Glücksspielsucht => Tagebuch => Thema gestartet von: Colon am 14 Januar 2024, 23:47:47

Titel: Mein Tagebuch
Beitrag von: Colon am 14 Januar 2024, 23:47:47
Hallo zusammen.

Heute habe ich nun den Weg hierher gefunden, nach einem schlimmen Auf und Ab Wochenende.
Ich bin 46 Jahre alt und habe in den letzten 3 Jahren in Online Casinos gespielt, insgesamt ist ein kleiner 5-stelliger Betrag weg.
Finanziell bin ich nicht komplett eingebrochen, habe aber leider von den Schulden kaum was wegbekommen,
da ich doch immer wieder gespielt habe, sobald etwas Geld über war. Es ist also schon auch eine finanzielle Belastung.
Ich habe schon oft gedacht, ich schaffe es, aber es ist so, als übernimmt jemand mit einer Fernsteuerung die Kontrolle.
Obwohl man das alles bewusst ablehnt und fest überzeugt ist, es nicht mehr zu tun, sitzt man plötzlich wieder dran.

Gestern war es auch wieder so, allerdings mit dem Resultat, dass ich an einem Tag genug gewonnen hatte, um mit einem Schlag die ca. 12000 € Schulden zu bezahlen.
Doch auch das hat nicht gereicht, eisern zu bleiben, nun ist davon nur noch das übrig, was ich die nächsten Wochen brauche.
Das fühlt sich schon elend an. Aber ich weiß, die 10000 € sind eigentlich zweitrangig, entscheidend ist, endgültig davon wegzukommen.
Wenn ich das schaffe, wird es auch nicht weh tun, noch ein paar Monate länger abzubezahlen.
Deswegen muss ich nun mehr unternehmen als gute Vorsätze zu fassen, ich hoffe, es kann mir helfen hier Tagebuch zu führen.
Nun denn, heute ist der 14.1.2024 und hab heute möchte ich keine 10 Cent mehr in einen Online Automaten stecken.

Habt ihr gute Strategien, wie man diesen Moment austricksen kann, wenn es sich anfühlt, als übernimmt ein anderes Ich die Kontrolle ?
Davor habe ich nämlich noch ganz schön Angst. Weil das so plötzlich kommt, auch wenn ich mich eigentlich gerade sicher fühle.

Naja, zumindest werde ich hier nun jeden Tag einen kurzen Eintrag vornehmen.
Ich hoffe, dass der Schmerz über die eigene Blödheit mir dabei etwas hilft, es in mein Gehirn einzubrennen:
Es hat keinen Sinn, etwas zurückgewinnen zu wollen, weil selbst wenn das klappt, schaffe ich es einfach nicht, dann einen Schlussstrich zu ziehen und am Ende ist es alles wieder weg !
Also ich lebe damit, ich erkenne es an, dass ich einfach nicht in der Lage bin, mich da zu kontrollieren.
Es ist ein Zwang, eine Sucht eben.
Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 15 Januar 2024, 06:24:34
Guten Morgen!

Zitat
Ich hoffe, dass der Schmerz über die eigene Blödheit  ...
Es ist ein Zwang, eine Sucht eben.

Höre bitte auf damit Dich selbst runter zu buttern. Eine Sucht hat nichts mit Intelligenz, Dummheit, Blödheit oder so zu tun. Du wirst es nicht schaffen, sie mit reiner Logik anzugehen und zum Stillstand zu bringen. Die Glücksspielsucht bedient die Gefühle und genau da gilt es anzusetzen.

Zitat
Ich habe schon oft gedacht, ich schaffe es, aber es ist so, als übernimmt jemand mit einer Fernsteuerung die Kontrolle.

Immer wieder lese und höre ich genau so etwas. Doch es stimmt nicht. Da übernimmt keiner das innere Steuer. Das bist Du - und niemand sonst! Es gilt aber auch hier erst einmal zu realisieren, was Du da überhaupt machst und wie Du dort hin kommst.
Du hast sehr wohl die Macht gegenzusteuern!

In meiner langen Karriere als Automatenspieler dachte ich auch immer wieder, dass es doch prima wäre, wenn ich NICHT spielen würde. Doch insgeheim wollte ich sehr wohl spielen. Ich habe mir die ganze Zeit die Erlaubnis gegeben zu spielen.
Und wenn es dann so weit war, dass ich spielen ging, da gehörte es bereits zum Spiel, mich dem Kontrollverlust hinzugeben und alle guten Vorsätze (eigentlich nur Schall und Rauch) über den Haufen zu werfen. Ich hatte keine Rückfälle, ich beendete lediglich Spielpausen!

Um so etwas zu erkennen, müssen wir lernen, wieder ehrlich zu uns selbst zu sein! Denn wenn ich mit Deinen Worten eine Schuld der Sucht zuschreibe, übernehme ich Verantwortung, wenn ich ehrlich zu mir selbst bin.

Ich konnte tausende Möglichkeiten nutzen, um bei mir selbst zu intervenieren - und tat es nicht!
Ich hätte Schutzmechanismen einrichten können - wer kennt alle die offenen Scheunentore denn nicht besser als ich - und tat es nicht! Online-Banking abschaffen, wäre für Dich eine Möglichkeit. Mit jemandem zusammen ein befristetes Geldmanagement vereinbaren. In eine Gruppe gehen oder/und in eine Beratungsstelle. Ins Samstagsmeeting (Link steht oben links) kommen. Falsche Glaubenssätze finden und abschaffen. Neue Glaubenssätze nach Überprüfung aneignen. Seine Werte wieder einhalten, was aber bedingt, dass man sie erst einmal benennt.

Genauso, wie Du gerade Deine Sucht lebst und Dich in ihr arrangiert hast, kannst auch Du derjenige sein, der die Sucht stoppt. Ein anderer wird dies nicht für Dich erledigen können.

Zum Ehrlichsein gehört auch auf die Sprache zu achten. Du benutzt sehr häufig "man", wenn Du über für Dich Unangenehmes berichtest. Benutze ruhig das Wort "ich", damit Du akzeptierst, was Du falsch machst ... dann kannst Du es nämlich im Anschluss richtig machen.

Weisst Du, was das Schöne mit Deinen 46 und meinen 56 Lenzen ist? Wir hören nie auf dazu zu lernen! Also ... packen wir es an ... :)
Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Colon am 15 Januar 2024, 08:49:35
Hallo Olli, danke für die Antwort.
Ja du hast natürlich recht, man .. nein ich tue das natürlich selbst, es ist keine Fernsteuerung.
Ich wollte nur dieses Gefühl beschreiben. Ich habe im Kopf die Gedanken, dass ich es schaffen kann, dass es total dumm wäre jetzt nochmal zu spielen.
(also gerade in der SItuation, als ich den hohen Betrag hätte mitnehmen können). Auch das Gefühl sagt, dass ich mich eher gestresst und angewidert fühle vom Spielen.
Und da war schon Vorfreude und so etwas wie vorauseilender Stolz, es nun geschafft haben zu können.
Und noch während man  ich so dachte und fühlte, oder Sekunden danach, sehe ich zu wie meine Finger sich einloggen und loslegen.
Und auch während dem Spiel habe ich mich sagen hören: Wenn du jetzt nicht stoppst, ist in ein paar Stunden alles weg.
Aber letztlich stimmt es, all das ist keine Frage der Blödheit oder Klugheit. Es ist nur so schockierend, dass man wider besseres Wissen so etwas dummes, oder sagen wir besser so etwas törichtes tut. Wie auch immer, dieses der eigenen Vernunft und Kontrolle entgleiten darf nicht wieder passieren.
Meine Idee war eben auch, wenn ich hier immer schreibe und auch Input bekomme, könnte mir das helfen, einen geistigen Schutzschild aufzubauen, der dagegen ankommt.
Danke für die Empfehlungen, ich werde auf jeden Fall in Erwägung ziehen, die Kontrolle über das Online Banking in sichere Hände zu übertragen.
Online Meeting samstags klingt auch prima.
Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 15 Januar 2024, 11:07:50
Zitat
Meine Idee war eben auch, wenn ich hier immer schreibe und auch Input bekomme, könnte mir das helfen, einen geistigen Schutzschild aufzubauen, der dagegen ankommt.

Hi!

Und genau da spricht der gesunde Teil in Dir ... :) Auch das ist Sinn und Zweck der Suchthilfe!

Zitat
Ich wollte nur dieses Gefühl beschreiben. Ich habe im Kopf die Gedanken, dass ich es schaffen kann, dass es total dumm wäre jetzt nochmal zu spielen.
(also gerade in der SItuation, als ich den hohen Betrag hätte mitnehmen können). Auch das Gefühl sagt, dass ich mich eher gestresst und angewidert fühle vom Spielen.

Weisst Du, was bei mir ganz kurios war? Ich hatte immer gedacht, dass all die negativen Auswirkungen der Sucht mich doch vom Glücksspiel fernhalten sollten. Aber erst als ich die aus tiefstem Herzen kommende Entscheidung zur Abstinenz getroffen hatte, wurde mir klar, dass ich mir im Vorfeld so eine Art Wunschtraum aufgebaut hatte.
Von daher behaupte ich heute von mir, dass ich vorher nie wirklich aufhören wollte.

Was Du da in diesem Zitat beschreibst, das nenne ich heute eine Diskussion mit der Sucht. Wenn Du das machst, dann hast Du aber bereits verloren! Gerade in meiner Anfangszeit der Abstinenz ging ich häufig nach dem Darten angeheitert nach Hause. Dabei lief ich an der Rückseite meiner ehemaligen Stammspielhalle vorbei. Von der Straße, auf der ich lief, da ging ein kurzer Fußweg auf einen Parkplatz ... von dort musste ich nur die Rampe rauf laufen, um die Ecke schleichen und schon hätte ich eintreten können. Diese Gedanken kreisten permanent in meinem Kopf herum. Sie verflogen wieder, wenn ich dran vorbei war. Sie verflogen aber auch, wenn ich zu mir selbst in einer ausschweifenden und doch prägnanten Art laut "NEIN" sagte. :) Dabei schüttelte ich den Kopf, um es vor mir selbst zu bekräftigen.
Ich ging damals in eine SHG und von dort hatte ich mein Mantra übernommen, wenn auch etwas auf meine Bedürfnisse angepasst:
Ich erlaube mir nur für heute spielfrei bleiben zu dürfen!
Der Satz klingt etwas komisch, doch jedes einzelne Wort darin hat seinen Sinn. Mein Ausschrei "Nein" war die Kurzform meines Mantras!

Nun, so lange diese aufrichtige innere Entscheidung noch nicht getroffen ist, fällt das natürlich noch alles sehr schwer. Aber mit Abstand zum Glücksspiel wird es immer leichter. Irgendwann habe ich angefangen meine Sucht als einen Freund anzusehen, der hier und da mal Stuss von sich gibt. Ging ich wieder diese Straße entlang, dann lächelte ich innerlich und schwieg dazu. Aber ich lächelte weiter, bis der Gute wieder verstummte.
Triggersituationen gehen vorüber. Suchtdruck hört auch wieder auf. Ich muss ihm nicht nachgeben. Und nun kommt der Unterschied zu (vermutlich) Deinen Gedanken: Ich lenke sie um in positive Gedanken!

Schaue Dir Dein Selbstbildnis an. Bist Du denn wirklich durch und durch so "dumm" und "töricht"? Bist Du wirklich so falsch, dass Du Dich vor Dir selbst anwidern musst?
Es ist Deine Sucht, die Dich Dich so sehen lassen möchte. Aber Du bist doch mehr als Deine Sucht ... oder nicht?
Hier besteht die Gefahr der negativen Verstärkung ... Du Dich also mehr und mehr schlecht machst und fühlst, um irgendwann dann wieder ein "ich habe es ja nicht anders verdient" einzustreuen und zu spielen. Im Nachgang kommen dann Gedanken wie :"Es war ja klar, dass ich wieder versagen musste ..." ... und weiter dreht sich das Hamsterrad!

Im Grunde genommen ist nicht das Beenden der Spielesession das Problem, sondern das Anfangen damit!
Du hättest die 12.000 € Schulden nicht, wenn die Sucht nicht wäre. Dass Du die 10.000 €, die Du zwischendurch "gewonnen" hattest, wieder verspielt hast, ist auch nicht verwunderlich! Hättest Du erst gar nicht angefangen, dann würdest Du Dir darüber nun keine Vorwürfe machen.

Für einen Süchtigen gibt es nur eine einzige Lösung des Problems Sucht: Abstinenz! Vollkommene Abstinenz! Und dann begibst Du Dich in die Hände der Suchthilfe! Das Forum hier kann nur ein Anfang sein! Komme in die Samstagsgruppe (Link oben links), suche Dir eine eigene SHG, eine Beratungsstelle, einen Therapeuten ... und dann finde heraus, wieso Du überhaupt spielst. Was kompensierst Du damit? Gibt es irgendwo Stellschrauben, wo Du ins Handeln kommen kannst und was die Kompensation obsolet macht?
Finde es heraus ... ich verspreche Dir ... es wird spannend ... :)

Zitat
Und da war schon Vorfreude und so etwas wie vorauseilender Stolz, es nun geschafft haben zu können.

... und daher musstest Du Dich "belohnen". Aus Sicht "von außen" muss ich Dir da leider mal die Scheuklappen ausziehen. Worauf warst Du denn stolz? Eigentlich doch auf "nicht spielen" oder? Du hast also etwas einfach nicht gemacht. Ist das ein Grund stolz zu sein? Was hast Du AKTIV in der Zeit verändert? Die Antwort ist schlicht "nichts" ... oder?
Stolz auf Dich sein kannst Du, wenn Du "ins Handeln kommst" ... wie mit Deinen beiden Beiträgen hier. Da schließt sich der Kreis ... wenn Du den gesunden Teil in Dir nutzt!

Zitat
Wie auch immer, dieses der eigenen Vernunft und Kontrolle entgleiten darf nicht wieder passieren.

Doch das darf selbstverständlich wieder passieren ... wenn Du Dich dafür entscheiden solltest. Wer sollte Dir das verbieten wollen? Nehme Dir selbst den Druck und "erlaube Dir spielfrei sein zu dürfen". Das immer "nur für heute". Das ist ein erreichbares Ziel! Wenn Du Dich heute abend ins Bett legst, dann kannst Du den Erfolg genießen: Ziel erreicht!. Mache Dir das ruhig Tag für Tag bewusst. Hänge Dir einen Kalender auf und markiere die spielfreien Tag mit einem grünen Textmarker.

Hast Du Dich schon bei OASIS gesperrt?
Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Colon am 15 Januar 2024, 20:06:11
Nunja, stolz war ich in gewisser Weise, weil ich erstmal aufgehört hatte nach Erreichen eines hohen Betrags, das war mir früher nicht gelungen.
Und ich ich habe meine Chancen falsch eingeschätzt, den Gewinn zum Anlass zu nehmen, aufhören zu können.

Ich muss dazu erwähnen, dass ich schon immer mal zeitweise abstinent war, also ein paar Wochen oder einen Monat zwischenrein,
das erste Mal richtig vorgenommen habe ich es mir vor einem Jahr.
Dann gab es verschiedene Phasen und ich habe gemerkt, dass es nicht so einfach wird aufzuhören.
Ich habe dabei die Fallstricke jedes Mal besser kennengelernt und nicht mehr ganz so unkontrolliert Geld verspielt. Und gesperrt habe ich mich bei OASIS ja.
Die letzte "Welle" war jetzt im Dezember, da habe ich mich an Portalen angemeldet, die nicht im Sperrsystem sind, ein bisschen was verspielt und dann schnell den Account sperren lassen,
mir dann aber wieder noch 2-3 Mal einen neuen Anbieter gesucht.

So, nun musste ich mich heute nochmal einloggen, um den letzten Betrag noch auszuzahlen, hatte ja nicht bis auf 0 gespielt.
Und tatsächlich habe ich mich ertappt, dass ich nochmal kurz durchgerechnet habe, ob ich nicht mit etwas weniger hinkomme und ein paar Euro drauflassen kann.
Habe dann aber alles ausgezahlt. Hier erkenne ich aber das Problem:
Ich schaffe es abstinent zu sein, wenn ich kein Geld zur Verfügung habe bzw. nur welches, das verplant ist.
(Diese Kontrolle hatte ich noch vor einem guten Jahr nicht, da habe ich auch Geld verspielt, dass dann gefehlt hat, bis zu einem Moment, wo ich mich meiner Partnerin offenbaren musste,
die hat einmal ausgeholfen und sehr deutlich gemacht, dass sie das nur das eine Mal tut.)
Sobald aber Geld da ist, triggern mich Werbespots oder andere Spielsituationen doch recht hart.

Das tröstet mich insofern darüber, dass ich den großen Gewinn nicht ausgezahlt habe, denn selbst wenn ich das geschafft hätte, hätte ich dank solider finanzieller Verhältnisse in den nächsten Wochen wieder angefangen. Ich muss mir also eingestehen, dass ich abstinente Phasen nicht vollständig aus mir heraus hinbekommen habe, sondern wegen dem finanziellen Druck.
Ich muss mir also immer wieder bewusst machen, dass auch unabhängig vom Geld das Spielen zerstörerisch und schädlich ist, habe genug Dinge zu tun, die ich in dieser Zeit eigentlich lieber tun möchte.

Mit einer Therapie tue ich mich leider schwer, aber passiv bleiben will ich auch nicht. Selbststudium, mentale Übungen, Lesen zum Thema, das wird erstmal mein Weg sein und ihr erdet erfahren,
ob ich es damit schaffe oder ob ich noch weitere Schritte gehen muss.

Zitat
und dann finde heraus, wieso Du überhaupt spielst. Was kompensierst Du damit? Gibt es irgendwo Stellschrauben, wo Du ins Handeln kommen kannst und was die Kompensation obsolet macht?
Ja das ist die große Frage, mit der ich mich bereits beschäftige. Ins Handeln kommen ist gut, leider ist das ein bisschen eine Schwäche von mir. Ich kann sehr viel über Dinge nachgrübeln und mich sehr umfassend informieren, bin in vielen Sachen "Profi" in der Theorie, aber "einfach mal machen" fällt mir immer schwer.
Kann schon sein, dass es da einen Zusammenhang gibt und das eins der Dinge ist, die ich kompensiere.

Interessant es so zu sehen, dass ich mir erlaube, den Tag spielfrei zu sein, ich versuche mal, das so zu betrachten.
Also heute habe ich es mir erlaubt. Und ich werde es mir auch erlauben, wenn ich etwas Geld übrig habe und werde mir erlauben, damit Schulden zu tilgen.

Danke und schönen Abend.
Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Rubbel am 15 Januar 2024, 21:15:16
Hallo Colon und
willkommen im Forum! :)

Beim Lesen fiel mir u.a. auf ...
Zitat
Ich schaffe es abstinent zu sein, wenn ich kein Geld zur Verfügung habe bzw. nur welches, das verplant ist.
(Diese Kontrolle hatte ich noch vor einem guten Jahr nicht, da habe ich auch Geld verspielt, dass dann gefehlt hat, bis zu einem Moment, wo ich mich meiner Partnerin offenbaren musste,
die hat einmal ausgeholfen und sehr deutlich gemacht, dass sie das nur das eine Mal tut.)
Sobald aber Geld da ist, triggern mich Werbespots oder andere Spielsituationen doch recht hart.

Hat Deine (Ex-)Freundin das Geld schon zurück? - Das wäre das erste, was du tun solltest. Das wäre schon mal Geld, über dass Du nicht mehr verfügen kannst. Wenn Du die Kontrolle soweit hast, keine Schulden zu machen mit Krediten usw., dann mach Dir doch einen Plan über Deine Fixkosten und darüber, was Du an Taschengeld normalerweise ausgibst. Den 'Rest' kannst Du dann auf ein 2. Konto (Tagegeld-?, Sparkonto?) fest als Dauerauftrag überweisen mit einem Plan, was Du damit machen kannst: Urlaub, eine wie auch immer geartete Neuanschaffung, Klamotten usw. Dann ist es fest verplant.
Du kannst auch nur noch am Geldautomaten Geld vom laufenden Konto abheben.
Ich mach' das so: Ich hol mir schon seit Jahren das Taschengeld für den ganzen Monat ab, die Fixkosten werden abgebucht, und den Rest spare ich.

Es ist mir natürlich klar, wie das läuft mit dem Zocken: Es ist wie eine Riskofahrt, die ins Ungewisse führt und verlockt, so, wie wenn ein Autofahrender von der Landstraße oder der Autobahn die nächste Abfahrt nimmt und sich treiben lässt ... mal seh'n, wohin es führt und ob da nicht ein großes Glück am Ende der Fahrt wartet.

Aber die Glücksspielindustrie ist kein Märchenland und wirft nicht Münzen vom Horizont, um jemanden glücklich zu machen .... da bist Du, wie wir hier auch, auf mafiöse Strukturen reingefallen, und Du bist nur eines von vielen 'Opfern'. Das war doch von jeher so. Schon im Amerika der 30er Jahre war Glücksspiel neben Schmuggel u. Prostitution eine riesengroße Einnahmequelle. Das ändert sich auch nicht. Schließlich lebt diese Industrie von Leuten, die glauben, sie könnten 'unvorhergesehen' Glück haben und reich werden. Das ist aber keine goldne Brücke zum Reichtum, sondern ein maroder Holzweg, um mal in Metaphern zu schreiben.

Also wünsche ich Dir, dass Du nicht weiter drauf reinfällst. Du hast doch auch genug Geld, um gut zurecht zu kommen, denke ich. Um mehr geht's doch nicht. Auch wenn zur Zeit alles unüberschaubar wird, innenpolitisch wirtschaftlich, außenpolitisch vor allem kriegsbedingt - es geht uns gut, das sollten wir zu schätzen wissen.
Ein Haushaltsbuch oder etwas in der Art wäre nicht schlecht. Die Fixkosten errechnen. Regeln für Dich selbst aufstellen, was Geldverwendung betrifft. Dich vielleicht drauf besinnen, was Dir früher mal Spaß gemacht hat, ausprobieren, ob das noch passt heutzutage, und wenn nicht, anderes probieren, experimentieren. Auch anderen Menschen gegenüber großzügig sein - das macht viel mehr Spaß.

Viele Grüße und schönen Abend Dir,
Rubbel
Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Colon am 16 Januar 2024, 00:03:46
Also das Geld habe ich ihr noch nicht zurückbezahlt, sie möchte selbst auch, dass erstmal die Kreditkartenschulden abgebaut werden, weil das auch hohe Zinsen sind.
Es wäre aber sicher eine gute Sache, wenn ich das Geld dann sicherheitshalber nicht mehr zur Verfügung habe, da fällt mir aber sicher was ein, wie man das am besten machen kann.
Also wir sind auch noch zusammen. Bis auf den Schock, als ich das offenbart habe, sind auch nicht allzu große Schäden entstanden, was meine Beziehung, Job und soziales Umfeld angeht.
Ich bin nie komplett abgestürzt oder habe mich da ganz zurückgezogen. Die Zeit und Energie wären zwar bei meiner Familie besser aufgehoben und in meinen Projekten,
aber der ganz große Schaden ist mir erstmal erspart geblieben. Das hat mich oft gerettet, in einer Spielphase doch immer wieder für eine Zeit die Reißleine zu ziehen.
Also der Gedanke "wenn du jetzt weitermachst, fällst du richtig tief und zerstörst dein Leben". Da ich auch immer spielfreie Phasen hatte, habe ich nichts komplett vernachlässigt.
Falls das jetzt klingt als möchte ich irgendetwas schön reden, nein das ist nicht meine Absicht, der Schaden ist definitiv groß genug, und ich spüre, dass es mich auf Dauer kaputt machen würde.

Denn der Grat war sehr schmal und es bleibt ja auch eine Ungewissheit, ob nicht doch noch ein Absturz kommt irgendwann, auch wenn ich ein gutes Gefühl habe aktuell.
Und klar, für meine Partnerin möchte ich es auch, dass sie da keine Befürchtungen mehr haben muss, das ist ja auch eine Belastung, auch wenn es ihr gut gelingt, sich da klar abzugrenzen.

Ich möchte damit nur ausdrücken, dass ich insgesamt auch sehr dankbar bin, dass ich nichts komplett verloren habe, was mir wichtig ist, naja außer der Lebenszeit, aber keine Freunde usw.
Das finanzielle ist zu bewältigen und wird in 2 Jahren alles normalisiert sein. Aber ich habe in einen Abgrund geschaut, in den ich wirklich nicht wieder schauen will.
Momentan verspüre ich nicht die geringste Lust zu spielen. Mir ist klar, wie plötzlich sich das ändern kann, aber die Impulse, die ich hier bekomme, sind schon mal eine wertvolle Hilfe.
Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Colon am 16 Januar 2024, 09:07:44
Heute Nacht habe ich geträumt, dass ich nochmal eingeloggt war und ein Bonus gutgeschrieben war.
So dass ich Traum gerade anfangen wollte mich auf eine "Diskussion" einzulassen. Also in dem Sinne, dass man das ja noch mitnehmen könnte mit der Chance auf etwas Geld.
Dann hallten im Traum die Nachrichten hier aus dem Forum die sagten: Wer sich auf die "DIskussion" einlässt hat schon verloren.
Also sagte ich, was gibt es da zu diskutieren ? Bonus hin oder her, es geht mir ja nicht darum, 100 € zu retten sondern darum nicht zu spielen.
Und so werde ich das auch in der Realität machen, keine Diskussion. Ich erlaube mir auch heute einen spielfreien Tag.
Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Rubbel am 16 Januar 2024, 10:49:10
Hi Colon,

Zitat
Meine Idee war eben auch, wenn ich hier immer schreibe und auch Input bekomme, könnte mir das helfen, einen geistigen Schutzschild aufzubauen, der dagegen ankommt. Danke für die Empfehlungen, ich werde auf jeden Fall in Erwägung ziehen, die Kontrolle über das Online Banking in sichere Hände zu übertragen.
Ich hab den Eindruck, Du machst Dir das ganz schon bequem und redest es Dir selbst aus, was zu tun gegen Deine Zockerei. Ein paar Sätze (Input), und alles ist soweit okay?
Seit 1 Jahr schuldest Du Deiner Partnerin Geld in nicht geringer Höhe, sie warnte damals, dass sie Dir 1x, aber nie wieder was leiht, und nach 1 Jahr ... wie schreibst Du? ...
Zitat
Also das Geld habe ich ihr noch nicht zurückbezahlt, sie möchte selbst auch, dass erstmal die Kreditkartenschulden abgebaut werden, weil das auch hohe Zinsen sind
Wie fürsorglich von Deiner Partnerin! Jetzt muss sie nur noch mit der Kuscheldecke kommen und einem flauschigen Kissen + wahlweise Tee, Bier oder Kaffee, und so lässt es sich leben - oder?
Was ich damit sagen will: Als Frau würde ich als allererstes meinem Partner das Geld zurückgeben, um mich in der Beziehung nicht klein zu fühlen. Wäre ich ein Mann, wäre das ganz genau so - da bin ich sicher.
Ja, ich habe auch den Eindruck - wie Du ja selbst schriebst - dass Du ziemlich bequem bist.
Ein wenig hab ich auch den Eindruck, dass Du Dich etwas hofieren lässt oder lassen möchtest und austarierst, wie lang die Bank sein kann oder muss, um Aktionen hinauszuschieben. Aktionen gegen Deine Spielsucht.
Nun gut - warten wir ab, ob sich was tut :))
Gruß, R
Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 16 Januar 2024, 11:22:29
Hi Colon!

Zitat
Nunja, stolz war ich in gewisser Weise, weil ich erstmal aufgehört hatte nach Erreichen eines hohen Betrags, das war mir früher nicht gelungen.
Und ich ich habe meine Chancen falsch eingeschätzt, den Gewinn zum Anlass zu nehmen, aufhören zu können.

Ah ... ok ... da hatte ich Dich falsch verstanden ...

Es ist wie beim Geldverdienen ... es wird immer jemanden geben, der mehr verdient. Das kann Verschiedenes auslösen ... Neid z.B. ... oder es fixt Dich an Dich weiter zu bilden und auf höhere Positionen zu kommen. Gewinne beim Glücksspiel können auch - für einen Glücksspieler - nie hoch genug sein! In einschlägigen Foren wird sich schon mal damit gemessen, wer den größten hat. Das spornt an ...

Fakt ist ... so lange Du spielst, wird es nie einen wirklichen Gewinn geben, sondern nur Surchtmittelvermehrung. Was damit passiert, das hast Du am eigenen Leibe erfahren dürfen.

Ein wirklicher Gewinn ist spielfrei sein zu dürfen! Egal ob Du Groß- oder Geringverdiener bist ... am Ende des Monats bleibt mehr in der Tasche,  als wenn Du spielen würdest.

Was Du da über Deine anstinente Phasen schreibst, das kenne ich auch. Oben habe ich ja schon darüber berichtet. Was Du aber eigentlich gemacht hast ... Du hast einen Weg gesucht die negativen Konsequenzen des Glücksspiels zu minimieren, um trotzdem hier und da der Sucht nachzugeben. Das ist ein Arrangement mit der Sucht. Es ist nichts Halbes und nichts Ganzes ...
Das Schlimmste daran ... Du zerstörst mit und mit Dein Selbstvertrauen und damit auch Dein Selbstbild!

Fakt ist aber auch, dass Du spielfrei sein kannst! Das hast Du Dir bewiesen! Du brauchst also keine Angst vor der abstinenten Zukunft zu haben.

Zitat
Ich schaffe es abstinent zu sein, wenn ich kein Geld zur Verfügung habe bzw. nur welches, das verplant ist.
...
Sobald aber Geld da ist, triggern mich Werbespots oder andere Spielsituationen doch recht hart.

Das hängt alleine damit zusammen, dass Du, wie ich es oben beschrieben hatte, bisher "nichts" gemacht hast. "Nichts" gegen die Sucht und "Nichts" für Dich!

Jetzt schaue Dir mal an, was eine einfache Änderung des Blickwinkels bereits bei Dir bewirkt hat ... :)

Zitat
Mit einer Therapie tue ich mich leider schwer, aber passiv bleiben will ich auch nicht. Selbststudium, mentale Übungen, Lesen zum Thema, das wird erstmal mein Weg sein und ihr erdet erfahren,
ob ich es damit schaffe oder ob ich noch weitere Schritte gehen muss.

Ich wollte auch nie eine Therapie machen. Meine Ausrede: "Ich brauche niemanden, der mir sagt, wie Scheiße ich bin!" - Irgendwie traurig ... oder nicht?
Nun, ich habe mich aber einer SHG angeschlossen, habe Schulungen mitgemacht. Zuletzt, schon wieder etwas her, die Gruppenleiterschulung.
Ich habe selbst ja keinen Vergleich, doch einige der Teilnehmer waren der Meinung, dass die Gruppensitzungen hier ihnen mehr gebracht hatten, als alle bisherigen Therapien.

Mich haben die Erfahrungen dort dazu gebracht zu bedauern, dass ich keine Therapie gemacht habe. Es ist nicht der Therapeut, der mich verändert, es sind die erweiterten Blickwinkel, die mich veranlassen mich zu ändern - in den Bereichen, in denen ich es für richtig erachte.
Beraube Dich also bitte nicht der Möglichkeit an Dir selbst zu wachsen, weil Du z.B. Scham verspürst. Die verfliegt bei der ersten Kontaktaufnahme ...

Natürlich erwähne ich noch einmal das Samstagsmeeting, welches ich online per Zoom anbiete. Nimm Dir die Zeit und schaue mal rein ...

Zitat
aber "einfach mal machen" fällt mir immer schwer.

Nun, das hängt einfach mit dem Typus zusammen. Ach ... mir fallen die ganzen Unterscheidungen nicht mehr ein ... Jörg Petry ist auf einer Jahrestagung in einem Workshop mal darauf eingegangen. Hatte mir nur gemerkt, dass ich in die Kathegorie "offen aggressiv" gehöre. Das bedeutet, dass ich neuen Dingen offen entgegen trete und sie dann auch angehe.

Zitat
Also heute habe ich es mir erlaubt. Und ich werde es mir auch erlauben, wenn ich etwas Geld übrig habe und werde mir erlauben, damit Schulden zu tilgen.

Ich hoffe, Du führst darüber Buch? Dann kannst Du Dir nämlich jederzeit erlauben mal einen Blick auf die Tilgung zu werfen und STOLZ auf Dich zu sein!
Wenn Du Deiner EX-Freundin Geld überweist, dann kannst Du unter dem Zahlungszweck z.B. die Restschuld notieren. So machst Du Dir auch bewusst, dass die Restschuld dahinschmilzt.


Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Colon am 16 Januar 2024, 15:18:53
Hallo Rubbel, danke für deine Nachricht. Ich muss aber ehrlich sagen, dass bei dem Tonfall etwas Konstruktivität verloren geht.
Ich verstehe schon, dass das nicht böse gemeint ist und ein bißchen pieksen soll, aber ich empfinde es auch als wertend und das erscheint mir an einem Ort wo man sich öffnen soll nicht so gut.
Ich schrieb zum Beispiel nicht dass ich bequem sei sondern Probleme habe, ins Handeln zu kommen, was ein Unterschied ist.
Auch zu der Höhe des Betrags mit dem mir meine Partnerin ausgeholfen hat, schrieb ich nichts.

Ich würde ihr das natürlich gern schnell zurück zahlen, aber den größeren Betrag schulde ich den Kreditkartenunternehmen und die wollen eine monatliche Rate.
Daher verstehe ich nicht ganz, wie du das meinst. Es nützt ja nix, wenn ich ihr das Geld zurück zahle und dabei in finanzielle Not gerate.
Die Entscheidung war keine fürsorgliche, sondern eine pragmatische. Erst die Beträge weg, die hohe Zinsen kosten führt schneller dazu,
dass ich wieder Geld in gemeinsame Dinge einbringen kann. Urlaub, Unternehmungen usw., das hat mit Kuscheldecke herzlich wenig zu tun.
Und zusätzliche Arbeit verrichte ich schon, um noch etwas zusätzlich zu verdienen.

Dass es nicht so einfach ist, mit purem gutem Willen aufzuhören, das habe ich ja nun erfahren im vergangenen Jahr, aber das war eine Erfahrung, die ich nun mal erst machen musste.
Welcher Weg für mich der beste ist, muss ich rausfinden, ich habe Gründe, warum ich eine Therapie für mich erstmal nicht favorisiere, SHG könnte schon gehen, wenn ich was passendes finde.
Ich habe meine Dinge immer größtenteils selbst geregelt, das heißt nicht automatisch "nichts tun".

Und Olli auch dir wieder danke für den Beitrag. Ja Scham ist gar nicht sehr das Problem, ich fürchte einfach, das ich dafür nicht so kompatibel bin. Was Blickwinkel und Denkweisen angeht, da bin ich immer bemüht, mir das selbst zu erarbeiten, und jetzt eben noch mehr als ich das bisher gemacht habe.
Und bitte .. nicht EX Freundin :D
Das ist soweit ok. Natürlich ist so eine Geldleih-Konstellation  immer eine Herausforderung für eine Beziehung.
Wenn ich das jetzt alles in den Griff bekomme, geht das als weitere bewältigte Krise in die Beziehungsgeschichte ein und dann entsteht an der Partnerschaft kein bleibender Schaden.
In wenigen Monaten werde ich zu meinem Mietanteil immer noch ein bisschen was zur Tilgung drauflegen können und darüber wird auch Buch geführt ja.


Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Colon am 17 Januar 2024, 11:23:52
Heute hat meine Anmeldung hier und der Austausch erste Früchte getragen.
Es gab wieder einen "plötzlichen Moment". Den Gedanken, es doch "noch mal zu probieren" und die letzte noch schwebende Auszahlung zu stornieren,
um ein bisschen mehr draus zu machen, ein bisschen weniger finanziellen Druck zu haben.
Die Erfahrungen aus den letzten Situationen dieser Art sagen mir, dass das dann sehr wahrscheinlich genau so passiert wäre.
Heute war es etwas anders, ich bin erschrocken darüber, wie schnell so ein Gedanke wieder kommt.
Und ich konnte innehalten. Es ist nur Suchtmittelbeschaffung, das ist ein ganz wichtiger Punkt.
Ich weiß genau, dass ich den finanziellen Aspekt auch auf normalem spielfreiem Weg in Ordnung bringen kann, die Kalkulation diesbezüglich stimmt.
Die Sucht will mir einreden, mit einem kleinen Gewinn würde das etwas schneller gehen.

Und das Forum hier hilft mir sehr dabei, diese bewussten Gedanken und Erkenntnisse sehr präsent im Kopf zu halten und es dieser durch die Sucht verbogenen Denkweise schwerer zu machen, die Oberhand zu gewinnen. Dafür schon mal ganz herzlichen lieben Dank an alle, die hier etwas geschrieben haben, also ganz speziell an Olli und Rubbel (auch wenn ich mich da ein bisschen beschwert habe ;)
((Anmerkung dazu noch: ich sage nicht, dass es völlig falsch wäre, mir eine gewisse Bequemlichkeit zuzuschreiben, aber das Bild was da gezeichnet wurde, ist so einfach auch nicht zutreffend.
Dennoch habe ich das auch kritisch reflektiert, also das danke ist ganz ernst gemeint ))

Aber ich danke auch allen anderen, die hier ihre Geschichten geteilt haben, das ist motivierend und hilfreich.

Fürs erste ist die Herangehensweise also aufgegangen, eine intensivere Beschäftigung mit dem Thema als ersten Schritt zu tun. Vielleicht kommt auch noch mehr.
Es fühlt sich gut an, es mir erlaubt zu haben, heute nicht wieder mit dem spielen anzufangen.
Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Rubbel am 17 Januar 2024, 14:04:19
 ;D  8)
Na - wer weiß?: Vielleicht wird ja aus dem die Spielsucht betreffenden 'Colon' noch ein 'full stop' ...  :)
Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Colon am 17 Januar 2024, 14:41:28
Jetzt hab ich einen Moment gebraucht und bin jetzt etwas amüsiert.
Ich war mir nicht bewusst, dass mein Nickname eine Bedeutung hat, das war spontan der Name einer beliebigen Romanfigur, die mir in den Kopf kam.
(sieht dem Autor aber auch ähnlich eine Figur so zu benennen)
Naja nicht so schmeichelhaft aber ist jetzt einmal so.
Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Rubbel am 17 Januar 2024, 22:07:41
Es war auch von mir amüsant und durchaus motivierend gemeint.
Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Colon am 18 Januar 2024, 20:33:23
Heute wurde nun endlich der letzte kleine Restbetrag ausgezahlt und ich konnte meinen letzten Account dicht machen.
Einen neuen werde ich nicht mehr eröffnen und erlaube mir einen weiteren spielfreien Tag.
Ich versuche zu einer festen Gewohnheit zu machen, hier wirklich jeden Tag auch einen Eintrag vorzunehmen, heute also Tag 4.
Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Colon am 19 Januar 2024, 20:47:38
Heute fiel mir auf, dass ich mich vertan hatte, nicht 3 Jahre waren es sondern 4. Am letzten Januarwochenende 2020 hatte ich die unglückliche Idee, ein OC auszuprobieren.
Immerhin, keine vollen 4 Jahre, wenn ich nicht wieder auf die Sucht hereinfalle.
Ich musste an eine lange zurückliegendes Ereignis denken und stelle mir die Frage ob man schon diese Sucht haben kann,
aber aus Mangel an Gelegenheiten abstinent ist, bevor man die Sucht "entdeckt".
Ich weiß noch, dass es auf dem Rummel solche Automaten gab als ich ein Kind war, man konnte Geld tauschen gegen 10 Pfennig Spielchips.
Schon als Kind war ich total geflasht von den drehenden Walzen und hab das dann auch kurz probiert.
Mit Anfang 20 gab es dann in einem Urlaubsort so eine Automatenbude, wo ich ein bisschen gespielt habe.
Und da war schon das gleiche unkontrollierte Verhalten, gleich zu Beginn ein schöner Gewinn und dann nicht aufhören können, bis alles wieder weg ist.
Das blieb ein einzelnes Ereignis, komischerweise hat es mich in irgendwelche Spielhallen dann nie wirklich gezogen.

Also schön, Tag 5 und ich erlaube mir weiterhin Spielfreiheit und wünsche das allen anderen auch.
Es kann sein, dass es morgen mit der Online Gruppe bei mir noch nicht klappt, da ich unterwegs bin, steht aber auf jeden Fall auf der Liste.
Aber das Online Casino 20 Jahre später hatte mich dann eben doch gereizt.
Vielleicht habe ich die 20 Jahre auch einfach ein Riesenglück gehabt, nicht mit den Automaten in Berührung zu kommen, das wäre sonst ganz bestimmt auch zum Problem geworden.
Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Spieler1 am 20 Januar 2024, 10:59:20
Ich habe mir deine ganzen Tagebucheinträge durchgelesen und ich bedanke mich für deine Offenheit und Selbstreflektion.
Dir irgendwelche Tipps oder Hinweise zu geben, ... nun, dass maße ich mir mitnichten an.

Ich möchte dir aber für den weiteren Weg alles erdenklich Gute wünschen und glaube, dass du auf dem besten Weg bist.

Viele Grüße
Spieler 1
Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 20 Januar 2024, 12:13:13
Zitat
Dir irgendwelche Tipps oder Hinweise zu geben, ... nun, dass maße ich mir mitnichten an.

Wieso denn nicht? Du bist doch ein selbstständiges menschliches Wesen, dass bisher eine Menge an Lebenserfahrungen mitbringt?
Du wärest nicht Geschäftsführer, wenn da nicht eine Menge Kompetenzen in Dir stecken würden, die Du auch nutzt!

Sei einfach Du selbst ... das ist mehr als genug ... auch in der Suchtfrage ... :)
Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Colon am 20 Januar 2024, 19:11:12
Guten Abend zusammen,

ja ich nehme gern Ratschläge entgegen oder Sichtweisen, auch dafür schreib ich ja hier, andere Blickwinkel bereichern ja.
Solange es nicht irgendwie von oben herab ist, lasse ich mir auch gerne was sagen.
Was ich damit dann mache ist ja meine Sache :)

Danke für die guten Wünsche, die ich ebenso zurückgebe. Heute ist Tag 6, es war ein sehr schöner und vor allem auch spielfreier Tag.
Heute stand ich auf einem Hügel, alles schneebedeckt. Habe tief durchgeatmet und den Gedanken fest in mir aufgenommen,
dass es dieses mal nicht nur ein unverbindlicher guter Vorsatz ist.
Was letztlich heißt ich muss mehr von den Dingen tun, die mir wirklich etwas geben, aufstehen und machen, nicht nur im Kopf durchspielen, träumen, planen und dann verschieben.
Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Spieler1 am 21 Januar 2024, 12:54:55
Hallo!

Danke. Mein Satz war auch gar nicht böse gemeint, ich finde es nur ein wenig bedenklich, wenn jemand wie ich, welcher selbst in den gleichen Problemen steckt, einem "Leidensgenossen" dann noch Tipps und Ratschläge gibt, wie er doch besser davon weg kommt, wenn ich selbst dazu nicht wirklich in der Lage bin dies zu beherzigen :) ...
... genau, am besten noch von oben herab, in Oberlehrermanier ;)

Witzigerweise stand ich heute auch einem Hügel, am Waldrand - und ließ diverse Dinge gleichfalls Revue passieren.
Ich hoffe, dass du dein Tagebuch weiter fortführst.

Viele Grüße
Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Colon am 21 Januar 2024, 17:33:57
Ja, raus gehen ist immer gut finde ich, und bei dem Wetter sowieso.
Habe heute nochmal viel darüber nachgedacht, was ich unterbewusst eigentlich genau mit dem Spielen bezweckte, aber die Antwort ist nicht einfach zu finden.
Bei mir spielt aber sehr wahrscheinlich der Aspekt der Selbstsabotage auch eine Rolle. So als darf es nie zu gut sein. Dem muss ich nachgehen.
Das ist etwas was ich gewissermaßen als positiven Aspekt der Sucht sehe, sie zwingt mich, genauer hinzuschauen auch auf andere Dinge.
So wie eine Krankheit auch oft nur eine höhere Eskalationsstufe eines Ungleichgewichts oder Problems ist, die es erzwingt, sich mit diesem zu befassen.
Und damit ist eine spielfreie Woche rum, sehr schön.
Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: HiddenAddiction am 22 Januar 2024, 12:28:19
Genau deshalb finde ich es so wichtig, neben der Suchthilfe (Caritas, Selbsthilfegruppe) auch eine Psychotherapie zu erwägen. Mir persönlich hat das schon unheimlich viel gebracht. Ich dachte anfangs auch, dass die Selbstsabotage eine Rolle spielt, aber ist es nicht viel spannender zu erfahren, wie es dazu gekommen ist bzw. welche erlernten Mechanismen dabei eine Rolle spielen?

Gerade bei sehr ehrgeizigen Menschen gibt es da meines Erachtens eine gewisse Anfälligkeit. Am Ende geht es aber eigentlich immer um den Punkt, wie wir gelernt haben mit unseren Gefühlen umzugehen bzw. es eben nicht gelernt haben, sondern sich andere Verhaltensweisen eingeprägt haben, die Gefühle zu regulieren (Konsum- bzw. Suchtverhalten).
Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Colon am 23 Januar 2024, 08:04:38
So jetzt habe ich doch einen Tag übersprungen, bin gestern zeitig eingeschlafen.
Also Erkundigungen werde ich einholen zu therapeutischen Möglichkeiten, es gibt hier auch eine Anlaufstelle, das muss aber noch bis nächste Woche warten,
auch wenn aufschieben blöd ist. Ja das ist ein riesiges Feld, nach möglichen Ursachen zu forschen, wobei es auch sein kann, dass man im Unklaren bleibt.
1-2 Bücher habe ich auch auf der Liste zum Selbststudium bzw. auch mit Übungen.
Gestern 8 spielfreie Tage.
Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Colon am 24 Januar 2024, 14:27:30
Bin etwas erkältet, daher kurze Einträge. Es ist aktuell kein Anreiz da im OC zu spielen. Auch reale Karten und Würfelspiele triggern das nicht. Schonmal gut. Heute Tag 10.
Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Colon am 25 Januar 2024, 18:51:57
Ich bin nicht so wahnsinnig gut drauf, weil immer noch etwas resterkältet und auch weil es etwas bedrückend ist mit ein paar Schulden im Nacken, und dem Wissen, dass es in den nächsten Wochen um jeden Cent gehen wird. Natürlich versucht die Sucht es ab und zu gern mal auf der Logik Schiene, will mir einreden, ich könnte es kontrollieren, mir mit einem kleinen Gewinn 100 € Luft verschaffen und dieser ganze Bullshit.
Das aktive tägliche Befassen mit diesen Themen hilft mir aber sehr, diese Gedanken als das zu erkennen was sie sind. Ich habe mir auch angewöhnt bei dem Gedanken an Thrill und Glücksgefühle bei Gewinnen mir auch immer die anderen Gefühle zu vergegenwärtigen, die Verzweiflung, die Ängste, die Wut und Trauer, nicht aufhören zu können.
Habe heute die kurze Doku über Defne gesehen, ihre Schilderung wie sie geheult hat, während sie die 100k verzockt hat, genauso irrational habe ich es auch erlebt.
Nunja und die negativen Gefühle haben am Ende ein starkes Übergewicht, das will ich nicht mehr haben.
Ab März kommt wieder etwas Geld dazu und dann sollte alles in ruhigem Fahrwasser sein, das wird dann auch die nächste Stufe der Bewährungsprobe, weil dann auch mal ein 50er "übrig"
sein wird. Bis dahin habe ich mir vorgenommen:
Literatur zum Thema Traumabearbeitung, Gang zur Beratungsstelle, SHG

So jetzt gehts mir tatsächlich schon etwas besser, ist schon ein gutes Gefühl schreiben zu können, ich erlaube mir, den 11. Tag spielfrei zu sein.
(Anmerkung: 1-2 Wochen Abstinenz ist bei mir vorher auch schon recht normal gewesen, aber jetzt komme ich so langsam in einen Zeitraum, wo es wirklich was bedeutet für mich,
wo ich es selbst als Erfolg wahrnehme)

Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Colon am 26 Januar 2024, 18:54:08
Nix besonderes heute :)
Tag 12 spielfrei, sehr schön.

Euch allen ein schönes Wochenende
Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 27 Januar 2024, 08:10:32
Guten Morgen Colon!

Erst einmal gute Besserung! Erkältungen sollten verboten werden ... :)


Zitat
Das aktive tägliche Befassen mit diesen Themen hilft mir aber sehr, diese Gedanken als das zu erkennen was sie sind. Ich habe mir auch angewöhnt bei dem Gedanken an Thrill und Glücksgefühle bei Gewinnen mir auch immer die anderen Gefühle zu vergegenwärtigen, die Verzweiflung, die Ängste, die Wut und Trauer, nicht aufhören zu können.

Die Gedanken "mal schnell" oder "nur x €" und das gedankliche Glorifizieren des Glücksspiels ... sind ein gutes Zeichen!
Dein Körper ... Dein Oberstübchen vermisst es ... es will das tun, was es immer getan hat. Somit stehen diese Gedanken nun für Veränderung!

Dir zu gegenwärtigen, was das Glücksspiel an negativen Auswirkungen auf Dich hat, ist korrekt! Jetzt kommt aber das "aber" ... Negatives merkt sich das Gehirn schlechter. Es fängt irgendwann an es zu verdrängen und aus dem Negativen etwas Positives zu stricken. Daher ... es kommt mir in Deinem Beitrag noch nicht stark genug durch ... konzentriere Dich auch einmal darauf, was Abstinenz Dir Positives bringt. Versuche Dir selbst einmal eine kleine Liste aufzustellen ...
Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Colon am 29 Januar 2024, 23:24:00
Obwohl die Gedanken sehr präsent sind und auch das positive Gefühl der Veränderung, bin ich noch nicht genug gefeit.
Und bin immer noch und immer wieder verwirrt davon, was das für ein krasses Wechselbad der Gefühle ist.
Ich freue mich, dass es soweit klappt, mache aber einen Anmeldungsversuch auf neuen Plattformen, bekommen bei 2 der Plattformen die Rückmeldung, dass ich auf einer schwarzen Liste bin.
Darüber bin ich fast in Jubel ausgebrochen, habe mich richtig gefreut, dass das auch bei den schlecht regulierten zum Teil übergreifend ist.
Nur um Sekunden später dann eine dritte Plattform zu suchen, bei der ich mich anmelden konnte, wo ich mich jetzt auch wieder habe sperren lassen.
Tja, das sind keine guten Nachrichten, 2 Wochen geschafft, jetzt ist erstmal wieder Tag 1.

Schade, ich hatte eigentlich geplant, am Samstag hier in die online Gruppe reinzuschauen, habe es aber schlicht verschlafen, war am frühen Abend eingenickt.
Das wäre vielleicht das Zünglein an der Waage gewesen, am Sonntag ist es dann passiert, habe ich es passieren lassen. Aber da kann ich nur versuchen, für die Zukunft zu lernen.

Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Colon am 01 Februar 2024, 15:43:42
Trotzdem bin ich noch optimistisch, weil:
1. die Entscheidung für das erneute spielen sehr knapp war und ich es beinahe hätte abwehren können.
2. ich sehr schnell wieder runtergekommen bin
3. ich trotzdem das Aufhören noch als Projekt wahrnehme, an dem ich täglich zumindest gedanklich aktive arbeite, ich versuche es am Samstag auf die Reihe zu bekommen, in die Online SHG zu schauen.

Also ich bin zwar frustriert davon (also weil ich es nicht geschafft habe aber auch wegen des Geldes natürlich), aber gar nicht in Aufgebestimmung.

Und immerhin wieder Tag 4. Liebe Grüße an alle.
Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Colon am 13 März 2024, 10:39:30
So, nun war ich eine Weile weg, weil ich nochmal einen Rückfall hatte und danach brauchte ich etwas Zeit um hier wieder schreiben zu können.
Die gute Nachricht: Jetzt bin ich etwas über einen Monat spielfrei.

Es war trotz aller Vorsätze und trotz des Auseinandersetzens mit dem Thema und mit mir selbst nicht genug, es hat mich aus heiterem Himmel überkommen und ich habe nochmal gespielt.
(Anmerkung: ja das ist wieder diese Fernsteuerung-Rhetorik, aber so fühlt es sich nun einmal an, fast wie ein Dämon oder so,
mir ist aber bewusst, dass mich da nichts überkommen hat, außer ich selbst, ein Teil von mir.)

Das heimtückische ist, dass ich nicht mal eine Art Spieldruck verspürte oder so etwas.
Nun gut, um das wirklich in den Griff zu bekommen, muss ich also neben den langfristigen Maßnahmen zunächst auch etwas gegen die akute Problematik tun.
Das habe ich dann auch gleich in die Wege geleitet, und die Kontrolle über sämtliche Online Zahlungsarten abgegeben.
Kurzfristig ist das auf jeden Fall sehr wirksam, das klappt soweit.
Positiv zu vermerken ist:
- Ich habe nicht nach Schlupflöchern gesucht.
- Ich habe nicht nach Alternativen für Bareinzahlungen gesucht (ich war vorher auf 2 Plattformen, wo das möglich war, diese wurden geschlossen).
- Durch Zufall bin ich auf eine Variante gestoßen, wo ich über 3 Ecken noch per PayPal etwas hätte einzahlen können, diese habe ich aber gleich eliminiert.
(Ja ich habe noch PayPal Zugriff, da die theoretisch noch für mich zugänglichen Casinoseiten das sowieso nicht akzeptieren und wie gesagt, ich suche nicht nach Möglichkeiten, da zu tricksen.)

Es fühlt sich soweit auch sehr gut an, das ist seit langem der längste spielfreie Zeitraum und das schöne ist, dass die Gedanken daran seltener werden, das Spielen ist im Hinterkopf weniger präsent.
Ich war etwas hoffnungslos, weil ich es mit der eigenen Willenskraft nicht geschafft habe. Aber letztlich war das nun noch ein notwendiger Schritt um erstmal zeitlichen Abstand zum Spielen zu bekommen. Jetzt versuche ich, die Lebenszeit, die ich vorher mit Spielen verschwendet habe, Schritt für Schritt mit sinnvollen Dingen aufzufüllen, der kommende Frühling hilft mir etwas dabei.


Damit bin ich bei Tag 33.
Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 13 März 2024, 11:39:01
Hi Colon!

Zitat
So, nun war ich eine Weile weg, weil ich nochmal einen Rückfall hatte und danach brauchte ich etwas Zeit um hier wieder schreiben zu können.

Rückfälle gehören zum Genesungsweg dazu! Gerade darüber zu sprechen, bringt Dich weiter! Solltest Du also einen weiteren Rückfall haben, so scheue Dich nicht hier zu schreiben! Du musst das nicht alleine mit Dir ausmachen! Dafür gibt es doch diese Gruppe!

Zitat
Es war trotz aller Vorsätze und trotz des Auseinandersetzens mit dem Thema und mit mir selbst nicht genug, es hat mich aus heiterem Himmel überkommen und ich habe nochmal gespielt.

Nein! Ein Rückfall kommt niemals aus "heiterem Himmel"! Es braucht dazu eine Ereignisfolge, die letztlich zu dem Rückfall führt. Es ist also für Dich interessant mal zu reflektieren, was da los war. Wieso hast Du z.B. jetzt erst Deinen Online-Zugang zu Deinem Geld beschränkt? Welche Gedanken hattest Du zu dem Thema und was führte zu der Entscheidung es gerade nicht zu tun?
Dann sage ich immer, dass wir jederzeit bei uns selbst intervenieren können und so z.B. auch den bereits vorbereiteten Rückfall, selbst wenn er schon da ist, stoppen können. Letztlich hast Du ihn ja gestoppt. Doch wieso gab es den Sinneswandel? Wieso genau zu diesem Zeitpunkt?

Siehst Du, es gibt so viele Fragen, die es da zu beantworten gibt ... da ist es gut, wenn Du dies mit der Gruppe teilst und dann auch Fragen erhälst, an die Du selbst bisher nicht gedacht hattest.

Zitat
Positiv zu vermerken ist:
- Ich habe nicht nach Schlupflöchern gesucht.

Medaillen haben immer zwei Seiten ... :) Ja ... es ist prima, dass Du nicht aktiv danach gesucht hast. Auf der anderen Seite könntest Du ja zusammen mit einer Vertrauensperson genau danach suchen und die Schlupflöcher dann verschließen! Im Moment sind sie es ja eben nicht!

Zitat
Es fühlt sich soweit auch sehr gut an, das ist seit langem der längste spielfreie Zeitraum und das schöne ist, dass die Gedanken daran seltener werden, das Spielen ist im Hinterkopf weniger präsent.

Bleibe bitte vorsichtig! So richtig verfestigt sich die Abstinenz erst nach grob einem Jahr. Auch die Gedanken werden weit darüber hinaus wieder kommen! Im Oberstübchen sind einfach zu viele Verknüpfungen mit Sinneseindrücken und Emotionen da (Suchtgedächtnis), das braucht einfach seine Zeit und ganz weg werden sie wohl nie gehen. Dein Umgang damit wird sich aber verändern!

Soderle ... mir gefällt aber sehr gut, dass Du Deine Abstinenz wieder aufbauen konntest! Das ist nicht selbstverständlich!

Zitat
Ich war etwas hoffnungslos, weil ich es mit der eigenen Willenskraft nicht geschafft habe.

Glücksspieler sind zumeist gerade sehr willensstark! Blöderweise schwankt er schon mal wie ein Fähnchen im Winde. Abstinenz - Suchtausübung - ...
Glaube also bitte nicht, Du seist willensschwach. Es braucht eben mehr als nur einen Willen. Du brauchst z.B. die Akzeptanz, dass Du spielsüchtig bist. Du brauchst den Mut für Veränderungen. Diese müssen auch erst einmal herbei geführt werden. Du brauchst die Fähigkeit zu reflektieren, was Dir gut tut und was Dir schadet. Glaubenssätze und auch ganze Glaubenssysteme müssen überarbeitet werden und es müssen neue Überzeugungen erschaffen werden. Das ist nur ein kleiner Ausschnitt ... und ja, der Wille gehört auch in die Zutatenliste Deines Dir eigenen Abstinenz-Rezeptes!

Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Colon am 13 März 2024, 13:31:13
Danke Olli,

ja im Prinzip war das vordergründig erstmal Blauäugigkeit, vorher nicht alles zu sperren.  (Hindergründig vielleicht auch das heimliche Offenhalten von Optionen, war dann aber nicht bewusst)
Die Sinneseindrücke und negativen Empfindungen hielt ich für abschreckend genug, das Gefühl, es jetzt voll und ganz zu wollen war so stark,
dass ich wirklich gedacht habe, das hält mich ab. Aber jetzt kann ich wirklich sagen, egal wie elend man sich gefühlt hat, die Sucht versucht das zu verschleiern und bringt die angeblich positiven Aspekte wieder in den Vordergrund. Das ist jetzt erstmal weg, irgendwie scheint mein Unterbewusstsein zu akzeptieren,
dass es ja gar nicht möglich ist zu spielen und da kommen solche Gedanken gar nicht erst auf. Das verschafft mir zumindest etwas Zeit. Ich weiß, dass ich mir noch zusätzliche Hilfe holen muss,
was mich aber auch Überwindung kostet, aber ich packe das schon.
Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 13 März 2024, 14:41:32
Hi!

Zitat
Aber jetzt kann ich wirklich sagen, egal wie elend man sich gefühlt hat, die Sucht versucht das zu verschleiern und bringt die angeblich positiven Aspekte wieder in den Vordergrund.

Da sprichst Du mir aus dem Herzen ... Ich benenne so etwas immer mit Nostalgie. Wenn ich z.B. durch meinen Ort gehe, komme ich an den beiden Hallen dran vorbei, wo ich regelmäßig anzutreffen war. Mir schießen dann die Erinnerungen an die Örtlichkeit ins Gedächtnis und wie ich von Automat zu Automat gehechtet bin. Es mussten noch nicht mal solche sein, wo ich die Risikoleiter "erfolgreich" malträtiert hatte. Nö ... aber die Erinnerungen, wo ich aus der Halle herausschlich ... mit leeren Taschen ... als ich nicht wusste, wie ich meinen Eltern das wieder beichten sollte ... die waren nicht dabei.
Ich ekele mich nicht vor solchen Gedanken, noch werde ich wütend deswegen. Es ist nun mal so, wie es ist. Also hilft, genau wie bei der Diskussion mit der Sucht, die Gedanken denken und dabei lächeln nach dem Motto: Rede Du nur ... ich weiss es besser ... :)

Schaue mal in meine Signatur. Einfach am Samstag kurz vor 19 Uhr den Link anklicken und warten, dass Du aus dem Warteraum ins Meeting gelassen wirst. Jede Selbsthilfegruppe ist immer ein weng anders. Doch dieses Webmeeting kann Dir helfen Deine Ängste und Bedenken auszuräumen.
Sei einfach Du selbst ...

Titel: Re: Mein Tagebuch
Beitrag von: Rubbel am 18 März 2024, 11:44:10
Servus Colon,

weiß denn Deine Partnerin von Deinen Gedanken und auch von den Rückfällen - oder machst Du auch das mit Dir alleine aus?
Du schriebst, dass im März Extra-Gelder kommen. Sind die schon da und/oder schon wieder weg? (so ... zocktechnisch)
Und wie sieht's aus mit dem Begleichen Deiner Schulden? Siehst Du die Schulden schon schrumpfen oder nicht so sehr?
Was ist jetzt mit Therapie für Dich?? Hast Du Dich schon drum gekümmert?

Ich denke, es wäre ganz gut, Dir das 'Hier und Jetzt' zu erarbeiten und nicht so sehr zu grübeln, was da jetzt in diesem und jenem 'Bewusstsein' die Sucht mit Dir macht. Die Gründe ergeben sich entweder durch die Abstinenz (anhand der dann merklichen Situationen, die triggern) oder parallel zu einer ernst genommenen Therapie. Grübeln bringt da wenig, weil Du damit alleine bleibst, Dich sogar absonderst ... damit kommst Du nicht weiter, weil Du Deine Gedankenkreise alleine nicht erweitern kannst und auch keinen anderen Zugang bekommst. Für andere Zugänge sind andere und neue Anstöße von außen wichtig - und natürlich die Offenheit, damit umzugehen.
Ewig zocken kannst Du eh nicht. Warum also so lange mit dem Aufhören warten? - Das bringt Dir nur noch mehr Scherereien, denn 'gewinnen' wirst Du eh nie, niemand, niemals.

VG, R