Glücksspielsucht => Glücksspielsucht Allgemein => Thema gestartet von: blow_up am 26 März 2020, 17:36:40

Titel: An der Börse verzockt
Beitrag von: blow_up am 26 März 2020, 17:36:40
Ein herzliches Hallo in die Runde,

ich platze hier mal so rein, eine Stimme in meinem Kopf sagt mir während ich diese Zeilen tippe „so schlimm wird das schon alles nicht sein“ aber vermutlich kommt die Tatsache dass ich mich hier angemeldet habe nicht von ungefähr und es ist eben „so schlimm“. Ich bin Mitte 30, männlich, glücklich verheiratet, 1 Kind. Derzeit verdiene ich meine Brötchen als leitender Angestellter, hohes Gehalt. Und wenn man Geld übrig hat, kann man sich ja mit dem Finanzmarkt beschäftigen - das soll auch der Grund sein warum ich mich in eurem Forum angemeldet habe.

Bereits als Schüler damit angefangen habe ich mich immer intensiver für das Thema begeistert. Wobei Begeisterung wirklich untertrieben ist, ich handel exzessiv am Finanzmarkt. Alleine in den letzten drei Jahren waren es mehrere Tausend Transaktionen. Ich habe mindestens 150 Bücher gelesen, nebenbei schon zwei Seminare gegeben, mich mit dem schrägsten Kram beschäftigt (falls hier jemand was zu Zinsswaps, Terminmärkte für Magerschwein und so weiter wissen möchte). Kollegen, Freunde und Familie fragen mich um Rat wenn es um das Thema Geldanlage geht. Nach dem Aufstehen frühmorgens geht der erste Griff zum Handy/Tablet um zu schauen was die asiatischen Märkte machen. Spätabends wird geschaut was die US-Börse zum Handelsschluss macht. Das geht dann jeden Tag so – zuhause, während Geschäftsreisen, selbstverständlich auch im Urlaub. Soweit so gut. Trotz intensiver Beschäftigung habe ich die meisten Zeit in Etwa die Marktrendite abgegriffen, phasenweise mal etwas mehr, mal etwas weniger. Obwohl ich natürlich dabei immer alles besser wusste (meinte zu wissen) und so weiter und so fort.

Jetzt kam die Corona-Krise und obwohl ich durchaus krisenerfahren bin und schon mehrere turbulente Marktphasen gehandelt hab meinte ich diesmal den besonderen Masterplan für mich selbst entdeckt zu haben. Der erwies sich dann als völlig realitätsfremd. Und so kam es dass ich in wenigen Wochen rund 100.000€ verzockt habe, ich wollte mir bis zum Schluss nicht eingestehen dass ich falsch lag und wurde dann, als das Risiko zu groß wurde, zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt zwangsliquidiert (das passiert, wenn man mit einer eingeräumten Kreditlinie spekuliert und Gefahr läuft nicht mehr die nötige Sicherheit stellen zu können). Ich hätte locker 50000-70000 Euro gerettet wenn ich einfach aus der Situation rausgegangen wäre, jahrelang Erspartes Geld. Ich bin völlig schockiert dass mir das passiert ist und obwohl ich mir die vergangenen Jahre nie in mein „Hobby“ reinreden hab lassen kam mir jetzt nach ein paar Tagen Abstand der zugegeben naheliegende Gedanke dass ich einer massiven Kontrollillusion unterlegen bin. Dass es mittlerweile (oder schon sehr lange?) pathologisch ist. Über den Hoeneß seinerzeit noch geschmunzelt, hat mich die Zockerei wohl auch schleichend heimgesucht.

Ich bin schuldenfrei, hab nur das eigene sauer Verdiente riskiert und trotzdem war der Schuss vor den Bug mehr als deutlich für mich. Obwohl sich an meinem täglichen Leben durch den Vorfall nichts geändert hat, schlafe ich schlecht und mache mir selbst Vorwürfe. Zum Wohle meiner Familie und deren finanziellen Zukunft ist es jetzt wohl an der Zeit, etwas zu ändern...
Titel: Re: An der Börse verzockt
Beitrag von: hinterda am 26 März 2020, 23:38:16
Hallo Blow up,

Mehrere Tausend Transaktionen
in 3 Jahren klingt für mich nach
exzessivem Trading!

Geldanlage= Portfolio strukturieren
wie du sicherlich wissen wirst!

Aktien ETFs wohl am besten:
10 Jahre besser 40 Jahre halten und am Zins+Zinseszins+Dividende erfreuen und nichts geht schief:)

Trading hingegen ist gefährlich!
Trotz guter Strategie
(Vernünftiges CRV und gute TQ)
kann man da alles Geld was man hat vernichten denn:
Regelbruch ist menschlich und kommt leider vor!

Man definiert sein Risiko auf 3% pro Trade und hat dann einen einzigen Ausreißer der mal so eben 50.000€ kostet!

Ich kann so wie du ein Lied davon singen!
Willkommen im Club des 6 stelligen Verlusts^^

Wichtig ist jetzt:
Trading auf Eis fahren und nur noch langfristig per z.B. ETF Sparpläne investieren!

Ich zum Beispiel könnte schon Millionär sein wenn ich meinen Tradingplan unemotional durchgezogen hätte!

Aber das schaffen nur 2% der Trader:
Also wenn kein Traderhirn+ gute Strategie vorhanden dann SEIN LASSEN!

Bezüglich schlecht schlafen:
Die -100k muss du verkraften
Andere müssen ein vielfaches davon verkraften!

Mach dir keinen Kopf:)


Titel: Re: An der Börse verzockt
Beitrag von: wombelero am 27 März 2020, 09:25:49
Willkommen im Club mit der automatischen Mitgliedschaft, auch wenn man diese nicht will. Immerhin musstest du dich nicht verschulden. Trading war meine Einstiegsdroge, aber da ich die Zeit nicht hatte mich wirklich damit auseinanderzusetzen bin ich ins normale Gambling gewechselt. Nichts gegen die langfristigen anleihen und Geldanlagen. Aber deine Art von Trading ist in der Tat genau dasselbe wie das Gambling. Man denkt man hat die kontrolle, was gefördert wird durch die punktuellen Erfolgserlebnisse. Irgendwann  kommt aber eine negative phase und das rationale denken setzt aus. Bei mir und vielen anderen war es genau so.

Lange zeit hat man es unter Kontrolle, die Gewinne / Verluste halten sich in etwa die Waage. Und plötzlich kommt eine schlechte Zeit und man verliert nur noch, versucht es zu kompensieren mit grossen Beträgen und alles wird schlimmer. Man wacht auf und dann kommen die rationalen Gedanken wieder, hätte ich doch aufgehört, warum habe ich nochmals eingezahlt usw.

Du bist nun an dieser Kreuzung. Du kannst nun wählen, entweder den Weg weiterzugehen wie bis anhin. In der Hoffnung nun irgendwie dein Geld wieder zurückzuholen, ein besseres Vorgehen hilft dir usw. Dies scheint anfangs der leichtere Weg zu sein, aber er führt an eine Klippe......

Oder du nimmst die abzweigung. Dies bedeutet den Verlust zu schlucken, deiner Frau alles zu beichten, und dir Hilfe zu holen um mit deiner Sucht umzugehen. Ich habe diesen Weg gewählt, der anfangs natürlich dornig und steinig war. Schliesslich muss man Schwächen und Fehler eingestehen, was natürlich niemand gerne macht. Und die Konsequenzen seines Tuns tragen. Das macht man noch weniger gern. Aber es lohnt sich, der Weg wird breiter und sonniger! Sehr wahrscheinlich wird es auch Sinn machen, nicht nur deine Tradingaccounts zu sperren sondern auch deine Finanzkontrolle abzugeben.

Viel Erfolg und bleib stark.

Titel: Re: An der Börse verzockt
Beitrag von: blow_up am 27 März 2020, 10:56:11
Aktien ETFs wohl am besten:
10 Jahre besser 40 Jahre halten und am Zins+Zinseszins+Dividende erfreuen und nichts geht schief:)

Trading hingegen ist gefährlich!
Trotz guter Strategie
(Vernünftiges CRV und gute TQ)
kann man da alles Geld was man hat vernichten denn:
Regelbruch ist menschlich und kommt leider vor!

Man definiert sein Risiko auf 3% pro Trade und hat dann einen einzigen Ausreißer der mal so eben 50.000€ kostet!

Ich kann so wie du ein Lied davon singen!
Willkommen im Club des 6 stelligen Verlusts^^

Wichtig ist jetzt:
Trading auf Eis fahren und nur noch langfristig per z.B. ETF Sparpläne investieren!

Ich zum Beispiel könnte schon Millionär sein wenn ich meinen Tradingplan unemotional durchgezogen hätte!

Danke hinterda für deinen Kommentar! Ja klar, die ETF-Sparpläne befinden sich in den Depots von Frau und Schwiegereltern. Da schau ich zweimal im Jahr rein, Compounding und Cost-average funktionieren dort hervorragend. Nur selbst wollte man halt den schnellen Weg zum Reichtum,und an der Stelle ist der Grat zwischen Casino, Automatengezocke und Trading komplett weg. Ich war einfach zu gierig, Margin überbeansprucht und das kommt zwangsläufig irgendwann dann davon (das gute alte Tail-risk).
Na gut, dann nehme ich mal meine Mitgliedschaft im Club des 6-stelligen Verlusts an. Viele Millenials sparen erst gar nicht und haben eine gute Zeit, ich bin vergleichsweise genügsam und versenke es dann eben auf diese Art und Weise. Und wenn ich mein Ohr ganz leicht auf die heiße Herdplatte drücke, kann ich riechen wie dumm ich bin ;-)

Lange zeit hat man es unter Kontrolle, die Gewinne / Verluste halten sich in etwa die Waage. Und plötzlich kommt eine schlechte Zeit und man verliert nur noch, versucht es zu kompensieren mit grossen Beträgen und alles wird schlimmer. Man wacht auf und dann kommen die rationalen Gedanken wieder, hätte ich doch aufgehört, warum habe ich nochmals eingezahlt usw.

Du bist nun an dieser Kreuzung. Du kannst nun wählen, entweder den Weg weiterzugehen wie bis anhin. In der Hoffnung nun irgendwie dein Geld wieder zurückzuholen, ein besseres Vorgehen hilft dir usw. Dies scheint anfangs der leichtere Weg zu sein, aber er führt an eine Klippe......

Oder du nimmst die abzweigung. Dies bedeutet den Verlust zu schlucken, deiner Frau alles zu beichten, und dir Hilfe zu holen um mit deiner Sucht umzugehen. Ich habe diesen Weg gewählt, der anfangs natürlich dornig und steinig war. Schliesslich muss man Schwächen und Fehler eingestehen, was natürlich niemand gerne macht. Und die Konsequenzen seines Tuns tragen. Das macht man noch weniger gern. Aber es lohnt sich, der Weg wird breiter und sonniger! Sehr wahrscheinlich wird es auch Sinn machen, nicht nur deine Tradingaccounts zu sperren sondern auch deine Finanzkontrolle abzugeben.

Viel Erfolg und bleib stark.

Danke dir wombelero für deine Worte! Ja der Gedanke "hätte ich doch" schleicht sich zwangsläufig ein, aber er ist komplett sinnlos. Auch in die Falle "Geld wieder zurückholen" versuche ich nicht zu tappen, das Geld ist weg!
Beichten muss ich es meiner Frau nicht mehr, ich habe sie bereits entsprechend vollgejammert. Sie sieht die positive Seite dass ich mit meiner selbst auferlegten Trading-Pause jetzt deutlich mehr Zeit für die Familie habe. Und sie hat nachdem in den Nachrichten auf die Börse eingegangen wurde einen fünfstelligen Betrag von ihrem privaten Geld auf unser Gemeinschaftskonto überwiesen mit dem lapidaren Auftrag ich soll es bitte langfristig investieren nachdem der Markt jetzt wieder zurückgekommen ist (da liegt es immer noch, es läuft ja nichts davon).

Ich will jetzt weiß Gott nichts schönreden und ich finde diese ganzen Online Casino Erfahrungen die hier im Forum überwiegen schlimm und es ist verwerflich dass so eine Abzocke betrieben werden kann! Aber "immerhin" ist es da offensichtlich was Stand der Dinge ist wenn man spielt. Ähnlich wie beim Alkoholiker der sich entweder ein Bier oder ein stilles Wasser bestellt. Ich sehe mich damit konfrontiert dass ich mich auch von Berufswegen mit Zinsen und vor allem Währungen täglich beschäftigen muss um meinen Job machen zu können. Ich bin verantwortlich Risiken im Projektgeschäft abzusichern (Hedging). Ja, ausgerechnet ich - Gott hat halt Humor. Ich bin metaphorisch also der Alkholiker der hinterm Tresen steht. Und mit Kollegen und Mitgliedern meines Teams schnackt man dann oft übers Trading, ich bin mir sicher die Dunkelziffer an Zockern ist in diesem Umfeld verdammt hoch. 

Die Frage ob ich die Kontrolle für meine Finanzen (und damit die der Familie) abgeben sollte habe ich mir auch schon gestellt. Es käme dafür nur meine Frau infrage und mit dieser Verantwortung würde ich ihr natürlich eine Bürde auf die Schultern legen. Ich werde im ersten Schritt die Tage eine Aufstellung über das noch vorhandene Vermögen machen und mit ihr durch gehen und ihr dann regelmäßig einen neuen Stand geben. Mein eigenes Trading-Konto werde ich auflösen
Titel: Re: An der Börse verzockt
Beitrag von: Wolke am 27 März 2020, 18:40:49
Hallo Blow up,

hab ich das jetzt richtig verstanden? Deine Frau weiß von deiner Spielsucht oder Aktiensucht und überweist dir ne 5-stellige Summe für neue Anlagen????

Könnt ihr beide deine Probleme nicht richtig einschätzen oder seht ihr beide die Problematik überhaupt nicht? Denke ja eigentlich schon,denn sonst hättest du hier nicht geschrieben.......nur weil du keine Schulden hast und ihr gut verdient und ihr damit nicht die Existenzängste der anderen hier habt,solltest du das nicht unterschätzen. Man rutscht sehr schnell ab.
Was möchtest du denn gegen deine Spielsucht ( ich nenn es jetzt mal so,auch wenn du mit Aktien und Wertpapieren usw handelst,zockst) unternehmen? Was hast du schon unternommen?

LG Wolke
Titel: Re: An der Börse verzockt
Beitrag von: blow_up am 27 März 2020, 20:41:19
Hallo Blow up,

hab ich das jetzt richtig verstanden? Deine Frau weiß von deiner Spielsucht oder Aktiensucht und überweist dir ne 5-stellige Summe für neue Anlagen????

Könnt ihr beide deine Probleme nicht richtig einschätzen oder seht ihr beide die Problematik überhaupt nicht? Denke ja eigentlich schon,denn sonst hättest du hier nicht geschrieben.......nur weil du keine Schulden hast und ihr gut verdient und ihr damit nicht die Existenzängste der anderen hier habt,solltest du das nicht unterschätzen. Man rutscht sehr schnell ab.
Was möchtest du denn gegen deine Spielsucht ( ich nenn es jetzt mal so,auch wenn du mit Aktien und Wertpapieren usw handelst,zockst) unternehmen? Was hast du schon unternommen?

LG Wolke

Hallo Wolke, danke auch Dir für dein Feedback! Ich habe das Kind gegenüber meiner Frau nicht beim Namen genannt (bin mir wie gesagt selbst noch nicht sicher ob ich einer Spielsucht unterliege), wohl aber den hohen Verlust der jüngeren Vergangenheit mit ihr diskutiert.
Die Gefahr will ich nicht unterschätzen, bisher habe ich bis auf Web-Recherche und Anmeldung hier im Forum noch nichts unternommen. Hier https://www.manager-magazin.de/lifestyle/artikel/selbstcheck-boersensucht-interview-mit-suchtexperte-werner-gross-a-915426.html (https://www.manager-magazin.de/lifestyle/artikel/selbstcheck-boersensucht-interview-mit-suchtexperte-werner-gross-a-915426.html) gibt es einen Selbstcheck zur Thematik, ich habe 14 von 24 Punkten "geschafft" mit dem Ergebnis dass mein Verhalten bedenklich wäre. Ich würde gerne mit einem neutralen Dritten über die Sache sprechen, bin mir noch nicht sicher welche Stelle dafür geeignet ist. Mein Arbeitgeber bietet eine Sozialberatung mit Verschwiegenheitspflicht an, das wäre der komfortabelste Weg. Ggf auch eine öffentliche/kirchliche Anlaufstelle, muss mich erkundigen. Als pragmatischen Weg habe ich für mich beschlossen, erst mal den Fokus weg von der Börse zu lenken um zu schauen wie "angefixt" ich tatsächlich bin.
Titel: Re: An der Börse verzockt
Beitrag von: Wolke am 27 März 2020, 21:24:14
Dein ständiger Griff zum Handy ,um nach dem Börsenstand zu sehen,zeigt sehr deutlich,wie angefixt du bist.
Wie lange kommst du ohne die Börse,die Aktien aus,ohne an sie zu denken,ohne das Verlangen Papiere zu kaufen oder zu verkaufen,ohne den Börsenstand zu beobachten? Wirst du nicht schon nach ein paar Tagen kribbelig oder sogar nach Stunden?

Es gibt die Caritas,dort arbeiten auch Therapeuten und Sozialpädagogen,mit denen du erstmal Einzelgespräche führen kannst. Die kennen sich mit jeglicher Form von Spielsucht aus und die werden dir sofort ein Feedback geben,über das was sie nach deinen Erzählungen empfinden/spüren. Dann hast du vielleicht ein klares Bild von dir,ich hab es schon:
Du schläfst schlecht,bist schockiert über die Verluste,grübbelst wie du sie wieder reinholen kannst,verheimlichst das meiste vor deiner Frau,du lügst also deine Familie an,sprichst selbst vom Zocken,handelst exzessiv,suchst Strategien,hast massenhaft Bücher darüber gelesen und bist seit der Jugend davon besessen......mir sagt das ,du bist süchtig.

Titel: Re: An der Börse verzockt
Beitrag von: wombelero am 28 März 2020, 10:09:58
Bei den Alkoholiker habe ich einen einfachen Test gelesen, den ich sehr einleuchtend finde. Nicht 24 Fragen die noch spielraum offen lassen, sondern eine simple Frage: Wie fühlst du dich, wenn du für x Tage nicht auf deine Sucht zugreifen kannst. Nur du alleine kannst das beantworten. Wie Wolke bemerkt hat, jemand der nervös wird wenn er seinen fix nicht kriegt und die Gedanken ständig darum kreisen ist schlicht und ergreifen süchtig. Vielleicht nicht im klinischen, psychologie-lehrbuch Sinn, aber für uns Laien würde ich das schon so stehen lassen. Du bist süchtig danach.

Aber lass dich nicht von Begriffen und definitionen ablenken. Die Frage ist, ob du das ständige Risiko mehr Geld zu verlieren, die Anspannung usw so noch ertragen willst. Oder ob du, wie selber bemerkt, lieber auf möglichen supergewinn verzichtest, dich über deinen anständigen Lohn freust und die Zeit deiner Familie und privaten Interesse widmest. Ich kanns dir nur empfehlen.
In diesem Fall kann ich dir nur raten, ehrlich zu sein gegenüber deiner Frau und ihr mitteilen, dass du eher im risikobereich mit den investitionen agierst und um schäden zu vermeiden sie die Geldbezüge kontrolliert und managt.
Dein Beruf macht die Distanzierung sicher nicht einfacher, aber wenn du aktiv mit deinem Drang umzugehen lernst wird es klappen. Das geht nur mit externer Hilfe, im mindesten SHGs oder etwas professionelles. Wie du es vielen Berichten hier lesen kannst, dein eiserner Wille alleine wird nicht genügen. EIne Flaute im Geschäft, etwas ärger zuhause und du fällst wieder in alte Muster zurück,

Bleib stark
Titel: Re: An der Börse verzockt
Beitrag von: blow_up am 28 März 2020, 19:58:27
Dein ständiger Griff zum Handy ,um nach dem Börsenstand zu sehen,zeigt sehr deutlich,wie angefixt du bist.
Wie lange kommst du ohne die Börse,die Aktien aus,ohne an sie zu denken,ohne das Verlangen Papiere zu kaufen oder zu verkaufen,ohne den Börsenstand zu beobachten? Wirst du nicht schon nach ein paar Tagen kribbelig oder sogar nach Stunden?
In den letzten 14 Jahren (mit vielleicht zwei, drei Jahren Unterbrechung nach Ende Studium und Beginn im ersten Job) habe ich mehrfach täglich die Börse verfolgt. Ich war beruflich für einige Zeit in Asien, da bin ich dann nachts aufgestanden weil ich die amerikanische Börse mit 13 Stunden Zeitverschiebung checken wollte. Hab es am Anfang auf den Jetlag geschoben, aber das war wohl nicht der wahre Grund. Wenn irgendwas (schlimmes) in der Welt passiert ist habe ich es meistens zunächst aus der Marktreaktion mitbekommen. Es gab sicher einige Momente in denen ich aufgrund hektischer Märkte mein soziales/berufliches Umfeld vernachlässigt hab oder zumindest stark abgelenkt war. 

Bei den Alkoholiker habe ich einen einfachen Test gelesen, den ich sehr einleuchtend finde. Nicht 24 Fragen die noch spielraum offen lassen, sondern eine simple Frage: Wie fühlst du dich, wenn du für x Tage nicht auf deine Sucht zugreifen kannst. Nur du alleine kannst das beantworten. Wie Wolke bemerkt hat, jemand der nervös wird wenn er seinen fix nicht kriegt und die Gedanken ständig darum kreisen ist schlicht und ergreifen süchtig. Vielleicht nicht im klinischen, psychologie-lehrbuch Sinn, aber für uns Laien würde ich das schon so stehen lassen. Du bist süchtig danach.

Aber lass dich nicht von Begriffen und definitionen ablenken. Die Frage ist, ob du das ständige Risiko mehr Geld zu verlieren, die Anspannung usw so noch ertragen willst. Oder ob du, wie selber bemerkt, lieber auf möglichen supergewinn verzichtest, dich über deinen anständigen Lohn freust und die Zeit deiner Familie und privaten Interesse widmest. Ich kanns dir nur empfehlen.
In diesem Fall kann ich dir nur raten, ehrlich zu sein gegenüber deiner Frau und ihr mitteilen, dass du eher im risikobereich mit den investitionen agierst und um schäden zu vermeiden sie die Geldbezüge kontrolliert und managt.
Dein Beruf macht die Distanzierung sicher nicht einfacher, aber wenn du aktiv mit deinem Drang umzugehen lernst wird es klappen. Das geht nur mit externer Hilfe, im mindesten SHGs oder etwas professionelles. Wie du es vielen Berichten hier lesen kannst, dein eiserner Wille alleine wird nicht genügen. EIne Flaute im Geschäft, etwas ärger zuhause und du fällst wieder in alte Muster zurück,

Bleib stark
Ja, klingt vernünftig. Nach einem schönen sonnigen Tag an der frischen Luft und einem Glas Rotwein ist mein Gedanke dass es mir jetzt wohl besser ginge wenn ich dieses Thema nie für mich in dieser Art und Weise entdeckt hätte - und ich denke das spricht schon für sich. Apropos Rotwein, meine größte Angst vor einer Sucht war offen gesagt immer abstrakt und ich habe dabei stets an Alkohol gedacht. Illegale Drogen habe ich kategorisch ausgeschlossen, glücklicherweise wurde ich in meinem Umfeld noch nie mit Suchterkrankungen konfroniert. Wobei ,es gibt da eine Freundin im Bekanntenkreis die das Geld ihres Partners verwaltet weil der auch hohen finanziellen Schaden erlitten hat um Online-Poker zu spielen. Das fand ich tragisch, den Transfer dass ich vielleicht in ähnlicher Art und Weise betroffen sein könnte habe ich erstaunlicherweise nie angedacht. Vielleicht eine Art Schutzreflex, ich habe bisher immer das Selbstbild gehabt dass ich eben hyperfokussiert sei.
Die Frage ist was ich mit dem großen Gewinn (den ich sicherlich verfolge) überhaupt umsetzen will, ich bin an sich genügsam und halte nicht allzu viel von materiellen Dingen. Ich habe z.B. erst vergangenes Jahr meinen gebrauchten Oberklasse-Wagen gegen einen Kleinwagen getauscht weil umweltfreundlicher und praktischer bei angespannter Parkplatzsituation.

Wie dem auch sei, ich werde dieses Jahr wohl nicht mehr handeln und mir eine SHG suchen.
Titel: Re: An der Börse verzockt
Beitrag von: Wolke am 28 März 2020, 20:10:58
Sehr gute Idee mit der SHG. Warte nicht zu lange damit ,man hat ja grad zuhause seeeehr viel Zeit eine im Internet zu suchen oder die Caritas schon mal per mail anzuschreiben.