Glücksspielsucht => Tagebuch => Thema gestartet von: MSStrolz am 20 März 2021, 19:38:10

Titel: Hi!
Beitrag von: MSStrolz am 20 März 2021, 19:38:10
Hi!

Ich möchte euch nicht gleich mit einer dieser Standardphrasen langweilen, à la "Ich lese schon seit xyz Monaten mit, jetzt fasse ich mir ein Herz!"; "Ich halte es einfach nicht mehr aus...", das erspar' ich uns allen mal. Nicht, dass ich nicht hin und wieder mitlese, aber das tut im Prinzip ja nichts zur Sache.

Ich weiß ganz und gar nicht, was uns hier jetzt erwarten wird, und möchte gleich auch hier zu Beginn vorwarnen, dass hier ein riesiges Wirrwarr zustandekommen wird. Ich möchte es aber nicht missen, mich zu erklären und versuchen, meine Geschichte zu schildern - kann ja prinzipiell nicht schaden!

Bevor ich die einleitenden Worte abschließe, möchte ich nochmal anmerken, dass dieser erste Text vermutlich etwas länger ausfallen wird, da ich einfach versuchen werde, aufs Blatt zu bringen, was mir gerade so einfällt. Nehmt euch also, bei Interesse, Zeit, vielleicht vergesse ich nicht darauf, das Geschreibe ein wenig zu gliedern.
++++++

Vorstellung
Hey! Ich nenn' mich einfach mal MSStrolz - keine Ahnung, wie und warum ich auf den Namen kam. Ich bin gerade Anfang Zwanzig, Student und nebenberuflich tätig. Ich hatte und habe das Glück, ein extrem leichter Lerner zu sein, weshalb ich ohne wirklichen Aufwand meine Matura bestanden und dann mein Studium begonnen habe. Ich befinde mich also in der Lage, noch nie für etwas wirklich hart gearbeitet haben zu müssen; einerseits, weil ich immer zu faul war, andererseits, weil ich es mir in meiner schulischen Karriere schlicht leisten konnte. Hier sei kurz angemerkt: Das soll hier keine miese Selbstbeweihräucherung werden, ich möchte damit nur den Grundtenor legen, dass ich ausgesprochen faul bin. Das mag jetzt zwar alles ganz toll klingen, ist es aber höchstens am Papier.

Warum nur am Papier? Nunja, ich bin spielsüchtig und die letzten Monate zunehmend lethargisch. Im Studium stecke ich fest, ich habe mich die letzten beiden Semester einfach während des Semesters von Seminaren abgemeldet oder diese einfach nicht mehr besucht, da ich es vorgezogen habe, zu Hause nichts zu tun - oder eben zu spielen. Ich finde nur selten - und wenn auch nur schwer - Motivation und ziehe viele Dinge kaum durch. Klar, ich habe immer wieder Phasen, bei denen ich unglaublich enthusiastisch bin und am liebsten die ganze Welt verändern würde. Das hält aber meistens nur bis zum nächsten Morgen an. Hier schließe ich oben an: Ich schaffe (oder möchte?) es schlicht und ergreifend nicht, Dinge, die mir nicht auf Anhieb leicht fallen, durchzuziehen. Ich gehe zwar hin und wieder spazieren, um einen klaren Kopf zu bekommen, Workouts ziehe ich meistens aber maximal zwei Wochen durch - ich wäre zu faul dafür und brauche das ohnehin nicht, rede ich mir gekonnt ein. Situationsbedingt passiert auch sonst nicht viel. Ich treffe mich zwar einmal wöchentlich mit Freunden (und das ist auch eine super Abwechslung!), aber wenn ich dann wieder alleine in meiner Wohnung sitze, habe ich schnell das Gefühl, mich ablenken zu müssen.

Ich war eigentlich immer ein ruhiger Typ, der die meisten Situationen gelassen so entgegengenommen hat, wie sie gekommen sind. Nur Weniges konnte mich aus der Ruhe bringen und ich wusste mir auch in den meisten Situationen zu helfen. Mir ist erst letztens aufgefallen, wie sehr ich mich verändert habe. Nicht, dass Veränderung etwas schlechtes sei, aber es fiel auf, dass ich mittlerweile alles andere als ruhig bin. Ich schaffe es fast nicht mehr, länger als eine Stunde ein Buch zu lesen, ohne ständig aufs Handy schauen zu wollen. Seien es irgendwelche sinnbefreiten Apps wie Instagram, Twitter und Co oder - wenn finanziell möglich - Online-Glücksspiel. Ich bin seit Monaten, wenn nicht sogar Jahren, sozusagen dauererregt. Und damit fühle ich mich alles andere als wohl.

Derzeitige Situation
Kommen wir also zu dem Punkt, der vermutlich am spannendsten ist: meine leidige Spielerei. Meine sogenannte Spielergeschichte möchte ich etwas weiter unten erläutern, da sie doch recht einzigartig (nicht unbedingt im positiven Sinne) begonnen hat. Der Status quo sieht wie folgt aus: Ich arbeite neben dem Studium geringfügig und bekomme dazu noch finanzielle Unterstützung vom Staat, insofern ich eine gewisse Studienleistung erbringe (was bis dato glücklicherweise immer der Fall war). Ich hatte in den letzten Monaten gehäuft Schwierigkeiten, Rechnungen zeitgerecht zu bezahlen, da ich es vorzog, ebendieses zu verspielen. Erfreulicherweise blieb es die meiste Zeit bei der ersten Mahnung. Da ich noch relativ jung bin, habe ich bis dato immer davon abgesehen, mich zu verschulden. Stand Heute, 20. März 2021, habe ich folglich keine Schulden und glückerlichweise keine Rechnungen offen. Aber auch kein Geld.

Seit letztem Sommer sieht jeder Monat gleich aus: Anfang des Monats bekomme ich mein Geld, ich zahle die nötigen Rechnungen, die Miete und überweise meinen Eltern €200, um diese wegzusparen (an dieser Stelle sei erwähnt, dass sie um meine Situation wissen). Dann nehme ich mir aufs Neue vor, nicht mehr zu spielen. Das geht auch oft ein bis zwei Tage gut. Dann kommt der erste wirkliche Suchtdruck und ohne zu zögern gebe ich nach: 25 Euro würden doch nicht schaden, immerhin hätte ich doch schon alles bezahlt und noch genüg Geld über!. Ich muss hier natürlich nicht erwähnen, dass es bei den 25€ bleibt. Ich sitze also alleine zu Hause vor meinem Laptop und schaufle nach und nach Geld in dubiose Online-Casinos. Zumeist so lange, bis ich (fast) nichts mehr am Konto habe. Dann spule ich monatlich dieselbe Leier ab, ich würde jetzt aufhören, jetzt reiche es. Bis halt das nächste Geld kommt.

Ich spiele seit ich 17 bin (ausschließlich) online und habe in den letzten fünf Jahren mein gesamtes Sparbuch, Geld, das ich geschenkt bekommen oder mir erarbeitet habe, und vor allem Unmengen an Zeit und Energie verspielt. Ich bin mir dessen durchaus bewusst, dass es immer schlimmer kommen kann und ich mich glücklich schätzen sollte. Trotzdem reicht es mir jetzt. Ich bin es satt, keine Kontrolle über irgendetwas mehr zu haben. Ich erkenne mich teilweise selbst nicht mehr und stelle riesige Pläne auf, was ich nicht alles verändern werde, um dann am nächsten Tag wieder vor'm Laptop zu hängen. Ich nehme mir schwerbegeistert vor, alles umzukrempeln, endlich wirklich zu leben zu beginnen, nur, um dann am nächsten Tag bis 14 Uhr im Bett zu liegen. Ich kenne schlicht nichts anderes mehr, seitdem ich vor über zwei Jahren ausgezogen bin, lebe ich nur noch von Monat zu Monat. Ich kann mir nichts gönnen, kann nichts unternehmen und das einzig vermeintlich Highlight, das ein solches natürlich gar nicht ist, ist es, wenn ich spiele und mich fühle - zumindest gaukle ich mir das selbst vor.

Seit ich erwachsen bin, wenn ich das überhaupt bin, ist mein Leben fremdbestimmt. Ich wüsste es besser, schaffe es aber nicht, mich dermaßen aufzuraffen, um diejenigen Schritte zu setzen, die nötig sind.

Warum verfasse ich also gerade jetzt diesen Beitrag, warum entscheide ich mich, mich - natürlich dennoch anonym - preiszugeben? Nunja, zuerst muss ich sagen, dass das hier keinesfalls mein erstes Outing ist. Vor zwei Jahren, 2019, hatte ich schon den Spaß, meine Familie einzuweihen. Kurz zusammengefasst: Schock, Enttäuschung, Enttäuschung, Enttäuschung, Akzeptanz. Ich schätze mich sehr dankbar, dass mir beiseite gestanden wird, so weit dies möglich ist. Ich war auch vor zwei Jahren bereits in Therapie, für fünf Sitzungen, wenn ich mich recht erinnere. Ich habe allerdings dann die Beziehung beendet, da ich meinen damaligen Therapeuten für etwas ungeschickt gehalten habe. Ich hatte das Gefühl, er wäre, wie ich selbst, schwerst überfordert mit mir und nach einigen Treffen haben wir beide keinen Mehrwert gesehen. Leider war zum damaligen Zeitpunkt die gesamte Beratungsstelle relativ überfüllt, weshalb mir auch kein anderer Therapeut zur Verfügung gestellt werden konnte. Ich war trotz der Kurzweiligkeit dann für einige Wochen spielfrei - leider aber nur für diese Wochen.
Warum also gerade jetzt? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich befinde mich gefühlt in einer monatlich wiederkehrenden Zeitschleife, die ich oben bereits beschrieben habe: Geld kommt - Rechnungen bezahlt - Rest verspielt. Ich hätte diesen Text genau so vor zwei oder vier Monaten schreiben können, es hat sich nicht wirklich Gravierendes geändert.

Warum ich nicht dagegen ankämpfe? Auch hier kann ich nur mutmaßen. Meine oben angeführte Faulheit finde ich eine etwas einfache Ausrede, das kann vielleicht mitunter ein Grund sein, keinesfalls aber der Hauptgrund. Ich denke, ich habe mich in den letzten Monaten in meiner Komfortzone eingelebt. Klar, keine angenehme, aber sie funktioniert. Mir kommt es vor, als sei noch nicht genug passiert, um endlich etwas zu verändern (ich weiß übrigens, wie absurd diese Aussage ist). Mein damaliger Therapeut meinte schon vor zwei Jahren, er wünsche sich, ich würde in fünf Jahren nochmal kommen, wenn ich hochverschuldet wäre, damit ich endlich einen Grund fürs aufhören habe (hier sei angemerkt, dass er das natürlich nicht ernst meinte - hoffe ich zumindest). Doch sollten nicht eigentlich über €15.000 Grund genug sein? Das ständige Gefühl, das einhält, wenn wieder das gesamte Konto leergeräumt wurde? Die Enttäuschung, der Selbsthass? Scheinbar hat mir das bis dato nicht gereicht.

Das Warum

Warum spiele ich also? Es muss doch immerhin einen hervorragenden Grund geben, wenn ich all die negativen Auswirkungen - ich denke, die muss ich hier nicht extra aufzählen, wir kennen sie alle - in Kauf nehme, um irgendwelchen Symbolen beim Herunterfallen zuzuschauen (ich spiele mittlerweile hauptsächlich Slots), nur um die scheinbare Chance auf den big win zu haben.
Nun, ich bin Verfechter der Ansicht, dass Spielen zuallererst ein Symptom sei. Anfangs war ich immer der Meinung, ich hätte nichts, dass es aufzuarbeiten gilt oder vor dem ich weglaufe. Heute weiß ich, wovor ich weggelaufen bin und immer noch weglaufe. Ich wüsste auch, an welchen Schrauben ich drehen müsste, damit die Maschine (eventuell eher eine unpassende Wortwahl) wieder ins Laufen kommt. Aber hier kommen wir zu dem Grund, der alle anderen vermeintlich in den Schatten stellt: Ablenkung.

Wenn ich mal wieder zu wenig Geld habe - volle Transparenz: wie jetzt gerade - und mir Spielen schlechthin nicht leisten kann, werde ich mit Dingen konfrontiert, die unbedingt angegangen werden möchten. Ich hopse dann von Tag zu Tag, weiche meinen eigenen Gedanken aus und lenke mich andersweitig ab. Situationsbedingt hänge ich ohnehin schon großteils ständig vor Laptop und Handy, glücklicherweise halten diese beiden gut als Ablenkung her.

Man könnte annehmen, man würde spielen, weil es Spaß macht. Dass man damit Geld verdient, kann wohl niemand erst meinen. Aber macht es uns wirklich Spaß? Ich kenne persönlich niemanden, der betroffen ist. Bei mir selbst aber erkenne ich, dass das nicht Spaß oder Freude sein kann, dass ich während des Spielens verspüre. Ich hocke da, höre Musik und starre leer auf den Bildschirm. Hin und wieder pocht mein Herz recht kräftig, hin und wieder lache ich, der Lächerlichkeit der Situation wegen, in mich hinein und hin und wieder zittert mein Fuß. Ich freue mich nicht, wenn ich etwas gewinne. Das würde ohnehin nicht ausreichen, es wäre nicht genug. Genug für was eigentlich? Ich weiß selbst nicht, mit welchen Erwartungen ich hinein gehe. Der Riesengewinn kommt ohnehin nicht, selbst wenn, würde ich ihn binnen weniger Wochen ohnehin wieder verlieren. Freude an der Sache ist es also schonmal nicht. Ich fühle mich eher leer, so wie eigentlich vorher und nachher auch.

+++++++++

Ich muss leider an dieser Stelle erstmal Schluss machen, da ich weg muss. Ich werde aber in den nächsten Tagen immer wieder reinschauen und auf jeden Fall weiterschreiben. Ich möchte vor allem meine Spielerkarriere aufs Blatt bringen, da sie - wie ich anfangs schon angekündigt hatte - doch etwas anders ist, wie ich meine. Außerdem will ich für mich selbst einen kleinen Plan aufstellen, wie ich die Situation angehen werde. Mich selbst abschreiben möchte ich keinesfalls - ich denke (und hoffe) auch nicht, dass das so rübergekommen sein könnte. Ich brauche, wie es mein ehemaliger Fahrlehrer schön formuliert hat, nur einen festen Tritt in den Arsch. :D

Ich freue mich auf mögliche Rückmeldungen, erwarte mir aber keinesfalls irgendetwas, da mein Text, vermute ich, wenig Spielraum für Antworten gibt.

Schönes Wochenende und alles Gute
Titel: Re: Hi!
Beitrag von: Rosa am 20 März 2021, 20:16:17
Einen wunderschönen guten Abend , da du anscheinend nicht so auf Floskeln stehst lasse ich mal das „ herzlichen willkommen „“ es ist doch schonmal ein enormer schritt das du hier reinschreibst“ bla bla bla

Ich bin auf jeden fall gespannt auf deine wie es Anfang Version :-)

Ps: ich kann dir den anschreit leider nicht geben, habe nur Schuhgröße 36, aber ich bin mir sicher es finden sich bestimmt welche mit größeren Füßen ;-)

Ich wünsch dir erfolgreiche 24 std 
Titel: Re: Hi!
Beitrag von: Olli am 21 März 2021, 06:29:04
Guten Morgen!

Herzlich Willkommen! - Ach, ich mag diese Worte. Sind sie wirklich Phrasen? In gewisser Weise sicher, doch sie haben ja einen Sinn.
Wir sind hier eine Gruppe von Glückspielern, Angehörigen und sonstigen Interessierten. Mit Deinem Posting trittst Du Dieser Gruppe bei.
Du gibst etwas von Dir preis, um ein Bestandteil dieser Gruppe zu werden und Du erwartest als Reaktion auch eine Resonanz.
Da macht es schon Sinn, Dir ein wohlwollendes Gefühl entgegen zu bringen, um in kleinen Schritten eine positive Beziehung aufzubauen.

Wenn Du hingegen angibst, dass Du mitliest seit Monaten, dann zeigt dies bis zu einem gewissen Grad ja schon mal Interesse an der Materie.
Ich weiss dann auch, dass ich nicht alles bis ins kleinste Detail noch einmal hier niedersschreiben muss, sondern kann dies in gekürzter Form tun.
Weiterhin zeigt mir Deine Anmeldung und Dein Beitrag, dass Du Dich durchgerungen hast einen weiteren Schritt zu machen.
Mitlesen ist das Eine, doch sich sinnbildlich nackig zu machen ist doch schon etwas Anderes.
Hälst Du es denn nicht mehr aus? Wieso nutzt Du ausgerechnet diese "Standartphrase" als Beispiel? Ist sie korrekt?
Nehmen wir mal an, es wäre so, dann degradierst Du Deine eigene Not vor Dir - oder nicht? Du schiebst sie von Dir, weil es ein unangenehmes Gefühl beinhaltet.

Ja, Du bist ein cleveres Kerlchen. Das steht wohl außer Frage. Vieles, was ich Dir antworten könnte, benennst Du schon selbst.
Doch ein Wort fällt mir da gerade ein, welches Du noch nicht benutzt hast: Glaubenssätze! An alleroberster Stelle steht da: Ich bin faul!
Nun, ich selbst bekam mal von meiner Mutter gesagst: Du bist doch nicht dumm, Du bist nur faul!
Das zog sich durch meine ganze Kindheit bis weit in mein Erwachsenenleben hinein. Denn auch mein Vater hatte einen dieser Glaubenssätze: Wer nichts schafft, der ist nichts wert!
Damals, als meine Mutter mir diese Worte offerierte, da ging es um meine Noten in Fremdsprachen. Es ging um Englisch, Französisch und Russisch, später hatte ich sogar noch ein wenig Latain. Manchmal sogar kam mir Deutsch wie eine Fremdsprache vor, wenn es darum ging irgendwelche Interpretationen aus Gedichten längst verstorbener Dichter abzuleiten. Ist irgendwie komisch, heute liebe ich es Dichter wie Dich zu interpretieren ... :)
Ich hatte Nachhilfe bekommen in Englisch und Französisch und doch schaffte ich es nie, Vokabeln und Grammatik unter einen Hut zu bekommen.
Es lag mir einfach nicht. Es hatte weder etwas mit Dummheit, noch mit Faulheit zu tun.
Woher stammt also Dein Glaubenssatz Du wärest faul? Welche Beweise gibt es dafür und sind diese wirklich wahr? Löst ein anderer Grund für Dein Verhalten den ein oder anderen Beweis auf?
Vor ein paar Tagen hatte ich hier angekündigt etwas zu Glaubenssätzen und -systemen hier nieder zu schreiben. Bin ich jetzt faul, weil ich es noch nicht getan habe? Tatsache ist, dass niemand aus dem Forum mich unter Druck setzt, weil da von mir noch nichts gekommen ist. Den Druck mache ich mir selber.
So ein klein wenig wirken die Einflüsse der Kindheit noch auf mich ein und wollen mir einreden, dass ich das doch längst hätte erledigen können.
Nein, das konnte ich nicht. Ich musste arbeiten, hatte gestern z.B. eine Onlineschulung, vorab hatte ich Hausaufgaben dafür auch wieder online mit zwei anderen Teilnehmern zu erledigen. Ich habe wieder Kontakt zu meinem Vater und ich versuche ihn in seiner Trauer zu stützen.
Mir blieb nicht viel "Freizeit". Um mich aber dem Thema Glaubenssätze zu widmen, benötige ich Zeit und Muße. Schließlich möchte ich es ja nicht im Hauruckverfahren nieder schreiben, sondern will auch selbst noch etwas lernen.
Was auch immer Deine Gründe für das Glückspiel sind, Faulheit ist es bestimmt nicht. Wenn man Dich währenddessen an eine Maschine anschließen würde, um Deine Gehirnaktivität zu messen, dann würden alle "Lämpchen leuchten", um mal eine eigene Phrase einzuwerfen.

Hier mache ich mal Schluss für den Moment und bin gespannt auf Deine Fortsetzung.
Titel: Re: Hi!
Beitrag von: andreasg am 21 März 2021, 17:23:35
Hallo MSStrolz,

bin beim Lesen Deines Beitrags abgerutscht, weil irgendwie mein jüngster Neffe im Geiste vor mir stand,
ich wüßte soviel gerne von ihm,
aber er läßt sich nicht blicken.
Als er 7 war, also vor 12 Jahren, mußte ich auf ihn aufpassen, Babysitting. Wir spielten Schch.
In einer Partie klaute er mir die Dame, und ich habe ihn trotzdem mit 2 Türmen mattgesetzt.
Mein Neffe lief schreiend, brüllend, Tränen in den Augen zu seinem Vater,
der Schwager beruhigte auch mich.
Nie wieder habe ich nur den Hauch einer Chance beim Schachspiel gehabt.
Ich weiß aber, daß in seinem Zimmer sich die Pokale stapeln,
daher, weil der Papa mal seinen Rechner mit mir aufräumte, und auf Virenjagd gingen.
Daher kenne ich Computerspiele.

Mein Neffe wird zeitnah sein Abitur bauen, den 1.er in Mathe und Physik hat er im Abo,
aber - es gibt so viel persönliches, was ich außer ungewöhnsichen Talenten nicht von einem Herranwachsenden weiß.
Diese Lebensphase habe ich allenfalls im Leerlauf durchgezogen,
nicht bewußt, aus der Folge der Pubertät.
Las Loslassen, oder, wie in einer meiner Lieblingssagen : "den roten Ritter erschlagen"
Ich schreibe in Rätseln?
Aber Schreiben hilft, Gedanken zu ordnen.
Es ist schon viel gesagt.

Jetzt warten noch Haushalts - Finanzplan, Sponsoring, Selbsthilgruppen, Literaqtur, Schreiben, Aktionsplan Struktur, und weitere auf Dich.
Der Anfang ist noch nicht getan,
der Prolog braucht seine Gescjichte.

Wenn Du magst, laß uns daran teilhaben

schöne 24 Stunden
Andreas
Titel: Re: Hi!
Beitrag von: MSStrolz am 04 Juni 2021, 13:35:55
Hey,

vielen Dank für die lieben Antworten. :)

Ich muss mich also der Liste derjenigen anhängen, die ganz entgeistert ihren ersten Beitrag verfassen, auf einen alles verändernden Neustart schwören und dann doch lieber still und heimlich genau das weitermachen, das man zuvor noch für immer abgeschworen hat. Wie so viele andere hab' auch ich mir vorgenommen, dieses Tagebuch tatsächlich als Brandbeschleuniger (wenn schon eher Löschtuch?) zu verwenden, um endlich etwas zu verändern. Naja..

Seit meinem ersten Beitrag ist natürlich einiges passiert. Mir ging es die darauffolgenden Tage geradezu gut, ich konnte teilweise unbeschwert leben, fernab jedweden Suchtdrucks oder ähnlichen Freuden, die ich mir jahrelang antrainiert habe. Ich habe mir darauf vorgenommen, ein bisschen an meinem Tagebuch weiterzuschreiben. Hier greife ich den Stichpunkt Faulheit auf: Ich habe es jedes Mal auf's Neue aufgeschoben und schlussendlich schlichtweg ad acta gelegt - immerhin ging es mir ja auch ohne gut. Ich war also etwas über ein Monat lang spielfrei, bis zum Geldeingang Anfang Mai.
Ich habe die Situation beinahe noch vor Augen: Seit einiger Zeit habe ich endlich das erreicht, was ich die Monate zuvor ständig durch Glücksspiel versucht habe: Ich hatte wieder einen vierstelligen Betrag am Konto, den ich frei verwenden konnte. Seit über einem halben Jahr hatte ich zuvor krampfhaft probiert, durch ständiges Einzahlen in Online-Casinos ebendiesen vierstelligen Betrag zu erreichen. Hat natürlich immer ausgezeichnet funktioniert, aber das muss ich hier ohnehin nicht erklären. (Dass ich besagten Betrag schon viel früher hätte haben können, hätte ich einfach nicht gespielt, muss, denke ich, auch nicht extra gesagt werden.) Ich möchte hier jetzt nicht ausschweifen, da man sich vermutlich ohnedies bereits ausmalen kann, was passiert ist. Ach, 25 Euro kannst' eh probieren. Vor allem jetzt, wo du eh genug hast. Long story short: Ich habe binnen sechs Stunden mein gesamtes Konto leergeräumt und fand mich also wieder vor einem Scherbenhaufen. Erneut.

Weil ich neben dem Studium Essen ausliefere, konnte ich mich mit Trinkgeld durch den Mai retten und habe mein Vorhaben, nicht mehr zu spielen, auf Juni verschoben. Der restliche Mai verlief demnach vorfallsfrei, hatte ich doch sowieso kein Geld, das es wert war, verspielt zu werden. Wir schreiben also Anfang Juni: Ich bekomme routinemäßig mein Gehalt, bezahle die nötigen Rechnungen und sitze wieder mit einem kleinen Finanzüberschuss da. Diesmal zwar nicht der anvisierte vierstellige Betrag, aber ich konnte mir dieses Monat endlich eine neue Waschmaschine für die Wohnung kaufen - dachte ich zumindest. Long story short2: Ich hatte den grandiosen Einfall, mir etwas Geld dazu zu gewinnen, damit der Kauf der Waschmaschine nicht allzu schmerzlich ist. Also habe ich die überaus logische Entscheidung getroffen, erneut mein gesamtes Konto leerzuräumen, damit ich weder eine Waschmaschine noch einen kleinen Finanzpolster habe. Wieder nichts Neues.

An sich ist diese Geschichte ja nichts Spannendes, wie ich finde. Ich spiele nun seit ungefähr vier Jahren, zwei davon verbringe ich damit, mich von Monat zu Monat zu retten. Ich lebe fast gar nicht mehr, da sowohl finanziell als auch psychisch nach meinen Spielexzessen ohnehin kein wirkliches Leben - im Sinne von: Essen gehen, ... - möglich ist. Mir ist es schon häufiger passiert, dass ich jegliches Gespür verloren habe und im Minutentakt Geld verbrenne. Ich stoße mich in letzter Zeit aber immer häufiger an mir selbst: Ich erkenne mich nicht wieder. Teilweise bin ich dermaßen mit den Gefühlen (Enttäuschung; Hass; Freude, dass es endlich vorbei ist [weil Konto leer]; Scham;...) überfordert, dass ich schlichtweg nicht weiter weiß - also spiele ich.

Eventuell zur Klarstellung: Ich vertrete die Ansicht, dass es für jede*n einen Grund gibt, weshalb man spielsüchtig ist/wird (no na ned). Ich kenne den Grund (oder die Gründe), weshalb ich damals angefangen habe. Ich habe immer wieder versucht, mich mit mir selbst auseinanderzusetzen, Vergangenes aufzuarbeiten und aus meinen Fehlern zu lernen. Aber mittlerweile habe ich das Gefühl, mein Gehirn wäre durch die ständige Dauerbelastung dermaßen überstrapaziert, dass es mir teilweise schwer fällt, meine Gedanken zu ordnen. Mittlerweile sind zu dem Ursprungsgrund noch Folgeerscheinungen hinzugekommen, von denen ich mich durch's Spielen ablenke. Hauptsache, ich muss mich nicht mit mir selbst beschäftigen und mein Leben auf die Reihe bekommen. Es ist immerhin einfacher, die bereits zig Male erlebten Gefühle wiederzuerleben, die hochkommen, wenn das Konto leergeräumt wurde.

Ich bin mit mir selbst derart im Ungleichgewicht, dass ich es alleine nicht mehr schaffe. Hinzu kommt, dass ich schon immer etwas pessimistisch bin und ohnehin keinen großen Wert auf mein eigenes Leben lege (ja, hier könnte ich vielleicht auch ansetzen), andere waren mir immer schon wichtiger. Auch wenn ich weiß, welche Schrauben gedreht, welche vielleicht herausgerissen werden müssen (oder vielleicht gerade deswegen), werde ich eine Therapie machen. Nicht unbedingt glücksspielspezifisch - mir sind die Vorgangsweisen, die empfohlen werden, mehr als bewusst, es mangelt schlichtweg an der Umsetzung meinerseits - vielmehr aber eine generelle Psychotherapie, damit ich endlich diesen unnötigen Ballast, den ich die letzten Jahre und besonders Monate aufgesammelt habe, abwerfen kann. Ich bin es mittlerweile leid, tagaus, tagein vor mich hinzuvegetieren, nur um schlichtweg ohnehin den selben Kreis nochmal zu gehen.

Da ich die nächsten Wochen ohnehin nicht mehr spielen werden kann, da ich meine finanziellen Ressourcen dafür bereits ausgeschöpft habe, möchte ich versuchen, diese "Klarphase" etwas produktiver zu nutzen. Mal schauen, was dabei rauskommt. Ich lass' es euch wissen!
---

Sorry, ich lege normalerweise etwas mehr wert darauf, dass der Text halbwegs leserlich und stringent ist, aber zu mehr war ich scheinbar nicht in der Lage. Übrigens: den groß angeteaserten "Anfang" möchte ich ein anderes Mal thematisieren. Ich hoffe, die Ironie holt mich nicht wieder ein und ich mach's dieses Mal wirklich.

Ich wünsch' euch ein angenehmes Wochenende :)
Titel: Re: Hi!
Beitrag von: MSStrolz am 09 Juni 2021, 17:52:59
Hi!

Ich dachte, ich melde mich Mal ohne großes Rumgeschreibe, wie das bei den vorigen Beiträgen immer der Fall war. Just for the record: Ich bin jetzt seit letztem Samstag spielfrei, also jetzt sozusagen am fünften Tag. Meine "Spielfreiheit" liegt zwar darin begründet, dass ich derzeit schlichtweg keine finanziellen Mittel dafür habe. Dennoch ein minimaler Erfolg, gibt es doch bestimmt unzählige Wege, wie man irgendwie an Geld kommen kann. Aber darum soll's heute nicht gehen.

Vielmehr möchte ich eine Erfahrung verschriftlichen, die mir besonders in den letzten Wochen häufiger aufgefallen ist. Ich nehme mir schon seit über zwei Jahren vor, wirklich an mir zu arbeiten, etwas zu verändern. Hat anfangs teilweise auch relativ erfolgreich geklappt, bis dann schlussendlich der eine Rückfall dem nächsten folgte. Immerhin war es ja einfacher, dem Druck nachzugeben, als sich mit sich selbst zu beschäftigen - sonst hätte ich ja nie angefangen.
In den letzten Wochen bemerke ich immer häufiger einen Widerstand in mir selbst. Sobald ich mir vornehme, gezielt Themen anzugehen, über die ich bpsw. reflektieren möchte oder die ich schlichtweg aufarbeiten möchte, beginne ich, mich in jedweder Form ablenken zu wollen. Sei es sinnbefreites Serien schauen, ein Mittagsschläfchen oder emotionsloses Scrollen durch jegliche soziale Medien. Ich verstehe, dass das vermutlich jahrelang antrainierte Automatismen sind und auch was neurophysiologisch dahinter liegt (Stichwort Dopamin). Selbes kommt vor, wenn ich zB. Deadlines für die Uni habe. Klar, ich weiß natürlich, dass Prokrastinieren jetzt nichts Neues ist. Aber ich bin der Meinung, dass das schon ein neues Level erreicht hat. Ich prokrastiniere eigentlich schon mein Leben lang, aber nicht in dem Ausmaß.

Worauf ich hinaus will: Kann das jemand nachvollziehen? Dass man zuhauf Widerstände hat, wenn man sich aktiv mit sich selbst beschäftigen möchte? Wenn ja, wie seid ihr vorgegangen/geht ihr vor? Gibt's irgendwelche konkreten Tipps oder heißt es auch hier "Übung macht den Meister"?

Ich versuche mich seit wenigen Tagen übrigens in Meditation. Das hilft mir zwar unmittelbar danach für eine kurze Zeit, am Ende des Tages bin ich aber wieder mit denselben Widerständen konfrontiert, dass ich einfach nicht an mir arbeiten möchte und stattdessen die Zeit anderweitig verschwende.

Ich wünsche noch einen angenehmen Abend :)
Titel: Re: Hi!
Beitrag von: Devilslady am 09 Juni 2021, 20:04:17
Hallöchen

Oja das mit dem unsinnigen Sachen machen, um ja nicht die wichtigen Anzugehen,  kenne ich gut. Ich muss mich dann auch zwingen, das zu machen, was früher meine Hobbys waren. Zeichnen, lesen, backen etc .
Haushalt und Arbeit ist kein Problem, aber meine Freizeit wieder neu zu gestalten, wo doch so oft das zocken diese ausfüllte, ist schwer.
Wenn ich mich dann aber aufgerafft habe, macht es mir Spaß.
Mein Mann motiviert mich dann auch, sagt komm mal doch mal wieder oder lass und eine Radtour machen oder einen Family Spieleabend.
Wo ich noch ganz intensiv gespielt habe, war dann mein Gedanke: ah komm lass mich.... jetzt beginne ich umzudenken und merke, wieviel Zeit (neben dem Geld) mich die Zockerei kostete.
Am Montag brauche ich für eine Kollegin als Geschenk eine kleine Hochzeitstorte. Das war ein guter Grund in einem Online Shop zu kucken, was ich so neues dazu benötige. Und im Kopf habe ich die Torte geplant. Am Samstag kommt der ganze Stuff per Post, und ich freue mich schon aufs Backen. :)
Gibt es bei dir nicht irgendwelche Sachen die du früher gerne gemacht hast ausser Serien kucken und schlafen??

Viele Grüße
Devilslady
Titel: Re: Hi!
Beitrag von: MSStrolz am 14 Juni 2021, 22:55:46
Hey Devilslady,

danke für deine liebe Antwort. Ich hoffe, das Backen ist gut gelungen :)

Freizeitgestaltung per se ist bei mir nicht das Grundproblem, würde ich meinen. Wenn ich dann mal im Tun bin (bspw. eben Arbeit, Sport, Freunde treffen, etc.), gehts mir meistens wunderbar und ich bin auch keineswegs niedergeschlagen oder in Gedanken beim Spielen. Ich merke nur öfters, wie es mir immer schwerer fällt, mich aufzuraffen und in die Gänge zu kommen. Ich will natürlich nicht übertreiben, aber ich denke, ich zeige hin und wieder Ansätze einer depressiven Verstimmung - bedingt eben durch die lästige Spielerei. Weil ich dann lieber zu Hause hocke und quasi nichts tue, kommt dadurch wieder Enttäuschung über mich selbst, generelle Selbstkritik und einfach Unwohlsein hervor. Dann verfalle ich natürlich schnell in angelernte Automatismen und reagiere auf schlechte Gefühle mit Glücksspiel und schon läuft das Hamsterrad wieder wie neu.

Ich denke, ich muss einfach Wege finden, wie ich nicht nur aus diesem Teufelskreis ausbrechen, sondern auch nie wieder dahin zurückkehren kann. Damit meine ich nicht nur neue Hobbys, sondern viel mehr einen gänzlich neuen "Lifestyle" (ich bin kein riesiger Fan dieses Wortes, aber mir fällt gerade kein besserer Begriff ein). Ich habe jetzt schon genügend Ressourcen verschwendet, wäre doch mal an der Zeit, wirklich zu leben.

Ich wünsche euch allen einen entspannten Start in die Woche :)
Titel: Re: Hi!
Beitrag von: MSStrolz am 15 Juli 2021, 12:45:58
Hallöchen,

ich dachte, ich melde mich wieder. Leider, auch wenig überraschend, mit schlechten Nachrichten. Ich bin wieder nass - obwohl wieder eigentlich übertrieben ist, war ich doch nicht wirklich trocken. Ich habe wieder gekonnt bis zum Anschlag gespielt und finde mich genau dort wieder, wo ich die letzten Jahre schon unzählige Male war. Ähnliche Situation, selbe Gefühle: Selbsthass, Enttäuschung, Scham und vor allem Angst davor, wie ich meinen Eltern von meiner Situation kundtun soll.
Letzteres möchte ich ein wenig näher beleuchten. Ich bin 22 Jahre alt, wohne seit mittlerweile knapp drei Jahren alleine und finanziere mir mein Leben und meine Spielsucht vollkommen eigenständig. Nichtsdestotrotz verspüre ich nach erfolgreichem Leeren meines Kontos immer wieder dasselbe: Aufs Neue die Eltern enttäuscht, aufs Neue stundenlanges Kopfzerbrechen, was man dem mit dem Sohnemann machen solle, verursacht. Ich kann damit allerdings nicht umgehen. Im Prinzip könnte ich mit meiner Spielsucht und allem was sie mit sich bringt leben (nicht als totale Resignation missdeuten!), aber es stört mich immens, dass ich dadurch nicht nur mich selbst belaste. Ich habe meinen Eltern mehr Schuldgefühle gegenüber als mir selbst. Ich weiß auch nicht so ganz, wo das herkommt. Ich hatte, als ich noch zu Hause gewohnt habe, nie Leistungsdruck und hatte immer vollkommene Freiheit (in vielerlei Hinsicht) - dem liegt vermutlich zu Grunde, dass ich immer ein "Mustersohn" war: nie riesige, aufmümpferische Streitereien, keine Probleme in der Schule oder anderswo, immer am Haushalt beteiligt. Einzig verbrachte ich viel Zeit vor'm PC (mittlerweile spiele ich nicht mehr Videospiele, sondern Glücksspiel - aber das ist wohl ein Thema für einen anderen Beitrag) - auch das war allerdings kein Problem, weil die schulischen Leistungen stimmten. Jetzt, wo ich ausgezogen bin und dem Alter nach auf eigenen Beinen stehen sollte (was ich prinzipiell ja auch tue, das Fundament ist nur massiv angeschlagen), zittert man quasi tagein tagaus, ob der Sohn nicht wieder Geld verprasst hat oder ob er genau darüber wieder wie gedruckt lügt. Und ich muss ehrlicherweise sagen: Ich versteh's. Ich kann mir vorstellen, wie es sich anfühlen muss, wenn man mitansieht, wie hart am Verfall des eigenen Lebens gearbeitet wird.

Ich habe in letzter Zeit immer häufiger das Gefühl, ich wäre in der Vergangenheit steckengeblieben. Also nicht die filmliche Vorstellung, ich würde irgendwann im Mittelalter leben ;D, vielmehr, dass ich noch im Jahr 2017/2018 hinterherhinke. Klar, ich habe damals schon gespielt - auch alles andere als im Normalbereich -, aber ich hatte ein Leben abseits des Spielens. Heute, eigentlich schon die letzten zwei Jahre, mühe ich mich immer von Monat zu Monat, fest entschlossen, jetzt mein Leben bei den Hörnern zu packen, alles umzukrempeln und Vergangenes Vergangenes sein lassen, nur um dann letztendlich wieder vor denselben Scherben zu stehen. Ich habe mir in den letzten Jahren meisterhaft antrainiert, Problemchen, die nicht umgehend und einfach gelöst werden können, durch Spielen wegzuschieben, zu verdrängen. Als dann kein Suchtmittel mehr zur Verfügung stand, weil bereits der Tank virtuos geleert wurde, wurden die Problemchen erwachsen und somit zu Problemen. Um ebendiese zu lösen, bedarf es natürlich gewisser Motivation, die mir allerdings in den letzten Monaten besonders häufig fehlt (natürlich hauptsächlich bedingt durch die lästige Spielerei - so schließt sich der Kreis, nehme ich an). Seien es Arbeiten für mein Studium, Aufarbeitung von Vergangenem oder andere Tätigkeiten, die mein Leben wieder auf die gerade Bahn lenken würden - all das bin ich mir selbst nicht mehr wert. Ich lasse alles Wichtige außen vor und mache tagein tagaus nichts, im Unterbewusstsein nur darauf warten, bis das nächste Geld eingeht. Und so schließt sich der Kreis wahrhaftig.

Was braucht es jetzt also? Eher: was brauche ich - was muss ich tun, um endlich einen Schlussstrich zu setzen (auch, wenn ich der Meinung bin, dass soetwas nur metaphorisch getan werden kann; einmal süchtig, immer süchtig)? Ich möchte mich nicht nie endend in Selbstmitleid suhlen und bin es auch leid, derart abhängig - wortwörtlich - von etwas zu sein. Das, wie ich finde, ist nicht das Leben, das ich leben möchte. Gleichzeitig aber fällt es mir schwer, von ganzem Herzen eine Abstinenzentscheidung zu treffen. Zu oft habe ich mir schon vorgenommen, nie mehr zu spielen; immer wieder bin ich aber am selben Punkt angelangt. Was tun also, um eine letzte Abstinenzentscheidung treffen zu können? Eine, die nicht nur Schein ist, um die eigene Enttäuschung, den Selbsthass und das Schamgefühl zu verdecken. Eine, mit der ich endlich wieder leben kann und nicht von Monat zu Monat vegetiere.

Ich hoffe, das klang nicht allzu bedrückt, aber ich möchte mir selbst auch nichts mehr vormachen, indem ich mir die beinahe heile Welt vorspiele, nur damit diese nächtes Monat auf ein Neues zusammenbricht.

Ich wünsch' euch einen entspannten Tag und hoffe, ihr werdet in nächster Zeit häufiger von mir lesen
Titel: Re: Hi!
Beitrag von: Wolfgang am 15 Juli 2021, 14:01:25
Hallo MSStrolz,

diese beschissenen Gedanken sind das eine, ihnen nachzugeben das andere. Das habe ich selbst oft genug erleben müssen und mir ging es danach gewiss nicht besser. Ich bin zwar einige Jahre älter, aber ich stehe auch noch am Anfang einer hoffentlich langen Abstinenz.
Um wirklich den Absprung zu schaffen, darf natürlich nicht nur das fehlende Geld eine Rolle spielen. Das sind dann erzwungene Spielpausen bis zum nächsten Geldeingang.

Zunächst einmal brauchst du den Willen, wirklich aufhören zu wollen. Dann überall sperren und offen über das Thema mit deinen Eltern reden. Geldeinteilung könnte dann auch über deine Eltern erfolgen. Professionelle Hilfe suchen und auch in Anspruch nehmen.  Das fällt mir auf die schnelle zu deiner Thematik ein. Weiterführendes wird dir sicherlich mitgeteilt.
Gehe es an und versuche keine Selbstmedikation, denn diese hilft nur bis zum nächsten Zahltag. Aber das weißt du ja schon ;)

Wolfgang
Titel: Re: Hi!
Beitrag von: MSStrolz am 31 Juli 2021, 23:16:31
Hello,

zunächst einmal vielen Dank für deine Antwort, Wolfgang. Ich persönlich lese Deine Geschichte ja auch gern still und heimlich mit und finde es wahnsinnig toll, wie Du das bis dato durchziehst - und sicherlich auch weiter durchziehen wirst! Ich sehe das ähnlich, die alleinige Abwesenheit von Geld reicht nicht, um davon wegzukommen. No na, wäre dem so, gäbe es vermutlich gar keine Suchterkrankungen per se.

Ich frage mich in letzter Zeit immer häufiger, wie ich mich eigentlich selbst definiere, wer ich bin und einmal sein möchte. Ich hadere mit dieser Frage schon länger, weil ich sie nicht beantworten kann - oder der Wahrheit schlicht nicht in die Augen schauen möchte. Ich spiele nun ungefähr seit ich volljährig bin (also gut vier Jahre) und habe deswegen sicherlich einiges verabsäumt. Klar, ich könnte jetzt ein paar Eigenschaften aufzählen, die ich mir zuschreiben würde, aber bin ich das wirklich? Macht es mich aus, höflich, empathisch oder tierlieb zu sein? Jein. Aber wer würde das nicht von sich behaupten?
Meine Spielsucht übernimmt in den letzten Monaten immer mehr mein Leben - no na. Ich habe öfters das Gefühl, es gibt mich nur mehr als süchtiges Ich. Zu lange ist es her, dass ich Dinge unternommen habe, ohne im Hinterkopf zu haben, was ich nicht schon alles angestellt habe, wie viel Geld, Zeit und Möglichkeiten ich verloren habe; ohne dieses elende Gefühl, das mich wie einen Schatten überall hinverfolgt. Natürlich könnte man jetzt sagen, dass sich das alles ändern würde, würde ich nicht mehr spielen - und don't get me wrong, das würde (wird) zweifellos auch so sein - aber hier komme ich wieder an den anfangs in den Raum geworfenen Punkt: ich weiß nicht, wer ich wirklich bin und kenne mich beinahe nur noch als Glücksspielsüchtigen - und das zu ändern ist ein Haufen Arbeit, den ich es mir bis dato nicht wert war anzugehen.

Ich bin eigentlich kein Fan von selbstbemitleidenden Abhandlungen, aber ist es nicht genau das, wofür diese Tagebücher gemacht sind? Nunja, ich habe mir das Vorhaben in den Kopf gesetzt, den Monat August zu nutzen, um 31 Tage spielfrei zu sein und das ganze hier alle paar Tage festzuhalten. So weit der Plan, ich lasse mich von meiner Umsetzung überraschen.

Schönes Wochenende
Titel: Re: Hi!
Beitrag von: Olli am 01 August 2021, 07:13:51
Hi!

Zitat
ich weiß nicht, wer ich wirklich bin und kenne mich beinahe nur noch als Glücksspielsüchtigen - und das zu ändern ist ein Haufen Arbeit, den ich es mir bis dato nicht wert war anzugehen.

Belese Dich mal zum Thema Identität. Das ist ein komplexes Thema.
Und nein ... es ist nicht die Arbeit, die Dich abhält - es ist der Beginn der Arbeit. Es ist das Verlassen der Komfortzone.
Denn so bescheiden auch die Glücksspielsucht mit allem drum und dran ist, es ist das, was Du kennst.

Schöner Beitrag von Dir ... :)

Titel: Re: Hi!
Beitrag von: MSStrolz am 01 August 2021, 22:20:12
Hello,

lieber Olli, vielen Dank für Deine kleine Wortmeldung. Du schreibst mir damit quasi ein wenig aus der Seele. Ich hadere immer schon damit, Dinge endlich anzugehen, die nicht unmittelbar in meiner Komfortzone liegen - seien es noch so kleine Dinge wie beispielsweise simples Einkaufengehen, wenn mal die Lust fehlt, oder eben das aktive Arbeiten an mir selbst. Als ich noch bei meinen Eltern gewohnt habe, gab es immer jemanden, der mir quasi in den Arsch getreten hat, nach dem Motto, ich solle endlich dies und jenes erledigen. Nicht, dass ich einfach keine Lust gehabt hätte, ich habe alles einfach immer aufgeschoben. Das ist in den letzten Monaten immer häufiger der Fall: ich prokrastiniere vor mich her und schiebe alles vor mich hin, selbst die noch so kleine Aufgabe wird erst am nächsten Tag erledigt... oder am übernächsten, vielleicht auch erst die nächste Woche. Sind es dann verpasste Deadlines oder nicht eingehaltene Abmachungen, die folglich am Gewissen nagen, so hat bis dato immer das Glücksspiel als Ablenkung hergehalten - einfach eine zeitlang an nichts denken müssen, nur um dann vor noch größerem Elend zu stehen; aber das muss ich hier nicht näher erläutern. Seit ich alleine wohne fehlt es mir an jemandem, der mir in den Arsch tritt, um das Leben endlich bei den Hörnern zu packen, und ich plätschere so vor mich hin, nur darauf wartend, dass sich alles wie gottgewollt von selbst richtet und ich quasi in der heilen Welt aufwache. Ich muss wohl oder übel etwas finden, dass mir den nötigen Arschtritt verpasst - oder noch besser: dass solcher überhaupt erst gar nicht notwendig ist.

Anstonsten ist heute nichts wirklich Spannendes passiert. Tag 1 meines Miniprojektes also quasi reibungslos hinter mich gebracht, auf den nächsten.

Schönen Wochenstart :)
Titel: Re: Hi!
Beitrag von: MSStrolz am 02 August 2021, 21:30:55
Hello,

Tag 2 wäre dann wohl auch vorbei. Ich habe heute wieder des Öfteren mit Was-wäre-wenn-Gedanken gehadert. Nicht im Sinne von: Was wäre gewesen, hätte ich nie angefangen? Vielmehr: Was wäre, wenn ich die gewonnenen xyz€ nicht wieder verspielt hätte? Was wäre, wenn ich nach dem "Gewinn" aufgehört hätte? Ich weiß natürlich, dass das alles reiner Humbug ist und jeder scheinbar noch so große Gewinn letztendlich wieder verspielt wird. Nichtsdestotrotz kommen in letzter Zeit immer öfter solche Gedanken hoch und ich weiß noch nicht wirklich, wie ich damit umgehen soll. Rational ist mir natürlich bewusst, dass das ohnehin nur Bullshit - man verzeihe mir bitte die Ausdrucksweise - ist, emotional nage ich dennoch daran und denke dabei wohl unterbewusst darüber nach, wie ich es das nächste Mal besser machen können würde. Die Frage, die ich mir dabei stelle, ist, ob es vernünftiger ist, solche Gedanken gleich im Keim zu ersticken (wenngleich ich der Meinung bin, dass diese dadurch nur noch häufiger zutage treten würden) oder diese in irgendeiner Form aufzuklären. Mal sehen, ob ich eine Antwort für mich finde, die auch langfristig standhält.

Auf den nächsten Tag!
Titel: Re: Hi!
Beitrag von: Olli am 02 August 2021, 22:20:12
Hallo mein Lieber!

Solche Gedanken sind die Überzeugungsarbeit des süchtigen Teils in Dir wieder zu spielen.
Dabei sind es sicherlich nicht die Gedanken alleine, die Du da verspürst, sondern auch positive Gefühle.
Das macht das Ganze noch gefährlicher. Mit der Zeit werden dann die negativen Gefühle und die Auswirkungen verdrängt.

Daher, und das macht Dein rationaler Teil ja schon, verdränge diese Gedanken nicht, sondern stelle ihnen Deine Werte und Ziele gegenüber. Was hast Du jetzt schon erreicht und möchtest Du das wieder verlieren?
Dann wirst Du schnell diese Gedanken à la "Och nur ein einziges Mal!" belächeln - ihnen so noch mehr Kraft rauben.
Eines ist doch klar: Wir sind weitaus mehr als unsere Sucht! Also nutzte dieses Mehr um weiterhin spielfrei zu bleiben!

Titel: Re: Hi!
Beitrag von: MSStrolz am 03 August 2021, 22:14:48
Hello,

zunächst wiedermal vielen lieben Dank, Olli, für Deinen Beitrag. Ich hatte solche Situationen, wie die gestern beschriebene, natürlich schon häufiger im Laufe der letzten Jahre und sie haben zumeist immer gleich, wie auch von Dir unverkennbar geschrieben, geendet: all die negativen Gefühle, die beim (und besonderes nach) dem Spielen durchlebt werden, werden verdrängt und nur das vermeintlich Gute steht im Raum - allem voran das motivierte Vorhaben, diesmal "anders zu spielen", sich Gewinne auszuzahlen. Natürlich vollkommen absurdes Denken, das letztlich nur das eigene Gewissen stillen soll; diesmal würde man ja nicht wieder alles verspielen, diesmal, ja diesmal, wisse man, wann es aufzuhören gilt. Naja, geplant ist auf jeden Fall, überhaupt nicht in derartige, unkontrollierbare Situationen zu kommen.

Hallo mein Lieber!

Solche Gedanken sind die Überzeugungsarbeit des süchtigen Teils in Dir wieder zu spielen.
Dabei sind es sicherlich nicht die Gedanken alleine, die Du da verspürst, sondern auch positive Gefühle.
Das macht das Ganze noch gefährlicher. Mit der Zeit werden dann die negativen Gefühle und die Auswirkungen verdrängt.

Daher, und das macht Dein rationaler Teil ja schon, verdränge diese Gedanken nicht, sondern stelle ihnen Deine Werte und Ziele gegenüber. Was hast Du jetzt schon erreicht und möchtest Du das wieder verlieren?
Dann wirst Du schnell diese Gedanken à la "Och nur ein einziges Mal!" belächeln - ihnen so noch mehr Kraft rauben.
Eines ist doch klar: Wir sind weitaus mehr als unsere Sucht! Also nutzte dieses Mehr um weiterhin spielfrei zu bleiben!

Zitat
Eines ist doch klar: Wir sind weitaus mehr als unsere Sucht! Also nutzte dieses Mehr um weiterhin spielfrei zu bleiben!

Danke auch für diesen Anstoß. Ist für mich zur Zeit sehr wichtig, mir das immer wieder vor Augen zu führen.

Ansonsten war auch der dritte Tag meines diesmonatigen Vorhabens vorfallsfrei. Ich vermute, das liegt dem zugrunde, dass ich derzeit den Großteil meines Geldes bar zur Verfügung habe und nicht am Konto. Der alleinige Weg zur Bank, um Geld aufs Konto einzuzahlen, hat sich bisher als zu große Hürde erwiesen. Vielleicht nicht unbedingt die wasserdichteste Lösung - vor allem nicht auf lange Sicht - aber es hilft mir jedenfalls, nicht hemmungslos alles nach Lust und Laune zu verpulvern. Ansonsten passiert momentan relativ wenig; ich arbeite natürlich weiterhin, versuche aber indes die Sommerferien halbwegs auszukosten. Etwas verdrießlich stimmt mich, dass ich eigentlich noch ein Händchen voller Deadlines fürs Studium hätte, die ich aber in letzter Zeit immer wieder aufgeschoben habe. Ich kann dabei gar nicht erklären, weshalb ich die Aufgaben nicht einfach mache - mir fehlt scheinbar in den letzten Monaten etwas die Motivation, Dinge voranzubringen; vielleicht auch einfach der bereits angesprochene nötige Tritt in den Hintern.

Jedenfalls geht es für mich nächste Woche in den Urlaub - ich freue mich! -, vielleicht hab' ich bis dahin auch meine überfälligen Deadlines erledigt.
Titel: Re: Hi!
Beitrag von: MSStrolz am 09 November 2022, 17:33:45
Ich weiß gar nicht, wie ich hier am besten beginnen soll, mein letzter Beitrag ist nun doch schon etwas gealtert.  :D

Vielleicht schließe ich einfach dort an, wo ich aufgehört habe: bei meinem hoch angepriesenen Projekt "spielfrei August 2021". Long story short: Hat natürlich nicht funktioniert, sonst hätte ich vermutlich weiter die Seiten des Tagebuchs gefüllt. Es gab auch nach August 2021 keinen spielfreien Monat, ich habe mich in meine (Dis-)Komfortzone zurückgezogen und lieber jedes Monat haufenweise Geld, Zeit und mentale Gesundheit verspielt! Was für eine Freude!

Ich schreibe diesen Beitrag, weil ich mir in den Kopf gesetzt habe, nun wieder öfters Tagebuch zu führen. Ich spare mir diesmal aber Versprechungen, dass ich das nun wieder öfters machen werde, da ich mich nun doch schon etwas kenne und das voraussichtlich ohnehin nicht einhalten werden kann.
Ich schreibe diesen Beitrag auch, weil ich gestern beschlossen habe, meine Spielsucht zumindest finanziell aufzuarbeiten. Also habe ich mir zur Aufgabe gemacht, all meine Kontoauszüge seit 2014 durchzugehen und sämtliche Glücksspieltransaktionen, die ich über mein Bankkonto getätigt habe, niederzuschreiben. Es waren wahrlich zehn freudige Stunden! 8)

Es hatte aber kurioserweise tatsächlich etwas Heilendes an sich, all das nochmal durchzugehen. Natürlich war Brechreiz die erste Reaktion, nachdem ich z.B.: in Erinnerung gerufen bekam, wie krankhaft manche Exzesse waren - ich erinnere mich z.B. an eine "Session", in der ich innerhalb von zwei Stunden €1200 eingezahlt (und selbstverständlich verloren) habe - und wie viel Geld ich dafür verbrannt habe. Was mich aber viel mehr irritiert hat, ist das Verhältnis zwischen Ausgaben, die nichts mit Glücksspiel zu tun haben und jenen, die das schon tun. Ich habe nichts nachgerechnet, aber mein gesamtes Bankkonto besteht zu 90% nur aus Glücksspieltransaktionen. Das stimmt mich insofern traurig, als dass es mich auf die verlorene Lebenszeit erinnert. Ich möchte hier jetzt aber nicht wieder in Selbstmitleid verfallen und komme zum Punkt, der mich am meisten schocktiert. Die schiere Summe an Geld. Ich bin derzeit 24 Jahre alt, studiere und arbeite demnach nicht Vollzeit. Trotzdem habe ich in meiner nun siebenjährigen Spielzeit insgesamt €41000 verspielt.

Dieser Betrag stimmt mich mürrisch. Nicht, weil ich dem Geld nachweine, aber weil er mir schlichtweg vor Augen führt, was ich mir die letzten Jahre insgeheim schon immer gedacht habe: Ich verspiele mir mein Leben.

Ich versuche mich darin, den Betrag als Lehrgeld zu sehen und möchte diesen wirren Beitrag (sorry) damit abschließen, um festzuhalten, dass heute mein erster spielfreier Tag ist - wiedermal. Der hundertste erste Tag also! Möge es der letzte sein.
Titel: Re: Hi!
Beitrag von: Wirbelwind am 09 November 2022, 18:10:39
heute mein erster spielfreier Tag ist - wiedermal. Der hundertste erste Tag also! Möge es der letzte sein.

Das liest sich verwirrend XD  8) ;D ;D

OH MANN, 24 !!!

Komm in die Mittwochsgruppe kriegste die Ohren lang gezogen  ;D ;D ;D ;D
Titel: Re: Hi!
Beitrag von: Anthrazit80 am 09 November 2022, 23:54:54
Hallo!

Gänsehaut! Danke von Herzen für das Teilen deiner Geschichte. Du bist ein echter Wortakrobat. So bildlich und so emotional, das kannst du echt gut!

Ich wünsche dir achonmal viel Glück auf deiner Reise und hoffe, dass es dir gut ergeht auf deinem Weg!

LG!
Titel: Re: Hi!
Beitrag von: Olli am 10 November 2022, 06:45:09
Hi!

Ich bekomme auch ne Gänsehaut und schließe mich deshalb Ralf an ... gehe in eine SHG ... gehe in eine Beratungsstelle.
Du brauchst jemanden, der Dir in den Hintern tritt ... bitteschön, erledigt. Von nun an mache das selbst, wenn Du Dir Hilfe organisiert hast.
Was lese ich denn da von Dir? Wenn auch sonst alles verloren ist, meinen Humor habe ich doch noch behalten?
Du prokrastinierst immer noch ... die Planung fürs nächste Spiel springt mir aus Deinen Worten entgegen.

Du musst Dich von der Vergangenheit lösen und in die Zukunft schauen. Was in der Vergangenheit falsch lief, das kannst Du im Jetzt nutzen, um es zu ändern.

Phrasen, Phrasen, Phrasen - aber keine Handlungen kommen da von Dir. Verstecke Dich nicht hinter Deinem jugendlichen Alter. Da habe ich mir auch immer gedacht: Du hast Zeit, bist ja noch jung. Und was war? 20 Jahre später habe ich erst erkannt, dass ich mich selbst zerstöre - dass ich wirklich meine Lebenszeit vergeudet habe. Das, was Du da jetzt in die Richtung äußerst, kommt noch nicht mal nahe an die Realität heran. Wie soll ich es ausdrücken ... Dir ist es rational bewusst, es ist aber noch nicht in den Emotionen angekommen. Daher ist das auch nur eine Phrase von Dir.

Du musst endlich aktiv werden - Punkt!
Titel: Re: Hi!
Beitrag von: Wolke 7 am 10 November 2022, 12:00:17
Zitat
Es waren wahrlich zehn freudige Stunden! 8)

Diese Zeit hättest du schon mal in mehrere Gespräche bei der Suchtberatung investieren können......oder in eine SHG

Ich will mehr Tagebuch schreiben schreiben,aber ich verspreche nichts,ich kenne mich,ich will zumindest finanziell meine Sucht aufarbeiten......haste ja jetzt und nü? Was machst du jetzt ?

LG Wolke
Titel: Re: Hi!
Beitrag von: MSStrolz am 22 November 2022, 12:15:26
Hello!

Vielen Dank für eure Rückmeldungen! Ich bin mir dessen bewusst, dass ich mich vermutlich hinter übertrieben verschnörkelter Sprache verstecke und werde versuchen, meine Beiträge eher aufs Handeln zu konzentrieren, anstelle von unnötigen Ausschweifungen, um nur nicht zur Sache zu kommen (Spoiler: hat heute schonmal nicht funktioniert).

Lieber Olli,
dein Betrag ist gewohnt treffsicher. Ich prokrastiniere nach wie vor in den meisten Bereichen meines Lebens; mache ich hin und wieder winzige Schritte vorwärts, hüpfe ich zugleich noch viel mehr zurück, weil ich mich nicht in der Lage glaube, mich ohne Glücksspiel selbst regulieren zu können. Ich bin mir allen negativen Folgen meiner Spielsucht bewusst - das allerdings, wie du schön geschrieben hast, großteils nur auf einer rationalen Ebene. Mein emotionales Gefühlsleben ist - natürlich vollkommen verständlich, nachdem ich mich jahrelang nicht darum gekümmert habe - in letzter Zeit darauf beschränkt (zumindest bezogen auf meine Sucht), dass ich mich nach Rückfällen - falls man das überhaupt so zu nennen vermag, da ich de facto nie wirklich abstinent war - am Boden zerstört gefühlt habe; ich denke dieses Gefühl kennen alle hier. Die Tage darauf war gewohnt Katerstimmung und ich wollte am liebsten die Welt eigenhändig verändern. Bis zum nächsten Geldeingang zumindest, dann griffen binnen weniger Tage gewohnte Automatismen und ich überging auch alle vermeintlichen Schutzmechanismen, die ich mir zuvor aufgebaut hatte. Und so drehte sich der Kreis aus Selbstmitleid, Prokrastination, Untätigkeit und Verzweiflung weiter.

Ich versuche mich schon seit längerem von meiner Vergangenheit zu lösen - auch hier nicht nur bezugnehmend auf meine Suchtthematik. Zeitweise schaffe ich das auch, mit unter geholfen durch Meditation, aktiver Auseinandersetzung mit meiner Vergangenheit oder Gesprächen im Rahmen einer Therapie (dazu allerdings gleich etwas mehr). Auch das ist allerdings immer nur kurzweilig. Ich kann mir nicht ergründen, ob es meine mangelnde Selbstregulation, schlichtweg meine Faulheit oder einfach fehlender ernsthafter Wille ist, der mich immer wieder in mein selbst gegrabenes Loch zurückfällen lässt. Vermutlich liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte.

Nun zum Thema aktiv werden: Ich war von Juli bis September in Einzeltherapie bei einer Suchtberatung in meiner Nähe. Das hat mir persönlich zu großen Teilen gut getan, wenn ich auch nicht immer von den Therapiepraktiken meiner Therapeutin überzeugt war. Ich hatte in dieser Phase einige, wie ich meine, persönliche Fortschritte erzielt und war dadurch auch längere Zeit (für meine Verhältnisse, selbstverständlich) spielfrei. Ich konnte auch einen damaligen Rückfall mit ihr besprechen, wenngleich ich mir diesen damals nicht verzeihen konnte - "Immerhin arbeite ich nun aktiv an mir, habe wichtige Dinge aufge- und verarbeitet, aber trotzdem habe ich wieder gespielt und kann mir nicht erklären warum." -, woraus ich viel mitgenommen habe. Seit Oktober allerdings ist meine Therapeutin nicht mehr bei jener Suchtberatung, die die Therapiestunden unbezahlt zur Verfügung stellt. Ich wollte - und habe das auch ihr gegenüber so kommuniziert - noch ein bis zwei Monate warten, ehe ich privat zu ihr in die Praxis kommen würde, da ich finanziell zur Zeit nicht dazu in der Lage bin. Nun sind bald jene zwei Monate vergangen und ich habe sie immer noch nicht kontaktiert. Einerseits natürlich, weil ich nach wie vor nicht finanziell in der Lage dazu bin, andererseits weil ich - und hier schließe ich an meine Ausführungen oben an - prokrastiniere und mich in meinem Selbstmitleid suhle und so einfach nicht und nicht ins Tun komme. Hinzu kommt noch ein Gefühl von Scham, dass ich mich bis dato nicht bei ihr gemeldet habe und sie damit quasi enttäuscht hätte - was natürlich vollkommen absurd ist, da ich keinerlei persönliche Bindung zu ihr habe und es ihr demnach gleichgültig sein kann, ob ich weiterhin spiele oder nicht. Aber dem liegen Mitbringsel aus meiner Kindheit zu Grunde, dass ich niemanden mit meinem Tun und Dasein enttäuschen möchte. Dazu aber vielleicht ein andermal.

Ich hatte eigentlich geplant, einen anderen Beitrag zu verfassen, doch dann habe ich eure Nachrichten gesehen und bin nicht darum herumgekommen, nicht zu antworten, da dies dem Sinn und Zweck des Forums nicht gerecht wäre. Mein ursprünglich angedachter Beitrag folgt also jetzt.

Eventuell zur besseren Einordnung: Ich studiere und arbeite nebenbei ~5-10h/Woche als Fahrradkurier. Da mein Nebenjob allerdings einerseits besonders in den Wintermonaten etwas mühsam ist, habe ich mich firmenintern um andere Jobs umgesehen. Dabei stach mir einer ins Auge, der zur 100% aus dem Homeoffice gemacht werden konnte und dem noch dazu meine Qualifikationen gerecht würden. Was sollte schon schief gehen, also habe ich mich beworben. Nach ungefähr einem Monat bekam ich dann eine Einladung zum "Kennenlerngespräch", welches letzte Woche auch online stattgefunden hat. Long story short, da ich euch nicht mit unnötigen Details langweilen möchte: Ich habe heute eine Absage bekommen; einerseits, da sie äußerst viele Bewerbungen bekamen und andererseits, da sie "von anderen überzeugter waren". An sich nicht schlimm, Absagen liegen in der Natur der Sache und gehören wie so vieles schlichtweg zum Leben dazu. Ich aber war innerlich schon seit Wochen felsenfest davon überzeugt, dass ich diesen Job bekommen würde. Damit würde ich mir nicht nur den Rest des Studiums halbwegs sorgenfrei finanzieren können, sondern könnte ich ihn auch problemlos von zu Hause erledigen. Ich war nicht deshalb fest davon überzeugt, weil ich mich als wahnsinnig übertalentiert oder unübertreffbar halte, sondern da meine Qualifikationen (ich habe nunmehr zwei Jahre Praxiserfahrung als Fahrradkurier und bei der Stelle würde mir dies schlichtweg von Vorteil sein) einfach gepasst hätten. Ich wache also heute zu diesem Schreiben auf und bin zunächst entstürzt: "Wie bitte? Sie suchen händeringend Leute für die Stelle [was tatsächlich so ist], nehmen mich aber nicht?". Meine erste Reaktion war Bestürzung, da ich einerseits nicht mit dieser Absage gerechnet hatte und andererseits aufgrund diverser Erfahrungen in meiner Kindheit Probleme damit habe, mit Ablehnung oder damit, nicht genug zu sein, umzugehen.
Warum schreibe ich das alles - wieder nur aus Selbstmitleid, das ich notorisch in die Öffentlichkeit tragen muss? Nein, vielmehr weil ich für mich selbst festhalten möchte, dass eben genau das das Leben ist. Nach meinem anfänglichen Entsetzen über meine vermeintliche persönliche Niederlage war der nächste Gedankengang sofort: "Ich muss etwas ändern! Ich muss mich ändern. Wenn ich im 'Kennenlerngespräch' derart schlecht herübergekommen bin, ist es an der Zeit alles umzukrempeln: Ich würde mich persönlich weiterbilden, in meine 'soft skills' investieren, Sport betreiben, belesener werden" und whatnot. Nach wenigen Minuten sind meine inneren Alarmglocken hochgeschrillt. Genau dieser Gedankengang, mein Leben endlich bei den Hörnern packen zu wollen, ist immer dann eingetreten, nachdem ich ungeplant mein gesamtes Geld verpulvert hatte. Warum also jetzt auch? Ist all das, der vemeintlich unstillbare Drang, mein Leben umzukrempeln, nur eine unbewusste Reaktion meinerseits, mit Enttäuschung umzugehen? Ist das meine gewohnte Reaktion auf persönliche Niederlagen?

Vermutlich übertreibe ich hier maßlos und komme rüber, wie ein verwöhnter kleiner Student, der nun erstmals am Ernst des Lebens gestreift hat und nun weinend ins Elternhaus fliehen wollen würde, weil ja die Welt da draußen so böse sei und ihm nicht alles in die Wiege gelegt würde. Ich würde das auf jeden Fall als Außenstehender so sehen - nicht nur als Außenstehender, ich sehe das persönlich auch so. Es liegt an mir, meinen unzähligen Versprechen Taten folgen zu lassen. Dafür kann ich hier noch so viel herumtippen, noch so viele Vorhaben pompös ankündigen, auf noch so viel Feedback eingehen. Letzten Endes liegt es an mir.

Abschließend möchte ich aber noch festhalten, dass meine Jobabsage doch etwas Positives an sich hatte: Ich habe erstmals seit mehreren Monaten stärkere negative Emotionen erlebt, ohne direkt mein gesamtes Konto leerräumen zu wollen. Ich habe erstmals aktiv negative Emotionen durchlebt, die ich nicht sofort unter den Teppich gekehrt habe. Auch wenn es etwas pathetisch klingen mag, aber: Das gab es bei mir schon länger nicht.

Ich bin nun seit zwei Wochen spielfrei und möchte heute Abend einen weiteren Tag dranhängen können.
Alles Liebe
Titel: Re: Hi!
Beitrag von: Olli am 22 November 2022, 13:41:31
Zitat
Aber dem liegen Mitbringsel aus meiner Kindheit zu Grunde, dass ich niemanden mit meinem Tun und Dasein enttäuschen möchte.

Ist das Dein Ernst? Du möchtest niemanden mit Deinem Dasein enttäuschen? Was ist das für ein Gebirge an Deinem Bein? Und da wunderst Du Dich, dass Du prokrastinierst?

Wie oft habe ich schon gehört: "Olaf, Du bist nun mal nicht einfach!" ... Hmmm ... na und? Ich spreche Sachen direkt an und nehme dabei auch kein Blatt vor den Mund. Ich bin kein Freund von großen ausschweifenden Reden, in denen ich meinen Gegenüber sanft darauf vorbereite ihm in den Hintern zu treten.
Wer mich angreift, der bekommt auch im Ernstfall sofort sein verbales Fett weg.
Trotzdem liegt es in der Natur der Sache, dass auch ich erst einmal immer gefallen möchte.Soziale Interaktionen benötigen nun mal Beziehungen.
Wie kann ich aber Beziehungen aufbauen, wenn ich mich selbst schon aus der Gleichung herausnehme? Wie komme ich aus einer Prokrastination heraus, wenn nicht nur mein Tun, sondern sogar mein Sein von mir selbst im Wege stehen?

Was denkst Du wohl, wenn ich Dir sage: Egal wo Du herkommst - egal wo Du hin möchtest - egal wie Du aussiehst, riechst, welchen schulischen/beruflichen Background Du hast - egal ob Du gigantischer oder schmächtiger Statur bist ... Du bist genau richtig so, wie Du bist! ...
Was waren Deine ersten Gedanken, als Du den Satz gelesen hast?

Unsere Kindheit hat uns geprägt - kein Zweifel - doch was Hänschen nicht lernte, das lernt Hans nimmer mehr - ist einfach falsch!

Oh mein Gott, was habe ich damals versucht die Erwartungen Anderer zu erfüllen. Ich bin aber nicht die Anderen - ich habe meine eigenen Erwartungen. Die reichen mir, damit habe ich genug zu tun. Ich habe durch eine schmerzhafte Trennung erst einmal einen räumlichen Abstand geschaffen, um dann auch einen emotionalen Abstand zu gewinnen.

Du musst Dich aus dem Rollendenken lösen! Warst Du das "ungeliebte Kind"? Dann fange an Dich selbst zu lieben.
Hast Du fremde Glaubenssätze oder sogar Systeme übernommen, dann löse sie alleine für Dich auf, indem Du sie hinterfragst.

Du bist gut so, wie Du bist ... ich sage es nicht oft zu jemandem, doch wenn, dann bekomme ich erst einen verwunderten Blick zugeworfen und wenn die Leute nicht genau wüssten, dass ich ihnen damit alles Andere als schaden möchte, dann würden sie mir liebend gerne an die Kehle springen.
"Was fällt Dir ein?" schreien ihre Gedanken. "Das stimmt doch überhaupt nicht!"

Doch ...es stimmt ... schaue Dir mal Deinen Beitrag selbst an. Das sind Deine puren Gedanken, ein wenig durchgeknetet, damit sie in die "Form" des Forums passen. Doch sie wurden von Dir erschaffen und beinhalten Deine Lebenserfahrungen, Deine Gedanken und Deine Emotionen.
Und nun sage mir noch mal, dass Dein Sein nur Anlass zu Enttäuschungen geben kann.

Zu der Bewerbung: Manchmal liegt es auch einfach nicht an Dir, wenn da eine Absage kommt. Ich habe damals eine Lehrstelle gesucht und hatte vom Arbeitsamt erfahren, dass ein bekanntes Schreibwarengeschäft in der Nähe des Kölner Neumarktes eine Stelle ausgeschrieben hatte. Also bewarb ich mich und wurde zum Einstellungstest und Vorstellungsgespräch eingeladen.
Ich denke nicht, dass ich mich dämlich angestellt hatte im Gespräch. Mein Deutsch war auch nie schlecht und Mathe sowieso nicht. Den Test musste ich mit links bestanden haben.
Im Gespräch wurde ich aber gefragt, wie viele Bewerbungen ich bisher geschrieben hatte? 26. "Hmmm ... meine Tochter hat schon 200 Absagen ..."
Da wusste ich, dass ich die Lehrstelle nicht erhalten würde. Heute - im Nachgang - Gott sei Dank!

Ja ... auch Du weisst noch nicht, wo die offene Tür für Dich steht, die Deinen Werdegang positiver beeinflusst, als die nun abgesagte Stelle.

Ach je ... jetzt bin ich nur auf einen einzigen Punkt eingegangen ... die MP ist aber rum ....

Vielen Dank fürs Teilen!

Und am Samstag kommst du in das Webmeeting - ich lasse keine Ausreden zu! :)
Titel: Re: Hi!
Beitrag von: Wirbelwind am 22 November 2022, 16:11:09
Zitat: Aber dem liegen Mitbringsel aus meiner Kindheit zu Grunde, dass ich niemanden mit meinem Tun und Dasein enttäuschen möchte Zitat Ende

Wirbelwindiger Tsunami Alaaaaaaaarm XD  8) 8) ;D ;D ;D ;D ;D

Therapeutisch Wertvoll; streiche mal das "aber" vor dem Satz, da gibt es KEIN aber denn deiner Problematik liegt ein scheinbar anderes Problem zugrunde und das ist ein FAKT
In dem Moment wo du das aber streichst ist es keine Ablenkung oder Begründung oder AUSWEG - sondern eine Annahme UND akzeptanz deines Problems...

Ich schliesse mich größtenteils Olli an was er geschrieben und würde so ziemlich das gleiche schreiben, allerdings hab ich witzigerweise gerade von HEUTE ein Supertolles Beispiel wie weit der ganze Mist gehen kann...

Ich bin nun 47 und hatte wahrlch kein leichtes Leben ganz zu schweigen von ner "normalen, glücklichen" Kindheit, ganz im gegenteil. Allerdings bin ich seit fast 10 Jahren in Behandlung und hoffe das es DIR etwas bringt dir das hier zu schreiben.

Bei mir auf arbeit läuft es derzeit SEHR gut nachdem ich für sehr sehr viel wirbel gesorgt habe. Heute, gegen 11 uhr hab ich mein Chef gestippelt und hatte SPAß und FREUDE dabei und JA MIR ging es verdammt GUT UND was soll ich sagen....

Ich ging in meine Halle wo ich arbeite (jetzt wo ich dran denke bekomm ich direkt wieder keine Luft^^) FÜHLTE mich ENTSPANNT und WOHL, und was ist ? Mir wurde sowas von schwarz vor der Augen das ich dachte jeden Moment kipp ich um.
Ich fing langsam mit meiner arbeit an und "es ging so" Nachdem ich dann merkte wie langsam die Panik dazu kam bin ich zu unserem Ersthelfer Blutdruck messen und sagte, JETZT, gesagt, getan, alles in Ordnung....

Ich lief noch ne weile verwirrt durch die gegend, setzte mich dann hin, hab mir eine Zigarette angemacht, tief durchgeatmet und zog meine Therapeutin innerlich zu rate und siehe da, ich fand den Auslöser...

Mein chef sagte mal zu mir ich möchte doch bitte die gabeln vom Gabelstapler nicht "immer" so über den Boden ziehen (Was nunmal echt selten vorkommt) und SEITDEM stippel ich Ihn bei JEDER Gelegenheit SOBALD er sich auf den Stapler setzt  ::) 8)

Heute auch, er fuhr an und ich sagte nur "quiiiiietsch" XD und er sagte lachend, freundlich und mit dem Kopf schüttelnd "OH mann, hät ich DIR doch bloß nie was gesagt" ich grinste Ihn an und sagte, TJA, selber schuld....

Er holte das nächste Gestell OHNE quiiiiiietsch und ich sagte "HEY, geht doch" und er erwiederte lieb nett und freundlich, JA natürlich ....

ICH FÜHLTE mich VOLL und GANZ in meiner ART wie ICH BIN AKZEPTIERT und DAS hat mich VOLL von den Socken gehaun....

Genau daran arbeite ich derzeit sehr Mühevoll in meiner Therapie einfach so zu sein wie ich BIN ....

Ich bin doppelt so alt wie du und du vermagst zu denken, "boar die alten,blablabla... und sag nicht nein, das haben wir ALLE gedacht in DEINEM alter  ::) 8) ;D ;D ;

ich kann DIR nur ans Herz legen fang so FRÜH wie möglich damit an deine Kindheit zu verarbeiten und das nicht in einer Suchttherapie oder Shg - DAS ist eine ganz andere Baustelle, du

hast noch Dein GANZES LEBEN vor Dir um so früher du eine -wahrschelich- anständige Verhaltenstherapie machst umso "leichter" ist es für Dich.

Wie Olli schon sagte, der spruch mit dem hänslein was er nicht lernt, da hat er recht der Spruch ist schwachsinn aber ich kann Dir sagen wenn du 47 bist wie ich, Dein leben lang NUR scheisse gefressen hast ist es die Hölle zu lernen das es einem auch verdammt nochmal GUT gehen darf und es scheiss egal ist was andere denken !

Du wohnst alleine und bist selbstständig, LÖSE Dich von deinen Eltern, LEBE für DICH - aber dafür brauchst du ne richtige Therapie, bin ich mir ziemlich sicher... Klar kann ich mich auch täuschen, allerdings müsste ich laaaaaange überlegen wann ich mich das letzte mal geirrt habe,....




Titel: Re: Hi!
Beitrag von: MSStrolz am 24 November 2022, 00:25:18
Danke euch beiden für eure berührenden Antworten!

Ich möchte mir ein paar Punkte rauspicken, dabei aber nicht wie gewohnt maßlos auschweifen, da ich doch schon etwas müde bin. Mich juckt's aber etwas in den Fingern, deshalb dachte ich mir, ich schreib' noch ein paar Zeilen, bevor ich mich ins Bett verkrieche.

Zitat
Ist das Dein Ernst? Du möchtest niemanden mit Deinem Dasein enttäuschen? Was ist das für ein Gebirge an Deinem Bein? Und da wunderst Du Dich, dass Du prokrastinierst?

Das ist tatsächlich ernst gemeint, wenn auch zugegebenermaßen vielleicht ein wenig zu dick aufgetragen. Ich habe seit zwei bis drei Jahren - zumindest ist es mir da erstmals bewusst geworden - Schwierigkeiten damit, mich von anderen (besonders vor meinen Eltern) wirklich abzugrenzen, quasi, übertrieben dargestellt, eine eigenständige Persönlichkeit zu sein. Es gab Zeiten, da war jede halbwegs wichtige Entscheidung in meinem Leben (z.B. möchte ich seit zwei Jahren ein zweites Studium anfangen, das mich wirklich ausgesprochen reizen würde, habe das aber immer wieder aufgeschoben, weil: "was könnten andere von mir denken, wenn ich mit 25 immer noch vor mich hinstudiere und kaum Berufserfahrung habe; hinzu kommen kleine Prisen von Existenz-/Zukunftsangst [á la "werde ich es je schaffen, im Leben erfolgreich zu sein/einen passenden Job zu bekommen/etc.]) immer mit dem Hintergedanken behaftet, was denn meine Eltern davon denken würden. Ich möchte an dieser Stelle erwähnen, dass meine Bezugspersonen (in diesem Fall eben meine Eltern/ein Elternteil) keineswegs rigide Menschen sind, die mir meinen persönlichen Weg aufzwängen. Ganz im Gegenteil: Ich bin schon seit meiner Schulzeit in jeglicher Hinsicht frei. Es wäre ihnen vermutlich auch egal, wenn ich nun mein Studium abbrechen und etwas anderes für mich entdecken würde; ich könnte (und kann) auf ihre Unterstützung zählen. Doch trotzdem nagt immer ein Hintergedanke an mir: Ich darf sie nicht enttäuschen, ich muss mich möglichst anpassen, um ja nicht aufzufallen und eigentlich ja ein Mustersohn schlechthin sein. Natürlich weiß ich rational, dass das so nicht möglich ist. Emotional hänge ich aber immer noch an meinem Glaubenssatz, dass ich nicht genüge und deshalb durch mein exzessives Harmoniestreben mit niemandem auch nur ansatzweise anecken darf; Hauptsache, ich falle nicht auf. Ein kleines Mitbringsel aus meiner frühen Kindheit.
Bei Menschen, die ich nicht kenne, ist mein Drang, nicht zu enttäuschen, glücklicherweise nicht derart ausgeprägt. Nichtsdestotrotz habe ich, besonders seit der Pandemie, in manchen Fällen leichte Anzeichen einer leichten sozialen Angststörung (falls man das so nennen mag). Ich habe manchmal schlichtweg so wenig Urvertrauen in die Welt, dass ich ständig davon ausgehe, dass mich andere Menschen als die Enttäuschung, die ich zu sein glaube, demaskieren und ich ihnen nicht genüge. Ohne jetzt endlos auszuschweifen würde ich festhalten, dass ich in naher Zukunft vor allem an meinen Grund-Glaubenssätzen (Ich genüge nicht, so wie ich bin. Ich kann der Welt [anderen Menschen] nicht vertrauen.) und meiner Verlustangst arbeiten muss.

Zitat
Was denkst Du wohl, wenn ich Dir sage: Egal wo Du herkommst - egal wo Du hin möchtest - egal wie Du aussiehst, riechst, welchen schulischen/beruflichen Background Du hast - egal ob Du gigantischer oder schmächtiger Statur bist ... Du bist genau richtig so, wie Du bist!

Ich muss gerade irgendwie schmunzeln. Nicht, weil ich dem nicht zustimmen würde, vielmehr aber, weil ich hier an deinen letzten Beitrag erinnert wurde. Ich weiß rational, dass Du mit dieser Aussage vollkommen recht hast; emotional hadere ich aber teilweise noch damit. Ich arbeite, besonders im Rahmen meiner Therapie, schon länger daran, genau daran - mich so zu akzeptieren, wie ich bin. Das gelingt mir mittlerweile glückerlicherweise hin und wieder.

Zitat
Ja ... auch Du weisst noch nicht, wo die offene Tür für Dich steht, die Deinen Werdegang positiver beeinflusst, als die nun abgesagte Stelle.

Danke auch für diesen Satz! Es tut immer wieder gut, die Realität vor Augen geführt zu bekommen. Dass ich derartige Lappalien innerlich derart hochspiele, ist wohl auch eine Sache, die es anzugehen gilt. Mittlerweile bin ich über diese kleine persönliche Niederlage gut hinweggekommen - es gibt wahrlich Schlimmeres.


Lieber Wirbelwind,
danke für deine direkte Art, ich finde das wahnsinnig inspirierend (wirklich! - auch wenn Du doppelt so alt bist wie ich  :-X ;D kleiner Scherz am Rande, mir ist es wirklich egal, wie jung oder alt hier alle sind; ich denke, besonders in dem Themenfeld, in dem wir uns aufhalten, ist das ein oder andere Quäntchen Lebenserfahrung durchaus von Vorteil  ;)). Vielleicht empfinde ich das gerade deshalb so, weil ich eigentlich das genaue Gegenteil davon bin und Konflikte und direkte Konfrontationen eher vermeide, da ich niemanden auf den Schlips treten möchte.

Ich sehe das wie Du, dass mein eigentliches Problem nicht meine Spielsucht ist, sondern das, wofür ich meine Abhängigkeit als Lösungsversuch einsetze. Ich glaube zu wissen, warum ich spiele, bin bis dato aber immer daran gescheitert, wirklich ins Tun zu kommen; meine Problemchen wirklich aufzuarbeiten, meine Vergangeheit endlich Vergangenes sein zu lassen und mich als die Person zu akzeptieren, die ich war, bin und vielleicht einmal sein werde.

Zitat
LÖSE Dich von deinen Eltern, LEBE für DICH

Couldn't agree more! Danke für diesen Satz.


Ist dann doch wieder etwas länger geworden als geplant und ich bin noch gar nicht dazugekommen, zu schreiben, dass ich heute vermutlich kurz davor war, meinen nächsten Rückfall zu planen. Mir haben heute Nachmittag die Finger gekribbelt. Ich habe mich, da ich nächste Woche meinen gewohnten Geldeingang erwarte, mit meiner Finanzplanung (der Begriff ist vielleicht etwas übertrieben, ich habe schlichtweg meine exakten Fixkosten und etwaige Rechnungen festgehalten) auseinandergesetzt und dabei festgestellt, dass auch der Dezember knapp wird. Das war natürlich wenig überraschend, das weiß ich schon länger. Binnen weniger Sekunden kam der mittlerweile übliche Gedanke, es doch wenigstens mit einer kleinen Einzahlung nochmals zu versuchen (wie unzählige Male zuvor - es blieb selbstverständlich nie bei der *einen* Einzahlung), mir einfach einen Puffer zu verschaffen. Ich war nach der Situation etwas perplex, da ich eigentlich fest davon überzeugt war, jetzt wirklich die Dinge anzugehen und zu verändern (haha!). Glücklicherweise konnte ich die ohnehin nur kurz andauernde Gegebenheit recht rasch einordnen, doch ich war dennoch etwas frustriert. Aber auch das Gefühl kenne ich schon nur zu gut. Als Reaktion von meinen heutigen Spielplanungen habe ich mir wieder eine Sperrsoftware installiert, obwohl ich bestens weiß, wie man diese umgehen kann - vermutlich eher eine symbolische Aktion.

Alles in Allem geht es mir gefühlstechnisch in Ordnung. Meine akute Vergangenheit - derzeit insbesonders, dass ich mein Studium derart habe schleifen lassen und jetzt viel länger brauche, als ursprünglich geplant - nagt etwas an mir, aber ich muss mir immer wieder ins Bewusstsein rufen, dass ich das nunmal nicht mehr ändern und lediglich in Zukunft besser lösen kann. Eure Antworten helfen mir sehr weiter, besonders, weil mir dadurch immer wieder Dinge vor Augen geführt werden, die ich unbewusst in der Vergangenheit unter den Teppich gekehrt habe. Leider geht es sich diesen Samstag für mich nicht aus, ins Webmeeting zu kommen, da mein bester Freund Geburtstag feiert und ich das nur ungern missen möchte. Ich möchte nicht versprechen, dass ich übernächstes Wochenende dabei sein werde, da ich bei Situationen, die derart außerhalb meiner Komfortzone liegen, beinahe immer einen last-minute-Rückzieher mache, ich möchte es aber - sofern zeitlich möglich - zumindest versuchen. Ich mag zwar hier groß aufschreiben, bin aber dann doch ein Angsthase.

Ich bleibe also einen weiteren Tag spielfrei und hoffe, dass auch der morgige letztlich drangehängt werden kann!
Titel: Re: Hi!
Beitrag von: Wirbelwind am 24 November 2022, 08:10:23
Guten morgen :)

Besteht für Dich die Möglichkeit deine Finanzen abzugeben ?
Wenn das, so wie du schreibst, ein GUTER Freund ist, schon mal mit dem gequatscht ob er dir vlt. helfen kann ?

Ist im ersten moment ein scheiß gefühl, aber es nimmt dir etwas den druck (oder erhöht ihn, kann beides passieren) aber kurzfristig kannste wenigstens "keine scheisse bauen" ...

Ich hab das gemacht, kontokarte ab zur frau, kein bargeld, nur Überweisungen hab ich gemacht weil ich ebend die Kontrolle und den Überblick brauche...
Nach langer langer zeit fing es mit Taschengeld an, 5 Euro die woche (LOOOOOL was hab ich mich gefreut wenn ich mein fünfer bekam, wahrlich wie ein kleines kind)
Ich fing an zu sparen, hier n fünfer, da n fünfer, n 5er im auto für n kaffee bei mäcces - Wo wir bei Hänschenklein sind-, ICH habe nie gelernt zu sparen und fang JETZT an das zu lernen.

Wir haben ca 2500 euro im Monat und nach Abzug von Fixkosten i.h.v 2000 (miete, kreditrate, tiere, tabak, Kaffee, tanken) bleiben 500 übrig zum einkaufen und leben.
TROTZDEM haben wir es geschafft anfang der woche die IHK-gebühren von meiner Frau i.h.v 385 Euro Komplett zu bezahlen und haben immer noch 500 euro aufm Konto, wie wir das wiedermal gemacht haben ? Ich habe KEINE Ahnung  8) 8) ;D ;D ;D

Sobald man sich bewusst damit auseinandersetzt, Monat für Monat, wird es irgendwann zum Selbstläufer und ich versichere Dir, in dem Moment wo bei MIR die FREUDE aufkommt was wir gewuppt haben und wieviel geld da ist, JEDESMAL sitzt der kleine auf meiner Schulter, Zocken gehen zocken gehen und das nach nun wiedermal guten 6 bis 7 monaten abstinenz.

Wir bekommen einen "sondergeldeingang" der ungeplant ist, 250 euro, ICH habe BEWUSST in der birne den Bezug hergestellt, alles klar, Versicherung fürs auto meiner frau, nächstes Jahr - so "einfach" ist das....

Ich bin mittlerweile so ein Knauser geworden, das gibt es gar nicht, und wehe ich will n lächerlichen Kaffee trinken bei mäcces und MIR den gönnen, das ist ne halbe Stunde diskussion im Kopf  ;D ;D ;D

"Mustersohn" - es gibt ihn nicht, DEN mustersohn, ... WER sagt wie der ausszusehen hat ? Und wer sagt, das man DIESE ROLLE erfüllen muss?

Ich weiß nicht was bei dir so los ist, wie ich deinen Beitrag gelesen habe kam das gefühl hoch als wenn es ziemlich egal ist was du tust, das erinnerte mich sehr stark an eine Kolegin.
Die Eltern der jungen frau haben eine sehr gut laufende werkstatt und wenig zeit. Sie trägt IMMER die neuesten Straußklamotten, aber und das ist das FATALE, sie ist so liebesbedürftig das ist schon heftig  :( Sie kommt sehr oft zu mir und läßt sich in den Arm nehmen und wenn ich Ihr nicht "n klaps auf den Po geben würde" mit den "strengen" Worte, SO Kind, ab an die arbeit, ich glaube wir würden bis Feierabend so stehen bleiben....

"Dein Angsthase"

Du MUSST UNS nicht erzählen wann du kommst, ob du kommst, und JA du hast recht, natürlich ist die Schublade geöffnet wo drauf steht - Jajaja, wieder so ne Labertasche, sagt kommt und kommt nicht - und wie EINFACH ist es doch JETZT für Dich, schon wieder zu denken nicht gefallen, schon wieder enttäuscht, Ooooooh JETZT ist das schlechte gewisen sooooo groß, JETZT trau ich mich erst recht nicht mehr. und ja ich bin ein Arsch dir das so zu schreiben, aber ist nun mal die Wahrheit  ;D ;D

EINZIG und ALLEIN DU bist WICHTIG und es ist völlig EGAL was WIR denken, ich seh das mittlerweile anders rum, DU weißt gar nicht was du verpasst...

Übernächste Woche wird übrigens nichts, am 3.12.22 ist REINE Angehörigen Gruppe und so verstreichen die Wochen ins Land mein lieber,....


 
Titel: Re: Hi!
Beitrag von: Olli am 24 November 2022, 09:21:55
Ja, ja ...

Diesen Samstag hat der Freund Geburtstag ... nächste Woche ist Angehörigengruppe ... dann die Woche läuft Fußball im Fernsehen, dann die Woche ist der Himmel bewölkt, dann die Woche fällt in China ein Sack Reis um ...
Das muss ich mir anschauen! Das ist wichtig! :)

Wo ein Wille, da ist auch ein Weg. Der Freund hat auch noch nach 21 Uhr Geburtstag und wenn ich mal ne halbe Stunde Fahrt einrechne, dann wärest Du um 21 Uhr 30 bei ihm. Wenn Du ihm sagst, dass Du etwas sehr Wichtiges zu erledigen hast, dann wird er auch dafür Verständnis haben. Dies umso mehr, wenn er die Wahrheit kennen würde.
Die Angehörigengruppe kann laufen ... ich könnte Dich in einen separaten Meetingraum führen und wir könnten uns da ungestört unterhalten.
Wen interessiert noch Fußball? Ist es vielleicht die Vorstellung, dass man selbst dort auf dem Platz steht und Millionen im Jahr verdient? Angehimmelt und bewundert wird? Ich war am Freitag seit Wochen mal wieder darten. Im Fernsehen rechts und links an der Wand lief Fußball. Wenn ich auf einen der Bildschirme schaute, dann habe ich nicht auf das Spiel geschaut. Die sich bewegende Bandenwerbung zog meine gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Was hat eine Versicherung ... was hat Glücksspiel mit Sport zu tun?
Ich will das nicht sehen und doch werden meine Instinkte manipuliert auf dass ich hinter der Bandenwerbung eine mich fressen wollende Raubkatze vermute, die ich mal besser schnell finde, damit ich überlebe.
Was bleibt, das ist der Sack Reis ...  Wenn der umfällt, dann bewegt sich auch die Erde - und damit ich selbst mich - auf den Sack Reis zu! Isaac Newton, der alte Schlingel, der hat den Apfel beobachtet. Wäre er vor knapp 400 Jahren auch auf die Gravitationsgesetze gekommen, wenn er einen Sack Reis beobachtet hätte?
Jetzt habe ich viel geschrieben ... um eigentlich nichts ... oder?

Vor wem hast Du eigentlich Angst? Vor mir etwa? ... Ich bin doch eher ein Schmusebärchen, "stets bemüht" ;) nicht anzuecken.
Der ein oder andere fängt schon mal an zu weinen, doch das liegt weniger an mir, denn an der Geschichte, die dann aus ihm heraus sprudelt. Und soll ich Dir mal was sagen ... dann muss ich oft selber mit mir kämpfen .... dass ich nicht selbst loslege ...
Es gibt keinen Schüler oder Lehrer ... es gibt nur ein Miteinander auf Augenhöhe.
Ich kann und will Dich nicht therapieren - aber ich kann Dir meine Aufmerksamkeit schenken. Du kannst den Spieß aber auch rumdrehen und gar nix über Dich sagen, sondern mich über meine Person ausquetschen. OK, das würde zwar Deinen Wissensdurst stillen und dem Aufbau einer Beziehung dienen, doch es würde Dich akut nicht weiter bringen.
Da ein Fernbleiben Deiner Person aber genau das Gleiche bewirken würde ... dann lasse ich mich eben von Dir ausquetschen ...

Da ... schon wieder zieht es mir den Boden unter den Füßen weg ... diesmal fiel der Sack Reis aber in Japan um ...