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Mein Weg in die Spielfreiheit

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Offline andreasg

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Mein Weg in die Spielfreiheit
« am: 17 September 2013, 10:45:06 »
Hallo, ich bin Andreas, ich bin Spieler und ich habe Strukturelle Mängel.

Meine Mutter erwähnte und meint es noch Heute, dass ich mich einer Laien-schauspielgruppe anschließen sollte. Sie berief sich auf ein Gespräch mit meinem damaligen Schulrektor, der wohl dieses Talent in mir entdeckte. Jener Pädagoge das aus wie zwischen J.W. v. Goethe und Gerhard Hauptmann und er sprach nicht mit uns Schülern. Er schlug einfach nur zu. Schläge tun so weh, machen Schmerzen. Gerade Kinder, besonders Schüler wollen wissen, welchen Weg die Welt der Erwachsenen ihnen bietet, Kinder sind begierig zu lernen, wollen sich in Liebe leiten lassen. Also bin ich nicht dem Schmerz gefolgt und habe stattdessen als umgepolter Linkshänder meine Aufsätze in dem finstern Klassenraum geschrieben. Wäre so mancher Einser bei raus gekommen, nur die Rechtschreibschwäche...
Mit der Musik habe ich ja auch so meine Schwäche. Es ist mir unverständlich, Menschen in Notenblättern agierend zu erleben. Do liebe ich Musik - und als der elterliche Plattenspieler beim Auflegen einer 10 Zoll - Platte mit gelbem Label. "ta ta ta taa - ta ta ta taa machte, wurde ich im zarten Alter von 10 Jahren Fan von Klassischer Musik, besonders des ertönenden Komponisten.
Da ist sie Mutter eines jungen Komponisten, die den Ehrgeiz hat, ihren Sohn in die Garde der großen Komponisten als derer 4. im Bunde aufzunehmen. Wohin mütterlicher Ehrgeiz im Bezug auf deren Sohn/Söhne geht kenne ich aus meiner eigenen leidvollen Erfahrung.
Also bin ich in meinen Gedanken und in meinen Gefühlen die Liste der Großen B's durch gegangen - im Bezug auf derer größten Werke:
Bein ersten kann ich das schon nicht feststellen, weil jener Komponist das Mass aller Dinge ist. Jede Bewertung einses seiner gut über 1000 Werke ist überflüssig. Wenn da nicht die Partitur wäre, die bei einem Freund Goethes(!) einem Herrn Zelter in der Schublade schmorte. Wie viele gute und wunderschöne Dinge liegen im Verborgenen. Ich glaube nicht, daß der Komponist wußte, was er der Menschheit hier in der Schublade vorenthielt.
Es war ein junger jüdischer Dirigent und Komponist, der dieses Werk entstaubte. Das erste mal hörte ich es in der Herrenhäuser Kirche, als ich meine spätere Ehefrau kennen lernte und noch den Mief - der Kaffeemühle - einer verdeckten verqualmten Spielstätte in meiner Kleidung mit mir führte. Der Gestank von abgestandenem Rauch in der Jacke - und dann der Schlußchor: "Wir legen uns mit Tränen nieder" Ich habe wirklich Bäche geheult. Es war viel - viel reinzuwaschen.
Meine Bemühungen doch vielleicht das Singen - auch noch im Kirchenchor - zu proben, mit dem tiefgründigen Ziel Akzeptanz mit mir im Benehmen mit meinen Mitmeschen zu führen, brachte mich in die Christliche Partnergemeinde nach Dresden. So stand ich 1995 auf dem Neumarkt vor den Trümmern der Frauenkirche. Ist nicht auch mein Leben ein Trümmerfeld gewesen? Wie lässt sich zerbrochenes zusammenfügen, wenn nicht neues entsteht?. Welche Energie braucht es, welche Leidenschaft, welche Liebe zur Musik. Hier denke ich an den Musikprofessor der bündelweise Geldscheine - für sei Ideal - treuherzig sammelte - und dessen Leidenschaft seiner Trompete entrinnt. Nach aller Zerstörung, dann  aber auch nicht im Schmerz verharrend bleibend, sondern im Gedanken, sein Trümmerfeld aufzubauen und ein Lied zu senden, ein kleines Lied nur, das baut wirklich auf. Als ich am Himmelfahrtstag in der wieder aufgebauten Frauenkirche stand, sang ich ein Benediktus. Das Benediktus des Wieder-Eröffnungskonzerts in meiner Bassstimme. Der Komponist dieser Messe kannte keine Ehrfurcht vor Despoten und Diktatoren. Seine Musik brachte die unüberwindlichste Mauer zum Einsturz! Mauern entstehen unter Menschen, aus der Angst , nicht verstanden zu werden, in der Angst, das Nichts könne noch entwendet werden. Wenn mir nichts mehr bleibt - dann bin ich frei.
Eigentlich ist es eine Ode an die Freude, aber - er sagte es selber- "mein größtes Werk" sein Weg, als er im Komponieren den Gott seines Verständnissen gefunden hat, Das Werk, das den Frieden in eine unfriedliche Welt bringen mag ist ein Zeugnis der Liebe. 
Die Gabe des Zuhörens, vielleicht eines Deutschen Requiems an der vertrauten Stelle , hier für mich in der Marktkirche in Hannover. Wer in den  vollbesetzten Zuschauerreihen, kann diesen Typen unten auf dem Altarbild erkennen, der, den Knobelbecher in der Hand um das Gewand Jesu - Christi zockt? So saßen meine beiden Schestern neben mir, ihren "großen" Bruder und wir hörten das Werk eines hoch angesehenen Komponisten. Er schrib es in jungen Jahren und es hat die Reife, die Würde, die eines seriösen angesehenen weltgewandten Musikers. Was bringt den Genius zum klingen? Warum fand meine Schwester den Weg über Galerien und Kuratoren, bis sie die Bilder und Wandteppiche meines Vaters in der Marktkirche ausstellen ließ. Nach derer Firnisage fand ein Gottesdienst im Rahmen einer Down-Syndrom-Woche statt. So saß in dieser ehrwürdigen Kirche ein normales Puplikum und wurde umgeben von behinterten Kindern, die nichts als Liebe in die Dunkelheit brachten. Dazu im Eindruck der farbenfrohen Bildes meines Vaters. Wie lieblich sind deine Wohnungen, wie schwer fällt es mir noch immer "normal" zu sein, auch oder gerade weil die Schwestern Zeuginnen meiner Tränen waren.
Es lässt sich der Vater alleine nicht für mich und meine Persönlichkeit verantworten, weil er immer schwieg. Mein Vater schwieg und malte, malte und schwieg. Die , meine Mutter brauchte einen Ersatzmann, mich!, Ich besorgte den Haushalt, räumte ihre Unzulänglichkeiten aus dem Weg, hörte ihr zu, gab ihr Beistand in schweren Lebenslagen und verspielte ihr Geld. Meine Mutter idealisierte mich vor allem, über alles. Was bricht eine Mutter, was braucht, was hilft der Mutter, ihren Sohn seinen Werg gehen zu lassen? Der junge eher unbekannte Komponist, der am Ende des 2. Weltkriegs ein paar Nägel aus einer von V2 - Raketen zerstörten Kathedrale aufsammelte und mithilfe von Freunden einen untrügerischen Sinn für Wiederaufbau und Versöhnung suchten, jener Musiker nahm seine Nägel und komponierte damit daraus ein Requiem.
Im Nachlass meines Vater fand sich eine Arbeitsmappe, darauf stand "Bergen-Belsen" Am 21. August bin ich mit meinem Halbbruder in der Gedenkstätte gewesen und habe mit einem Historiker übd Archivar lange lange gesprochen. Die Arbeitsmappe meines Vaters befindet sich nun in guten Händen. - Noch bin ich nicht soweit, darüber explizit zu schreiben. Die Gedanken und Gefühle darüber tosen wie ein Tornado.
Wenn ich in einem Gefühlschaos bin , gehe ich als Werkzeug meiner Genesung in ein bestimmtes CD - Geschäft mit Klassischer Musik. Da lag es in der DVD - Abteilung ziemlich vorne. Erst als ich die DVD an der Kasse bezahlte, sah ich auf dem Cover das Nagelkreuz von Conventry, jenes, das den Altar der Dresdner Kreuzkirche schmückt und in die Frauenkirche getragen wurde. In der schlaflosen Nacht zu meinem Geburtstag habe ich es mir angehört - angesehen. Es ist einfach nur das Schweigen, die Stille, das in-sich-ruhig-werden, der Frieden, der den Morgen grüßt.
Vielleicht hat die Intuition der Mutter nicht getrügt, daß ihr Sohn ein großes Werk schreiben wird. Mütter fühlen das nun einmal.
Mein Vater war Atheist: "Gott ist Tot, und ihr habt ihn umgebracht"! Dieses philosophische Zitat Friedrich Nietzsches - bezogen auf das Bürgertum Ende 19. Jahrhundert beinhaltet doch einen Gottsbeweis. Für mich ist es der Hilferuf eines kranken Mannes. zu Vaters Trauerfeier haben wir ein Stück, den 3. Satz aus der 3. Symphonie des 3. Komponisten gespielt. Als er im Sterbebett zu Seite gelegt lag und die Stille den Atem erlöste, haben meine Schwester und ich meine Hände über seinen Kopf gelegt. Dabei sang sie wunderschön im hellen Sopran und ich den Osterhymnus. (EG99). An jedem Karfreitag zog mein Vater sich zurück und genoss im stillen Kämmerlein die Matthäus - Passion. Ich habe meinen Vater einmal weinend erlebt, wie weder vorher - noch später einen Mann: als wir beide im Kino "Schindlers Liste" sahen - zum Abspann. Vielleicht denke ich selber noch einmal daran, wie ich mich dem Zwang der Spielhölle entziehend, mit Tränen nieder gesetzt habe,

we will never forget it.

Danke für die Aufmerksamkeit
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline andreasg

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Re: Mein Weg in die Spielfreiheit
« Antwort #1 am: 17 September 2013, 10:46:22 »
Schutzraum

Ich habe gerade einen Leserbrief an die Redaktion der Straßenzeitung Asphalt-Magazin geschrieben, in dem mir auffiel, wie sehr ich Schutz vor dem Glücksspiel brauche. Krame jetzt nicht mein kaffeeverbrämtes Programmheftchechen raus, - letzte Seite: meidet die Nähe von Spieleinrichtungen u.s.w. Ich ging am Wahlstand der Partei vorbei, die im Lobbyismus mit der Glücksspielindustrie verflechtet ist - und konnte erst im Anblick des Asphalt-Verkäufers die geballte Faust öffnen, um seinen Dienst an mich zu lohnen. Das Geld wertvoll ausgeben.
So gewinnt der Platz der Weltausstellung einen Platz in meiner Genesungsgeschicht. Einen kleinen Platz zum Innehalten.
Wenn ich an den Platz denke, an dem imein Geburtshaus steht: Dort gibt es zwei Gruppen von Menschen: die einen halten sich an der Bierflasche fest, die anderen in den grünen Westen, sind im Methadonprogramm. Beim Friseurgeschäft gegenüber bin ich gerne Kunde.
In meiner Kapitulation vor der Spielsucht ist der Jenisch-Park in Hamburg von Bedeutung. Hier - mit Blick auf die Elbe, bekam ich eine Vision von einem friedlichen Leben, außerhalb des Glücksspiels. Noch in der Hyperventilation, euphorisch, aber die Realitäten bewahrheiteten vieles davon. Meine Hochzeitsreise 1998 führte uns dahin, wir besuchten das Barlach-Haus. Hier kommen Gedanken und Gefühle einer Bauhaus - Epoche die sehr intensive Gefühle zu meinem Vater auslösen. Ich erinnere mich an eine Diskussion, die meine damalige Frau mit ihm führte: ist Gottes Schöpfung nicht die größte Kunst? Mein Bezug, meine frage eher, was ist im Anblick des Ungläubigen, im Anblick des Segnenden entartete Kunst. Wer kann über meine Freiheit entscheiden. Die Kunst eist ein Spiegel meiner Empfindungen, ein Blickwinkel meiner selbst. Das Jernisch-Haus nebenan, hochherrschaftlich, Hanseatische - Ich habe es zwei mal besucht und bin dabei, mir vorzustellen, wie ich mich als Bediensteter des Senators eingebracht hätte? Nicht Prunk und Reichtunm und Macht ziehen mich an, eher das Küchenpersonal (Wilhelm Busch) Ich brauche keinen Platz mehr, in dem ich die Weltgeschicke steuern mag, mehr ein zuhause in liebevollen Beziehungen, ein gutes Dach über dem Kopf.
So einen Platz genoß ich Im Sommer 2003, in der Psychosomatischen Klinik. Bruthitze im Hitzesommer 2003 im engen Therapieraum. Quälende projektive Anschuldigungen gegen mich; - Hyperventilation, - Trost bei der Pflegestation. "Andreas, geh' in den Wald". Es war das härteste und es war das schönste Vierteljahr meines Lebens. Ich möchte so gerne über dieses kleine Waldstück im unteren Allgäu schreiben, kann es aber einfach nicht. Vielleicht das größte, das intimste Erlebnis meines Lebens. Eines Lebens, das einen Schutzraum braucht. Am südlichen Waldrand konnte man bei klarer Sicht die Gipfel der Allgäuer Berge erkennen.
In der Weihnachtszeit 2008 war ich wieder in der Klinik. Es war Samstag und ich wollte auf das Nebelhorn, ausbüchsen, für mich alleine. Es funktionierte nicht! Im Eigenplan der Patienten stand Gruppenwanderung - mit Apfel als Proviant. Dagen kämpfte ich an, und verlor. Ich bin Spielsüchtig, und wenn ich gegen mein Glück kämpfe, verliere ich, kannst nix machen! Also wanderten wir in der Gruppe zum Söllereck, kleine Seilbahn, 1600 m hoch. Die Jause in der Berghütte, mehr als nur ein Foto wert. Die Stimmung innerhalb der Gruppe auf Höhenlage. Dann Sorge um 2 vermisste, Freude der Wiederkehr. Ich befand mich in einer Welt vollkommener Annahme. Ich brauche nur nicht permanent gegen den Strom rudern. Sonntag nach Weihnachten 2008, Nachmittag zur Freien Verfügung. Eine Gruppe fand sich ein zur Fahrt auf das Nebelhorn. Das Wetter - sonnenklar und kalt. Die Bahn fährt die Strecke in drei Etappen, schon an der Seealpe wollte ich halten. Dan oben, 2224 m hoch. Nur einen heißen Kakao aus der Höhe geholt, auf die Terrasse, ca. 30+ Bilder fotographiert und dann fingen wir an in der Gruppe zu singen, Spirituelle Lieder - und tanzten, das Abendrot dränge bereits zum Aufbruch, den Schneewalzer. Ich brauche nicht weiter beschreiben, kann ich nicht, der Weinkrampf, aber wenn ich im Adressfeld des Browser:
www.dashoechste.de eingebe, dann entspricht es der Namenswahrheit.
Bei der Wiederkehr auf den Boden der heimatlichen Scholle, dort wo mein zerschrundener Fuß den Calenberger Lehm berührt und ich mit dem Wasser der Beeke in Erinerung meiner Taufe erfrische, bin ich an meinem Lieblingsplatz. Wenn ich im Rausch meiner Emotionen einmal zu platzen drohe, begeben ich mich in die Ricklinger Masch. Dort, wo die Großstadt noch Dorf sein darf, dort wo die Natur noch Kraft in die Lunge hebt, dort wo der Kiesteich meine müden Knochen trägt, dorthin zieht es mich, an meine Wurzel zurück. Und die Linden, die Buchen und Pappeln winken mir im Wind zu. Der Stolz, eine Sucht überwunden zu haben bricht zusammen, er trägt sich nicht in der Gemeinschaft. Ich lese es in den Beiträgen, derer, die sich von ihrer Sucht befreien können. Ich kann mich immer wieder auf den Weg machen, ich bin dazu gehalten, denn Verharren auf einen Ort ist Rückfal - in süchtiges Verhalten. Mein Herzblut ist so rot, wie das Trikot "meines" Lieblingsvereins und wenn ich es ehrlich betrache in Alter Liebe.
Ich freue mich einfach ohne etwas zu tun, Frieden schließen im Nichtstun, hier und jetzt im multikulturellen Internetcafé, weil mir unterwegs die Inspirationen zufliegen.
Ich bin sehr dankbar für meine Spielfreiheit
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline andreasg

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Re: Mein Weg in die Spielfreiheit
« Antwort #2 am: 17 September 2013, 10:47:36 »
Hauptgüterbahnhof

Nach einer abgebrochen Ausbildung zum Konditor, (Rückenschmerzen mit 16 Jahren und mangels handwerklichen Geschicks habe ich 1968 eine Stelle als Fahrrad - später Mopedbote in einer Lichtpauserei gearbeitert. ( transparente Bau - und Konstruktionspläne für Architekten und Ingenieure wurden mit Ammoniak in einer Maschine auf Papier kopiert und anschließend manuell gefaltet. Heute gibt es CAD - Programme wie Solid Works) Neben Faltarbeiten mußte ich diese Konstruktionspläne zu die Büros bringen und neue abholen. Meiner Chefin fiel auf, daß ich ein Interesse am kaufmännischen hatte. So empfahl sie mir, eine Ausbildung zum Speditionskaufmann zu beginnen. In derZeit als Bote besuchte ich mit meinen Kollegen nach Feierabend schon mal eine Kneipe, trank ein Bier und neben der Gaststätte war eine Spielhalle. Ich war 16 Jahre alt, groß und kräftig gebaut. Die Aufsicht stand auch schon einmal für uns Schmiere... In der Spielstätte überwiegte erst einmal das Flipperspiel, aber auch der Daddelkasten kam in das Blickfeld. So nebenbei schwärmte dort jemand für die Spiele in der Fußball - Bundesliga... Im April 1970 begann meine Berufsausbildung. Die Spielhallen waren passé, das Niedersachsenstadion um einen Fan reicher. Als Süchtiger tue ich so viele Dinge extrem. Der Weg in den harten Fan-Block war vor - programmiert. Das war auch der Start in meine Sauf - Zeit. Besonders schlimm war es, wenn Auswärtsfahrten anstanden - und wir das Zugabteil unter Bier und Schnaps setzten. Meine Clique hieß entsprechend im Fanblock "die Säufer" und siedelte sich am Rand der "Roten Wölfe" an. Auch wenn ich in der Nähe eines der gefürchtesten Fanblocks der Liga stand, bin ich nie auf den Hooligan-zug oder die Neonazi - Schiene gesprungen. Wie oben beschrieben, habe ich nur geschwiegen und gesoffen. Unter dieser Freizeit - Aktivität hat auch meine Berufsausbildung gelitten. Der Abteilungsleiter Export verweigerte mir wegen meines "Schmuddellooks" die Aufnahme in die so berufsrelevante Export - Import Abteilung. So erstreckte sich meine Ausbildung im Lagerwesen, mit sehr guter Benotung und in der Bahnamtlichen Rollfuhr. Am Hauptgüterbahnhof fühlte ich mich unter meinesgleichen. Ich war knapp volljährig, der Disponent schickte mich zum Markt - Flasche Bommerlunder holen, ich stellte mein Glas hin. So lerne ich eines. Fuhrmannsdeutsch! Meine Lebenswut artet schon einmal in Jähzorn aus. Seit ich mich mit meiner Adipoditas (Fettsucht) beschäftige, fällt mir das deutlich auf. Ich bin immer - an den Rand der Gesellschaft geschoben worden, Im Kinderheim, in meiner Ursprungsfamilie, in der Schule, in der Ausbildung, bei der Bundeswehr....
Im Fuhrmannsdeutsch fand ich eine Sprache, mit der ich mich verständlich machen konnte; - die Kutscher sprachen sie genau so perfekt. Es klingt paradox, es entstand eine sehr tiefe Verbundenheit darin - wir waren so auf Augenhöhe. Ich bin so immer angetrunken Heim gekommen und konnte mich nicht um den Aufbau meines Lebens kümmern (Haus bauen, Sohn zeugen, Baum pflanzen) empfand es als Solidaritätsgemeinschaft. Mein Glück war, wir hatten einen jungen Berufsschullehrer, der ein wenig flapsig die Speditionsfachkunde rüber brachte. Buchhaltung - siehe Lagerwesen - lagen mir gut, so kam ich befriedigend durch die Prüfung. Anschießend gleich zur Bundeswehr. Unsportlich, dick und resistent gegen Obrigkeiten führte mich der Einberufungsbescheid zum Besäufnis. - Am Tag meines Einrückens ging ich in die Spielhalle gegenüber vom Bahnhof der Garnisonsstadt. Das weiß ich noch genau. So entwickelten sich binnen 15 Monaten zwei Talente, die mich bis Heute nicht loslassen. Das "Rödeln" - das handfeste Zupacken und in den langen Nächten als San- UVD das Zuhören, wenn die Kameraden ihr Herz ausschütteten und vom Liebeskummer erzählten, den ich nicht hatte. Sonst war ich beim Bund der "Schwejk" und nahm befriedigend als Gefreiter meinen Abschied. Zurück zur Spedition: Der Chef hatte sich suizidiert und der Betrieb ging in andere Hände. Ich hatte Glück und bekam eine Stellung im Versand bei einem Maschinenbauer. Wäre und Hättste sind die schlechtesten Begleiter. Es war meine Beste Arbeitsstelle, diese 11 Monate. Nur der Ausguss meiner Trunkenheit landete auf dem Außengeläne bei den Leergutkisten und verhinderte meine Solidarisierung in eine intakte Gesellschaft. Das zweite war die Ölkrise. Der Betrieb mute rationalisieren. Erst in der zweiten Entlassungswelle bekam ich meinen Abschied. Die destruktiven Früchte meiner ersten Arbeitslosigkeit reiften. Vielleicht finde ich noch einmal den Weg in eine offene AA - Gruppe, um es hier nicht auszuweiten. Nach meiner ersten Fördermassnahme in Rechnungswesen unter gegebenen Lebensumständen bekam ich gleich im Anschluß eine neue Anstellung. Die Spedition, in der ich 23 Jahre meinen Beruf ausgeübt habe. Mein Vorstellungsgespräch: ich saß meinem Chef mit einem "Blauen Auge" gegenüber, das mir nach einem Filmriss (ein Polizist?) geschlagen hatte. Mein Chef war Hemdsärmlig und trug Manchesterbux. Ich spreche nun einmal Furhrmannsdeutsch. Auch der Betrieb bot Auslauffläche für die Entsorgung alkoholischer Genüsse.... und je mehr der Magen sich derer wehrte, je näher kam die Spielstätte wieder. Im Bewußtsein, schon einmal mit einer Alkoholvergiftung aus dem Stadion getragen worden zu sein, mied und mied ich mehr die Kneipen. Zudem wurden die Kameraden immer brauner im Kopf. Mein letztes Besäufnis verlief zufällig: Plötzlich standen die Kumpels vor mir, wir in die Spelunke, Knobelbecher raus Bier und Apfelkorn. Anschließend wankte ich noch in die vertraute Spielhalle. Mein Lieblingsdaddelkasten kotzte sich für mich aus, nächsten Tag - ich - bis in die Nachmittagsstunden hinein. Das weiß ich noch, aber nicht mehr den Zeitpunkt: (Herbst 1984 - Frühjahr 1985) Das Braune blieb, im Kopf meines Chefs und meines Kollegen. Ich saß da, hörte mir die Wohltaten des "großen Autobahnbauers" an, die mein Chef referierte, wütend und ängstlich, den Verlust des Arbeitsplatzes fürchtend. Meine Droge hielt meine Zerrissenheit zwischen Scham - und Auswegslosgikkeit aufrecht. Droge Glücksspiel. Ich habe mich nicht geraut, im August 1989, als ich am Boden lag, einen Klinikaufenthalt zu beantragen und war später neidisch auf die Mitglieder in der Spieler SHG, die einen Therapieplatz belegten. Ich mußte - in der Selbsthilfegruppe trocken werden, so stark hing ich an meinem Arbeitsplatz und meinem Beruf. Die Fahrer , die Lagerarbeiter schütteten sich mir gegenüber das Herz aus, wenn der Chef cholerisch wurde, und der Disponent desinteressiert war. Es hing so viel an mir. Und ich bekam die Bestätigung. Bis zum Feierabend. Einmal, es war abends um 20:00 Uhr, schloss das Büro ab, packte mein Frühstücksbrot in der Taxe aus und fuhr so zur Spielhalle ins Rotlichtviertel. 12 Stunden Arbeit ohne Pause und anschließend 5 - 6 Stunden spielen. "Ja, wenn Du ein Problem hat, dann denke doch einmal an deinen ersten Geschlechtsverkehr" - so der Chef, Problem gelöst. Er war glaube ich kein guter Psychologe. Schließlich war ich mit dem Betrieb verheiratet und die Spielhalle war meine Geliebte.
Der Weg zur Toilette hindert nicht das Schreiben, er lässt das Verarbeitete abfließen und gebietet - innehalten - erst im Frühjahr 2003 beantragte ich eine Psychosomatische Thearapie wegen meiner Sozialen Ängste und schaute mir still gerade das Kliniik-bild in liebevoller Erinnerung an
Geliebte Liebe - Gelebtes Leben, ich kenne nur einen Grund, warum ich jetzt lebe und schreibe. Als ich am 31.August 1989 eine Tür öffnete und fragte: "Bin ich hier richtig?" "Ja, aber Du musst wiederkommen - der Gruppensprecher ist Heute nicht da" und jemand drückte mir ein Din A$ Blatt in die Hand. Darauf stand: ... wir sind anders, wenn es ums Glücksspiel geht. Alleine diese Zeile hat mir einen völlig neuen Weg in mein Leben ermöglicht . es ist mit wenigen prägnanten Worten so viel entscheidendes Gesagt, wie im Fuhrmannsdeutsch. Nach dem Insolvenzantrag , draußen beim Picknick auf der Lagerrampe, sagte der Potugisische Fahrer hinsichtlich des Chefs: "dieser Sche.ss - Nazi!, seine tiefschwarzen Augen glühten brennend und seine Züge waren sehr ernst.
Auf der Ebernburg 2000 habe ich zähneknirschend erfahren müssen, wie schwer es für mich ist, auch hier den Beruf wie in der Sucht und im Gesamten los zulassen und für den neuen Weg zu danken.
Wenn ich in der S - Bahn am Hauptgüterbahnhof vorbeifahre, schaue ich zurück, Gras und Birken wachsen dort, wo ich Rollkarten schrieb und Güterwagen nach Wien belud... Die Reise geht weiter voran. Gleich werde ich nich auf den Weg machen. Am Robert - Enke - Platz ist so ein Laden, da könnte es einen Schal geben: "96 gegen Rechtsradikalismus"
Ich glaube immer an das Gute im Menschen, weil die Güte lebt.
Schöne 24 Stunden
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline andreasg

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Re: Mein Weg in die Spielfreiheit
« Antwort #3 am: 17 September 2013, 10:48:43 »
Ich habe mir vorgenommen, wenn ich einmal spielfrei bin, schreibe ich ein sagenhaftes Buch über mein Leben. Das Kapitel über meine Depressionen nenne ich "Andante molto mosso" und sehe dabei einen Bach, der aus den Kalkfelsen, meinem versteinerten Ich heraustritt. Wenn ich das Musikstück dazu höre, kommen mir meist die Tränen. Ich halte es nicht, nein soo schwer aus, wenn Schönheit an mich herangetragen wird, Klarheit, rein, wie ein sprudelnder Bach. Selbst bei dem sonst so lauten Komponisten wurde es still. Er verabschiedete sich in dieser Musik von seiner Hörfähigkeit, er wurde taub, Beethoven hat sich am Schreiberbach in Wien von seinem Gehör verabschiedet.
Gott gab den Menschen 2 Ohren und einen Mund, daß er mehr hören als sprechen kann. Der Hilferuf muß laut und deutlich kommen, in grellen Farben, Rot - Gelb - Blau. "See me feel me touch me, hearl me". Tommy hatte sein Hollyday Camp mit knallbunten Flipperautomaten zugestellt. Und als es mehr und mehr wurden, zertrampelten seine Freunde diese Geräte. Ich liebe diese exessive Musik von Pete Townshend. Nach lLive Auftritten seiner Kapelle wurde es still, Lead-Gitarre und Schlagzeug wurden auf der Bühne zertrümmert.
Es ist wie eine Explosion, sich von der Spielsucht zu befreien , das schlafende Genie wird munter, kann seine gestaute Kraft nicht ventilieren. Erst ein Automat gespielt, dann 2 Automaten, später von einer Halle in die andere gerast. Ein kleiner sprudelnder Bach, die Flora, die Fauna umher, ins feinste beschrieben. Ich erinnere mich, wie ich in meiner Spielzeit über den Deister wanderte: von Barsinghausen - nach Springe - geschätzte 20 KM, um 17:38 fährt der Zug nach Hannover, dann bist du zeitig in der Spielhalle.
Der Wald bei Bad Grönenbach im Allgäu: alles in mir am Hyperventilieren von schwerer Therapiestunde. Ein Zitronenfalter flog lautlos aus dem Gebüsch. Er flog so langsam leise vor mir her, um uns herum das Grün des Sommerwaldes - und Schweigen. Hier habe in der Stille ich - mich selber gesehen, befreit von Angst und Zorn, von Sucht und Zerwürfnissen, falschen Hoffnungen, bestellter Liebe und Sehnsucht nach dem Abgrund. Nur der Wald, der Schmetterling und ich. Kein Wind ging umher, die Stille zu trüben.
Ich habe so viel in den Meetings erzählt, so viel von mir eingebracht und einmal, wir waren gut 12 Teilnehmer, gab es mitten im Meeting keine Wortmeldungen mehr. Wir sahen uns nur gegenseitig an. 20 , 25 Minuten lang - Schweigen. Dann beschlossen wir einen Abschluß - Go-round zu unternehmen. Was für eine Energie in den Wortbeiträgen. Es ist in meiner Erinnerung als eines meiner stärksten Meetings haften geblieben. Das Burn-out - ich kann nicht mehr, ist eine quälende Achterbahnfahrt und das Ruhelager als Konsequenz dessen eine Streckliege wie zur Inquisition. Die Gedanken still werden zu lassen, es sich geschehen lassen, alles ist getan. Und wenn ich es nicht glaube, dann werde ruhig. und glaube an Liebe und Treue. Das Leben ist schön, ich habe es in den Treads vorher beschrieben. Ich spüre Heimweh nach einer meiner beiden Lieblingsstädte. Dort, wo ich einer nun 184 Jahre alten Dampflokomotive zärtlich den Kessel streichelte. Ich darf mich fragen, warum ich in der quirligsten lautesten schrillsten Megametrople mit 13000000 Einwohnern Frieden finden kann. Es ist dem Saxophonspieler auf der Brücke vom Houses of Parliarment zur Royal - Albert - Hall geschuldet. Die Vorfreude auf ein großes Klavierkonzert (Beethoven) fand einen Moment der Stille. Straßenmusik hat mich immer mitgenommen und ich bleibe gerne stehen und geben den Interpreten die erste Münze meines Spielgeldes hin.
The Big Eye wartet noch auf eine Abendliche Rundfahrt mit mir. Mein Therapie - Bruder schwärmt davon immer wieder. Ich habe noch eine Big Issuee in der Oxford Street zu kaufen, weil ich dem Strassenzeitungsvekäufer gegenüber stumm blieb. Ich habe beschämt weg gesehen und nicht - in mich hinein gesehen. Im Augenblick des Angesichts still werden, den anderen so be - achten, wie er ist und idas meine mit zu teilen. Was jucks es, wenn ich kein Englisch... In der Kensington - Road, wo der Volkswagen der Rolls Rolls ist und die Fahrer mit oder ohne Burnus unterwegs sind, befindet sich das Imperial War Museum. Vieleicht, diese 10 Minuten auf dem Gelände der Gedenkstätte Bergen - Belsen, 10 Minuten Stille, welche Energie für den Frieden, und der Gedanke: es ist mir gegeben, im Widerstand weiter zu arbeiten, dort wo mein Vater nach dem Krieg begonnen hat. Ich habe in Vaters Arbeitsmappe Bilder gesehen - und keine Angst mer, sie mir zu betrachten.
Ich kann die Fotographien nicht im Bild schildern, auch wenn ich sonst Bildbetrachtungen liebe:
Kinder dürfen nicht bedroht werden,
Kinder dürfen nicht geschlagen werden,
Kinder dürfen nicht weg gesperrt werden, getrennt von Eltern und Geschwistern,
Kinder dürfen nicht vor Hunger sterben,
Kinder dürfen nicht ermordet werden.
Meine Seele braucht so viel Kraft für diesen Schrei, weil ich Schweigen brauche - weil ich es nicht verstehen kann. Ich kann aber in der Stille dafür arbeiten, daß das nie, nie wieder geschieht.
Ich bin schon in der Hölle gewesen
und habe einen Friedenstanz erlebt, bei dem sich 500 Menschen die Hand gaben - und es wurde still in mir, ich habe einen Gottedienst erlebt, an dem 100000 Menschen gesättigt wurden und bin Gewiss, der Multiplikationsfaktor wird weitergehen.
Es ist so einfach und es ist so wohltuend über die Hürde zu gehen, in der ich bekenne: nur durch die Gnade Gottes bin ich Heute frei vom selbstzerstörerischen Glücksspiel.

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Offline andreasg

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Re: Mein Weg in die Spielfreiheit
« Antwort #4 am: 03 Oktober 2013, 18:01:25 »
Freimütiges Geben gehört einfach zum Leben"
natürlich denke ich zuerst an das nicht vorhandene Geld in meiner Tasche. Und damit hat es sich, oder? Was für ein Motto für einen Menschen, der sich, wie ich, mit der Altersdepression anfreundet.
Bei allen Gegensätzen sehe ich zwei zerrissene Hände, zur Faust geballt, die sich zerreißen. Ein solches Kunstwerk steht in Marienborn an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Dort nahm ich meinen ersten Fotostop auf der Fahrt zum GA - Deutschlandtreffen. Weitere Fotoshots sollten folgen, wohl aber nicht im Rahmen der Gemeinschaft, das sei der Tradition geschuldet. Wichtig sind die Bilder, die sich in meinem Herzen bewegen, die Augenblicke des Erkennens, der/des anderen, des eigenen Ich's. Wenn ich mein Spiegelbild, in dem ich mich immer im Scheinglanz der Wohlgefälligkeit gesonnt habe, zerschmeiße, springen tausende kleine Splitter umher. Mancer verirrt sich ins Herz und kühlt es, wie bei Kai auf dem Weg zur Schneekönigin, manche finden sich wieder zusammen und bilden ein farbenfrohes Kalaidoskop. Es ist so unbestimmt, wohin das Ergebnis führt. Was würde geschehen, wenn ich die Zahl 23 gebe? Einfach eine Primzahl zur Erkenntnis des Wohlgefühls im Beisammensein.
Ich kann - nicht - salopp darüber schreiben, wie sehr dankbar ich für jeden Tag bin, den ich frei leben darf, frei vom selbstzerstörerischen Glücksspiel. Es kommt eine Fracht von 8495 Tagen heraus. 8495 Tage an denen ich froh und heiter, trübselig und verletzt, pessimistisch und optimistisch, dumpf und vital war, Geschichte meines Lebens eben. Wenn nun aber 80 Menschen sich einfinden und jeder lebt diesen einzigen Tag im Bewußtsein seiner heutigen Spielfreiheit, wie viel mehr Energie ist das alleine Schon!. "Bei mir im Kopf ist eine Schraube locker, darum bin ich Spieler, bei anderen Spielern mag es ähnlich sein. Wenn wir uns gemeinsam verbinden, festigen sich unsere Schrauben und wir bleiben dennoch beweglich - agil, weil wir eben alle eine Schraube locker haben", - so meine Philosophie Heute Mittag.
Mein schönstes Erlebnis war es , nach dem Besuch des Bauhaus, im Gropius Haus abends an einer Autorenlesung einer GA - Freundin teilnehmen zu dürfen. Still sein, zuhören, mit dem Herzen fühlen, und Anteil finden, Hände die sich reichen - um Tränen zu trocknen. Das kleine Glück, Zeuge zu sein, wenn ein Mensch seinen Spiegel zum Glänzen bringt. Im finstern wie im schwach beleuchteten Raum kommt ein feines unbescholtenes Licht zu Tage. Dieses Glück wurde mir geschenkt. Nein, ich frage nicht wofür, was muß ich leisten, bin ich es wert....? Der Spiegel ist im Angesicht des anderen, der Blick, das Ohr der Mund, die Umarmung. Hier hört jede Negation auf. Ich hatte darauf eine unruhige Nacht, weil mein wirrer Kopf alle Daten wie die Folge von Primzahlen und Pi - Wert: = 3,14159 26535 89793 23846 26433 83279 50288 41971 69399 37510 58209 74944 59230 78164 06286 20899 86280 34825 34211 70679 … in das Weltall geschossen hat, zurück zum Urknall! Spielfreiheit ist Mut zum Loslassen, die Weisheit steht in der Wikipedia.
In der Unendlichkeit meiner Dankbarkeit findet sich dennoch der Punkt, die Welt aus dem All zu heben.
Dienstag im Krankenhaus in der Sonographie: "wahrscheinlich 2 unbewegliche Tumore in der Leber, einer schon vor 15 Monaten im Rahmen der Nierenoperation bekannt". Es ist nicht bekannt ob Gut oder Böse. Menschen mit Krebserkrankungen haben eine besonders tiefe Empfindung im Heute zu leben. Der Befund stimmt mich eher heiter, als daß er mich belasten kann.
Ich habe Heute bei herrlichem Oktoberwetter eine Fahrradtour unternommen, in meiner zutiefst geliebten Südlichen Leineaue und mein Kamera-Akku war kaputt. Wie bitter ist es ohne technische Hilfsmittel Freude zu finden, oder soll der Tag traurig enden, nur weil keine Fotos vom See im Vormittagslicht vorhanden sind? So fing ich an mein Lieblingsslied zu singen, schwer atmend und dann immer fester, bei Auffahrt auf den Deich pausierend, und als ich an der Kirche ankam, war die 6. Strophe gesungen: ... dennoch bleibst du auch im Leide - Jesu meine Freude.
Ist es ein Zufall, daß der Nachbar kam, als ich die Kirchenblätter mittags verteilte und mir neue Lenkergriffe an das Fahrrad anbaute, die er mir schenken wollte, ist es Zufall, daß der alte Herr von Gegenüber bei mir klingelte, weil er sich einsam fühlte. Ich habe mein Herz nicht verschlossen. Das handwerkliche montieren , das Konstruieren im Freundeskreis ist mir so wichtig, weil ich es als Kind nicht konnte - zu ungeschickt; - jemandem zuhören und trösten, frei von Erwartungen , frei in Hingabe...
Der Tag der Deutschen Einheit bedeutet für mich persönlich soziale Kompetenz. Ich weiß nicht, ob Heute Spielstätten geöffnet haben. Ich weiß nur eines: jeder Tag, den ich mich an meinem Leben - frei vom Glücksspiel freuen mag, stürzt Mauern ein.
Das Leben ist einfach nur schön
Andreas
Ich widme diese, meine Genesungsgeschichte der Gemeinschaft der Anonymen Spieler. Ich bin Euch - uns in tiefer Danksagung für mein Leben verbunden.
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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freitagessen

Re: Mein Weg in die Spielfreiheit
« Antwort #5 am: 03 Oktober 2013, 19:51:23 »
Ich habe niemals zuvor in mein Leben, so etwas tolles wie diesen/deinen letzter Beitrag gelesen Andreas !

Ich danke dir von ganzem Herzen fürs teilen.

Rainer

 

« Letzte Änderung: 03 Oktober 2013, 19:53:36 von freitagessen »

 

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