen teilgenommen. Die Lebenszeitprävalenz betrug 4,8 Prozent.
(2) Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (2017): Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht in Deutschland.
Ergebnisse des Surveys 2017 und Trends. Köln. S. 195.
Juristische Beratung: Kanzlei Kraft, Geil und Kollegen / Bielefeld http://www.kguk.de/
Ansprechpartnerinn: Dr. Iris Ober und Juliane Brauckmann  (Fachanwältinnen für Bankenrecht)  Terminanfragen: 0521-529930
Weitere Infos  hier: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php?topic=3737.0

Re: Guckt mal!!!! PayPal verzichtet auf Geld für Online-Casinospiele
« Antwort #3504 am: 13 Dezember 2019, 15:31:29 »
@Ilona

Ach, euch meinte ich doch nicht damit aber das dies seit zig Jahren so geht zeigt doch deutlich das die Politik was machen muss! Leider passiert seit Jahren nicht wirklich was jeder, der daran was ändern könnte, schiebt die Schuld auf den Anderen und passieren tut nix...
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Offline Ilona

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Re: Guckt mal!!!! PayPal verzichtet auf Geld für Online-Casinospiele
« Antwort #3505 am: 13 Dezember 2019, 15:43:21 »
Prof. Peters, der lange Jahre bei uns im Vorstand war, hat es immer wieder sehr bedauert, dass sich die Betroffenen selbst nicht mehr engagieren. Ich stimme ihm zu. Kommt in die Hufe Jungs. Sucht die Landtags- und Bundestagsabgeordneten heim. Erzählt ihnen, wie es euch geht. Erzählt, was Werbung mit euch macht. Erzählt, wie ihr in die Sucht geraten seid. Berichtet über "Hilfeangebote" der Anbieter beim Ausstieg.
Die Lobbyisten der Glücksspielindustrie gehen da ein und aus. Ich habe vor zwei Jahren mal angefangen, einige der Abgeordneten, die auf Schnittchenveranstaltungen der Anbieter auftauchen, anzuschreiben und sie in die Selbsthilfe oder in Behandlungseinrichtungen einzuladen. Wenn ich mehr Kapazität hätte, könnte man damit eine Vollzeitstelle füllen.
LG Ilona
Juristische Beratung: Kanzlei Kraft, Geil und Kollegen / Bielefeld http://www.kguk.de/
Ansprechpartnerinn: Dr. Iris Ober und Juliane Brauckmann  (Fachanwältinnen für Bankenrecht)  Terminanfragen: 0521-529930
Weitere Infos  hier: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php?topic=3737.0

Re: Guckt mal!!!! PayPal verzichtet auf Geld für Online-Casinospiele
« Antwort #3506 am: 13 Dezember 2019, 21:24:50 »
Sehr gut Ilona. Politiker, Aufsichtsbehörden usw. Kontaktieren. Wir sollten mehr tun. Mich eingeschlossen.

Rechtliche Möglichkeiten gegen Wettanbieter
« Antwort #3507 am: 15 Dezember 2019, 13:43:14 »
Ich habe mal eine andere Frage: welche Möglichkeiten hat man denn gegen Verstösse der Wettanbieter vorzugehen?
Ich hatte 2 Fälle (MGA lizensiert) bei denen ich um eine Sperrung meines Zugangs gebeten habe auf Lebenszeit. Bei beiden konnte ich ein neues Konto mit anderer Email Adresse eröffnen und beide Casinos haben meine Verluste zurückgezahlt. Grund: sie verstossen gegen die Guidelines der MGA für verantwortungsbewusstes Spielen).
Jetzt gibt es aber auch Anbieter, die zB eine Lizenz aus Curacao besitzen. Und dort scheint man alles gelassen zu sehen. Verstößt ein Buchmacher gegen Regeln, dann interessiert das eigentlich niemanden. Solche Anbieter sind neben der fragwürdigen Legalität auch noch Verantwortungslos. Sie verstossen zB gegen UK law, aber wir sind ja nicht in UK.
Daher meine Frage: wen kann man in solchen Fällen in Deutschland kontaktieren? Niemanden? Und jetzt kommt die entscheidende Frage: warum nicht? Haben wir eigentlich Niemanden der für den Schutz der Spieler verantwortlich ist?
« Letzte Änderung: 15 Dezember 2019, 15:53:51 von wluchten66 »

Re: Guckt mal!!!! PayPal verzichtet auf Geld für Online-Casinospiele
« Antwort #3508 am: 15 Dezember 2019, 19:27:38 »
Bin da ganz Deiner Meinung :) Ich habe mit ein paar Freunden eine Analyse zum Thema Manipulation am Aktienmarkt durchgeführt und siehe da, es waren eindeutige Ergebnisse. Laut BaFin allerdings waren die von uns durchgeführten 500 Trades zu wenig. Kurz: mehr als 70% der Trades mit Knock-Out Derivaten haben minus gemacht (alles Zufallstrades mit +-30 Punkte Schwelle)...laut BaFin hätten wir mit deutlich mehr Trades bei 50% liegen müssen. Ja klar...genau zu erklären ginge jetzt zu weit. Aber wir haben sehr sehr lustige Ergebnisse gesehen. Laut BaFin alles normal :)) Was sollen sie auch sagen...sind ja selbst von den Banken finanziert :))

Naja...ich finde es einfach fragwürdig, wenn eine Authority einem Anbieter eine Lizenz vergibt, der auf die Regeln und Compliance der Authority keinen Pfifferling gibt. Und das, weil die entsprechende Authority selbst nichts unternimmt (es geht um 1xbet oder 22bet und der Curacao Gaiming Authority). Und dann hat man hier in D keine Anlaufstelle und man ist mal wieder Machtlos...I like


Re: Guckt mal!!!! PayPal verzichtet auf Geld für Online-Casinospiele
« Antwort #3509 am: 16 Dezember 2019, 11:38:38 »
Da Curaçao zu den Niederlanden gehört, wirst du deine Anfrage am ehesten an die DGA (Dutch Gaming Authority) stellen können.
Angeblich hat die DGA schon einmal eine Strafe gegen ein in Curaçao ansässiges Casino ausgesprochen.
Allerdings weist die DGA selbst darauf hin, dass sie nicht alle Anfragen beantworten können, weil es zu viele sind.
Zudem gilt Curaçao als Drittland, indem das EU-Recht kaum Anwendung findet.
Mal angenommen, du würdest gegen alle Widrigkeiten ein rechtskräftiges Urteil erstreiten, so wirst du von dem verurteilten Casino/Bank/etc. trotzdem keinen müden Cent sehen.
Die sitzen nicht umsonst in Curaçao.
An Anstand und Moral braucht man da bei niemanden aus der Casino-Branche zu appellieren.

 

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