Glücksspielsucht => Glücksspielsucht Allgemein => Thema gestartet von: Lexlander am 16 November 2019, 21:08:18

Titel: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Lexlander am 16 November 2019, 21:08:18
Liebe User ,

ich will hier "kurz" meine Geschichte erzählen, wie sich meine Sucht bisher entwickelte und wo ich aktuell stehe.

Vorab will ich sagen, dass ich schon seit einem geraumen Zeit stiller Mitleser dieses Forums bin .

Nun traue ich mich aber auch meine Geschichte zu erzählen .

Alles begann (wie bei vielen ) ganz harmlos . Mit ca 16 Jahren erzählten mir Freunde von diversen Wettanbietern und was sie dort nicht schon alles gewonnen hätten. Ich war neugierig und habe auch gleiche meine erste Wette (damals Oddsett) abgegeben ) . Hatte natürlich kein Glück und der Einsatz war gleich wieder weg ... Aber was sind schon 5-10€ Einsatz .

Später entdeckte ich Spielautomaten für mich. Aber auch hier wusste ich sofort das dies auf Dauer nicht lukrativ für mich sein wird...

Mich machte dies allerdings so neugierig , dass ich mich von nun ab darüber informierte, was es nicht online noch für Möglichkeiten gibt um schnell an Geld zu kommen ... War es der Kick nach der Kohle? Ich weiß es nicht ... Denn finanziell haperte es nicht bei mir ....

Auf jedenfall habe ich über die letzten (ca10 Jahre ) hinweg mich immer wieder den Sportwetten hingegeben .

Ich habe meine Verluste immer wieder durch neue Kreditaufnahmen (kompensiert) .

Mein aktueller Schuldenstand beläuft sich auf etwa 50k.

Diese schulden kommen nicht nur durch das Glücksspiel , aber hauptsächlich dadurch .

Ich habe immer wieder versucht , dies vor meiner Familie zu verstecken.

Habe deshalb auch von den Krediten Urlaube etc bezahlt um mir nichts anmerken zu lassen ...

Erst als mir jetzt meine Bank die Kreditkarte gekündigt hat, hat es Klick bei mir gemacht .

Mein Schwiegervater hat mir die Schulden ausgeglichen . Ein Eintrag in der Schufa besteht nun .

Die Folge daraus... Ich habe unendlich viele schlaflose Nächte... Angst davor , dass mir meine Hausbank meinen noch laufenende Dispo kündigt und Angst davor das mir auch noch meine andere Kreditkarte fristlos gekündigt wird ...

Sorry , dass ist alles gerade ziemlich wirr was ich schreibe , entschuldige dies allerdings durch meine emotionale aufgewühltheit.

Ich habe nun bereits bei unserer ortsansässigen Caritas angerufen und um Hilfe gebeten .mir wurde hier gesagt, dass aufgrund der hohen Nachfrage mit einer Wartezeit von rund 4 Monaten zu rechnen ist ...

Da ich in meiner aktuellen Situation Nicht so lange warten kann , habe ich mich nun an einen spezialisierten Psychotherapeuten gewendet.

 Eine SHG gibt es bei uns in der Nähe nicht . Die nächste wäre ca. 50 km entfernt und findet lt. Aussage Caritas nur nach Bedarf statt.

Ich erwarte mir hier nicht die großartigen Tipps, aber ich wollte alles einmal los werden.

Sorry für die Grammatik , ich habe dies alles gerade in einem hochst emotionalen moment geschrieben

P..s. Spielfrei seit gerade mal 16 Tagen

Gruß Alex
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: taro am 16 November 2019, 23:14:12
Moin Alex,

eine gute erste Anlaufstelle ist dein Hausarzt. Der kann dir auch Informationen zu stationären Therapien geben. 4 Monate warten, oder auch 1 Monat ist in Deinem Zustand keine gute Idee.
Die SHG ist auch eine gute Anlaufstelle. 50 km sind nicht zu weit, das lohnt sich.
16 Tage Spielfrei finde ich richtig klasse. Weiter so.

Taro
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Lexlander am 17 November 2019, 04:38:02
Hallo Taro,

danke dir für deine Antwort.

wäre da nicht noch der Schritt der Offenbarung ...
Ja du hörst richtig ... Meine Frau weiß nichts von der Sucht , ihr ist lediglich bewusst, dass ich hier und da mal etwas getippt habe .. Das dies mittlerweile ausgeufert ist, ihr ihr indes nicht bewusst .

Auch hat sie keine Ahnung von den dadurch bereits entstandenen Schulden .

Durch das, dass ich (VZ) und meine Frau (TZ) arbeiten , erzielen wir durchaus ein gutes Einkommen , so dass ich selbst eine Monsterrate immer gut verheimlichen konnte und bis vor  kurzem auch meinen Verpflichtungen von Rechnungen zu begleichen immer nachkommen konnte.

Nun habe ich eben wieder Höhe Rückstände , die aber Endes des Monats wieder mit dem Weihnachtsgeld ausgeglichen werden können. (Sollte ich weiterhin spielfrei bleiben)

Bewusst ist mir aber auch , dass ich meiner Frau unbedingt Schuldig bin, die Wahrheit zu sagen .

Es ist alles momentan nicht einfach .

LG
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Olli am 17 November 2019, 08:40:27
Guten Morgen Alex!

Herzlich willkommen!

Du befindest Dich gerade an einem Wendepunkt. Viele nennen ihn auch den persönlichen Tiefpunkt.
Erstmalig werden einem da die eigenen Handlungen vor Augen geführt und die Konsequenzen, und seinen es nur die möglichen Konsequenzen, bekommen wir am eigenen Leibe zu spüren.
Bisher konnten wir immer alles noch irgendwie deichseln. Durch Lügen, durch neue Kredite und auch durch Finanzspritzen von eingeweihten Familienmitgliedern.
Gerade die Lügen haben uns immer nur temporär geholfen, wenn wir weiter dem Glückspiel frönten.
Neue Ausreden mussten her - weitere Alternativen der Verschleierung.
Doch das alles ist auch mit Druck verbunden, den wir uns ja selbst auferlegt haben. Dieser Druck kombiniert mit dem Glückspielen reitet uns immer weiter in den Dreck, bis nichts mehr geht.

An besagtem Punkt hast Du die Wahl weiter zu machen und komplett unter zu gehen - alles zu verlieren, was Dir doch eigentlich so am Herzen liegt.
Oder aber Du machst es "anders" - egal wie - nur eben weg von dem Pfad der Selbstvernichtung.
Diese Variante hast Du gewählt - und das ist auch gut so.

Ja, leider gibt es Wartezeiten hier und da. Mal sind es vier Monate, dann nur 2 Wochen.
Die Wartezeiten sind aber kein Grund die Termine nicht doch auszumachen. Die Zeit vergeht so schnell.
Auch sind 50 km nicht zu weit um in eine SHG zu gehen - es sei denn, dass Deine Panikatacken und schlaflosen Nächte Dich doch noch nicht so ganz an Deine Leidensgrenze geführt haben.
Ich würde dort also mal anrufen und Deinen Gesprächsbedarf darlegen, damit das Meeting auch stattfindet.
Alternativ zu SHGs für Glückspielsüchtige kannst Du auch nach solchen für Alkoholkranke suchen.
Ja, es gibt Unterschiede in der Suchtausübung - Du wirst aber sehr viele Parallelen finden. Der Genesungsweg ist der Gleiche.

Du fragst Dich nun, wie Du alles Deiner Frau offenbarst.
Wie immer hast Du die Wahl. Entweder machst Du es wie bisher und hälst Dich an dem Strohhalm des Weihnachtsgeldes fest, oder Du machst es eben "anders".
Dein Schwiegervater hat Dich bereits aus einer Bedrouille gerettet - doch er hat auch für Dich gelogen, da seine Tochter ja noch uninformiert ist.
Diese Lügen müssen weg vom Tisch.
Es ist egal, wie Du es ihr sagst - Hauptsache, Du machst es.
Dir schwirren sicherlich ihre Fragen durch Deinen Kopf. Ganz oben auf der Spitze des Toprankings steht bestimmt diese: "Warum?"
Suchst Du selbst nach Antworten und findest keine?
Nun, Du kannst diese Frage derzeit nicht beantworten. Vielleicht gibt es hier und da ein paar Hinweise, die Dir bewusst sind.
Doch eine fundierte Antwort kannst Du Dir derzeit nicht geben, die musst Du Dir in der Suchthilfe erst erarbeiten.
Könntest Du antworten, dann wäre es sicherlich gar nicht so weit gekommen.

Deiner Frau ist sicherlich nicht entgangen, unter welchem Druck Du stehst. Sie wird auch hier und da sicherlich irgend etwas bemerkt haben, was ihr nicht ganz koscher vorkam.
Ein guter Anfang für das Gespräch wäre also gefunden. Der Rest entwickelt sich von selbst.
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Lexlander am 17 November 2019, 09:21:31
Hallo Olli ,

vielen Dank auch für deine Antwort.

Ich werde wohl nächste Woche nochmal das Telefonat suchen und mich diesesmal nicht so abwimmeln lassen ;-)

Ja das stimmt , meine Frau bekommt natürlich meine innerliche Unruhe mit .

Meinen Schwiegervater habe ich nicht wirklich in die Sache eingeweiht . Er weiß lediglich das es eben diese KK gab mit überzogenem Soll.

Wie ich bereits erwähnt hatte , habe ich nicht die kompletten Beträge aus dem Ratenkredit oder der KK verspielt , allerdings war der Anteil davon auch nicht unerheblich .

Aber das will ich keinesfalls als Grund vorschieben um nicht die ganze Wahrheit auf den Tisch zu bringen .

LG und einen schönen Sonntag
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: wombelero am 17 November 2019, 17:30:17
Hallo Lexlander, deine Geschichte klingt sehr sehr ähnlich wie meine. Und vielen anderen auch. Als ich an diesem Punkt ankam (erst ca 5 Monate her) , an dem du jetzt bist, war das Problem unüberwindbar riesig. Bei übergrossen Problemen lohnt es sich, daraus viele kleine zu machen und diese abzuarbeiten. Man kennt das ja aus dem Geschäft, wobei dort das persönliche nicht ganz so nah geht und man Prioritäten setzen kann.

Unsere Spielsucht mit den Konsequenzen teile ich für mich in drei Kreise ein. Die man zeitgleich angehen muss!
Kreis 1: Deine Sucht. Das ist etwas persönliches. Es nützt nichts, wenn der sagenhafte grosse Gewinn nun kommt und die Schulden weg wären. Wenn du deine Sucht nicht bewältigst wirst du wieder an denselben Punkt gelangen. Also Beratung, SHG und an dir selber arbeiten UND AN DICH GLAUBEN.

Kreis 2: Die Schulden. Tja, du hast sie gemacht, dafür muss du geradestehen. Da gibst Beratung usw. Lass dich beraten und helfen. Und gib die Möglichkeit ab, zu Geld zu kommen. Kein onlinebankuing, Kreditkarte etc. Paypal und deine OC Konten sperren,

Kreis 3: Persönliches Umfeld. Du musst mit deiner Frau sprechen. Der ideale Zeitpunkt ist jetzt, einen besseren gibt es nicht. Sorge dafür, dass ihr eine weile ruhe habt und nicht gleich gestört werdet. Sag es klar und offen, keine Ausreden. Wie sie reagieren wird wirst du sehen und musst du akzeptieren. Auch wenn sie eine Auszeit will ist es in Ordnung, zeige ihr dann dass du an dir (Kreis 1!) arbeitest um einen Rückfall zu verhindern.
Ich musste es meiner Frau auch sagen. Dadurch dass ich ihr offen war, sie meine Scham gemerkt hat und täglich sieht wie ich daran arbeite ist es gut gegangen.

Viel Erfolg und bleib stark. Gib diesen Casino-Idiotten nicht noch mehr von deinem hart erarbeiteten Geld.
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Lexlander am 17 November 2019, 18:08:34
Hallo Wombelero,

auch an dich ein herzliches Danke für deine offenen Worte.

Mir ist durchaus bewusst, dass der Weg mich meiner Frau zu offenbaren unumgänglich ist.

Ich befinde mich allerdings auch gerade in einer Phase , wo ich mich selbst wieder finden muss.
Ich habe aktuell das Gefühl mich selbst nicht mehr zu kennen und das macht es mir aktuell nicht möglich SOFORT die Situation offen anzusprechen.

Ich werde alles daran setzen , mein (nein, UNSER ) leben wieder in geregelte Bahnen zu lenken .

Ich hoffe ich kann auch hier weiter meinen Weg mit euch teilen ...

LG und einen angenehmen Abend
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: taro am 17 November 2019, 18:17:36
Moin Lexaander,

soso, Du bist in einer Phase wo Du Dich selbst wiederfinden musst.
Klar, sonst wärst Du wohl kaum spielsüchtig geworden.
Warten bist Du Dich gefunden hast wird wohl vor der Offenbarung nicht funktionieren.

Sag doch einfach, Du hast Schiss...

Ist verständlich nützt aber nichts. Die Selbsrfindung startet erst, nach der Offenbarung. Je länger du wartest desto schwieriger wird es.

Taro
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Lexlander am 17 November 2019, 18:29:27
OK, ich habe schiss !!

Ja das stimmt !!!
Mehr kann ich dazu leider gerade nicht schreiben ...  Ich will auch nicht weiter schreiben aber , aber , aber ...

Ich muss meine Problem angehen und " Versuche " dies nicht ab morgen , sondern ich MUSS es.

Danke für eure ehrlichen Worte
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Olli am 17 November 2019, 18:46:15
Hi Alex!

Dafür brauchst Du Dich nicht zu schämen.
Mal mehr und mal weniger haben wir das alle schon hinter uns.
Wir können also gut nachvollziehen, wie Du Dich gerade fühlst.

Aber gerade weil wir es hinter uns haben, wissen wir auch, wie wichtig es ist die Offenbarung nicht aufzuschieben.
Damit machst Du es Dir selbst immer schwerer bis hin zu unmöglich.

Du brauchst keine Vorbereitung.
Du brauchst keine einstudierten Monloge oder ein Pflichtenheft an vorformulierten Antworten.
Du brauchst JETZT ein wenig Mut um über Deinen Schatten zu springen.

Vertraue Deiner Frau!
Die Entscheidungen für die Konsequenzen, die Deine Frau daraus auch immer ziehen mag, die hast Du in der Vergangenheit bereits getroffen.
Jetzt geht es nur noch um Schadensminimierung. Es geht um einen Start in den Genesungsweg - ohne Glückspiel - ohne Lügen - ohne schlaflose Nächte - ohne Panikatacken.
Lasse Dich von Deiner Frau unterstützen, sofern sie dazu bereit ist.

Vielleicht klingt es blöde dies von einem Glückspieler zu hören, der über 20 Jahre Geld überwiegend als Suchtmittel angesehen hat, denn als gesetzliches Zahlungsmittel:
Geld ist nur Geld! Da Du gut verdienst, lassen sich die Schulden innerhalb weniger Jahre tilgen.
Deine Gesundheit ist um Universen wichtiger. Wenn Du JETZT nicht klar Schiff machst, dann leidet sie weiter darunter.
Es geht nämlich noch schlimmer, als Du es gerade beschreibst.

Ich schicke Dir daher ein Quentchen Mut ...
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Lexlander am 17 November 2019, 19:18:23
Hallo Olli,

nein , dass klingt überhaupt nicht blöd was du schreibst.

Ich habe ja nach längerem mitlesen bewusst beschlossen hier meine Geschichte zu erzählen. Und das natürlich weil ich in den Beiträgen gemerkt habe, dass ihr die Wahrheit auf den Punkt bringt und nichts verschönigt.

Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Wolke am 17 November 2019, 19:40:59
Hallo Alex,

wenn man jemandem seine Sucht beichtet,kann man es nicht planen oder üben.
 Ich habe es versucht,aber es überkommen einen dabei  solche Gefühle,die man schon lange nicht mehr fühlte. Die ich schon lange nicht mehr gefühlt habe.

Ich wünsche dir viel Kraft für das Gespräch. Du schaffst das!!! Hol dir dein Leben zurück!!!

LG Wolke
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: wombelero am 17 November 2019, 20:22:54
Dude, da musst du durch. Nichts da mit selbstfinden, zuerst "lösungen" suchen, konten ausgleichen usw. Alles ausreden um das unvermeidliche Rauszuschieben.
Siehs mal so: Wenn sie dich verlassen wird, wird sie es auch in einem Monat noch tun. Das heisst für dich dass du einen ganzen Monat im umgewissen bist, weiterhin alles vermeilichst UND die Gefahr läufst dass sie es rausfindet.
Oder sie liebt dich und bleibt bei dir: Sie wird verärgert sein, dass du diesen Weg alleine gegangen bist ohne ihre Unterstützung. Das kann sie zusätzlich verletzen. Durch dick und dünn heisst es so schön.
Also los.....
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Lexlander am 17 November 2019, 20:38:34
Guten Abend ,

ich werde mir eure Worte zu Herzen nehmen und mein Ziel ist es kommende Woche "Klar Schiff zu machen "

Heute bin ich aber dazu noch nicht fähig...

Meine Konten kann ich nie und niemals in Ordnung bringen , bevor meine Frau die Ungereimtheiten erkennt .

Familie geht über alles und ich glaube auch das meine Frau in dieser Situation hinter mir stehen wird.

Ich hoffe ich habe nicht ganz den Eindruck erweckt mich nur verstecken und alles verheimlichen zu wollen .

Mir ist es echt ein großes Anliegen mein Leben wieder zurück zu gewinnen .

LG Alex
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Wolke am 17 November 2019, 21:02:22
Zitat
[Ich hoffe ich habe nicht ganz den Eindruck erweckt mich nur verstecken und alles verheimlichen zu wollen .
/quote]

Wir kennen alle die Angst vor dem Beichten und das Hinauszögern. Du bestimmst den Zeitpunkt,aber je schneller ihr redet,desto früher kannst du gegen deine Krankheit angehen und gemeinsam seid ihr stärker.
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Lexlander am 18 November 2019, 17:31:47
Guten Abend zusammen,

hier bin ich wieder und diesesmal wieder einen Schritt weiter . Ja, ich habe meine Frau in meine Spielsucht eingeweiht .

Anfangs war sie etwas ungläubig und meinte ob ich hier nicht etwas übertreibe , denn n bisschen tippen ist ja nichts schlimmes .

Als ich ihr dann die Ausmaße dargelegt habe sind ihr die Kinnladen runtergefallen ... Puh, in diesem Moment war ich auch Käsebleich...

Sie wollte das erst mal sitzen lassen und ist wgefahren . Mittags kam sie wieder und meinte ich soll mir unbedingt Hilfe holen , sie wolle mir keine Pistole auf die Brust setzen , aber ich muss was tun damit das nicht noch schlimmer wird.

Sie äußerte Angst, dass ich nicht mehr der sein könnte den sie Mal kennenlernen durfte :-(

Sie will mich auch bei meinen weiteren Schritten unterstützen.

Nu ja, bin total fertig, aber froh diesen Schritt getan zu haben . Erleichterung empfinde ich allerdings noch nicht , dafür habe ich noch zu viele Baustellen ...

Spielfrei bin ich nach wie vor und habe mich auch auf diversen Plattformen permanent sperren lassen . Morgen Ruf ich nochmal bei der Caritas an und erkundige mich nochmals bzgl einer SHG.

LG und einen angenehmen Abend

Alex
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: taro am 18 November 2019, 17:36:19
👍
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Olli am 18 November 2019, 18:00:50
Hi Alex!

Zitat
Nu ja, bin total fertig, aber froh diesen Schritt getan zu haben .

Genau! Dieser Schritt liegt hinter Dir! Super!

Nun folgen weitere, die Du auch gebacken bekommst!
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Lexlander am 18 November 2019, 20:24:19
Danke dir Olli, aber gerade sitze ich wieder alleine am Tisch Zuhause (Frau in der Arbeit) und muss schon wieder viel zu viel nachdenken ... Auch erwische ich mich immer wieder bei dem Gedanken wie es denn nun wäre wenn ich nur Mal nur einen kleinen Tipp abgeben würde .... Ich will das nicht und ich mach das auch nicht , aber allein der Gedanke daran schmerzt .... LG
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Lexlander am 18 November 2019, 21:16:03
Ich habe nun noch einen Freund kontaktiert der sich morgen mit mir treffen wird . Er kennt und betreut u.a. auch solches Klientel. Vllt hilft mir das auch noch etwas . Ich Versuche gerade jeden Strohhalm zu fassen
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: wombelero am 19 November 2019, 09:03:51
Super gemacht. Etwas erledigt. Natürlich ist deswegen nicht alles friedefreude eierkuchen, denn jetzt gehts ans aufarbeiten. Ich nehme an alle, zumindest bei mir ist es so, haben immer wieder Gedanken ans Spielen. Genau deswegen ist es ja auch eine Sucht, man WILL es. Den Hirn schreit danach. Zudem verknüpft mit der Hoffnung dass jetzt der grosse Gewinn kommt mt dem die Schulden weg sind. Nein, er wird nicht kommen. Und du musst stark bleiben. In erster Linie für dich, aber auch für deine Familie. Überleg dir auch, was du in der Zeit machst, wo du normalerweise gezockt hast. Wie kannst du die se Zeit überbrücken. Sonst sitzt du gelangweilt rum und es ist nochmals leichter wieder in alte Muster zu verfallen. Spazieren? Etwas selber bauen?
Bleib stark
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Lexlander am 19 November 2019, 09:34:39
Hallo Wombelero,

danke für deine Antwort.

Am einfachsten wäre es wohl, ich würde wieder zur Arbeit gehen.

Ist meine Familie Zuhause, kannst du mir glauben bin ich gut ausgelastet , doch abends öffnet sich immer wieder so ein Fenster.

Ein Fenster, wo dir jemand die Leiter an die Wand stellt und du möchtest diese hinabsteigen um zu alte Verhaltensmuster zurückzukehren.

Ich versuche diese Leiter aber immer wieder wegzustoßen und Willensstärke zu zeigen.

LG
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: wombelero am 19 November 2019, 16:30:19
Diese Zeitfenster sind gefährlich. Bei mir war es so, dass ich mich auf meine Zeitfenster richtiggehend gefreut habe, um wieder spielen zu können. Für mich war es (und ist es immer noch) wichtig, diese Zeitfenster aktiv mit etwas anderem zu füllen. Etwas, das ich ähnlich flexibel / mobil machen kann (also zB auch im Hotel) und ich mich zumindest ein wenig darauf freuen kann!
Wille ist gut, aber die Sucht ist stark und wird zuschlagen sobald es dir schlechter gehen wird (und ein tief wird kommen, so ist das Leben nun mal). Nutze die Zeit jetzt wo alles frisch ist dir zu überlegen, was du machen kannst. Jeder ist anders. Spazieren? Basteln? Home-Sport? Videoblog? Sprache lernen? Was auch immer, fange damit an damit dein Hirn sich an die neuen Abläufe und Muster gewöhnen kann um so neue (und gesundere) Gewohnheiten zu festigen.
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Lexlander am 24 November 2019, 20:45:39
Hallo zusammen,

wollte mich mal wieder hier melden und euch mitteilen was sich die letzten Tage so getan hat (Muss mir das einfach wieder mal von der Seele schreiben :-) )

Ich habe bisher nach wie vor nicht gespielt und gehe nächsten Monat zum 1.x in eine SHG.

Trotz alledem plagen mich immer wieder die finanziellen Sorgen .

Aufgrund meines Schufaeintrages (Durch Kündigung einer KK) habe ich einfach so viel Angst , dass mir nun weitere Verpflichtungen fristlos gekündigt werden (Habe noch 2 KK , 2 Kurzzeitkredite und einen Rahmenkredit)

Natürlich habe ich mich schon ausführlich informiert und sollte hier wohl auch nicht so ängstlich sein, da die Bank wohl sehr dumm wäre mir meinen Kredit zu kündigen . (Kaum pfändbar)

Die sind wohl froh ,bei lange ich meine Monsterraten noch fleißig bei ihnen begleiche .

Trotzdem ist diese Situation für mich manchmal einfach unerträglich... Natürlich ist mir bewusst , dass meine Gesundheit vorgeht und dies evtl auch erstmal hinten angestellt werden soll...

Aber jetzt beginne ich schon wieder zu jammern, sorry dafür..

Die Zeit des Wartens auf den 1. Termin in der SHG kommt mir auch endlos vor ... Aber ich will weiterhin stark bleiben .

Wünsche allen einen angenehmen Abend

LG Alex
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: andreasg am 25 November 2019, 06:23:08
Hallo Alex,

Soziale Ängste begleiten mich auch durch mein Leben. Habe gerade mein Vorfrühstück eingenommen, die Tabletten ... Anfang Dezember zieht die Krankenkasse +100,00€ von meinem Konto ab, und damit 1% meiner Jahresrente, damit mir jeden Morgen übel werden darf, und ich mur keine Gedanken über Weihnachten machen brauche,  sei denn, ich überwinde meinen Stolz, und gehe in eine Sozialküche.

Eigentlich müsste Deine Hausbank Dir einen roten Teppich ausrollen. Die freuen sich bestimmt,  wenn Du die Krefitabteilung aufsuchst, und Dein Anliegen wie hier geschildert vorbtingdt. Das Kindrrgrld z.B. dient ja Deinen Kindern, fällt mir dahri ein.Ich denke, der Therapeut kann Dir da über die Schwrlle hrlfen.

Einen guten Wochenbeginn
Andreas
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Lexlander am 25 November 2019, 16:17:11
Hallo Andreas ,

danke für deine Antwort .

Das das Kindergeld unpfädbar ist ist mir durchaus bewusst.

Ich bin gerade dabei alles irgendwie in geregelte Bahnen zu lenken . Oft nicht einfach , aber ich denke ich kann das schaffen .

Natürlich nicht innerhalb von Tagen , Wochen oder Monaten . Nein dies stellt einen langen Prozess dar.

Ich will stark bleiben und es schaffen .

Ich wünsche dir auf deinen weiteren Lebensweg alles gut

Ich hoffe für dich, dass dir diese hilft , aber dich auch nicht zu sehr in deiner Lebensqualität weiter beeinflusst .

LG Alex
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Ilona am 25 November 2019, 16:31:34
@Lexlander
Die Zeit des Wartens auf den 1. Termin in der SHG und beim Psychologen kommt mir auch endlos vor ... Aber ich will weiterhin stark bleiben .

Hast du schon einmal darüber nachgedacht die Hotline anzurufen oder dich an die Onlineberatung zu wenden?
Hotline                0800 0776611     
Onlineberatung  https://www.gluecksspielsucht-nrw.de/onlineberatung/index.html   

Alles Gute

Ilona
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Lexlander am 25 November 2019, 16:51:44
Um ehrlich zu sein , NEIN Ilona . Ich schätze immer den Kontakt persönlich ,natürlich sollte ich vllt dsbzgl. Etwas offener sein. Ich kann mir eben nur schwer vorstellen , dass mir jemand am Telefon "helfen" kann... Ich weiß das jetzt kommt ... " Probier es doch einfach, du kannst nichts verlieren " , aber ich hab das Empfinden , dass ich mir jemanden direkt gegenüber haben muss dem ich mich anvertrauen kann :-(
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Olli am 25 November 2019, 18:47:03
Hi Alex!

Und wenn Du es nicht als Alternative, sondern als Ergänzung Deines Planes ansiehst?

Ich habe die Online-Beratung mal unabhängig von der Sucht kontaktiert und fühlte mich gut dort aufgehoben.
Natürlich kann die OB das persönliche Gespräch nicht ersetzen und ich denke mir auch, dass dies gar nicht das Ziel der OB ist.
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Lexlander am 25 November 2019, 18:48:27
Wann ist denn die OB immer verfügbar ?
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Ilona am 25 November 2019, 19:31:49
Du kannst jederzeit schreiben. Zum Beispiel jetzt. Du bekommst dann einige Zeit später eine Antwort und kannst dann darauf wieder reagieren. Du wirst staunen wie persönlich das werden kann.
Alles Gute und viele Grüße
Ilona
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Olli am 25 November 2019, 19:36:50
Schau Dir die Seite mal an: https://www.gluecksspielsucht-nrw.de/onlineberatung/index.html

Du hast hier die Wahl zu einer Mailberatung oder einem Chat ...
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Lexlander am 25 November 2019, 19:44:50
Danke, ich habe mich angemeldet und bereits eine Anfrage per Mail gesendet. LG
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Olli am 26 November 2019, 06:01:56
Hi Alex!

Der Stein ist ins Rollen gekommen ... :)

Der Anspruch der Mailberatung war es einmal innerhalb von ein paar Werktagen zu antworten.
Das wurde bei mir deutlich unterschritten ...
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Lexlander am 26 November 2019, 11:24:42
Hallo Olli,

stimmt, ich habe tatsächlich schon Antwort bekommen :-)

LG Alex
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Lexlander am 20 Dezember 2019, 23:04:00
Hallo zusammen , ich bin jetzt fast 2 Monate spielfrei aber mir geht es richtig schlecht. Ich habe gerade große Angst wieder rückfällig zu werden. Ich weiß aber nicht warum, eigentlich passt ja alles ... Bin in Therapie und hab auch schon wieder neue Hobbys für mich gefunden . Es tut einfach so weh...
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Wolke am 21 Dezember 2019, 02:23:53
Hey,

kennst du den Grund/Auslöser ,warum es dir schlecht geht? Hast du mit jemandem geredet? Wende skills an,wenn der Druck ganz schlimm wird. Eiskalt duschen,Chili essen,Treppe rauf und runter rennen,volle pulle Musik an und tanzen oder Schattenboxen dabei.

Rufe die Seelsorge an,die sind immer da. Rede mit denen,bis der Druck nachlässt.

Bleib stark

LG Wolke
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Olli am 21 Dezember 2019, 06:26:36
Hi Alex!

Ich hoffe, dass es Dir heute morgen besser geht?

Wenn nicht, dann schreibe einfach hier drauf los.
Pfeife auf Grammatik oder Struktur, wofür Du Dich schon mal entschuldigt hast.
Das ist nebensächlich - uninteressant ...

Bringe einfach Deine Gefühle und Gedanken zur Tastatur.
Das hilft schon mal ...

Zwei Monate sind es bereits? Cooool ... :)
Wie schnell doch die Zeit vergeht.
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Lexlander am 21 Dezember 2019, 07:36:31
Guten Morgen ,

danke für eure lieben Worte .

ich habe gestern noch paar Runden im Garten gedreht und bin dann schlafen gegangen. Glücklicherweise bin ich auch zeitnah eingeschlafen .

Zuvor war ich bei Freunden um mit ihnen Eishockey zu schauen . Eigentlich war alles sehr entspannt . Allerdings verspührte ich nach Abpfiff eine komische Unruhe in mir, die mich dazu bewog, nach Hause zu gehen .

Bereits auf dem Weg nach Hause (zu Fuß ca 10 Minuten ) fing ich stark an zu schwitzen , mein Herz pochte ...

Ja, seit 01.11. Spielfrei . Aber ich weiß, dass mir noch ein langer Weg bevorsteht .

Gruß Alex
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Olli am 21 Dezember 2019, 11:09:16
Hi Alex!

Ich habe damals bei uns im Örtchen Zeitungen ausgetragen.
Wenn man sich die Strecke auf einer Karte anschaut, dann sind das ca. 2 km, zzgl. der Straßen, die links und rechts abgehen.
Dazu kamen dann noch all die Hauseingänge ... es summierte sich bestimmt auf 5 km Fußweg.
Naja, damals waren Schrittzähler noch gar nicht bekannt und ich hätte es auch gar nicht wissen wollen.
Viel zu groß war die Gefahr, dass ich die Lust verlor überhaupt anzufangen.
Der riesige Stapel Zeitungen - die Strecke - das wäre mir zu entmutigend gewesen, um mich damit zu beschäftigen.
Also habe ich in Etappen gedacht. Von hier bis zur Brücke ... diese Seitenstraße, dann jene ... da, beim Autohändler fängt schon die nächste Etappe an.

Ich konnte immer zurück schauen, was ich schon alles geschafft hatte - und wie der Berg an Zeitungen schrumpfte, so nahm der Berg an Etappen langsam aber stetig zu.

Beim Genesungsweg brauchen wir uns auch nicht auf den gesamten Weg vor uns zu konzentrieren.
Dies wäre auch viel zu ermüdend.

In meiner damaligen SHG-Gruppe (GA) wurde in 24 h gedacht. Dies habe ich für mich übernommen.
Tatsächlich sind es je Tag ja eigentlich einige Stunden weniger, in denen wir mit der Sucht konfrontoert werden können - da schlafen wir.
Dann haben die meisten Verpflichtungen, die die Zeitspanne das Glückspiel auszuüben auch noch mal verkürzen.

Also bleibt nur eine überschaubare Stundenzahl übrig.

Wenn ich in 24 h denke, dann kann ich jeden Tag als eine Etappe definieren.
Somit setze ich mir nich nur ein Ziel, ich kann es auch jeden Tag erreichen.
Dieser Erfolg motiviert für die nächste Etappe.

Ich erlaube mir nur für heute spielfrei bleiben zu dürfen! - Dieser Satz, ein wenig abgewandelt von mir, habe ich damals aus meiner Gruppe übernommen.

Kam ich damit nicht zurecht, weil die Zeitspanne einfach doch zu lang war, dann stand es mir frei aus dem "heute", also den 24 h, einfach z.B. 1 h zu machen.
Bei einem Freund, der sich mir bei enormen Suchtdrck anvertraute, reduzierten wir es auf 5 min.
Nun, es hat funktioniert ... der Suchtdruck verging so schnell, wie er gekommen war.

Dies macht er immer - und das ist das "Schöne" daran, er kommt nicht nur - er vergeht auch wieder.

Magst Du Deine Gedanken und Gefühle schildern, die Dich haben nervös werden lassen?

Seit 01.11. sind es nun 51 * 24 h ... eine Menge kleiner Etappen ...
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Lexlander am 30 Dezember 2019, 11:28:53
Servus Olli,

sorry, sorry, sorry , ich habe deinen Beitrag jetzt erst gelesen , dachte ich hätte auf meinen letzten Beitrag keine Antwort mehr erhalten 🙈

Meine Gedanken und Gefühle sind immer gekoppelt an Ereignissen, die sich aktuell ergeben . So zb rief mich vor einer Zeit ein Freund an und wollte Tipps für eine Sportwette haben . Mit dieser Situation war ich total überfordert. Ich habe dies auch in der Onlineberatung und meinem Therapeuten bereits mitgeteilt .

Ich merke einfach auch nach 2 Monaten noch, dass mich tagtäglich das "Verlangen" immer wieder packt, ich dieses allerdings mit meinen Skills/Notfallkoffer abwenden kann .

Es ist ein verdammt langer Weg das ist mir bewusst.

Ein weiterer großer Rückschlag war, dass gleich der 1. Termin in der SHG abgesagt wurde und beim 2.x stand ich vor verschlossener Tür. Bin dann quasi umsonst 100km gefahren, dass war mehr als frustrierend.

Viele Grüße Alex

Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Lexlander am 01 Februar 2020, 15:46:08
Hallo zusammen,

heute bin ich 3 Monate spielfrei.

Auch habe ich die ersten Schritte in eine SHG gewagt , nehme an einer Onlineberatung Teil und tausche mich im Chat regelmäßig mit anderen betroffenen aus. Anfangs wusste kaum jemand über meine "Krankheit" bescheid. Der Weg, der Offenbarung gegenüber meiner Frau war wohl das schlimmste was ich in dieser Zeit über mich gebracht habe .

Meine Frau stand und steht allerdings komplett hinter mir . Wir haben mein Konto aufgelöst und ein gemeinsames Konto eröffnet. Hier hat bisweilen meine Frau allein Zugriff darauf . Auch mein Bankberater ist bzgl meiner Sucht im bilde.

Und ja , mir helfen meine Skills , Methoden , oder auch Comedyeinlagen genannt . Natürlich bevorzuge ich es mit jemanden persönlich zu reden , aber was ist eben wenn ich allein Zuhause sitze abends und es packt mich .... !? Und das sind genau die Momente, in diesen ich ab und an immer noch ein Gefühl der Hilflosigkeit verspühre.

Hier erreiche ich um Mitternacht aber niemanden mit dem ich reden kann. Deshalb ist es für mich gut und wichtig eine Methode anzuwenden die mir den Druck und das Gefühl der Hilflosigkeit nimmt . Ich finde es weder beschämend noch lächerlich . Alles was hilft ist gut.

Auch habe ich in dieser Zeit wieder angefangen neue Hobbys zu entwickeln . In den ersten 2 Monaten hatte ich massiv Probleme , mich überhaupt unter Menschen zu trauen .

Jetzt nehme ich wieder aktiv am Leben Teil.

Natürlich habe ich auch immer die Schulden die ich angehäuft habe im Kopf , dies lässt sich allerdings mit Hilfe meiner Frau gut regulieren .

Alles im allem bin ich froh meine Familie zu haben . Ich liebe diese über alles und will weiterhin stark bleiben .

Mein Weg ist noch lange, aber ich bin bereit diesen weiter zu gehen .

Ich wünsche allen noch ein schönes Wochende

Gruß Alex
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: In5omnia am 14 Februar 2020, 19:47:05
Was ist denn die letzten 2 Wochen alles so passiert?

Gibts denn Neuigkeiten bzgl. des Wohlbefindens?

Viele Grüße nach Bayern
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Lexlander am 14 Februar 2020, 21:06:29
Servus,

schön das du meinen Thread kommentierst :)

Ich hatte mir vorgenommen ab sofort immer monatlich ein Update einzustellen , mache das aber auch gerne jetzt.

Ich war heute erst wieder bei meinem Therapeuten, wo ich mich auch nach wie vor sehr gut aufgehoben fühl.

Ich bin nach wie vor spielfrei . Das einzige was mich momentan etwas belastet ist, dass ich imens viel Zeit für meine Genesung in Anspruch nehme (SHG, Therapeut, Forum, Onlineberatung...) Bin dabei, dieses alles etwas zu dosieren , um auch wieder mehr Freizeit zu finden. 

Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: In5omnia am 14 Februar 2020, 21:51:39
Ich glaube ein voller Terminkalender ist besser als zu viel Zeit zum Grübeln bspw. oder zum rückfällig werden.

Ich finde es wirklich interessant die ganzen Geschichten wie auch deine zu verfolgen.

Besser zu früh als zu spät.

Dann ein gutes Nächt'l, schönes Wochenende und immer schön sauber bleiben.

Ich stürz mich ab Montag wieder in die Arbeit und versuche meinen ärgerlichen "Miniverlust" zu verkraften" ;)
in diesem Sinne.

Alles Gute und immer schön sauber bleiben.
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Lexlander am 03 März 2020, 10:38:30
Hallo zusammen,

ich bin nun seit dem 01.11.2019 spielfrei. In letzter Zeit habe ich allerdings gemerkt , dass meine Lebensfreude nachlässt . Die ersten 2 Monate waren gefüllt von Freude und dem Gefühl endlich die Sucht im Griff zu haben. Aktuell verspühre ich trotzdem ein Gefühl von Leere.

Die letzten Monate habe ich extrem viel Zeit für meine Genesung aufgewendet (SHG, Psychotherapie, Offenbarung gegenüber meiner Familie ...) Dies hat mich sehr viel Kraft gekostet und ich hoffe nun, auch wieder mehr Zeit für meine Familie und Freizeit zu haben.

Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Realist am 03 März 2020, 10:57:24
Hi Lexlander,

das ist super, wie du es machst.
Diese innere Leere kenne ich auch, gehe dann meistens spazieren, wenn es möglich ist, das hilft mir. Wünsche Dir weiterhin alles was du brauchst, um spielfrei zu bleiben!
Gruß
Realist
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Lexlander am 03 März 2020, 11:02:01
Hallo Realist,

danke für deine Worte.
Ja, ich werde wieder versuchen müssen etwas mehr Zeit für mich zu finden. Anfangs gelang mir dies auch sehr gut. Aktuell schleicht sich ein Gefühl von Lethargie ein.

Seit 2 Wochen habe ich nun auch wieder Zugang zum Konto (Mittlerweile Gemeinschaftskonto mit meiner Frau). Zugang zum Online-Banking will ich allerdings selbst noch keinen haben, obwohl ich mich stabil finde.

Ich freue mich nun schon, wenn das Frühjahr kommt.
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: wombelero am 03 März 2020, 11:30:23
Hi Lexlander, ich weiss was du meinst. In den ersten Wochen nach dem Entschluss war ein Enthusiasmus da, der einem Schwung verlieh. Aber das Leben, die Routine und die üblichen Sachen holen einem schneller ein als einem lieb ist.
Die Gedanken an die Schulden drücken, das kleine Teufelein auf der Schulter fängt an zu flüstern man könne doch die Schulden einfach tilgen mit casinos. Die Stimme wird lauter.

Bei mir kommen noch "Sachen" hinzu aus dem Leben, die mich ja zum spielen gebracht haben. Diese Sachen sind noch da, auch wenn ich sie aktiv angehe. Die Verlockung ist da. Wir müssen aber stark bleiben und nicht nachlassen. Lethargie bekämpfen mit anderen Aktivität. Was hast du neu angefangen?
Worauf kannst du dich neu konzentrieren, das dir Freude macht?
Ich habe übrigens auch Zugriff auf Kreditkarte und komme jederzeit an Geld, muss (und will) dafür hinstehen. Das heisst meine Frau verwaltet die Auszüge und merkwürdige Bezüge würden diskutiert. Zum Glück!

Also, bleib stark!
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Lexlander am 03 März 2020, 11:55:32
Ich bin momentan sehr stark in der Arbeit und Zuhause eingespannt, aber ich versuche mir nun wieder Raum zu schaffen, um meine Gedanken etwas abzulenken.

Die Schulden sind eigentlich gar nicht das was mich groß bedrückt. Diese sind nun da, hilft eh nichts . Hatte am Anfang meiner Abstinenz einen großen Rahmenkredit , viele Schulden bei Freunden, 3 Kleinkredite ...

Mittlerweile habe ich (Dank meiner Frau) 2 Kleinkredite getilgt und der letzte ist Mitte April abbezahlt . Der große Rahmenkredit läuft noch 5 Jahre. Dies lässt sich allerdings gut abbezahlen wenn ich weiter standhaft bleibe.

Auch hatte ich vor einiger Zeit schon ein Gespräch mit meinem Bankberater. Dieser ist über meine Spielsucht eingeweiht und hat hierfür viel Verständnis aufgebracht . Bei kritischen Kontobewegungen würde er sofort meine Frau anrufen , aber das Verlangen zu zocken verspühre ich nicht.

Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Olli am 03 März 2020, 12:10:12
Hi Alex!

Beschreibe doch bitte das Gefühl der inneren Leere mal detaillierter.
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Lexlander am 03 März 2020, 12:24:33
Hallo Olli,

ich habe manchmal das Gefühl nichts mehr sinnvolles auf die Reihe zu bekommen. In der Arbeit war ich immer hochmotiviert und liebte die Herausforderung. Momentan bin ich antriebslos und lustlos ....

Es ist ein Zustand von "Sinnlosigkeit" Ich komme mir nutzlos vor und habe einfach das Gefühl nichts mehr "auf die Kette" zu bekommen.

Viele Dinge, die mich früher begeistert haben, finden für mich keine Bedeutung mehr.

Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Olli am 03 März 2020, 13:07:08
Hi Alex!

Das Gefühl der inneren Leere deutet immer auf einen Mangel hin.
Der kann für Dich mit "gerade einmal" vier Monaten Abstinenz durchaus gefährlich werden.
Natürlich ist das ein super Erfolg.
Um auch geistig und emotional trocken zu werden, bedarf es aber mindestens ein halbes bis ganzes Jahr, inclusive. Der aktiven Arbeit an sich selbst.
Du bist also auf einem sehr guten Weg.

In der Zwischenzeit kann die Motivation mal rauf und mal runter gehen. Das ist völlig normal.

Nach den UPS und Downs durch die Spielsucht kamen nun jede Menge Erfolgsmomente durch Deinen Genesungsweg.
Könnte es also auch sein, dass nun die "Normalität" von Dir einfach nur als langweilig und demotivierend empfunden wird?
Vielleicht bist Du aber auch einfach nur ausgelaugt durch die Erlebnisse der letzten Monate?

Wie war das ... bist Du noch bei dem Therapeuten? Wenn ja, dann spreche das Thema dort bitte an.


Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Lexlander am 03 März 2020, 13:12:09
Ja, ich bin nach wie vor beim Therapeuten und mir wurden auch weitere 12 Einzelsitzungen von der Krankenkasse genehmigt . Besuche immer im Wechsel 1x wöchentlich die SHG und in der anderen Woche dann meinen Therapeuten.

Ich denke auch, dass ich eventuell einfach etwas ausgelaugt und erschöpft bin. Ich werde dies aber auf jeden Fall in der SHG und bei meinem Therapeuten ansprechen.
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Olli am 03 März 2020, 13:14:18
Nutzlos?

Realisiere das gerade erst ...

Das impliziert ja einen selbst auferlegten Leistungsdruck!

Mache mal für zwei oder drei Minuten die Augen zu und atme ganz ruhig.
Dann sagst du Dir selbst:

ICH BIN GENAU RICHTIG, SO WIE ICH BIN!

Was geht Dir danach durch den Kopf?

(Suggestionsübungen alleine sind immer schwierig. Versuche es trotzdem mal ...)
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: andreasg am 03 März 2020, 13:55:44
Hallo Alex,

ich bin in der Häuslichen Pflege angekommen,  - und ich heule dem schönen Arbeitsleben nach, bei all' dem Stress,  den ich von dort so oft in die Spielhalle gebracht habe.

Es reicht nicht aus, sich auf den Lorbeeren auszuruhen,  sie verwelken,
aber es erst einmal anzunehmen,
daß  Menschen eine positive  Wertschätzung mir - und sicher auch Dir entgegen bringen, läßt sich nicht mehr beiseite wischen.

Es anzunehmen ist Arbeit an sich selber.

Alex, Du bist es Wert.

so long
Andreas
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Lexlander am 12 Mai 2020, 19:18:23
Hallo zusammen,

ich hatte mich vor einiger Zeit hier abgemeldet, da ich dachte etwas Abstand tut mir ganz gut . Allerdings muss ich zugeben, dass mir das Forum schon abging :)

Habe mich deshalb dazu entschlossen , mich wieder "neu" mit altem, gewohnten Nick zu registrieren :)

Ich bin aktuell immer noch spielfrei (seit 01.11.2019)

LG und einen schönen Abend an alle !

Lex
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Olli am 12 Mai 2020, 19:37:01
Hi Alex!

Welcome back ... ;)
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Wolke am 12 Mai 2020, 20:25:24
Zitat
ich hatte mich vor einiger Zeit hier abgemeldet, da ich dachte etwas Abstand tut mir ganz gut

Hallo Alex,

ging und geht mir ähnlich. Es kommt so in Wellen,ähnlich wie der Spieldruck,da wird es einem zuviel davon zu reden,zu hören,zu schreiben oder daran zu denken. Wenn ich merke,es ist zuviel,nehm ich mich zurück,wenn viele Gedanken oder Träume im Kopf sind,dann schreib ich drüber.
Man muss ein gesundes Mittelmaß finden,dass man die Krankheit in Schach hält,sie aber nicht das ganze Leben,den Alltag bestimmt.

Super mit deiner Spielfreiheit. Du schaffst das.

LG Wolke
Titel: Re: Mein Leben mit der Sucht
Beitrag von: Lexlander am 14 August 2020, 21:27:51
Hallo ihr Lieben,

habe schon eine Weile nichts mehr von mir hören / lesen lassen. Wollte nun mal wieder ein kurzes Update zu mir abgeben. Ich bin weiterhin spielfrei (bereits seit 1.11.2019)

Auch habe ich nur noch sehr sehr wenige Gedanken an Spielen. Die SHG besuche ich nun auch wieder regelmäßig (alle 2 Wochen 1x)

Mittlerweile habe ich auch wieder Zugriff auf das Bankkonto, was kurz nach meiner spielfrei en Zeit zu einem Gemeinschaftskonto mit meiner Frau umfunktioniert wurde.

Wir haben erst kürzlich mit der Familie einen Kurzurlaub in Österreich verbracht. Das erste Mal nach Jahren, dass ich mir diesen selbst erspart habe und nicht auf Pump los bin :)

Ich wünsche euch allen weiterhin alles Gute.

LG Alex