Glücksspielsucht => Plauderecke => Thema gestartet von: Balduin am 13 Februar 2019, 14:07:31

Titel: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: Balduin am 13 Februar 2019, 14:07:31
Ich verfolge das Forum seit Oktober 2018 intensiv und konnte dadurch vier spielfreie Monate genießen.

Es werden immer mehr User, die sich, ausgelöst durch die guten Informationen zum Thema Chargeback hier anmelden. Ich freue mich über jeden, der sich auf den Weg in die Spielfreiheit macht, mit oder ohne Chargeback.

Wie ich bereits an anderer Stelle schrieb, stört es mich allerdings, wenn sich Jemand keine Mühe macht, sondern eine reine Konsumhaltung an den Tag legt. Noch mehr ärgern mich die User die offen oder durch die Blume schreiben, man möge sie bloß mit Fragen zum Suchtverhalten in Ruhe lassen. Einer schrieb, dass wären Abschweifungen, einer schrieb, es gäbe schließlich genug Foren, wo man seine seelischen Probleme loswerden könne.
Warum stört mich das? Kann mir doch eigentlich egal sein.

Nun: Sie nehmen Raum ein, manchmal ohne selbst irgendetwas konstruktives beizutragen. Sie saugen Ressourcen der anwaltlichen Beratung ab, ohne etwas zurückzuspenden. So etwas trägt nicht zu Genesung bei.

Es gibt auch viele Ausnahmen, die von sich schreiben und die ich als Bereicherung empfinde,

Allerdings stört mich die Sprache der OCSpieler:

Ich empfinde es als Verharmlosung wenn Jemand von 30 K Verlust schreibt, anstatt 30.000 zu schreiben. Vielleicht bin ich da aus der Zeit gefallen.

Einige schreiben von Cashback - da schüttelt es mich. (Cashback steht u. a. eine Rückerstattung der Casinos, man bekommt z. B. 10 % seiner Verluste zurück,  um dann weiterzuspielen). Ist hier die Sprache verräterisch?

Dann beginnen einige ihr Threads mit: "Ich hab in den letzten vier Monate 50 k verspielt, hauptsächlich bei Lappovegas, Sunnydummy und Strunzisino - mich interessiert das nicht nur nicht, sondern es regt mich auf. Wahrscheinlich Zeit, meine Pillen zu nehmen ;), aber hinausschreiben kann ja auch helfen.

Ergänzung: Mich interessieren die Casinos nicht.
Titel: Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: Torsten am 13 Februar 2019, 14:27:03
Mein lieber Balduin,

ich weiß nicht wie alt du bist, aber die Zeiten ändern sich und dazu gehören auch die Aussprache verschiedener Begriffe.

Das man 50k statt 50.000€ schreibt/ sagt ist mitlerweile normal.

Vielleicht solltest du einfach etwas offener für Veränderungen sein.

Viele Grüße
Titel: Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: Loichte am 13 Februar 2019, 14:38:04
Ich verfolge das Forum seit Oktober 2018 intensiv und konnte dadurch vier spielfreie Monate genießen.

Es werden immer mehr User, die sich, ausgelöst durch die guten Informationen zum Thema Chargeback hier anmelden. Ich freue mich über jeden, der sich auf den Weg in die Spielfreiheit macht, mit oder ohne Chargeback.

Wie ich bereits an anderer Stelle schrieb, stört es mich allerdings, wenn sich Jemand keine Mühe macht, sondern eine reine Konsumhaltung an den Tag legt. Noch mehr ärgern mich die User die offen oder durch die Blume schreiben, man möge sie bloß mit Fragen zum Suchtverhalten in Ruhe lassen. Einer schrieb, dass wären Abschweifungen, einer schrieb, es gäbe schließlich genug Foren, wo man seine seelischen Probleme loswerden könne.
Warum stört mich das? Kann mir doch eigentlich egal sein.

Nun: Sie nehmen Raum ein, manchmal ohne selbst irgendetwas konstruktives beizutragen. Sie saugen Ressourcen der anwaltlichen Beratung ab, ohne etwas zurückzuspenden. So etwas trägt nicht zu Genesung bei.

Es gibt auch viele Ausnahmen, die von sich schreiben und die ich als Bereicherung empfinde,

Allerdings stört mich die Sprache der OCSpieler:

Ich empfinde es als Verharmlosung wenn Jemand von 30 K Verlust schreibt, anstatt 30.000 zu schreiben. Vielleicht bin ich da aus der Zeit gefallen.

Einige schreiben von Cashback - da schüttelt es mich. (Cashback steht u. a. eine Rückerstattung der Casinos, man bekommt z. B. 10 % seiner Verluste zurück,  um dann weiterzuspielen). Ist hier die Sprache verräterisch?

Dann beginnen einige ihr Threads mit: "Ich hab in den letzten vier Monate 50 k verspielt, hauptsächlich bei Lappovegas, Sunnydummy und Strunzisino - mich interessiert das nicht nur nicht, sondern es regt mich auf. Wahrscheinlich Zeit, meine Pillen zu nehmen ;), aber hinausschreiben kann ja auch helfen.

Ergänzung: Mich interessieren die Casinos nicht.

Ich empfinde das Gleiche wie du. Es ärgert mich zu sehr und deshalb habe ich mich damit abgefunden, dass ich diesen noch stark gefangenen Personen(in alten Suchtmustern) wenn überhaupt nur abgespeckt antworte. Ein Abbild der Gesellschaft ist auf jeden Fall oft zu erkennen. Nehmen nehmen bloß nicht geben. Meistens sind solche Leute nach den ersten 2 Beiträgen sowieso wieder verschwunden. Warum auch immer.
Titel: Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: Loichte am 13 Februar 2019, 14:42:06
Das mit den 30k kann ich so nicht bestätigen und heiße es ebenfalls nicht gut, wie Balduin auch. Es wird hier die gleiche Wertlosigkeit in der "Aussprache" verwendet welche viele selbst im Glücksspiel an den Tag gelegt haben.

Achso und was mich ganz besonders beschäftigt hat in den letzten Wochen ist, dass sich viele (oft Neue) hier gemeldet haben und erstmal richtig auf die Kacke gehauen habe wieviel sie verloren haben und was hätte alles gekauft werden können. Leute ihr braucht euch nichts mehr vormachen und mitteilen was ihr hättet mit dem Geld machen können.Das wissen wir auch alle. Ihr seid jetzt in der Realität und da interessiert es keinen wie gut es euch einmal ging. Es zähl das Hier und Jetzt und da muss eben auch einmal ein Cut gemacht werden um an sich arbeiten zu können. Das wird mit Träumereien nur schwer funktionieren.
Titel: Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: Balduin am 13 Februar 2019, 14:55:51
Mein lieber Balduin,

ich weiß nicht wie alt du bist, aber die Zeiten ändern sich und dazu gehören auch die Aussprache verschiedener Begriffe.

Das man 50k statt 50.000€ schreibt/ sagt ist mitlerweile normal.

Vielleicht solltest du einfach etwas offener für Veränderungen sein.

Viele Grüße

interessant. Schreibt man so heute auch in der Schule?
Ich bin über 50 und habe beruflich viel mit Zahlen zu tun. Das K für Tausend ist mir tatsächlich das erste Mal durch die OCSpieler aufgefallen. Und mich stört es, wenn diese Sprache hier Einzug hält.

In meiner Jugend sagte man, wenn man cool sein wollte, 50 Mille - auch diese Umschreibung für lebenszerstörende Verluste würde mich stören.

Grüße zurück
Titel: Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: Born4Nothing am 13 Februar 2019, 15:02:22
Zitat
Ich bin über 50 und habe beruflich viel mit Zahlen zu tun. Das K für Tausend ist mir tatsächlich das erste Mal durch die OCSpieler aufgefallen. Und mich stört es, wenn diese Sprache hier Einzug hält.

-->

Zitat
Laut Holger Klatte vom Verein Deutsche Sprache ist die Abkürzung „10k“ so ungewöhnlich nicht mehr. „Allerdings vor allem auf bestimmte Themenbereiche beschränkt: Internet (in Bezug auf große Datenmengen, viele Likes etc.) oder im Bankwesen (große Geldsummen)“, sagte der Experte. „Die Abkürzung ‚k‘ hat außerdem den Vorteil, dass große Zahlen im internationalen Kontext besser verständlich werden“, erklärte er.

Das kann ich bestätigen und ich selber verwende die Bezeichnung schon seit mehr als 15 Jahren. Ist einfacher und geht schneller vor allem wenn man mit großen Summen hantiert. Das kommt aber sicher nicht von den OC.

Zitat
Es gibt auch viele Ausnahmen, die von sich schreiben und die ich als Bereicherung empfinde,

Na ich bin mal so frei und sage: DANKE! :)

Titel: Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: Olli am 13 Februar 2019, 16:27:05
Hi Balduin!

Auch ich bin Ü50 und habe einst 1/1000-el 20 KJahre gespielt. :)

Ich stimme Dir absolut zu in dem, was Du hier anmeckerst/anregst.

Zunächst einmal denke ich aber an meine eigene aktive Zeit zurück.
Selbst da hatten wir schon unsere eigene Sprache.
Wenn ich heute zurück denke ... es schaudert mich ...
Da habe ich mich doch tatsächlich selbst als "Zocker" betitelt.
Auch der "Heiermann" war in meinen Kreisen im Vokabular und mit Spielen verknüpft.

Was früher eher dem Hochspannungsmast (110 KV) oder der Physik (KPasc) als Beispiel vorbehalten war, hat sich im Computerzeitalter in die verschiedensten Bereiche ausgeweitet.

Wenn wir hier von 30 K lesen, dann wissen wir, dass 30.000 € gemeint sind.
Doch der Betrag vor der Einheit dient auch der Verharmlosung.

Wie oft habe ich mir immer gesagt - und auch meinen Angehörigen : "Das ist doch nichts Schlimmes, was ich da mache.",
"Wenn Andere das dürfen, dann darf ich das doch auch.", "Es geht nur mich etwas an - ich schädige doch niemanden" und dergleichen.
Hatte ich Recht? - Nein - im Nachhinein betrachtet.
Aber die Änderung meiner Einstellung kam nicht von Jetzt auf Gleich - es erforderte einen Entwicklungsprozess, der teilweise auch bei mir auf Widerstand traf.

Gönnen wir uns also den Genuss der Abkürzungen im Wissen, dass die Personen ihren Entwicklungsprozess zumindestens mal angestoßen haben.

Das Gleiche gilt für die Nennung der OC-Namen.
Ich überfliege die immer ohne sie zu realisieren.
Doch für den Schreiber haben sie ihre Wichtigkeit.
Es gibt einen Grund, weshalb sie sie nennen - und der ist noch größer als der Gedanke an die Gefahr andere triggern zu können.
Gerade hier wird dann deutlich, wie sehr die Gedanken sich um das Spielen drehen.
Also habe auch hier bitte ein wenig Verständnis und zeige etwas Geduld.
Der Schreiber wird durch die Antworten ganz schnell und vollkommen automatisch von den Namensnennungen weggeführt.
Es wird sich auf wichtigere Themen konzentriert.

Zitat
Wie ich bereits an anderer Stelle schrieb, stört es mich allerdings, wenn sich Jemand keine Mühe macht, sondern eine reine Konsumhaltung an den Tag legt

Auch das kann ein Indiz sein, dass die betreffende Person sehr tief in der Sucht steckt.
Nehmen - aber bloß nicht geben ...
Haben wollen - aber selbst nicht aktiv werden ...
Jetzt und sofort - damit ich mich bloß nicht länger damit beschäftigen muss ...

Deshalb schreibe ich neuerdings auch sehr häufig: Belese Dich erst mal im Forum ...

Wann war es ... gestern? vorgestern?
Da stellt jemand kurz und bündig eine Frage - die schon tausend Mal beantwortet wurde.
Ich schrieb : Belese Dich ...
Keine fünf Minuten später kam von der Person die nächste Frage ... ohne im Forum gelesen zu haben - ohne auf meine Antwort einzugehen.

Nun ... ich bin ja freiwillig hier und ich entscheide, wem ich antworte oder nicht.
Also lasse ich es künftig sein der Person zu antworten.
Wenn jemand soweit ist endlich aktiv an sich zu arbeiten, kann ich mich ja wieder einklinken in das Thema.

Tja ...

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
  den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
  und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
[/i]


Titel: Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: Balduin am 13 Februar 2019, 19:38:22
Sehr schön auf den Punkt gebracht, Oli!
Auch ich habe früher den Begriff Zocker benutzt. Mittlerweile stößt er mir sauer auf.

Für mich gehört zur Abkehr vom Spiel auch die Abkehr von der Sprache und dem Denken der Spieler. Ich habe auch in Spielerforen gelesen  und erkenne die Sprache hier wieder. Jeder der kommt hat erst einmal Höflichkeit und Respekt verdient. Deshalb habe ich auch nicht in den Threads der Eintagsfliegen geschrieben, sondern einen eigenen eröffnet. Aber was nützt Höflichkeit und Geduld, wenn sie sofort wieder verschwunden?

Wahrscheinlich bin ich selbst noch zu nah am Spiel um gelassen zu sein.
Titel: Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: Balduin am 14 Februar 2019, 10:20:33
Hallo Skip,

es fällt mir etwas schwer, auf deine Fragen zu antworten, weil ich für die Gefühle die ich zum Beispiel beim Wort "zocken" habe nicht so leicht die richtigen Worte finde.

Zunächst kann es sein, dass die Abkürzung k bei verschiedenen Menschen, verschiedene Assoziationen auslöst. Mir ist dieses Kürzel zuerst in Spielerforen aufgefallen. Dort benutzen es ausnahmslos alle. Das es schon Einzug in die deutsche Schriftsprache gehalten hat, war mir nicht klar.  Ich finde es verkürzend, genau an dem Punkt, wo die Verluste beschrieben werden. Es ist kein Aufwand, da drei Nullen hinzusetzen. Als Spieler habe ich den Bezug zu Geld verloren. Welchen Wert hat schon 0,01 k? Von 10 Euro lebe ich aber einen ganzen Tag. Das ist eine Summe, die mit einem Klick verschwindet. In fünf Sekunden weg.
Ich möchte da aber nicht drauf rumreiten, sondern beschreibe lediglich das, was es bei mir auslöst.

Der Begriff "zocken" hat für mich verschiedene Dimensionen.

Das ist das coole, männliche (wenn ich mich mit Kumpels zum nächtelangen Pokern getroffen habe, waren das coole Zockerabende. Das ist natürlich als Teil der Suchtaufarbeitung zu hinterfragen.

Das ist aber auch das Abwertende, wie du es für dich empfindest (Zockerin). Da stecken auch wieder verschiedene Bedeutungen drin:
Von Innen: "Ich bin halt ein Zocker, bin so veranlagt, da kann man nichts machen".
Von Außen: "Der Typ kriegt nix gebacken, ist halt ein armseeliger Zocker" der muss sich schämen.

Ich, für mich, möchte weg von diesem Sprachgebrauch, weil es mir und meinen Handlungen nicht gerecht wird. Ich war und bin kein Zocker, sondern spielsüchtig. Diese Sichtweise öffnet mir Optionen - die Sucht kann gestoppt werden.

Man stelle sich doch mal vor, dieses Forum würde nicht Forum Glücksspielsucht, sondern Zockerforum oder "ForumfürZockerdieaufhörenwollen" heißen.
Die anonymen Alkoholikern nennen sich nicht ExSäufer
Die heroinabhängigen gründen kein Fixxerforum.

Bzgl. Anstand und Sitte von manchen Erstbeiträgen geht es mir nicht so sehr um fehlende Höflichkeit, sondern um fehlende Mühe.
Ich kann die Sucht nur mit eigener Anstrengung zu Stoppen bringen.
Der Spieler sucht oftmals die Schuld bei anderen: "Keiner hilft mir - die Banken und die Casinos sind so böse - die Sportwettenanbieter hätten doch nie zulassen dürfen, dass ich in drei Monaten 15 K verspiele, wenn mein Partner oder meine Beziehung anders wäre, wäre mir das nie passiert"
Da kann was dran sein,  das ist aber immer nur ein Teil der Medaille: Ich muss die Verantwortung für mein Leben übernehmen und meine Kraft für meine Suchtbewältigung einsetzen.

Viele Grüße
Titel: Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: taro am 14 Februar 2019, 10:44:53
Moin Balduin,

Ein Alkoholiker hat es mir mal so erklärt, Alkoholiker sind krank geworden vom Alkohol, sie haben die Kontrolle verloren und können diese auch nicht wiedererlangen.

Anders ein Säufer, der Säufer hat vielleicht einen Schicksalsschlag erlitten, säuft den Zeitraum x danach kümmert er sich wieder zum sein Leben und kann den Alkoholkonsum kontrollieren. Es ist zu vermuten das es bei Spielern so was auch gibt, nur ist Spielen bei den Normalos als Mittel der Beteubung nicht so bekannt.

Taro
Titel: Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: Olli am 15 Februar 2019, 09:11:07
Guten Morgen!

Sehr schön geschrieben, Skip!

Zwei Dinge:

Was willst Du in einem Casino?
Dort dreht sich alles ums Zocken. Dies ist der Sinn eines Casinos für den Nutzer.
Wenn Du ein entsprechendes Embiente mit Deiner Kleidung, Frisur, Schminke, Begleiter :) zelebrieren möchtest - wäre dann die Oper oder ein Ball nicht die bessere Wahl?
Wieso also muss es in Gedanken gerade ein Casino sein?

Zweitens:
Zitat
Denn der Mensch hat einen natürlichen Spieltrieb

In den Zielen des Glückspielstaatsvertrages heisst es in § 1 Satz 2:

Zitat
Ziele des Staatsvertrages sind ... 2. das Glücksspielangebot zu begrenzen und den natürlichen Spieltrieb der Bevölkerung in
geordnete und überwachte Bahnen zu lenken ...

Hier bereits hat mich der "natürliche Spieltrieb" schon gestört.
Im Englischen wird deutlich unterschieden zwischen dem natürlichen "Spielen" mit dem Wort "to play" und dem Zocken mit dem Wort "to gamble".
Hier habe ich das im kleinen Rahmen mal ausgeführt:
https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php?topic=3480.0
Titel: Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: Born4Nothing am 15 Februar 2019, 09:17:23
@Olli

Als Frau muss man nicht zwingend in ein Casino zum spielen gehen. Das Beuteschema dieser Frauen zielt nicht auf das spielen ab sondern auf die Männer die etwas gewonnen haben; den Rest kannst du dir denken^^

Titel: Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: Balduin am 15 Februar 2019, 10:39:15
Hallo Skip,

du regst an, bei mir noch einmal genau zu schauen, was mich an der Sprache der OCSpieler so triggert..

Zunächst: Ich bezeichne mich selbst als Süchtigen. Ich habe gelogen, ich habe gestohlen, ich habe verheimlicht, ich habe all mein Geld verspielt und ich habe mich verschuldet.
Ich betrachte mich aber dennoch nicht als Opfer. Diese Sichtweise führt mich nicht weiter. Es gab sicher Ursachen und es ist für mich wichtig diese zu betrachten und zu verarbeiten.

Was mich am meisten in der Spielsucht gehalten hat waren aber abstruse Gedankengänge: "Ich spiele gerne" "Ich bin nicht so schlimm, wie viele andere in den Hallen, weil ich nur ein Gerät spiele" "ich kann es mir doch leisten, ich kann die Schulden doch zahlen".
Als dann die Einsicht kam, dass ich abhängig bin, kam der schlimmste Gedanke: "Ich bin hilflos, ein armes Opfer der Sucht und ich kann sowieso nicht aufhören" - und Schuld ist die falsche Erziehung und der fehlende Opferschutz und Herr Gauselmann.
Das ist aber für mein zukünftiges Leben nebensächlich.

Ich bin spielsüchtig, ich kann nie mehr kontrolliert spielen und ich muss die Macht über mein Leben zurückgewinnen. Ich muss die Geschichte meiner Spielsucht aufarbeiten und mir die Hilfe holen, die für mich nötig ist.

Und jetzt zu den OCSpielern. Ich habe auch in einem Forum gelesen, wo sich die aktiven Spieler versammeln um über Boni zu diskutieren  und Geschichten von ihren Gewinnen zu verbreiten und auch um über ihre Verluste zu jammern. Ich erkenne die Leute wieder, wenn sie sich hier anmelden. Und ich finde es gut, dass sie sich anmelden. Sie sind, wie Oli schrieb, aber noch ganz nah an der Sucht.

Ich habe da ein Bild im Kopf: Junge Leute von 25 Jahren, die nervös in der Wohnung auf und ablaufen, weil ihnen die Suchtmittel ausgegangen sind. Sie brauchen ganz schnell Geld, um ihre Verluste wieder reinzuholen, warten sehnsüchtig auf den nächsten Gehaltseingang oder eine Kreditzusage um wieder zu spielen. Dann wird der Chargeback entdeckt und alles muss schnell gehen. Sie wollen alle ihre Fragen beantwortet haben und erwarten Hilfe, viele ohne auch nur einen Ansatz von Eigeninitiative
Warum mich das so triggert: Ich war selbst so, habe mich vor allem gedrückt, was unangenehm war, wollte einfach nur Spielen und in Ruhe gelassen werden. Die Tür zum Spielen sollte weit geöffnet bleiben.
Nun denn: Ich übe mich zukünftig in Gelassenheit und freue mich über die, die es schaffen.

Zu deinem ehrlichen Wunsch mal in ein Casino zu gehen und die Atmosphäre zu schnuppern. Schöne Klamotten tragen toll essen gehen. Das erinnert mich an James Bond. Es gab auch mal einen Spielautomaten der hieß so. Der hat das Musikthema gespielt und wenn man Geld einwarf ertönte die Syncronstimme von Piers Brosnan und sagte: "Wie es aussieht, teilen wir die selben Leidenschaften" Stundenlang habe ich Münze um Münze eingeworfen.
Ich kann nicht in Casinos gehen, ich bin süchtig und kann nie mehr kontrolliert spielen.

Ich freue mich über das Geld, welches mir seit einigen Monaten mehr zur Verfügung steht und wenn ich etwas Glanz erleben will, gehe ich gut Essen und danach in die Oper.

Liebe Grüße
Titel: Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: Balduin am 15 Februar 2019, 10:52:53
Ach ja, die letzten drei Beiträge nicht gelesen, diese entstanden während ich schrieb.

Ich verstehe, was du meinst, Skip.

Risikobereitschaft löst tolle Gefühle aus.

Mir fällt dazu die Geschichte von einen Freund ein, der Motoradfahrer ist und die Geschichte von Casanova.
Beide waren sehr erfolgreich bei Frauen.
Beiden sahen gut auf und haben Frauen zu wilden, riskanten Fahrten eingeladen (Mit der Motorrad bzw. mit der Kutsche). Mein Freund erzählte, dass es oft anschließend wild weitergegangen wäre.

Ein anderer Freund von mir sitzt nach einem Motoradunfall im Rollstuhl.

Titel: Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: Balduin am 15 Februar 2019, 11:01:39
Dankeschön Balduin, ich werde dir später ausführlicher Antworten, könnte jetzt nicht so konzentriert lesen. Mir kam aber ein Gedanke, den ich dir schnell mitteilen wollte:

Kann es sein, dass dein ‚nächster Schritt‘ in deiner Heilung es wäre, dich eben mal auch als Opfer zu begreifen? Du wurdest in eine Falle geführt und ausgenutzt. Natürlich war es blöd von dir, überhaupt in diese Falle zu tappen.

Hm? Kannst du meinem Gedankengang folgen?

Ich sehe das tatsächlich anders. Mich auch als Opfer zu sehen wäre vielleicht hilfreich, wenn ich mich als blöd und schuldig sehen würde. Dann hilft die Erkenntnis, dass man nicht blöd ist und auch nicht alleine schuldig.

Ich sehe aber keine Schuld und auch keine Blödheit bei mir. Ich muss Verantwortung für die Vergangenheit und die Gegenwart übernehmen.
Titel: Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: Olli am 15 Februar 2019, 11:10:39
Hi!

Also ich war einmal in Monte Carlos im Casino.
Damals hatten wir eine Tour mit dem Tambour Corps nach Norditalien unternommen und haben einen Tag einen Abstecher dorthin gemacht.
Zum Einen war das dort die reinste Touristenabfertigung - also nix mit Schicki-Micki ... zum Anderen war ich viel zu sehr damit beschäftigt "normal" zu wirken um meine Sucht zu verheimlichen.
So habe lediglich meinen "Pflichtbeitrag", den man am Eingang bereits bezahlen musste, verspielt. Es waren glaube ich 20 Franc.
Die Automaten dort hatten auch nichts mit denen zu tun, die ich von hier kannte.
Von daher habe ich auch später keine Ambitionen gehabt hier in Deutschland ein Casino aufzusuchen.

Als ich vor 2 Jahren eine Freundin aus einem anderen Forum in Chemnitz besucht, schlenderten wir nachts durch die Innenstadt.
Irgendwann meinte sie: Und hier ist das Casino, wo ich immer gespielt habe.
Und so meinte ich: Dann lasse uns mal rein gehen ...
Während ich das sagte, drehte ich uns aber vom Casino weg und lachte ...
Es interessiert mich wirklich nicht, wie es in einem Casino aussieht.
Egal ob Spielhalle oder Casino - es sind Orte, an denen um Geld gespielt wird. Nur diesen Zweck erfüllen sie für einen "Kunden".
Es ist das Geschäftsmodell, den Spielern den Aufenthalt dort so angenehm wie möglich zu gestalten um sie an die Örtlichkeit zu binden.

Ich habe viele Spieler erlebt, die ihr Haus und Hof in Casinos getragen haben. Sie alle bildeten sich ein, zumindest anfangs, etwas Besonderes zu sein. Während Spielhallen einst und zum Teil auch noch heute eher etwas Verruchtes assoziieren, so war der "Gast" eines Casinos doch eher eine Person, dessen Ego gekitzelt werden wollte.
Heute schreiben kaum noch die Casinos Krawatte oder Anzug für den Herren vor - Jeder darf herein und darf sich "besonders" fühlen.

Wenn Du im Rahmen von Casinos von Reglemtierung sprichst, dann bekommt meine Stirn Falten und meine Socken Feuchtigkeit ... :)
Anscheinend wird dort sehr wohl auf den Spielerschutz mehr geachtet als in Spielhallen.
Doch auch hier bedurfte es erst massive Einsätze von z.B. fags, damit diese Schutzmechanismen überhaupt eingeführt wurden - und dann auch angewandt.
Wenn wir uns nun noch die Gesetzeslage anschauen - wie es dazu kam und mit welchen Tricks die AI zu jeder Zeit die Gesetze umgangen /ausgetrickst hat, so sage ich sofort: Da wäre weitaus mehr drin, wenn man nur wollte.
Die Regulierungen sind wichtig und gut - sie sind aber nur ein Tropfen auf den heissen Stein.

Nun komme ich auf Dein Bedürfnis nach Grenzsituationen/-erfahrungen.

Als Spieler weiss ich, dass ich nie mehr kontrolliert spielen kann.
Über 2 Jahrzehnte habe ich immer wieder versucht, mich selbst zu regulieren.
Das klappte eine Zeit lang - und endete jedes mal in einem Fiasko.
Also blieb mir nur die Entscheidung so weiter zu machen wie bisher - oder abstinent zu leben.
Dies ohne wenn und aber - ohne Kompromisse - kein "halbschwangeres" Verhalten mehr.
Denn gerade dieses war auch eine Art des Zockens.

Ich benutze auch mal eine Analogie:
Als Kind wusste ich nicht, wie heiß Herdplatten werden können.
Irgendwann kam ich trotz aller Warnungen doch mal dran ... und verbrannte mir die Finger.
Wenn ich heute feststellen möchte, ob eine Herdplatte schon warm wird, dann halte ich meine Hand "über" die Herdplatte.
Ich benötige keine Grenzerfahrung, indem ich die Hand direkt flach drauf lege.

Grenzerfahrungen ... wieso müssen sie unbedingt - Du denkst ja nur darüber und machst es nicht - mit dem Spielen/Gamblen verknüpft sein?
Bietet das "Leben" nicht bereits genug davon?
Im Beruf? In zwischenmenschlichen Beziehungen? ...
Mißachten wir sie vielleicht zu viel, weil es eher "normal" erscheint?

Nehmen wir meine Höhergruppierung als Beispiel:
2006 hatte ich schon einmal einen Versuch gestartet. Hier hieß es durch die Blume und doch absolut konkret: Du hast keine Chance.
Also habe ich mich der Situation nicht gestellt um ja zu vermeiden mich durch eine Ablehnung selbst zu erniedrigen.
Im Oktober 2017 (mein Aufgabengebiet hatte sich aber auch absolut geändert) habe ich einen neuen Versuch gestartet.
Ich habe mich mit meiner Chefin zusammen gesetzt - da hieß der negative Tenor auch erst: Da hätten sie mal besser studiert ...
Sie wusste es damals nicht anders und hat mich in Folge tatkräftig unterstützt.
Ich habe mich mehreren Gesprächen mit dem Personalamt gestellt - Erkundigungen beim Personalrat eingeholt.
Meine Stellenbeschreibung - für dessen Aufstellung man eigentlich einen Juristen benötigt - habe ich neu aufgestellt und dabei jede Menge Hilfe von allen möglichen Seiten erhalten.
Und dann hieß es den Antrag zu stellen ... und abzuwarten ...
Das ganze musste durch die Bewertungskommission und später vom Bürgermeister abgesegnet werden.
Auch der Finanzausschuss hatte noch ein Wörtchen mitzureden.
Es war eine Zeit des Zweifelns - des Bangens - aber auch der Hoffnung und Zuversicht.
Es hat geklappt ... und nun stehen mir auch die Türen offen irgendwann einmal Personalverantwortung zu übernehmen.
Während meiner Wartezeit wurden erstmalig Personen ab meiner jetzigen Gehaltsgruppe befragt, ob sie hierfür Ambitionen haben.
Leider hatte ich die jetzige Gehaltsgruppe ja noch nicht - werde mich aber in diesem Jahr bei einer erneuten Befragung melden.
Von einem Kollegen, der mitgemacht hatte, weiss ich, dass die Gespräche sehr intensiv waren und auch geeignet den eigenen Glauben an die Führungskraft mit neu erlerntem Sachverstand intrinsisch zu hinterfragen.
Dies wird für mich also die nächste große Grenzerfahrung sein, die es zu meistern gilt.
Und wenn dann eben heraus kommt, dass ich nicht geeignet sein könnte, dann ist dem eben so ...
Das wäre für mich dann kein Tiefschlag, sondern eine wertvolle Erfahrung.
Titel: Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: taro am 15 Februar 2019, 13:04:54
Die Opferrolle hat mich gänzlich ausgefüllt als ich noch gespielt habe.
Der Entschluss kein Opfer mehr zu sein führt automatisch dazu Verantwortung für mein Leben zu übernehmen.  Mich hat NIE jemand gezwungen mein Geld zu verspielen.

Das ich mit meiner Volljährigkeit dazu noch nicht in der Lage war hat sicher viele Gründe. Aber was und wer auch immer dafür verantwortlich war, mit meinem 18 Geburtstag bin ich sofort selbst dafür verantwortlich. Wenn ich noch Defizite verspüre steht es mir frei mir Hilfe jeglicher Art zu hohlen.

Ein guter Freund hat vor kurzem einen schweren Motorradunfall gehabt. Er war ein Schönwetterfahrer. Sie waren zu dritt unterwegs. Ein Lieferwagen fuhr in den Gegenverkehr und alle 3 Motoradfahrer würden schwer Verletzt. Einer sitzt im Rollstuhl. Mein Freund hatte so ziemlich jeden Knochen gebrochen. Eine Operation Jagd die nächste. Die Depressionen kommen von alleine.
Ist er Opfer?

Mein Vater hat als junger Mann einen schweren Motoradunfall gehabt. Er hat mir in meiner Kindheit von den schmerzen und den Operationen erzählt, so das ich trotz Lust auf den Motoradführerschein verzichtet habe.
Meine Wahl, das gleiche kann mir sicher auch als Fussgänger passieren, bleib ich besser drin?

Das ganze nennt sich Leben. Sich als Opfer zu sehen hilft niemanden.
Die Dinge annehmen wie sie sind und das beste draus machen. Für mich als Spieler heißt das, das ich NIE wieder den frisch gepressten Orangensaft in der Spielbank Hamburg trinken werde, warum auch, das Leben bietet soviel mehr.

Tarp
Titel: Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: TAL am 15 Februar 2019, 15:17:39
Hallo Skip,

Ich finde deine Denkweise durchaus intetessant. Aber das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Es geht hier ja um eine Opferrolle, die ich mir selbst aufgehalst habe, und nicht die Gesellschaft. Gegen voreingenommene Kollegen kannst du nichts machen, dagegen, in eine 'Geschlechterrolle'  gepreßt zu werden auch nicht. Gegen die Opferrolle in puncto 'ich arme Spielsüchtige, ich kann gar nichts dafür' schon. Es hilft enorm, sich davon zu distanzieren. Bin grad auf der Arbeit. Deshalb fasse ich mich da jetzt kurz. Ich wollte nur sagen, daß das Vorhandensein des 'Zusatzequipments' in dem Punkt keinen Unterschied macht. Zumindest denke ich das. Genau sagen kann es natürlich keiner. Wie auch?

Beinahe hätte ich grad auch etwas gesagt, was man falsch auffassen könnte... besser nich so nebenbei wie jetzt.

Darum... Jetzt erstmal Endspurt hier. Später kann ich versuchen, das genauer auszuführen.
Titel: Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: Balduin am 15 Februar 2019, 18:23:44
Hey skip
Bin bgzl. deiner Geschlechter Unterscheidung überfragt, davon hab ich zu wenig Ahnung. Was ich sagen kann. Vor 30 Jahren waren die Männer noch unter sich in der Halle. Als ich vor ein paar Monaten aufhörte waren ungefähr genauso viele Frauen wie Männer in der Halle. Das Verhalten von Frauen und Männern nähert sich immer weiter an.

Ich habe bestimmt ein Problem mit nassen Spielern, weil ich noch keine sichere Abstinenz entwickelt habe. Taro und Oli sind meilenweit vom Spiel entfernt, für sie trifft deine Analyse gar nicht zu. Die beiden haben einen großen Anteil daran, dass ich in die richtige Richtung Laufe.

Schreibe vom Handy, deshalb nicht mehr.
Liebe Grüße
Titel: Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: Balduin am 15 Februar 2019, 18:33:15
Ach ja, eins noch, weil es falsch ist und mich geärgert hat.
Ich rege mich nicht künstlich auf. Ich beschreibe die Gefühle, die das Verhalten der Eintagsfliegen bei mir auslöst. Da ist Übertragung dabei, aber die Gefühle sind echt.

Titel: Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: Balduin am 15 Februar 2019, 19:15:52
Hallo skip,
Dein 0,00101 Witz hat mich gar nicht gestört. Richtig hätte es aber 0,0011 heissen müssen.
Ich bin nicht  dauerhaft sauer oder getroffen.
Ich fand es nur falsch und "künstlich aufregen" ist nun Mal sehr negativ.
Aber: alles gut.
Du bist eine Bereicherung, du bist ehrlich.
Fühlst du dich den bzgl. Spielen als Opfer?
Schönen Abend
Titel: Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: taro am 15 Februar 2019, 19:35:46
Skip,  da bringst Du es auf den Punkt, die meisten die CB machen sehen sich mit einer Überzeugung als Opfer das es mich immer wieder fassungslos macht.
Wenn Sie den wirklich solche Opfer wären käme ja gleichzeitig nur die Endmündigung in Frage.

Du kannst aber auch CB machen ohne Dich als Opfer zu sehen. Du kannst es einfach machen weil es geht. Das die Gegenseite Versucht das zu unterbinden wird Dich dann auch nicht so überraschen. Die machen zum unterbinden nämlich auch alles was geht.

Spielsucht ist eine ernste Krankheit, ich wünsche Dir von Herzen das Du das voll erfassen kannst.

Taro
Titel: Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: taro am 15 Februar 2019, 20:11:11
Es geht nicht um die OC und um CB, es geht um Dich.
Es geht nicht um männlich, weiblich, Deutscher, oder Ausländer, Hartzer,  oder Vorstand vom Dax Konzern. Uns alle eint etwas wir sind Spieler.
Die Unterschiede zwischen Spieler und Spielerin gibt es, sind aber auf den Weg in die Spielfreiheit uninteressant.

Wenn Du für den CB die absolutIon möchtest, dann lass es doch einfach, dann kannst Du Dich sofort auf das wesentliche konzentrieren.

taro
Titel: Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: Balduin am 15 Februar 2019, 20:22:24
Da ist noch ganz viel Ambivalenz. Und der Wunsch aufzuhören ist auch nicht da. Verbessere mich, wenn ich falsch liege

Ich brauche kein Feuer mehr
Mir stecken noch die gebratenen Steaks im Hals.

Gute Nacht, liebes buschkangoroo (oder kennst du skippy nicht?)
Titel: Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: Balduin am 15 Februar 2019, 20:25:11
Vielleicht hab ich die feuermetapher doch gar nicht verstanden?
Titel: Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: Balduin am 15 Februar 2019, 20:51:17
Ja, so bin ich. Bzgl. Frauen besteht mein Leben nicht aus verpassten chancen, sondern hauptsächlich aus verpatzten Chancen.
Google doch Mal skippy. War eine meine Lieblingsserien...
Titel: Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: Balduin am 15 Februar 2019, 21:01:37
Du bist Raucherin? Shocking!
Da hab ich ein Gedicht für dich:

Ein Raucher alleine, man glaubt es kaum
Verpestet einen ganzen Raum

Der Trinker hingegen soviel ich weiß
Nur ungefähr 2 Meter im Kreis

Der Spieler verspielt, wer hätt es gedacht
Sein ganzes Vermögen in einer Nacht



Titel: Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: taro am 15 Februar 2019, 22:47:33

....Und es gibt immer die sogenannten 'Heros', zurecht, möchte ich hinzufügen. Das sind diejenigen, die von anderen bewundert werden. Und an denen keiner zweifeln darf, weil sonst kommen die anderen aus dem Team sofort zur Verteidigung. Außer es handelt sich um einen scheinbar 'würdigen' Gegner, der sich beweist, trotz gegenteiliger Meinung. Dann antworten die oder das Alphamännchen selbst und die anderen akzeptieren das. Unter Frauen habe ich so ein Verhalten selten beobachtet. Vielleicht ist meine Offenheit deshalb für so manche irritierend?

Naja, Grüße aus der Badewanne
Ich bin in der SHG und in Foren strickt gegen Teambildung. Da hast Du einen wichtigen Punkt angesprochen. Sobald es soetwas gibt ist eine Suchtprävention für die Katz.
In der SHG hatte ich auch meine Heros,  die ich auch für mich vom Thron stoßen musste. Alles war aber nur in meinem Kopf selbst gemacht.
In der SHG funktioniert das, das aufkeimende Teambildung zerstört wird, wenn Menschen dort sind die soetwas machen, wenn nicht, dann nicht.
Ich bin seit einiger Zeit in Foren. Ich habe in den Jahren habe ich 5 für mich wertvolle Menschen kennengelernt die ich auch persönlich ab und an treffe.
Fast alle haben die Foren inzwischen verlassen.

Ich habe mich mit meiner Sucht auseinander gesetzt. Es ist mir wichtig, das ich etwas von dem was ich völlig unverdient an Leben zurückbekommen habe versuche an andere weiterzugeben. Ich kann nicht alles was ich getan habe gutmachen, somit ist das für mich ein Versuch das was ich bekommen habe eine Berechtigung zu geben.
Ich denke nicht viel mehr als die 5 Menschen die ich erwähnte sind froh wenn ich etwas schreibe. Auch hier bin ich maximal geduldet, auch nur solange ich zu bestimmten Themen keine unerwünschte Meinung schreibe.

Viele Worte, ich denke Du bist es Wert.

taro
Titel: Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: TAL am 16 Februar 2019, 02:43:36
Du reißt keine Abgründe auf. Es setzt nur meiner Meinung nach an der falschen Stelle an.
Recht ist etwas, was aus gutem Grund irgendwo geschrieben steht. Ich kann bei meiner Steuererklärung (vor der ich mich übrigens seit Tagen drücke) einige Kniffe anwenden, um etwas für mich 'rauszuholen'. Ist das moralisch richtig? Kaum. Ist es legal? Absolut. Ich fühle mich deshalb nicht schlecht. Ich kann es machen, weil diese Gesetze pauschal für alle gelten. Jeder, der davon weiß, tut es, man kann es überall nachlesen. Ich bin auf meinen eigenen Vorteil bedacht, das ist natürlich und absolut normal - ich brauche für mich selbst keine Rechtfertigung dafür.
Führe ich ein CB durch, dann tue ich das, weil es die Möglichkeit gibt... und nicht, weil das ruchlose OC oder die Abscheulichkeit namens PayPal mich böswillig ausgenutzt haben (das haben sie zweifelsfrei, das ist ihr Geschäft, aber grenzwertige Methoden zur 'Kundenbindung' sind da kein Alleinstellungsmerkmal und eingezahlt habe ich selbst). Dieses Denken ist kontraproduktiv und erzeugt per se eine Opferposition. Und mit diesem 'Mindset' ist es deutlich schwerer, etwas in mir selbst zu bewegen. Denn da ist ja dann immer diese praktische Ausrede im Hinterkopf... 'Ich kann ja nichts dafür... die haben mich dazu gebracht...'

Glücksspiel ist beinahe so alt wie die Menschheit selbst. Es gab schon immer Leute, denen das bewußt war, und die ihren Vorteil aus Leuten wie dir und mir gezogen haben. Diese 'Wut' auf die 'Gegenseite' ist also auch nichts Neues. Nur hilft sie mir persönlich nicht weiter.
Eine Position der Stärke, die Gewißheit, es selbst komplett in der Hand zu haben, funktioniert für mich deutlich besser.
Die für einen persönlich wichtigere Frage beim CB ist meiner Meinung nach also nicht, ob ich es mache, sondern zuallererst, wie ich da rangehen kann. Kann ich es als Zusatzmöglichkeit beim Ausstieg betrachten, und nicht als notwendige Bedingung, nicht als Teil des Weges, nicht als Voraussetzung, nicht als letzten Ausweg oder gar Verzweiflungstat, sondern als etwas, was ganz gut wäre wenn es klappt... und wenn nicht... weiter im Text? Ein Nebenschauplatz eben, und nicht die 'eine Karte'. Sowas ist ja nunmal bekanntlich keine gute Idee. Hat nie gut funktioniert.

Man sollte auch nicht außer Acht lassen, daß jegliche Gedanken an Geld und seine 'Beschaffung' immer ein sehr hoher Streßfaktor sind (ganz zu schweigen von der Erleichterung, wenn es dann endlich da ist und man mal wieder 'davongekommen' ist). Ein Auf und Ab, was man eigentlich künftig vermeiden wollte. Ich stimme Balduin da zu. Die panische und 'kopflose' Art und Weise, wie einige darüber sprechen... der letzte Ausweg... das klingt ziemlich ähnlich wie meine Gedanken, nachdem ich mal wieder meine Miete versenkt hatte. Gesund ist was anderes.

Es gibt eben zwei Seiten. Jeder sollte sich an bestehende Gesetze halten müssen. Dummerweise geht es nicht, ohne daß sich Spieler damit auseinandersetzen müssen. Das ist aber unvermeidlich, wenn man etwas bewegen will. Nur kann nicht jeder das gleichgut wegstecken. Ich hätte es definitiv nicht gekonnt.

Nun zu deiner Frage.
Zitat
Bzgl. von der Gesellschaft aufgedrückte Geschlechterrolle und nichts dagegen unternehmen können - naja, dann muss ich aber auch akzeptieren, dass sich nichts ändern wird. Oder ich verlasse die mir aufgedrückte Rolle... möglichst ohne mich zu verleugnen.

Eben. Das ist der Unterschied. Diese Rolle zu verlassen ist 'im kleinen Stil', also wenn es nur um dich geht und kein anderer involviert ist, besser zu bewerkstelligen. Die einzige, die 'umgestimmt' werden muß, bist du, du kannst den Pfad unäbhängig von anderen Personen verändern. Es gibt sonst keine äußeren Umstände.

Unreflektiert und roh kenne ich. Ich schreibe auch manchmal schneller als ich denke. Das hat nichts mit Rausreden oder Sich-Drücken zu tun. Jedenfalls nicht bewußt... es gibt natürlich immer die innere Stimme, die gerne mal mitschwingt, aber das ist Teil eines Prozeßes. Wenn man es einfach mal aufschreibt hilft es schon, sich damit auseinanderzusetzen. Nur so kommt man voran. Ich finde es gut, daß du das machst.


Zitat
Wütende Verzweiflung - das hat mich noch tiefer rein rutschen lassen. Mit Eigenverantwortung zu argumentieren kommt mir in meinem Fall falsch vor. Meine Schwäche im damaligen Moment wurde ausgenutzt und dahingehend getriggert, dass ich nicht so leicht rausgekommen bin. Ich habe es nicht selber herausgefordert.
Dieser Text hätte auch von mir stammen können.
Das ist natürlich für diesen Moment richtig. An dem Punkt war ich schon hilflos.
Mehr noch... an diesem Punkt wäre ich wohl heute noch machtlos, wenn es wieder soweit käme.
Und ja, 'die' wissen das nur zu genau...
Meine Eigenverantwortung besteht darin, es gar nicht erst wieder soweit kommen zu lassen. Heute wie damals. Das habe ich natürlich nicht gewußt, bzw. eingesehen. Dadurch ist es aber nicht weniger wahr.

Vom Gefühl her... wie konnte mir das nur passieren? Mir! Ich bin doch sonst gar nicht der Suchttyp... Also muß es ja irgendwie perfide äußere Umstände gegeben haben. Glauben würde das bei mir auch keiner.

Aber wir sind hier, weil wir wissen, daß wir Mist gebaut haben. Und wir fragen uns unter anderem auch, wie es dazu kam. Wären nur die anderen Schuld, wäre das doch gar nicht nötig. Alles wäre sonnenklar.

Was die Reglementierung angeht bin ich ganz auf deiner Seite. Das ist ein unverantwortliches Chaos momentan.

Und Taro... das sehe ich persönlich anders. Du gehörst definitiv zu den Leuten, denen ich nicht genug danken kann für ihre Hilfe und Geduld.
Titel: Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: Torsten am 16 Februar 2019, 12:04:49
Doppelpost
Titel: Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: Torsten am 16 Februar 2019, 12:17:28
Da ich deine Texte nur überfliege (sind mit einfach zu lang)😂 - habe ich dennoch meinen Namen gelesen.

Wenn ich könnte, würde ich mir mein Geld per CB zurück holen. Dazu stehe ich und es kann jeder denken über mich was er möchte.

Grüße an alle

Ergänzend noch: Nicht weil ich mich an dem Geld bereichern möchte (lieber würde ich es spenden), sondern weil ich schon genug in OC’ versenkt habe und das ganze System wie die Banken usw. alle mitverdienen und nicht einwenig die Spieler schützen.
Titel: Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
Beitrag von: TAL am 18 Februar 2019, 00:35:50
Ist irgendwie immer etwas Kauderwelsch bei mir. Da denkt man schneller, als man schreiben kann - oder umgekehrt. Aber ich könnte das mündlich auch nicht wirklich besser.

Moral ist wohl das letzte, worüber man sich OCs und Zahlungsdienstleistern gegenüber Gedanken machen müßte. Sie kennen da auch kaum Skrupel. Ich bin absolut dafür, die Politik quasi zu 'zwingen', endlich für klare Verhältnisse zu sorgen.
Das ist also keine moralische Frage, jemandem sowas vorzuhalten würde mir wohl auch kaum zustehen. Es ist eine Frage, wieviel ich mir selbst zumuten kann. Will und kann ich diesen 'Kampf' führen? Gerade jetzt mit den neuen 'Kniffen' ist es ja nochmal stressiger geworden. Auch hier kann ich nur von mir selbst sprechen, aber ich bin mir ziemlich sicher, daß ich das nicht gepackt hätte.

Ja. Was du beschreibst ist das, was Ilona ja auch immer sagt. Nicht jeder, dem einmal ein solcher Kontrollverlust passiert ist, ist gleich, wie du es nennst, 'tragisch spielsüchtig'. Da kann Schadensbegrenzung den Neuanfang enorm erleichtern, und hilft eventuell sogar, einen Schneeballeffekt zu vermeiden. Er ist aber dennoch potentiell gefährdet, denn dem Durchschittsbürger passiert sowas gar nicht erst. Das ist halt das, was einen dann etwas besorgt macht. Wo reicht Prävention und Aufklärung? Wo war es eine Lektion fürs Leben? Und wo spielt einer sein Problem runter? Wenn man es mit etwas zu tun hat, was tendenziell davon lebt, die Auswirkungen zu verschweigen und zu verharmlosen, um weitermachen zu können, ist das schwer zu sagen.

Trotzdem gilt: gleiches Recht für alle. Ausnahmslos. Darum sollte einem auch niemand die Entscheidung abnehmen (dürfen).

Was die Schuldgefühle angeht, sind diese in meinem Fall absolut nicht finanzieller Natur. Das verlorene Geld ist abgehakt. Komplett und absolut. Und das schon lange, das Weiterkommen war mir anders auch gar nicht möglich gewesen. Es geht dabei eher um die verlorene Zeit, das zugefügte Unrecht, die eingerissenen Brücken. Das ist teilweise schwer bis unmöglich zu kitten. Diese Schuld empfinde ich nicht mir selbst gegenüber, sondern in Zusammenhang mit meinem Umfeld. Oft denke ich mir, wenn ich mein Leben heute betrachte 'Ich habe das gar nicht verdient'.
Aber das ist ein anderes Thema. Ein Opfer bin ich auch da in gar keinem Fall.

Ich wage mal zu behaupten, daß keiner in den Sumpf bewußt reingelatscht ist. Naivität? 'Abenteuer'? Ein Gefühl von Verruchtheit oder Überlegenheit? Das schnelle Geld? Ich freue mich über jeden, der sein Handeln reflektiert und umdreht, bevor ihm die Brühe bis zum Hals steht und man anfangen muß, im Morast zu schwimmen.

Das Beispiel mit der Gesellschaft stammte ursprünglich von dir. Du hast es herangezogen, um deine eigene Haltung gegenüber OCs zu verdeutlichen. Ich habe lediglich gesagt, daß die Gesellschaft auf dein persönliches Handeln in Bezug auf Eigenverantwortung keinen Einfluß hat. Ich sagte, der Vergleich hinkt. Aufgestellt habe ich ihn nicht.
Im Gegenteil. Ich weiß sehr gut, was du meinst. Es sind nur zwei verschiedene Sachen.

Ohne die gute Fassade hätte ich es nicht so weit treiben können. Mein Kartenhaus wäre zusammengefallen. Der Gedanke daran, aufzufliegen und der Enttäuschung, den Vorurteilen und Wertungen ausgesetzt zu sein, war für mich absolut nicht tragbar. Ich wollte mich nicht rechtfertigen, verteidigen und erklären müssen. Normal legten sich solche Gedanken aber, sobald ich wieder etwas Luft hatte. Kurzzeitig.
Eine funktionierende Fassade haben wohl die meisten hier. Sie ist nicht immer etwas Gutes.
Sich selbst rauskämpfen ohne die Hilfe anderer... ja. Den Weg bevorzuge ich auch. Mein Verständnis davon war (und ist) nur immer etwas paradox...

'Verlangt'? Wir beide können da wohl kaum mitreden, aber ich denke, du interpretierst da zuviel rein. Müssen tust du gar nichts, aber was ist falsch daran, sich einzugestehen, daß man letztlich aus eigenem Antrieb gehandelt hat? Nichts anderes heißt das doch. Wie gesagt... Dinge, die ich selbst in der Hand habe, lassen sich besser beinflussen und 'kontrollieren'.

Ich will heute nicht spielen und bin mir auch ziemlich sicher, daß ich das hinbekomme. 'Niemals' ist allerdings ein ziemlich endgültiges Wort. Meine Vergangenheit hat mich gelehrt, daß es ein Versprechen ist, das ich einfach nicht geben kann. Nichtmal mir selbst. Wer weiß, was kommt?
Ich denke nicht oft daran, ich sage mir das auch nicht beim Aufstehen oder so. Aber ich würde niemals mehr nie sagen. So meine ich das. Damit würde ich mich in einer trüglichen Sicherheit wähnen, die ganz einfach nicht gegeben ist... und übermäßig geduldig bin ich auch nicht. Für immer ist eine lange Zeit...

Anfällig hin oder her... möchtest du das mit der 'Blumenwiese' wirklich riskieren? Oder dein anderes Beispiel mit dem Casino (Was willst du da wirklich, besonders die Geräuschkulisse ist eher nervig)? Mußt du dir etwas beweisen? Warum? Weil es dich wurmt, da du eigentlich 'nicht der Typ bist'?
Bin ich auch nicht, trotzdem kann es manchmal eben Grenzen geben.
Wie war das noch mit der Herdplatte...? ;)